Kategorie: News & Blogs

Fiji nach Australien – Tag 10 – Winddreher

21.Okt.23, Pazifik, Tag 3430, 27.790 sm von HH
Die Nacht ist unverändert bescheiden. Der Wind kommt Weiterhin aus Südwesten mit drei, vielleicht vier Windstärken. Nur weil wir am Wind segeln, stehen die Segel. Immerhin können den Kurs halten und ersparen uns unerwünschte Extrameilen durch Kreuzschläge. Und keine nächtlichen Manöver nötig. Wir können unsere Freiwachen mal wieder durchschlafen. Puh. Die Ringe unter den Augen danken es.
Und dann endlich, mit deutlicher Verspätung, am Morgen kommt der versprochene Winddreher. Auf einmal haben wir den Wind von achtern. Aus Schräglage wird Genusssegeln – innerhalb von einer halben Stunde. Dazu legt der Wind noch ein Brikett drauf. Seit fünf Stunden zieht uns die ausgebaumte Genua mit fünf Knoten nach Westen. Die Sonne lacht, die Herzen sind froh, noch 400 Meilen bis „Buffalo“.
Es soll so bleiben, sagt die Vorhersage. Daumen drücken. Dann wären wir in vier Tagen da.
Gesegelte Meilen: 88 Rest Meilen: 407 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1113 Position: 23°21,2 S — 159° 32,6 E


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“Cambria” in Flensburg: 95 Jahre alte Traumyacht – Weltweit höchster Holzmast

Eine der imposantesten Segelyachten der Welt macht für ein halbes Jahr in Deutschlands Norden Station. Ein ARD-Beitrag erklärt, warum das 131 Tonnen schwere Schmuckstück den Winter in Flensburg verbringt. Weiterlesen →

Affäre Escoffier: Segler-Verband gibt Entscheidung bekannt

Bei der Anhörung wegen sexuellen Fehlverhaltens hatte Kevin Escoffiers Anwältin noch von „Lügen“ gesprochen und die Unschuld des Skippers beteuert. Nun ist ein Urteil gefällt worden. Weiterlesen →

Starkwind bei Junioren-WM in Afrika: Schweckendiek versucht Titelverteidigung

Der Kieler Ole Schweckendieck (18) wandelt auf den Spuren von Philipp Buhl. Vor Tanger will er den ILCA7 U21-WM-Titel verteidigen, den er 2022 sensationell gewann. Aber die Bedingungen sind brutal. Weiterlesen →

Kroatien im Oktober: Jugo. Kann Wind beständig sein?

Als ich morgens um vier aufwache und an Deck klettere, ist es ungewöhnlich warm. Die Bora brachte Kälte am vergangenen Wochenende, der Jugo, der seit gestern morgen in scharfen Böen die Bucht peitscht, bringt am zweiten Tag ungewöhnliche Wärme.

In den Wetterberichten war der dreitägige Starkwind aus Südosten schon am Wochenende zu erkennen. Da war die Bora noch am Werk, ich nutzte sie um mit Speed schnell nach Süden zu kommen. Am Mittwoch Abend, bevor der Jugo einsetzen sollte, suchte ich nach einem Platz für die windigen Tage. Lief in der Abenddämmerung nach Stari Grad. Der Hafen war erstaunlich voll, fast, als wäre es noch Saison. Aber wahrscheinlich hatten alle genauso wie ich seit Sonntag in die Seekarten geschaut und sich genauso wie ich die Nordseite der Insel Hvar als ruhigste Ecke auserkoren. Ich schaute mir das Treiben an. Funkte kurz den Hafenmeister an, ja, ein Liegeplatz wäre noch frei – ausgerechnet an der Stelle, die Karlheinz Beständig in seinen 888 Häfen und Buchten nur für mich markiert hat mit den Worten „hier nachts oft laute Musik“. Tatsächlich wummerten da schon jetzt aus einem Haus balkanische Weisen.

Plötzlich war mir klar: Drei Tage im Hafen liegen ist nicht mein Ding. Nicht mal eine Nacht. Ich räumte meine Fender wieder weg und nahm Kurs zurück auf die Bucht, die ich mir auf dem Weg in die Stadt eingehend angesehen hatte. 20 Minuten von der Stadt entfernt. Ein Ort unter rauschenden Kiefern. Und das Netz, um mein Webinar am Abend abzuhalten, war sogar deutlich besser als in der Stadt, so sagte es jedenfalls fast.com. Ich ließ den Anker fallen. Schwamm in der Abenddämmerung mit meinen Trossen hinüber zu den Felsen und vertäute mich genau nach Südosten, woher der Jugo blasen sollte. Den Gefallen  tat er mir freilich nicht.

Es war die richtige Entscheidung, jedenfalls für mich. Die Bucht ist herrlich. Fernab von allem. Nach dem Aufstehen Schwimmen im großen Türkis. Nur der Jugo tut nicht, wie er soll. Hier in der Bucht jagt er nicht wie die Wolken über mir aus Südost, sondern er trifft Levje breitseits aus Nordost. Wie heftig er draußen vor der Bucht weht, wie ruhig es hier in der Bucht ist erkenne ich erst, als hinaus auf die Ansteuerung von Stari Grad blicke. Man erkennt das gänzlich andere Wellenbild, durch das sich eine Charteryacht mit killender Fock verzweifelt gegen den Jugo Richtung Hafen Stari Grad kämpft:

Ist der Jugo beständig? Auf seine Art ist er das. Ich höre ihn in den Wipfeln der Kiefern über meinen Landleinen beständig rauschen. Er ist immer da, auch wenn sich an Bord gerade kein Wimpel regt. Das geht so eine oder fünf Minuten. Bis plötzlich eine Fetzen Böe aus Nordost das Boot zur Seite drückt und die Papiere auf meinem Platz im Cockpit flattern lässt, als wollten sie mit der vollen Tasse darauf gleich abheben.

Es ist ein guter Platz, den ich gefunden habe, denke ich jedenfalls. Es soll Gewitter geben heute nacht – also nur nichts berufen und zu früh frohlocken. Auch das ist etwas, was das Meer mir wieder und wieder von neuem über den Sinn des Reisens auf dem Meer vermittelt. Charles Darwin riet in der Rückschau über seine Fahrt mit der Beagle 30 Jahre später jedem,

„… unbedingt sein Glück zu versuchen und auf Reisen zu gehen, wenn möglich über Land, ansonsten: lange zu bleiben. Er kann versichert sein, dass er – allenfalls in seltenen Fällen – keinen derartigen Schwierigkeiten oder Gefahren begegnen wird, wie er sie am Beginn vorraussieht.

Unter einem moralischen Gesichtspunkt sollte eine solche Reise ihn 
– gutwillige Geduld lehren, 
– Freiheit von Selbstsucht, 
– die Gewohnheit, für sich selbst zu handeln, 
– und aus jedem Geschehnis das Beste zu machen, 
kurzum: er sollte die charakteristischen Eigenschaften des Seemanns besitzen. 

Reisen sollte ihn auch Mißtrauen lehren, aber gleichzeitig wird er entdecken: wieviele wahrhaft gutherzige Menschen es gibt, mit denen er nie zuvor Kontakt hatte und auch nie mehr wieder haben wird, und die dennoch bereit sind, ihm die uneigennützigste Hilfe zu gewähren.“

                                                                                                         Charles Darwin, 
                                                                                                         Die Fahrt mit der Beagle, 
                                                                                                         letztes Kapitel. 

Mein Standort:
Die Luka Zalava auf der Insel Hvar

Fiji nach Australien – Tag 9 – Neptuns Scherze

20.Okt.23, Pazifik, Tag 3429, 27.702 sm von HH
Über fünfzig Stunden segeln wir jetzt schon am Wind. Es ist anstrengend. Und unseren Schönheitsschlaf bekommen wir auch nicht, weil uns nachts ständig irgendwelche Störungen zu Segelmanövern zwingen.
In dieser Nacht schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und werfen für fünf Stunden die Maschine an. Im Morgengrauen ist der Wind wieder da. Er kommt jetzt einen Tick südlicher, so dass wir Zielkurs anlegen können. Mit Fock und Großsegel ungerefft müssten eigentlich mit vier Knoten voran kommen. Aber es hält uns etwas an der Stoßstange fest. Müde 2,5 Knoten bekommt der Kahn auf die Schiene. Gegenströmung! Wie gemein ist das denn bitte? Meine Prognose war, dass wir in zwölf Tagen in Australien sind. Zum Glück habe ich nicht gewettet.
Am Vormittag bringt ein Wolkenfeld für ein paar Stunden mehr Wind. Schon sprüht wieder Gischt ins Cockpit. Schräglage und Unbequemlichkeit für mindestens sechs Knoten Speed und wir trödeln mit 4,5 Knoten vorwärts. Ein wenig sinnvoller Einfall von Neptun. Wir sollten ihm mehr Schnaps geben. Oder noch besser, ihn selber saufen. :mrgreen:
Und damit wir uns so richtig schlecht fühlen, holt von hinten ein anderes Segelboot auf. Die Kiwi-Crew kommt auf 250 Meter an uns heran. Ein kurzer Funkkontakt und wir sind wieder allein. Der Kat ist deutlich schneller als wir. Die lange und hohe Dünung rollt noch immer aus Südwesten unter uns durch. Mit dem Katamaran als Reverenz kann man jetzt richtig gut sehen, wie erstaunlich hoch sie ist. Im Wellental bleibt nur noch die Mastspitze sichtbar.

Gesegelte Meilen: 98 (in 13 Stunden – wir haben für eine Stunde sie Uhren zurück gedreht. Eine Stunde müssen wir noch, um auf Bundaberg-Zeit zu kommen) Rest Meilen: 495 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1025 Position: 23°16,8 S — 161° 29,4 E


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Diskussion über den “Jambo”-Untergang: Wann verlässt man die sinkende Yacht?

Martin Daldrup hat mit seiner Havarie auf dem Atlantik für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nach dem glücklichen Ausgang ereifern sich Beobachter über vermeintliche Fehler. Was Experten sagen. Weiterlesen →

Logbuch: Inhalt, Regeln, Pflichten und Wissenswertes im Überblick

Alle Informationen zu Logbüchern: Pflicht zum Führen eines Logbuchs, Aufbau eines ordentlichen Schiffstagebuchs und worauf Skipper achten sollten.

Emissionsfreier Seetransport: Ausgemusterte Rennyachten werden zu Transportseglern

Für den Regattasport ausrangierte Hochseerennyachten sollen Waren zwischen Europa und Nordamerika transportieren und damit die CO2-Emissionen des Transports minimieren. Weiterlesen →

Wer wird Torqeedo kaufen?

Der neue Firmensitz von Torqeedo wurde 2022 eingeweiht © Christian Brecheis

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Ostsee-Wetter: Schwerste Sturmflut seit 69 Jahren droht – Böen bis Orkan-Stärke

In den nächsten drei Tagen wird die westliche Ostsee von einem extremen Hochwasser heimgesucht. Es soll in einigen Bereichen zwei Meter über dem normalen Wasserstand liegen. 1989 sanken 100 Yachten. Weiterlesen →

Fiji nach Australien – Tag 8 – hoch am Wind

19.Okt.23, Pazifik, Tag 3428, 27.604 sm von HH
Wir sind weiter hoch am Wind unterwegs. In der Nacht ist der Wind auf drei Stärken zurück gegangen. Ohne den nötigen Luv-Druck liegen wir 25 Grad, ja bis zu 30 Grad, neben dem Zielkurs. Dümpeln mit drei Knoten auf ruhiger See. Am Vormittag frischt es deutlich auf. Wir sind wieder im Spiel. Die Windsee hält sich in Grenzen und wir kommen ungerefft ganz gut voran. Die Schapps von Atanga sind leer wie nie. Dort wo sonst Futter für eine Kompanie eingelagert ist oder auch mal Wein-Schmuggel im mittelgroßen Stiel, dort herrscht gähnende Leere. Hungerte Mäuse verlassen das Schiff. Einen Wassertank haben wir ebenfalls nicht gefüllt. So um viel Ballast befreit, tänzelt Atanga gut gelaunt durch die Wellen. Kein tiefes Eintauchen mit dem Bug. Es läuft prima.
Uns kommt jetzt eine coole Dünung entgegen. Lang gezogen. Klar definiert. In langen Abständen. Mindestens drei Meter hoch. So muss Dünung sein. Die merkt man gar nicht. Unbeeindruckt fährt das Schiff seinen Kurs.
Am Abend flattert ein junger Tölpel neben uns. Richtig segeln kann er noch nicht. Aufgeregt flattert er in Küken-Manier mit seinen Flügeln. Vergeblich sucht bei uns einen Landeplatz und landet dann erschöpft im Wasser. Zehn Minuten später ist er wieder da. Jetzt in Begleitung von zwei erwachsenen Tieren. Wieder landet der Kleine auf dem Wasser. Die Großen drehen ein paar Kreise um den Schwimmer.
Dann nimmt er seinen Mut zusammen und zielt genau aufs Achterschiff. Durch seine noch kleine Spannweite schafft er es ohne am Achterstag hängen zu bleiben auf dem seitlichen Solarpanel zu landen. Das ist nach unten geklappt, da die Batterie, die es füttert ja tot ist. Wackelig findet er halt auf der Kante. Er sieht zerzaust und mitgenommen aus. Und dann auch noch 150 Meilen vom nächsten Land entfernt. Er erscheint uns sehr geschwächt. Fünf Minuten putzt er sich und schon steckt sein Kopf zwischen die Flügel und er pennt ein.
Später im Dunkeln ist er dann verschwunden. Auf Wiedersehen, kleiner Tölpel. Hoffentlich wirst du nicht zu Fischfutter.
Gesegelte Meilen: 97 Rest Meilen: 576 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 927 Position: 23°14,1 S — 163° 2,1 E

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