Kategorie: News & Blogs

Mit Atanga geht es nach Whangarei

Sa./So., 27./28.Nov.21, Neuseeland/Whangarei, Tag 2737/8, 24.688 sm von HH

Am Dienstag, den 30. November hat Atanga ihren Slip-Termin. Wir bekommen eine E-Mail, dass wir bitte schon ein, zwei Tage früher da sein sollen. David, der Slip-Master der Werft, möchte Atanga für den Slipwagen vermessen und mit uns die Vorgehensweise besprechen. „Alles klar, wir sind rechtzeitig da“!

Mit dem Auto dauert es keine Stunde – 75 Kilometer – und man erreicht Whangarei. Mit dem Schiff sind es tatsächlich über 165 Kilometer (90 Meilen). Der Weg aus der Bay of Islands zieht sich viele Meilen, die Küste ist zerklüftet und dehnt sich weit nach Osten raus. Es ist nicht möglich, diese Strecke während eines Tageslichts zu schaffen.
Wir brechen erst gegen Mittag auf, um den schlimmsten Tidenstrom zu vermeiden, der in die Bucht einläuft. Es gibt keinen Wind, heute nicht und die nächsten Tage nicht. Leider müssen wir unter Maschine fahren.

Zwischen Rock und Cape Brett geht es durch

Leuchtturm am Cape Brett am Eingang der Bay of Island

Hinterm Kap geht es dramatisch weiter

Hole in the Rock

Neben Atanga tauchen Pinguine auf. Es sind Zwerg-Pinguine, die kleinste Art, die es gibt. Die putzigen Kerle werden nur knapp 40 Zentimeter groß und schwimmen halb unter der Wasseroberfläche. – fast als seinen sie kurz vor dem Ertrinken. Ihre Tauchzeit  beträgt nur ein bis zwei Minuten, daher poppen sie immer wieder neben uns auf.

Niedlicher Zwerg-Pinguin

Der Vorteil dieser Etappe sind die vielen Ankerbuchten unterwegs. Alle zwanzig Meilen schenkt die Küsten Booten einen Platz zum Anhalten.  Die schroffe, felsige Küste verbirgt hinter bewaldeten Hügeln wahre Schätze. Wir wählen Whangaruru für die Nacht. Hat man mal die mit Felsen gespickte Einfahrt passiert, bietet die breite Bucht guten Sandboden von rechts nach links. Die Wassertiefen liegen zwischen drei und sieben Metern. Anders als in Französisch Polynesien verdienen hier Ankerplätze diesen Namen. Es lauern keine Korallenköpfe, die nach Schiffsrümpfen greifen wollen. Hier macht ankern Spaß. Das weiß auch unser Schiffsversicherer. Mit Eintritt in Neuseeländische Gewässer ist die Prämie um satte 60 Prozent gesunken.

Eingang in die Bucht von Whangaruru

Liebliche Bucht von Whangaruru

Sogar der Schwell bleibt draußen. Es ist ruhig wie in einer Kinderwiege. Am Ufer erkennen wir einen Campingplatz, ein Dorf mit zwei Dutzend Häusern und sonst nur himmlische Natur. Zum an Land gehen ist es zu spät, gleich wird es dunkel. Wir kommen wieder, versprochen.

Sonnenaufgang über Whangaruru

Das typische Atanga-Outfit vor Sonnenaufgang – es ist fußkalt

Am nächsten Morgen starten wir bereits mit Sonnenaufgang. Unsere Werft liegt am Hātea River, der Tiden abhängig seine Fließrichtung wechselt. Wir wollen möglichst mit der Strömung flussaufwärts fahren.
Die Landschaft bleibt schön bis zur Einfahrt in den Hātea. Am südlichen Ufer befindet sich ein großer Industriehafen mit Holzverladung.

Traumhaft schön zieht die Küste an uns vorbei

Der Hatea River führt nach Whangarei

Die ausgebaggerte Fahrrinne, die in den Fluss führt, ist gut betonnt. Das beruhigt, denn rechts und links der Tonnen fallen bei Ebbe große Flächen des Hātea trocken. Es ist ein bisschen wie auf der Elbe fahren – nur der Großschiff-Verkehr fehlt. Der bleibt an der Küste am Holzhafen.

Hafen am Eingang vom Hatea – mit Holzverladung im großen Stil

Die Fahrrinne wird schmaler und schmaler und mäandert sich nach Whangarei. Wir haben genau Hochwasser als wir die Werft erreichen. Der Tiefenmesser zeigt nur noch fünf Meter Wassertiefe. Zwei Meter werden bei Niedrigwasser noch verschwinden. Von David haben wir den Tipp bekommen direkt vor dem Slip der Werft unseren Anker fallen zu lassen. Knapp außerhalb vom Fahrwasser lautet seine Empfehlung. Definiere knapp, denke ich so. In den Karten sind Wassertiefen von weniger als zwei Meter gedruckt, kommt man zu weit von der Fahrbahn ab.
Wir orientieren uns an den anderen Ankerliegern, die knapp neben den grünen Tonnen liegen. Vorsichtig tasten wir uns aus dem Fahrwasser ins Flache. Bei 3,90 stoppe ich auf, Achim lässt den Anker fallen. Viel Kette brauchen wir ja nicht stecken bei dem flachen Wasser. Der Ankergrund dürfte gut haltender Schlamm sein.
In den nächsten Stunden beobachten wir gespannt den Tiefenmesser. Er stoppt bei 1,90. Atanga steckt fest. Nicht schlimm, wir bleiben aufrecht stehen. Das ist uns in der Elbe schon mal anders ergangen  :mrgreen: . Damals konnten wir nicht mal mehr anständig sitzen, so schräg haben wir gelegen.
Beruhigt gehen wir ins Bett, in einer halben Stunde werden wir wieder schwimmen …

Hier soll Atanga Morgen rein – nur möglich bei Hochwasser

Unser Ankerplatz im Fluss für zwei Nächte – dicht neben der Fahrrinne


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X4 hoch 3

X-Yachts 4.3

Die ersten Probeschläge waren erfolgreich © X-Yachts

X4 hoch 3

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Von der Bilge bis zum Schanzkleid

Gebolzte Bodenwrangen aus Bronze sehen wirklich schön aus © Leo Sampson

Von der Bilge bis zum Schanzkleid

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Mit dem Auto in den Osten

Mi., 24.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2734, 24.688 sm von HH

Am letzten Auto-Tag fahren wir nach Kawakawa – aufs Klo.
Friedensreich Hundertwasser, der fast 30 Jahre in Kawakawa lebte, hinterließ dem Ort kurz vor seinem Tod (2000) eine öffentliche Toilette in seinem typischen Stil. Krumme Fugen, bunte Fliesen, integrierte Skulpturen und Wände mit eingemauerten Flaschen. Das Klo ist die Hauptattraktion von Kawakawa. Es wird häufiger zum Fotografieren aufgesucht als zum Pinkeln. Männer auf der Damen-Toilette und umgekehrt, in Kawakawa ist das Normalität.
Das ist ganz witzig, letztendlich bleibt es allerdings ein öffentliches Klo mit dem dazu gehörenden eigentümlichen Geruch. Aber gegen die Toiletten in Neuseeland gibt es nichts zu meckern. An jeder Ecke vorhanden, sauber, und immer mit Toilettenpapier und Seife bestückt. Wobei ich gelesen habe, dass das Reinigungspersonal in Kawakawa über die vielen krunkeligen Fugen beim Saubermachen nicht begeistert sein soll.

So kann ein Eingang einer öffentlichen Toilette auch aussehen – im Hintergrund das Museum

Pinkeln bei den Herren

Das Damenklo

Der ganze Ort befindet sich im Hundertwasser-Rausch. Parkbänke, Hauswände und Parkstreifen sind in gleicher Art gestaltet. Das verleiht dem Ort ein buntes Flair. Das dazu gehörige Museum hat leider geschlossen.
Die zweite Attraktion ist eine alte Eisenbahn, die früher Kohle zum Hafen nach Opua transportiert hat – heute nostalgischer Touristenbummelzug.

Ganz Kawakawa ist bunt

Die alte Bahn in Kawakawa

Wir ziehen weiter. Heute sollen es Nebenstrecken der zerklüfteten Bay of Island sein. Nebenstrecken sind im Autoatlas weiße Linien und nicht asphaltiert. Unsere gewählte Schotterstraße befindet sich in einem Schlagloch freiem Zustand. Die Straßenkarte, die wir gekauft haben, ist gut, aber einen Ort zu finden, gestaltet sich ungewohnt. Unglaublich viele Orte fangen mit „W“ an. Alles Maori Namen, schwer zu merken und auseinander zu halten. Wir finden ‚Taranga‘ und ‚Aranga‘ auf der Karte. Da weiß man gleich, wo Atanga (Maori für „schön“ übrigens) eigentlich her kommt. ;-)

In der Pampa der Bay of Islands

Brücken sind einspurig und asphaltiert – der Rest der Straße besteht aus Schotter

Atanga – Bedeutung aus dem Te Aka Maori Dictionary

Überall auf Wanderwegen finden wir Fallen. Überwiegend Ratten- und Hermelinfallen. Bevor die Menschen Neuseeland betraten, gab es – bis auf eine Fledermausart- keine Säugetiere auf den Inseln. Entsprechend entwickelte die Vogelwelt keine Fluchtinstinkte vor Säugetieren, viele Vogelarten können gar nicht fliegen. Die Maori brachten die pazifische Ratte mit, die Weißen die Hausratte. Siedler setzten Kaninchen für die Jagd aus. Hermeline sollten der anschließenden Kaninchenplage ein Ende bereiten.
Nun setzten die Hermeline den Vögeln zu. Der Bestand der Kiwis, Nationalvogel und flugunfähig, ist in Gefahr. Ratten und Possums dezimieren die Pflanzenwelt, nicht nur Baumfarn und den schönen Pohutukawa. Neuseeland will bis 2050 alle Ratten und Hermeline frei werden. Ein ehrgeiziges Ziel – viel Glück und Erfolg. Erst sollen die vielen Halbinseln der Küste bereinigt werden, dann soll die Front an Fallen ausgedehnt werden und zusätzlich genetische Waffen zum Einsatz kommen.

Die Kiwis lieben ihren Kiwi sehr

Hermelinfalle

Da es uns in Russel so gut gefallen hat, führt unser Weg noch einmal dort hin. Diesmal mit kleiner Wanderung auf den Hausberg zur Rundumsicht auf die schöne Bucht. Dort entdecken wir dann unseren ersten Kiwi. Nein, halt, der Schnabel passt nicht … der Kiwi entpuppt sich als Weka. Ein ebenfalls flugunfähiger Bodenvogel.

Russel von oben

Ein Weka – kein Kiwi

Am Ende der Mietzeit des Wagens, steht natürlich noch ein Großeinkauf an.
Wir haben in den drei Tagen nur eine verhältnismäßig kleine Ecke der Nordinsel erkundet. Macht nichts, für einen ersten Überblick soll es reichen. Wir kommen wieder.

Eine kleine runde in drei Tagen

 


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Idole + Träume

VOM LOKOMOTIVFÜHRER DEM KAPITÄN BIS ZUR TANTE AUS AMERIKA

Idole + Träume

„Das Risiko ist minimal“

Taucht nie ab: boot-Director Petros Michelidakis im neuen Tauchtank © Messe Düsseldorf

„Das Risiko ist minimal“

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boot Düsseldorf: 2G beschlossen – Ermäßigung für ADAC-Skipper

Die boot Düsseldorf findet nun unter 2G Regeln statt. ADAC-Mitglieder können günstige Tickets bestellen.

17 Hallen, 220.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 1.500 Aussteller aus über 50 Ländern – Branche, Wasser- und Bootssportler aus aller Welt freuen sich auf die „boot“ in Düsseldorf, die vom 22. bis 30. Januar 2022 ihr Tore öffnet.

Wohl auch wegen der boomenden Branche verzeichnet die Messe eine ausgesprochen gute Buchungslage. „Die Aussteller der boot sind voll auf Kurs Richtung Düsseldorf“, freut sich Messechef Wolfram Diener und berichtet von einem einzigartigen Zuspruch der Branche. Nicht nur bei Segel- und Motorbooten, sondern auch im Luxusyachtsegment sowie bei den Anbietern für Tauchausrüstungen und im Trendsport werden die Global Player wieder in Düsseldorf an Land gehen. „Die internationalen Bootsmessen der vergangenen Wochen haben der Branche noch einmal einen tüchtigen Rückenwind verschafft. Die Stimmung sowohl auf den Messen als auch auf Segelevents wie der Travemünder und der Kieler Woche war bombastisch. Sportler und Branche sind einfach glücklich, sich wieder persönlich treffen zu können.“, erklärt Diener.

 

Boot Messe EingangEinlass nur per eTicket. ©Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann
Tickets nur online buchbar

Die Situation rund um Corona erfordert ein behördlich abgestimmtes Hygiene- und Infektionsschutzkonzept der boot Düsseldorf.  Eintrittskarten nur online erhältlich (eTickets) – eine Tageskasse vor Ort wird es nicht geben. Da nur eine begrenzte Zahl an täglichen Besuchern zugelassen werden darf, ist die Anzahl der verfügbaren eTickets begrenzt. Die eTickes sind tagesdatiert und nur am gebuchten Tag gültig. Es ist also durchaus sinnvoll, bereits heute schon den Besuch zu planen und ein eTicket zu bestellen.

ADAC-Clubmitglieder bekommen eine Ermäßigung – statt 21 kostet eine Tageskarte für ADAC-Skipper nur 17 Euro. Hier gehts zum Ticketshop. (Bitte Mitgliedsnummer bereithalten)

2G – Informationen über das Corona-Konzept

Die Lage rund um die Corona-Pandemie hängt von den jeweiligen Inzidenzzahlen und der Hospitalisierungsrate ab. Deshalb wurde die Besucherregelung der boot Düsseldorf Ende November an die Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen angepasst. Die wichtigste Neuerung ist die Einführung der 2G Regel. Nur vollständig geimpfte oder genesene Besucher dürfen während der Messelaufzeit das Messegelände betreten. An allen Eingängen wird der 2G Status aller Besucher kontrolliert. Besucher müssen einen entsprechenden Nachweis beim Eintritt zur Messe bereithalten, ebenso ein Ausweisdokument. Die 2G Regelung für Besucher wird zur boot umgesetzt, da sie insbesondere für die vielen Endverbraucher einen klaren Freizeitcharakter hat.

Kinder bis 15 Jahre sind in der nordrhein-westfälischen Verordnung von den 2G-Maßnahmen nicht betroffen.

Bereits im vergangenen Jahr wurde das von der Messe Düsseldorf entwickelte PROTaction-Konzept erfolgreich auf anderen Messeveranstaltungen, wie dem Caravan-Salon umgesetzt.

Wolfram Diener: „Wir sind sehr gut vorbereitet und können alle Auflagen dank unseres PROTaction-Konzeptes auf dem Messegelände konsequent umsetzen. Die Maßnahmen und vor allem die Zugangskontrollen werden ganz wesentlich zur Sicherheit der Besucher beitragen. Wir bieten Ausstellern und Besuchern eine perfekte Plattform, die auch in Corona-Zeiten Platz zum Informationsaustausch, Networking und Erleben ermöglicht. “

 

Wolfram_Diener Boot DüsseldorfWolfram Nikolaus Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung, Messe Düsseldorf GmbH ©Messe Düsseldorf

Mit dem Auto in den Westen

Di., 23.Nov.21, Neuseeland/Kauri Wald, Tag 2733, 24.688 sm von HH

Achim muss auch am zweiten Tag das Auto fahren – never change the winning driver. Er macht es großartig, sogar das Blinken mit dem Scheibenwischer-Hebel wird stetig weniger. ;-) Ich helfe trotzdem: „Wir fahren links“, lautet meine Erinnerung, wenn wir nach einem Stopp wieder ins Auto steigen. Das Schwierigste sind Kreisel (und es gibt viele Kreisel … ) im Uhrzeigersinn zu fahren und rechts abbiegen.

Wir wollen quer über die Nordinsel zur anderen Seite fahren. Zum größten Überrest des einstigen Kauri-Waldes, der den Norden der Nordinsel komplett bedeckt haben soll. Ich möchte zum Tāne Mahuta (dem Herrn des Waldes) und zum Te Matua Ngahere (dem Vater des Waldes). „180 Kilometer fahren für zwei Bäume?“, fragt Achim und zieht die Augenbraue hoch. Wenn Bäume einen Namen bekommen, müssen sie etwas besonderes sein – wir fahren los.

Die Strecke dorthin führt (bei heute vorzüglichem Wetter) zunächst wieder durch Viehlandschaft. Es gibt wohl kein einziges ebenes Fleckchen hier im Norden. Anhöhe folgt auf Anhöhe. Hobbit- Hügel reiht sich an Voralpen-Hügel reiht sich an Hobbit-Hügel.
Ein gut asphaltierter Highway bringt uns rasch vorwärts. Nach einer guten Stunde erreichen wir einen Sund, der sich tief ins Land einschneidet. Die Landschaft verändert sich. Die Bergkuppen sind nun dicht bewaldet, die Landwirtschaft verschwindet. Als wir das Ende vom Sund Hokianga erreichen, könnte der Kontrast nicht größer sein. Die eine Seite üppg grün bewachsen, auf der anderen Seite türmen sich bis zu 180 Meter hohe Sanddünen. Sie sind der Anfang des endlos nach Norden reichenden 90 Miles Beach (88 Kilometer lang, um genau zu sein ;-) )  Die raue Tasman Sea findet nach zweitausend Kilometern ab Australien hier ihr Ende.

Blick auf Hokianga Harbour

Der Eingang vom Hokianga Harbour

Keine Schiffe im Westen – die raue Seite der Tasman Sea ist schwierig – eine Barre in diesen Sund schlecht passierbar

Normalerweise Urlaubsregion – jetzt menschenleer

Wilde Tasman Sea trifft auf endlosen Strand – der nach 88 Kilometern dann doch endet

Ursprünglich hatten wir hier übernachten wollen. Eine Internet-Recherche hat die Idee dann zerschlagen. Der eigentliche Ferien-Ort schlummert einen Dornröschen-Schlaf. Eine Fish and Chips Bude und eine Pizzeria haben geöffnet. Der Rest sieht verrammelt aus. Wir sind froh entschieden zu haben, abends zu Atanga zurück zu fahren. Hier hätten wir wohl auf der Parkbank schlafen oder ewig lange nach einem Schlafplatz suchen müssen. Ein Campervan hätte uns gerettet. Aber es ist traumhaft schön, viele Wanderwege sind ausgeschildert – hier kann man es ein paar Tage aushalten.
Wir fahren weiter. Die Bäume warten.

Auf einer kurvigen Straße schrauben wir uns einen Bergkamm hoch. Der Wald wird dichter. Baumfarne hängen über die Straße, berühren sich und bilden fast einen Tunnel. Schließlich erreichen wir einen Stellplatz mit einem einzigen parkenden Auto. Darin sitzend, kämpft eine Angestellte des DOC  (Naturschutz-Amt in Neuseeland) gegen das Einschlafen. Sie freut sich, dass wir anhalten – wir sind die ersten Besucher seit Tagen – und zeigt uns den Weg zum Eingang in den Wald.
Bevor man diesen betreten darf, müssen die Schuhe gründlich gesäubert und desinfiziert werden. Die Kauri-Bäume in Neuseeland werden seit einigen Jahren von einer Pilzkrankheit bedroht, die über Sporen weiter getragen werden kann. Das Verlassen der Wege ist strengstens verboten. Viel Aufwand, kann man nicht anders sagen.

Schleuse für Schuh-Reinigung zur Kauri-Rettung

Nach zweihundert Metern steht er dann plötzlich vor uns. Der Herr des Waldes – Tāne Mahuta. Man muss den Kopf schon weit in den Nacken strecken, um den größten noch lebenden Kauri komplett zu erfassen. Sogar Achim steht der Mund offen. 52 Meter hoch, Umfang in Bodennähe 14 Meter und damit 4,4 Meter im Durchmesser. Erst in 18 Metern Höhe wachsen die ersten Äste. Holzvolumen 245 Kubikmeter und geschätzte 2000 Jahre alt. In Deutschland heißen Straßenbäume im Amtsdeutsch ‚raumübergreifendes Großgrün‘. Nein, verehrte Herrschaften, dies ist ein Großgrün!

Ich ganz klein vor dem Herrn des Waldes

Großgrün – der Baum ist länger auf der Insel als Menschen hier leben – was der erzählen könnte … obwohl, war ja dann noch nicht viel los.

Links und geradeaus zwei kleine Kauri – rechts der bewachsene Stamm ist ein anderer Baum

Kauris wachsen zunächst kegelförmig, um dann mit zunehmendem Alter ihre Äste im unteren Bereich abzuwerfen. Durch ihre gerade Wuchsform und ihr hartes Holz weckten sie bei den neuen Siedlern Begehrlichkeiten zum Schiffsbau. In nur wenigen Jahrzehnten wurden fast alle Kauris abgeholzt. Wer seine Axt in so einen Baum hacken mag, der hat wahrscheinlich ein übles Karma.

Die Dame vom DOC empfiehlt uns, unbedingt noch ein paar Kilometer weiter zum  Te Matua Ngahere zu fahren. Etliche Jahre älter, nicht so hoch, aber noch breiter im Umfang. Achim ist sofort bereit. Ich staune.

Nach einer erneuten Schuh-Säuberungs-Schleuse entpuppt sich dieser Weg als zauberhaft. Eine halbstündige Wanderung führt uns zum zerzausten Te Matua Ngahere. Dem armen Kerl hat es 2007 bei einem Wintersturm seine Hauptäste weg gerissen. Schuld waren auf ihm wachsende Rata-Bäume (ein Eisenholzgewächs).  Fünfzig verschiedene Pflanzen hat man in seiner Krone gezählt. Trotz seines hohen Alters von geschätzten 2.500 Jahren ist der Vater des Waldes noch fruchtbar. Regelmäßig erscheinen männliche und weibliche Zapfen in seiner Krone.
Besonders schön sind auch die „kleinen“ Kauri, die rechts und links vom Weg stehen. Wahrscheinlich Kinder vom Vater des Waldes. Aufrecht wie Zinnsoldaten stehen sie zwischen normal großen Bäumen. Im Unterholz erkennt man ihre glatten Stämme sofort. Stolze Riesen mit zwei Metern Durchmessern und gerne auch mehr. Wir kommen uns klein vor. Andächtig staunen wir und freuen uns, dass die Atmosphäre nicht von den üblichen 300 Besuchern täglich kaputt gerufen wird.
Ich bin baum-verliebt und könnte noch seitenlang über die Kauri schwärmen. Darüber, dass es auch Sumpf-Kauri gefunden hat, deren Holz 40.000 Jahre alt ist. Es ist das einzige Kauri-Holz, was heute noch verarbeitet werden darf. Und dass früher nach Kauri-Harz gebuddelt wurde, und dass … Ich werde bestimmt noch Gelegenheit bekommen. :lol:
Was für ein schöner Ausflug.


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Die boot Düsseldorf 2022 kommt mit 2G

Erst Januar, dann April, nun 2022: Die boot geht auf Nummer Sicher. © Messe Düsseldorf

Die boot Düsseldorf 2022 kommt mit 2G

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Einhand für Ozean und Kurzstrecke

Grand Soleil 42 LC bei unserem Praxistest © Bruno Reithmann

Einhand für Ozean und Kurzstrecke

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Mit dem Auto in den Norden

Mo., 22.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2732, 24.688 sm von HH

Da Bus fahren nicht funktioniert, leihen wir uns ein Auto für drei Tage. Der Tagespreis beträgt 30 Euro. Das ist okay. Dazu kommt jedoch die optionale Rundum-Sorglos-Versicherung mit 13 Euro. Wir buchen das volle Paket. Besser ist das bei der ungewohnten Links-Fahrerei. Achim muss fahren. Mein letzter Versuch in Thailand vor zwanzig Jahren mit einem Motorroller ist noch unvergessen. „Denk dran, dass du links fahren muss“, erinnert mich Achim bei der Übernahme des Rollers. „Klar, kein Thema.“ Ich sprach‘s, fuhr vom Hof und landete direkt im Gegenverkehr. :mrgreen:
Achim ist allerdings fünf Jahre kein Auto mehr gefahren …

Das Auto ist kleiner als ein Einkaufswagen

Am ersten Tag ist das Wetter okay, aber leider die Sicht total diesig, neblig verhangen. Im Norden der Nordinsel hat die Besiedelung der Weißen von Neuseeland begonnen. Hier trafen sie auf die Ureinwohner, denen hier ebenfalls das sonnenreiche und subtropische Klima gefiel.
Recht schnell kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, da die Maoris es nicht widerstandlos hinnahmen, dass die Engländer ihre Flagge in den Boden hauten und riefen: „Von nun an europäischer Boden“.

1840, ungefähr fünfzig Jahre später, als bereits 2000 Siedler im Land lebten, wurde der Vertrag von Waitangi aufgesetzt. Der ‚Treaty‘ ist bis heute Gegenstand von Diskussionen bei der Auslegung des Inhaltes. Die Übersetzung der Maori weicht ab von der Interpretation der englischen Version.
Die Stätte und das Gebäude an denen der Vertrag unterzeichnet wurde, ist heute ein Museum. Der Eintrittspreis ist mit 36 Euro pro Person so überzogen, dass wir auf die Besichtigung verzichten. Wir verpassen damit das größte Kriegskanu in Neuseeland – 88 Meter feinste Holzarbeit.

Nächster Stopp ist Kerikeri. Der quirlige Ort mit knapp 6.000 Einwohnern besitzt als Touristen-Attraktion das älteste Steinhaus Neuseelands – malerisch am Flussufer gelegen. Der schmucke Ort sieht nach Wohlstand aus. Das Sortiment an Läden ist weit reichend, deren Auslagen sind chic. Neben Fish-and-Chips-Buden gibt es einen Döner-Laden und richtige Restaurants.

Neuseelands erstes Handelshaus

Hübsch ist es in Kerikeri – immer wieder Baumfarn

Wir ziehen weiter nordwärts. Verlassen den Highway ‚twin-Ocean-Scenic-Route‘ auf Nebenstrecken, um es landschaftlich noch schöner zu haben. Hier wohnt nun kaum noch jemand. Kurvenreiche Straßen führen an die Küste zu Buchten mit Namen wie ‚One Million Dollar View‘.  Wir müssen uns den View mit einem Surfer und seiner ohne Sonne sonnenbadenden Freundin teilen. Ach, wäre doch nur das Wetter besser.

One Million Dollar View – heute müssen wir leider 950.000 Dollar abziehen

Der eine Million Dollar Strand bei Mistwetter

Durch endloses, unberührtes Buschland verlassen wir die ansprechende Küstenregion. Hier scheint die Natur noch in einem ursprünglichen Zustand. Über der Landschaft hängt ein süßlicher Geruch. Immer wieder schwappen betörende Duftwolken ins Auto. Er entströmt der Südsee-Myrte oder Manuka. Manuka-Honig soll bereits von den Maori gesammelt und als antiseptisches Heilmittel verwendet worden sein.

Millionen Blüten der Südsee-Myrte verströmen einen unglaublichen Duft

In der Mitte der Insel, zwischen Ost- und Westküste wird es landwirtschaftlich. Die Hügelketten sind abgeholzt. Kuhwirtschaft überwiegt. Dass Neuseeland vor Schafen überquillt, gehört der Vergangenheit an. Auf ehemals drei Millionen Einwohner kamen in den 80er Jahren 70 Millionen Schafe (so sagt man) – heute zählen auf fünf Millionen Kiwis keine 20 Millionen Schafe mehr.  Mit Kühen kann besseres Geld verdient werden. Die Preise für Wolle liegt am Boden.

Die Rindviecher sehen glücklich aus. Ganzjährig weiden sie auf den Wiesen. Jetzt im Frühling stehen sie knietief im blühenden Wiesenkerbel, zwischen Hahnenfuß und Wilder Möhre. Ein hübscher Anblick. Eine überlastete einseitige Kulturlandschaft, die schöner nicht aussehen könnte. Wildromantisch.
Die eingeschleppten oder bewusst mitgebrachten Pflanzen aus Europa und Amerika sollen bereits dreißig Prozent der nur in Neuseeland vorkommenden Pflanzen verdrängt haben.  Ein nicht umkehrbarer Prozess. Sorgenfalten kann einem der Bambus auf die Stirn einbrennen. Dieser wird als Windbrecher und Heckenersatz gepflanzt. Ein Wuchermonster vom übelsten, der seine Rhizome in alle Richtungen ausstreckt.
So arg  wie die ökologische Katastrophe für Neuseelands endemische Pflanzen auch ist, so ist die Mischung aus bekannten und nie gesehenen Pflanzen ein Augenschmaus.

Früher war Neuseeland komplett bewaldet

Heute ist noch ein Prozent vom ursprünglichen Wald erhalten

Viehwirtschaftlich geprägte liebliche Landschaft

Abseits der Touristen-Orte bekommen die Ansiedlungen ein anderes Gesicht. Das große Geld fehlt augenscheinlich. Eine Hauptstraße mit Tankstelle, ein Mini-Market und eine Kirche. Das war’s. Man muss schnell bremsen, sonst ist man auch schon direkt am Dorfende angekommen. Jobs gibt es nur in der Landwirtschaft. Die Quote der Maoris zu Weißen ist hier am höchsten. Die Arbeitslosenquote auch. Zwischen 30 und 50 Prozent der Einwohner zählen zu den indigenen Ureinwohnern – bei einem landesweiten Anteil von 15 Prozent.
Unser Weg führt weit durch die Agrar-Mitte, bevor wir abends fehlerfrei und noch immer linksseitig in Opua ankommen.

Kaeo – ein typisches Cowboy-Nest in der Mitte – weit weg von den Küsten

Der ernstgemeinte und aktive Friseur in Kaeo

Der zweite – moderne- Friseur – drei Häuser weiter


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Trabant 601 E – Ist das zu schaffen?

Seit Morgenstern wieder im Winterschlaf ist, bin ich so oft es geht mit dem Trabant beschäftigt. Ich komme gut voran, aber es ist immer noch enorm viel zu tun. Was den Zeitplan angeht, aus einem Trabant 601 S ein Elektroauto zu bauen, da habe ich mich im letzten Jahr völlig verschätzt.
Dass dieses Projekt mittlerweile so umfangreich geworden ist, liegt vor allem an der Tatsache, dass ich den Trabant Stück für Stück praktisch komplett überarbeite. Ursprünglich war ja nur ein wenig Wartung geplant und gleich danach sollte der E-Motor rein.
Tja, der E-Motor ist immer noch nicht drin, dafür hatte ich bisher fast jedes Teil des Autos einmal in der Hand und schließlich auf der Werkbank. Ein Großteil der Technik ist also restauriert. Teilweise so aufwändig, dass der Zustand besser ist, als 1986 bei der Auslieferung in Zwickau.

Anders macht es für mich einfach keinen Sinn. Wenn ich zum Beispiel das Wischergestänge ausbauen muss, dann baue ich das ja nicht wieder halbgammelig ein. Also wird es restauriert und optimiert. Da man den Wischermotor dazu ebenfalls ausbauen muss, wird der natürlich auch gleich einer Revision unterzogen und in alle Einzelteile zerlegt. Und so weiter, und so weiter…

Wenn der Trabant irgendwann einmal fertig ist, dann soll er alltagstauglich sein und für eine ganze Weile vernünftig laufen. Deshalb treibe ich lieber jetzt etwas mehr Aufwand und habe hinterher länger Freude am Auto. Noch dazu sind im nächsten Jahr bereits ein paar Touren mit dem Trabi geplant und da müssen wir uns auf ihn verlassen können.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der TÜV seinen Segen gibt. Über das Thema TÜV habe ich bisher hier noch nicht berichtet, aber es gab in letzter Zeit hin und wieder Fragen dazu, wie das überhaupt funktioniert, einen Elektroauto-Eigenbau legal auf die Strasse zu bringen.
Dazu nur in aller Kürze etwas zu den Rahmenbedingungen, denn das Thema ist sehr komplex:

Es gibt vom VdTÜV eine Art Leitfaden mit exakten Vorgaben, an die man sich halten muss. Man wird im Prinzip bei einem solchen Umbau zum Hersteller, mit allen Konsequenzen. Die Vorgaben lassen wenig Spielraum und sind manchmal nur schwierig umsetzbar. Beim Trabant funktioniert das aber überwiegend ganz gut.
Wenn das Fahrzeug eines Tages mal fertig ist, dann kommt der große Tag der Prüfungen. Es ist mindestens eine Vollabnahme mit diversen Zusatzprüfungen notwendig, die den elektrischen Teil des Antriebs betreffen. Daneben kann der TÜV, unter anderem, zusätzlich eine EMV-Prüfung und einen Testlauf auf einem Leistungsprüfstand verlangen.
Wenn er dann alle Tests erfolgreich bestanden hat, würde der Trabant beim Strassenverkehrsamt einen neuen Fahrzeugbrief bekommen. Das kann dann hier in Wesel wieder „lustig“ werden.
Wenn er diesen Brief schließlich hat, darf er endlich auf die Strasse.

Also, noch ein weiter Weg und wann er voraussichtlich zu Ende ist, kann ich im Moment ganz schwer sagen. Ich dachte vor ein paar Tagen noch, dass ich ihn gegen Ende des Jahres zum ersten Mal auf einem Autotransporter zum TÜV fahren kann, aber gestern hat mir eine ganz ungünstige Roststelle einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Die Reparatur wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Zur Zeit führt der Trabant und diverse andere Projekte leider zu etwas Stress, denn mir läuft die Zeit davon. Ein solcher Umbau ist gerade wegen dem Faktor „Zeit“ ein hohes Risiko. Denn niemand garantiert einem, dass der Leitfaden, mit dem man so ein Projekt startet, auch der Leitfaden ist, nach welchem das fertige Fahrzeug auch geprüft wird. Diese Leitfäden werden immer wieder geändert und die Richtlinien in der Regel verschärft.

Deshalb:

Keine Zeit! Muss weiter am Trabant arbeiten! Fotos reiche ich die Tage bei Instagram nach.

P.S.:
Wenigstens drei Fotos von restaurierten Bauteilen zeige ich noch schnell. ;-)