Kategorie: News & Blogs

SV Prins Henrik – Jochen Hell DK

SPAEKHUGGER UND PACIFIC LIGHT – ZWANZIG JAHRE EIN PAAR

Dear Peter, we sold Prins Henrik on Aitutaki Cook Islands to the mayor himself. And we are happy with the decision! In a way, we have reached New Zealand anyhow, as the Cook Islands belong to New Zealand. It will be used by the local sailing club, mainly for kids.


For about 20 years Rainer and I have crossed the oceans on this tiny boat. Many of our friends we have got to know by that. Part of our identity is connected to that.


Ich freue mich sowieso immer drüber, wie fein dein Ding Tag um Tag lautlos seine Dienste tut. Man sitzt Wache, schaut nach achtern und sieht unermüdlich die Anlage steuern.

Wir haben ihr noch nicht, wie so viel andere Segler einen Namen gegeben, aber ich kann verstehen, warum Yachies das so oft machen. Schliesslich verdanken wir alle ihr unbeschwerte Zeiten auf See.

Wie dem auch sei, 1000 Dank für das Ding. Ich empfehle oft nicht nur die „Windpilot“ Vane, sondern auch dich als ihr Macher.

Gruss Rainer + Jochen WEITERLESEN

Wir brauchen Wasser

Do., 02.Apr.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2132, 20.254 sm von HH

Der Wassermacher läuft, daran liegt es nicht. Offensichtlich wird zu viel geplömpert und Wasser verschwendet an Bord. Wir können zwanzig Liter Wasser am Tag produzieren. Fünf Liter gehen für Trinkwasser drauf, die restlichen fünfzehn kommen in den Tank. Aber Abwasch, duschen und Hände waschen verbrauchen mehr als wir einfahren. Regen gab es zuletzt vor drei Wochen. Normalerweise ist knappes Wasser kein Problem. Anders als auf den Tuamotu gibt es auf unserer Insel mehr als genug Wasser. Wir können bei Fritz Wasser holen. Recht bequem fährt man mit dem Dinghy an sein Haus und holt sich einen Wasserschlauch. Fritz ist Deutscher, lebt ewige Jahre auf Mangareva und versorgt seit Jahrzehnten Segler mit Wasser, seiner Waschmaschine und Geschichten. Aber Fritz ist Privatmann und gehört somit nicht zur ‚offiziellen Liste‘ der Geschäfte, die wir nach den neuen Ausgangs-Regularien besuchen dürfen. Ohne Erlaubnis möchten wir nicht einfach zu ihm fahren. Der Wassertank leert sich also mit hoher Geschwindigkeit.

Da ich befürchte, dass der Skipper mir nun bald den (Wasser)Hahn abdreht, muss Abhilfe her. Ich mache mich auf den Weg zur Gendarmerie, um Erlaubnis zu erbeten. Ich hätte vor vier Wochen nicht geglaubt, dass ich jemals zur Polizei gehen muss, um zu fragen, ob ich Wasser holen darf. Wasser, ein Grundrecht eigentlich.
Die Gendarmen sind keine Dorf-Scheriffs (die gibt es noch extra – dann heißen sie Police Municipale), sondern sie unterstehen direkt dem französischen Verteidigungsministerium, gehören also zum Militär. Die Jungs im Ort sind nett und lassen uns auch seit Beginn der Corona-Krise in Ruhe. Aber mit Ruhm bekleckern sie sich nicht. Ihre Ansagen über Funk müssen Segler ins Englische übersetzten. Die neueste Generation von Passier-Scheinen von denen wir aus dem Internet wissen, verteilen die Jungs nicht mehr am Ankerplatz. So gerne kommen sie dann nicht aus ihrem klimatisiertem Büro.

Egal, ich bin nun auf dem Weg zur Gendarmerie. Dort treffe ich eine Viergruppe an. Zwei Mitarbeiter der Kommune, gut an dem Aufdruck auf ihrem T-Shirt ihren gelben Warnwesten zu erkennen, und zwei Gendarmen. Ich breite meine kompletten Französisch Fähigkeiten vor ihnen aus: „Bonjour. J’ai besoin d’eau.“ [Liason, liason, höre ich Vanessa schimpfen und mache alles richtig – ich brauche Wasser!] „J’ai vudree alle a Fritz avec bato peti. – Ich möchte zu Fritz gehen mit dem kleinen Boot“. Zur Unterstreichung meines Anliegens deute ich an, dass ich im Schlauchboot sitze, eine Pinne vom Außenborder in der Hand halte und mache zusätzlich ein Motoren-Geräusch. Zwei tellergroße Augenpaare gucken mich an. Die Gendarmen wechseln den Blick mit den Gemeinde-Arbeitern. Hilfloses Schulterzucken. Ich sehe Fragezeichen in vier Gesichtern. Ich versuche es wieder. Diesmal benutze ich den Nachnamen von Fritz. Ah, man nickt verhalten. Mein Französisch ist also einwandfrei, wusste ich’s doch, hab ich mir doch den gesamten Weg die Sätze zurecht gelegt. Alles palavert durcheinander. Der nettere Gendarm versucht es mit englischen Brocken, schnell merken wir beide, sogar mein Franzöisch ist besser als sein Englisch. Nach einigem hin und her scheint klar zu wem ich will und was ich will. Ich bekomme dann einen Passierschein vom netten Gendarmen ausgehändigt, den soll ich Fritz zeigen. Das macht keinen Sinn, denn die Polizei soll ja eigentlich die Passierscheine kontrollieren. Ich nehme den Zettel trotzdem, gebe ihn an Achim weiter und er kann den leichten Teil erledigen von ‚wir brauchen Wasser‘.

SV Sissi – Jens + Jörg Jonas GER

LAGEBERICHT VON ARUBA – ABC ISLANDS

Auch wenn wir in Oranjestad im Augenblick alles haben, was wir brauchen, machen mir bestimmte Anzeichen Sorge. Im Hafen liegt eine große Motorjacht eines alten Holländers, der schon vor 15 Jahren nach Aruba gezogen ist. Gestern hat er sich vom Supermarkt große Mengen Nahrungsmittel auf sein Boot liefern lassen. Er meint, dass die Leute im Augenblick noch entspannt seien, weil sie noch Geld haben. Das wäre in ein bis zwei Monaten anders. In der Innenstadt gibt es praktisch kein Geschäft mehr, das nicht die Schaufenster mit Brettern vernagelt hätte.

SV Sissi – Jens + Jörg Jonas GER

SV Atanga – Sabine+Joachim Willner GER

UPDATE AUS GAMBIER – FRANZÖSISCH POLYNESIEN

Kaum zu glauben, dieses Video wurde im Dezember 2019 gedreht.

Die aktuelle Lage vom 30.03.2020 ist hier nachzulesen:

SV Atanga – Sabine+Joachim Willner GER

SV Corroboree – Arliss Ryan + Eric Sponberg US

WE INTERRUP THIS CIRCUMNAVIGATION – REPORT FROM BUNDABERG AU

First, no worries about our health. Bundaberg, where we are based, is a city of approximately 93,000. To the best of our knowledge, there have been only two confirmed cases of the illness here, both treated in hospital, neither fatal. Moreover, the BUNDABERG marina where we are based is ten miles outside town and very isolated. The wet season over and the sweltering heat of February behind us, the weather in Bundaberg is as blue and beautiful as it appears in the video. Temperatures are in the mid-80s, our portholes are open to the breeze, and though the mozzies persist, living aboard is once again quite comfortable.

We Interrupt this Circumnavigation…

SV Hideout – Lisa + Horst Mösbauer GER

OVNI 435 VON EUROPA NACH TOBAGO

Servus Peter, dass man mit dem Windpilot derart genau steuern kann hätten wir nicht gedacht. Selten haben wir ein so gutes, durchdachtes und qualitativ hochwertiges Produkte gekauft wie Deine Pacific, bei uns heisst es nur: Foerthmann steuert!
Viele Grüße 
Lisa und Horst 

SV Hideout – Lisa + Horst Mösbauer GER

Rüdiger Nehberg – ein Nachruf

EINE LEGENDE SCHON ZU LEBZEITEN

Rüdiger Nehberg

Darf ich mit meinem Boot aufs Wasser? (Covid-19)

Für viele Skipper stellt sich momentan die Frage, ob Bootsausflüge noch gestattet sind. Die klare Antwort lautet jein.

Gemäß der bundesweit geltenden Allgemeinverfügung für den Wassersport gilt es, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Der eigene Hausstand darf nicht ohne triftigen Grund verlassen werden (Einkaufen, Berufsausübung etc.).

Sport und Bewegung an der frischen Luft, ausschließlich alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes ohne jegliche Gruppenbildung, dürfen weiterhin ausgeübt werden.

Zählt nun der Wassersport zur Rubrik Sport? Leider nur teilweise.

Sportboothäfen, Vereinsgelände, Trockenliegeplätze, Bootshallen etc. sind keine Einrichtungen, die zur notwendigen Verrichtungen des täglichen Lebens zählen. Diese dienen der Freizeitgestaltung. Ein Betrieb ist damit ausgeschlossen.

Darf ich mein Boot Kranen, um Arbeiten auszuführen?

Der Kranbetrieb von Booten in Sportboothäfen ist nur in begründeten Notfällen (z.B. Wassereinbruch in bereits im Wasser befindlichen Booten) zulässig.
Das Ein- und Auswassern von Booten für Arbeiten oder zum Beispiel das Arbeiten an Wasserfahrzeugen (Herrichten zur Vorbereitung der Einwasserung, Streichen, Schleifen etc.) stellt keinen triftigen Grund zum Verlassen des eigenen Hausstands dar und muss als Ausübung eines Hobbys gesehen werden, das in dieser Ausprägung nicht unter die Ausnahme für den Sport fällt. Privatpersonen dürfen also keine Arbeiten an Ihren Booten durchführen, Gewerbebetriebe (Reparaturfirmen) hingegen schon.

Definitiv ausgeschlossen ist der Betrieb von Motorbooten! Ausgeschlossen ist der Betrieb von ausschließlich maschinengetriebenen Sportbooten; er fällt nicht unter „sportliche Betätigung“ im Sinne der Allgemeinverfügung.

Gibt es Ausnahmen für Bootssportler zu Zeiten der Corona Pandemie?

Zulässig ist die Ausübung des Sports und die Bewegung an der frischen Luft alleine oder mit Personen des eigenen Hausstands in Form von Bootfahren mit Segel- oder Ruderbooten, Stand-up-Paddeln oder Kitesurfen, Windsurfen o.ä.
Ein Einwassern an öffentlich zugängigen Slipstellen ist zulässig. Insofern dürfen auch nicht-motorisierte Schlauch- oder Faltboote betrieben werden.
Angler dürften ebenfalls mit dem entsprechenden Abstand ihren Sport ausüben.

Im Grundsatz bedarf es jedoch immer einer Beurteilung des Einzelfalls. Häfen, Vereinsanlagen, Trockenliegeplätze und sonstige Freizeitanlagen dürfen dabei nicht benutzt werden, da deren Betrieb untersagt ist.

Zudem wird darauf hingewiesen, dass es bei der Durchführung des Wassersports regelmäßig zu Rettungseinsätzen kommt, bei denen das Personal der Wasserwacht, der DLRG, der Feuerwehren, der Rettungsdienste und ggf. der Polizei eingebunden wird.

 

Wie verhält es sich im Ausland? Sind die Marinas z.B. in Italien in Betrieb?

Coronavirus in Italienischen Häfen

Gestrandet auf Madeira

Da schien alles noch in Ordnung: Ansteuerung auf Madeira © Ole Sal

Seenotretter im Corona-Einsatz

Seenotkreuzer Eugen (hier im Wattenmeer unterwegs) war kürzlich im Einsatz gegen Corona © DGzRS

Seenotkreuzer Eugen (hier im Wattenmeer unterwegs) war kürzlich im Einsatz gegen Corona © DGzRS

Blumen in der Antarktis

Vor Jahrmillionen wuchsen hier tropische Urwaldriesen: Wissenschaftler haben entdeckt, dass in der Antarktis während der Kreidezeit gemäßigtes Klima herrschte

Vor Jahrmillionen wuchsen hier tropische Urwaldriesen: Wissenschaftler haben entdeckt, dass in der Antarktis während der Kreidezeit gemäßigtes Klima herrschte © Volodymyr Goinyk

Segeln, Corona und das Leben der Anderen: Ein Winken aus Kroatien. Renata Marević, Insel Krk, Marina Punat.

In den vergangenen Jahren habe ich auf meinen Segelreisen viele Menschen kennengelernt.Wie geht es diesen Menschen in ihren Ländern heute, das habe ich mich die vergangenen Wochen immer wieder gefragt. Heute ein Bericht von der Insel Krk aus der Marina Punat.

Renata Marević lernte ich 2017 für eine Reportage in der Zeitschrift YACHT kennen und schätzen. Sie leitet die Marina Punat an der Südspitze der Insel Krk,
mit über 1.250 Wasserliegeplätzen einen der größeren Sportboothäfen Kroatiens. Im nachfolgenden Interview spricht sie über Kroatien, ihre Sorgen
und ihre Hoffnungen in der Krise. 

tk: Guten Morgen, Frau Marević. Wie geht es Ihnen heute?

Renata Marević: Wir sind alle gesund. In Kroatien gibt es derzeit etwa 400 Erkrankte. Soweit wir wissen, ist auf der Insel Krk von den knapp 20.000 Bewohnern niemand erkrankt. Aber das kann sich schnell ändern, denn Krk ist eine der wenigen unter den 1.240 kroatischen Inseln, die vom Festland aus über eine Brücke zu erreichen ist. Allerdings darf im Moment niemand mehr rüber, nur noch mit Sondergenehmigung.

tk: Wie haben Sie die letzten Tage erlebt?

Renata Marević: Ich bin 24 Stunden am Tag für die Marina-Mitarbeiter erreichbar. Die Versorgung hier funktioniert super. Wir haben nur den Stress, wenn wir nach der Arbeit nach Hause kommen, alles waschen, alles zu desinfizieren, um unsere Senioren zu schützen.
Meine beiden Söhne leben in Zagreb, am 22. März bebte dort die Erde und Teile der Altstadt wurden schwer beschädigt. Die Gebäude, in denen meine Söhne leben, haben das ausgehalten. Trotzdem sind bei den ersten Erdstößen morgens um halb sieben alle nach Draußen ins Freie gerannt, es fiel Schnee. Trotz der Angst vor dem Virus sind die Menschen in Gruppen durch die Straßen gerannt. Meine Söhne haben sich einfach ins Auto gesetzt. Und haben abgewartet.

tk: … während wir mit COVID-19 beschäftigt sind. Und wie verläuft Ihr Leben auf der Insel?

Renata Marević: Es ist nicht soviel anders wie bei Ihnen in Deutschland oder Österreich. In Kroatien gibt es seit kurzem Bewegungsbeschränkungen. Es ist verboten, die Stadt oder die Gemeinde zu verlassen. Das darf man nur mit Sondergenehmigung, wenn man seine Arbeit nicht vom Homeoffice aus erledigen kann. Und das gilt für die meisten Mitarbeiter hier in der Marina, vor allem für die Marineros, die ja ständig auf den Booten nach dem Rechten sehen müssen.

tk: In Ihrer Marina liegen derzeit 800 Schiffe im Wasser und noch einmal 400 am Land. Wann ist denn das letzte Mal eins in die Marina Punat eingelaufen?

Renata Marević (überlegt lange): Da muss ich wirklich nachdenken. Das muss vor zwei Wochen gewesen sein. Ein kroatisches Boot war das. Das war tatsächlich das letzte Schiff, das in den Hafen einlief. Normalerweise wäre jetzt Anfang April ja Hochbetrieb in der Marina, vor allem an den Wochenenden.

tk: Sind denn augenblicklich Bootseigner in der Marina?

Renata Marević: Letzte Woche waren noch einige Gäste hier, aber die sind alle heimgekehrt. Unter den gegebenen Bedingungen und den Einschränkungen ist es das Beste, einfach zuhause zu bleiben. 

tk: … und was würden Sie mir antworten, wenn ich jetzt in diesem Augenblick mit meinem Boot die Marina Punat ansteuern und Sie über Kanal 17 um einen Liegeplatz bitten würde?

Renata Marević (lacht zuerst): Natürlich haben wir einen Liegeplatz für jeden. Und sie dürften auch einlaufen wie immer. Aber danach ist alles anders. Sie könnten nicht auf ihrem Boot bleiben. Ein Krankenwagen würde kommen und Sie sofort in die nächste Quarantäne-Station bringen. Die ist in Rijeka, knapp 60 Kilometer von hier. In der Quarantäne würden Sie 14 Tage bleiben, die Behörden haben Anweisung gegeben, dass niemand auf seinem Boot in Selbstisolation verbleiben darf. Ihr Boot würde komplett desinfiziert werden. Die Quarantäne würde Ihnen ebenso wie die Fahrt im Krankenwagen berechnet. 
Ich selbst musste übrigens 14 Tage in Selbstisolation – ich war mit 5 meiner Mitarbeiter Anfang März auf der AUSTRIA BOATSHOW in Tulln für 4 Tage. Bei unserer Rückkehr nach Kroatien hieß es dann, wir müssten jetzt vorsichtshalber in Quarantäne. Also hab ich 14 Tage das Haus nicht verlassen.

tk: Ein Boot wäre doch eigentlich der sicherste Ort in der Krise. Dürfte ich denn überhaupt auf meinem Boot noch nach Kroatien einreisen?

Renata Marević: … seit Ende März gilt eine neue Regelung: Alle Seegrenzübergänge sind geschlossen: Umag, Rovinj, Pula, Korcula, alles: dicht! Die Saisonstellen haben gar nicht erst aufgemacht. Nein, Sie kämen auf dem Schiff derzeit nicht mehr nach Kroatien hinein, weil sie nirgends einklarieren könnten.

tk: Und wie ist die Stimmung bei Ihnen in der Marina und im 1.500-Seelen Örtchen Punat?

Renata Marević: Wir versuchen, uns vom Pessimismus nicht anstecken zu lassen – ‚we keep upright the good spirit‘. Im Moment stehen Sicherheit und Gesundheit an erster Stelle. Wenn das jetzt alles ein weltweites Schicksal ist, dann ist das auch unser Schicksal. Niemand ist eine Insel – auch wir auf Krk nicht.

tk: Mancher wünscht sich in dieser Krise gar auf die Insel. Sie kennen beides – die Großstadt und die Insel. Was ist denn jetzt gerade der bessere Platz in der Krise?

Renata Marević: Die Insel hat Vorteile und hat Nachteile. Die Infektion kommt auf eine Insel langsamer und später. In der Stadt verbreitet sich ein Virus schneller …

tk: … Kroatien ist ja überhaupt ein bevölkerungsarmes, über weite Strecken fast leeres Land. Von den 4,2 Millionen Einwohnern teilen sich im Schnitt 75 einen Quadratkilometer. In Deutschland sind das mehr als 3x soviele …

Renata Marević: Ja, wir leben nicht nur hier auf der Insel Krk sehr isoliert und räumlich weit verteilt. Man kann hier gut sein in der Krise, kann den Garten geniessen, was den meisten Menschen in einer Stadt nicht vergönnt ist. Der Nachteil der Insel: Wir sind auf die Brücke angewiesen. Die ganze Versorgung läuft über die Brücke, über die man die Insel ja auch gut abschotten kann nach draußen. 

tk: Was fürchten Sie gerade am meisten?

Renata Marević: Die kroatische Bevölkerung ist überdurchschnittlich alt. Das kommt daher, dass die meisten Jungen fortgingen, um ihren beruflichen Erfolg anderswo in Europa zu suchen – um als Ärzte oder sonstwie in Irland oder Deutschland oder USA zu arbeiten. Wir Kroaten werden immer weniger. Unsere Gesellschaft ist älter als die meisten. Und weil das so ist, müssen wir die Alten noch besser schützen als anderswo. Abgesehen davon wird es in und nach der Krise weniger Geld geben für Pensionen und Renten. Für öffentliche Dienste.

tk: Denken Sie viel ans „Danach“?

Renata Marević: Sehr viel. Wir leben vom Tourismus – jedenfalls unsere 1.200 Kilometer lange Küste. Die ist komplett auf den Tourismus angewiesen. Industrie gibt es eigentlich nur in den wenigen Großstädten. Offiziell sind es 11%, die der Tourismus am Bruttosozialprodukt ausmacht. Aber die Zahl ist  zu niedrig gegriffen. Nehmen Sie einfach mal den Ort Punat mit seinen 1.500 Einwohnern. Die Marina Punat ist nach einer Baugesellschaft der zweitgrößte Arbeitgeber am Ort. Wir beschäftigen hier ständig 150 Menschen nur in der Marina. In der Hochsaison kommen noch einmal 10% in der Gastronomie hinzu. Und dann haben wir noch die angeschlossenen Partnerfirmen: Segelmacher, Rigger, Schiffselektriker. Wenn ich unser Örtchen Punat rechne, dürfte der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt also deutlich höher liegen.

tk: Wie gut ist die kroatische Gesellschaft auf die Krise vorbereitet?

Renata Marević: Sie meinen mit Material und Ärzten?

tk: Nein, von der Gesellschaft her. Während der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise 2016 war ich in Griechenland unterwegs. Trotz der Unruhen in Großstädten versicherten mir Griechen immer wieder, dass niemand hungern müsse. Jeder Grieche würde irgendwo etwas anbauen. Die Familienverbände wären intakt, man würde sich helfen, wo der Staat nicht helfen würde, tun es die Kommunen.

Renata Marević: Bis auf Slawonien haben wir kaum gut organisierte Landwirtschaft. Wir haben noch immer den Krieg in den 90er Jahren in Erinnerung – da waren wir auch von einem Tag auf den anderen ohne den Tourismus. Viele haben damals die alten Olivenhaine wieder bewirtschaftet, um Olivenöl zu produzieren. Unsere Weinproduktion ist seit einigen Jahren sehr ambitioniert. Die Frage ist, ob wir einen Markt haben mit Europa, um das zu vermarkten. 

tk: Was gibt Ihnen Hoffnung in diesen Tagen?

Renata Marević: Wir haben großes Vertrauen in unseren Krisenstab. Wir glauben den Spezialisten. Es gibt keine Panik. Die Menschen halten sich an die Vorschriften. Die Infiziertenzahlen steigen nicht exponentiell, sondern linear.

Daneben gibt mir Hoffnung: Kroatien hat jetzt die Chance umzudenken. Wir können gut von dem leben, was wir in diesem Jahr nicht für den Tourismus benötigen.

tk: Sind Sie eher Optimistin? Oder Pessimistin?

Renata Marević: Es geht nicht dauernd hoch. Und es geht nicht nur dauernd runter. Ich bin mehr Optimist als Pessimist. Ich kann derzeit nichts anderes als warten – gerade weil man Fragen zur Zeit einfach nicht beantworten kann. Wir müssen vorbereitet sein auf viele Szenarien. Das ist alles, was wir tun können.

Ich glaube vor allem daran, dass Segeln wieder Zukunft hat. Segeln ist viel umweltfreundlicher als alles Motorgetriebene. Wenn ich über Alternativen nachdenke: Dann hat Segeln wirklich eine tolle Chance.