Kategorie: News & Blogs

IMOCA: Die Sommer-Refits gehen zuende – Herrmanns „Malizia“ topfit für die Weltumseglung

Boris Herrmann kann sich auf ein perfekt überholtes Boot freuen, auf Sam Goodchilds „for the Planet“ steht endlich wieder ein Mast und an Isabelle Joschkes MACSF wird gerade der Kiel montiert. Die Sommer-Refits sind vorbei – bald fliegen die IMOCA wieder tief! Weiterlesen →

Der Weg ins rote Zentrum – oder wie groß Australien wirklich ist

22.08.-26.08.24, Australien/QLD/Charters Towers+Winton, Tag 266-271 Roadtrip, 21.045 km total, Tages-km 263+151+460

Als wir in Etty Bay vor dem Regen flüchten, sind es tatsächlich nur noch 1.300 Kilometer bis zum Schiff zurück. Unsere Australien-Runde ist fast geschlossen. Aber durch die Visa-Verlängerungen haben wir Zeit bis Mai. Es gibt noch so viel zu sehen. Achim denkt häufig an Atanga. Macht sich Sorgen, ob alles in Ordnung ist. Es ist verlockend nach Bundaberg zu fahren. Was sind schon 1.300 Kilometern? ‚Grad um die Ecke‘, im Australischen Sprachgebrauch. Wir entscheiden uns dagegen und wenden die Schnauze Richtung Westen. Wir wollen ins ‚Rote Zentrum‘. Dort warten der Uluru und kleinere Steine, staubige Pisten und endlose Wüsten. Für uns Faszination pur, dies macht den Reiz Australiens aus.

Australienrunde fast vollständig – aber wir möchten mehr. Das rote Zentrum fehlt uns noch. Schade nur, dass es hier so wenig Straßen gibt ;-)

Hinter Etty Bay wandelt sich schnell (naja – schnell … 250 Kilometer) die Landschaft. Dass ist schade, gab es doch an jeder Ecke Obst und Gemüse direkt vom Farmer zu kaufen. Üppiger Tropen-Dschungel weicht Trockenwald. Ein eukalyptisch australischer Flair kehrt zurück.
Der Trockenwald verschwindet noch schneller (150 Kilometer). Wir befinden uns erneut in der eintönigen Steppe Queenslands mit ihren Rinderfarmen. Langweilig.

Den ersten Halt legen wir in Charters Towers ein. „Die schönste Stadt Nord-Queenslands“, verspricht die Heimat-Broschüre. Und tatsächlich, die ehemalige Goldgräberstadt ist schmuck. Touristisch vermarktet und zu Glanz aufpoliert. Einst wurde Charters Towers ‚The World‘ genannt. Reich durch Goldfunde geworden und doch nah genug an der Küste, um nicht als hinterwäldlerisches Outback Kaff zu gelten. Letzte Gelegenheit, um den Wagen mit Lebensmitteln und Wasser zu beladen. Zehntausend Einwohner sorgen für eine gute Auswahl und ohne Outback-Superaufschlag.

Charters Towers hat noch ein paar Fassaden, die gute einhundert Jahre alt sind

Die Stadthalle – hübsch renoviert – erst in den 70er Jahren

Und dann meldet sich Atanga zu Wort. An Tag zwei in Charters Towers erhalten wir eine SMS vom Boatyard: „Auf Atanga klingelt ein Alarm. Einer der Mitarbeiter schaut sich an, was los ist.“ Erst entgleiten uns die Gesichtszüge, dann haben wir den Verdacht, dass es sich um einen der Rauchmelder handeln könnte. Ist die Batterie leer, piepen die Dinger. Da hatten wir schon mal viel Spaß mit. Unsere Vermutung ist korrekt – der Rauchmelder wurde still gelegt. Uns freut, dass auf dem Yard so gut aufgepasst wird und dass auf Atanga alles in bester Ordnung sein soll. Immerhin steht das alte Mädchen nun schon seit neun Monaten einsam vor sich hin.

Unser Weg führt uns weiter nach Winton. Eine wenig befahrene Route. Noch ist die Straße asphaltiert, nennt sich aber nicht mehr Highway, sondern Developmental Road. Für diese Straßen ist nicht mehr die Regierung zuständig, sondern die Dorfgemeinde. Auf dem platten Land in Deutschland wäre das ein besserer Feldweg. Wir rumpeln uns durch weitere monotone Weiden bis nach Winton.

So sieht es unverändert über hunderte Kilometer aus.

Einzige Abwechslung ist dies geschlossene Roadhouse. Das Roadhouse in Prairie – gestern aus dem Western entstiegen.

Der Cowboy-Ort ist klein. Keine tausend Einwohner. Viel gibt das Dorf nicht her, aber die Australier schaffen es immer, irgendwas zu einer historischen Sensation aufzubauschen. Es wird sich an jeden geschichtlichen Strohhalm geklammert.
In Winton hat man tatsächlich ein 23 Millionen Dollar teures Museum gebaut. Für ein Lied und seinen Komponisten. Die heimliche Nationalhymne Australiens ‚Waltzing Matilda‘ wurde vor gut hundert Jahren in Winton geschrieben und uraufgeführt.
Was wir zu sehen bekommen für 35 Dollar Eintritt, ist unsere Frage. „Einen Film über die Lebensgeschichte von Banjo Paterson, den Komponisten.“ :mrgreen:

1000 Einwohner – ein Museum über ein Lied – Saison von Mai bis September – tuttiges Winston.

Freilichtkino in Winton. Jeden (!) Sonntag wird ein John Wayne Film gezeigt. Kann man sich nicht ausdenken.

Der bunte Laden verkauft überwiegend Souvenirs, die die Handarbeits-Damen von Winton in der ruhigen Jahreshälfte herstellen. Unsere Geschichtenerzählerin ist sensationell.

Wir bleiben trotzdem drei Nächte. Es ist so ultra beschaulich in diesen Dörfern und wir treffen auf tolle Geschichtenerzähler. Der Typ aus dem Schmuckladen weiß alles über Opale, die er selber buddelt und seine Schwester zu Schmuckstücken designt. Die Lady aus dem Souvenirladen-Schafscherer-Museum-Mix ist in Winston geboren. Wir liegen falsch mit unserer Vermutung, dass der Ort schrumpfen würde. „Viele junge Familien kommen hierher. In Winton ist es sicher und behaglich. In vier Wochen kehrt auch wieder Ruhe ein [noch mehr ;-) ]. Dann kommen keine Touristen mehr. Zu heiß. Die Opal-Läden schließen, die Hotels machen Sommerpause. Dann hat aber wieder das Schwimmbad geöffnet“, freut sie sich, „ist es zu heiß, kann man den ganzen Tag ins Wasser springen.“

Die entscheidende Frage – wie sieht Winton aus – wenn Ruhe eingekehrt ist?

Morgen ziehen wir weiter. Ins ‚Rote Zentrum‘, in den Staub. Die Runde sieht harmlos aus – tatsächlich sind es 3.000 Kilometer. Davon knapp die Hälfte Schotter- oder Sandpiste. Die Versorgung ist eingeschränkt auf viele Kilometer. Es gäbe einen Weg ‚außen rum‘, der ist aber noch länger. Der Highway bis Alice Springs trägt den Beinamen ‚längste Abkürzung Australiens‘.

400 km
nach Boulia
halb Asphalt, halb Schotter – winziger Ort mit kleiner Infrastruktur

850 km
nach Alice Springs
davon 500 Kilometer Schotter – soll gut befahrbar sein

650 km
Uluru-Runde
Asphalt, touristisch erschlossen, Supermarkt vorhanden

600 km
nach Mt. Dare
erst Highway, dann Schotter, letzte Versorgung vor dem Nichts

500 km
nach Birdsville
fast nur Wüste – hier fahren fünf Fahrzeuge am Tag, sagt die Statistik

Die geplante Route – 3000 Kilometer durchs rote Zentrum. Australiens Dimensionen sind groß.

 


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Auf der Suche nach Fabeltieren

17.08.-20.08.24, Australien/QLD/Yungaburra+Etty Bay, Tag 261-264 Roadtrip, 20.171 km total, Tages-km 116+134

Als vor gut zweihundert Jahren die ersten Präparate des Schnabeltiers nach Europa gelangten, hielt man dieses Geschöpf für einen Scherz des Präparators. Ein Tier mit Fell und einem Entenschnabel. Dazu ein Biberschwanz und Krallen, die mit Schwimmheuten verbunden sind. Das konnte nur ein Witz sein. Dieses wundersame Wesen legt Eier und ist trotzdem Säugetier. Es hat zwar keine Zitzen, aber aus Drüsen am Bauch kommt Muttermilch, die von den Jungen aufgeleckt wird, die nach zehn Tagen aus ihrem Ei schlüpfen.

Auf Englisch haben Schnabeltiere einen netten Namen – Platypus – Flachfüsser.

Das Schnabeltier ist scheu und dämmerungsaktiv. Dazu gilt der Fortbestand als ‚potentiell gefährdet‘. Die Hoffnung eines dieser Fabelwesen zu Gesicht zu bekommen, ist bei uns entsprechend klein. Sabine und Richard geben uns einen heißen Tipp: in Yungaburra besteht eine Chance.

Yungaburra gefällt uns spontan. Wir bleiben drei Nächte. Am Ufer eines Stausees gelegen, bekommen wir einen traumhaften Stellplatz auf dem Campingplatz. Die preiswerten ‚unpowered‘ Plätze liegen direkt am Ufer.

Beschauliches Yungaburra. Touristisch, aber sehr angenehm.

Die billigen Plätze sind die besten. Rechts an den Palmen steht unser Auto mit Zelt. Toller Platz!

Beste Aussicht direkt vor dem Zelt.

Und dann auch noch Vollmond über dem See.

Gleich am ersten Nachmittag ziehen wir los zum nahegelegenen Bach, der in den Stausee fließt. Ein feiner Wanderweg führt am Wasser entlang. Wir halten fest Ausschau nach Bewegung im Wasser. Aber wonach suchen wir? Leider sind Schnabeltiere auch noch relativ klein. Männchen bringen es grade mal auf dreißig Zentimeter, Weibchen sind zehn Zentimeter kürzer. Wir sind schon auf dem Rückweg als plötzlich ein zierlicher Kobold im Wasser auftaucht. Tatsächlich! Ein Schnabeltier!
Unser fabelhaftes Fabelwesen bleibt minutenlang und bereitet uns den Gefallen in der Mitte des Bächleins zu tauchen.

Am nächsten Tag, gleiche Stelle, gleiche Uhrzeit ist unser Freund wieder da. Diesmal taucht er auf der anderen Seite des Ufers im Schatten der überhängenden Bäume und ist nur schwer zu entdecken. Ohne dass wir sein Verhalten gestern schon gesehen hätten, wären wir heute wohl an ihm vorbei gelaufen.

Schnabeltier – eindeutig. Vielleicht 25 cm lang.

Zum Fressen taucht es mit geschlossenen Augen und Ohren ab und wühlt im Schlamm nach Würmern, Larven und Krabben. Erst an der Wasseroberfläche wird gekaut und geschluckt. Im Winter hat man auch mal am Nachmittag Glück einen zu sehen, weil es dann kälter ist und die kleinen Schwimmer mehr Nahrung benötigen.

Außerdem gibt es Schildkröten in großen Mengen zu sehen.

Die Bäume am Ufer hängen voller Flughunde – ein Gezeter und Geschrei. Der rechte Flughund reißt kräftig das Maul auf. Es sind aber Pollenfresser. ;-)

Von wegen Dracula ist lichtscheu – die eingewickelten Kameraden hängen in der prallen Sonne.

Am dritten Morgen in Yungaburra – 650 Meter hoch gelegen – stehen wir im Nebel. Wir kriegen Zelt und Klamotten grade einigermaßen trocken verpackt als es richtig zu regnen beginnt. Auf einmal sind die schönen Atherton Tablelands nur noch grau.
Wir fahren zurück zur Küste in der Hoffnung auf besseres Wetter. Verlassen Yungaburra aber nur ungern. Ein Vogelparadies.

Die Vogel-Vielfalt und Dichte ist enorm in Yungaburra. Hier ein Plover, der Dornen am Flügel hat (quasi am Ellenbogen) mit denen er Angreifer verletzt. Besonders dann, wenn er seine Küken unter den Flügeln mit sich herum trägt.

Ein Bush Stone Curlew. Der treibt Schläfer nachts in den Wahnsinn (Grüße an Sabine). Ein langgezogener klagender Ton, dem andere Curlews fleißig antworten. Tagsüber stehen sie wie versteinert herum und täuschen manchmal sogar Verletzungen vor, wie hängende Flügel.

Grünflügeltaube

Abends kommen massenhaft Schwärme der großen Kraniche Brolga über den See geflogen. Die Vögel werden bis 1,40 hoch.

Ein majestätischer Anblick

Unsere Wahl ist die Etty Bay. Hier soll man ein weiteres lebendes Fossil zu sehen bekommen: Kasuare. Dieser große flugunfähige Vogel ist noch scheuer als ein Schnabeltier, aber am Strand der Etty Bay gibt es regelmäßig Sichtungen. Ein lebender Dinosaurier, wenn man nach der Optik geht. Ein großes Horn auf dem Kopf lässt an Velociraptoren denken. Knochenfunde sind über vier Millionen Jahre alt.

Ein Kasuar in Echtgröße – in Cairns im Botanischen Garten.

Wir bekommen einen Stellplatz nahe am Strand. Inzwischen regnet es in Strömen. Unser erster Regen seit Monaten. Waren wir doch immer geschickt den Regenzeiten (und der Kälte) davon gefahren.
Unter dem Auto mäandert ein kleiner Bach. Spontan wird das Leben im Dachzelt eine logistische Kampfansage. Kissen, Decken und Klamotten sind kaum fehlerfrei nach oben zu transportieren. Camping verliert seinen Charme. Wohin mit nassen Klamotten, Schuhen und Handtüchern? Zum Glück gibt es eine vernünftige Campküche und einen trockenen Sitzplatz dabei. Wir überleben. ;-)

Etty Bay

Mit Schirm am Strand – die Berge im Hintergrund stammen direkt aus Jurassic Park.

Immerhin Warnschilder für Kasuare an der Etty Bay – es regnet. ist aber warm.

Regen ist ein Camping-Spaß-Killer. Ohne Blick auf einen Kasuar werfen zu können, brechen wir bereits am nächsten Morgen Richtung Süden auf. Dort scheint die Sonne, sagt der Wetterbericht. Und der hat ausnahmsweise Recht.


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Sanni setzt alles auf die Solitaire du Figaro

Susann Beucke

Offshoreseglerin Susann Beucke startet in die Herbst-Rennsaison © Alban Scolan

Sanni setzt alles auf die Solitaire du Figaro

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Routenplanung für das Boot: ADAC Skipper App und weitere Tools

Die ADAC Skipper App eignet sich gut für die Routenplanung auf dem Wasser. Die Funktion im Detail und weitere nützliche Tools in der Übersicht.

Quelle

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