Pelagic – Windpilot – Nike Steiger – Mike Scheck
JAGDSZENEN AUS DEM WINDPILOT REVIER
JAGDSZENEN AUS DEM WINDPILOT REVIER
So., 22.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1939, 18.962 sm von HH
oder ‚Wie ich das teuerste Fleisch meines Lebens kaufte‘.
Dabei dachte ich, nach über fünf Jahren auf den Welt-Märkten alle Tricks zu kennen.
Unter der Woche ist der Markt in Papeete ganz nett, aber erst am Sonntag tobt dort das Bärchen. Die Händler und Bauern aus den umliegenden Dörfern bieten ihre Produkte an.
Man findet fertig gekochte Gerichte und die Chinesen verkaufen gegrilltes Fleisch. Knusprigen Schweinebraten in kleine Stücke gehackt.
Den will ich haben. Mit einer Preisinformation im Kopf von 1000 Franc (gleich 10 USD) pro Kilo bestelle ich ein halbes Kilo. Regina von der ‚Jasina‘ spricht Französisch und hilft beim Dolmetschen.
Fertig gekochte Mahlzeiten – leider alles in Plastik
Zahlen fliegen durch die Luft, ich verstehe nicht richtig. Der Chinese auch nicht. Er legt ein Kilo Fleisch auf die Waage. Das sagt zumindest die Waage. Der Berg sieht klein aus für ein Kilo. Das registriere ich ohne, dass die Info meinen Verstand erreicht.
Ich soll plötzlich 3000 Franc bezahlen. Hm, warum das denn, wenn ein Kilo doch nur 1000 kostet? Regina übersetzt, dass der Kilopreis 2800 Franc beträgt. Okay, ich möchte noch immer den köstlichen Schweinebraten, der mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Ich deute meinem Verkäufer, dass ich aber nur die Hälfte haben will. Wieder fliegen Zahlen durch die Luft. Die 500 Gramm irritieren, da alle anderen Kunden wohl nach einem bestimmten Geldbetrag (meistens 500 Franc) ihr Fleisch ordern, nicht nach Gewicht.
Es wird Fleisch von der Waage genommen. Der verbleibende Rest auf der Waage sieht nun endgültig mickrig aus (wieder erreicht diese Info nicht mein Gehirn).
Ich gebe einen großen 10.000 er Schein zum Bezahlen. Das ist kein Problem. Mein Verkäufer deutet einen Kollegen, den Schein wechseln zu gehen. Es wird weiterhin viel gesprochen. Viele Zahlen schwirren durch die Luft. Ich bin bei Bahnhof angekommen. Mein Fleisch wird in Papier eingeschlagen. Das Wechselgeld wird mir korrekt überreicht: 8.500 Franc.
Regina und ich schlendern weiter über den Markt. In meinem Unterbewusstsein fängt es an zu klingeln -irgendwas stimmt nicht mit dem Fleisch.
Köstliche Braten – dieser Verkaufsstand war es nicht
Zurück an Bord erzähle ich Achim, dass es abends Schweinebraten geben wird. Er nimmt das Paket in die Hand: „Warum hast du kein Fleisch für dich mitgebracht?“ Ich gucke ihn an. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du für das Häufchen 15 USD bezahlt hast?“ Ich nicke unglücklich. Um noch Salz in die Wunde zu streuen, holt Achim eine Waage. Es sind 200 Gramm inklusive Papier. Macht einen Kilopreis von 75 Dollar. Trau, schau, wem.
Nachtrag zum Geschmack: Natürlich war der Braten vortrefflich. Musste er ja sein, bei so einem Preis.
Viel zu kleine Riff-Fische im Angebot – wie überall auch hier keine Nachhaltigkeit
Blumenkranz-Produktion auf dem Markt
Sa., 21.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1938, 18.962 sm von HH
„Seelenlose Stadt, im Verkehr erstickender Beton-Klotz, keine besonderen Sehenswürdigkeiten“ … , ich muss schlechte Laune gehabt haben bei meinem ersten Bericht über Papeete. Wen wundert’s, wenn man zweimal durchs Industrie-Gebiet gehetzt wird?
Ich befinde mich in guter Gesellschaft: Paul Gauguin war vor 130 Jahren ebenfalls enttäuscht. Zu europäisch kam ihm Papeete vor. Zuviel der polynesischen Kultur wurde bereits durch westlichen Einfluss verdrängt. Er wechselte frustriert seinen Wohnsitz auf die Marquesas.
So weit wollen wir nicht gehen, denn sooo schlimm ist Papeete nun doch nicht. Die Stadtmarina liegt im Herzen Papeetes. Mitten drin. Mit allen Nachteilen eines ‚mitten drin‘. Wir parken direkt an der vierspurigen Promenadenstraße. Die Autos fahren quasi übers Vorschiff, während am Heck von Atanga dicke Kreuzfahrschiffe fest machen. Den ganzen Tag flanieren Touris und Einheimische am Schiff vorbei. Damit sie gute Sicht auf uns haben, ist das Geländer aus Plexiglas.
An Steuerbord gibt es eine dicke Baustelle, da das Marina-Office umgebaut wird. Das bedeutet keine Duschen, kein Internet, keine Waschmaschine. Das mit der fehlenden Dusche ist das Unerfreulichste. Schließlich fahren wir nur noch wegen der Duschen in eine Marina. Im Schiffsbad zu duschen, bringt Feuchtigkeit bei sowieso schon hoher Luftfeuchtigkeit in die Bude. Auf der Badeplattform ist es peinlich. Den Fußgängern möchten wir den Anblick von unappetitlicher Wühlerei in Bade- und Bikinihose ersparen. Bleibt noch verschämt im Cockpit-Loch hinter dem Ruder in der Hocke eine Dusche zu nehmen. Alles doof – Seglerschiksal.
Dicker Pott im Rücken
Die Vorteile liegen auf der Hand, in fünf Minuten auf dem Markt, in fünfzehn Minuten im Supermarkt. Zahnarzt gleich um die Ecke, frisches Baguette zum Frühstück.
Im Regierungsviertel ist es aufgeräumt und gedämpft. Eine wunderschöne Allee spendet Schatten und Ruhe. In schick restaurierten Kolonialbauten befinden sich diverse Ministerien.
Streetart in Papeete
Regierungsgebäude in Papeete
Es findet sich überall in der Stadt Streetart und Schuhläden zum Stöbern. Macht auch mal wieder Spaß. Und abends geht in der Marina das Unterwasser-Licht an. Dann liegen wir mondäner als in Monaco. Geht doch.
Atanga am Luxus-Steg
Der Abendverkehr rauscht an uns vorbei
Di., 17.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1932, 18.962 sm von HH
Wie vorausberechnet, erreichen wir morgens Papeete. Mit jedem Meter, den wir uns von unserem Urlaubs-Paradies entfernen, wird der Zahnkranke gesünder: „Tut schon gar nicht mehr weh“. Den Titel ‚Urlaubs-Verderber‘ verleiht er sich selber.
Wir wählen einen Platz in der Stadtmarina. Hier sind die Wege in die Stadt kurz, die zweite Marina liegt 10 Kilometer außerhalb.
Ein Platz in der Marina ist schnell gefunden; ein Formular ist schnell ausgefüllt, so dass Achim bereits mittags bei einer Zahnärztin sitzt. Die kann nichts feststellen. Kein Karies, keine Wurzelentzündung. Nichts. Die Wurzeln sehen bis in die Spitzen sauber auf dem Röntgenbild aus. Achim berichtet ihr von seiner Wunde am Fuß (die übrigens wieder etwas schlechter geworden ist). Sein unappetitlich entzündete Grieskorn am Auge, was seit zwei Tagen am blühen ist, sieht sie selber. Ihre Vermutung lautet, dass das alles zusammenhängt. Staphylo-Kokken vielleicht. Igitt. Da sie am Zahn nichts machen kann, verschreibt sie ein Antibiotikum. Okay, nützt dann wohl nichts mehr, muss er schlucken.
Jetzt heftet Achim sich endgültig den Orden ‚Urlaubs-Verderber‘ an die Brust. Ein Antibiotikum hätte er auch in Tikehau schlucken können. Aber was soll’s. Wer weiß wofür es gut ist. Wir sind zurück in der Zivilisation mit Läden, Restaurants, Unterhaltung und prall gefüllten Supermärkten.
Manta in Tikehau
Ein letzter Gruß aus Tikehau. Der Manta am Mantapoint. Schön war’s.
Die Sommersaison neigt sich so langsam dem Ende zu. Wir merken das gerade ziemlich deutlich, denn der Betrieb auf dem See lässt sichtbar nach. Einige holen ihre Boote bereits wieder aus dem Wasser und man spürt, dass der Herbst nicht mehr weit weg ist.
Es wird also fleißig eingewintert am See, nicht jedoch an Bord der Morgenstern. Wir wintern nicht ein, sondern starten lediglich in eine neue Saison. Der Kamin ist seit gestern fertig eingebaut und steht zur Erstfeuerung bereit.
Wir werden also auch im Herbst und im Winter jede Woche am Schiff sein und es weiter verbessern und hoffentlich auch mal die Zeit finden, wenigstens eine kleine Runde auf dem See zu segeln, denn dazu sind wir in diesem Sommer leider nicht gekommen.
Dafür konnten wir allerdings viele Baustellen von der Liste streichen und sind nun endlich an dem Punkt, an dem die Altlasten nicht mehr dominieren und Zeit für Umbaumaßnahmen unter Deck übrig bleibt. Darauf freuen wir uns eigentlich am meisten. Den Salon verschönern, die neue Pantry anfertigen und das Bad mit Nasszelle beginnen.
Aktuell arbeite ich unter anderem am Sockel für den neuen Salontisch und der Abgasanlage für die Dieselheizung. Während der Woche fertige ich also in der Werkstatt weiterhin Bauteile an und am Wochenende wird das Zeug ins Schiff eingebaut. Immer und immer wieder, so lange bis alles fertig ist.
Und damit ist eigentlich auch schon eine der meist gestellten Fragen („Wann wollt ihr wieder los?“) fast beantwortet. Sobald das Schiff fertig und die Bordkasse gefüllt ist, geht es wieder los.
Erinnert ihr euch noch an den Countdown, den wir vor den letzten Reisen immer hier auf der Website hatten? Den wird es in der Form nicht mehr geben, weil einfach noch nicht absehbar ist, in welchem Jahr wir überhaupt fertig sein werden.
Deshalb haben wir uns etwas anderes einfallen lassen, damit ihr ein wenig mitfiebern könnt und einen Überblick habt, wie weit wir sind. Wie das Ding heißen soll, wissen wir gerade nicht, also immer her mit den Vorschlägen.
Jedenfalls zeigt dieses Widget an, wie weit wir mit dem jeweiligen Teilbereich des Schiffs sind. Sobald alle Balken bei 100% stehen, gehen wir wieder auf große Fahrt! Ist das ein Deal?
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Eberswalde teilt in seiner Pressemitteilung vom 18.09.2019 mit, dass die Schleuse Zaaren im November zeitweise befahrbar sein wird.
„Die Schleuse Zaaren, Obere-Havel-Wasserstraße, wird nach der Sanierung der Schleusenhäupter und dem Neubau der Schleusentore vom
11.11. bis 30.11.2019
täglich (Montag bis Sonntag) von 9.00 Uhr bis 15.45 Uhr
mit Bedienung durch WSV-Personal
für die Schifffahrt vorübergehend passierbar werden. Alle weiteren Schleusen zwischen Mirow und Liebenwalde (MHW, OHW) stehen in dieser Zeit ebenfalls zur Verfügung. Hiermit ist eine Passage in Winterlager oder auf Werften zwischen Müritz und Berlin möglich.
Die Automatisierung der Schleuse Zaaren wird in den Wintermonaten 2019/2020 abgeschlossen.“
Anfang September hatten wir ihn mit minimaler Verspätung endlich erreicht, den Punkt, an dem wir Morgenstern an Deck für fertig erklärt haben!
Fast den gesamten Sommer hat uns das Deck beschäftigt und unzählige Arbeitsstunden verschlungen.
Mit dem Ergebnis sind wir jetzt zufrieden. Alle, wirklich alle Altlasten sind beseitigt! Neuer Stahl wurde von oben überall dort eingeschweißt, wo bisher verrostete Durchführungen vor sich hin gammelten. Anschließend alles wieder konserviert und von unten isoliert.
Der Bugspriet ist nun ebenfalls fertig. Er hat nicht nur neues Holz bekommen, sondern auch zwei zusätzliche Streben, die für mehr Sicherheit bei Seegang sorgen.
Wie viele einzelne Makro- und Microbaustellen es an Deck insgesamt waren, wissen wir nicht. Anfang Juni hatten wir bei etwas mehr als 200 keine Lust mehr weiter zu zählen und da waren wir gerade mal am Großmast angekommen, nachdem wir am Bug gestartet sind.
Im Hafen hatte ich zwischenzeitlich den Spitznamen „Der Zahnarzt“ und wenn einer der Bootsnachbarn zum plaudern vorbei kam war oft die erste Frage: „Und? Was machst du heute? Wurzelbehandlung oder Füllung?“
Stundenlang lag ich manchmal an Deck, habe Pünktchen für Pünktchen aufgefräst und wieder versiegelt, als ginge es um den Hitzeschutzschild einer Raumkapsel.
Man hätte da auch teilweise einfach drüber streichen können und es wäre auch für ein paar Jahre Ok gewesen. Aber irgendwie hätte ich das nicht mit mir selbst vereinbaren können. Wer weiß, vielleicht haben Schiffe ja wirklich eine Seele und vielleicht haben sie sogar manchmal „Zahnschmerzen“!?
Nun ist jedenfalls wieder alles in bester Ordnung und das flugzeugträgergraue Deck gehört der Vergangenheit an.
Im nächsten Beitrag geht es dann um die meist gestellte Frage der letzten Zeit:
„Wann wollt ihr eigentlich wieder los?“
So., 15.Sep.19, Franz.Polyn./Pazifik, Tag 1932, 18.694 sm von HH
Irgendjemand moechte nicht, dass wir in den Tuamotu im Pass tauchen gehen. Zuerst auf Hao schlechtes Wetter, dann war der Tauchverein geschlossen und in Makatea und Tikehau kam Achims Wunde am Fuss. Die Stelle war nun soweit abgeheilt, dass er wieder ins Wasser darf, da kommt der Skipper mit: „Ich habe Zahnschmerzen“ um die Ecke!
Meine Diagnose lautet Wurzelentzuendung. Alle Anzeichen sprechen dafuer. Im Gesundheitszentrum hatten wir gelesen, dass sich jeder mit Zahnproblemen nach Rangiroa – ins Nachbaratoll – fliegen lassen muss.
Achim hofft zunaechst noch auf Wunderheilung: „Ist von alleine gekommen, geht auch von alleine“. Er ist tapfer und faehrt mit mir zum ‚Mantapoint‘, einem Motu mitten in der Lagune. Dort soll man mit Mantas schnorcheln koennen. Die ‚Alrisha‘, die wir in Tikekau wieder getroffen haben, begleitet uns.
Und tatsaechlich, der Mantapoint kann etwas. Am zweiten Tag habe ich das grosse Vergnuegen einen dieser Koenige der Eleganz unter Wasser an der Putzerstation zu beobachten. Achim verzichtet, allein der Gedanke, den Schnorchel in den Mund zu nehmen, graust ihn.
Die Schmerzen nehmen zu, der Wind steht guenstig, der Skipper will zum Zahnarzt. Kurzentschlossen brechen wir am naechsten Morgen auf. Direkter Weg Tahiti. Warum sollen wir den Umweg ueber Rangiroa machen? Wir wissen nicht, ob der Zahnarzt ueberhaupt vor Ort ist, wir wissen gar nichts. Nach Tahiti wollten wir sowieso zurueck (zwar erst in 14 Tagen) und dort gibt es sicher eine Auswahl an Aerzten. Also Segel setzen und los.
Jetzt sind wir bereits seit 24 Stunden unterwegs. Ruppige, unangenehme Stunden. Den Wind mit 25 Knoten in der Nacht genau auf die Nase. Seit dem Vormittag ist es etwas ruhiger und der Wind kommt halb, so dass wir gemuetlich voran kommen. Ankunft wahrscheinlich im Morgengrauen. Die Schmerzen vom Skipper halten sich zum Glueck in Grenzen. Die Angst vorm Zahnarzt wirkt schon fuenfzig Meilen vor dem Ziel heilend auf ihn ein.
Test für: ä ö ü Ã
Es war die rothaarige Schleusenwärtin auf dem Crinan-Canal gewesen, die den Ort Tarbert zum ersten Mal erwähnte. Und ihre Antwort auf die Frage, wo man denn abends guten Fisch bekäme. „Tarbert“, sagt sie. „Geht ins Starfish nach Tarbert. Das ist 2 Segelstunden südlich von hier, von der letzten Schleuse. Segelt einfach den Loch Fyne hinunter, und dann liegt Tarbert an Steuerbord.“ Und weil uns noch zwei weitere Schleusenwärter, junge Kerls an der Kurbel, um die Schleusentore zu schließen und das Wasser in die Kammern sprudeln zu lassen, dieselbe Antwort geben, segeln wir nach Tarbert.
Wir sind k.o. nach dem langen Tag in den Schleusen des Crinan-Canal, doch der Loch Fyne geht behutsam um mit uns. Heute jedenfalls ist das Segeln auf dem Loch Fyne wie ein Segelsonntag auf den bayrischen Seen. Ein milder West, der Levje über den wellenlosen See sachte, doch rasch schnüren lässt, bis eine Fähre den Loch quert und vor uns in einen schmalen Kanal zwischen den Hügeln einbiegt, sonst hätten wir fast die Einfahrt nach Tarbert verpasst. Vor der Marina liegen ein paar Bojen in einer hübschen Bucht, also flugs da angelegt und für den Abend hinübergerudert und um die Bucht gewandert.
Tarbert? Hat alles, was ein vergessenes Hafenstädtchen ausmacht. Und die Schönheit des schottischen August. Die Burg. Den Schlick. Das leuchtende Grün der Hänge, bevor der nächste feine Sprühregen einsetzt. Den Geruch nach Meer, wo der zum Hotelschiff umgebaute dickbauchige Frachter wie eine Kröte vor der Pier hockt, wenn er nicht gerade zweimal täglich von der Flut sanft angehoben wird.
Am nächsten Tag stromern wir durch den Ort. Wie immer tun es mir die Buchhandlungen an, ich kann an Gedrucktem, Geschriebenem einfach nicht vorübergehen, ohne es zu lesen, und wenn es nur eine Zeile in einer Hauswand ist. Tarberts Buchhandlungen sind wie der Ort selber, sie scheinen übrig geblieben aus einer Zeit, als es zum Schreiben noch Papier und Stifte statt Tastaturen brauchte. Die Schreibutensilien gibt es immer noch. Und daneben zwei Regale mit Büchern über Inseln: THE VOICES OF ISLAY mit Geschichten derer, die zu Zeiten der alten Whiskybrenner noch lebten. THE ISLAND OF THE TIDES, SALT ON YOUR TONGUE. Und ein Buch über die Insel Aran, an der wir morgen entlangsegeln werden. Gedrucktes Fernweh, ein leises sich Stemmen der Bücher gegen die Myriadender Bilder, die sich aus Smartphones, Tablets, Fernsehern über die Welt ergießen.
Es ist spät, als wir dann ins STARFISH kommen, das Fischrestaurant, von dem nicht nur die Schleusenwärterin von Lochgilphead schwärmt. Das STARFISH ist nun wie der Eintritt in die moderne Welt. Makrelenpaste, steht an der Tafel über der Bar. Und Hummus. Und Jakobsmuscheln auf Kohlpüree mit Curry-Öl. Und jede Menge anderer Kombinationen aus heimischem Fisch und fernen Dingen, die so gar nicht passen mögen zum verschlafenen Tarbert oder der schottischen Küche.
Wo der Koch sein Handwerk lernte? Die Frauen, die das Restaurant betreiben, sehen alle aus, als kämen sie aus der Gegend. Nicht hipp, aber kernig. Als ich die Kellnerin frage, ob keine Männer hier arbeiten würden, sagt sie: Die würden gerade an der Bar warten, bis ihre Frauen mit der Arbeit fertig seien hier im Restaurant. Aber ich hätte richtig beobachtet: Das STARFISH wurde von Frauen gegründet. Und die stellten tatsächlich irgendwann fest, dass es einfach besser funktionieren würde, wenn sie unter sich blieben. Und alles so bliebe, wie es gerade ist. Tatsächlich gehen die Frauen untereinander nicht nur achtsam um, sondern auch mit den Gästen.
Vielleicht stimmt wieder einmal der alte Spruch: „Die Dinge müssen sich ändern, wenn alles so bleiben soll, wie es ist.“ Am nächsten Tag will ich noch einmal ins STARFISH. Ich will rauskriegen, was die Geschichte des STARFISH ist und das Geheimnis der Frauen, die ihr Restaurant zu einem Erfolg machen an einem Ort, wo Verschlafenheit regiert. Doch am Nachmittag ziehen Südwest-Böen heran. Keine Chance, noch an Land zu kommen, wir bleiben, wo wir sind, wild schwingt Levje hin und her in den wütenden Schauern. Ich will weiter ins 8 Stunden entfernte Glasgow. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Restaurants muss für diesmal ungeschrieben bleiben.
Es war die rothaarige Schleusenwärtin auf dem Crinan-Canal gewesen, die den Ort Tarbert zum ersten Mal erwähnte. Und ihre Antwort auf die Frage, wo man denn abends guten Fisch bekäme. „Tarbert“, sagt sie. „Geht ins Starfish nach Tarbert. Das ist 2 Segelstunden südlich von hier, von der letzten Schleuse. Segelt einfach den Loch Fyne hinunter, und dann liegt Tarbert an Steuerbord.“ Und weil uns noch zwei weitere Schleusenwärter, junge Kerls an der Kurbel, um die Schleusentore zu schließen und das Wasser in die Kammern sprudeln zu lassen, dieselbe Antwort geben, segeln wir nach Tarbert.
Wir sind k.o. nach dem langen Tag in den Schleusen des Crinan-Canal, doch der Loch Fyne geht behutsam um mit uns. Heute jedenfalls ist das Segeln auf dem Loch Fyne wie ein Segelsonntag auf den bayrischen Seen. Ein milder West, der Levje über den wellenlosen See sachte, doch rasch schnüren lässt, bis eine Fähre den Loch quert und vor uns in einen schmalen Kanal zwischen den Hügeln einbiegt, sonst hätten wir fast die Einfahrt nach Tarbert verpasst. Vor der Marina liegen ein paar Bojen in einer hübschen Bucht, also flugs da angelegt und für den Abend hinübergerudert und um die Bucht gewandert.
Tarbert? Hat alles, was ein vergessenes Hafenstädtchen ausmacht. Und die Schönheit des schottischen August. Die Burg. Den Schlick. Das leuchtende Grün der Hänge, bevor der nächste feine Sprühregen einsetzt. Den Geruch nach Meer, wo der zum Hotelschiff umgebaute dickbauchige Frachter wie eine Kröte vor der Pier hockt, wenn er nicht gerade zweimal täglich von der Flut sanft angehoben wird.
Am nächsten Tag stromern wir durch den Ort. Wie immer tun es mir die Buchhandlungen an, ich kann an Gedrucktem, Geschriebenem einfach nicht vorübergehen, ohne es zu lesen, und wenn es nur eine Zeile in einer Hauswand ist. Tarberts Buchhandlungen sind wie der Ort selber, sie scheinen übrig geblieben aus einer Zeit, als es zum Schreiben noch Papier und Stifte statt Tastaturen brauchte. Die Schreibutensilien gibt es immer noch. Und daneben zwei Regale mit Büchern über Inseln: THE VOICES OF ISLAY mit Geschichten derer, die zu Zeiten der alten Whiskybrenner noch lebten. THE ISLAND OF THE TIDES, SALT ON YOUR TONGUE. Und ein Buch über die Insel Aran, an der wir morgen entlangsegeln werden. Gedrucktes Fernweh, ein leises sich Stemmen der Bücher gegen die Myriadender Bilder, die sich aus Smartphones, Tablets, Fernsehern über die Welt ergießen.
Es ist spät, als wir dann ins STARFISH kommen, das Fischrestaurant, von dem nicht nur die Schleusenwärterin von Lochgilphead schwärmt. Das STARFISH ist nun wie der Eintritt in die moderne Welt. Makrelenpaste, steht an der Tafel über der Bar. Und Hummus. Und Jakobsmuscheln auf Kohlpüree mit Curry-Öl. Und jede Menge anderer Kombinationen aus heimischem Fisch und fernen Dingen, die so gar nicht passen mögen zum verschlafenen Tarbert oder der schottischen Küche.
Wo der Koch sein Handwerk lernte? Die Frauen, die das Restaurant betreiben, sehen alle aus, als kämen sie aus der Gegend. Nicht hipp, aber kernig. Als ich die Kellnerin frage, ob keine Männer hier arbeiten würden, sagt sie: Die würden gerade an der Bar warten, bis ihre Frauen mit der Arbeit fertig seien hier im Restaurant. Aber ich hätte richtig beobachtet: Das STARFISH wurde von Frauen gegründet. Und die stellten tatsächlich irgendwann fest, dass es einfach besser funktionieren würde, wenn sie unter sich blieben. Und alles so bliebe, wie es gerade ist. Tatsächlich gehen die Frauen untereinander nicht nur achtsam um, sondern auch mit den Gästen.
Vielleicht stimmt wieder einmal der alte Spruch: „Die Dinge müssen sich ändern, wenn alles so bleiben soll, wie es ist.“ Am nächsten Tag will ich noch einmal ins STARFISH. Ich will rauskriegen, was die Geschichte des STARFISH ist und das Geheimnis der Frauen, die ihr Restaurant zu einem Erfolg machen an einem Ort, wo Verschlafenheit regiert. Doch am Nachmittag ziehen Südwest-Böen heran. Keine Chance, noch an Land zu kommen, wir bleiben, wo wir sind, wild schwingt Levje hin und her in den wütenden Schauern. Ich will weiter ins 8 Stunden entfernte Glasgow. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Restaurants muss für diesmal ungeschrieben bleiben.
Mo., 08.Sep.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Tikehau, Tag 1925, 18.584 sm von HH
Wasser – fabelhaft
Strand – märchenhaft
Inseln am Horizont – traumhaft
Haie am Ufer – sagenhaft
Nichts für Türkis-Allergiker – Motu auf dem Saumriff
Hai auf Patrouille am Prinzesinnen-Strand
Auf Tikehau kann man nur ‚Superlativ‘ sprechen. Die klassischen Südsee-Klischees werden aufs Beste erfüllt. Ein wahrer Südsee-Traum. Und um dem Ganzen noch einen oben drauf zu setzen, ist der Strand zart rosa gefärbt. Ein echter Prinzessinnen-Strand.
Strand von Tikehau
Während wir auf die Heilung von Achims Fuß warten, ankern wir vor der ‚Hauptinsel‘ Tuherahera. Viel ist nicht los, obwohl es ein paar Pensionen mit einer Handvoll Touristen gibt. Wir finden zwei Snackbars, die aber nur tagsüber geöffnet haben. Um abends essen zu gehen, müssten wir es wahrscheinlich in einem der Gästehäuser versuchen. Darauf haben wir bislang verzichtet.
Die fünfhundert Einwohner wohnen weit auseinander gezogen in schnieken Häusern, mit schnieken Gärten und schnieke gefegter Straßenfront. Zwei kleine Läden, eine Polizeistation, die Post und eine Notunterkunft, mehr öffentliche Gebäude gibt es nicht. Vor über hundert Jahren ist Tikehau zuletzt von einem Zyklon getroffen worden. Tuherahera wurde dabei schwer verwüstet, das Dorf am anderen Ende der Insel wieder aufgebaut. Heute gibt es für den Ernstfall eine Notunterkunft auf Stelzen.
Typisches Wohnhaus auf Tikehau
Notunterkunft bei Zyklon-Warnung
nette Anwesen
Eine von zwei Dorfkirchen
Zwei bis drei Maschinen laden täglich auf Tikehau
Die Insel ist knapp drei Kilometer lang und schnell erkundet. Türkis im Norden, Türkis im Süden, Türkis im Westen. Nur der Osten ist tiefblau am Außenriff.
Am Ankerplatz scheinen die Seeschwalben von unten türkis von der Reflektion der Lagune. Türkis, soweit das Auge reicht. Wer eine ‚Türkis-Allergie‘ hat, sollte Tikehau meiden.
Und abends, wenn die Farben erloschen sind, brennt die Insel ein anderes Feuerwerk ab. Der Duft der Frangipani-Blüten wabert schwer zu uns herüber. Die Duftintensität nimmt zum Abend zu, um Nachtfalter anzulocken. Blumige Noten, wie Jasmin- und Rosenduft; Vanille und Mandel; die fruchtigen Noten haben einen Hauch Zitrone und Waldmeister. Ein sinnlicher Duft, exotisch. So muss Südsee riechen.
Frangipani – perfekte, immer fünfblättrige Blüte mit betörendem Duft.
Interboot-Hafen, Messe Friedrichshafen GmbH
Voll in ihrem Element sind Wassersportfans wieder vom 21. bis 29. September auf der Interboot in Friedrichshafen. Rund 500 Aussteller zeigen Produkte, Trends und Branchen-Neuheiten zu den Themen Segel- und Motorboot und Funsport.
Alles, was der Wassersport zu bieten hat, findet auf der Interboot seinen Platz: Segel- und Motoryachten in allen Größen und Modellen, Elektroboote, Schlauchboote, Jollen, Kanus, Kajaks, Kites, Wakeboards, Surfbretter, Motoren, Elektronik, Kleidung und Zubehör sind an Bord.
Vielfältig einsetzbar und für jede größere Yacht unverzichtbar ist das Dingi. Das kompakte Beiboot präsentiert die Interboot in diesem Jahr in der Halle A2.
Mit zwei neuen Bereichen in Halle B3 sensibilisiert die Wassersportmesse für Umweltthemen: In der Green Power Area dreht sich alles um den nachhaltigen und alternativen Antrieb auf und am Wasser, während die Rethink Plastic-Area den Schutz der Meere in den Fokus rückt.
Wassersport hautnah gibt es in den Hallen, auf dem Messe-See und am Interboot Hafen zu erleben. Ob im SUP-Testbecken oder auf der stehenden Welle in Halle B1, beim Paddeln, Schnuppersegeln oder Wakeboarden auf dem Messe-See oder beim Motorboottraining von Frauen für Frauen auf dem schwäbischen Meer. Im Interboot Hafen finden Wassersport-Fans Motor- und Segelboote in verschiedenen Größen zum Testen und Spaß haben. Eine ganz besondere Stimmung entsteht bei Segel- und Motorboot-Törns während dem Sunset Sailing und Sunset Cruising auf dem Bodensee.
Das Vortragsprogramm der Interboot Academy vermittelt Wissenswertes unter anderem zu den Themen Hafenmanöver und UKW-Funkauffrischung. So vielfältig wie der Segelsport ist auch das Angebot im Segel- und Reise-Kompetenz-Center, dem Treffpunkt für Segler und Motorbootfans, in der Zeppelin Cat Halle A1. Neben dem Themenschwerpunkt Foiling dreht sich das Programm unter anderem um Daysailer-Konzepte, alternative Segellösungen und Traumreviere für den nächsten Törn.
Wer noch Informationen und Tipps zu bestimmten Destinationen benötigt, findet bei der Charter- und Törnberatung kostenfreie und neutrale Beratung durch die Experten Michael Amme und Jürgen Strassburger.
Im Rahmen der INTERBOOT veranstaltet BLAUWASSER.DE zum ersten Mal ein umfangreiches Mittelmeer-Seminar. Dabei geht es um wichtige nautische Informationen zu den Anrainerstaaten und konkrete Reviervorstellungen aus erster Hand. Das Thema Mittelmeerwetter wird behandelt und darüber hinaus geht es um Sicherheit, Kommunikation, Kosten und alles Wichtige rund um das Schiff: beispielsweise Segel, Autopilot, Ankergeschirr, Beiboot, Energiemanagement.
Die Teilnahme am eintägigen Seminar kostet 95,- Euro pro Person. Eine Begleitperson zahlt 70,- Euro. Darin enthalten ist auch der Eintritt auf die INTERBOOT.
Von Samstag, 21. bis Sonntag, 29. September 2019 täglich von 10 bis 18 Uhr präsentiert die Interboot die ganze Welt des Wassersports, der Interboot-Hafen lädt täglich bis 19 Uhr zum gemütlichen Sundowner.
Die Tageskarte kostet online elf Euro, an der Tageskasse 13 Euro. Die Familienkarte ist online für 27 Euro erhältlich, an der Tageskasse für 30 Euro. Kinder zwischen sechs und 14 Jahre bezahlen fünf Euro.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.interboot.de