Bootsführerschein in Holland? Braucht man nicht! Oder?

Boote bis 15 Meter Länge, die nicht schneller fahren können als 20 km/h sind in den Niederlanden auf Binnengewässern führerscheinfrei, auch für Deutsche.  Soweit, so klar, oder?

Was bedeutet Länge?

Hier zielt der Gesetzgeber auf die Rumpflänge ab. Bugspriet, nicht dauerhaft befestigte (angeschweißt oder laminiert) Badeplattform oder ein angehängtes Ruder zählen nicht mit zur Rumpflänge. Es geht also von Steven zu Steven

Was bedeutet „Schneller als 20 km/h“?

Wenn ein Fahrzeug aus eigener Kraft mehr als 20 km/h erreichen kann, benötigt man einen Führerschein. Klingt klar. ABER: Das Schlauchboot, das mit 90 Kilogramm Papa an Bord ein Verdränger ist, kann mit 40 Kilogramm Nachwuchs durchaus gleiten und dann auch schneller als 20 km/h fahren. Wird der Nachwuchs nun inflagranti beim munteren Umhergleiten erwischt, ist ein Gespräch mit den Eltern und entsprechnd auch ein Bußgeld fällig. Zum Führen eines schnellen Bootes muss man in den Niederlanden einen Bootsführerschein besitzen und mindestens 18 Jahre alt sein. Ein 2,40 Meter Dingi mit 5 PS Außenborder macht zwar Riesenspaß, vielleicht ist aber eine Elektrovariante besser. Für den Geldbeutel und die Nachbarn im Hafen… Um ein Schiff bis 7 Meter Länge zu fahren, das nicht schneller ist als 13 km/h fahren kann, muss man mindestens 13 Jahre alt sein

Was bedeutet Binnengewässer?

Da sind die Niederländer zum Glück sehr pragmatisch. Man hat, vereinfacht gesagt, eine Linie um das Land gezogen, außen an den Mündungen im Delta vorbei, über den Strand und außen um die Watteninseln herum. Alles innerhalb ist binnen. Also auch die Waddenzee, IJssel- und Markermeer sowie die Gewässer in Zeeland. Hier kann man also mit einem Schiff bis zu 15 Meter oder langsamer als 20 km/h ohne Führerschein fahren. Erfüllt das Schiff die Vorgaben nicht, benötigt man einen Führerschein. Und hier wird unterschieden: Auf Binnenwateren, wie Flüssen und Kanälen benötigt man als Deutscher den Sportbootführerschein Binnen, analog zum Klein Vaarbewijs I. Auf ruimen Binnenwateren wie IJssel- und Markermeer, Waddenzee und der Oosterschelde wird der Sportbootführerschein See gefordert, er entspricht dem Klein Vaarbewijs II.

Also ein Schiff chartern und losfahren?

So einfach ist es nicht. Viele Vercharterer, besonders von größeren Motoryachten, schließen Fahrten auf dem IJsselmeer erstmal aus. Wer dort dennoch hinaus möchte, muss einen Führerschein und entsprechende Erfahrung nachweisen. Oftmals muss auch ein IJsselmeerpaket mit weiteren Karten, einem Funkgerät oder Rettungswesten hinzugebucht werden. Das ist von Firma zu Firma unterschiedlich. Wer also einen Trip über größeres Wasser plant, sollte das zuvor mit dem Vercharterer abstimmen. Stahlschiffe haben oftmals naturgemäß einen hohen Schwerpunkt. Man muss sich daher selbst fragen, ob eine Fahrt bei 5 oder mehr Windstärken auf dem IJsselmeer zur Steigerung der Urlaubsfreude beiträgt, oder ob im Anschluss buchstäblich und im übertragenen Sinne zerschlagenes Porzellan aufgefegt werden muss. Nach Urk zum Beispiel, gelangt man auch binnendurch ganz gut.

Welche Ausrüstung braucht ein schnelles Motorboot?

Wenn ein Motorboot schneller als 20 km/h fahren kann, benötigt es zusätzliche Ausrüstung, die an Bord sein muss:

– Registriernummer (Deutsche Registrierung wird anerkannt) oder Y-Nummer (gibt es bei der Post). Unterlagen dazu müssen an Bord sein.

– Totmannknopf mit Kordel ums Handgelenk

– Rettungsweste für jedes Besatzungsmitglied

– Verbandskasten

– Feuerlöscher von minimal 2 Kilogramm (gewartet???)

– Ein Signalhorn

– Das BinnenvaartPoliteRegelement (BPR). Das reicht auch digital, etwa auf dem Handy

– Der Fahrer muss beim Schnellfahren auf dem dafür vorgesehenen Platz sitzen

Tipps zum Thema Funk an Bord findet man hier. Allgemeine Info zum Fahren in den Niederlanden stehen hier.

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