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YACHT RUSSIA – Vasily Senatorov – Golden Globe Race 2018

22.05.2021 – TEIL 2 – FINALE IN FREMANTLE

Vasily Senatorov

SV Otter II – Jean + Mario Lumaye BE

HANS CHRISTIAN 43 – NOTRUF ÜBER IRIDIUM VON ST.HELENA
Bonjour Peter, unser Pacific arbeitet seit 15 Jahren mit uns zusammen und hat uns geholfen, fast dreimal um die Welt zu segeln. Wir sind so zufrieden damit, dass ich oft sage, dass der WindPilot unser bester Kauf für das Boot bleibt.

Nun rutscht die Scheibenbremse am Radadapter und das Boot kommt vom Kurs ab. Das ist unangenehm und zwingt uns, immer wieder neu zu Justieren. Kannst Du helfen? Danke für Ihren Rat. Unsere Reise von Neuseeland zurück nach Europa ist über Tracker zu verfolgen.
Jean et Mario, Bateau Otter II

Meine Antwort 10 Minuten später:

Bonjour a vous, démontez les deux vis 023 et les deux verrous 51.

Les rubans de téflon 21 et 22 sont usés, il n’y a donc pas de tenue / adhérence lors du serrage des verrous 51.

S’il vous plaît, enlevez 21 / 22 et utilisez un peu de TAPE / DUCKTAPE, que vous fixez dans le moulage 050. Ensuite, montez 21 / 22 à nouveau … et vous pouvez continuer à naviguer.

Tout cela est très simple.
cordialement et bon voyage
Peter

Bürokraten-Kampf

So.,16. Mai 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2541, 21.559 sm von HH

Wir kämpfen auf zwei Fronten. Ich mit Französisch Polynesien und Achim mit Neuseeland.

Ich möchte einfach nur nach Deutschland fliegen. Früher hat man sich ein Ticket gekauft und fertig war die Angelegenheit. Der einzige Kampf bestand darin, den günstigsten Tarif zu finden. Heute benötige ich als erstes eine Genehmigung Französisch Polynesien überhaupt verlassen zu dürfen. Natürlich möchte ich auch zurück. Auch dafür wird eine Erlaubnis fällig – dieser Teil ist einzusehen.
Man benötigt für die Ausreise handfeste Argumente. Nur die Verwandtschaft zu besuchen, reicht da nicht aus. Auch nicht ältere Herrschaften. Krankheit und Tod sind echte Trümpfe. Also muss mein armer Vater herhalten. Aber ich bin mir sicher, dass Gert einverstanden wäre, dass ich sein Ableben und den damit verbundenen Papierkram als Begründung benutze. Eine skandinavische Crew berichtet mir, sie hatten ebenfalls einen Todesfall bereits im alten Jahr und halten jetzt ihre Ausnahme-Genehmigung in den Händen. Außerdem ist mein Personalausweis abgelaufen. Eine schwache Trumpfkarte, aber immerhin!

Für die Rückreise-Erlaubnis lasse ich einfach Achim (und das Boot) als Pfand zurück. :mrgreen: Da die Mitarbeiten des ‚Haut Commissariats‘ Achim nicht kennen, dürfe das glaubhaft sein. Dass ich doppelt geimpft bin, habe ich außerdem erwähnt. Für irgendetwas muss das ja gut sein.

Wenn man einen Grund gefunden hat (eine Crew „plant“ sogar die ungeplante Hochzeit), muss man im Internet diverse Formulare ausfüllen. Natürlich ist fast alles auf Französisch, aber mit diversen Übersetzer-Programmen ist diese Hürde zu schaffen. Der unverständliche Rest wird geraten. Ich scheitere erst an dem Eingabefeld für meine Flugnummer. Natürlich habe ich keine Flugnummer. Wer bucht denn einen Flug ohne zu wissen, ob er überhaupt fliegen darf? Zum Glück kann man alles, was man bereits ausgefüllt hat, speichern. Als mein Passwort wähle ich ‚Corona‘ plus einen ‚unflätigen Ausdruck‘.
Ich finde einen Knopf mit ‚Sie-haben-Probleme-beim-Ausfüllen-Ihres-Dossiers?‘. Ich beschreibe mein Problem der fehlenden Flugnummer und meine Aus-und Einreisegründe.
Vorsichtshalber habe ich dabei geschrieben, dass meine französische Version vom deepl-Übersetzer stammt. :oops: Und habe noch eine englische Variante dazu gepackt. Jetzt heißt es auf Antwort warten.

Der Kampf

mit französischen

Formularen :-)

Achim quält sich mit Neuseeland rum. Schritt eins – für Atanga die Genehmigung zu bekommen, ist erledigt. Schritt zwei – ihn und mich als ’notwendige Crew‘ zu deklarieren, ist erledigt.  Schritt drei – für uns beide ein Einreisevisum zu erhalten, ist erledigt.
Jetzt kommt der Pferdefuß: das Visum erlaubt uns die Einreise nur innerhalb von drei Monaten nach Erteilung. Mist. Es wird Winter in Neuseeland, die ersten Herbststürme stehen schon in den Startlöchern, da wollen wir ganz sicher nicht nach Neuseeland segeln. Eine Abreise vor Oktober ist nur was für harte Männer und kernige Frauen. Nichts für uns Kaffeesegler. Also wird unser Visum ungenützt verfallen. Eine Verlängerung des Visums ist nicht möglich. Das bedeutet für Achim, dass er in drei Monaten noch einmal mit Schritt zwei und drei von vorne beginnen muss. Rechnerisch wird das ein knappes Höschen. Wir dürfen dann nicht nach dem 15. November in Neuseeland eintreffen. Bei Visums-Vergehen kennen die Kiwis keinen Spaß. Berücksichtigt man eine Anreise von eventuell mehr als 30 Tagen, kann das eng werden. Es hängt ein wenig davon ab, wie lange die Kiwis zum Bearbeiten von Schritt zwei und drei beim zweiten Mal brauchen. Jetzt heißt es warten.

PS: Wir sind noch immer in Tahiti. Starkregen und damit eingehende unglückliche Windverhältnisse haben uns aufgehalten. Also genießen wir gut gelaunt noch den Markt in Papeete mit seinen Genüssen und die kurzen Wege.


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Windvane Report – Buchvorstellung

WINDVANE REPORT -EINE ZEITREISE

Windvane Report

SV Momo – Berhard Heise NZ

GIBT ES GUTE SEITEN AN DER HYDROVANE?

Experten Meinung

SV Maselle – Gabrielle Heggli Guerra und Thomas Guerra CH

SV GATORALI – FORTSETZUNGSGESCHICHTE – TEIL 4
Mit Gabriel segeln wir südwärts bis Sandy Island und wieder zurück nach Martinique.

SV Maselle

Von Moorea nach Huahine – ein Video!

Mi.,12. Mai 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2537, 21.559 sm von HH

Zeit für einen Rückblick: Von Moorea sind wir zwischen Weihnachten und Neujahr nach Huahine gesegelt. Diese Insel ist beim Wettlauf ‚die schönsten Insel in Französisch Polynesien‘ ganz weit vorne. Vielleicht ist sie nicht die schönste, aber das Gesamtpaket macht sie für uns total attraktiv.
Die Überfahrt in Moorea war eine Nachtfahrt – nur ein kurzer Hüpfer. Allerdings sind wir einen Tag zu früh gestartet und hatten noch eine alte Dünung draußen stehen.
Viel Spaß mit der Überfahrt und einer Moped-Runde um Huahine.

 

Mit dem Moped auf Insel-Tour

Und da soll ich hinpassen mit der dicken Kiste?

 


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Kernkraftwerk an Bord

Vor einigen Wochen haben Sabrina und ich die letzte Stromrechnung bezahlt und unseren Landstromanschluss endgültig abgegeben. Seitdem läuft Morgenstern komplett autark und unser Kernkraftwerk, wie wir das fertige Stromversorgungssystem manchmal scherzhaft nennen, ist im Vollbetrieb.
Ende Dezember haben wir mit dem neuen Akku das letzte Teilsystem an Bord installiert. Zuvor lief die Bordelektrik bereits ein ganzes Jahr mit einem kleinen LiFePO4 Akku im Testbetrieb. Darüber hatte ich hier bereits berichtet.
In der Praxis hat sich die Theorie mit dem winzigen 12V – 60Ah Akku bestätigt und so sprach am Ende nichts mehr gegen die endgültige Umstellung auf LiFePO4 Akkus. Die Bezeichnung LiFePO4, bzw. Lithium-Eisenphosphat-Akku, werdet ihr hier übrigens noch öfter lesen. Auch wenn es vielleicht nerven mag, ich finde es wichtig, die verwendete Akkutechnik richtig beim Namen zu nennen, um Missverständnisse und Falschinformationen, rund um die verschiedenen Zelltechnologien, aus dem Weg zu räumen.
Am Steg und auch auf der Straße wird man nämlich immer wieder mit folgendem Satz konfrontiert: „Sie wissen aber schon, dass Lithium Akkus explodieren können!?“
Auf meine manchmal gestellte Rückfrage, „WELCHE Lithium Akkus das können?“ herrscht meistens Stille.
Und so kläre ich dann gerne auf (wenn es gewünscht ist) und bin am Ende der Unterhaltung zufrieden, wenn ich ein wenig Licht ins Dunkel der Akkutechnik bringen konnte.
Es gibt eben nicht DEN Lithium Akku, der explodieren kann und selbst bei der heißesten Technologie, den Lithium-Polymer-Akkus, passiert das heute nur noch äußerst selten und bei massiver Überschreitung der Grenzwerte.
LiFePO4 Akkus gehen hingegen, selbst bei extremster Überladung, nicht thermisch durch! Der Lithium Anteil im Akku (weniger als 5%) ist dafür schlicht und ergreifend zu gering. Das > P O < in der Bezeichnung bedeutet auch nicht Polymer, wie hin und wieder zu hören ist! Wer es ganz genau wissen möchte, hier die aufgedröselte Summenformel:

Li = Lithium
Fe = Eisen
P = Phosphor
O4 = Vier Sauerstoffatome

Die Zelltechnologie des LiFePO4 Akkus macht ihn deshalb zu einem der sichersten Akkutypen, die es überhaupt gibt. Wesentlich sicherer in allen Belangen, als ein klassischer Bleiakku!
Gegenüber anderen Lithium-Akku-Typen hat er eigentlich nur einen Nachteil, der für Schiffe aber praktisch uninteressant ist: Die Energiedichte ist etwas geringer als bei einigen anderen Lithium Typen und der Akku wiegt dadurch ein klein wenig mehr.
Deutlich leichter und kleiner als Bleiakkus sind LiFePO4 Akkus trotzdem noch.

Weitere Vorteile:
Kein flüssiger Elektrolyt im Akku
Lageunabhängig
Hochstromfähig beim Entladen als auch beim Laden
Lange Lebensdauer (ca. 20 Jahre, je nach Hersteller)
Enorm hohe Zyklenfestigkeit (je nach Hersteller ca. 5000 Zyklen bei 80% Entladetiefe)

Zyklen spielen deshalb in der Praxis an Bord mit LiFePO4 Akkus keine Rolle mehr. Man erreicht selbst bei kleinen Akkus und Liveaboard-Nutzung eher das konstruktive Höchstalter der Zellen, als dass man den Akku durch Zyklen in die Knie zwingt. Denn nach beispielsweise 5000 Zyklen mit je 80% Entladetiefe ist der Akku noch nicht hinüber, sondern lediglich in seiner Leistung um ca. 20% reduziert.

Das „Kernkraftwerk“ an Bord. (Auf dem Foto noch nicht in der endgültigen Version. Es fehlen noch die angepassten Bus Bars und die obere Halterung)

Kommen wir nun zum Akku, den wir bei Morgenstern verbaut haben. Es ist ein 12,8V / 800Ah LiFePO4 Monster geworden. In Kilowattstunden gerechnet sind das satte 10 kW/h. Diese 10 kW/h sind zu 100% nutzbar, da der Akku etwas Überkapazität hat.
Aufgebaut habe ich ihn als sogenannten 4p4s aus 200Ah Einzelzellen. 4 dieser Zellen sind Parallel verbunden und ergeben eine einzelne 800Ah Zelle mit einer Nennspannung von 3,2V. 4 dieser Blöcke werden im weiteren Schritt in Reihe verdrahtet und ergeben den fertigen Akku mit oben genannten Eigenschaften.
Das Kraftpaket ist eigentlich deutlich überdimensioniert, wenn man bedenkt, dass man aus einem LiFePO4 in der Praxis etwa die dreifache Energiemenge bekommt, als aus einem gleich großen AGM Bleiakku. Denn man darf nicht nur die nutzbare Kapazität vergleichen, sondern muss berücksichtigen, dass ein Bleiakku signifikante Verluste beim Laden und Entladen durch einen hohen Innenwiderstand verursacht. Auch lassen sich Stromspitzen beim Laden mit Solarmodulen und Windgenerator Aufgrund der Ladecharakteristik nicht so speichern, wie sie anfallen. Wer mal versucht hat, einen Bleiakku schnell zu laden, weiß was gemeint ist. Er nimmt nur bei sehr niedrigem Ladestand (den es bei Blei jedoch zu vermeiden gilt) viel Strom auf und fällt anschließend kontinuierlich ab. Eine Volladung dauert gefüht eine kleine Ewigkeit.
Da nützt es nichts, wenn die Sonne mittags auf die Solaranlage ballert, oder der Windgenerator in einer Front richtig Leistung bringt. Der Bleiakku ist häufig nicht in der Lage, diese Leistungsspitzen zu speichern.
Bei einem LiFePO4 sieht das völlig anders aus. Der Innenwiderstand ist so dermaßen gering, dass er wesentlich mehr Ladestrom verträgt, als wir jemals auch nur annähernd zur Verfügung stellen könnten.
Unsere 800Ah Verbraucherbank könnten wir problemlos mit 1C laden. Das wäre ein Ladestrom von 800A! Also gut 10kW.
Eine Böe im Windgenerator ist dagegen ein Klacks für so einen Akku und wird praktisch verlustfrei in gespeicherte Ladung umgesetzt.

Warum also einen Akku mit so viel Kapazität an Bord einsetzen? Naja, es gab da eine lange Disskussion zwischen Sabrina und mir.
Ich war eigentlich für 5kW/h. Die hätten locker gereicht. Aber am Ende hat sie sich mit guten Argumenten durchgesetzt und nun haben wir soviel Kapazitätsreserven, dass wir bei Ausfall aller Lademöglichkeiten gut 20 Tage komfortabel an Bord leben könnten. Bei Verzicht auf Komfort wäre das Schiff noch wesentlich länger autark.
Das sind aber alles Rechnungen, die in der Praxis eigentlich keine Rolle spielen. Wirklich interessant wird der große Verbraucherakku erst, wenn der E-Antrieb eingebaut ist. Dann kann in diesem Akku zusätzlich gepuffert werden und die Reichweite unter Motor steigt deutlich. Das war Sabrinas Hauptargument für einen überdimensionierten Verbraucherakku.
Ein weiteres Argument gegen den 5kW/h Akku war, dass wir damit am Steg doch wieder auf zusätzlichen Landstrom angewiesen wären und die Leistungsfähigkeit der Solaranlage nicht hätten voll ausnutzen können.
Mit dem 10kW/h Akku können wir komplett auf Landstrom verzichten und decken unseren gesamten Energiebedarf aktuell ausschließlich durch Sonnenenergie (der Windgenerator ist im Hafen immer abgestellt). Auch Schweißarbeiten, Wasserkocher oder Staubsauger sind mit dem Akku über einen Inverter kein Problem. Abends sitzen wir gerne im Cockpit und jetzt in der Übergangszeit haben wir da oft einen kleinen Heizlüfter laufen, damit es nicht so kalt wird. Mit dem „Kernkraftwerk“ ist das kein Problem.
Wir haben einen 230V / 3,5KW Inverter (Dauerleistung) mit reiner Sinuswelle installiert. Die Einschaltströme dürfen bei dem Gerät bis zu 7kW betragen. In der Praxis fliegt mir zu Hause beim Schweißen eher die Sicherung raus, als an Bord.

Bevor der Akku im Dezember 2020 eingebaut werden konnte, stellte sich allerdings die Frage, wie man einen so großen Akku initialisieren sollte. Dazu zunächst eine komprimierte Erklärung, was das Initialisieren eines LiFePO4 Akkus überhaupt bedeutet und warum man es macht. Denn um die Initialladung und die Hintergründe ranken sich nach wie vor Mythen:
Fangen wir mit der Ladecharakteristik an. Die Lade-/Entladekurve einer LiFePO4 Zelle ist extrem flach. Bei der späteren Nutzung des Akkus ist diese flache Kennlinie ausschließlich von Vorteil. Es gibt keine Spannungseinbrüche, die Leistung ist über gut 80% der Kapazität gleichbleibend.
Nun kommen gute LiFePO4 Zellen vom Hersteller üblicherweise so beim Endkunden an, dass sie alle dieselbe Spannung haben.
Ich kann diese Spannung mit einem Multimeter messen und höchstens ein Aussage darüber treffen, ob die Zelle so gut wie voll geladen, oder so gut wie leer ist, sollte die Spannung sehr hoch oder sehr niedrig sein. Mehr nicht!
In unserem Fall hatten alle Zellen eine Ruhespannung von 3,26V. Erst bei der dritten Nachkommastelle zeigten sich minimale Unterschiede. Die niedrigste Zelle lag bei 3,262V, die höchste bei 3,267V. Im Tausendstelvoltbereich ist die Messungenauigkeit allerdings bereits so groß, da springt das Multimeter leicht mal 2 Tausendstel hin und her, wenn man öfter als einmal misst und jemand im Raum hustet.
Die Zellen hatten also alle exakt dieselbe Spannung. Dieselbe Kapazität haben sie deshalb trotzdem nicht! Die Ruhespannung sagt bei einer LiFePO4 Zelle nicht viel über die Kapazität aus.
Schauen wir uns einmal eine (idealisierte) Entladekurve einer LiFePO4 Zelle an, dann sollte es „klick“ machen.

Die Initialladung dient ausschließlich einem einzigen Grund: ALLE ZELLEN AUF DENSELBEN LADESTAND BRINGEN!

Sonst nix!
Ein LiFePO4 muss nicht irgendwie aktiviert werden, oder angelernt, oder homöopathisch besprochen…

Um diese Initialladung durchzuführen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich zähle mal drei praxistaugliche auf.
Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. Wer das nicht machen möchte, kann auch seinen Händler ansprechen, manche bieten nämlich die Initialladung gegen Aufpreis an.
Und wer sich den ganzen Aufwand des selber Bauens sparen möchte, kann mittlerweile auch auf fix und fertige Komplettakkus inkl. integriertem BMS zurückgreifen. Das ist allerdings aus meiner Sicht nur für kleinere Anlagen interessant.

Kommen wir also zu den drei Möglichkeiten der Initialladung.

1.
Alle Zellen des späteren Akkupacks werden parallel verbunden und dadurch zu einer einzelnen gigantischen LiFePO4 Zelle verschaltet. Diese Einzelzelle wird nun mit einem dedizierten Ladegerät für die Initialladung bis zu einer Spannung von 3,65V geladen. Und zwar so lange, bis kein nennenswerter Strom mehr fließt. An diesem Punkt sind alle Zellen voll und Ladungsunterschiede haben sich ausgeglichen. Im World Wide Web kursieren immer mal wieder (selbst bei Händlern) Hinweise, man solle die Zellen kurzzeitig auf bis zu 4,0V laden. Davon halte ich überhaupt nichts! Das stresst den Akku enorm und die wenigen Promille, die man da noch angleicht, sind das nicht wert. Um diese wenigen Promille kümmern sich später beim fertig konfektionierten Akku die Balancer.
Ich selbst benutze bei dieser Variante der Initialladung übrigens lieber ein Labornetzteil, welches ich sowieso habe. Man stellt am Netzteil eine feste Spannung von 3,65V ein, dreht den Stromregler voll auf und lädt ebenfalls solange, bis kein nennenswerter Strom mehr fließt.
Je nach Akkugröße, Ladestrom und Ladestand dauert so eine Ladung einige Tage.

2.
Bei sehr großen Akkus kommt man irgendwann an den Punkt, bei dem es mit Variante 1. mehrere Wochen dauern kann, bis die Initialladung abgeschlossen ist.
Es gibt aber eine Möglichkeit, in Stufen zu laden, wenn man über ein LiFePO4 Ladegerät aus dem Modellbau verfügt. (Diese Variante wäre auch mit dem Ladesetup des endgültigen Akkupacks, inkl. BMS möglich.)
Man verschaltet die Akkus zunächst nicht parallel zu einer einzigen großen Zelle, sondern verdrahtet die Zellen in Reihe zu so großen Packs wie man sie mit seinem Balancerladegerät bedienen kann. Ich habe zum Beispiel ein 20A Gerät, welches 8 zellige LiFePO4 Akkus laden kann.
Mit diesem Gerät lade ich die Zellen so lange, bis die erste Zelle 3,55V erreicht hat. Anschließend wird der Akku wieder auseinander gebaut, alle Zellen Parallel verschaltet und wie bei Variante 1. bis auf 3,65V so lange geladen bis kein nennenswerter Strom mehr fließt.
Mit dieser kombinierten Ladung ist man deutlich schneller fertig. In meinem Fall fast 16 mal schneller, weil mein Labornetzteil nur 10A liefert und der Modellbaulader 20A. Diese 20A aber dann eben an einem 8 zelligen Akku.

3.
Bei der einfachsten, aber langsamsten Variante werden alle Zellen (wie bei 1.) parallel verdrahtet. Man lässt den Akku nun einfach stehen. Die Zellen gleichen ihre Ladungsunterschiede von ganz allein immer näher aneinander an. Durch die extrem geringen Spannungsunterschiede dauert das allerdings mehrere Wochen. Wer aber keine andere Möglichkeit hat, bzw. viel Zeit, fährt mit dieser Möglichkeit ganz gut. Ich würde mal 4 bis 6 Wochen als Minimum ansetzen und anschließend den fertig konfektionierten Akku mit BMS laden und ein Top-Balancing durchführen.

Die Initialladung an unserem 10kW/h Verbraucherakku habe ich mit Variante 1. durchgeführt. Man kann übrigens davon ausgehen, dass die Akkus mit 10 bis 30% geladener Kapazität (je nach Hersteller und Lieferweg) geliefert werden. Da muss also wirklich eine Menge Energie rein. Und man sollte auch daran denken, dass die Energie nach der Initialladung zeitnah wieder raus muss. Denn ein 100% voller LiFePO4 Akku sollte nach Möglichkeit nie lange auf diesen 100% verweilen. Die Lebensdauer leidet einfach darunter.
Am wohlsten fühlt sich so ein Akku, wenn er so um die 70% herumdümpelt. Was bei Bleiakkus in der Praxis an Bord oft ein großes Problem ist, gefällt dem Lithium-Eisenphosphat-Akku am allerbesten.
Bei uns an Bord dümpelt der Akku meistens so bei 500 bis 600Ah (von 800Ah) herum. Höher würden wir ihn nur laden, wenn wir unterwegs wären oder aus irgendeinem Grund absehbar ist, dass in den nächsten Tagen sehr viel Strom benötigt wird. Um das im Blick zu behalten, haben wir einen Batteriemonitor installiert. Das ist nichts anderes als ein Amperemeter mit integriertem Rechner, der immer schön vollautomatisch alles was raus geht und alles was geladen wird verrechnet und auf einem Display darstellt.
Zusätzlich überwacht ein BMS (Batterie-Management-System) jede einzelne Zelle des Akkus und greift im Notfall mit Abschaltung ein. Ich habe bei uns ein BMS verbaut, bei dem ich alles selbst programmieren kann. Das ist nicht unbedingt nötig, aber so lässt sich der Akku noch besser ans Schiff anpassen und man kann selbst entscheiden, welche Sicherheiten man wo haben möchte.

Und nun kommen wir zur Frage, die ich in letzter Zeit öfter am Steg höre: „Braucht man das?“ bzw. „Soll ich auch auf einen Lithium-Eisenphosphat-Akku umstellen?“

Ich sehe das so:
Wenn ein vernünftiges System mit Bleiakkus verbaut ist, die Akkus Ok sind und man keine Probleme hat, dann würde ich da vorerst nichts dran ändern.
Wenn man an dem Punkt ist, an dem der Bleiakku so langsam das Zeitliche segnet und die Ladeelektronik vielleicht auch schon uralt ist, dann würde ich heute zumindest über LiFePO4 nachdenken.
Man sollte sich einfach mal anschauen, wie man sein Boot in der Praxis nutzt und danach entscheiden. Verlässt man nur wenige Male im Jahr für wenige Tage mit dem Boot die Steganlage, was nach meiner Erfahrung ein bedeutender Teil aller Bootseigner tut, dann halte ich einen Hochleistungsakku, der viele tausend Zyklen übersteht, für übertrieben.
Ist man aber viel unterwegs, will oft vor Anker liegen, muss aufs Gewicht achten oder plant wirklich lange Fahrten, dann könnte ein LiFePO4 das richtige sein.
Allerdings gebe ich immer zu bedenken, dass eine Umrüstung oft einen Rattenschwanz nach sich zieht und man ein wenig an Know How mitbringen sollte. Bei mir selbst basiert das Know How um Lithium Akkus auf mittlerweile rund 2 Jahrzehnten des experimentierens mit den unterschiedlichsten Typen. Anfangs habe ich da auch das ein oder andere Lehrgeld bezahlt.
Hat man das Basiswissen rund um Elektrik und Akkutypen nicht und möchte sich das Lehrgeld sparen, wäre ein gutes Buch zum Thema keine schlechte Idee. Im www findet auch man sehr viele gute Seiten, aber leider auch eine Menge Halbwissen. Und auch wenn die Angaben in diesem Artikel richtig sind, so kratzt er ebenfalls nur an der Oberfläche.
Man liest immer wieder von Leuten, bei denen LiFePO4 Akkus nach wenigen Jahren hinüber waren. Meistens wurden sie ständig voll gehalten (wie man das eben von Blei gewohnt war) oder die Anlage wurde nicht fachmännisch umgerüstet. Einfach die Akkus tauschen geht häufig nicht, auch wenn auf Webseiten von Händlern gerne etwas anderes behauptet wird! Wobei?! Es geht schon, aber segnet dann nicht selten der teure Akku nach wenigen Jahren das Zeitliche, oder zum Beispiel die Lichtmaschine, weil eben nichts optimal ist.
Hat man dagegen alle Lademöglichkeiten optimiert, Trennschalter für die Solaranlage installiert (um manuell die Ladung an jedem beliebigen Punkt zu unterbrechen), oder die entsprechend optimierten Regler und ein gut programmiertes BMS im Einsatz, dann wird man mit einem System belohnt, das sich in der Praxis anfühlt wie ein kleines Kernkraftwerk und weitaus weniger zickig und sicherer ist als ein Bleiakku (egal welchen Typs).

Und wie geht’s nun weiter an Bord der Morgenstern?

Aktuell bin ich dabei, das Heck von Morgenstern umzubauen. Die neuen Heckstufen sind bereits angeschweißt und die Badeplattform fertig. Das ganze Heck sollte in wenigen Tagen endlich komplett sein, dann werde ich hier darüber berichten.
Der Neubau der Pantry ist ebenfalls in vollem Gang. Auch dazu kommt demnächst noch ein Beitrag.
Nebenbei bin ich damit beschäftigt den Fahrakku für Morgensterns E-Antrieb zu initialisieren. Die Zellen dafür haben wir vor wenigen Tagen bekommen. Die Kapazität des Akkus liegt bei 22kW/h. Kann also etwas dauern…

Unsere Corona Impfung ist vollendet

So.,02. Mai 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2527, 21.559 sm von HH

Unseren zweiten Schuss erhalten wir ebenso unkompliziert wie den ersten. Wieder ist das Impfzelt aufgebaut und ohne Anmeldung werden wir freundlich herein gewunken. Zwanzig Minuten später sind wir doppelt geimpft mit Pfizer Biontec. Die Nebenwirkungen beschränken sich auf leichte Schmerzen im Impfarm für zwei Tage und erhöhte Müdigkeit am Impf-Abend. Keine Kopfschmerzen, keine Grippesymptome. Leider funktioniert der implantierte Bill Gates Chip nicht richtig. Mein sechs Jahre alter Laptop hat noch immer ‚Windows 8.1‘ installiert und will sich einfach nicht von alleine updaten.

Selfie mit Hindernissen – beide geimpfte Arme waren nicht fehlerfrei aufs Foto zu bekommen

Nebenwirkung der Impfung – ein Ringtanz auf offener Straße

Im Zelt war mehr Andrang als drei Wochen zuvor. Besonders die Reihe mit den Erstgeimpften war gut besucht. Knapp 15.000 Geimpfte sind in den letzten drei Wochen dazu gekommen. Das Tempo zieht an. Außerdem ist seit ein paar Tagen ein zweiter Impfstoff (Johnson&Johnson) im Land im Angebot. Die Einreise für flugreisende Amerikaner ist seit 1. Mai wieder erlaubt. Eine Impfpflicht gilt dafür nicht als Bedingung. Für Segelboote, die in Südamerika sehnsüchtig auf offene Grenzen warten, gibt es leider noch keine Lockerung.

Wir persönlich haben keine Vorteile von der Impfung. Geimpfte und Ungeimpfte werden gleich behandelt, dürfen die gleichen Lokale besuchen und dürfen gleichberechtigt zum Friseur. Nach wie vor haben alle Restaurants und Geschäfte geöffnet. Geschlossen sind nur Nachtclubs und es gilt eine Ausgangssperre von 22:00 Uhr bis 4:00 Uhr morgens.
Die Begeisterung fürs Maske tragen sinkt zusehend. Nur noch im Super- und auf dem Frischemarkt wird sich halbwegs dran gehalten. Den letzten Corona-Verstorbenen gab es vor zwei Monaten zu bedauern. Täglich werden noch ungefähr fünf positiv Getestete gemeldet, damit scheint für die (überwiegend junge) Bevölkerung die Pandemie vorbei zu sein. Wer will es ihnen verübeln?
Zunehmend sehen wir im Park wieder Tanzgruppen beim Training, abendliche Geburtstagsfeiern mit Picknick, Fitness-Trupps und Ukulelen-Spieler. Das normale Leben kehrt zurück. Es ist nicht erlaubt sich mit mehr als sechs Personen zu treffen, aber weder wird das Verbot beachtet noch kontrolliert.

Familien-Picknick im Park

Wir sind jetzt fertig in Papeete. Am Dienstag möchten wir weiter. Ob sich direkt ein Wetterfenster für den Weg auf die Tuamotu anbietet oder ob wir in Moorea am Anker darauf warten müssen, ist in der Vorhersage noch nicht klar ersichtlich. Beides ist okay für uns. Ich werde berichten.

Der Marina-Manta

Manni, der Marina-Manta hat schon vor einem halben Jahr seine Kreise im Hafen gezogen. Inzwischen fliegt er mit zwei Meter Spannweite an den Unterwasserlampen vorbei. Manni ist ein Fuchs. Er hat entdeckt, dass sich an den Lampen so allerlei Fressbares sammelt. Bahn für Bahn grast er abends seinen speziellen Futterplatz ab. Seine Cleverness bezahlt er allerdings mit Einsamkeit. Noch nie haben wir einen zweiten Manta bei ihm gesehen.
Wir hoffen, dass Manni noch da ist, wenn wir wieder zurück kommen. :-)

 


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Tage im Leben von Langfahrtseglern

So.,02. Mai 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2527, 21.559 sm von HH

„Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?“, wurden wir gefragt. „Arbeiten und leben“, lautet die Antwort. Ganz wichtig dabei ist, auf die ‚Work-Live-Balance‘ zu achten, wie es auf Neudeutsch so schön heißt. Mein Tag beginnt zwischen halb sieben und sieben Uhr. Achim ist dann meistens schon eine Stunde wach. Super bequem brauche ich nur von hinten aus dem Bett zu rufen oder eine whats app :lol: zu schicken, dann wird mir sofort ein Tee gekocht. Zehn Punkte für ‚Live‘ in meiner Balance. Vor dem Frühstück surfen wir dann häufig eine Stunde im Internet. Es ist die beste Zeit, um mit der Heimat zu kommunizieren. Alle sind bereits zu Hause und der Tatort hat auch noch nicht begonnen.

Nach dem Frühstück gewinnt meistens ‚Work‘ die Oberhand. Einkaufen ist so eine Sache. Der Supermarkt ist gute zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Jetzt wo die Marina-Baustelle fertig ist, kann man barrierefrei durch den schönen Park radeln (ja, darf man – in Papeete kommen Fußgänger und Radler gut zusammen klar auf den Wegen). Mit Blick auf die Hafeneinfahrt und Moorea ist es ein Vergnügen und ‚Live‘ zuzuordnen. Man kommt am ‚Kultur-Haus‘ vorbei, wo häufig Ausstellungen stattfinden und man einen netten Zwischenstopp einlegen kann. Erst kurz vor dem Supermarkt muss ich auf die Straße wechseln. Für eine Erneuerung der Uferbefestigung ist der Fußweg weg gerissen worden.

Fahrradweg durch den Park zum Supermarkt

da freut sich die Einkäuferin

mit Zwischenhalt an einer Ausstellung

an der Schnellstraße ist Papeete nicht mehr so schön – hier muss ich auf der Straße radeln

Der Rückweg dagegen hat mit ‚Live‘ nicht viel zu tun. Ich schaffe mit zwei Satteltaschen und einem Rucksack ungefähr 30 Kilo zu transportieren. An der Baustelle fahre ich einfach gegen den Strich auf der Straße. Das fällt in die Kategorie ‚Live‘ verkürzend. Aber besser als den Umweg der anderen Straßenseite zu nehmen, dort muss man als Linksabbieger eine vierspurige Schnell-Straße kreuzen – noch gefährlicher, habe ich für mich entschieden. Bis der Einkauf aufs Schiff gehievt und verstaut ist, bin ich total durchgeschwitzt. Wenn man schwitzt, muss es ‚Work‘ sein. Bin ich gut drauf, fahre ich gleich zweimal hintereinander. Mega-work! Aber das schafft was weg. Allein nur fürs Wasser, was wir in den drei Wochen Marina-Aufenthalt weg trinken (der Wassermacher ist im öligen Hafenwasser außer Betrieb), muss ich fünfmal fahren.

und der Rückweg – übrigens interessiert es die Autofahrer keinen Deut – ich werde weder angehupt noch angeblinkt, aber man nimmt auch keine Rücksicht ;-)

In der Marina haben wir dafür Brauchwasser im Überfluss. Viel Wasser, viel ‚Work‘. Wäsche waschen zum Beispiel. Unsere Kissenbezüge und Handtücher haben nach meiner lauen Handwäsche der letzten Monaten so gestunken, dass ich Ihnen jetzt eine Kochwäsche verpasse.  Das geht wie früher. Auf dem Herd Wasser heiß machen, in einen Bottich kippen und mit Holzlöffel umrühren. Schwitz, stöhn, schnauf. Aber die einzige Methode, wie man den Stink aus den Klamotten bekommt.
Die Wäsche, die nicht gekocht werden darf, bringe ich zur Wäscherei mit Hilfe einer Handkarre.  Eine Maschinenladung kostet zehn Dollar. Trocknen kostet das gleiche. Auf dem Schiff bekomme ich die Trocknung durch Sonne und Wind umsonst. Da bin ich Sparfuchs und lasse nur waschen, um die tonnenschwere Karre mit der nassen Wäsche durch die halbe Stadt zu ziehen. Der gesamte Prozess stinkt nach ‚Work‘.
An anderen Vormittagen wird geputzt, geräumt und sortiert. Eindeutig ‚Live‘. Nein, Scherz, der Schweiß läuft, es ist ‚Work‘. Und was macht Achim? Achim repariert etwas oder jagt nach Ersatzteilen und Zubehör. Ich sehe ihn selten schwitzen, stelle ich beim Schreiben gerade fest. Er kann auch viel Arbeit im Sitzen erledigen. Unsere Anträge für Neuseeland hat er geschrieben. Er behauptet, das sei Schwerstarbeit gewesen … ja, im kühlen Schiff unter Deck ein wenig in die Tastatur klappern. Pfffft. Dass er 140 Liter Diesel ran gekarrt hat, lasse ich mal unter den Tisch fallen.

Der Chef hat derweil Arbeit im Sitzen – der Nähmaschinenkasten bekommt einen neuen Boden und an der Seite ein Aluprofil mit ein paar Poppnieten verpasst

Zum Mittag essen wir eine Kleinigkeit und gönnen uns eine anschließende Pause mit Internet – das bedeutet dreißig Minuten ‚Live‘.  Es folgt der erste Abwasch des Tages. Die Hände im heißen Abwaschwasser bei sowieso schon über dreißig Grad treiben den Schweiß aus den Poren. Achim schwitz nicht, Achim trocknet ab. :mrgreen:
Am Nachmittag sind die Temperaturen untauglich für ‚Work‘. Endlich schlägt die Waage zur richtigen Seite aus: Blog schreiben, Film schneiden oder wir lesen, Achim hält auch gerne mal ein Nickerchen. Gibt es was zu schauen in der Stadt, besuchen wir gemeinsam eine Ausstellung oder machen eine Radtour.

Bleibt noch der Abend. Der ist schnell beschrieben. Kochen = schwitzen. Zweiter Abwasch des Tages = schwitzen (Achim noch immer nicht, er trocknet auch abends ab). Und was ist mit dem Sundowner? Ganz klar: work hard – play hard! ;-)
Und dann ist sie wieder gerade gerückt, unsere Work-Live-Balance auf Langfahrt.

Harte Sundowner-Work zusammen mit Brigitte und Ferry


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Der Verfall

Di.,27. Apr. 2021, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2522, 21.559 sm von HH

„Das war auch schon in einem besseren Zustand … „, der meist gesprochene Satz auf Atanga. Wo man hinblickt (einschließlich in den Spiegel :mrgreen: ), stahlt uns der Verfall entgegen.

Die Gangschaltung von Achims Rad – abgebrochenes Opfer der UV Strahlung.
Der Aufbewahrungskasten für die Nähmaschine – Überalterung.
Unser geliebter, praktischer Pumpaufsatz für die 5-Liter Wasserflaschen – China Schrott.

Abgebrochene Gangschaltung wird geklebt – schon das zweite Mal

Die wichtige Transportkiste für die Nähmaschine kommt nach 40 Jahren in ein Alter

Mit Panzertape geklebte Pumpe – besser die als keine

 

Ersatzbeschaffungsmöglichkeit gleich Null. Crews aus Frankreich, England und dem Rest der Welt bitten einfach die hilfsbereite Verwandtschaft in der Heimat um den Versandt eines Päckchens. DHL Deutschland versendet noch immer nicht Französisch Polynesien. Nach einem Jahr Corona-Einschränkungen hat man es nicht geschafft den Versandt über einen anderen Slot als Neuseeland zu organisieren. Passt irgendwie zum Gesamteindruck. ;-) UPS liefert, nur muss man sich auf Wartezeiten einstellen. Die Crew der Alrisha hat mehrere Monate auf die Zustellung ihres neuen Kühlschranks gewartet.

Diese Verknappung an Nachschub erzieht zur Nachhaltigkeit. Wegwerf-Gesellschaft war gestern. Eine Bürste zum Schruppen des Unterwasserschiffes, die nur noch Stummel statt Borsten hat, wird heilig gehütet. „Die ist doch noch gut! Wer weiß, wann wir eine neue finden.“ Erst im fünften Laden bin ich dann letzte Woche fündig geworden.
Der Stöpsel für unsere Spüle in der Pantry besteht seit einem Jahr aus einem alten Tupperdeckel. Hält prima und wahrscheinlich wird das für immer so bleiben.
Abgeschnittene Gurte eines kaputten Rucksacks kommen an den Fahrradtaschen zum Einsatz. Die alten Gurte haben sich im UV Licht pulverisiert. Der Boden der Satteltaschen ist ebenfalls durch, die nähe ich mit Persenningstoff wieder einsatzfähig. Die Sättel haben eine Haube, weil der Kunststoff schon seit Monaten klebt. Im früheren Leben wäre das alles auf dem Müll gelandet. Hier drehen und wenden wir kaputte Dinge, die vor Ort nicht zu bekommen sind, so lange bis uns eine Lösung einfällt.

Bitte nicht wegwerfen – besser diese Bürste als keine

Gerissenes Gummi am Stöpsel wird durch einen Tupperdeckel ersetzt

Klamotten kaufen in Papeete – auch ein Thema. Zu neunzig Prozent gibt es das Blumen-Blätter-bunte-Fenua-Outfit. Achim hat sich oben rum schon angepasst. Aber was ist mit Schuhen, Unterwäsche und Shorts? Wanderschuhe oder andere feste Schuhe zu finden, ist schwierig. Der billige Mist, den wir finden, der ist 150 Dollar einfach nicht wert. Somit flickt Achim ein durchgelaufenes Loch in der Sohle mit M 5200 – einem teuflischen Industrie-Kleber.  Neue Unterwäsche habe ich mir im Supermarkt gekauft. Die Gummis sind schon nach der zweiten Wäsche abgerippelt. Und ich dachte, die billigen Synthetik-Teile auf dem Markt wären der echte Schrott. Zum Glück habe ich meine alten ‚Schlüpfer-Lappen‘ noch behalten. Die waren ja noch gut …
Meine Lieblings-Shorts hat die dritte Schicht Flicken. Wer braucht schon neue Klamotten? In den Tiefen meines Schrankes finde ich noch einen fast ungetragenen Rock, den ich nie so recht mochte. Den kürze ich mir ein, finde ihn nun tragbar, und freu mich über ein neues Teilchen wie Bolle.

Drei Lagen Flicken auf der Shorts – besser die als keine

Unsere besten Freunde sind Panzertape und die Nähmaschine. In den drei Jahren im Pazifik (Ecuador, Osterinsel und FP) ohne Einkaufsparadies vor der Tür sind wir zu Spezialisten im Frickeln, Improvisieren und Reparieren geworden. Gebrochenen Scharnieren unserer Klappen im Cockpit verpasst Achim eine Stütze von unten, so dass man den Deckel wenigstens noch vorsichtig öffnen kann. In ganz Papeete war kein Ersatz zu finden. Der Kasten für die Nähmaschine bekommt Krücken aus Alublech. Es macht Spaß zu sehen, wie Achim für alles eine Fusch-Lösung erfindet mit der man (weiter) leben kann. Manchmal fühle ich mich drei Generationen zurück versetzt als man mit Rohstoffen noch nicht so verschwenderisch umgegangen ist. Und es ist kein schlechtes Gefühl.

Aber ein Einkaufsparadies wäre auch mal wieder schön. :-)

Reparatur am Bimini – was sowieso schon fertig ist und auf Ersatz wartet


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Achillesfersen

SEEGRAS – TREIBGUT – WASSERBALKEN

Achillesfersen