Wieder tummeln in Tulln
Endlich wieder: Getümmel in Tulln © Messe Tulln
Endlich wieder: Getümmel in Tulln © Messe Tulln
Während die Ocean-Race-Segler auf ihrer dritten Etappe sind, geht an Land die Arbeit bei den Teams weiter. Ludger Gawlitta ist Operational Manager beim Guyot environment – Team Europe und dort für die Logistik verantwortlich. Weiterlesen →
Mit dem Mercury Avator 7.5e präsentiert der US-Hersteller seinen ersten elektrischen Außenborder, der das weltbekannte Logo mit dem M auf der Welle im Kreis trägt. Wir nutzten die Chance zur ersten Testfahrt auf dem Rhein. Weiterlesen →
Gesunkene Yachten, angefressene Ruderblätter – Autor Thomas Käsbohrer hat die Orca-Angriffe in einem Buch aufgearbeitet. Für Newsletter-Abonnenten findet ein Online-Vortrag statt.
Direkt zur Anmeldung zum Online-Vortrag
Seit nunmehr drei Jahren beschleicht Skippern von Segelbooten stets ein mulmiges Gefühl, wenn sie vor der Iberischen Küste im Atlantik unterwegs sind oder die Straße von Gibraltar passieren. Der Grund: Seit 2020 wurden mehrere hundert Übergriffe von Orcas gemeldet, teils mit schweren Schäden an den Yachten, bis hin zum Totalverlust. Über 300 Ruder wurden zerstört. Auch im Januar und Februar 2023 wurden vom „Team Orca Iberia“ bereits wieder einiger Interaktionen erfasst, wie eine Übersichtkarte auf der Website zeigt. Schilderungen von betroffenen Skippern und Crews erinnern eher an den Buch-Bestseller „Der Schwarm“ von Franz Schätzing als an die Realität. Anfangs wurden drei Schwertwale gezählt, denen die Angriffe zugeordnet werden konnte, mittlerweile sind es 16.
Die Orcas rammen die Boote, stoppen sie, drehen sie um 180 Grad, teilweise um 360 Grad herum und machen sich über die Ruder her“ Thomas Käsbohrer, Autor „Das Rätsel der Orcas“
Meeresbiologen, Verhaltensforscher und Experten aus aller Welt rätseln seither, was der Hintergrund der Übergriffe sein könnte. Für Segler wurden Verhaltensregeln veröffentlicht, falls es zu einer Begegnung mit den Meeressäugern kommen sollte. In den Foren und Online-Communities diskutieren Blauwasser-Segler über eigene Maßnahmen, teilweise sehr drastischer Art, während die Yellow-Press die Vorfälle nutzt, um ziemlich plakative Überschriften („Angriff der Killerwale“) zu kreieren. Es herrscht eine Gemengelage von verschiedenen Theorien, Erklärungen und Fragen: Schlägt die Natur zurück? Sehen die Orcas Segelyachten als Spielzeuge? Als Feinde? Die Stimmung in der Seglerwelt kann derzeit irgendwo zwischen Verunsicherung und Aufgeheizt eingeordnet werden.
Hält Online Vortrag für ADAC-Skipper: Thomas Käsbohrer ©Thomas Käsbohrer
Bemerkenswerte und detaillierte Aufarbeitung
Der Journalist, Segler, Autor und Historiker Thomas Käsbohrer („Die vergessenen Inseln“) hat sich in einem bemerkenswerten Buch auf Spurensuche begeben, um das Rätsel so weit möglich zu lösen und für Jedermann zugängliche Erkenntnisse zu sammeln. Das Buch „Das Rätsel der Orcas“ (240 Seiten, millemari-Verlag) ist eine Aufarbeitung vieler Orca-Angriffe, 40 betroffene Skipper wurden für das Buchprojekt intensiv befragt – darunter einige wenige, deren Maßnahmen gegen die Orcas erfolgreich waren. Käsbohrer geht die Suche sehr penibel an, verfolgt die Routen der Meeressäuger von den westeuropäischen Küsten bin in die Antarktis, spricht mit Naturschützern, Meeresbiologen und Tierpsychologen, um möglichst nahe an eine Erklärung der Verhaltensänderung zu gelangen. Käsbohrer nennt die intelligenten Meeressäufer „Top-Predator der Meere“ und traut ihnen durchaus mehr zu, als nur zufälliges Spiel mit Yachten. „Orcas sind wahnsinnig intelligent, ihr Gehirn wiegt bis zu 5 Kilogramm, entwickelt sich seit über einer Millionen Jahren (Menschen im Vergleich: 1,4 Kilo und „nur“ 200.00 Jahre alt). In ihrem Neo-Kortex, der Großhirnrinde, die für das Nachdenken zuständig ist, befinden sich viel mehr Falten als im menschlichen Gehirn.“
Sind die Übergriffe ein Signal?
Eine große Frage liegt nahe: Holen sich die Orcas das Meer zurück, sind die Angriffe eine Reaktion auf aussterbende Fischschwärme, auf Umweltbelastungen, auf Stress, auf Futtermangel? Geben Orcas mit dem Verhalten ein Signal? Käsbohrer schließt das Buch mit einem entsprechenden Appell: „Ich bin ganz sicher, dass die iberischen Orcas uns eine Botschaft senden. Auch wenn wir sie nicht verstehen, halten sie uns mit ihrem Verhalten brühwarm den Spiegel unserer eigenen Schwächen vor. … Erst wenn wir über uns hinauswachsen und das Unmögliche vollbringen zu begreifen, dass das Thunfischsteak so wenig vom Grill kommt wie der Strom aus der Steckdose, wenn uns in jedem Augenblick klar ist, wie alles mit allem zusammenhängt und jede Sekunde unseres Daseins ihren Preis hat, werden wir in der Lage sein, die Dinge wirklich zu ändern.“
Online-Vortrag/Webinar zum Thema Orca-Angriffe für ADAC Skipper
Abonnenten der ADAC-Skipper-News können sich kostenlos für einen Vortrag von Thomas Käsbohrer am 15. März 2023 um 19:30 Uhr registrieren. Der Vortrag dauert ca. 90 Minuten und enthält viele neue Informationen, viel Interessantes und Wissenswertes über die Meeressäuger und was hinter der Angriffen steht.
Wer vorweg einen Eindruck gewinnen will: Im Podcast „Segeln ist Meer“ gibt der Autor einige Einblicke in seine Recherche. Hier gehts zum Podcast.
Das Rätsel der Orcas ©millemari-Verlag
Titelbild: Unsplash/NOAA
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Der Hauptsitz des insolventen Ausrüsters A. W. Niemeyer © AWN
Continue reading Wie kann der Neustart bei AWN gelingen? at float Magazin.
NACHDENKLICHKEITEN FRAGEN UND ANALYSEN
In den vergangenen Tagen berichteten mehrere kroatische Küstenzeitungen über stark fallende Pegelstände in kroatischen Buchten und Häfen. Üblicherweise unter Wasser liegende Flächen waren begehbar, Boote lagen in Marinas plötzlich auf dem Trockenen. Das Phänomen war an der gesamten Küste zwischen Istrien und Dubrovnik zu beobachten.
Was war die Ursache? Erdbeben? Ein Seebeben in der Adria? Tsunamis? Durch Trockenperioden ausgelöster Wassermangel?
Nichts davon. Die über Tage ungewöhnlich niedrigen Wasserstände sind die Folge globaler Luftströmungen. Sie verändern die Gezeiten und lassen Flut, aber auch Ebbe extremer ausfallen. Laut der Zeitung Vecernij List weisen Meteorologen darauf hin, dass Gezeiten immer dann extrem ausfallen, wenn der Luftdruck sehr hoch ist. Und der lag an der kroatischen Küste über mehrere Tage über 1030 Hektopascal. Besonders häufig kann man das Phänomen im Januar und Februar beobachten. Und manche ältere Leser erinnern daran, das Phänomen des sich zurückziehenden Meeres häufiger erlebt zu haben. Wie in ihrer Kindheit nutzten sie die starke Ebbe, um ihre Körbe zu packen und Meeresschnecken zum Kochen zu sammeln.
Noch beeindruckender ist das Phänomen, wenn starke Luftdruckschwankungen zu kurzzeitiger Ebbe und nachfolgender heftiger Flut führen. Sogenannte Meteotsunamis kennt man an der kroatischen Küste zur Genüge, aber auch in den engen Buchten auf Menorca und Mallorca, wo sie „Risaga“ heißen und es eigene Warn-Apps dafür gibt. Ich schrieb bereits in einem früheren Artikel auf marepiu darüber.
Mehr über die kroatische Küste zwischen Istrien und Dubrovnik? Steht im REVIER KOMPASS KROATIEN, Band NORD und SÜD:
Insiderwissen für deinen Traumtörn. Als Buch, als eBook.
Ebook ausschließlich über millemari.de erhältlich. Um beste Bildqualität bei den Hafen-Luftaufnahmen zu garantieren, erstellen wir jedes eBook persönlich für den Nutzer.
Band NORD: Slowenien bis Kornaten.
Band SÜD: Von der Krka bis Kotor.
Kostenloses Preis-Update für alle Käufer der aktuellen Ausgabe des REVIER KOMPASS KROATIEN pünktlich zum Saisonstart 20. April 2023 auf www.millemari.de
Übrigens: Wir sind Aussteller auf der AUSTRIA BOAT SHOW 2023 in Tulln.
Vom 1.-5. März 2023 in Halle 10, Stand 1028.
Echte Lesermeinungen:
„Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles Wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung.“
„Vielen Dank für die beiden Revier Kompasse.
Und für die vielen angenehmen Stunden mit Ihren Büchern.
Ihre Art zu Beschreiben mag ich sehr und macht Lust auf Meer, und mehr!“
„Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch.“
„Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst.“
Der Start in die 12.750 Seemeilen lange Königsetappe von The Ocean Race verlief skurril. Gleich zwei Boote mussten das Rennen in den ersten 30 Minuten unterbrechen. Ein Start zwischen Flaute und Starkwind. Weiterlesen →
Start in die längste Etappe des Ocean Race © Sailing Energy / The Ocean Race
Continue reading Über Nord oder Süd in den Southern Ocean? at float Magazin.
Wer dachte, ein Mast wäre ein Baumstamm, dem man die Äste abgeschlagen hat … © Leo Sampson
Continue reading Der Tally Ho wachsen Flügel at float Magazin.
Team Malizia – Seaexplorer hat gute Chancen, die Etappe durch den Southern Ocean zu gewinnen © Team Malizia
Continue reading Warum Boris Herrmann im Southern Ocean die besten Chancen hat at float Magazin.
Habt ihr euch eigentlich mal gefragt, ob ihr dort wo ihr gerade lebt, wirklich freiwillig lebt? Ob ihr genau an diesem Ort bleiben würdet, wenn ihr ganz und gar zwanglos entscheiden könntet?
Sabrina und ich haben uns das seit langer Zeit ziemlich oft gefragt und ich denke, damit sind wir nicht allein. Das Thema hatten wir auch hin und wieder hier auf der Website und es hat einen nicht unbedeutenden Anteil an unserer Reiselust. Ein bisschen ist dieses Reisen sicherlich auch die unbewusste Suche nach dem einen Ort, an dem man ein wenig länger, vielleicht bis an sein Lebensende bleiben möchte.
Aber nicht nur das. In den letzten Jahren hat sich bei uns auch die Sehnsucht nach einer Basis verstärkt, die es uns erst ermöglicht, so zu reisen wie wir uns das vorstellen. Schwierig, so einen Ort zu finden.
Schwierig auch, euch jetzt in wenigen Zeilen zu erzählen, was wir in den letzten Jahren im Hintergrund so angestellt haben.
Solche Beiträge kratzen immer nur an der Oberfläche. Ein Artikel über so ein komplexes Projekt gibt aus dem Erlebten nur wenige Momente wieder und kann nicht mehr, als eine Stimmung transportieren. Aber ich will versuchen, euch ein kleines Stück mitzunehmen, auf einen Weg der uns weit nach Norden führen wird, dorthin wo das mystische Nordland beginnt und der Polarkreis zum greifen nah ist.
In erster Linie haben wir in den letzten paar Jahren gesucht und viel gelesen. Ganz leise haben wir uns irgendwann gesagt: „Nur mal angenommen, wir würden in ein anderes Land ziehen wollen…“
So fing es an.
Kurz nachdem wir Morgenstern übernommen hatten, sind wir die ersten kleinen Schritte in diese Richtung gegangen. Trippelschritte! Immer nur einen kleinen vor und gleich wieder einen halben zurück.
Wir waren uns lange nicht sicher, ob wir es wirklich wagen sollten. Unsere Stimmung war am Anfang großen Schwankungen unterworfen. Einerseits wollten wir es versuchen, andererseits hatten wir natürlich auch Angst zu scheitern.
Vor gut 3 Jahren haben wir dann einen Entschluss gefasst. Zu einer Zeit, in der Morgenstern eine Großbaustelle war und ein bekannter Virus in den Startlöchern stand, um für einige Verzögerungen zu sorgen. Am Ende war das für uns nicht einmal schlecht. Im Gegenteil. Wir hatten mehr Zeit, um Erfahrungen zu sammeln.
Damals haben wir das natürlich nicht so empfunden. Als der erste Termin geplatzt war, dachten wir: Das wird doch nie was…
Und das ist es auch eine ganze Weile nicht. Wir hatten Flüge gebucht, die wieder abgesagt werden mussten und Termine, die wir am Ende verpasst haben.
Dazwischen war umso mehr Zeit für Recherche. Die Frage, ob wir dort wo wir hin wollen wirklich das Gesuchte finden werden, konnte noch ein wenig länger diskutiert werden.
Die Wochenenden waren immer voll mit Gesprächen und ernsthafter Suche. Kartenmaterial sichten, Webseiten von Behörden durchforsten, Gesetze durchblicken, die Möglichkeiten virtuell ausloten…
Und immer wenn wir an Bord der Morgenstern waren, haben wir geträumt. Wie würde das wohl sein, wenn wir den Absprung wirklich schaffen sollten? Wie fühlt sich das Leben dort an? Wie werden die Menschen sein? Schaffen wir es, uns zu integrieren und noch einmal eine fremde Sprache zu lernen? Ist das der richtige Ort für Morgenstern? Denn eins war von vornherein klar, Morgenstern kommt mit!
Diese letzten Jahre waren ein Abenteuer und Spagat für uns, das ich hier kaum beschreiben kann. Eine innerliche Achterbahnfahrt. Uns war oft schlecht, obwohl wir sicher waren, in die richtige Richtung zu gehen.
Den ersten Termin, den wir einhalten konnten, hatten wir mit einem Makler am 7. April 2022 um 14 Uhr, in einem kleinen Ort am Rand der Arktis.
Es folgten weitere Hausbesichtigungen im Hohen Norden als auch weiter südlich, die wir lange vor der Reise im letzten Jahr vereinbart hatten. Zurück in Deutschland haben wir uns dazu entschlossen bei einem der Häuser in die sogenannte Bieterrunde zu gehen. Dazu muss gesagt werden, dass man in Norwegen nicht so einfach ein Haus kaufen kann. Häuser werden dort grundsätzlich versteigert und es ist in der Regel einiges an Aufwand notwendig, um dort als Ausländer mitmachen zu können. Fallstricke gibt es ebenfalls. Aber da kam uns letztendlich „Corona“ zugute. Wir hatten quasi 2 Jahre Zeit zu lesen…
Und so waren wir ruck zuck drin in der Runde und hatten auch eine recht gute Taktik. Irgendwann nützt aber die beste Taktik nix, wenn die Kohle schlicht nicht reicht. Nach 2 nervenaufreibenden Monaten mussten wir aufgeben.
Aber wie man immer so schön sagt: Wer weiß, wofür es gut war!?
Das haben wir natürlich nicht sofort so gesehen. Anfangs waren wir echt fertig!
Ein paar Monate später ergab sich dann eine neue Chance. Ein Haus bei dem fast alles passen würde. Die beste Gelegenheit in all den Jahren.
Ironischerweise haben wir es deshalb am Anfang nicht einmal richtig ernst genommen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt nicht zugelassen uns in das Haus und die Gegend zu verlieben.
Alles wurde nur nüchtern nach einem festen Plan begutachtet und abgearbeitet. Irgendwann waren wir soweit für unser erstes Gebot. Das war im Oktober 2022.
Im November haben wir den Zuschlag erhalten und alle Verträge und Anträge wurden auf den Weg gebracht.
Von da an haben wir uns wie in einer Seifenblase gefühlt. Wird das gerade wirklich wahr, oder pikst gleich jemand von außen und alles platzt?
Kurz vor Weihnachten wurde die Überweisung, die wir in Auftrag gegeben hatten, auf einem Treuhänder-Konto in Norwegen verbucht.
Heiligabend waren wir blank. Aber sowas von!
Und hatten ein Haus in Norwegen!
Es steht auf einer Insel im „Fylke“ Nordland, nicht weit entfernt vom Polarkreis, auf 65° Nord. Dort wo die Berge grün sind und das Meer drum herum dunkelblau.
Bis zum Meer sind es von unserer Haustür genau 30 Meter. In Worten: Dreißig! Aus dem Wohnzimmer schaut man nach Südosten auf den Fjord und die dahinter liegenden hohen Berge auf dem Festland. Der offene Nordatlantik liegt auf der anderen Seite der Insel. Der Fjord ist vor der Dünung des Meeres sehr gut geschützt. Noch besser geschützt ist die kleine Bucht direkt vor unserer Haustür. Sie ist nur durch 2 kleine natürliche Kanäle mit dem Fjord verbunden. Die Wassertiefe in dieser Bucht liegt bei maximal 15 Metern. So etwas findet man in dieser Konstellation auch in Norwegen nicht oft.
Was wir planen, dürfte klar sein. Morgenstern bekommt endlich den Liegeplatz, der zu diesem Schiff passt.
Das alte Haus ist für uns ein Traum. Es steht komplett frei, trotzdem haben wir Nachbarn, nicht weit entfernt. Das Grundstück um das Haus ist ziemlich groß und besteht überwiegend aus Wald. Genau so haben wir uns das immer erhofft. Einen Wald zu haben, der einem mehr bietet als nur Feuerholz.
Der Wald, er beginnt direkt hinterm Haus. Würde man von dort aus immer tiefer in den Wald laufen, man würde kein anderes Haus mehr sehen, keinem Menschen begegnen, keine Straße und keinen Weg mehr finden. Nach etwa fünf Kilometern durch unberührte Natur würde man das Europäische Nordmeer vor sich sehen. 1.500 Kilometer weiter liegt Grönland.
Zurück am Haus würde einem wahrscheinlich als erstes die viele Arbeit auffallen. Aber ich denke nicht, dass ihr bei uns etwas anderes erwartet habt.
Bis das gesamte Projekt rund ist, werden Jahre vergehen. Es wird auch noch eine Weile dauern, bis wir Morgenstern nach Norwegen verlegen können. Realistisch dürfte der Sommer 2024, vielleicht auch erst 2025 sein.
Für dieses Jahr sind diverse Arbeiten am Haus geplant und die ersten Schritte in Richtung eigener Mooringboje. Für ein 17 Tonnen Schiff ist das allerdings nicht mal eben gemacht.
Vor wenigen Wochen haben wir also einen Anhänger organisiert, schnell aufgemöbelt, Subaru und Anhänger vollgepackt und waren schließlich startklar und hoch motiviert.
Am 27. Januar um kurz nach 20 Uhr sind wir los. Vor uns lagen fast 2.400 Kilometer bis zum Ziel und nochmal soviel wieder zurück. Dafür und für die ersten Arbeiten am Haus hatten wir nur 7 Tage Zeit.
Alles musste deshalb perfekt geplant werden und für alles was schief gehen konnte wurde Ersatz mitgeführt, soweit das möglich war.
Die erste Etappe durch die Nacht war meine Aufgabe. So haben wir das schon früher immer gemacht, wenn wir zusammen gesegelt sind. Das hat sich bei uns am besten bewährt, da ich die „Eule“ bin und Sabrina lieber früh aufsteht. Am 28. Januar habe ich sie gegen 6 Uhr morgens geweckt. Wir waren bereits in Schweden, haben zusammen gefrühstückt und anschließend die Plätze getauscht.
Als ich wieder wach geworden bin, waren wir nördlich des Vänern. Hier hat sich der linke Reifen des Anhängers verabschiedet. Das Ersatzrad war schnell montiert und weiter ging die Fahrt nach Norden. Wir hatten gehofft, dass wir es in maximal 24 Stunden bis Östersund schaffen könnten. Dort kennen wir jemanden, der einen Campingplatz hat und eine kleine warme Hütte für uns bereit gehalten hätte.
Letztendlich mussten wir den Versuch nach 25 Stunden Fahrt abbrechen. Das Risiko wurde zu groß. So weit nördlich war es bereits seit Stunden dunkel. Immer mehr Wild war unterwegs und wir sind die letzten paar Hundert Kilometer fast durchgehend auf Eis gefahren. ABS hatten wir mittlerweile auch keins mehr, da sich ein Fehler in die Elektronik eingeschlichen hatte.
Nach scheitern fühlte sich das deshalb auch nicht an. Wir sind in diesen 25 Stunden 1.740km weit gefahren. Neuer persönlicher Rekord, den wir wahrscheinlich so schnell nicht einstellen werden.
Übernachtet haben wir auf einem kleinen Rastplatz, gleich neben einem wunderschönen, zugefrorenem See. Wir kannten den Platz bereits von unserer letzten Reise und hatten ihn für genau diesen Fall eingeplant.
Der Subaru war ruck zuck zum Schlafwagen umgebaut und nach dem Abendessen und einer Runde mit Filou sind wir schneller im Reich der Träume gewesen, als die Elche Gute Nacht sagen konnten.
Die Nacht war bis minus 15°C kalt. Mit guten Schlafsäcken, isolierten Scheiben und einer Decke für Filou lässt sich das aber mehr als gut aushalten. Gefroren haben wir nicht.
Am frühen Morgen ging es schließlich weiter. Noch gut 600 Kilometer lagen vor uns und die Strecke war überwiegend vereist oder verschneit.
Aber wir hatten ja unseren symmetrischen Allradantrieb und der hat uns mehr als einmal vor dem Aufziehen der Schneeketten bewahrt und damit viel Zeit eingespart. Damit macht Schnee und Eis erst so richtig Spaß und der Winter wird zum Genuss.
Irgendwann am frühen Nachmittag, es war bereits dunkel, trennten uns nur noch 200km vom Ziel, aber der Schneefall wurde so stark, dass wir nur noch sehr langsam vorwärts kamen. Immer wieder mussten wir anhalten um die Scheinwerfer vom Schnee zu befreien. Unser Nachbarn, den wir bis dahin nur „online“ kannten, hat derweil die Wärmepumpe in unserem Haus hochgedreht und die Beleuchtung eingeschaltet. „Damit das Ankommen etwas Besonderes wird.“
Das war es! Die ganze Fahrt mit dem Youngtimer war etwas besonderes, mit einem CD-Wechsler voll mit „A-HA“ und „Aurora“ im Loop.
Es fühlte sich an, als würde alles seit vielen, vielen Jahren auf genau diesen Moment hinauslaufen müssen. Als wäre alles vorher nur Vorbereitung und Probe gewesen, ohne die es das hier oben nicht hätte geben können.
Wir waren überglücklich, konnten das alles aber so schnell überhaupt nicht begreifen.
Angekommen und bereit für neue Abenteuer.
Unser rotes Haus am Meer.
Am nächsten Tag waren wir im Einsatz. Ausmessen, Zeichnungen machen, Pläne schmieden, die erste Anhängerladung auspacken und einräumen. Aufräumen, Kettensäge zum Einsatz bringen…
Wir hatten viel zu tun und es hat unglaublich viel Spaß gemacht.
Erster Grünschnitt erledigt.
Erster Rundgang durch unseren Märchenwald.
Einer von drei kleinen Bächen, die durch unseren Wald fließen.
Am zweiten Abend war einer unserer Nachbarn zu Besuch und wir saßen lange zusammen im Haus.
Am dritten oder vierten Morgen habe ich so langsam realisiert, dass wir nicht nur für ein paar Tage in diesem Haus zu Besuch sind. Ich bin ganz früh morgens, noch vor dem Frühstück, zum Meer gelaufen, habe mir das Haus und den Wald dahinter von weitem angeschaut und ganz langsam realisiert.
Das Haus von der Seeseite aus gesehen. Davor befinden sich direkt am Ufer Bootsschuppen.
Wobei? Wenn ich jetzt, aus der Ferne, darüber nachdenke, fühlt sich alles wieder unwirklich und ganz weit weg an.
Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir beide vollständig realisiert haben, dass wir tatsächlich gerade dabei sind, nach Norwegen auszuwandern.
Am Abend bevor wir wieder zurück nach Deutschland mussten, kam ein großer Traktor rückwärts die Einfahrt zu unserem Haus hochgefahren. Es war einer unserer Nachbarn, der ein paar Hundert Meter weiter wohnt. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass die neuen Nachbarn hier sind. Und da er wusste, dass wir selbst noch keinen Traktor haben, wollte er den Schnee in unserer Einfahrt mit seinem Traktor räumen.
Wir haben in kürzester Zeit viel Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit erlebt. So viel, dass wir ein wenig überwältigt waren.
Am 3. Februar mussten wir früh morgens wieder los. Wir wären am liebsten gleich für immer geblieben, in dem roten Haus an der kleinen Bucht, kurz vorm Polarkreis.
Den Rückweg erspare ich euch im Detail. Wir waren schnell! Samstag Abend waren wir bereits zurück am Niederrhein und hatten nochmal knapp 2.400 Kilometer abgespult. Davon die ersten etwa Eintausend Kilometer fast durchgehend auf einer festen Schnee- oder Eisdecke. Übernachtet haben wir an einem abgelegenen Platz am Öresund in Schweden, an dem wir fast 2 Jahrzehnte zuvor mal gezeltet hatten. Alles war dort noch so wie damals.
Nun heißt es, Listen abarbeiten, die nächste Fahrt planen und Morgenstern nicht aus den Augen verlieren. Der Anhänger braucht neue Reifen, der Subaru hat ebenfalls gelitten und muss wieder aufgemöbelt werde. Neue Windschutzscheibe, neue Stoßdämpfer…
Letztes Foto vor der Rückfahrt nach Deutschland.