Kategorie: News & Blogs

Roadtrip zum Rand der Arktis – Teil 2

Vorwort

Sieben Monate liegen zwischen diesem und dem letzten Artikel. Ich glaube, so viel Zeit ist bisher noch nie zwischen zwei Beiträgen vergangen.
Kurz nachdem wir von unserem Roadtrip nach Norwegen zurückgekehrt waren, gab es in unserem engsten Familienkreis in kurzen Abständen zwei schwere Krankheitsfälle, die uns ziemlich aus der Bahn geworfen haben. Die letzten Monate waren deshalb geprägt von vielen Veränderungen. Zeit wurde kostbar und wenn ab und zu ein wenig „Freizeit“ möglich war und ich mich motivieren konnte, dann habe ich in vielen kleinen Etappen weiter am Trabant gearbeitet und wenigstens dieses Projekt abgeschlossen. Der Trabant wurde erfolgreich beim TÜV geprüft und zur Zeit warte ich nur noch auf die Ausarbeitung des Gutachtens. An Bord der Morgenstern ist praktisch alles liegen geblieben. Mehr als alle zwei Wochen einen Rundgang durchs Schiff machen und die Leinen kontrollieren war nicht drin.
Mittlerweile haben wir uns an die neue Situation gewöhnt, vieles ist Routine geworden. Zeit ist allerdings nach wie vor knapp.
Sonnensegler.net ist also nicht aufgegeben, es gibt nur gerade einfach Wichtigeres!

Morgens auf dem Campingplatz.

Obwohl die Reise in den Hohen Norden bereits über ein halbes Jahr zurückliegt, die Erinnerungen sind noch frisch genug.
Wir haben auf dem Campingplatz in Mittelschweden gut in unserem Microcamper geschlafen, mussten uns aber am frühen Morgen doch ein wenig zum Rauskrabbeln zwingen. Die Temperatur lag bei knapp unter 0°C. Das fühlt sich ziemlich kalt an, wenn man direkt aus dem warmen Schlafsack in so eine Umgebung raus muss. Aber gut, wir haben uns das ja so ausgesucht.
Also, alles schnell erledigt, den Schlafwagen wieder zum Fahrwagen umgebaut, geduscht, gefrühstückt und dann wieder ab auf die E45. Weiter nach Norden!

Filou fragt: „Muss ich wirklich da raus?“

Mit jeder Pause wurde es kälter, der Schnee am Straßenrand höher und die Natur atemberaubender. Abschnittsweise sieht man bis zum Horizont kein Haus, keinen Strommast und keine anderen Autos. Am späten Vormittag haben wir die Grenze nach Lappland überquert und hatten die Straße meistens für uns allein. Nach jeder Abzweigung waren weniger Autos unterwegs.
Am Nachmittag lag schließlich der Polarkreis querab. 66° 33′ 55″ geografische Breite erreicht! Fühlte sich extrem gut an!
Eigentlich wollten wir hier Aufkleber für den Subaru kaufen, aber da haben wir uns völlig verkalkuliert. Das „Arctic Circle Cafe“ ist im Winter geschlossen und hier oben ist im April eben noch tiefster Winter.
In der halben Stunde, die wir am Denkmal verbracht haben, sind nur zwei oder drei Autos an uns vorbeigefahren. Verständlich, dass man da alles dicht macht.
Dafür hatten wir diesen Ort für uns allein und konnten die Atmosphäre und die Stille genießen.

Pause am Polarkreis!




 

Nach einer warmen Suppe auf dem Campingkocher ging die Fahrt weiter. Wir hatten noch etliche Kilometer auf der E45 vor uns und vor allem ich war hochmotiviert, an diesem Abend noch Kiruna zu erreichen. Sabrina hatte sich durch meine Schwärmerei von Kiruna im Laufe der Vorbereitungen ebenfalls vom „Kirunafieber“ anstecken lassen.
Die meisten dürften das nicht nachvollziehen können und ich habe dafür vollstes Verständnis. Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens. Sie ist nur deshalb hier gegründet worden, weil es in der Gegend Eisenerz in rauen Mengen gibt. Sie ist also eine klassische Bergarbeiterstadt, mit etwa 17.000 Einwohnern und geprägt vom langen, kalten Winter und den harten Lebensbedingungen. Für Touristen gibt es nur wenige Attraktionen, es sei denn man ist ein Space Nerd und Astronomie Freak. Dann ist Kiruna in etwa das, was für Modefreaks Paris ist, oder für Zocker Las Vegas!
Kiruna ist einer von wenigen Orten, von denen ich hin und wieder mal seit langer Zeit geträumt habe. Gleichzeitg war es der Ort, von dem ich gedacht habe: „Da kommst du nie im Leben hin.“

Auf der E45 nach Norden. Ein Traum von Strasse!

Immer weiter nach Norden…

Felgenkunst

Ein Subaru in Lappland.

Vor fast 20 Jahren, als es eine Phase hoher Polarlichtaktivität gab und man hin und wieder auch in Deutschland Polarlichter fotografieren konnte, da war das Magnetometer in Kiruna mein bester Freund. Oft habe ich die Website des schwedischen Instituts für Weltraumphysik IRF aufgerufen und die Messwerte des Magnetometers live verfolgt, um zu begreifen was da vor sich geht und daraus abzuleiten, wann Polarlichter zu sehen sein könnten.
Dieses Magnetometer in Kiruna ist das wichtigste in Europa, vielleicht sogar der ganzen Erde. Hier wird permanent (unter anderem) die Aktivität des Erdmagnetfelds gemessen und interessante Erkenntnisse über die Vorgänge in unserer Atmosphäre gewonnen.

Und an diesem Abend waren wir auf dem Weg nach Kiruna. Auf den letzten Kilometern hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Diese Fahrt war ein Genuss! Genau so hatte ich mir das in etwa vorgestellt. Auf einer dick verschneiten Straße im Dunkeln langsam durch Kiruna zu rollen. Der Subaru dreckig wie Sau und die Radkästen so vereist, dass nur noch langgezogene Kurven möglich waren.
So sind wir am Magnetometer vorbeigerollt, danach gemütlich durch die Stadt und schließlich auf einen Campingplatz.
Der Stellplatz war umgeben von hohem Schnee, alles tiefgefroren. Wir waren glücklich.

Auf dem Campingplatz in Kiruna.

Den Umbau zum Schlafwagen haben wir in Rekordzeit geschafft. Gegessen haben wir nichts mehr, so müde waren wir.
Geschlafen haben wir drei wie die Murmeltiere. Sabrina und ich in dicken Schlafsäcken, Filou unter seiner Fleecedecke.
Am nächsten Morgen -15°C! Arschkalt nach dem Aufstehen, aber einfach nur herrlich.

Müssen wir wirklich aufstehen?

Nach einer heißen Dusche und einem ordentlichen Frühstück in der Gemeinschaftsküche auf dem Campingplatz, sind wir zum Magnetometer und danach noch zum IRF gefahren. Den Raketenstartplatz Esrange und die Bodenstation Kiruna der ESA konnten wir nicht mehr besuchen, dafür wäre die Zeit einfach zu knapp gewesen. Wir wollten an diesem Tag schließlich noch das nördlichste Ziel dieser Reise, den Rand der Arktis, erreichen.
Und so sind wir zum Abschied noch eine Runde durch Kiruna gedreht, haben den Subaru vollgetankt und waren kurze Zeit später auf der E10 nach Nordwesten unterwegs. Von Kiruna bis zur Grenze nach Norwegen waren es nur noch etwas mehr als 100km.
Ein Großteil der Strecke verläuft entlang des Torneträsk, einem der großen Seen im Hohen Norden. Man fährt meistens einige Meter über dem Seeniveau und hat einen atemberaubenden Blick über das zugefrorene Gewässer. Ab und zu sieht man in der Ferne ein Schneemobil über die Eiswüste fahren, ansonsten ist alles um uns herum Weiß.
Gleich nach dem Torneträsk überqueren wir das Skandinavische Gebirge und legen an der Zollstation Björnfjell eine kurze Pause ein.
Ohne Hund könnte man hier einfach durchfahren, die Grenze ist offen. Aber da wir Filou dabei haben, ist ein kurzer Stopp nötig. Die Anmeldung ging wirklich flott und nach nicht einmal 2 Minuten war die Sache erledigt.
Kurz darauf ging es bergab. Die Küste war nur noch 30 Kilometer von uns entfernt und innerhalb kürzester Zeit änderte sich das Klima deutlich. Waren wir kurz zuvor noch im tief vereisten Lappland, so wehte uns wenig später eine relativ warme Brise entgegen und die Straße war auf manchen Abschnitten komplett schneefrei.
Deutlicher als hier oben kann man die Auswirkungen des warmen Golfstroms kaum erleben. Ohne diese globale Heizung wäre es auf der norwegischen Seite kaum wärmer als in Lappland und das Meer würde jedes Jahr zufrieren, wie die Barentssee. Durch den Golfstrom, der warmes Meerwasser aus der Karibik über den Atlantik befördert und über den Nordatlantikstrom und anschließend weiter über den Norwegischen Strom bis an die nördlichste Küste Norwegens transportiert, kann man es hier gut aushalten.

Verkehr in Kiruna.

Eine Forschungsrakete am IRF in Kiruna.

Entlang des Torneträsk nach Westen.

Nördlich von Narvik ist die E10 schließlich zu Ende und wir biegen auf die Europastraße 6 nach Norden ab. Unser Ziel ist ein kleiner Campingplatz auf der Insel Senja. Dort haben wir nach einem kurzen Telefonat die Zusage bekommen, dass wir heute Abend eine warme Hütte zum übernachten haben können.
Jetzt fühlt sich das nach Endspurt an! Es geht auf und ab, teilweise über recht steile Berge. Und zwischendurch sieht man immer mal wieder kurz das Europäische Nordmeer. Gebirge und Meer, dicht beieinander. Ein Traum!

Irgendwann sind wir in Finnsnes, einer kleineren Stadt auf dem Festland. Hier verbindet die Gisundbrücke das Festland mit der Insel Senja.
Senja ist die zweitgrößte Insel Norwegens und mit ca. 1.600km² Fläche etwas mehr als halb so groß wie das Saarland. Im Saarland leben fast genau 1 Million Menschen, auf Senja sind es weniger als Achttausend.
Als wir über die Brücke fahren und die wilde und raue Landschaft Senjas vor uns sehen, hören wir „Enya – Orinoco Flow“. Auf Kassette! Wie sich das für einen Roadtrip mit einem Youngtimer gehört. Fast schon zu schnulzig.
Wir sind glücklich, Filou schnarcht hinten und die letzten Kilometer entlang der Küste sind zum genießen. Eine halbe Stunde übers Eis, vorbei an zugefrorenen Buchten und einzelnen hübschen Holzhäusern in Rot, Gelb und Grün. Bunte kleine Sprenkel in einer ansonsten fast unberührten weißen Berglandschaft. In der Ferne sehen wir manchmal vereinzelt Rentiere und dann sind wir auch schon da, auf dem kleinen Campingplatz „Fjordbotn“ im Norden der Insel.

Angekommen auf Senja!

Der Besitzer hat die gemütliche Hütte für uns vorgeheizt, der Subaru ist schnell ausgeladen. Wir ziehen uns warm an, der Schnee knirscht unter den Füßen und dann stehen wir einen Steinwurf von der Hütte entfernt am Strand und realisieren so langsam, dass wir wirklich hier sind. Außer uns sind keine weiteren Gäste da. Der Strand, er ist voll mit Eisschollen. Auf der anderen Seite des Fjords ragen spitze, hohe Berge empor. Alles ist tiefgefroren und weiß.
Hier oben, am nördlichen Ende von Senja ist er also, der Rand der Arktis. Hier stehen wir nun, sind happy, spielen mit Filou im Schnee und loben den Subaru. Ohne das geringste Problem hat dieser 24 Jahre alte Japanische Allradler uns über Eispisten und Berge hier hergebracht.

Filou im Schnee.

Der Strand vor unserer Hütte auf Senja.

Hinter uns liegen 2.842 Kilometer. Davon haben wir 443km mit dem Fährschiff zurückgelegt und 2.399km auf eigener Achse. Etwa drei Viertel der Strecke war Landstraße und fast die Hälfte davon vereist oder verschneit. Der Subaru hat sich dabei wohlgefühlt und wir ebenfalls.

Vier Tage haben wir für diese Strecke gebraucht. Ab jetzt nehmen wir das Tempo raus, werden Senja erkunden und dann ganz langsam nach Süden fahren und Norwegen kennenlernen…

Vier gewinnt!

Gewinner, Finalisten und Jury des Best of Boats Awards 2022 © Messe Berlin

Vier gewinnt!

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Vier gewinnt!

Gewinner, Finalisten und Jury des Best of Boats Awards 2022 © Messe Berlin

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Das Haus im See

Die Solarpaneele auf dem Dach von La Perla leisten bis zu 4000 Kilowatt für Bordelektrik und Motoren. © Werft

Das Haus im See

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Boris Herrmann noch nicht im Rennmodus

Wieder Land unter den Füßen – und viele Fragen im Kopf © #RDR2022

Boris Herrmann noch nicht im Rennmodus

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Seebären

So., 13. Nov. 22, Neuseeland/Wellington, Tag 3088, 24.696 sm von HH

Wellington kann noch mehr als nur Stadt sein. Nur ein paar Kilometer außerhalb vom Zentrum gibt es eine Seebären-Kolonie. Die muss man sich allerdings erlaufen. Aber am Strand entlang ohne Steigungen bekomme ich das noch hin gehumpelt.
Zunächst hängen die Morgenwolken noch tief an der felsigen Küste. Sie gehen runter fast auf Meeresniveau. Die Cook Strait ist in grau gehüllt, nur ein paar Menschen sind hier am Sonntag unterwegs. Wunderschön öffnen sich die Blicke als der Nebel sich lichtet.

Der Hinweg noch in grau

Die Fähre zwischen den beiden Inseln kommt nach Wellington zurück

Moose – Algen – Flechten

Mystisch – neblig – schön

Frühsommer – alles blüht

Nach knapp vier Kilometern erreichen wir die ‚Red Rocks‘, hier sollen die Seebären zu sehen sein. Auf der Nordinsel gibt es nur zwei, drei Stellen an denen man Seebären sehen kann. Die meisten der 60.000 Tiere wohnen im Süden der Südinsel. Im 19.ten Jahrhundert hatte man die Neuseeländischen Seebären – die Fur Seals – fast ausgerottet. Heute sind sie geschützt und ihr Bestand gilt als gesichert. Nur noch Weiße Haie und Orkas sind ihre Feinde. Und Fischernetzte in denen sie sich verfangen können.

Die Seals liegen gut getarnt auf den Steinen. Erst nach einiger Zeit entdecken wir ein paar faule Würste zwischen den Felsen. Die Kolonie ist klein um diese Jahreszeit. Nach der Paarung im Februar wandern die Tiere umher und verteilen sich großräumiger. Aber ein paar verbliebene Jung-Männchen machen uns die Freude sich in der Sonne zu wärmen.
Die Seebären lassen sich von uns nicht stören, maximal wird eine Augenbraue gehoben. Man soll nur aufpassen, dass man nicht zwischen Wasserkante und Seal gerät. Dann kann es auch schon mal tierischen Ärger geben. Und die beinlosen Klopse sind an Land überraschend schnell unterwegs.

Suchbild zwischen den Flechten und Steinen – genau in der Mitte liegt der Seebär

Der Neuseeländische Seebär

Eingezogene Krallen

Ein Seal planscht etwas lustlos im Wasser

Ein letzter Gruß bevor der Seebär baden geht

Ausgewachsene Männchen können bis 2,5 Meter groß werden, die Weibchen sind mit anderthalb Metern deutlich kleiner. Nach rund einem Jahr Tragzeit wird immer nur ein Junges geboren. Das müsste um diese Jahreszeit passieren. Die Mutter bleibt dann zehn Tage beim Neugeborenen bevor sie wieder Fischen geht. Die Kleinen warten in einer Jungtier-Kolonie alleine an Land bis die Mütter zurück kehren. Dies bekommt man aber nur auf der Südinsel zu sehen.

Der Rückweg ist bei Sonnenschein anders schön

Die Farben leuchten am schwarzen Kieselstrand


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Antike Tragödien beim Golden Globe Race

Tapio Lehtinen auf Asteria passiert das Photo Gate vor Kapstadt © GGR2022

Antike Tragödien beim Golden Globe Race

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Jetzt kommen die Frauen!

Sie hat gut lachen: Sie ist die erste Frau in der Imoca-Klasse bei der Route du Rhum 2022 © Teamworx.net

Jetzt kommen die Frauen!

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Ratgeber Seenotsender: Welche Systeme für welchen Zweck?

Es gibt unterschiedliche Systeme an Seenotsendern, die entweder personenbezogen oder einer Yacht zugeordnet sind. Lesen Sie, welche Lösung wann die richtige ist.

Wellington – schönste Hauptstadt der Welt?

12.Nov. 22, Neuseeland/Wellington, Tag 3087, 24.696 sm von HH

Zumindest wird Wellington regelmäßig von einschlägigen Reisemagazinen unter die Top 20 der schönsten Hauptstädte gewählt. Häufig bleibt dabei die Quote an Regentagen unerwähnt: über fünfzig Prozent! Folgerichtig regnet es, als wir am ersten Morgen unseres Aufenthalts einen Stadtbummel Richtung Hafen unternehmen. Okay, kein Problem, Wellington hat auch eines der schönsten Museen. Das Te Papa Tongarewa – Ort der Schätze, was es übersetzt bedeutet. Es beherbergt kulturelle Maori- und Pazifik-Schätze auf vier Etagen. Der Eintritt ist kostenlos, wow!

Am besten gefällt uns die Natur- und Geologie-Abteilung. Vieles ist zum Anfassen oder Interagieren. Es ist nicht nur für Kinder spannend, aus Bausteinen ein Erdbeben sicheres Gebäude zu bauen oder im Wellensimulator einen Tsunami zu erzeugen.
In einem Erdbeben-Raum bekommt man eine Vorstellung davon, wie es sein muss, wenn das eigene Haus anfängt zu wackeln. Achim war während seiner beruflichen Zeit häufiger in Wellington und hat mir immer von einem Grauwal-Gerippe an der Museums-Decke vorgeschwärmt. Das ist leider demontiert. Wie schade. Wahrscheinlich musste es Platz machen für eine riesige Ausstellung über den 1. Weltkrieg, die uns absolut nicht erreicht.

Geblieben sind zwei Skelette von Moas, den ausgestorbenen Riesenvögeln aus Neuseeland.  Die Strauß ähnlichen Laufvögel waren Giganten. Geschätzte 180 bis 270 Kilogramm schwer und sie haben Eier von bis 4,5 Kilogramm Gewicht gelegt. Wahrscheinlich wurden die Moas von den ersten polynesischen Siedlern ausgerottet. Die arglosen Tiere waren Menschen nicht gewöhnt, hatten keine Angst und waren leicht zu fangen. Es mussten nicht mal spezielle Jagdwaffen entwickelt werden. Dementsprechend ging die Ausrottung rasend von statten. Wissenschaftler vermuten, dass es in Coromandel nur fünf Jahre gedauert haben dürfte.

Skelette von ausgestorbenen Moas – die Besonderheit ist der Schatten. Es ist nämlich nur eine Projektion und kein echter Schatten. Plötzlich fangen die Schatten-Moas an zu grasen und weg zu laufen – schön gemacht!

Eine Besonderheit ist das ausgestopfte Exemplar eines Polynesischen Hundes. Die Reisegefährten der Polynesier, die sie in ihren Kanus mitbrachten, dienten zur Jagd und zur Gesellschaft, als Sonntagsbraten und Fell-Lieferant. Mit europäischen Hunden waren sie nicht kreuzbar, so dass sie ebenfalls ausgestorben sind. Im Te Papa steht wahrscheinlich das letzte Exemplar dieser Art.

Polynesischer Hund – er war nicht kreuzbar mit europäischen Rassen – ob es am Aussehen gelegen haben könnte?

Nach dem Museum hat sich der Regen verzogen und Wellington zeigt, warum die Stadt als Schönheit gilt. Wellington ist mit weniger als 200.000 Einwohnern sehr klein und traumhaft gelegen. Angeschmiegt an einen Naturhafen mit einem schmalen Zugang zur Cook Strait, der berüchtigten Meerenge zwischen Nord- und Südinsel. Die beiden Inseln liegen nur 22 Kilometer an der schmalsten Stelle auseinander. Ein Ansteigen des Meeresgrunds und ein Düseneffekt machen aus der Cook Strait eine der rauesten Meeresengen der Welt. Ungewöhnlich hohe Wellen sorgen häufig für den Ausfall der Fähren, die ab Wellington auf die Südinsel starten. Windy Welly trägt Wellington als Beinamen, Fallboen aus den umliegenden Bergen haben Schuld.

Wellington – the windy city – windy Welly

Davon merken wir nichts – bei vorsommerlichen Temperaturen schlendern wir weiter. Das heißt, Achim schlendert. Ich hinke hinter ihm her. Seit der Wanderung am Lake Waikaremoana kann ich den rechten Fuß nicht mehr schmerzfrei abrollen.  Schonen oder ignorieren? Liest vielleicht ein Orthopäde mit? ;-) Ich entscheide mich fürs Humpeln.

Wellington Hafen – Rechts im Bild erkennt man bereits die Cook Strait

Marina Flair im Stadtteil Mt. Victoria

Buntes Straßenbild in Wellington – Restaurants jeder Geschmacks- und Preisrichtung

Cuba Street – die quirlige Fußgängerzone

Typische Drohgebärde vom rituellen Haka (Haka bedeutet Tanz) statt bravem Ampelmännchen

Maori – Skulptur am Hafen

Untergekommen sind wir wieder in einem Air B&B. Diesmal mit glücklichem Händchen. In einer tollen Wohngegend (Thornton) wohnen wir bei Lucy in ihrem super sauberen Appartement. Das Haus steht auf einem Eckgrundstück, hat insgesamt sechs Wohnungen und liegt direkt am Fuß einer kleinen Bergkette, die mitten durch Wellington führt. Steil muss man sich die Nebenstraße zum Eingang hoch kämpfen.
Die Hauptstraße liegt direkt auf der „Fault-Line“ von Wellington, erzählt uns Lucy. Beim Kauf des Hauses sei sie ausdrücklich davor gewarnt worden. Diese Bruch- bzw. Verwerfungslinie zieht sich quer durch die Stadt. Die pazifische und australische Platte reiben sich in 25 Kilometer Tiefe genau an dieser Stelle aneinander. Genau unter unserer Unterkunft.
Alle 150 Jahre geht man von schweren Erdbeben aus – mit Land-Verschiebung von bis zu einem Meter. Gut, dass wir im Te Papa im Erdbebenhaus gelernt haben, was wir tun müssen, falls es zu wackeln beginnt. ;-)

Air B&B bei Lucy – alles in Laufnähe zum Centrum – tolles Lage, tolle Wohnung, tolle Gastgeberin

Deko bei Lucy – viel frische Blumen in allen Zimmern und alles etwas retro

Typisch für den Stadtteil Thornton – steile Wohngegend


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FVG Marinas – 20 Marinas, 5 Geschäftsführer, 1 gemeinsames Netzwerk

Die FVG Marinas in Friaul-Julisch Venetien sind 20 Marinas und 7.000 Bootsliegeplätzen das größte Kooperationsprojekt italienischer Sportboothäfen.

Als im Juni 2016 das Business-Netzwerk der Yachthäfen in Friaul-Julisch Venetien gegründet wurde, war dies im Nautiksektor Italiens eine ungewöhnliche Aktion. Bereits einige hatten versucht, den Freizeitmarkt für Bootstouristen über Marinakooperationen zu beleben. Geschafft – das darf man im Oktober 2022 so sagen – hat es indes FVG Marinas. Inzwischen ist dieser Zusammenschluss norditalienischer Marinas zum größten Kooperationsprojekt italienischer Sportboothäfen angewachsen. 20 Marinas und rund 7.000 Bootsliegeplätze verteilt über die Küste und die Lagunen Friaul-Julisch Venetiens weist das Netzwerk auf und hat im Oktober seine Geschäftsführer turnusmäßig neu gewählt.

Um im Umfeld des internationalen Marktes zu bestehen, ist es nötig, gemeinsam den Wassersporttourismus, aber auch die Freizeitmöglichkeiten der Region bekannter zu machen. Dies ist das Ziel der alten wie auch der neuen Geschäftsführer des Netzwerks wie auch des Fremdenverkehrsverbands PromoTurismoFVG. Jede Region entlang der Küste ist einzigartig. Vom langen Sandstrand Lignano Sabbiadoros und seinen sechs Marinas über die Lagune von Marano und den Fluss Stella, die fünf Marinas aufweist, bis nach Grado und Monfalcone sowie in der Region Triest sind die Möglichkeiten, den Tag auf dem Wasser zu verbringen, quasi unbegrenzt. Die flachen Lagunen und Flüsse sind ein Tummelplatz für die Tierwelt und vor allem „Birdwatcher“ auf Motorbooten kommen auf ihre Kosten. Das verwinkelte historische Grado, die Schlösser von Duino und Miramare mit atemberaubendem Blick aufs Meer, die Cafés von Triest – es gibt nicht nur auf dem Wasser viel zu entdecken.

Regelmäßig treffen sich die Mitglieder von FVG Marinas in einem der 20 Yachthäfen, um gemeinsame Aktionen zu besprechen. © Susanne Guidera.Regelmäßig treffen sich die Mitglieder von FVG Marinas in einem der 20 Yachthäfen, um gemeinsame Aktionen zu besprechen. © Susanne Guidera.

Für Bootseigner sind die Marinas Friaul-Julisch Venetiens ein Glücksfall. Ihre professionellen Werften – Cantieri – decken Sommer- wie Winterservice ab, erfüllen höchste Ansprüche bei Decks- und Riggarbeiten oder Motorenwartung. Wer neue Segel oder Instrumente benötigt, kann diese in den angeschlossenen Fachbetrieben finden. Auf der Suche nach einem neuen gebrauchten Boot ist ein Besuch der NAUTILIA in den Cantieri di Aprilia zu empfohlen, die an zwei Wochenenden im Oktober sowie im Frühjahr Interessenten und Verkäufer zusammenbringt. Diverse Marinas sind zudem Service- und Verkaufscenter für renommierte Bootsmarken wie Elan, Catana oder Nautor’s Swan.

Ein besonderes Augenmerk der Betreiber gilt dem nachhaltigen Betrieb ihrer Yachthäfen.

„Die Energie in der ADAC Stützpunktmarina Sant’Andrea kommt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen, wir setzen Elektrokarts ein und bieten eBikes für unsere Kunden. Außerdem gibt es in den Marinas aus dem Netzwerk natürlich eTankstellen, Shuttleservices oder auch Mietautos“, erzählt beispielsweise Fortunato Moratto, einer der fünf Geschäftsführer von FVG Marinas.

Übergabe der Blauen Flagge in der Marina Punta Faro Resort. Dr. Giorgio Ardito (1. v.links) und Paola Piovesana (3. v. links) halten die Flagge zusammen mit Politikern der Region und Mitarbeitenden © FVGMarinas.Übergabe der Blauen Flagge in der Marina Punta Faro Resort. Dr. Giorgio Ardito (1. v.links) und Paola Piovesana (3. v. links) halten die Flagge zusammen mit Politikern der Region und Mitarbeitenden © FVGMarinas.

Und Marco Da Re, Geschäftsführer für die Region Lignano Sabbiadoro des Netzwerks, ergänzt

„Wir beheizen unsere Pools mit Geothermie und haben an jedem Bootsliegeplatz die Möglichkeit, Brauchwasser über ein Pump-out-System abzupumpen. Das gilt auch für unsere Dry Marina. So kann man sein Boot wie eine Wohnung nutzen und die Abwässer gelangen nicht in die Umwelt.“

Seine Marina Punta Gabbiani wurde für diese Investition bereits mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Für ihren Einsatz für die Umwelt sowie nachhaltiges Wirtschaften wurden von den 20 Marinas des Netzwerks in diesem Jahr entsprechend 11 mit dem renommierten internationalen Umweltpreis „Blaue Flagge“ prämiert.

FVG Marinas in Friaul-Julisch Venetien: Heimatrevier der Barcolana

Sportlich hat die Region ebenfalls viel zu bieten. An der mit bis zu 2500 teilnehmenden Booten größten Segelregatta der Welt – der Barcolana – ist von Maxiyachten und Fahrtenschiffen, Traditionsseglern und Hochleistungsrennyachten jeder dabei. 10 Tage lang trifft man sich auf der Piazza Unità d’Italia in Triest und feiert ein Volksfest des Segelns. Gesegelt wird im Friaul aber immer. Der Regattakalender reicht mit dem Ice Cup bis in den Dezember.

Mit ihren neu gewählten fünf Geschäftsführern Marco Da Re (Raum Lignano Sabbiadoro und Aprilia Marittima), Fortunato Moratto (Region San Giorgio di Nogaro, Laguna di Marano und Fluss Stella), Gennaro Coretti (Region Grado), Matteo Pribaz (Region Monfalcone) sowie Stefano Sponza (Region Triest) wird FVG Marinas sich weiter dafür einsetzen, dass Wassersport eine Aktivität für die ganze Familie ist und auch die Kinder der jetzigen Eigner sich auf dem Wasser zu Hause fühlen.

Marco Da Re, einer der fünf Geschäftsführer von FVG Marinas. © Susanne GuideraMarco Da Re, einer der fünf Geschäftsführer von FVG Marinas. © Susanne Guidera

Ziel ihrer Arbeit ist zudem der Interessensausgleich von nautischem touristischem Sektor und Politik. So laden FVG Marinas zu jeder monatlichen Sitzung Vertreter aus Politik und Unternehmen ein, um anstehende Themen wie etwa die Ausbaggerung der Lagune oder Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu besprechen.

Die Arbeit des Netzwerks als solches steht ebenfalls im Mittelpunkt des Interesses der Geschäftsführer.

„Wir möchten ein immer größeres Bewusstsein gemeinsamer Ziele und eines gemeinsamen Brands schaffen“, so Marco Da Re.

Gennaro Coretti ergänzt: „Es gibt weitere Marinas in Grado, die ich gerne in die Zusammenarbeit einbinden möchte, sodass das Netzwerk weiter wachsen kann.“

Denn das Halbrund der Adria stellt seit Alters her den Zugang Mitteleuropas zum Mittelmeer dar. „Wir sind keine bloßen Liegeplatzbetreiber, sondern Tourismusmanager“, betont Coretti. „Sobald man sein Boot verlässt, betritt man eine kulturell und kulinarisch einzigartige Region: Friaul-Julisch Venetien. Das möchte ich im Bewusstsein unserer Kunden verankern“, schließt er. In der Zusammenarbeit der Marinas wie auch mit Unterstützung des Tourismusverbands PromoTurismoFVG liegt dieses Ziel in Reichweite.

Die Mitglieder der FVG Marinas

Hauptsitz der FVG Marinas wird die Darsena San Marco in Grado. Die mittlerweile auf 20 Marinas angewachsene Marketingkooperation umfasst die Regionen und Marinas:

Lignano Sabbiadoro und Aprilia Marittima: ADAC Stützpunktmarina Porto Turistico Marina Uno, Marina Punta Faro, Dry Marina Aprilia 2000, Marina Punta Gabbiani, Darsena Porto Vecchio, Marina Punta Verde

San Giorgio, Laguna di Marano und Fiume Stella: ADAC Stützpunktmarina Sant’Andrea, Cantieri Marina San Giorgio, Portomaran, Marina Stella,
Marina Planais
Grado: Marina Primero, Darsena San Marco, Porto San Vito
Monfalcone: Marina Monfalcone, Marina Lepanto
Küstenabschnitt Triest: Marina Portopiccolo, ADAC Stützpunkt Porto San Rocco, Marina San Giusto

Unterstützt wird das Projekt vom regionalen Tourismusverband PromoTurismo FVG, der als wichtiger Partner im Boot ist.

Bootskennzeichen und IBS zum Wunschtermin.

Um Wartezeiten für den internationalen Bootsschein in der Hochsaison zu vermeiden, bietet sich die Vorterminierung an. So wird’s gemacht.