Klaus bloggt – Wo geht’s lang?
Neulich hab ich mich ja schon gefragt, worum es denn bei dieser Veranstaltung eigentlich geht. Um das noch mal ganz kurz auf einen Punkt zu bringen: Im wesentlichen geht’s darum, wer der „Chef“ ist sozusagen.
Und da spielt natürlich das Ego die Hauptrolle. Und deswegen geht’s auch nur so mühsam vorwärts. Was man am ersten Rennen am 08.02.2010 des 33. America’s Cup auch ganz gut sehen konnte. Weil ausgefallen…
Da hat das Wetter einem Vorwärtskommen sprichwörtlich im Wege gestanden. Zu wenig – genauer gesagt: Über lange Zeiträume einfach mal gar kein Wind. Und der noch aus unterschiedlichen Richtungen.
So wenig, dass sogar die beiden Raketen ziemlich gelangweilt vor sich hin getrieben sind. Da hat das ganze frühe Auslaufen leider auch nicht geholfen.
Wie schwierig es sein wird, ein Rennen zu starten hatten wir zwar geahnt aber wollten es (noch) nicht so ganz wahr haben. Daher haben wir uns bei stark bewölktem Himmel, ölglattem Mittelmeer und angesagtem Regen in unser Ölzeug geworfen, sind auf ein RIB gestiegen (Rigid Inflatable Boat) haben unseren 2 x 200 PS Außenbordern ordentlich eingeheizt und sind rechtzeitig zum geplanten Start aufs Meer gerast. Schlappe 30sm weit draußen. Ist ohne so ein Speedboat schlicht nicht machbar wenn man das Live erleben will. Es gab zwar doch ein Presseboot (entgegen den mir vorliegenden Infos) aber es war eben abzusehen, dass man da drauf nicht vernünftig nah an die Monster rankommen wird. Denn diese Boote sind für gewöhnlich irgendwelche Ausflugsdampfer. Da gibts dann zwar TV und Catering aber ob man da was sieht? Also Powerboat. Natürlich gab es auch offizielle Photo Boote aber die waren schon lange ausgebucht mit Journalistenprominenz. Hilft nur Eigeninitiative.
Warum eigentlich soweit draußen? Naja, die in der letzten Zeit so oft zu Rate gezogenen Dead Of Gift steht, dass die Regattastrecke außerhalb der 20m Tiefenlinie liegen muss. Für diesen AC hat man sich darauf verständigt, bei den Up’n Down Kursen die Tonnen 20sm weit auseinander zu legen. Macht bei mehr oder weniger ablandigem Wind eine Entfernung vom Hafen zum Start von bummelig 30sm. Hieß für uns: Völlig verkatert saufrüh aufstehen. Und dann doch knapp 2 std. fahrt. Gefühlt bis Ibiza…
Und da lagen sie nun. Die beiden. King Kong vs. Godzilla.
Wer da das gute und wer das böse Monster ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber Monster sind sie beide. Werde ich nach meiner Meinung (Die meist niemanden interessiert) gefragt, welcher der beiden der „bessere“ Multihull ist, dann sage ich: Alinghi. Meiner Meinung nach das elegantere Schiff. Der Tri wirkt mehr wie eine Waffe. Brutal eben. Aber gut, meine Meinung interessiert eh niemanden…
Die größte Schwierigkeit kommt aber jetzt:
Man hat sich also auf eine Bahnlänge geeinigt, die locker das Durchschnittsetmal einer Touren Bavaria überschreitet. Rauf, runter und wieder rauf. 60sm. Plus Anfahrt von 30sm macht schon 90sm und der Heimweg zieht sich dann auch noch mal so fast 10sm. Bummelig 100sm alles zusammen. Aber alleine die 20sm zwischen Luv- und Leefaß machen es nahezu unmöglich einen sauberen Up’n Downkurs auszulegen (Sowas ist ja schon auf’m Stollergrund oft schwer genug). Draußen auf See (Start) wird IMMER eine andere Windrichtung sein als unter der Küste (1. Wendemarke). Teilweise locker 15-45 grad, je nach Wetter- und Thermiksituation. Von den unterschiedlichen Windstärken mal ganz abgesehen. Und das, bei den für die Rennen vereinbarten Windgeschwindigkeiten von 6kn als Unter- und 15kn als Obergrenze. Gemessen in – ich glaube – 50m Höhe. Also bei 6kn Wind in 50m Höhe hat man am Boden: Faktisch nix. Und immer noch nicht viel mehr bei 15kn. Misst man aber 15kn am Boden (oder besser: Auf Meereshöhe), dann pfeift’s oben (also da oben) schon anständig.
Wohin wollen die also mit dem America’s Cup?
Keiner weiß es. (Na gut: Ernesto will ihn in Genf behalten, Larry nach San Francisco holen). Aber sonst? Wie soll diese Veranstalltung in Zukunft aussehen? Für Presse und vor allem für Sponsoren wird’s sehr bald uninteressant. Die meisten haben nicht die Spur einer Chance diese eigentlich spektakulären Geschosse live und in Farbe zu sehen. Segelnd. In einer Regatta! (Im Hafen sieht man immerhin Alinghi. BMW Oracle kann da wegen des Flügelmasts nicht rein und parkt im Containerhafen.) Und schon gar nicht, wenn sie nur unter Rahmenbedingungen segeln wollen, die man nicht mal im Labor vorfinden kann. Schon gar nicht im Februar im Mittelmeer…
Das haben die beiden wohl jetzt auch gemerkt. Vielleicht sogar verstanden. Was nützt es dem größten Ego, wenn niemand applaudiert? Und was nützt es dem America’s Cup, wer auch immer ihn gewinnt, wenn sich keiner mehr dafür interessiert? Also hörte ich heute, man will auf jeden Fall versuchen, die Nummer jetzt durch zu ziehen. Na! Schaumerma…
Abgesehen davon:
Die Kisten sind spektakulär. Sieht man sie von weitem, fallen einem zunächst gar nicht diese unglaublichen Dimensionen auf. Ja, das ist ein Kat und der andere in Tri. Und? Auch nicht, wenn man näher kommt. Komischerweise eigentlich. Erst dann, wenn man genau hinschaut und die Crew darauf herumkrabbeln sieht, erst dann fällt einem auf, was da eigentlich für Monster unterwegs sind.
„Wo zum Henker ist bitte das Trampolin geblieben?„
Der Flügel von BMW Oracle zum Beispiel ist um einiges Größer, als eine Airbus A380 Tragfläche. Hallo? Der Vogel ist riesig bitte…. Das Großsegel von Alinghi wird mal eben kurz per Autokran an Bord geworfen. Dessen Segellatten sind so lang, da wäre manche Yacht froh, sowas als Mast haben zu dürfen!
Alles schon sehr Beeindruckend. Aber ganz und gar unglaublich wird es, wenn die das Segeln anfangen. Während wir nun also mit allen andern darauf warten, dass endlich das Rennen los geht, kommt mal für 5 minuten eine kleine Brise. 4kn. Vielleicht auch 6kn. Viel Wind jedenfalls war es nicht (Am Boden natürlich – siehe oben), da rollen die Eidgenossen mal kurz ihr Vorsegel aus, heben ein Bein, auf allen RIB’s heulen die Motoren auf, das Wasser kocht und der Kat hämmert da mit 20kn und mehr durchs Wasser.
Und alle Chase Boats hinterher….
Abgesehen vom Beinchen heben sieht es völlig entspannt aus. Macht kaum ne Bugwelle das Teil. Bis man auf die Idee kommt, da dran bleiben zu wollen. Sogar Nils, ein Freund von mir aus USA, selbst Eigner eines Katamarans, ein Formula40 (www.somasailing.com), ist das Segeln auf „einem Bein“ gewohnt und war sprachlos. Als er sich gefasst hat kam nur der Spruch: „Unbelievale, this thing goes flyig a hull in no wind!“ Und er weiß wirklich, wovon er spricht.
Die Amis wollten nicht. Oder konnten nicht. Man munkelt ja, dass sie so wenig Wind nicht so sehr mögen. Dann war der Wind wieder aus. Und 2 stunden danach auch der Versuch, das Rennen zu starten. Und für mich die Gelegenheit, ein Matchrace der beiden live zu sehen. MERDE!!!
Auf dem Rückweg stieg dann noch Larry Ellison himself von den erhabenen Höhen seiner RISING SUN herab, um auch noch mal für 5min zu zeigen, was sein aktuelles Spielzeug so drauf hat. Schleppleine losgeworfen, als wieder ein wenig Wind kam (Ja, der Tri wurde geschleppt bis dahin.) Alter Schwede. Obwohl ich den Kat eleganter finde…
Man beachte bitte: Kaum gekräusel auf dem Wasser!
Wenn der Tri erst ein, dann zwei Beinchen hebt und abrauscht, dann schaut man da ziemlich fassungslos hinterher, gibt wieder Vollgas und hofft, nicht aus dem Boot geworfen zu werden.
And now you know, why they call it „Flying a Hull“:
Egal, was mit dem Cup passiert. Erstens war es ein Erlebnis, diese Viehcher segeln zu sehen, zweitens gehört zum Cup einfach eine ausreichende Portion Größenwahn dazu und drittens… genau… was war das noch? Ach ja: Die Kisten machen sich nächstes Jahr (so sie denn endlich den Gewinner ausgesegelt haben) bestimmt super in einem Museum. Wäre ja nicht das erste mal, daß es so kommt…