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St. Petersburg – Östlichster Punkt der Ostsee – N 59° 57,58´ E 030° 14,25

Morgens kamen wir nun also in Kronshtadt an. Hierhin wurde zu Beginn des Jahres die Zollstelle verlegt. Wir mussten unseren Weg also selbst finden, denn keiner der einschlägigen Törnführer hatte das auf dem Zettel. Dank des wild mit den Armen fuchtelnden Offiziers am Ufer gelang das auch ganz gut. Kurt und ich waren im Vorfelde beide aufgeregt wegen der russischen Abfertigung. Ich fragte mich, ob es hier wohl genau so freundlich, ja fast schon herzlich, wie in Kaliningrad ablaufen würde. Kurt hingegen war bereits 2012 in St. Petersburg und hatte sich seinerzeit von einer lokalen Agentin beim Einklarieren helfen lassen. Das hielt die Zöllner dabei nicht davon ab wirklich die letzte Schublade zu inspizieren, einige Kratzer zu hinterlassen, etc. pp. Dieses Mal waren wir ohne Agent unterwegs. Es lief alles absolut problemlos und freundlich. Wir waren uns im Anschluss einig, dass es vielleicht sogar besser ist ohne Agent einzureisen, denn die Offiziellen freuen sich sogar über Besuch aus dem Westen, und ohne anwesende dritte Partei müssen sie auch die offizielle Miene nicht wahren. Nötig ist es jedenfalls nicht.

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Nach der Einklarierung machten wir uns auf den Weg der letzten 20NM nach St. Petersburg. Die Fahrt vorbei an den Kronshtädter Festungsanlagen, eine der letzten Zufluchtsorte der zaristischen Truppen in den Wirren des Oktobers 1917, russischen Frachtern und den berühmten Tragflügelbooten, den Raketas, war echt spannend. Wir alle freuten uns auf die Stadt. Ich durfte mich nebenbei noch mal in der Küche austoben.

Ganz nebenbei bildet St. Petersburg auch den nächsten Wendepunkt meiner eigenen Reise. Es stellt den östlichsten Punkt der Ostsee dar. Einen Moment denke ich über den Weg von Cuxhaven, meinem westlichsten Punkt der Reise, und hier nach… Angekommen in St. Petersburg machten wir uns alsbald auf die Stadt zu erkunden. Dass bei Kurt und Kerstin noch die ein oder andere Erinnerung an den ersten Besuch vorhanden war, machte die Sache natürlich einfacher. Der Hafen selbst ist auch ganz witzig. Die Einrichten selbst sind zwar eher etwas heruntergekommen, allerdings ist er  perfekt geeignet für Hafenkino: Die Schiffe hier deuten schon den Prunk an der uns in St. Petersburg erwarten wird. Und da mit dem Auto zum Hafen kommen immer so viele Probleme mit dem Parken mit sich bringt, kommt der ein oder andere hier lieber gleich mit dem Helikopter. Nach dem wir dann mit unserem Liegeplatznachbarn auf die deutsch-russische Freundschaft getrunken haben, entgegnet er auf Kurts etwas indiskrete Nachfrage nach seinem Job auch nur: “Business”. Auf die Nachfrage was für ein Business, gab es dann, zusammen mit einem ruhigstellendem Kopfnicken, nur die tatsächlich das Ganze etwas konkretisierende Neuaussage: “Business!”.P1030606

 

St. Petersburg ist eine Stadt der Superlativen. Auch heute weiss ich nicht so recht, wie ich die Stadt eigentlich beschreiben soll. Den ersten Blick über die Neva Brücken auf die Uferpromenade werde ich wohl nie vergessen. Es ist einfach alles so unglaublich riesig, nie endend wollend, und prunkvoll. man kennt die Postkartenansichten der Eremitage mit dem prunkvollen Winterlast als Herzstück, doch in der Wirklichkeit geht diese Promenade genau so prunkvoll über Kilometer weiter. Palais reiht sich an Palais. In den Straßen der Innenstadt dann dasselbe Bild. Egal in welche Richtung, in fußläufiger Entfernung vom Palastplatz, dem heutigen Mittelpunkt der Stadt, ist fast nichts anderes als Prunkbauten und klassizistischer Altbau zu finden. Natürlich sieht man manchmal, wie so oft in Russland, auch etwas abblätternde Farbe, doch im Allgemeinen überragt die Stadt alles mir Bekannte in Sachen historische Bausubstanz. Selbst Paris, Wien, oder London wirken im Vergleich mit Piter, wie die Einwohner ihre Stadt nennen, oft nur wie große Dörfer.

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Zunächst marschieren wir den gesamten Nevskij Prospekt von der Admiralität bis zum Moskauer Bahnhof ab. Eine Prachtstraße, an der sich Boutique an Boutique reicht. Alle namhaften Labels sind hier vertreten, Das bekannte Grand Hotel Europa, die berühmte Nationalbibliothek, und Menschen. Menschen ohne Ende. Am heutigen sonnigen Tagen mischen sich einheimische und Einwanderer, sowie Touristen aus aller Herren Länder untereinander. Man kann förmlich spüren, wie St. Petersburg vor nur etwa 300 Jahren als zentraler Handels- und Begegnungsplatz gegründet wurde. Ich schlendere durch die prunkvollen Kaufhäuser, in denen Kaviar zu Monatslohnpreisen, Champagner, natürlich Vodka, und alles andere denkbare angeboten werden.

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Ein gewisses Kulturprogramm muss auch sein, und so mache ich mich am nächsten Morgen auf zum Kreuzer Aurora der an der Neva vertäut liegt. Berühmtheit erlangte die Aurora, als sie den ersten Schuss der Oktoberrevolution abgab. Hieran, sowie an das Handwerk auf Kriegsschiffen um 1900 wird auf diesem Museumsschiff erinnert. Danach gehts gleich in die Nachbarschaft des Schiffes in die Peter und Pauls Festung. Diese stellt die historische Keimzelle der Stadt dar. Hier findet sich die Kathedrale mit dem weithin erkennbaren vergoldeten Turm und den Grabstätten aller Zaren seit anno dunnemals. Ich bin völlig überwältigt vom Prunk der einen hier erwartet…

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So langsam gerate ich völlig in den Strudel der Stadt, und es gefällt mir. Einziges Problem an der Lage des Hafens: Während der Nacht öffnen sich die Brücken der Neva für die Frachtschiffe in den Ladoga-See. Obwohl es sich bei St. Petersburg um eine waschechte Metropole handelt, gibt es aber keinen Tunnel zwischen der Innenstadt und den vprgelagerten Wassilievskij-, Krestovskij-, und eben auch Petrovskij Insel, welche den Hafen beherbergt. Diese sind für etwa 5 Stunden komplett vom Rest der Stadt abgeschnitten. Das schränkt die Auswahl der Clubs und Kneipen leider etwas ein. ;-)

Am nächsten Tag wird das Sightseeing dann noch mal fortgesetzt. Mit den Tragfächenbooten, die ich schon während der Einfahrt gesehen habe, geht es zum Sommerschloss Peterhof, kurz vor der Stadt. Und jedes mal wenn man denkt “Och nöö, nicht noch ein Schloss, ist doch eh alles gleich”, wird man in St. Petersburg nur von noch mehr Prunk erschlagen. Das Schloss stellt alle anderen bekannten wie Versailles, Sanssouci, oder Schönbrunn in den Schatten. Alles blitzt und blinkt vor lauter Gold, Marmor und poliertem Granit. Wir marschieren einige Stunden durch die weitläufigen Parkanlagen. Das Museum schenke ich mir anlässlich Schlange und Wetter.  Zurück in der Stadt mache ich mich dann noch alleine ein wenig auf den Weg. Ich besteige die Isaakskathedrale, die schon wieder so einen unfassbar monströsen Bau darstellt, und lasse den Blick über die Stadt schweifen. Etwas ist anders als bei den Plattformen die ich bisher erlebt habe: Diese Stadt endet nicht. Egal in welche Richtung man schaut, man sieht nur Gebäude, keinen leeren Horizont. Eigentlich bin ich nach diesem Besuch echt geschafft, aber die Eremitage, das größte Museum der Welt kann man ja nicht auslassen. Und wieder ergeht es mir wie beim Peterhof: Wenn du denkst mehr geht nicht….Kommt in St. Petersburg noch mehr Prunk. Die Sammlungen interessieren hier eigentlich gar nicht so wirklich. Man müsste sowieso erstmal eine Woche vor Besuch die Führer studieren um einen Überblick zu bekommen. Im einen Moment stehe ich zwischen ägyptischen Statuen, im nächsten zwischen holländischen Meistern. Nein, die Eremitage selber ist das eigentliche Erlebnis. Saal reiht sich an Saal, einer prunkvoller als der andere. Man könnte bestimmt Tage hier herumlaufen, und hätte noch nicht jeden Raum gesehen. Trotz der Navigationspraxis zur See, veliere ich mehrmals völlig die Orientierung, nicht einmal der Blick aus den Fenstern gibt noch Preis in welche Richtung ich mich überhaupt bewege. Am Ende finde ich aber doch wieder hinaus. Der Besuch in der Eremitage ist somit ein echtes Erlebnis. Achja, neben Studenten und Rentnern haben übrigens auch Träger des Leninordens, Helden der Sowjetunion, Helden der sozialistischen Arbeit und Verteidiger Leningrads freien Eintritt. ;-)

...Fontänen...

…Fontänen…

 

Abschließend genießen wir einen netten und langen Abend an Bord, bei dem es mal wieder nicht richtig dunkel wird. Das hat übrigens den Effekt, dass das Feuerwerk der Hochzeit nebenan um 2300 eher wie Flakfeuer anstatt glamourös aussieht. Anyway, wir haben unseren Spass in dieser weissen Nacht. Auch die Hafenbars nebenan werden noch frequentiert.

Am nächsten Tag geht es dann für mich zurück. Kurt und die Goedeke Michels bereiten sich auf den Trip durch den Ladoga-see nach Murmansk vor. Echt eine tolle Reise… Das letzte Mal “Typisch Russland” erlebe ich übrigens im Flugzeug: Es gibt dort keine Schwimmwesten. Man möge doch bitte die Sitzkissen als Auftriebshilfe verwenden. Echt pragmatisch. ;-)

Only in Russia...

Only in Russia…

Jetzt fällt mir nicht mehr viel ein was es noch zu erzählen gibt, es waren einfach viel zu viele Stories, Erlebnisse und Kurioses. Ich lasse einfach die Bilder noch ein wenig für sich sprechen. St. Petersburg hat mir auf jeden Fall extrem gut gefallen.Ich habe noch nicht einmal 3 Tage später alle Eindrücke verarbeitet. 3 Tage reichen auch lediglich aus um an der Oberfläche zu kratzen, und so ist der nächste Besuch schon fest eingeplant. Vielleicht mit der Fähre im Winter durch das Eis des finnischen Meerbusens?! :-)

 

Fort Konstantin. Ist hier etwa die Zollstelle?...
...Ne, auf der anderen Seite! Neben ner alten Hamburger Hafenfähre, die jetzt als Restaurant dient.
Kronshtadt.
Die historische Kronshtädter Festung.
Viel Verkehr.
Marinehafen Kronshtadt.
Sankt Petersburg.
Die "Raketas"
Tragflächenschnellboote für Touristen.
Von See aus sieht St. Petersburg eher langweilig aus...
"Parkplatz" am Hafen.
Innenstadt.
Wassilievskij-Insel
Das rote Banner weht über der Peter und Pauls Festung.
Die eindrucksvolle Peter und Paul Kathedrale.
Ein erster Blick auf den Winterpalast.
Sowjetische Hinterlassenschaft.
Der Palastplatz mit dem längsten Gebäude der Welt.
Quadriga.
Nevskij Prospekt. DIE Hauptstraße der Stadt.
Braucht noch jemand ein Handy für 5000€?
Nevskij Prospekt.
Kazan Kathedrale.
Die KIrche der Auferstehung.
Kollisionsverhütung auf russisch.
Blinis zum Mittag.
Nevskij Prospekt.
Kaviar im Kaufhaus...
...Passende Yachten im Hafen.
Eingang zur Admiralität.
St. Petersburg.
St. Petersburg.
Kreuzer Aurora.
Auf Hochglanz gebracht.
Kreuzer Aurora.
Kreuzer Aurora.
Kreuzer Aurora.
Blick auf die Skyline von St. Petersburg.
Der östlichste Punkt der Ostsee ist erreicht!
Mit dieser Kanone...
...wurde der erste Schuss der Oktoberrevolution abgegeben.
Unter Deck schauts genau so aus wie auf einem Linienschiff des 18. Jhd.
Marinemuseum.
Kreuzer Aurora.
Alles im Blick.
Kreuzer Aurora.
Russische Touristenfalle.
Peter und Pauls Festung.
Kathedrale.
Die einzige Ordensfabrik in Russland.
Peter und Pauls Kathedrale.
Grabstätte aller Zaren.
Grabstätte von Nikolai II, dem letzten Zaren.
Peter und Pauls Kathedrale.
Die Romanovs.
Die Gefängniszelle von..
...Leo Trotzki.
Peter und Pauls Festung.
Peter und Pauls Festung.
Promenade.
Promenade.
Der Engel auf der Kirchturmspitze bewach angeblich St. Petersburg.
Der Beweis: Geschmack kann man eben nicht kaufen.
Isaakskathedrale.
Reines Vernunftauto.
Im Central Yacht Club werden selbst dir sonst größten ganz klein.
Solide!
Raketas.
Schloss Peterhof.
Überall Gold...
...Fontänen...
...Marmor...
...Und Granit.
Peterhof.
"Welcome to Sample". Vorsicht beim Verwenden von Voralgen.
Peterhof.
Peterhof.
Löwenkaskade.
Löwenkaskade.
Schloss Peterhof.
Neptun.
Gesunde Prostata würde ich sagen...
Sowjetischer Realismus oder Gelsenkirchener Barock?
Fahrt mit der Raketa.
Isaakskathedrale.
Über den Dächern von St. Petersburg.
Über den Dächern von St. Petersburg.
Russischer Feierabendverkehr.
Eremitage. Den Lack hätte ich auch gerne...
Eremitage.
Eremitage.
Garten in der Eremitage.
Bling Bling wohin man auch schaut...
Eremitage.
Eremitage.
Only in Russia...

Kochen an Bord: Lachssashimi an Bord

Sashimi auf einem Segelboot? Ist der jetzt völlig abgedreht? Mag sich so Mancher jetzt vielleicht denken. Aber dieses Gericht hat durchaus seine Berechtigung, und außerdem sollten genießen und Segeln ja sowieso zusammenpassen. Lachssashimi hat 2 riesige Vorteile: zum Einen gibt es gerade in Skandinavien an jeder hinterletzten Milchkanne guten, frischen, Fisch, und zum anderen braucht der rohe Fisch eben keine Zubereitung. Auch ist die Zubereitung wirklich kinderliecht, eigentlich ist es schon fast übertrieben von Kochen zu sprechen. Dieses Rezept habe ich von meinem St. Petersburg Abstecher mit der Goedeke Michels mitgebracht. Dort hat Kurts Frau mit diesem Mittagessen für das gewisse Kreuzfahrtfeeling gesorgt.

Zubereitung: Ca. 20 min. an Bord, inklusive alles

 

Zutaten, für 2 Personen:

Ca. 300g Lachsfilet
125g Reis
Etwas Dill
Eine Limone
Sojasauce
Optional zusätzlich etwas eingelegter Ingwer (In der Asiaabteilung jedes Supermarktes erhältlich)

Zubereitung

1. Zunächst wird der Dill gezupft und der Reis aufgesetzt (Siehe letzte Rezepte)

2. Der rohe Lachs wird enthäutet und in dünne Scheiben oder kleine Würfel geschnitten. Wer in Sachen Keimfreiheit auf Nummer Sicher gehen will kann den Fisch einmal vorher kurz einfrieren.

3. Die kleinen Fischstücke auf den Tellern mit Dill und einem Stück Limone zur Säuerung anrichten.

4. Den fertigen Reis, Sojasauce, und eventuell etwas eingelegten Ingwer dazugeben. Das war es dann auch schön.

 

Alles in Allem ein ganz einfaches und schnelles Gericht. So schnell kann die Gourmetküche an Bord einziehen! ;-) Probierts aus!

 

Nicht viele Zutaten werden benötigt.
Dill und Reis werden vorbereitet.
Zunächst wird der Fisch enthäutet und in kleine Würfel oder Scheiben geschnitten.
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Der Fisch wird eigentlich nur auf den Tellern angerichet...
...Etwas Limone und Dill dazu...
Plus Reis und eingelegter Ingwer. Fertig!

 

ADAC und BVWW stellen politischen Forderungskatalog vor

Berlin: Der ADAC hat jüngst gemeinsam mit dem Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) der politischen Öffentlichkeit das gemeinsam erarbeitete Positionspapier „Handlungsbedarfe für die Sport- und Freizeitschifffahrt 2014“ vorgestellt. Das Positionspapier zeigt konkrete Vorschläge zur Förderung des Wassertourismus in Deutschland auf.

Bei dem für die laufende Legislaturperiode wichtigstem Projekt, der Erarbeitung des bereits im Koalitionsvertrag angekündigten Wassertourismuskonzeptes, wollen sich der ADAC und der BVWW für ein umfassendes Konzept einsetzen und klare und verbindliche Aussagen zu den Themen:

Erhalt & Ausbau der maritimen Infrastruktur
Optimierung Ausbildungs- & Führerscheinwesen
Entbürokratisierung (Vereinfachung Gesetze & Verordnungen)
Planungsgrundlagen (Studie ökonomische Bedeutung des Wassertourismus)

erwirken und damit die positive Entwicklung des Wassertourismus auch für die Zukunft sicherstellen.

Zum Positionspapier des ADAC und BVWW.

segel-filme.de um- und ausgebaut

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Der aufmerksame segel-filme.de Nutzer wird es bemerkt haben, wir haben in den letzten Wochen und Monaten die Seite mit viel Herzblut und Mühe aus- und umgebaut. Hier ein kurzer Überblick der Neuerungen.

Die HÄFEN & ANKERN Sektion wurde deutlich erweitert und um eine Umkreissuche der nächstgelegenen Häfen und Ankerplätze ergänzt. Zusätzlich ist sie jetzt auch in der Mobilansicht für Smartphones inklusive aller neuer Features verfügbar. Viel mehr dürfte bei einem webbasierten Hafenportal zur Zeit kaum möglich sein.

Auch die NEWS & BLOGS Sektion wurde erweitert und bietet jetzt für den schnelleren Überblick ein zweispaltiges Layout. Nirgendwo im deutschsprachigen Segelinternet findet man einen schnelleren und umfangreicheren Überblick über das Geschehen in der Seglerszene und natürlich ist die News und Blogs Sektion auch in der Mobilansicht verfügbar.

Völlig neu ist die Sektion CHARTER. Durch eine Kooperation mit Chartercheck ist es dort ab sofort möglich, sich über die Verfügbarkeiten von Charter Yachten weltweit zu informieren und sie sogar zu buchen. Wir erhalten von jeder Buchung einen kleinen Anteil am Erlös. Deshalb gilt, wer als Charterer segel-filme unterstützen möchte, den bitten wir auf unserer Seite zu buchen. Ihr helft uns so. Zusätzlich haben wir unter Charter auch noch Filme integriert, die speziell für Charterer von Interesse sein könnten

Ebenfalls neu ist der Button SEGELN LERNEN. Insbesondere durch unsere „Lass uns Segeln“ und „Knoten und Spleißen“ Filme tummeln sich auch viele Anfänger auf segel-filme. Und wir freuen uns darüber sehr. Da wir gleichzeitig als Dienstleister die Audioproduktion für das Bootsführersschein E-Learning Portal vom Delius Klasing Verlag machen und das Portal auch auf Grund der Segelschulen Integration für sehr klug halten, lag es nahe, auch dieses auf segel-filme zu integrieren. Auch hier gilt, wer uns helfen möchte, sollte sich bei Interesse an einem Kurs auf segel-filme anmelden. Wie bei den Charteryachten erhalten wir einen kleinen Anteil von jeder Bootsführerschein Kursbuchung auf segel-filme. Um den Anfängern den Zugriff auf für sie interessante Filme möglichst leicht zu machen, haben wir unter Segeln Lernen zusätzliche und gerade für Anfänger relevante Filme integriert.

Auch unseren SHOP haben wir renoviert. Er ist jetzt komplett in die segel-filme Navigation integriert und ein Wechsel zwischen Shop und den anderen Menüs ist jetzt genau einen Klick entfernt.

Und nicht zu vergessen, unsere FILME findet ihr natürlich weiterhin in der bewährten Form und Kategorisierung.

Wir glauben, keine andere Seite im deutschsprachigen Segelinternet bietet einen ähnlich großen, gleichzeitig simplen und schnell erreichbaren Funktionsumfang.

PS: Und wie immer gilt, alle Funktionen sind penibel getestet. Sollte euch dennoch etwas auffallen, lasst es uns wissen.

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Schnelle Hilfe: Gelbe Engel arbeiten Hand in Hand nach Herzinfarkt auf See

Wolfram Henkel hatte Glück im Unglück. SeaHelp empfiehlt generell, den gelben Notfall-Aufkleber mit der wichtigen SeaHelp-Rufnummer gut sichtbar am Steuerstand anzubringen.

Wolfram Henkel hatte Glück im Unglück. SeaHelp empfiehlt generell, den gelben Notfall-Aufkleber mit der wichtigen SeaHelp-Rufnummer gut sichtbar am Steuerstand oder Kartentisch anzubringen.

Vor Medulin: Schwindelgefühl, starker Druck im Brustkorb, kalter Schweiß und Schmerzen im linken Arm. Es bedarf keiner medizinischen Grundausbildung, um festzustellen, dass hier ein Herzinfarkt vorliegt und höchste Eile geboten ist, einen Notarzt aufzusuchen. Dabei ist die Zeit der größte Gegner, wenige Minuten können oftmals schon über Leben und Tod entscheiden. Passiert einem so etwas in Deutschland oder Österreich, kann man relativ schnell mit der entsprechenden medizinischen Versorgung rechnen. In Kroatien, dazu noch auf einem Boot in der Adria ohne Kenntnisse der kroatischen Sprache verrinnt die Zeit oft schneller, als einem lieb ist. Genau das aber musste Wolfram Henkel aus Hohenahr erleben. Zum Glück hatte er noch die rettende Idee: SeaHelp, den nautischen Pannendienst um Hilfe zu bitten.

Zunächst aber die Chronologie der Ereignisse: Am 5. Mai 2014 wollte Wolfram Henkel mit seiner Bavaria 34 an einer Boje vor dem istrianischen Küstenstädtchen Medulin nur die Bora abwettern, als ihn das Schicksal ereilte. Zum Glück erinnerte er sich an eine SeaHelp-Anzeige in einem Hafenhandbuch und meldete sich um 18.35 Uhr in der SeaHelp-Einsatzzentrale in Punat auf der Insel Krk. Von jetzt an ging alles recht schnell: Die Einsatzzentrale informierte sofort den für die Region Istrien zuständigen Einsatzleiter Christian Manzinger, der schon 15 Minuten nach dem Anruf die noch an der Boje liegende Bavaria 34 erreichte und Wolfram Henkel sofort an Bord nahm. Parallel dazu hatte die SeaHelp-Einsatzzentrale bereits einen Notarzt informiert, der den Patienten in der Marina Pomer bereits übernahm, die medizinische Erstversorgung sicher stellte und ihn umgehend ins Krankenhaus Rijeka transportieren ließ. Dort angekommen ging es nach einer umfassenden Eingangsuntersuchung sofort weiter in den OP-Saal. Noch am gleichen Abend setzten ihm die fachkundigen Ärzte einen Stent ein.

Geht es nach Wolfram Henkel, möchte er seine Bavaria 34 schon ab August wieder nutzen.

Geht es nach Wolfram Henkel, möchte er seine Bavaria 34 schon ab August wieder nutzen.

Fünf Tage später, als er bereits wieder transportfähig war, wurde er zur Weiterbehandlung dank seiner ADAC-Plus-Mitgliedschaft heimatnah in das Krankenhaus Wetzlar nach Deutschland verlegt. Mittlerweile hat sich sein Zustand so weit verbessert, dass er bereits die mehrwöchige Reha antreten konnte. Ab August, so hofft er, wieder auf seiner Bavaria 34 die Adria in Istrien genießen zu können. Dann aber mit einem SeaHelp-Aufkleber am Kartentisch, falls das Hafenhandbuch einmal nicht so schnell zur Hand ist.

Eines steht für Wolfram Henkel fest: Ohne die schnelle, unkomplizierte Hilfe von SeaHelp, angefangen vom Transport mit dem Einsatzboot zum Hafen bis zur durch SeaHelp veranlassten Alarmierung des Notarztes wären der Herzinfarkt und seine Folgen wohl nicht so glimpflich verlaufen. Deshalb gilt sein Dank auch allen Helfern sowie den Ärzten im Krankenhaus in Rijeka, die einen guten Job gemacht haben. Dass er dank der ADAC-Plus-Mitgliedschaft schon so frühzeitig in ein heimatnahes, deutsches Krankenhaus verlegt wurde, hat die Genesung sicherlich noch einmal einfacher gemacht. Wolfram Henkel: „Nach meinen Erfahrungen kann ich allen Skippern in der Adria nur empfehlen, eine Mitgliedschaft bei SeaHelp und beim ADAC abzuschließen. Erst wenn wirklich einmal etwas passiert, merkt man, wie hilflos man ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land dasteht. Zumal, wenn einem der Infarkt auf dem Wasser ereilt.“

Seit einiger Zeit fahren auf SeaHelp-Einsatzbooten auch Notärzte mit, wenn es die Einsatzlage erfordert. In diesem Fall war es jedoch sinnvoller, den Patienten sofort mit dem Einsatzboot in die Marina Pomer zu bringen, da sich der Vorfall nahe der Küste ereignete.

Neu: Skipper die über die ADAC Yachtcharter-Suche ein Boot chartern, profitieren seit dieser Saison von einem kostenlosen CharterPass vom Stützpunktpartner SeaHelp. Mehr zum Thema SeaHelp findet man auf www.sea-help.eu.

Die erste kroatische Marina hat ihren 50. Geburtstag gefeiert

Jubiläum Marina PunatIm Tourismus gibt es Trends, es gibt Mode, und es gibt Geschichten die dauern. Die Marina Punat, Pionier des nautischen Tourismus auf der Insel Krk in Kroatien hat diesen Samstag, am letzten Tag des Monats Mai, ihren großen 50. Geburtstag auf die einzige mögliche Weise gefeiert, mit einem großen Fest zusammen mit ihren Gästen. Die Zeremonie begann mit Grußworten der Leiter der Marina Punat Gruppe, und der Abend voller Emotionen wurde in einer echt mediterranen nautischen Stimmung fortgesetzt.
Über acht hundert Gäste der Marina die hier ein zweites Zuhause gefunden haben, haben Ihre Erinnerungen und Gedanken auf die Jahre der Entwicklung der Marina von einem kleinen Hafen für ein Paar Schiffe zu einem echten nautischen Zentrum der Nordadria geteilt. Den treuesten Gästen mit über 35 Jahren Aufenthalt in der Marina wurden besondere Auszeichnungen verliehen, mit dem Dank ihren Enthusiasmus an Ihre Kinder und Enkelkinder übermittelt zu haben.

Fest Marin PunatDie Gäste wurden in Namen des Gastgebers von Herrn Dragutin Žic, Präsident der Versammlung der Marina Punat Gruppe und Herrn Krešimir Žic, Vorstandsvorsitzender der Marina Punat Gruppe begrüßt. Auf diese Weise haben sie symbolisch aufgezeigt,  was die Marina Punat kennzeichnet – fünfzig Jahre der Tradition und kontinuierliche Investitionen in den neuesten Technologien und Entwicklungen im Bereich des nautischen Tourismus, was eine Zukunft an der Spitze des weltweiten Angebotes sicherstellen sollte.

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten fand auch die Preisverleihung der Jubiläumsregatta, 30. Croatia Cup, statt, diese dauerte vom 30. bis 31.05.

Gerade in diesem Jubiläumsjahr hat die Marina Punat 5 Goldenen Anker der Royal Yachting Association erhalten. Auch bei der Steuerradklassifizierung der ADAC Sportschifffahrt hat die Marina Punat jüngst Ihre “Bestnoten” bestätigen können, damit muss  man Vergleich mit den weltweit besten Marinas nicht scheuen.

Musik an Bord: The Glitch Mob

Wie bereits erwähnt trug die richtige Musik letztens extrem viel zu dem Prädikat “perfekter Segeltag” bei. Bei von hintem einfallendem Starkwind gibt es für mich 2 verschiedene Arten von passender Musik, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Heute möchte ich euch die erste davon vorstellen.

Zeit fürs Bremspedal...

So ein Segeln wie im letzten Artikel beschrieben ist für mich  immer mit nur einem Wort zu beschreiben: Action. Die Musik sollte dann wenn möglich dazu passen, also kraftvoll und laut sein, sowie einen in eine ähnlich energiereiche Stimmung versetzen. Sanfte Loungeklänge oder Balladen wären da echt fehl am Platz.  Meistens passt dann Rock ebenso gut wie schnelle Dance/Electro Nummern. Und wer sich nicht entscheiden kann? – Für den gibt es die Musik des kalifornischen Trios “The Glitch Mob”.Deren  Deren Stil ist irgendwo im Grenzbereich zwischen Rock und Electro mit einer Spur Dubstep einzuordnen.Vielleicht  nicht jedermanns Sache, passt aber perfekt zu diesem Actionsegeln. Selbst wenn sie euch nicht am heimischen Computer gleich gefällt, probierts mal bei den richtigen Bedingungen. Für mich gibt es jedenfalls nichts besseres als die Trägheit, welche manchmal beim gemütlichen Segeln entsteht, abzuschütteln und auf Actionsegeln umzustellen.

Hope you like it!

 

 

Ein Segeltag wie Einer von Hundert

Irgendwann muss selbst so traumhafte Stadt wie Tallinn verlassen werden. Gut, dass mir das Wetter den Abschied heute leicht macht. Es geht Richtung Finnland. Nachdem St. Petersburg ja erstmal gestorben ist, macht die Vorhersage nun auch ein weiteren Aufenthalt an der exponierten Nordküste Estlands zunichte. Schade, hätte mir hier gerne noch das ein oder andere Kleinod angeschaut, aber vielleicht ein andernmal!

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Die Vorhersage für heute verspricht aber noch einmal bestes Wetter: Sonne, 15 Grad, West- bis Südwestwind, zunehmend bis auf 6. Perfektes Wetter für den Schlag über den finnischen Meerbusen bis nach Helsinki. An Anfang war ich noch eher skeptisch: Der Wind kam anfangs noch sehr unstet in Richtung und Stärke. Ich hoffte inständig, dass das nicht so weitergehen würde, und meine Bitten wurden erhört. Langsam steigerte sich der Wind auf bis zu 22kn. Raumschotkurs – den Wind also von schräg hinten einfallend, besser gehts nicht – nach Helsinki. Ich segelte mich wie in einem Rausch. Es ist schwer diese Empfindungen niederzuschreiben, ich versuche es dennoch mal. Die Windzunahme bemerkte ich aufgrund der Windrichtung nur sehr langsam, eher schon wie der Druck am Ruder und die Geschwindigkeit zunahmen. Überhaupt habe ich an diesem Tag alle Geschwindigkeitsrekorde der Nonsuch gebrochen: Bis hoch zu 7,6kn, konstant über 6kn, das schafft man nicht zu oft mit der dicken alten Dame. Mein Grinsen wurde mit jeder Minute breiter und ich habe das Schiff mal so richtig geprügelt. Gute Musik voll aufgedreht (Dazu später mehr), einen Schrick in die Schot, ein  Grinsen so breit wie eine Kreissäge, Wasser an Lee vorbeirauschend, und das Vibrieren des Ruders. Besser geht es nicht. Alles fliegt kreuz und quer durch die Kajüte, doch heute stört mich das nicht mal. Wer bremst verliert – Das Segeln ist anstrengend aber nach den letzten motorlastigen Tagen extrem befriedigend. Meine Laune stieg in ungeahnte Höhen. Ich habe das Schiff so richtig bis nach Finnland geprügelt. Erst beim Auftauchen der ersten Schärenfelsen dieser Reise nahm ich den Fuß vom Gas, nahm das Vorsegel weg, und tauchte langsam in den Vorgarten von Helsinki ein. So etwas kann man nur unter sehr ausgewählten Bedingungen alleine machen. Und heute war so ein Tag. Erst als ich dabei langsamer wurde, merkte ich, dass der Wind mittlerweile schon auf 25kn im Mittel zugenommen hatte… Bin ich unvorsichtig geworden? Ich hoffe nicht, war doch heute so ein Tag mit ausgewählten Bedingungen, und eine andere Yacht war (obwohl 4m länger ;-) – immer in Sichtweite.

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Unterwegs war auch richtig was los. Insbesondere die Schnellfähren zwischen Helsinki und Tallinn sind eindrucksvoll: Trotz ihres normalen Aussehens sind sie doppelt so schnell wie ihre normalen Artgenossen unterwegs, was für surreale Bilder sorgt. Ich bin ja seglerisch an der Elbe aufgewachsen. Dort ist man den Umgang mit Berufsschifffahrt ja gewohnt, und so habe ich mich oft gewundert was für ein Aufriss um die “Schnellfähren” in diesem Sektor gemacht wird. Man kann die Kurse der Berufsschifffahrt doch eigentlich immer ganz gut kalkulieren. Doch die Dinger hier haben es ob ihrer Geschwindigkeit echt in sich… Wohl ein Dutzend Mal sind die Kollegen auf dem Weg an mir hin und her vorbeigeprescht. Die muss ich ganz schön genervt haben, aber dank AIS halten sich alle Berufsschiffe an ihre Ausweichpflicht und ich kann ungestört nach Finnland knattern.

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5sm vor Helsinki erreicht mich eine SMS von Timo: Er schlägt vor, dass wir uns auf der Festungsinsel Suomenlinna, unmittelbar vor Helsinki treffen. Ein bisschen Ruhe vor der nächsten Großstadt macht natürlich Sinn, und so folge ich ihm dorthin. Wir erleben einen entspannten Abend mit frischgekochtem Essen bei sich langsam verschlechterndem Wetter. St. Petersburg fallenzulassen war wohl leider richtig… Aber egal, ein perfekter Segeltag neigt sich dem Ende zu. Bitte mehr davon!

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Am nächsten Morgen legen wir dann sodann auch nicht gleich ab, sondern erkunden erstmal die alte Festungsinsel. Es erinnert mich ein wenig an Christiansø, nur größer und weniger abgeschieden. Besonders beeindruckend sind aber nicht die alten Festungsanlagen, sondern wie dicht die Fähren und Frachter zwischen den Helsinki vorgelagerten Schäreninseln hindurchpreschen. Da muss ich glaub ich nicht zwischen her kreuzen…

Irgendwann lässt der Wind dann aber kurzzeitig nach und wir verlassen Suomenlinna für den kurzen Weg nach Helsinki. Praktisch: Laut Timo habe ich das absolute must-see des hiesigen Sightseeingprogramms schon abgearbeitet. ;-)

 

Abschied von Tallinn...
Der Wind nahm langsam....
...immer weiter zu.
Herrliches Segeln...
Eine Schnellfähre kreuzt meinen Weg. Und Schnell sind die Dinger wirklich...
Die ersten Finnischen Landbrocken erscheinen...
Zeit fürs Bremspedal...
Das "Traumschiff" verlässt gerade Helsinki.
Die Lotsenstation von Helsinki.
Fest im Innenhafen der Festungsinsel Suomenlinna.
Suomenlinna.
Es könnte einem schlechter gehen!
Suomenlinna.
Ein altes Trockendock, immer noch in Betrieb, auf der Insel.
Schärenfahrwasser für die Großschifffahrt.
Am Horizont wartet schon Helsinki.
Suomenlinna.
Suomenlinna.
Heute kann man hier auch friedlich wohnen..
Suomenlinna.
Die "Vesikko", Prototyp der deutsche Typ II U Boote ist hier ausgestellt.
Das muss ich mir natürlich gleich ganz genau anschauen...
...Aber auch weitere friedliche Ecken...
...Gibt es hier häufig...

The city that never sleeps

Nein, ich bin nicht in New York. Und nein, ich bin auch immer noch in der Ostsee unterwegs. Genauer gesagt in Tallinn. Und wenn es tatsächlich eine Stadt gibt die niemals schläft, dann ist es wohl Tallinn im Sommer. Die Stadt hat mich absolut fasziniert.

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Nachdem ich beschloss St. Petersburg auf eigenem Kiel wahrscheinlich aufzugeben und dafür Tallinn ganz in Ruhe zu genießen verholte ich mich am Samstag zunächst einmal in die Old City Marina von Tallinn, also quasi der Innenstadthafen. Äußerlich geht es hier sehr formal zu: Einlaufen nur bei grünem Licht und nach Funkanmeldung, Bootsdokumente beim Check-in vorzeigen, dafür aber auch erstklassige Einrichtungen. Auf den Stegen hingegen herrscht das Leben. Es geht zu wie auf dem Aldiparkplatz einen Tag vor Heiligabend. Ich muss erstmal 1 Stunde herumkreisen um, nachdem eine finnische Herrencrew wie sie im Buche steht abgelegt hat, einen Platz zu ergattern. Im Sommer ist dieser Hafen wohl fest in finnischer Hand, und die Finnen haben dieses tropisch heiße Wochenende wohl zu zahlreichen Testausflügen genutzt. In allen Cockpits herrscht bierselig-sommerliche Fröhlichkeit und auf den Stegen stapeln sich die Einkaufswagen. Noch eine Paralelle zum Aldiparkplatz. Moment mal, Einkaufswagen? Ja! Die bereits beschriebenen Hamsterkäufe sind hier noch wesentlich zahlreicher. Der Hafen liegt in unmittelbarer Nähe zu den Fährterminals (welche aber nicht wirklich stören) und den dazugehörigen Duty-Free-shops. Nicht nur Bier und Wein, sondern auch gleich das Hochprozentige wird hier gleich in Kisten verkauft. Massenweise verschwinden Wagen- und Schulterladungen in allen Schiffen. Jedes zweite alkoholische in Finnnland verhaftete Getränkt stammt angeblich aus Estland. Nachdem ich St. Petersburg nun aufgegeben habe mische ich mich auch diesbezüglich unters Volk und stocke meine – bisher dem Zoll zuliebe kleingehaltene – Getränkevorräte auf. Danach geht es dann auf zum Kulturprogramm.

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Es ist bereits 18:00 als ich mich auf in die Stadt mache, und doch tobt dort immer noch das Leben. Ich lasse mich durch die Altstadt treiben und lasse mich aud einer der zahlreichen Restaurantterassen nieder um das Treiben erst mal zu beobachten und mich für den Ausflug ins Tallinner Nachtleben zu stärken. Irgendwann mache ich mich auf zu einer kleinen Kneipentour und bemerke erst mit der Zeit was mich hier so fasziniert: Es ist mittlerweile fast halb 12 Mitternacht, und doch sind die Straßen voll von Menschen. Und nicht nur das um diese Tageszeit normalerweise anzutreffende Feiervolk, sondern ein ganz bunter Mix: Touristen, Einheimische, friedlich feiernde Jugendliche, Alte, Junge, von allem ist was dabei. Es herrscht ein Betrieb wie anderorts um 4 Uhr Nachmittags. Ich erinnere mich, wie mir jemand mal vom Lebensgefühl der Südeuropäer im Sommer vorschwärmte, wo das richtige Leben abends erst beginnt. Doch das ist hier noch besser, denn in Tallinn kommt noch das Dämmerlicht der weißen Sommernacht dazu. Es ist noch immer nicht richtig dunkel. All das sorgt für eine ganz besondere Stimmung und sorgt dafür, dass die Stadt im Sommer wohl wirklich nie schläft. Irgendwo ist immer etwas los. Die Tallinnerinnen gehören ja allen Erzählungen nach zu den hübschesten in Europa. Das kann man wohl bestätigen. Aber auch ansonsten ist die Bevölkerung unheimlich jung, freundlich und aufgeschlossen.

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Das Tallinner Nachtleben selbst überzeugt dann auch voll und ganz. Die Vielzahl der verschiedenen Möglichkeiten – hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei – , die laue Sommernacht, die freundlichen und aufgeschlossenen Esten, der bunte Mix aus Einheimischen Touristen, all das trägt zu einem wirklich netten Abend bei. Ich komme erst spät wieder zurück aufs Schiff. Auch hier fällt mir wieder auf, wie friedlich im Vergleich zu Deutschland gefeiert wird. Irgendwie hat in ganz Osteuropa meine Altersklasse – allen Vorurteilen zum Trotz – ihren Alkoholkonsum wesentlich besser im Griff. Es wird auch viel mehr gelacht und gelächelt als in heimischen Clubs und Kneipen.  Davon auszunehmen sind lediglich die zahlreichen britischen und finnischen Junggesell(innen)abschiede. Die gehören laut Aussage der Einheimischen hier zum Stadtbild ähnlich dazu wie der japanische Kameratourist in eine mittelalterliche Burg. ;-)

In den nächsten beiden Tagen setze ich dann meine Erkundung der Stadt fort. Ich bewege mich auch mal aus dem Altstadtbereich heraus und bin gleich positiv überrascht. Die Altstadt wird zu allen Seiten von zahlreichen modernen Neubauten flankiert, die Tallinn auch den äußerlichen Anstrich einer modernen Großstadt gibt. Man fühlt sich fast wie in der City of London, Frankfurt, oder ähnlichen Stahl- und Glasmetropolen. Die Bausünden des sozialistischen Wohnungsbaus hat man hier übrigens konsequent von Anfang an an den Stadtrand gedrängt. Tallinn ist die erste Stadt auf meiner Reise, welche im Stadtbild wirklich gar nicht mehr nach Sowjetunion ausschaut.

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Auch sonst gefällt mir das Stadtbild außerordentlich gut. Auf meinen Streifzügen durch die Altstadt fällt mir auch nach langem Nachdenken auf, was mich ein klein wenig an Danzig oder Riga gestört hat. Im Gegensatz zu Danzig ist Tallinn nicht so “überrenoviert”. Danzig ist zwar sehr sehr schön, manchmal aber fast ein wenig zu sehr restauriert. Es schaut fast ein wenig unwirklich aus. Tallinn im Gegensatz dazu ist in Würde gealtert und schaut wesentlich authentischer aus. Riga hingegen ist ähnlich schön im Stadtbild, ist aber schon zu einer richtigen EasyJet-Metropole geworden. Die Anzahl an Bernsteinschmuckständen, Wechselstuben, und geführten Touristengruppen ist in Tallinn (noch) deutlich kleiner. Auch das sorgt für mehr Authenzität.

Auch nach 3 Tagen Stadtrundgang habe ich noch nicht alles gesehen. Immer neue schöne Plätze fallen mir auf. Ich werde sogar zum illegalen Einwanderer. Ohne Reisepass in der Tasche stratze ich durch die Parkanlagen am Südende des Domberges. Diese gehören teilweise zum Gelände der japanischen Botschaft. Das hat die Tallinner Jugend in den 90ern für wilde Parties ausgenutzt, denn die estnische Polizei hatte ja hier keinen Zutritt. Für kurze Zeit befinde ich mich also auf japanischen Boden. Konichiwa! Aber wie läuft das jetzt eigentlich Gastlandflaggentechnisch?

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Tallinn zusammenzufassen ist wirklich schwer. Die Stadt ist voll von Geschichte und doch so modern wie keine andere die mir spontan in den Sinn kommt. Moderner Konsum und ein traditionelles Stadtbild sind hier perfekt vereint. Es gibt ein perfektes aber unaufdringliches Nachtleben und unglaublich freundliche Menschen. Tallinn ist mindestens genau so schön wie Paris oder Venedig, ohne aber die teils arrogante Einstellung dieser Städte zu vermitteln.  Es wäre wirklich ein Jammer gewesen, wenn mich der Wind hier gleich wieder rausgetrieben hätte… Ich hoffe, dass ich im Winter nochmal zurückkehren werde. Denn die deutschen Weihnachtsmärkte von denen mir berichtet wurde, bekommen in dieser beispiellos schönen Altstadt bestimmt ein ganz besonderes Flair.

 

Zur Old City Marine geht es - Oh Wunder! - direkt Richtung Altstadt.
Direkt durch den Manäversektor der zahlreichen Fähren. Da macht die sehr formelle Verehrslenkung doch Sinn...
Die Silja Europa. Das letzte Schiff welches Kontakt zur gesunkenen Estonia hatte...
Hoher Besuch in der Old City Marina. Die Swan 60 des Nord Stream Races sind da!
Nachdem Nonsuch den Schengenraum wohl erstmal nicht verlassen wird, bunkere auch ich gutes estnisches Dosenbier...
... und auch ein paar gesunde Sachen (man beachte das Grünzeug in der Tüte!)
Passt wie angegossen. Ob die Schmidt´s diese Maße wohl bei der Konstruierung schon im Sinn hatten?
Nonsuch in Tallinn.
Moderne Bürobauten...
...Lassen oft den Gedanken an NYC aufkommen....
...Die Stadt wirkt oft sehr modern.
Der Sommer ist da!
Shops.
Hinein in die Tallinner Altstadt.
Estnisches Nationaldenkmal.
Altstadt von Tallinn.
Willkommen in Japan!
Diese Grunanlage gehört zum Gelände der japanischen Botschaft.
Überall finden sich nette Cafes...
...Alte Gemäuer...
...und wichtige Schaltzentralen. Hier das estnische Parlament auf dem Domberg...
...Von hier wurde auch schon vor 600 Jahren die Stadt regiert.
Gleich daneben: Die deutsche Boschaft.
Die Alexander Nevski Kathedrale.
Auf dem Domberg.
Die Tallinner Jugend genießt das Wochenende.
Altstadt von Tallinn.
Altstadt von Tallinn.
Blick vom Domberg.
Altstadt von Tallinn.
Ein bisschen fühlt man sich wie in Aerosköbing.
Zahlreiche Restaurants locken die Touristen..
...nobody can take from us...
Die sowjetischen Wohnsilos hat man hier gekonnt an den Stadtrand verbannt.
Blick über die Stadt...
...Und die Tallinner Bucht.
Abstieg in die Unterstadt. Die eigentliche Hanse- und Kaufmannsstadt.
Tallinn steht Venedig oder Wien in Schönheit nicht nach..
Geschäftiges Treiben auf dem Rathausplatz.
Das gotische Rathaus von Tallinn.
Respektable Bierkarte.
Die Straßenbahn...
Abschied von Tallinn...

 

 

 

Tallinn – oder doch nicht?

Nach dem Erholungstag in Lohusalu ging es nun weiter nach Tallinn.  Endlich konnte über weite Strecken gesegelt werden. Die Fahrt in die Tallinner Bucht war echt spannend, auch echte Frachter waren hier wieder unterwegs, und ich bekam einen ersten Eindruck von den Helsinki-Tallinn Schnellfähren. Für die erste Nacht ging es auf Empfehlung von Timo in den Kalev Yachtclub im hinteren Teil des alten Olympiahafens. Der Hafenmeister hier, genannt “Tigerhead”, ist unter finnischen und estnischen Seglern eine ähnliche Legende wie Oskar in Kuressaare, ein Hafenmeister der nur für sein kleines Reich zu leben scheint.

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Die finnischen Segler scheinen in Tallinn überhaupt den Ton anzugeben. Was für die Nordsee- und Elbsegler Helgoland, und für die Ostseesegler der Grenzhandel von Flleegaard oder Prätorius ist, ist Tallinn für die Finnen . Nur noch wesentlich extremer. Der Alkohol kostet hier nur etwa 1/3 des finnischen Preises, und dan des Schengenraums kann praktisch ohne Limit aufgeladen werden. Bei manchen Schiffen habe ich mir ernsthafte Sorgen um die Stabilität gemacht. Hier wird mit dem Einkaufswagen gleich bis auf den Steg vorgefahren. Und dann noch einer. Und noch einer. Entlang jedes Yachthafens gibt es zahlreiche Getränkemärkte mit gigantischen Lagermengen. Laut Timos Aussage geht das in der Saison an einem Wochenende weg. Und irgendwie glaube ich ihm das. Den Vogel abgeschossen hat allerdings ein kleines 3-4m Schlauchboot, als es in den Hafen kam. Wir wunderten uns noch, dass der Kollege mit Trockenanzug, Kopfkamera, Handfunkgerät, und allem PiPaPo in den Hafen einlief. Eher ungewöhnlich für ein kleines Schlauchboot. 20 min und 2 Einkaufswagen später wussten wir dann aber wofür das ganze Equipment da war: Timo bemerkte die Helsinkier Registrierungsnummer des Bootes…. Der war doch tatsächlich mit dem kleinen Ding 45sm über den finnischen Meerbusen geknallt, um sich hier vollzuladen. Respekt.

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Den gesamten Tag über wurde es immer heisser, am Ende standen gar 29 Grad auf dem Thermometer. Das ist zwar Balsam für den immer noch von den eiskalten Nächten in der südlichen Ostsee geschundenen Seglerleib, aber an große Stadterkundungsrundgänge war dabei nicht wirklich zu denken. Und so machte ich mal den kurzen Wettercheck für die nächsten Tage. Und das hätte ich mal lieber bleiben gelassen…. Petrus feiert das absehbare Ende dieser tropischen Tage mit Ostwind und lässt es dabei  ganz ordentlich krachen. Die östlichen Orte Estlands, wo ich eigentlich noch eine verlassene Militärbasis besuchen wollte, so wie vor allem das große Traumziel St. Petersburg kann ich bei dieser Vorhersage wohl komplett vergessen. Spätestens nach dem Besuch in Kaliningrad habe ich mir den Besuch von St. Petersburg in den Kopf gesetzt, aber bei Ost-Nordostwinden um 5-6 Bft. ist der 160sm Nonstopschlag von Vergi in Estland mit der kleinen Nonsuch alleine so gut wie unmöglich. Und diese Ostwindlage soll auch noch bis zum Ende sämtlicher Vorhersagen anhalten.  “If Eastwinds appear here at this time of the year, it will stay until midsummer”, ist die Aussage von Timo zu diesem Debakel. Na klasse, das kann ich mir also höchstwahrscheinlich abschminken. So schön es hier ist, um einen Monat in hier herumzudümpeln ist mir meine Zeit zu schade, und die 160sm von Vergi werden bei Ostwind eher zu 300-350sm, das ist nur gegenan bei den Bedingungen im finnischen Meerbusen einfach nicht drin.

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Für einige Stunden vergesse ich, was für ein Glück ich habe so eine Reise überhaupt machen zu können und ärgere mich lautstark darüber, dass das Wetter mir so ein dickes Schnippchen schlägt. Doch halt: Könnte man nicht vielleicht noch vor dem Eintreffen des Ostwindes versuchen nach St. Petersburg zu kommen? Die Wetterprognosen geben das im Moment noch her, doch dann müsste ich Tallinn schon am nächsten Morgen verlassen… Lange überlege ich, ob dieser Plan machbar und sinnvoll ist, und komme zu keinem richtigen Ergebnis. Am Ende entscheide ich mich knapp dazu dieses Traumziel, unter Beachtung der nächsten Wetterprognosen, anzugehen und fahre noch in die Stadt um zumindest einen kleinen Einblick in Tallinn zu bekommen.

Auf den ersten Blick erscheint Tallinn nett und historisch, wie schon viele andere Städte auf meiner Reise. Doch am Ende kommt alles anders: Als ich am nächsten Morgen früh aufstehe um mich auf den Weg zum Grenzhafen Vergi zu machen haben sich die neuesten Vorhersagen bereits um 12 Std. nach vorne verschoben. Das Risiko am Ende doch mitten auf dem langen Weg durch den finnischen Meerbusen ohne erlaubte Nothäfen in die Ostlage zu geraten ist zu groß. Die Berichte von Freunden die diesen Schlag bereits unternommen haben bestärken mich darin, dass ich das mit der Nonsuch lieber bleiben lassen sollte…. Die Enttäuschung ist groß, aber mal abwarten was anstattdessen auf mich wartet.

Ich beschliesse also, noch einige Tage in Tallinn zu bleiben.

 

Morgen geht es in Begleitung meines "Lotsen" Timo in Lohusalu los.
Mächtig was los in der Bucht von Tallinn...
Auf dem Weg.
Olympiahafen Tallinn-Pirita.
Außergewöhnliche Symbolik.
Mit dem Schlauchboot über den finnischen Meerbusen um Sprit zu kaufen. Kann man mal machen.
Nicht gerade die passende Wettervorhersage um nach St. Petersburg aufzubrechen. Und das soll auch noch so bleiben... :(
...Also erstmal ein erster Rundgang durch Tallinn.

PROLAHN e.V. lädt zum Skippertreffen nach Bad Ems

Vom 29. Mai bis zum 1. Juni sind alle eingeladen, die die Lahn mögen und denen der Erhalt der Bundeswasserstraße Lahn wichtig ist.  ”An der Lahn geht es mir gut” lautet das diesjährige Motto, ein buntes Rahmenprogramm rundet die vier erlebnisreichen Tage an der Lahn. 

Interessierte Skipper sollten sich sollten sich vor der Anreise entscheiden, ob Sie einen Liegeplatz im Yachthafen oder an der Bad Emser Uferpromenade wünschen. Für Boote Boote ab 10 Metern ist die Uferpromenade grundsätzlich besser geeignet. Ein Rahmenprogramm zu der Veranstaltung erhalten Sie auf den Seiten von PROLANH, dort steht auch ein Anmeldeformular und eine Sammelanmeldung für Clubs zur Verfügung.

Detailinformationen zum Yachthafen Bad Ems erhalten Skipper & Crew im ADAC Marinaführer.

Zurück ans Festland

Zunächst mal muss ich mich für die Funkstille in den letzten Tagen entschuldigen. Entgegen den üblichen Verlautbarungen war die WLAN Verfügbarkeit in Estland nämlich zum großen Teil bisher nicht besser als in den bisherigen Häfen. Vielleicht ist das aber auch nur der Vorsaison geschuldet….

In den letzten Tagen ging es nach den Tagen auf Sareemaa und Muhu zurück aufs estnische Festland. Los ging es von Lounaranna nach Haapsalu. Endlich mal wieder segeln! Die Freude darüber so langsam zwischen den Insel daher zu dümpeln währte allerdings nur kurz. Gegen Mittag schlief der Wind mal wieder völlig ein – ein Ereignis das in den nächsten Tagen noch Deja Vu Charakter bekommen sollte. Dazu zogen dann auch noch Regenwolken auf. Komisch, eigentlich sollte dann doch auch Wind sein… Nach der Sintflut folgte dann auch noch die Heuschreckenplage: Binnen Minuten war das gesamte Schiff von Insekten aller Art eingedeckt. Ein Biologe hätte wohl seine helle Freude daran gehabt, doch ich mochte mich nicht mal mehr hinsetzen, nachdem erste tote Insekten bereits Holzdeck und Hosenboden verzierten. Unter Motor ging es Richtung Haapsalu, die Hände in die Hosentaschen gestopft und den Gesichtsausdruck vom HB-Männchen geklaut. Kurz vor Haapsalu verzog sich das Getier dann, die Sonne kam wieder heraus und auch der Wind kam wieder. eine halbe Meile vorm Hafen – war eigentlich klar oder? Anyway, ich genoss einen entspannten sonnigen Abend im Hafen von Haapsalu. Der nächste Tag brachte dann nicht nur tropische Temperaturen, sondern auch Starkwind und vereinzelte Gewitter. Vor allem letzteres bewegte mich dann noch recht schnell dazu einen Hafentag einzulegen. Ich lerne den finnischen Einhänder Timo kennen, und wir erkunden den alten Kurort Haapsalu gemeinsam. Was gehört zu einem mittelalterlichen Gemäuer übrigens genau so wie bröckelnde Steine? – Genau! Japanische Touristen. Glücklicherweise wurden gerade 2 Busladungen davon abgeladen und wir konnten endlich auch diese Spezies mal auf der Reise bewundern. Videokamera in der einen, Fotokamera in der anderen. WIe aus dem Bilderbuch.

Timo beeinruckt mich mit seiner skandinavischen Gelassenheit sehr. Auf die Frage wie lange er schon in Haapsalu sei, antwortet er: “3 days now, and if the weather will really be bad tomorrow, i stay another one”. So gelassen möchte ich auch mal sein. Eigentlich möchte ich mich auf dieser Reise ja entspannen, aber ich ertappe mich noch oft genug dabei ein Getriebener des Wetters, des nächsten schönen Hafens, oder des Meilenfressers in mir zu sein.

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Nach einem erzwungenen Erholungstag (Zu Hafentagen werde ich demnächst noch mal mehr schreiben), ging es weiter nach Dirhami. Dirhami ist, ähnlich wie Möntu, wieder nur ein kleiner Außenposten der estnischen Fischer an der Nordwestecke Estlands. Hier ist nicht wirklich etwas los, und doch sorgt die Lage inmitten der Natur für Erholung. Und der Sonnenuntergang in Dirhami soll der schönste Estlands sein. Also los! Die ersten Meilen wurden wieder unter Segeln zurückgelegt. Die Freude über das stille Vorankommen währte allerdings auch heute wieder kurz. Mit voller Fahrt schoss ein Motoboot von hinten heran: Estonian Border Guard – “What is your Port of Destination?”. Mit der Antwort Dirhami sind die Jungs dann auch schnell wieder abgezogen, aber doch wunderte mich etwas: Grenzschutz an einem klar erkennbar deutschen Boot? Mitten zwischen den Inseln? Die Binnengrenzen, und erst recht die Schengener Außengrenzen ewig weit weg? Die leiden wohl unter Langeweile… Keine 5 Minuten danach schläft, zusätzlich zu den aufziehenden Wolken, wieder der Wind ein. Langsam wird das echt öde, kann sich das Wetter nicht mal was neues einfallen lassen? Kurz später zieht dann auch noch Nebel auf. Danke, kenne ich auch schon. Im Gegensatz zu den ersten Erscheinungen schockt er mich aber irgendwie nicht mehr richtig. Ob es an der Routine oder den hier oben weniger zahlreichen kleinen Fischerbooten als in der Kieler Bucht liegt, weiß ich nicht… Dirhami hat hingegen nicht zu viel versprochen. Ich mag diese abgeschiedenen kleinen Häfen, selbst wenn sie nicht auf den traumhaftesten Inseln liegen, verkörpern sie doch die Ruhe und das temporäre Abhauen von der Zivilisation beim Segeln so gut. Auch der Sonnenuntergang hat tatsächlich Hollywoodformat.

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Obwohl es nach Tallinn von hier aus “nur” noch 50sm sind, folge ich Timo in den kleinen Hafen von Lohusalu, ungefähr auf der Hälfte der Strecke. Das scheint ein kleiner Ausflugshafen im Tallinner Dunstkreis. Timo, der sich als sehr kundiger Estland Führer entpuppt, erzählt, dass der Hafen einem reichen Tallinner, der hier in der Nähe sein Wochenendhaus hat, gehört. Klar, bau ich mir einfach mal einen kompletten Hafen… Die Umgebung und die Ausstattung des Hafens sind dafür echt schön geraten. Zu unserer Runde von Einhandseglern stößt noch Kalevi aus Finnland dazu. Ein alter finnischer Seebär, der eine ganze Menge spannender Geschichten zu erzählen hat, und so wird der Abend extrem lang und fröhlich. Ich merke mir für die Zukunft, dass Trinken mit Finnen recht gefährlich sein kann… ;-) So tragen nicht nur die 25 Grad und Windstille am nächsten Tag dazu bei, dass ich einen Hafentag zur Erholung einlege… Die beiden Finnen weisen mich nun auch noch in die finnische Saunakultur ein. Anschliessend gibt es ein Festmahl in Form des zweiten Grillens dieses Jahr. Es könnte einem wirklich schlechter gehen, die Stimmung ist gut.

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Zwischen den westestnischen Inseln hindurch geht es nach Haapsalu.
Das Wetter ist leider ziemlich unangenehm.
In Haapsalu scheint es sogar Tschaikowsky ausgehalten zu haben.
Das Kurhaus von Haapsalu.
Wie kommt der Kollege denn dort hin??
Haapsalu.
Die Bischofsburg von Haapsalu...
...Voll mit japanischen Touristen.
Haapsalu.
Der Bahnhof von Haapsalu. Heute ein Museum.
Bahnhof Haapsalu.
Bahnhof Haapsalu.
Bahnhof mit Meerblick.
Nonsuch in Haapsalu.
Grau in Grau geht es weiter...
Anfahrt auf Dirhami.
Diese Tonne sollte man wohl ernst nehmen...
Dirhami.
Dirhami.
Sonnenuntergang in Dirhami.
Dirhami.
Dirhami.
Nonsuch in DIrhami.
Lohusalu.
Die haben ernsthaft ein ordinäres P-Schild zur Bezeichnung der Gästeplätze?!
Lohusalu.
Lohusalu.
Hafen Lohusalu.
Experten unter sich.
Grillabend in Lohusalu.
Brutzel....
Der Abend wurde lang...