Kategorie: News & Blogs

Sommertörn 2022: Von Irland nach Kroatien (3). Wie es sich anfühlt, in 4 Tagen über die Biskaya zu segeln.

Neben meinen Posts über lohnende Ziele in Kroatien werde ich in den nächsten Wochen auch über meine aktuelle Reise von Irland nach Kroatien berichten. Heute ein dritter Post über eine der spannendsten Etappen der insgesamt 3.000 Seemeilen langen Seereise von Dublin nach Dubrovnik.

Das Spiel, das die Wellen mit Levje spielen, fasziniert mich auch auf dieser Überquerung der Biskaya.

 

Tag 1: Donnerstag. Aufbruch von den Scilly-Isles. Von Starkwindfeldern, Mondfischen und Flautenklappern.

Gegen 12.30 Uhr kommen wir endlich los. Um das Funkloch an unserem abgelegenen Ankerplatz auf der südlichsten Insel St. Agnes zu verlassen, gehen wir nicht unmittelbar raus, sondern drehen noch eine Runde Richtung St. Marys, der Hauptinsel der Scilly-Isles, und holen uns den aktuellen Wetterbericht für die nächsten fünf Tage und speichern ihn als Screenshots. Wo wir entlangsegeln werden, gibt es kein Netz mehr. 

Der Wetterbericht liest sich gemischt: Es wird eher schwachwindig sein über der Biskaya mit kleinen wandernden Starkwind-Feldern westlich und nördlich von uns, die wir tunlichst erwischen sollten, um in den geplanten vier Tagen vorwärtszukommen – wir müssen sie finden ohne Wetterbericht. Verpassen wir sie und erreichen die nordspanische Küste erst später, verzögert sich unsere Weiterfahrt auf unbestimmt. Ein Tief vor Portugal bringt reichlich Südwind – und wir säßen dann in Nordspanien fest.

Also setzen wir  Groß und den Blister, das Leichtwindsegel und hoffen, dass die windreiche Biskaya ihrem Ruf gerecht wird.

Am Nachmittag winkt uns ein Mondfisch aus dem Wasser zu. Kaum jemand kennt diese mannshohen kreisrunden Fische. Dabei können sie über 2 Tonnen schwer werden. Man erkennt sie, weil sie beim trägen Treiben an der Meeresoberfläche mit ihrer schmalen Rückenflosse wie einer winkenden Hand aus dem Meer wedeln. Kein Mensch weiß, was die scheibenförmigen Tiere an der Wasseroberfläche tun, denn eigentlich ist ihr Revier 500 Meter tief unter uns. Mondfische sind träge, aber höfliche Zeitgenossen, die sich durch nichts und niemand stören lassen. Unser Mondfisch winkt uns sein Farewell mit seiner wedelnden Flosse noch lange nach.

Sven, der mich begleitet, schläft auf Vorrat. Der ohnehin schon schwache Wird wird schwächer, flaut weiter und weiter ab, bis die kleinen Wellen das Boot so ins Rollen bringen, dass es den letzten Windhauch aus den Segeln haut. Zurück bleibt vom schwachen Wind nichts als flappende Segel, ein schlagender Baum und ein ächzendes Rigg. „Flautenklappern“ nenne ich das Geräusch, das gnadenloser sein kann als mancher Lärm, wenn es über Stunden nicht mehr verstummt. Ich bin froh, dass Sven mich ablöst und lege mich am Spätnachmittag schlafen. Wer weiß schon, was die Nacht bringt.

Sonnenuntergang draußen irgendwo vor dem Ärmelkanal.

22.30 Uhr. Als ich meine Wache übernehme und Sven unter Deck geht, sind wir immer noch weit nördlich. So weit, dass es Anfang Juni immer noch hell ist im Westen. Das wird es noch eine Weile bleiben. Und wenn der Himmel klar ist, wird bereits 4 Stunden später der erste Lichtschein des Morgens im Nordosten stehen. Unter Deck habe ich die Seekarte am Kartentisch ausgebreitet. Im Schein des Rotlichts erkenne ich Einzelheiten. Die Seekarte ist die Imray C18, und mit dem Finger reise ich auf ihr unsere geplante Route südwärts nach. Die Südküste Irlands zwischen der Bantry Bay und Youghal ist in der linken oberen Ecke mit darauf – dort, wo wir herkommen. Die Scilly Isles sind nichts weiter als mehrere Fliegenschiss in der Weite des Hellblau, das in der Karte mit Zahlen über die Wassertiefen gespickt ist. Nordspanien, unser nächstes Ziel, is t250 Seemeilen entfernt und liegt genau südlich. Von dort wollen wir möglichst in einem Rutsch weiter bis Gibraltar. Das macht mir etwas Sorgen. Auch in diesem Jahr steigen dort die Angriffe von Orcas auf Boote und Yachten. Die letzten Tage häuften sich auch die Berichte deutscher Segler über die Tiere, die Boote rammen und Spaß daran finden, Stücke des Ruders zum Spielen abzubeißen, während die verzweifelten Crews vergeblich überlegen, wie sie der „Spielerei“ der bis zu 5 Tonnen schweren schwarzen Rowdies ein Ende setzen können.

Mein Finger bleibt an einer Stelle in der Seekarte hängen. Für die langen Strecken benutze ich vor allem gedruckte Seekarten. Nicht nur deshalb, weil elektronische Seekarten wichtige Details verbergen und erst sichtbar machen, wenn man hineinzoomt. Das Schicksal der Rennyacht VESTAS vor ein paar Jahren, die mitten im indischen Ozeans wegen eines solchen Fehlers in der elektronischen Navigation auf dem einzigen Riff weit und breit auf Grund lief, ist mir Mahnung. Nein, nicht nur deswegen benutze ich Seekarten. Die alten Kartendarstellungen, gereift in 600 Jahren Segelschiffahrt, sind mir gerade für die weiten Strecken lieber, weil ich alle Informationen ausgebreitet vor meinen Augen im Rotlicht vor mir liegen habe. Mein Finger bleibt vor der weiten, trichterförmigen Einfahrt in den Ärmelkanal südwestlich der Scilly Isles hängen, wo sich über der Leere des Meerbodens ein Schriftzug befindet: „Numerous Shipwrecks“ steht da. Das passt zu meiner Stimmung. Wieso liegen ausgerechnet hier lauter Schiffswracks? Die wilden Herbststürme der Biskaya? Die hohen Wellen? Oder markiert die breite Stelle vor dem Kanal jenes Gebiet, in dem im II. Weltkrieg deutsche U-Boote wie Wolfsrudel wehrlose Frachtschiffe angriffen. Immer wieder stößt man an den nördlichen Antlantikküsten auf Spuren dieser Ereignisse, sogar als ich vor der Pandemie mit Sven die weit nödlich gelegenen Hebriden besuchte. Und eine dieser Stories über das Schicksal von Jäger und Gejagten habe ich auf Mare Piu in der Geschichte „Ein Friedhof. Zwei Männer im Krieg“ detailliert recherchiert und erzählt.

Tag 2: Freitag. Die Biskaya empfängt uns.

Gegen 2 Uhr morgens gehe ich nach unten zum Kartentisch und mache meiner Gewohnheit folgend meinen Eintrag in der Seekarte. Ein kleines Kreuz mit Uhrzeit. Im Notfall oder wenn die elektronische Navigation ausfällt, habe ich unseren letzten Standort sofort parat, und auf langen Nachtwachen verkürzt es die Zeit, kurz unter Deck zu gehen, den Reisefortschritt zu erleben und kurz für Sven ins Logbuch Notizen über Wind, Wetter und Schiffsführung einzutragen. Vor einer halben Stunde hat der Wind aufgefrischt. Das Bord-Barometer fällt, endlich weht der Wind mit 5 Beaufort, wenn auch von vorn. Wir haben unseren Kurs weit von der französischen Küste fort südwestwärts gelegt und eines der vermuteten kleinen Starkwindfelder gefunden. Wir segeln immer noch unter Blister. Ich zögere, das Leichtwind-Segel herunterzunehmen. Die Nacht ist zwar sternklar, aber wer weiß schon, ob der Wind, der jetzt gerade kräftig weht, nicht wieder einschläft. Und letztlich würde ich das Bergen des großen Tuchs auf dem nächtlichen Vordeck gerne zu zweit erledigen. Nur für den Fall der Fälle. 

LEVJE liegt jetzt beträchtlich auf der Seite, und die Fahrt ist rumpelig. Der helle Schein eines Objektes voraus, das ich seit eineinhalb Stunden beobachte, ist noch greller geworden. Eine Insel kann es nicht sein, sie wäre niemals so hell angestrahlt. Ein Feld Bohrinseln? Doch die Seekarte zeigt nichts derartiges. Ich werfe einen Blick aufs Radar. Nichts. Wieso zeigt das Radar eigentlich nichts an? Die Sache wird immer mysteriöser.

Zudem halten wir genau auf das Objekt zu. Ein Ankerlieger kann es nicht sein. Niemand kann auf 200 Metern Wassertiefe ankern, jedenfalls kein Fahrzeug, das ich kenne. Ich nehme zum x-ten Mal das Fernglas in die Hand, um mithilfe seines eingebauten Kompasses eine Peilung vorzunehmen, ob sich das Objekt bewegt. Aber auch damit werde ich nicht schlauer. Die Peilung „steht“, sie ist unverändert. Das heisst, das Objekt und mein Schiff sind auf Kollisionskurs. Wenn ich nur sagen könnte, wie weit das Teil entfernt ist. Aber ohne Radar ist das nicht möglich. Ein AIS, ein automatisches Schiffserkennungssystem habe ich auf meinen Reisen bislang noch nie vermisst, das Radar funktionierte immer verlässlich. Aaber für alles und jedes gibts ein erstes Mal. Hier ist es.

Ich probiere es mit einer Kursänderung und gehe höher an den Wind. Je näher wir dem Objekt mit dem  Lichtschein kommen, desto weniger erkenne ich durch das im Seegang verwackelte Bild, um was genau es sich dabei handelt. Ein schleppendes Fahrzeug, das einen Schiffskasko, ein fertig geschweißten Schiffsrumpf zum Innenausbau langsam in den Ärmelkanal schleppt, wäre das wahrscheinlichste. Ich starre zum x-ten Mal durchs Fernglas. Lichterführung auf dem Fahrzeug, die meine Vermutung bestätigen würde, ist keine zu erkennen. Da – die Peilung scheint sich quälend langsam zu verändern. Die Peilung steht nicht mehr, der Winkel wird größer. Das gleissend strahlende Teil, was immer es sein mag, wird hinter uns passieren.

Als Sven mich eine Stunde später ablöst, hat der Wind auf 6 Beaufort aufgefrischt. Das unbekannte Objekt liegt querab im gleissenden Licht. Sven klinkt sich in das am Boden liegende Strecktau ein und turnt wie immer ohne Taschenlampe aufs Vordeck, um den Blister zu bändigen, das große gelbe Tuch in der mondlosen Nacht sauber aufzurollen und samt seiner endlosen Schoten in der Dunkelheit in den Segelsack zu stopfen. Er ist buchstäblich um Längen geübter als ich, ein widerspenstiges Segel auf dem Vordeck in der mondlosen Nacht zu bändigen. Mir wäre es lieber, wenn ich den Deckscheinwerfer anschalten oder Sven im Schein einer Taschenlampe im Auge behalten könnte, ob da vorne in der Dunkelheit alles glatt geht. Aber er meint, der Schein jeder Lampe, auch einer eigenen würde ihn nur behindern. Er weiß wie immer, was er tut, und er arbeitet nachts strikt angeleint. Also lasse ich es und versuche die quälende Frage zu verdrängen, was ich täte, wenn er jetzt im Lärm des Windes geräuschlos über Bord ginge, 100sm westlich vor Brest bei 6bft. und ohne Lampe. 

Irgendwann taucht Sven aus der Dunkelheit auf dem schwankenden Seitendeck auf. Er zerrt den schweren Segelsack mit dem triefnassen Tuch und wuchtet ihn unter Deck. Und damit endet meine Wache.

8 Uhr morgens, 130 Seemeilen vor Brest. Als ich meine Wache antrete, hat sich das Bild komplett geändert. Die Sonne strahlt im großen Blau, wir laufen bei 5-6 Beaufort platt vor dem Wind. Sven hat 

Was die Wellen angeht, war die Biskaya diesmal friedlich. Ganz anders sollte es uns freilich auf der nächsten Etappe ergehen, die in einem Rutsch von Nordspanien nach Südportugal führen wird. Aber das wusste ich an diesem Morgen noch nicht, als ich den Wellen zusah, wie sie aus dem Nordatalantik kommen und das Boot von hinten überholen.

die Segel wie ein Schmetterling ausgebreitet, die Genua rechts, das Groß links, während der Autopilot die Arbeit macht und Sven versunken in sein Buch mit amerikanischen Short Stories ist, das er für seine Wachen bevorzugt.

Ich hingegen bin auf Wache vollauf beschäftigt mit Beobachten. Langweilig wird mir dabei nie. Ich sehe den Wellen zu, die seitlich von hinten von irgendwo aus dem Nordwest-Atlantik anrollen. Es macht immer wieder Spaß, dem Spiel von Boot und Wellen zuzusehen. Wenn ich nach hinten blicke, sehe ich die nächste größere Welle in 50 Meter Entfernung. Wie sie massig und träge auf Levjes Heck zurollt. Wie sie das Heck des fast 8 Tonnen schweren Schiffes einfach anhebt wie einen Korken, als könnte es gar nicht anders geschehen. Wie der Wellenberg das Schiff mit „Hintern oben“ mit sich nimmt, so dass mein Schiff wie ein geübter Surfer auf dem rollenden Abhang verharrt und die Gelegenheit nutzt, hangabwärts zu surfen, als wäre es ein Snowboard in einem verschneiten Hang. Wie das Schiff auf 9, 10 Knoten beschleunigt. Wie am Ende die Welle unbeirrt unter dem Schiff rauschend durchläuft und zielstrebig weitereilt, als hätte sie Eile und keine Zeit mehr, mit irgendwelchen Booten rumzuspielen. 

Ein Basstölpel auf der Suche nach Futter dreht querab seine Kreise. Ich beobachte den gänsegroßen, weißen Vogel mit den stechend blauen Augen, ob er gleich die Flügel anlegt und im Sturzflug elegant wie ein Pfeil mit 100 Km/h auf dem Wasser aufschlägt, um zielsicher einen Fisch zu schnappen, der sich unachtsam an die Meeresoberfläche vorwagte.

Am Vormittag ein Wal, der querab von Levjes rascher Fahrt dösend eine Flosse in die Luft reckt. Ich bin froh, dass 100 Meter zwischen uns liegen. Am Abend ein großer Regenbogen, der sich erhaben von einem Ende zum anderen spannt.

Es gibt so viel zu sehen hier draußen, dass ich niemals müde werde, aufs Meer zu schauen. Zu schaffen macht mir nur die dauernde Müdigkeit auf den langen Fahrten. „No Pain, no Gain.“, lautet ein amerikanisches Sprichwort, es könnte fast der Name meines Bootes sein.

Tag 3: Samstags vor der Bundesliga auf der Biskaya.

Es ist weit nach Mitternacht, als sich plötzlich der Autopilot über Strommangel beklagt. Er quittiert einfach den Dienst. Da wir gerade mit achterlichem Wind von 3 Beaufort unterwegs sind, ist das kein größeres Problem. Ich stelle mich hinters Steuer, was ich sonst auf längeren Reisen nur gelegentlich tue. 

Aber was ist mit der Batterie los? Eigentlich sollte sie ja durch die beiden Solarpanele tagsüber an der Seereling voll geladen sein? Kein Moment, um dem hier draußen auf den Grund zu gehen. Wir lassen einfach den Motor laufen, und die Batterie wird wieder voller. Die schwächelnde Batterie könnte auch der Grund gewesen sein sein, warum das Radar gestern vor dem leuchtenden Objekt gar nichts mehr anzeigte. Das muss man auch mal wissen: Fehlt dem Radar der Saft, kreist sein Sucher oben am Mast sinnlos und leer im Kreis.

Gegen 4.30 Uhr weckt mich Sven. An seiner Stimme erkenne ich, auch er ist jetzt erschöpft. Ich schlüpfe in Hemd, Hose und Segeljacke, streife mir Rettungsweste und Lifebelt über, schaue in die Seekarte und stecke mir zum Wachwerden eine Dattel in den Mund. Eine von den großen, dicken aus dem perfekten Supermarkt in Wicklow, in dem wir zuletzt einkauften und unsere gesammelten Vorräte wie die Kulis in Rucksäcken quer durchs Städtchen auf die Pier und zum Boot schleppten. 

Im Cockpit angekommen, spüre ich immer noch die klebrige Süße der Dattel. Einer Marotte folgend behalte ich den Kern im Mund, um die Müdigkeit durch Drauf-Kauen zu vertreiben. Der Dattelkern macht mir bewusst, wo ich gerade bin. Um mein Hirn wachzuhalten, überlege ich. Wenn ich den Dattelkern statt auf ihm zu kauen jetzt hier in die schwarze See spucken würde: Wie lang würde er brauchen, bis er auf dem Grund ankommt? Mein übermüdeter Denkapparat beginnt zu rechnen. Die Seekarte sagte gerade, dass wir jetzt 4.700 Meter Wasser unter uns haben. Wenn er fünf Sekunden bräuchte, um einen Meter zu sinken, dann bräuchte er für die 4.700 Meter also 23.500 Sekunden. Also fast 400 Minuten. Oder umgerechnet mehr als 6,5 Stunden, die mein Kern unterwegs wäre, bis er irgendwann im ewig lichtlosen Dunkel irgendwo hinter mir unten aufschlägt. Nicht auszudenken, durch welche Zonen er reisen würde, welche Kreaturen ihn aus nächster Nähe begutachten würden. Der träge Mondfisch ist wahrscheinlich noch die am wenigsten Furchteinflössende.

Ich beschließe, das dem Dattelkern nicht anzutun und ihn später, wenn ich mit ihm fertig bin, ordentlich unter Deck in den Mülleimer zu werfen. Aber als ich über diese Option nachdenke, bin ich mir sicher: Wäre der Dattelkern ein denkendes Wesen, seine Reise im Müllbeutel wäre um nichts angenehmer als die sechseinhalb Stunden ins lichtlose Dunkel.

Ob es dieselben Delphine sind, die uns in den letzten Tagen immer wieder besuchten? Fast könnte man es denken. Jedenfalls kommen sie fast „hautnah“ an uns heran und amüsieren sich mit kleinen Kunststücken im Bug von der schnell segelnden Levje.

Am Nachmittag Delphine. Genauer gesagt Tümmler. Sie besuchen uns nicht zum ersten Mal, und wir rätseln verblüfft, während wir sie vom Vordeck aus beobachten, ob es immer die gleich 5-7 Tiere sind, die uns über die Biskaya begleiten. Plötzlich sind sie wieder da. Schießen kreuz und quer unter LEVJES schnell laufendem Bug drunter durch. Drängen sich locker in der Bugwelle aneinander. Spurten mit lässigem Flossenschlag durch die Bugwelle nach vorn davon, als würden sie ein Kunsstück nach dem anderen auspacken. Das Spiel im Bug des Bootes dauert diesmal 20 Minuten. Dann sind seitwärts davongezogen und lassen uns plötzlich einsam zurück. Um eine Begegnung reicher. Um sieben Freunde und Wegbegleiter ärmer.

Fast scheint es, als wären sie stolz, wenn sie ihre Kunststücke neben dem Schiff zeigen. Als würden sie sagen: „Schau mal, was ich kann!“

Tag 4: Sonntag. Ankommen in Nordspanien.

Als Sven mich kurz vor Mitternacht weckt, steht rechts die runder werdende Mondsichel über einer Wolkenbank, als thronte sie als Herrscherin darüber. Eine glitzernde Straße führt übers Wasser genau von dort bis zu mir. Herz – was willst Du eigentlich mehr vom Leben?

Ein schwacher Wind treibt uns südwärts. Eigentlich ist es nur eine milde Brise, wie geschaffen für einen Abendsegler. Mein Wort beschreibt jenen leichten Abendwind auf den heimatlichen Seen in Oberbayern, der eine Yacht dahingleiten lässt als hätte sie Schienen unter sich. Nur dass dies nicht der heimische See ist, sondern die Biskaya, Standort 120 Seemeilen nördlich jener Küste, die offiziell Costa da Morte heisst. „Küste des Todes“, weil der Meeresboden kurz vor ihr von 2.000 Metern auf 200 Meter ansteigt und unzählige Wracks dort liegen. Doch in diesem Augenblick ist von der Wildheit der Küste wenig zu spüren.

Stunden später hat die Wolkenbank den Mond verschluckt. Das Licht ist weg, ich kann das Wasser nicht mehr sehen, das mich meilenweit umgibt, nur hören kann ich es an der Bordwand neben mir, sein Glucksen und Plätschern. Wir gleiten hinein in die Dunkelheit. In mir ist alles ruhig und still. Selbst als mein Gehirn durchzuspielen beginnt, was ich tun würde, wenn ich in diesem Momnt auf den dösenden Wal aufliefe, den ich gestern sah. Ich fühle mich geborgen, getragen vom Leben, wie ich es an Land selten erlebe.

Zwei Frachter ziehen hinter mir vorbei. Drei habe ich an Backbord voraus. Sie erinnern mich daran, dass wir uns A Coruna nähern, der großen nordspanischen Hafenstadt. Und daran, dass wir irgendwann heute am Spätnachmittag in irgendeinem Hafen an dieser Küste ankommen werden.

Aber es ist noch zu früh am Tag. Ich ahne an diesem Morgen noch nicht, dass der launische Wind uns in die Quere kommen wird. Dass er vor der Costa da Morte auf Südwest und auf 20 Knoten aufdrehen wird. Dass wir 5 Stunden länger als geplant aufkreuzen müssen und erst Nachts kurz vor 22 Uhr in einer unbeleuchteten Bucht neben dem Hafen von Muxia den Anker fallen lassen werden. In Muxia, das mit seiner Kirche auf dem Felsen den eigentlichen Endpunkt des Jakobswegs beschreibt und in dem ich vor vier Jahren auf meinem Weg nach Norden schon einmal ankerte. Aber das ist eine andere Geschichte. Und sie steht in einem anderen Buch. 

PS: Wer diesen Post tatsächlich bis hierher zum Schluss gelesen hat statt sich zu langweilen, hat etwas Ermunterung verdient. Er weiß nun eines gewiss: Dass er das Meer aufrichtig liebt und die Wellen. Und dass sein Traum einer solchen Reise, wenn er oder sie ihn denn hat, wirklich der richtige Traum ist.

So viel Begeisterung verdient Unterstützung. Wer eine E-Mail an [email protected] sendet mit dem Stichwort „Biskaya“, nimmt am Ende der Woche teil an einer Verlosung des Buches AUF DEM MEER ZUHAUSE. Denn das: Ist voller solcher Meeresschilderungen wie dieser Post.

Kein Ende in Sicht – zum Glück!

Leo erklärt, wie es mit dem Refit-Projekt Tally Ho weitergehen wird. © Leo Sampson

Kein Ende in Sicht – zum Glück!

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Leben in einer Real-Satire

So.,03.Juli 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2955, 24.696 sm von HH

In den 70er bis 80er Jahren war Ephraim Kishon der König der Satire. Kaum ein Haushalt in dem nicht das Buch „Drehen Sie sich um, Frau Lot“ gestanden hätte. Unsere Generation kennt den ‚Blaumilch-Kanal‘ und weiß mit wem  ‚die beste Ehefrau von allen‘ verheiratet ist. Heute wirken die überzogenen Kurzgeschichten vom Satire-Altmeister etwas angestaubt und altbacken. Aber halt! Von wegen altmodisch, wir leben mitten in diesen alten Satiren.

Ihre Zimmernummer , Sir! – In dieser Geschichte muss der Protagonist beim Aufenthalt in einem Hotel im Pauschalpreis nicht  beinhaltete Leistungen nicht sofort bezahlen, sondern nur durch die Nennung seiner Zimmernummer wird sein Konto belastet. Nach ein paar Tagen entdeckt er, dass er statt seiner eigenen nur eine fremde Zimmer-Nummer zu nennen braucht und schon kann er sich alles bestellen von dem er bislang nur im Opiumrausch geträumt hatte: ein indisches Bauchtänzer-Duo, eine Liliputaner-Gruppe  oder 29 Portionen gegrillte Kalbsleber – ohne bezahlen zu müssen.

Unsere Werft hat einen eigenen Shop. Das ist toll! Man braucht eben einen Pinsel oder Schleifpapier, dann landet man bei Holger. Statt der Zimmernummer gibt man seinen Schiffsnamen an. Holger notiert: „Atanga – Owner  –  Datum  – Pinsel und Schleifpapier“. Der Zettel wird auf einem Spieß aufgepickt und an die Buchhaltung weiter geleitet. ( :mrgreen: die „Buchhaltung“ überträgt Holgers Zettel übrigens mit der Hand in eine Tabelle und tippt dann mit der Hand die Positionen zusammen – es kann nur Satire sein. Und die krummen Beträge … damit man auch ja nichts im Kopf errechnen kann – würde ich genau so machen :roll: ). Die Preise im Shop sind nicht (kaum) höher als in den umliegenden Baumärkten, man hat keinen Fahrweg, sehr praktisch.

Die Unterlagen der Buchhaltung – als Anhang zur Rechnung

Seit wir in der Halle stehen, wissen wir, dass dieses Prinzip auch für die Arbeiter der Werft gilt. Jeder Arbeiter, der für Atanga einen Auftrag von seinem Vorgesetzten bekommt, startet seinen Arbeitstag bei Holger. Overall, Klebeband, Farben-Rührer, Schleifpapier, Handschuhe, Eimer, Becher – was das Herz begehrt, Holger hat es. Einen Tag gehe ich um halb neun zu Holger in den Laden – eine halbe Stunde nach Arbeitsbeginn – und sehe bereits drei gespießte Zettel für Atanga. Josh, Shane und Peter, alle waren bereits shoppen auf unsere Zimmernummer. Einige der Jungs schaffen es dreimal am Tag im Shop einen Zettel zu generieren.

Diese Selbstbedienung ist Mist. Keiner fühlt sich verantwortlich für das Material. Die Zimmernummer zahlt ja. Verschwendung in Reinperfektion.  Nichts gegen Arbeitsschutz – wichtig und wertvoll. Aber warum muss das der Kunde leisten? Handschuhe, Overalls, alles bezahlen wir. Ohrstöpsel für 0,55 NZ$ stehen auf der Rechnung. Fünfzehn Paar Atemschutzfilter gehen auf Atanga. Eigentlich halten die viele Tage – unsere eigenen schaffen es zumindest. Okay, ob es nur bei Norsand oder überall in Neuseeland so ist, können wir nicht heraus bekommen. Hier herrscht in jedem Fall extreme Verschwendung. Und ärgert diese Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt und natürlich gegenüber unserem Geldbeutel.
Wir finden nicht genutzte Schleifscheiben  (1,25 NZ$ das Stück) im Dreck . Overalls – einmal getragen – leicht angestaubt – liegen in der Ecke. 16,96 NZ$  das Stück – ihre Zimmernummer, bitte. Ich lege zwei für uns bei Seite. Die sind wie neu. Ein Paar Latex-Handschuhe – säurefest – Spitzenqualität – kostet 1,95 NZ$ das Paar. Nach acht Wochen in der Halle  haben wir 191 Paare auf der Rechnung. Diese unglaubliche Menge ist wie folgt zu erklären: Anziehen, Epoxy mischen – Handy klingelt – Handschuhe ausziehen – telefonieren – neues Paar aus der Box nehmen – weiterarbeiten. Oder auch: Bei uns den Job fertig haben – benutze Handschuhe in den Müll – ein neues Paar Handschuhe gegriffen (Zimmernummer Atanga) – zum nächsten Job gehen.

Am Ende der Arbeiten an Deck finden wir 18 angefangene Rollen mit Klebeband. Unbenutzte, aber abgeschnittene Bänder Schleifpapier: 40er – 60er – 80er -100er. Bis zum Ende unserer Tage werden wir versorgt sein. Sechs angefangene Rollen mit Folien zum Abdecke – nie werden wir diese für etwas benötigen. Wir sind nur froh, dass Holger im Shop keine Bauchtanzgruppen verkauft – wir wüssten nicht, wie wir diese ganzen Truppen ernähren sollten.

Die drei grünen Rollen im Hintergrund sind noch unbenutzt – die nimmt Holger zurück – dafür gibt es dann eine Hand geschriebene Gutschrift

 

Die zweite Satire in der wir leben, ist hausgemacht. In ‚Chamsin und Silberrausch‘  hat der Protagonist eine Dose mit Silberlack mit der er zur Freude der besten Ehefrau der Welt ein Ofenrohr streichen will. Am Ende des Ofenrohrs ist noch Farbe übrig. Das Drama endet in der Versilberung des gesamten Haushalts samt Garten.
Der mit der Silberlack-Dose das bin ich. Ich kaufe eine Dose weiße Bilgen-Farbe, um den Deckel unserer Backskiste zu verschönern. Von oben mit dem wunderbaren Flexi Teek beklebt, kann sie unmöglich von unten schmuddelig eitergelb bleiben. Am Ende des Deckels ist noch Farbe übrig. Es folgt die Bilge (der Keller im Schiff, befindlich unter den Bodenbrettern) im Bad und unter der Pantry-Spüle. Der Zeitpunkt zum Streichen ist günstig, ich habe viel Platz, weil ja noch nicht die neuen Ventile eingebaut sind. Nach Bad und Pantry ist noch Farbe übrig. Da passt es gut, dass ja die Bodenbretter zum Lackieren ausgebaut sind und unten in der Halle liegen. Ich streiche die Bilge im Salon und unter meiner Koje. Etwas Farbe ist noch übrig – mal sehen, was Morgen passiert.

Der Anfang allen Übels – der Deckel der Backskiste erstrahlt in frischem Weiß

Jetzt auch die Bilge im Salon wie neu – übrigens sieht es im ganzen Schiff so chaotisch und unordentlich aus


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Törnziele in Kroatien 2022 (6): Trogir. Die alte Stadt auf einer Insel.

 

Regelmäßig stellt Mare Piu die interessantesten Ziele im Norden und Süden Kroatiens vor, die man mit dem Boot erreichen kann. Die bisherigen Folgen brachten die wichtigsten Infos über Krka und Kornaten, über Telascica- und Biokovo-Nationalpark.

Auf dem obigen Wimmelbild erkennt man gut die drei Teile von Trogir: Rechts die beiden Marinas von Trogir – die SCT-Marina sowie die östlich gelegene ACI-Marina. Man sollte sie bei der Ansteuerung nicht verwechseln. Ganz links jenseits des Flussarms die Neustadt auf dem Festland. Und in der Bildmitte die Altstadt, deretwegen man überhaupt Trogir ansteuert. Wann man das am besten tut und wo man am besten anlegt, sagt der nachfolgende Post. Das Wimmelbild sowie 40 weitere zu den Highlights im Süden Kroatiens findest du im REVIER-KOMPASS KROATIEN SÜD.
©Foto: 2020 Buble Production Shutterstock. millemari.

Wieso nach Trogir?

„Warum verdanken wir eigentlich alles, was heute schön ist, den Venezianern?“ fragt ein jugendlicher kroatischer Skipper über seine Heimat. Die Antwort kann sich jeder selber geben, der einmal an einem Sommermorgen allein durch Trogirs Altstadt schlenderte.

Denn Trogirs Highlight ist zweifellos seine Altstadt, und manche halten sie gar für die schönste Altstadt Kroatiens. Sie entstand vor 2.500 Jahren auf einem vergleichsweise kleinen Inselsplitter im Meeresarm zwischen Festland und vorgelagerter Insel Ciovo. Heute ist die Altstadt mit ihren schimmernden Marmorbögen, den spiegelnd weißen Gassen und den alten venezianischen Palästen ein Relikt aus einer anderen Epoche. Kein Wunder, dass Trogir – ebenso wie Hvar oder Dubrovnik – immer wieder Drehort ist. Oder manche Winkel und Innenhöfe einst die beeindruckende Kulisse für Game-of-Thrones-Episoden abgaben.

Trogir lädt ein zum sich-Treiben-lassen zwischen alten Baudenkmälern, zum abendlichen Flanieren auf der Seepromenade, zu einem Espresso unter dem alten Uhrturm oder zu den Badestränden der Stadt auf der südlich gelegenen Insel Ciovo, die per Leihrad von den Marinas aus schnell erreichbar sind.

Wo kann man Anlegen in Trogir?

Trogir besitzt zentrumsnah gegenüber der Altstadt gleich zwei Marinas: Die SCT-Marina und die ACI-Marina. Beide sind in kurzer Laufweite zur Altstadt gelegen. Etwas außerhalb im Westen liegen weitere Marinas wie die Marina Baotic mit ihrer Wasser-Großtankstelle, die der kleinen Tankstelle zwischen der SCT- und der ACI-Marina nicht nur an Freitagen zum Tanken vorzuziehen ist.

Das solltest Du über Trogir wissen.

Obwohl Trogir viele Liegeplätze bietet, ist es an Wochenenden fast unmöglich, hier einen Liegeplatz zu bekommen. Der Grund: Alle drei Marinas haben einen hohen Charteranteil an Schiffen – an Wochenenden ist Crewwechsel, zwischen Freitag und Sonntag sind die Marinas komplett ausgebucht.

Trogir ist bezaubernd eng und klein – und nicht nur begehrtes Ziel des Boots-, sondern auch des Landtourismus. In der Hauptsaison von Juli bis Ende August sollte man sich auf höhere Besucherzahlen in der kleinen Altstadt einstellen. Wer morgens seinen Espresso und ein Croissant in der Altstadt einnimmt, hat die Stadt noch für sich allein.

Wann man die Marinas am besten besucht, wie die drei Marinas im Preisvergleich 2022 sowie in ihren Leistungen abschneiden, welche Vergünstigungen es gibt und wo man als Charterer am besten seinen Wagen parkt, steht im REVIER-KOMPASS KROATIEN SÜD – ebenso die fünf empfehlenswertesten Restaurants und Konoben.

PS: Der REVIER-KOMPASS KROATIEN schreibt unabhängig. Wir nehmen Marinas, Restaurants und touristische Angebote sehr kritisch unter die Lupe und nehmen dabei keinerlei Sachleistungen der Betreiber an. Wir schreiben offen darüber, wenn Leistungen unterdurchschnittlich oder im Preis unangemessen sind. Unsere unabhängige Meinung gefällt nicht jedem, der dort besprochen wird, es bringt uns gelegentlich 1-Stern-Rezensionen ein. Man erkennt solche „Bewertungen“ daran, dass sie anonym und ohne nähere Begründung abgegeben werden.

Wir stehen zu jeder unserer Aussagen im REVIER-KOMPASS KROATIEN, insbesondere zu jeder Empfehlung und jeder Kritik. Sollten Ihnen unsere Informationen Dir nicht weitergeholfen oder sich ein Fehler eingeschlichen haben, was bei der Fülle an Daten möglich ist, sind wir für formlose Hinweise an [email protected] dankbar.

Insiderwissen für deinen Traumtörn in Kroatien: 

     Von Slowenien bis Kornaten:         Von der Krka bis Kotor:

https://millemari.de/shop-kategorie/buecher/   

Echte Lesermeinungen:

„Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles Wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung.“

„Vielen Dank für die beiden Revier Kompasse.

UND für die vielen angenehmen Stunden mit Ihren Büchern.

Ihre Art zu Beschreiben mag ich sehr und macht Lust auf Meer, und mehr!“

„Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch.“

„Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst.“

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Noch mehr über Kroatien erfahren? Jetzt auch im Podcast SEGELN IST MEER! hören:

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Die 65 kroatischen Marinas erhöhen aktuell die Preise für Kurzzeit-Liegeplätze um 9%. Thomas und Ümit gehen dem Mythos „Kroatien ist teuer!“ auf den Grund. Klären auf, wo Kroatien teuer ist, wie man um teure Ecken auf der Reise meidet – und kommen zu einem überraschenden Schluss…

Kroatien? Ist doch ein Einsteigerrevier!

Für viele – und vor allem die, die noch nicht da waren, ist Kroatien gleichbedeutend mit Badehosensegeln. Was ist dran am Mythos? Und warum ist Kroatien kein Einsteigerrevier? Wieso gelten für Nordkroatien andere Regeln als für Südkroatien? Warum sollte man besonders im Juli und August in Kroatien die Augen beim Wetter offenhalten? Thomas und Ümit fragen nach und legen offen, worauf man in Kroatien unbedingt achten sollte…

So gehen die Europa-Sieger ins The Ocean Race

Das Siegerteam tritt wieder an: Annie Lush, Benjamin Dutreux und Robert Stanjek mit Teamchef Jens Kuphal © Charles Drapeaux

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Fliegend nach Stockholm pendeln

Könnte in vielen Städten Europas fahren: die Candela P-12 Shuttle © Werft

Fliegend nach Stockholm pendeln

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Vielleicht in drei Wochen …

Mo.,27.Juni 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2947, 24.696 sm von HH

„Wann könnt ihr wieder auf Atanga ziehen?“ Die meist gestellte Frage. Wir wissen es selber nicht. Im März hatten wir noch gedacht, dass wir Ende Mai locker fertig sind. Für eine Hochzeit :cry: wollten wir Anfang Juni nach Hause fliegen (den Flug haben wir nur nicht gebucht, weil wir bei der Wiedereinreise nur drei Monate Aufenthalt bekommen hätten).
Seit Wochen lautet die Antwort, wann wir fertig sind: vielleicht in drei Wochen. Woran liegt es, dass wir dem Ziel nicht näher kommen? Es ist die schlechte Planung der Werft.

Peter, der Osmose-Fachmann, der versprochen hatte, dass er erst nach Fiji segelt, wenn die Ari B und Atanga fertig sind, hat nicht Wort gehalten. Die Ari B ist fertig, Atanga nicht. Peter ist seit gut zwei Wochen weg und mit dem Verschwinden des Projektleiters ist die Planung, wer unseren Rumpf fertig macht, fast zum Erliegen gekommen.
Es fehlte noch das Pin Hole Filling (kleine und kleinste Löcher im Epoxy-Spachtel), was Ben (ein Mitarbeiter von Peter) übernehmen sollte. Der junge Mann untersteht nun der Arbeitseinteilung von Lance  :evil: und erschien am 8. und 9. Juni, dann erst wieder fünf Tage später. Am 17. Juni war die Arbeit dann endlich abgeschlossen. Zehn Tage gingen ins Land, in drei hätte es fertig sein können.

Nach dem Pin Hole Filling fehlen noch zwei Arbeits-Schritte: die wasserdichten Lagen mit Interprotect streichen bzw. spritzen und ganz zum Schluss ‚Coppercoat‘ statt eines normalen Antifoulings.  Jetzt wird es etwas kompliziert, weil so ein Schiff an Land ja auf seinem Kiel steht, aber an diesen Stellen sollen natürlich auch alle Arbeitsschritte ausgeführt werden. Vor sechs Tagen also hat ein neuer Mitarbeiter  (Damian) die Mitte des Kiels, der in der Luft schwebt, mit Interprotect und Coppercoat fertig gestellt. Das hätte schon vor vierzehn Tagen erledigt werden können.

Die Mitte des Kiels ist fertig. Atanga muss nun umgebockt werden. Statt auf den Enden des Kiels soll der Kahn nun auf der fertigen Mitte ruhen. Dies erfolgt mit Hilfe von Wagenhebern und Böcken und Holzgestellen. Diese Tätigkeit kann aber nur ein Mitarbeiter der Werft. Und der hat diese Woche Urlaub. Grrrrr. Hätte man schon vor vierzehn Tagen die Mitte fertig gestellt … hätte … hätte.
Hat man aber nicht – wieder eine Woche im Land.

In der Mitte ist der Kiel komplett fertig – das rostrote ist das Coppercoat – vorne unten hinten liegt der Kiel auf – Atanga muss umgebockt werden

Diese Planlosigkeit macht uns ganz kribbelig, obwohl sie uns auf der anderen Seite zu Gute Kommt. Denn solange der Rumpf nicht fertig ist, steht Atanga in der Halle. Und solange Atanga in der Halle steht (kostet keine Extra-Standgebühren), können wir unser Tausend-Teile-Puzzle in aller Ruhe zusammen bauen. Es ist im Detail mehr Arbeit als erwartet. Achim hat in einem Blog gelesen, dass der Eigner dafür über dreitausend Euro bezahlt habe.
Es passt einfach nichts mehr von der Höhe, weil das neue Deck nur noch 5 mm dick ist. Schrauben müssen gekürzt und „Unterlegscheiben“ angefertigt werden. Unsere Relingsfüße hatten schon immer Abstandhalter aus Hartkunststoff. Diese verdoppeln wir aus Resten vom Flexi Teek. Umlenkblöcke bekommen handgegossene, handgeschliffene, super edle Scheiben aus Epoxy untergeschoben. Viel Maßarbeit, die Zeit frisst.

Nach dem Muster der alten Scheibe schneidet Achim zusätzliche Abstandhalter für die Relingsfüsse- gut für den, der Linoleum-Schnitt in Kunst gehabt hat

So soll es mal aussehen – nur noch einkleben und verschrauben

Das Loch für die Umlenkrolle ins neue Deck schneiden

In einer Form wird das Epoxy gegossen

Der fertig geschliffene Keks – genau 3,5 mm – bitte gleichmäßig

Nur damit die Rolle etwas erhöht über dem Deck endet

Klampen vorbereiten

Klampe gut in Sika eingesetzt – der Trick damit das Klebeband vom Druck des Sikas nicht hochgedrückt wird, lautet einen halben Millimeter Abstand zur Kante kleben

Sechs Klampen – ein halber Tag Arbeit das Sika komplett zu entfernen

Da in der Halle zurzeit nicht geschliffen wird, nutzen wir außerdem den Platz und die Zeit und lackieren unsere Bodenbretter und die Niedergangs-Schotten. Leider ist nun tatsächlich Winter. Häufig sind morgens nur knapp zehn Grad in der Halle. Sika und Lack, ja selbst Klebeband, mögen diese niedrigen Temperaturen nicht. Da heißt es warten bis 10:00 Uhr, dann kommt bei Sonnenschein die Halle auf Temperatur. Und für die Lack-Trocknung nehmen wir uns eine Wärmelampe, die in der Halle vergessen wurde. ;-) Da wir an der Situation nichts ändern können, suchen wir für uns den größten Nutzen daraus.

Dank Wärmelampe kann ich täglich eine neue Lage lackieren

 

Wir hangeln uns also von einem AirB&B zum nächsten House-Sitting. Wahrscheinlich haben wir schon in mehr Häusern in Whangarei geschlafen als so manch Einheimischer. Im Augenblick wohnen wir gerade für eine Woche bei Marley und Sally. Den beiden Hunden, die wir im Februar schon mal betreut haben. Diesmal sind wir im Obergeschoß im Gästezimmer einquartiert worden, weil es im Erdgeschoss zu kalt geworden ist.
Auch unser Outfit beim Spaziergang morgens um 7:00 Uhr, grad zum Sonnenaufgang, hat sich deutlich verändert. Dicke Jacken, Gummistiefel und Pudelmütze statt Flip Flops. Beste Klamotten, um gleich danach Zitronen und Mandarinen zu ernten. Die Bäume hängen voll – willkommen im Winter in Neuseeland.

Kalt – aber schön morgens

Der Winter bringt Zitronen- und Mandarinenernte – mehr als man verwerten kann

Wir dürfen uns bedienen – da freuen sich die Mitsegler auf dem Yard


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