Kategorie: News & Blogs

Dhau-Regatta vor Ostafrika

Eine Maschine in Menschengestalt

05.09.25, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.115, 29.265 sm von HH

Unser Dinghycover ist neun Jahre alt. Unerfahren in Näharbeiten von uns in Französisch Guyana zusammengeklöppelt. Stammleser erinnern sich. ;-)
Zwei Jahre später haben wir das Cover für ein neues Dinghy angepasst. Schöner ist es davon nicht geworden, da Aussparungen für Griffe versetzt werden mussten. Außerdem haben wir mehrfach die Nähte nachgenäht und es mit Flicken versehen. Besonders im vorderen Bereich, wo sich die Pelle an rauen Mauern aufschubbert.

Nicht ganz faltenfrei – aber seit neun Jahren sehr funktional. Ein nicht perfektes Cover ist der beste Diebstahlschutz. ;-)

Während der Standzeit in Australien waren Dinghy und Cover abgedeckt, um es vor UV-Strahlen zu schützen. Und trotzdem. Deutlich ist ein Verfall zu erkennen, hier und da kleine Risse. Geflissentlich haben wir das ignoriert, da ich vor drei Monaten noch nicht nähen konnte.

Seitdem haben wir das Dinghy wenig benutzt, dennoch sind aus kleinen Rissen große Risse geworden. Der Stoff ist dünn wie Pergament. Lohnt es sich, noch Arbeit und Stoff (davon haben wir einen guten Vorrat auf Rolle dabei) in den Schrotthaufen zu stecken?

 

 

Uns hier ein Cover nähen zu lassen, die Idee verwerfen wir bei den Puff-Preisen, die in Neukaledonien für alles aufgerufen werden. Wir könnten bis Neuseeland warten – aus Erfahrung wissen wir, dass Segelmacher und Canvas-Näher mehr als gut gebucht sind. Falls wir niemanden finden, müssen wir sowieso selber ran.
Dann können wir das Projekt auch sofort angehen.

Wir entscheiden uns dafür, das Cover noch einmal zu flicken und kein komplett neues zu nähen. Eine Entscheidung, die sich ein paar Stunden später als weise herausstellen soll.
Die Nähmaschine schnurrt wie ein Kätzchen. Ich komme gut voran. Ungefähr ein Drittel ist repariert, da passiert es. Der Antriebsriemen für den Motor reißt. Das war’s. Die Maschine macht keinen Muck mehr. Unsere gute Pfaff 260. Ein unverwüstliches Teil, mindestens fünfzig Jahre alt. Generalüberholt vor Antritt der Reise gekauft.

Altmodischer Riemen aus Gewebeband mit Metallzähnen. Gibt es so was überhaupt noch zu kaufen? Bei modernen Maschinen werden die aus Gummi gefertigt – ähnlich wie ein Zahnriemen. Ein Versuch, den Riemen zu nähen, war erfolglos.

Am nächsten Tag besuchen wir die zwei Nähmaschinen-Reparaturwerkstätten, die es in Nouméa gibt. ‚SOS machine de coudre‘ wird von einem recht betagten Chinesen betrieben. Der Herr spricht gut Englisch, schüttelt aber den Kopf. Nein, so einen Riemen habe er seit Jahren nicht gesehen. Und er kann ihn auch nicht für uns bestellen. Dann schwindelt er noch ein wenig, dass es keine weitere Werkstatt in Nouméa gebe, und wenn er so einen Riemen nicht hat, dann hat ihn keiner.

Beim Chinesen werden Maschinen repariert und Auftragsarbeiten genäht.

Wir laufen zum zweiten Laden: ‚Clinique de la machine‘. Der Herr wirft kurz einen Blick auf den Riemen in der Plastiktüte, geht zu einem Schrank und hält uns triumphierend einen Riemen unter die Nase. Ich kann unser Glück nicht fassen.
Aber Achim, die alte Spaßbremse, hat sich vorher informiert und weiß, dass in der Pfaff 260 zwei verschiedene Riemen verbaut sind. Wir brauchen einen mit 76 Zähnen. Auch in der ‚Clinique‘ wird geschwindelt. „Der Riemen passt, die sind identisch. Könnt ihr kaufen.“ Wir kaufen nicht, weil der angebotene Riemen nur 72 Zähne hat.
Schade, wir waren so nah dran.

Wir trotteln unverrichteter Dinge nach Hause. Es gäbe genau eine neue Maschine in der Clinique zu kaufen. Für Canvas geeignet, aber nur von mittelmäßiger Qualität, wie das Internet verrät. Dafür doppelt so teuer wie in Neuseeland. Hm, nein dazu können wir uns nicht durchringen, mal eben 550 Euro in etwas zu investieren, was wir nicht wollen.

Das angefangene Cover schaut uns anklagend an. Da hat Achim die Idee, dass er ja das Antriebrad drehen könnte. Der Maschine sei es egal, wie die Nadel hoch und runter bewegt wird.
Wir fangen an. Erstmal zur Probe bei einem Flicken den Saum umnähen. Schnell ist meine neue Maschine nicht. :mrgreen: Los- und Stopp-Kommandos klappen anfangs auch nicht reibungslos. Einen Flicken später – ein Meter fünfzig Nahtlänge – haben wir uns aneinander gewöhnt.
Meine Maschine in Menschengestalt schwächelt. Die Hand tut ihr weh. Sie jammert. Jetzt schmerzt auch das Handgelenk. Akzeptiert, mein neuer Antrieb ist ja noch mal zehn Jahre älter als das Original. Bohrmaschine und Kurbel-Ideen zum Antrieb kommen auf den Plan. Wegen Unmachbarkeit verwirft Achim diese Gedanken wieder. Es bleibt beim Handbetrieb.
Vier Vormittage brauchen wir, dann sind die ärgsten Stellen geflickt. Das Dinghy ist bereit für einen zweiten Einsatz in der Lagune.

Die Maschine in Menschengestalt – ein MS und genug Watt für viele Flicken.

Einen Riemen in Deutschland zu bestellen, ist gar kein Problem. Der ist bereits auf dem Weg hierher und sollte in zwei, drei Wochen ankommen.

Flickenteppich – gut zuerkennen noch die alten Aussparungen für die Griffe vom ersten Dinghy.

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