Åland Inseln

Wenn zu viel Post aus dem Urlaub kommt, war es langweilig. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall ´ne gute Entschuldigung für die Sendepause der vergangenen Tage. Gibt aber viel zu erzählen!

Öregrund habe ich nach einem Hafentag bei immer noch tropischen Temperaturen verlassen. Den ganzen Tag über ist es fast immer über 30 Grad warm. Die Flaute der letzten Tage machte das Ganze nicht angenehmer. Aber nun soll einen Tag mal ganz anständiger Wind wehen.  Außerdem hat sich durch die langanhaltende Hitze hier in den Schären bereits ein beachtlicher Algenteppich gebildet. Also auf zu den Åland Inseln. Auf See ist das ganze auch durch das kühlende Wasser und die leichte Brise viel angenehmer. Komisch eigentlich. Bei der Hitze will man am liebsten nichts machen, dabei ist es draußen eigentlich wesentlich angenehmer. Traumhaftes Segeln.  27 Grad, 3-4 Bft. schön von der Seite – so kann es ewig weitergehen. Wie bei allen perfekten Segeltagen kommt das Ziel dann eigentlich viel zu schnell.

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Abends komme ich auf den Ålands an. Ich wollte allerdings noch nicht zu DEM Hotspot, Mariehamn. Dort ist bestimmt eh nix mehr frei um die Zeit. Stattdessen habe ich mir etwas anderes ausgesucht. Die kleine Lotseninsel Kobba Klintar, ganz am Rand der Inseln. Die Lotsenstation ziert sogar das Cover des örtlichen Revierführers, es sollte also ganz nett werden. Dazu gehört ein noch winzigerer Hafen, der im Hafenführer eigentlich nur als Lunch-Stopover ausgewiesen ist. Egal, das Wetter ist ruhig, ich kann mich dünn machen, wird schon. Auf Kobba Klintar steht eine riesige weiße Ansteuerungsbake. Das wäre an so einem Ort nicht weiter erwähnenswert, wenn ich diese Bake nicht schon den ganzen Nachmittag vor mir gehabt hätte. Habe selten so ein markantes Seezeichen gesehen. Bei absoluter Windstille laufe ich abends in den kleinen Hafen ein. Außer mir liegt nur noch ein kleines holländisches Motorboot. Und tatsächlich, mehr als 1 Segelboot meiner Größe würde hier wirklich keinen Platz finden. Die Insel selbst ist allerdings eine Offenbarung. Die Lotsenstation beherbergt heute ein kleines Museum, es gibt ein kleines Cafe, und das Fahrwasser der Großsschifffahrt führt direkt neben uns vorbei. Einzig die Mücken nerven etwas. Die treten hier in dermaßenen Schwärmen auf wie ich es noch nie erlebt habt. Ganze Strudel die klingen wie ein Starkstrom-Transformator bilden sich über den kleinen Vegetationsnestern. Aber egal. Die Geheimwaffe ANTI-BRUMM (Das Zeug heißt wirklich so) hält mir alle vom Leib. So kann ich auch den Sonnenuntergang am Westufer der Insel genießen. Und der ist eigentlich das schönste an der Insel. Kobba Klintar markiert den traditionellen Aus- und Eingang zu den Alands. Eigentlich ist es aber eine Schäre wie viele andere, doch an solchen Orten ist der Horizont immer etwas weiter als anderswo entfernt. Es ist dasselbe Phänomen was mich an Orten wie Haparanda, aber auch dem Nordkap, Kap Finnistere in Spanien, Mizen Head in Irland, oder auch Skagen reizt. Hier ist etwas Zuende. Und dahinter wartet etwas Neues. Eigentlich sind solche klugen Sprüche meistens einfach nur nervig, doch an diesen Orten nehmen sie irgendwie Gestalt an. Und so sitze ich den ganzen Abend (gut Ok, nur bis die Mückenplage wirklich so schlimm wurde, dass die Viecher IN die Bierdose geflogen sind) am Meer, schaue raus auf die hier nicht enden wollende See, sinniere über den Zweck meiner Reise und bin einfach nur zufrieden. Mehr davon bitte.

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Morgens geht es dann nach Mariehahm. Mariehamn ist mal wieder eines der Sehnsuchtsziele schlechthin. Oft sind solche mit Erwartungen vollgeladenen Orte gerade deswegen dann aber auch irgendwie enttäuschend. Gerade deswegen will ich mir das Ganze dann aber mal ganz genau anschauen. Und schon die Ansteuerung ist echt klasse. Es geht vorbei an den gigantischen Fährterminals, dem Hotel Adlon ;-) , und natürlich der Viermastbark Pommern. Der Hafen ist zwar wie gesteckt voll, ich schnapp mir aber trotzdem aber noch einen super Platz mit Blick auf die Pommern. Selbst mich alten Skeptiker packt das Umfeld sofort. Die Stimmung im Hafen ist unheimlich fröhlich, relaxt, und international. Alle Sprachen hört man irgendwo. Das passiert einem zwar auch an anderen Orten, aber irgendwie wird Mariehamn seinem Ruf als Dreh- und Angelpunkt aller Ostseereisen direkt. Während meiner Hafentage hier sehe ich (natürlich neben alle Ostseeanrainerstaaten inklusive Russland) auch Besucher aus England, Irland, Spanien, Frankreich, Italien, den Faröern und sogar Island. Das gibts zwar selbst in Kiel-Schilksee manchmal so, aber hier ist die dadurch geschaffene Atmosphäre einfach nur genial.  Mariehamn ist auch Kreuzungspunkt für zahlreiche Fährlinien in der Ostsee. So kommt es hier beizeiten vor, dass 4 dieser Brummer gleichzeitig eintreffen oder ablegen. Und das selbst Nacht. Früherhaben die Leute sehnsüchtig den davonfahrenden Passagierdampfern hintergeschaut. Nur so kann man es erklären, dass dieses Schauspiel hier nicht etwa nervend ist, sondern seinen Beitrag zur tollen Gesamtatmosphäre leistet. Wer einmal gesehen hat, wenn 4 dieser hell erleuchteten Bettenburgen gleichzeitig nachts im Dunkeln rangieren, versteht was ich meine…

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Kurz nach meinem Einlaufen trifft auch die Eisbeere ein. der Skipper Luke ist ein regelmäßiger Leser meiner Website und darüber, und über Funk haben wir uns hier auch verabredet. Ich hab ihm einen Platz neben mir freigehalten und wir sind uns auf Anhieb sympathisch und das erste gemeinsame Anlegebier dauert recht land. Die folgenden Tage werden wir immer wieder gemeinsam die Gegend erkunden. Zuallererst lasse ich mich aber mal so richtig gehen und mache Nix. Das mache ich zwar manchmal auch, aber heute nehme ich mir mal auch nix vor. So langsam komme ich dem Zustand der Tiefenentspannung immer näher. Am Abend gibt es dann das nächste Highlight. Ein deutscher Seglermythos: Pizza in Mariehamn, direkt unter dem Heck der Pommern. Und auch hier stimmt die Überlieferung. Die Pizza ist tatsächlich die beste die ich außerhalb von Italien je probiert hab. Am Ende wird jeder Hafentag in Mariehamn mit einer Pizza garniert. Die nächsten 2 Tage vergehen dann mit Sightseeing. Zuerst mal geht es mit der Eisbeere-Crew auf die Suche nach Eis. Eis heisst auf finnisch übrigens Jäatelö. Dass auf den Ålands eigentlich schwedisch gesprichen wird ist uns in diedem Zusammenhang egal, den dieses ist wohl das einzige wirklich prägnante finnische Wort. Wir machen uns also auf die Suche, nicht ohne das Objekt der Begierde regelmäßig zu rufen. Wer sich das Wort einmal vorliest versteht, welchen belustigenden Eindruck das auf die Umwelt gemacht haben muss. Aber egal, wir sind im Urlaub. Ansonsten erkunden wir noch die Innenstadt, die Pommern (über die ich später noch mehr erzählen werde), eine kurze Radtour durch die Umgebung, klassisches Hafenleben eben. Die Abende vergehen mit den Jungs und Mädels von der Eisbeere auch immer recht fix. Und die allabendliche Pizza darf natürlich nicht fehlen.

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Am Montag legt die Eisbeere dann ab. Sie wollen die Alands noch ein wenig erkunden. Ich bin aber irgendwie immer noch mit so viel Körperspannung wie ein Faultier unterwegs und bleibe. Noch ein letzter Stadtrundgang, ein nach 4 Monaten dringend notwendig gewordener Friseurbesuch, und  dannn macht Mariehamn noch einma seinem Namen als Treffpunkt von Seglern aus aller Herren Länder alle Ehre. Neben meinem holländischen Freund aus Kobba Klintar klopft dann auch noch Karsten ans Boot. Auch ein regelmäßiger Blogleser der mich hier hat liegen sehen. Lange tauschen wir und bei Bier und italienischer Studentennahrung über unsere Erlebnisse der letzten Monate aus. So erfahre ich auch, dass ich durch meine nicht zustande gekommene Motorwartung in Tallinn wohl einem echten Gauner entwichen bin. Man muss ja auch mal Glück haben.

Am Dienstag, nach 3 Hafentagen, zieht es auch mich dann aber weiter. Komisch, mich so lange festzuhalten schaffen wirklich nicht viele Plätze, aber Mariehamn ist einfach eine perfekte Mischung. Es sind wieder 32 Grad, und auf See ist das ja nun doch wie neulich gelernt angenehmer. Ich verlasse den Hafen selbstverständlich nicht ohne eine Pizza to go. Der Wind ist schwach.  Badehosensegeln ist angesagt. Nur langsam geht es voran, doch ich möcht ja eh nur irgendeine nette Insel erreichen, egal wie weit. Ich muss ein herrliches Bild abgegeben haben. Der Autopilot steuert, die Musik brüllt. Und ich mampfe in Badehose die auf der Sprayhood geparkte Pizza. Königsstimmung.

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Der Hafen von Rödhamn ist abends schon völlig überlaufen, doch die Bucht nördlich davon sieht doch ganz gut aus. Auf dem Weg dort rein bretter ich dann fast noch ein Dinghy über. Was halten die auch direkt auf mich zu?! Hat seinen Grund, es sind nämlich Birger und Klaus von der Eisbeere, die dort ebenfalls schon vor Anker liegen. Schon witzig, da ist man einem einem Archipel mit Tausenden von traumhaften Inseln unterwegs, und schon nach einem Tag laufen wir uns wieder über den Weg.  Das Ensemble in der Bucht wird dann noch von einer englischen 60 Fuß Yacht komplettiert, die mit ihrem Bugstrahlruder beim Einlaufen ganze Schwimmgruppen auseinandersprengt. Was für ein Eimer…

Die Ålands sind toll. Nur einen Bruchteil davon habe ich gesehen, aber nun wartet Schweden wieder auf mich. Und ein Wochenende in Stockholm.

 

Auf der schwedischen Seite bewegt sich erstmal kein Windhauch.
Erst am Ende der Schären lassen sich die ersten Wellen erkennen...
Die langanhaltende Hitze hat einen 1A Algenteppich gebildet.
Draussen ist das Wetter aber super. Perfektes Sonnensegeln.
Der auf den AIS paralell laufende Holländer scheint sich um die VTG´s nicht zu scheren.
Karten, Gastflagge, Führer, Anti-Brumm. Alles für einen gelungenen Aland Trip liegt bereit.
Vielleicht die letzte Gastlandflagge dieses Jahr?!
Schon von weitem ist die Bake von Kobba Klintar zu erkennen.
Kobba Klintar.
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Der Hafen dafür aber ein purer Idyll.
Angekommen auf den Ålands.
Kobba Klintar.
Das alte Lotsenhaus. Heute ein Museum.
Im Lotsenmuseum. Dieser Dieselmotor hat über mal...
ein gigantisches Nebelhorn mit 2m Durchmesser betrieben.
Lotsenmuseum.
Der Lotse hält auch heute noch Ausguck nach ankommenden Schiffen.
Ob ihn das Meganebelhorn hinter ihm aus der Ruhe bringen kann.
Leider gibts hier auch beängstiegende Mückenschwärme.
Aber auch das kann die Stimmung nicht zerstören.
Die Landschaft ist traumhaft.
Der Kollege wohnt hier dauerhaft im Hafen.
Kein Wunder, dass dieser Bronzemaler sich die Insel als Motiv ausgesucht hat.
Der Abend an den Klippen wird einer der schöneren.
Abendstimmung.
Der Horizont reicht hier ein wenig weiter als anderswo.
Selbst die vorbeiziehende Fähre wirkt von hier aus noch idyllisch.
Ansteuerung von Mariehamn.
Ja ne, is´richtig....
Die hier beheimatete Museumsbark Pommern.
Pommern.
Wenn die Fähren hier so schnell drehen, dass sie Schlagseite bekommen, ist das Fahrwasser dicht.
Geile Karren haben die hier.
Die Innenstadt ist ansonsten eher mäßig spannend.
Das Lyceum ist aber echt schön.
Eine Seglerlegende. Pizza unter dem Heck der Pommern.
Die Pommern.
Nonsuch in Mariehamn.
Auch Nachts wenden die Fähren hier zu 4. auf einmal. Echt beeindruckend.
Mariehamn bei Nacht.
Reges Hafenleben...
....beim ASS.
4 Fähren gleichzeitig. Weil Fahrpläne auffächern langweilig ist.
Kein Platz mehr für Gastlandflaggen. Wir haben ein holländisches Schiff gekapert. Früher wurde die Flagge eines gekaperten Schiffes unter die eigene gesetzt. Ob de netten Hafenmeisterin wohl dieser Brauch bekannt war.
Neuester Shoppingtrend. Rosa Hackenporsche mit Rentnerbike.
Darf man mit dem Kennzeichen überhaupt noch fahren?
Mariehamn von oben.
Die Finnen stehen auf Oldtimer...
In Rödhamn ist es mir zu voll..
Deutlich.
Also lieber vor Anker...
Ein traumhafter letzter Abend auf den Ålands.