Kategorie: News & Blogs

ORC Worlds Abschluss: Zwei Medaillen für deutsche Yachten

Alle drei Yachten, die im Vorjahr bei der ORC-WM 2022 die Titel in den Klassen A, B und C gewannen, waren auch vor Kiel erfolgreich. Die Eigner aus Hong Kong, Polen Estland siegten jeweils großem Vorsprung.   Weiterlesen →

Seenotretter im Einsatz vor Poel: Einhandsegler an Bord zusammengebrochen

Die DGzRS der Stationen Timmendorf/Poel und Kühlungsborn haben einen Alleinsegler gerettet. Die Ehefrau hatte Alarm geschlagen. Die Wasserschutzpolizei fand die Yacht bei Poel. Weiterlesen →

Ziergöhl und Licht-Zitronen für den Klassiker

Leo Sampson sticht das Ziergöhl aus, die Signatur der Werft © Leo Sampson

Ziergöhl und Licht-Zitronen für den Klassiker

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Bavatu Harbour

So.,06.Aug.23, Fiji/Vanua Balavu/Bavatu, Tag 3354, 26.315 sm von HH

Je näher die Starkwindwarnung rückt, desto mehr Segelboote treffen in Bavatu Harbour ein. Am Unwettertag liegen elf Boote in der Bucht. Platz ist genug, der Naturhafen ist einen Kilometer lang und mindestens fünfhundert Meter breit. Aber die Bucht ist tief – bis 24 Meter – und an den flachen Ufern lauern Felsen und Korallenköpfe darauf, dass sich die Ankerkette vertüttelt. Windwirbel innerhalb der Bucht sorgen für Verwirrung und unnormales Ankerverhalten. Atanga liegt mit dem Bug noch Osten, unser Nachbarboot mit dem Bug nach Westen. Drei Stunden später ist es genau anders herum. Zum Glück ist Bavatu Harbour so geschützt, dass wir alle vom Starkwind nicht viel merken. Aber es ist weiterhin regnerisch.

Wir gehen trotzdem an Land. An dem kleinen Anleger im Scheitel der Bucht steht ein Gelände fähiges Vehikel. Das gehört einem der Besitzer der angrenzenden Ländereien. Seine Motoryacht liegt direkt daneben. Dadurch, dass die Bucht nicht den Einheimischen gehört, entfällt eine Sevusevu Prozedur. Wir dürfen einfach an Land.

Das einzige Auto auf der Farm – plus Motoryacht

Hinter dem Anleger führt ein von Regen aufgeweichter Weg in die Berge. Oder man nimmt die Treppe. 271 bissige Stufen, wie ein Schild verspricht. Dort oben soll es sogar Internet geben. Am Ende der Treppe sind wir total überrascht. Wir laufen in eine Herde Pferde hinein. Hübsche Tiere, flach im Rist.

Die anstrengende Abkürzung auf das Berg-Plateau – über die Straße ist die Strecke bestimmt einen Kilometer weiter

Beim Eigner unbeliebte Pferde, siefressen nur das Gras und sind unnütz – er würde sie verschenken – aber keiner will sie haben

Eine ehemalige Kokosplantage wurde 2016 von Zyklon Winston komplett zerstört. Heute dient die Fläche als Farmland. Neben den Pferden stoßen wir auf Kühe, Schafe und Schweine. Alle laufen frei herum. Nur das Dorfgelände wird mit einer Mauer vom Viehzeug frei gehalten.

Ein weit verzweigtes Areal mit Wiesen und Gattern verteilt sich auf dem Plateau

Hübsche Schafe

Ein paar Kokospalmen sind noch stehen geblieben – die Nüsse werden nur noch als Schweinefutter genutzt

Das Dorf besteht aus fünf Hütten. Einem Klo-Häuschen und einem Gemeinschaftshaus mit Solarpanelen auf dem Dach und auf einer Veranda hängt der Gemeinschaftsfernseher. Strom gibt es keinen. Die Häuschen haben einen bescheidenen Standard. Ein Raum Hütten mit Betten und einer Kochecke mit Holzöfen.
Die Dorfgemeinschaft besteht aus vier Männern, drei Frauen und einem Kind. Es ist kein gewachsenes Dorf, sondern ist entstanden für die Arbeiter der Plantage. Heute arbeiten die Männer auf der Farm. Halten die Kulturflächen sauber, sorgen für Wasser für das Viehzeug und sammeln die Kokosnüsse als Futter für die Schweine ein.

Das Dorf der Farmarbeiter

Etwas weiter den Hang hinauf stehen die beiden Herrenhäuser der Eigentümer des riesigen Areals. Es sind zwei Geschäftsleute aus Suva. Ihnen gehören zwei Marinas auf den großen Inseln. Die Häuser kann man bereits von unten aus der Bucht heraus sehen. Der riesige Garten wird mit einem Zaun und Gatter ebenfalls vor den Tieren gesichert. Hier mögen wir nicht weiter gehen. Es sieht privat aus.

Der Zugang zu den Herrenhäusern

Als wir das Dorf bei Nieselregen betreten, streichen gerade alle Männer gleichzeitig die Hütten mit blauer Farbe. „Bula!“ Wir plaudern ein wenig mit einem der Männer und fragen nach dem Weg zum Aussichtspunkt auf die Bay of Ilands und ob es tatsächlich einen Internetempfang hier oben gibt. „Ja klar“, lautet die Antwort. „Geht hoch zu den beiden Häusern der Eigentümer. Da ist Empfang.“ Auf unsere erneute Nachfrage, ob es erlaubt sei, wird eifrig genickt.
Wir stapfen also den Berg hinauf zu den ansehnlichen Häusern. Krasser könnte der Unterschied zum Dorf nicht sein. Uns schießt der Gedanke von Feudalherren auf der Burg und Untergebenen im Tal in den Kopf.

Das Haus steht zur Zeit leer

Das zweite Haus der Farmbesitzer

Zurzeit ist nur ein Eigentümer anwesend. Das andere Haus steht leer und verrammelt da. Wir stoßen auf den Hausherrn auf der Veranda des verschlossenen Hauses. Er surft mit seinem Handy im Internet. Wir halten ein kurzes Schwätzchen mit ihm. Er lebt bereits in vierter Generation in Fiji. Sein Sohn habe gerade von ein paar Freunden Besuch und die sind ganz angelverrückt. Und sogar erfolgreich beim Fischen, aber den meisten Fisch würden sie an die Mitarbeitern im Dorf verschenken.

Wir freuen uns ebenfalls auf Internet, aber scheinbat haben wir vom falschen Anbieter eine SIM-Karte gekauft. Empfang auf dem Berg nur für Digicel-Kunden. So ein Pech.

Die Fotos der schönen Bay of Islands vom letzten Bericht habe ich auch nachgepflegt. :-)


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Vier Wochen allein in den Bergen (5). Am Morgen.


Jeden Morgen stehe ich früh auf. Jedenfalls: fast jeden Morgen. Ich wache auf, wenn die ersten fahlen Lichtstrahlen durch das kleine Fenster dringen und auf mein Matratzenlager fallen.

Ich stehe auf, ziehe mich an. Setze die Cafetiera mit dem Espresso auf den Gasherd, die nach einer Weile zu zischen und zu brodeln beginnt, ein kleines Dampfkraftwerk in meinem Leben, das ich nicht missen mag, hier nicht. Auf dem Boot nicht. Zuhause nicht. Es scheint jemanden zu geben hier auf der Hütte, der ähnlich denkt wie ich.

Ist alles fertig, trete ich nach draußen. Ich schaue hinüber auf die Zacken, aus Neugier. Niemals sind sie gleich, jede Minute anders, sie sind meine Fotomodelle, die ich immerzu fotografieren will wie ein besonderes Gesicht, das ich immer wieder sehen will.

Bin ich früh genug draußen, herrscht die perfekte Stille. Ich muss früh genug draußen sein, dann ist es selbst im Tal noch still. Was ich höre, während ich meinen Espresso schlurfe, sind die ersten Vögel. Raben und Krähen, die verschämt krächzen, als wären sie anders ihre Vettern in der großen Stadt noch auf der Suche nach Selbstvertrauen. Als würden die Berge sie Demut lehren genau wie mich. Ein Hausrotschwanz schmätzert schüchtern von irgendeinem Baum. Ein schüchternes „Huiiiiipp. Huiiiiiiipp“ kommt von einem Baum, als wäre damit alles gesagt, was an diesem Morgen zu sagen ist. Alles ist still, als wollten selbst die Tiere die Stille bewahren, solange kein Lärm vom Tal heraufdringt.


Irgendjemand hat hinter dem Haus einen Weg angelegt, der im Zickzack in den Wald hinaufführt und sich 30, 40 Meter weiter oben irgendwo verliert. Ich weiß nicht, wer es war. Doch es muss jemand gewesen sein, der wusste, dass die wenigen Schritte weiter oben sich eine ganz andere Aussicht bietet als von der Hütte. Ich sehe sogar den Schlern, den merkwürdig geformten Berg, auf dem die Hexen tanzen in der Walpurgisnacht. Oft gehe ich den Weg mittags, wenn ich mit dem Schreiben zufrieden bin, hinauf, sitze auf dem weichen Waldboden, schaue eine Weile in die Runde, und bedauere, dass ich nicht riechen kann wegen meiner schlechten Nase, was es hier alles zu riechen gäbe. Ich kann nur vermuten, wonach es gerade riecht. Nach trockenem Holz in der Hitze. Nach Pilzen, die meine Nachbar Erwin jeden Tag nach Hause trägt. Nach Flechten und Moosen.

Heute nehme ich den Weg zum ersten Mal am Morgen. Nehme ich die ersten Stufen langsam hinauf, erscheint mir der Waldboden unter mir wie ein 1.000-Teile-Puzzle, das jemand perfekt für mich gelöst hat. Manchmal wünsche ich mir wieder so ein langweiliges Puzzle. Ich habe in meinem Leben nur vier, fünf Mal so ein Puzzle gelöst als. Wenn ich krank war und im Bett liegen durfte. Ich habe es immer genossen, nichts zu müssen, sondern einfach stundenlang Teile aneinanderfügen zu dürfen, bis sie passen. Ich habe mein altes Puzzle seit einem halben Jahrhundert nicht mehr angefasst, doch es liegt immer noch im Schrank zuhause und wartet auf mich. Doch statt meines Puzzles zuhause liegt dieses Puzzle vor mir:

Alles liegt an seinem Ort, es liegt, wie es liegen soll. Drei Tannenzapfen bilden erhobene Finger, als wollten sie mich erinnern an etwas Wichtiges, das ich nicht vergessen darf. Andere kuscheln sich aneinander, bilden kleine Nester. Erinnern daran, dass ich ein soziales Wesen bin, das glücklich sein mag im Alleinsein, aber niemals allein bleiben darf. Jemand hat dürre Ästchen geworfen über allem wie kleine Runen, die mir eine Zukunft vorhersagen, die ich nicht verstehe. Alte Flechten liegen, als wären sie niemals alt genug.

Es ist merkwürdig. Alles scheint hier an seinem Platz, auch die Widersprüche, die zum Leben gehören. Eine Ordnung ist in den Dingen, die ich nicht begreife. Und die, sobald ich mich darauf einlasse und nicht nur einfach darüber hinweg husche, auf eine unbegreifliche Art auf mich ihre Wirkung zeigt.
Im Kleinen wie im Großen.  
Nicht nur an diesem Morgen.
Irgendwie wird es still und ruhig in mir, wenn ich es nur sehe.
Was will ich mehr?

Mein letzter Post: Umfrage zu den Cover-Entwürfen meines neuen Bergretter-Buches.

Danke. Von der Hütte.

Liebe Leute.

Ich war geplättet, wie viele Leser meines Blogs sich an meiner kleinen Umfrage im vorangegangenen Post (4) beteiligten. Geplättet und gerührt, weil ich den wenigsten, die mir ihre Meinung über unsere mitteilten, je begegnet bin.

Wer einen Blog schreibt, weiß nie, für wen er seine Zeilen morgens ins Internet hämmert. Kaum getippt,  verschwinden, verdampfen sie auf Nimmerwiedersehen irgendwo folgenlos im Äther. Ich hatte eigentlich gedacht, ich schreibe diesen Post für mein unmittelbares Umfeld, für meine besten Freunde, für Wegbegleiter. Ich hatte nicht im Geringsten gehofft, auf Resonanz zu stoßen mit meinen kleinen Texten über meine Auszeit in den Bergen. Ich habe sie mehr für mich selbst geschrieben, eine Art Tagebuch, um Flüchtiges festzuhalten für mich selbst.

Ich habe mich die letzten beiden Jahre oft gefragt: Was für einen Sinn macht dieser Blog eigentlich noch? Wozu, für wen schreibe ich eigentlich? Ich habe mit meinem Blog gehadert. Früher hat er meine Segelreisen begleitet. Ich habe darauf versucht, meine Bücher bekannter zu machen. 

Eure Mails haben mir zwei Dinge klar gemacht: 
Das Eine: Wozu dieser Blog und das, was ich „mein Geschreibsl“ nenne, eigentlich gut sein kann. Absichtslos und zweckfrei einen Kontrapunkt zum Alltag zu setzen. Um Menschen einen guten Moment, eine kurze Auszeit zu schenken. So wie damals, 2024, als ich zum ersten Mal losgesegelt bin.

Das zweite: Ohne Euer Feedback geht gar nichts. Schreibt mir anonym, schickt mir Eure Meinung unter Klarnamen. Wie immer ihr es tut: Gebt diesem Blog und meinem „Geschreibsl“ Richtung. 

Dir, Micky, alter Schulfreund, besonderer Dank, dass du dich nach Jahren wieder gemeldet hast mit zwei sachlichen Zeilen zu meinen Covern. Als wäre unser Kontakt nie abgerissen. Ich hatte keine Ahnung, dass du immer noch lautlos meine Posts liest. Du hast es  ganz sachlich getan, genauso wie damals, als ich auf 2014 in einem meiner ersten Posts nach dem vollständigen Text von Tankred Dorsts MERLIN fragte. Du hast mir damals einfach nur die fehlenden Zeilen geschickt. Ich sage es fast jede Woche immer noch auf. Es passt aufs Meer – und es passt wunderbar hierher in die Berge. Special thanks to Anderle. Dass wir immer noch Gedanken zwischen uns hin und her dreschen wie Squash-Bälle. 

Danke an Helga und Susanne, dass ich auf Eurer Hütte sein darf.

So. Und jetzt muss ich einen neuen Post schreiben. Nummer (5) aus den Bergen.
;-)
Thomas

PS: Wer sich noch an der Cover-Umfrage beteiligen will: Am Ende des untenstehenden Posts (4). Ich bin dankbar für jede Meinung. Jeden Kommentar.

80 Knoten schnell segeln: Stapellauf der Rekordbrecher-“Yacht”

Das SP80 Team hat seine „Rakete“ enthüllt, mit dem es den zwölf Jahre alten Speedrekord unter Segeln brechen will. Sehen so die zukünftigen Segel-„Boote“ aus? Weiterlesen →

ORC-Worlds vor Kiel: Langstrecke bringt Vorentscheidung – “Otusider” bricht Unterwant

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Round-Denmark-Sieger setzt X-79 auf Grund: Im Nothafen aufgelaufen

Esben Pilegaard geriet beim Round Denmark mit seiner X-79 nach 30 Stunden Einhandsegelei im Sturm in Bedrängnis. Dann erreichte er einen rettenden Hafen – und schien doch, sein Schiff zu verlieren. Weiterlesen →

Traumhaftes Segeln im Golf von Euböa

Am Wind durch den Golf von Euböa © Kerstin Zillmer

Traumhaftes Segeln im Golf von Euböa

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Yacht kollidiert mit Tonne

Ein niederländisches Segler-Ehepaar ist in der Nacht zu Donnerstag, 10. August 2023, in Lebensgefahr geraten: In der Dunkelheit kollidierte ihre Yacht mit einer Fahrwassertonne im Scharhörner Watt und erlitt einen Wassereinbruch. Weiterlesen →

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Seit der letzten Entwicklung zum Skandal um IMOCA-Skipper Kévin Escoffier vor einem Monat brodelte es weiter im Hintergrund. Nun wird in einem weiteren Fall ermittelt. Weiterlesen →