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Verrückte in der Wüste

28.Jan.24,  Australien/SA/Roxby Downs, Tag 59 Roadtrip,  4.894 km total, 101 Tages-km

Per Tagesausflug fahren wir von Roxby Downs nach Andamooka. Es sind nur dreißig Kilometer, aber diese Kilometer bringen uns in eine andere Welt. In eine Welt von Bessenen. Von Glücksrittern. Von Abenteurern und Aussteigern. Die dreihundert Leute, die in Andamooka wohnen, buddeln in der Wüste nach Opalen. Die Minen beginnen direkt hinter ihren Häusern, ja im Vorgarten des Nachbarn. Beim Wettbewerb ‚unser Dorf soll schöner werden‘, braucht Andamooka nicht antreten. Der Schrott alter Fahrzeuge, Bagger und Baumaschinen steht überall herum. Die Opal-Sucher wohnen in Wohnwagen oder Container artigen Häusern. Es gibt keinen Laden und die einzige Kneipe sieht geschlossen aus.

Die Anfahrt auf Andamooka – wie übergroße Maulwurfhügel liegen die Minen direkt am Ort

Wo fängt Mine an – wo hört der Ort auf?

Leben in einer überdimensionalen Sandkuhle

Baumlos – Schattenlos – Schmucklos

 

Geöffnet hat nur die Post. Witziger Weise befindet sich im Keller ein kleines Museum. Liebevoll wurden Fotos der einhundert jährigen Geschichte in Andamooka zusammengestellt. In Vitrinen verstauben ein paar Opal-Fundstücke.

 

Glücksritter aus allen Ländern der Welt haben sich hier eingefunden: Griechen, Tschechen, Italiener, Ungarn. Der Friedhof gibt Auskunft.

Einer der ersten Opal-Sucher. Es heißt, dass man alle von der Polizei gesuchten Männer in Andamooka finden konnte.

Aus Andamooka stammt einer der größten Opale der Welt.

South Australien schenkte Königin Elisabeth anlässlich ihres Besuchs 1953 diesen Opal aus Andamooka. Sie trug ihn genau einmal. Jetzt liegt er in der Schmuckschatulle.

Opal schimmert in den unterschiedlichsten Farben. Versetzt mit Feuern, Blitzen und Sternefunkeln. Besonders begehrt ist Opal bei Indern und Chinesen. Dort dient er häufig auch als Glücksbringer.

Am April 1930, der Monat ist verbürgt, begannen hier zwei Schatzjäger mit dem Graben nach Opalen. Die ersten Siedler haben in Lehmhäusern gewohnt, halb in den Berg gebaut, um sich etwas Kühle in der Hitze der Wüste zu verschaffen. Ein paar Häuser sind noch erhalten. Viel besser wohnen die modernen Opal-Sucher allerdings auch nicht. Entweder sie legen keinen Wert auf Komfort oder sie können ihn sich nicht leisten, da die Opalsuche weniger erfolgreich ist als man es sich erhofft hat.

Die ersten Wohnhäuser – aus Lehm, Kartons und Jutesäcken gebaut

Gleich neben den alten Häusern stehen die modernen Unterkünfte

Opalsuche ist Handarbeit. Für Bergbaugesellschaften lohnt sich der Abbau nicht. Als Glücksritter kauft man sich eine Schürf-Lizenz, eine Hacke und Spaten und dann kann es auch schon los gehen. Bis zwanzig Meter tief wird gegraben. Immer mit der Zuversicht auf den großen Fund. Opal ist ein Mineral, was sich in ausgetrockneten Meeren unter Druck vom umgebenden Stein gebildet hat. Es verläuft in gläsern schimmernden Adern im umgebenden Gestein. Wer eine tiefe Ader findet, kann Glück haben und tatsächlich Geld verdienen. Aber statt diesen verrückten Ort zu verlassen, wird sich ein Presslufthammer oder Minibagger gekauft und nach der noch größeren Ader gesucht. Opalsucher sollen besessen sein und nur wenige schaffen den Absprung in ein anderes Leben.
Friedhöfe erzählen ja immer ihre Geschichten, aber der Friedhof in Andamooka ist etwas ganz besonderes. Nicht nur, dass er von den Sandhaufen der Minen fast eingeholt wird, er zeigt auf besondere Art die Leidenschaft der Opal-Sucher. Spitzhaken, Schaufeln und Bohrer als Grabdekoration und Inschriften als Zeitzeugen der Hingabe zu ihrem gewählten Leben. Ob freiwillig oder nicht ist nicht überliefert.

Die Buddelei macht knapp vor dem Friedhof halt

Leidenschaftliche Opal-Sucher mit Herz dabei.

Auf den meisten Gräbern sind Schaufel zu finden

Bulldog Bill

Leidenschaft oder Besessenheit?

Friedhof mit Humor – Biggus Dickus – der Bruder von Schwanzus Longus (aus dem Film ‚Live of Brian‘)

Hinter Andamooka führt die Schotterpiste weiter bis zum Lake Torrens. Alle Lakes in Südaustralien sind Salzseen. Nur selten führen sie Wasser an einigen Stellen. Aber wir haben Glück. Letzte Woche hat es in der Region heftig geregnet und es sind noch Wasserlachen übrig. Ungenießbar salzig, aber etliche Vögel genießen ein Bad und Kängurus waren auch schon da.
In der Region Roxby Downs fallen jährlich ungefähr 130 mm Regen, verteilt auf 40 Regentage, somit sind die Tagesmengen nicht nennenswert. Der Regen ist verdunstet, bevor er auf den Boden fällt. Umso erstaunlicher jetzt der „gefüllte“ See.

Endlose Wüste

Lake Torrens hat die Größe von

Ein paar Wasserlachen sind noch übrig

Der Kleine lebt perfekt getarnt zwischen Steinen und Salz

Auf halber Strecke nach Andamooka – der Regen sorgt für Leben – lilienartige Blumen überall

Am Horizont eine Fata Morgana – Wasser oder kein Wasser? In diesem Fall egal, da das Wasser nicht genießbar ist

Alles was blau ist heißt Lake – aber es sind nur Salzseen

 

Die baumlose Landschaft, lebensfeindlich, fremd und so anders als alles, was wir kennen, passt gut zu den Opal-Suchern. Hier fügt sich alles zu einem stimmigen Bild zusammen. Ein wundervoller Ausflug.


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Abenteuer Outback

26.-27.Jan.24,  Australien/SA/Roxby Downs, Tag 57-58 Roadtrip,  4.694 km total, 315 Tages-km

Von unserer Hitze-Schutz-Unterkunft bis zum Ende der normalen Welt sind es noch einmal 120 Kilometer Asphalt-Highway. In Marree gabelt sich die Straße – man hat die Wahl: entweder Schotter ostwärts oder Schotter westwärts. Hunderte Kilometer durch unbewohntes Land. Durch unwirtliches Gebiet. Durch das Outback.

Ein Trupp Keilschwanzadler hat sich an einem tot gefahrenen Känguru gütlich getan

Die Wüste lebt – Emus sieht man häufig hier im Nichts – Kängurus sind seltener geworden

Marree ist heute ein staubiges Nest mit einhundert verbliebenen Bewohnern. Einst war Marree ein blühendes Nest. Zuerst Station für die Kamelkarawanen, die vor der Eisenbahn das Land versorgten und bereisbar machten. Später ein wichtiger Umschlagplatz für Vieh, was hierher getrieben und auf die Bahn verladen wurde.  In Marree trafen zwei Spurbreiten aufeinander. Güter mussten umgeladen werden. Das führte nach dem Bau einer neuen Trans-Australischen Eisenbahn 1980 zur Schließung des Bahnhofs in Marree.

Marree – das Ende von asphaltierten Straßen

Ein paar Artefakte hat Marree sich bewahrt

Keine Züge mehr in Marree

Wir kommen mit zwei älteren Frauen ins Gespräch, die unter der Gemeinschafts-Überdachung mit Grillplatz den „Australia Day“ feiern, der heute anliegt und kontinentweit ein Feiertag ist. Wir erfahren jetzt auch, wer in dem gut sortierten Geschäft in Leigh Creek für Umsatz sorgt. Klar, wenn man keinen Laden hat, muss man 120 Kilometer zum Einkaufen fahren. „In Leigh Creek ist es aber teuer. Ich war letzte Woche zum Einkaufen in Roxby Downs. Billiger und mehr Auswahl.“
Roxby Downs ist zweihundert Kilometer entfernt – alle Kilometer Schotterpiste.

Und genau da wollen wir hin. Die Piste ist mal besser und mal schlechter in Schuss. Mal rappeln wir über Bodenwellen. Mal ist der Belag glatt wie Asphalt. Kurz vor Roxby Downs wird der Weg besonders schlecht. Hier muss es vor Kurzem geregnet haben und mehrere Trucks haben tiefe Spurrillen in den Matsch gefahren, die jetzt ausgehärtet sind und für Fahrfreude sorgen.
Wenn Straßen nach Regenfällen gesperrt sind und man sie trotzdem befährt, kostet es tausend Dollar Strafe. Pro Reifen. Wobei Reservereifen mitzählen sollen. ;-)

Viele Autos sind uns nicht begegnet – vielleicht fünf Stück. Die wichtigste Regel bei einer Panne – niemals das Auto verlassen. Lebensgefahr. So viel Wasser kann man nicht mit sich schleppen, bevor man verdurstet ist. Passiert trotzdem immer mal wieder.

Unendliche Weite

Baumlos bis zum Horizont

Überreste der alten Bahntrasse neben der heutigen Autopiste

Modonia Sculpture Park auf dem Oodnadatta Track – auf halber Strecke mal etwas anderes als nur Sand und Schotter

Kakadus nisten in den Flugzeugwracks

Alle Figuren sind aus Industrie-Müll – wie zum Beispiel den überflüssigen Schienen der ehemaligen Eisenbahn

Roxby Downs ist eine ganz junge Stadt. Erst 1988 gegründet für die Arbeiter im zehn Kilometer entfernten Bergwerk Olympic Dam. Einem der größten Kupferbergwerke Australiens in dem als Nebenfunde noch Silber, Gold und Uran in nennenswerten Mengen abgebaut werden. Obwohl man hier seit 35 Jahren buddelt, soll noch nicht mal die Spitze des Eisbergs abgebaut worden sein.

Roxby Downs kümmert sich gut um seine knapp vier tausend Bewohner. Meistens junge Familien, die es hier in die Wüste zum Arbeiten getrieben hat und die bereit sind 500 Kilometer entfernt von einer richtigen Stadt zu wohnen. Kino, Schwimmbad, Bibliothek, Schulen, ein toller Supermarkt und ein freundliches Stadtbild.

Erst weiß man nicht – was falsch ist im Stadtbild – es ist der super grüne Rasen

Roxby Downs versucht Farbe ins Leben zu bringen – kostenloser Wasserpark – Wasser wird einer großen Blase entnommen, die unterhalb der Osthälfte Australiens existiert und dann entsalzen.

Der Campingplatz auf dem wir unterkommen, hat über 200 Hütten, die er überwiegend an Arbeiter der Mine vermietet, die eingeflogen kommen und nicht dauerhaft hier wohnen.
Wir lernen Mike kennen, der in seinem Wohnwagen wohnt und als Straßenarbeiter auf dem Minengelände arbeitet. Die Bezahlung sei sehr gut, berichtet er.Und da mit Chemikalien gearbeitet wird und wegen des Urans, bekämen alle Mitarbeiter Arbeitskleidung gestellt, die das Gelände nicht verlassen sollen und für alle Arbeiter gewaschen wird. Seinen Stellplatz zahlt ebenfalls sein Arbeitgeber. Allerdings arbeitet er in einem brutalen Schichtdienst: Zwei Wochen, sieben Tage, zwölf Stunden Schicht. Dann eine Woche frei. Trotzdem sei einfach für die Mine Arbeiter zu finden.


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Erika Neumann GER

EIN DENKMAL VON HERZEN
Lieber Peter
Vielen Dank für deine wie immer amüsant geschriebenen Blogs und das Denkmal dass Du mir damit setzen wolltest.

Wenn jemand ein Denkmal verdient, dann Du. Für all die Jahrzehnte, die Du immer für uns Segler da warst.

Vielleicht wird’s kein Denkmal aus Stein oder Stahl, aber sicher eines in meinem Herzen ( und vielleicht auch im Herzen vieler anderer Segler)
Liebe Grüße
Erika

Heatwave in Australien

25.Jan.24,  Australien/SA/Leigh Creek, Tag 53-56 Roadtrip,  4.379 km total, 138 Tages-km

Wir sitzen in der Camp-Küche in Leight Creek. Der Gefrierschrank läuft auf Hochtouren.  Vier Wasserflaschen haben wir am Start. Regelmäßig legen wir eine geleerte Wasserflasche aufgefüllt zurück in den Eisschrank. Fünf Liter trinken wir jeder über den Tag verteilt. Direkt aus dem Wasserhahn. Wir brauchen nicht mal Trinkwasser schleppen. Herrlich!
In der Küche erreicht die Temperatur 43 Grad. Der beste Platz im weiten Umkreis. Vier Tage hocken wir in dem Kabuff und sind glücklich, es so gut getroffen zu haben. :mrgreen:

In Australien werden regelmäßig Hitzewellen-Warnungen ausgerufen. Je nach Region im Land bei unterschiedlichen Temperaturen. Der Süden, in dem wir uns aktuell befinden, ist im Sommer sowieso schon brüllend heiß mit Durchschnittstemperaturen im Januar von 36 Grad. Per Definition wird erst von Hitzewelle gesprochen, wenn die ortsübliche Temperatur drei Tage oder mehr deutlich erhöht ist.

Von Westen her ist die letzten Tage eine Hitzewelle fast über den gesamten Kontinent gerollt, die sich nur langsam ostwärts bewegte. Daher schafften es vier Tage lang die Temperaturen auf 46 bis 49 Grad. Von drei Gefahren-Klassifizierungen reicht dies aber grade für mittlere Stärke.

Okay, wir sehen das anders. Für uns hat das hohe Qualität an Hitze.

Heatwave – das wo das weiße Kreuz ist, da ist Leigh Creek. Wir hätten nur entkommen können, wenn wir zur Küste zurück gefahren wären. Viele Kilometer.

Aus dem Berg-Camp waren wir auf Grund dieser Vorhersage geflohen. Es kommt dort kein Trinkwasser aus der Leitung und es existiert dort nur ein offener Überstand, der Schatten spendet. Das erschien uns zu mau. Und einkaufen wäre auch mal wieder an der Zeit.
Die 150 Kilometer Schotter zum asphaltierten Highway zurück verliefen problemlos. Die Städte-Dichte mit Laden und Campingplatz ist dünn im Outback, somit haben wir uns Leigh Creek nur per Zufall ausgewählt. Und wir haben Schwein. Aber richtig Schwein mit der Wahl.

Telefonisch fragen wir an, ob das Camp überhaupt geöffnet hat, weil die Beschreibung im Internet Zweifel gestreut hat. „Doch wir haben geöffnet. Ich gebe euch den Code vom Toiletten-Schloss und die Küche steht sowieso offen. Sucht euch irgendeinen einen Platz und wenn ihr wieder abreist, wenn die Hitze vorbei ist, zahlt ihr eure Übernachtungen (35 Dollar) einfach bei der Tankställe gleich neben an“.

Hauptgeschäft des Campingplatzes ist es Cabins zu vermieten. Alle Hütten stehen zurzeit leer. Drei der Hütten wurden für Camper als Toiletten und die Küche freigegeben. Somit haben Achim und ich je ein komplettes Bad für uns. In der Küchen-Hütte stehen Tische und ein Sofa und eben der überlebenswichtige Gefrierschrank.

Auch nicht super viel Schatten – aber wenigstens ein wenig. Die Nachmittage verbringen wir aber in der Küche. Unter der Markise sind 49 Grad.

Die Hütten – die in der Mitte ist unsere Küche

Unser Campingplatz – hier die Hüttenanlage – alles steht leer – kein Mensch da. Nicht mal der Vermieter. Auch etwas gruselig.

Eine Küche für uns ganz allein – sogar einen Ofen gibt es – der erste in einem Camp – das schenkt uns mal eine Pizza. Klar, Ofen an bei der Hitze ;-)

Das ursprüngliche Leight Creek befand sich ein paar Kilometer nördlich. Ein lebendiger Ort mit bis zu 2.500 Einwohnern. Die meisten arbeiteten in der angrenzenden Kohlemine. Dann wurde die Kohlemine erweitert und man verlegte Leigh Creek in den 80er Jahren auf seinen heutigen Standort.

2016 wurde die Kohlemine geschlossen. Und die Leute zogen weg. Jetzt wohnen noch 200 Menschen in dem etwas unheimlichen Ort. Viele der nicht mehr benötigten Häuser wurden abgerissen bzw. abtransportiert und wo anders wieder aufgestellt. Um den inneren Kern von Leigh Creek findet man überall die Reste von ehemaligen Straßen und Fußwegen.

Die verbliebenen Einheitsbauten sind von hohen Wellblech-Zäunen eingefasst. Kaum ein Mensch ist auf der Straße oder in den winzigen Garten-Verschlägen zu sehen. Im überdachten Einkaufskomplex hat nur noch ein Medic-Center, der Schnapsladen und Supermarkt geöffnet. Alles andere steht leer.
Der Supermarkt ist nicht sehr groß, aber insbesondere die Frische-Abteilung ist ungewöhnlich gut sortiert: zwei Sorten Melonen, Zuckerschoten, frische Champignons – und so weiter. Eine tolle Auswahl. Für so wenig Menschen, wie kann das sein? Aber unser Überleben ist prima gesichert – keine zehn Minuten Fußweg vom Gefrierschrank entfernt.

Ich dachte schon, dass ich etwas für meine Haare tun könnte. Nein, leider geschlossen.

Jeder Regentropfen wird in Leigh Creek aufgefangen. Wasser aus dem Hahn ist feinstes Trinkwasser – aufbereitet mit einer Osmoseumkehranlage in Leigh Creek.

Die Kirche im Einkaufskomplex – von hinten alles Fake

Die Menschen wohnen in Leigh Creek irgendwie eingezäunt – da wir wir stehen – befinden sich alte Straßen

Farblos und eingesperrt – Wohnen in Leigh Creek

Mich gruselt der Ort etwas

Wir beschließen, die Hitzewelle hier abzuwettern. Durch die Gegend zu fahren, macht keinen Spaß. Und wandern ist fast ausgeschlossen. Diese Hitze ist schon belastend. Vor allem, weil es nachts nicht mehr abkühlt. Üblicherweise fällt  in Wüstenregionen die Temperatur nachts deutlich ab. Während einer Hitzewelle nicht. Morgens um sechs Uhr – der kühlsten Stunde des Tages-  herrschen bereits (oder noch – wie man will) 33 Grad.

Unser Zelt hat an drei Seiten Gaze, so dass wir Luft rein lassen können, aber die ersten Nächte weht da kaum ein Lüftchen hinein. Am späten Nachmittag des vierten Tages ist die Hitze dann vorbei. Von jetzt auf sofort. Es kommt Wind auf, viel Wind. Die Temperatur fällt innerhalb von zwei Stunden um zehn Grad. Die Nacht wäre herrlich, würde es nicht so stürmen. Und morgens beim Frühstück sitzen wir mit Fleecejacke in der Sonne. „29 Grad – gefühlt wie 25“, sagt der Wetterbericht. Da kann man schon mal frieren. ;-)


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SV Sarabande – Matthijs de Boer NED

SAILING TO THE NORTH WITH 46ft ALUMINIUM ONE OFF
Hi Peter, 
We are enthusiastic users of the pacific plus. It’s incredible how the vane brings us to far destinations across the sea. I’ve been enjoying the view of the blade going back and forth during many of my watches. 
We’ve bought the boat about 5 years ago,
and it came with the Pacific plus. Since we bought it the connecting rod (< 98 part number 20 >98 part number 151, has been slightly bent) I could probably make one myself if required, but I am wondering if there’s spare parts available.
Also the Sticker with the wind angles has gone over the years. The ship was built
in 1999 and has been equipped with the Windpilot ever since. Is it possible to order a new sticker, so that looks all fresh and new?
Winter Sailing greetings from TromsØ,

Matthijs de Boer
onboard SV SARABANDE

SV Atair – Wolfram Treptow GER

VOM TRAUM ZUM SCHAUM
Im Andenken an Wolfram, der leider vor 4 Jahren verstorben ist, dieses Foto der SV Atair aus besseren Tagen. Ganz erschrocken sehe ich ein Video, aufgenommen vom neuen Eigner, der das Schiff ungesehen ersteigert und nun in Cork / Irland mit der Realität konfrontiert wird, die eine ganz eindringliche Sprache spricht.

Ron Loewen – BC Canada

Dear Peter, this Windpilot technology is the extension of ur being. The quality is what is left behind as ur legacy. 

Diese Windpilot-Technologie ist die Erweiterung deines Wesens. Die Qualität ist das, was du als Vermächtnis hinterlässt.
Ronny Loewen

SV Maja – Hajo Siebert GER

EIN OPUS 35 SCHÖNHEIT MIT HECKVERZIERUNG
Moin Peter, bin gerade am Sichten meiner Reisephotos und stelle fest, dass ich von der tollen Unterstützung durch den Windpilot auf meiner Reise von Gibraltar nach Lanzarote gar keine Bilder geschickt//geteilt habe. Diese hier sind während einer nicht so stürmischen Phase entstanden. Auch bei Windstärke 8 mit stärkeeren Böen hat der Pilot mich wacker auf Kurs gehalten und mich wunderbar entlastet auf meiner Reise zu den Kanaren, wo ich mich auch derzeit (Jan. 24) noch aufhalte.
Herzliche Grüße von
Hajo Siebert (SY MAJA)

SV Carina – Erika Neumann GER

VOM SCHIFF ZUM RUCKSACK – MIT ZIGEUNERBLUT GEHT ES WEITER

Erika Neumann

Ehrenmitglieder selbst gemacht

KU-KLUX-KLAN oder doch SUPPENKASPER?

Ehrenmitglieder

Heißer Besuch in Arkaroola

21.Jan.24,  Australien/SA/Arkaroola, Tag 51-52 Roadtrip,  4.241 km total, 158 Tages-km

Nach Minenstadt Blinman geht es 160 Kilometer (drei Stunden Fahrzeit) über Schotterpiste Richtung Vulkathunha-Gammon Ranges Nationalpark. Dieser ist der nördlichste Teil der Flinders Kette und am wenigsten besucht. Tatsächlich kommt uns auf der gesamten Streck kein einziges Auto entgegen. Das einzige Fahrzeug, was wir sehen, ist ein Wohnwagen-Gespann, das wir überholen.
Die unbefestigte Straße wäre auch mit normalen Autos befahrbar, wären nicht die Furten, die durch ausgetrocknete Bäche führen. Hier gibt es häufig Auswaschungen oder es liegen angespülte Steine auf dem Weg.

160 Kilometer Schotterpiste – mal eben

mal bergig und ohne Fernsicht

Und das erste Mal machen wir mit Bodenwellen Bekanntschaft. Die sehen aus wie die Wellen im Watt, wenn sich das Wasser zurück gezogen hat. Langsam sind diese Wellen nicht befahrbar. Bundy schüttelt sich. Die Zähne klappern. Alles rappelt und wackelt. Achim gibt Gas. Und tatsächlich, wie einschlägig beschrieben, kann man klapperfrei fahren, wenn man nur schnell genug ist. 60 plus km/h müssen es aber schon sein. Das birgt dann natürlich die Gefahr, dass man ein heftiges Schlagloch oder ähnliches nicht rechtzeitig sieht.
Aber der Kutscher bringt uns sicher zum Ziel.

Felsformation auf dem Weg zum Camp

Unser Ziel ist ein Eco-Camp, was bereits 1968 gegründet wurde. Die Familie vom Geologen Sprigg (eben jener, der den wundersamen Fund machte, der mit dem goldenen Spike gekennzeichnet ist) betreibt einen Mix aus Luxus-Lodges, Zeltplatz, 4WD-Spielplatz und drei Observatorien.

Von den Lodges (über sechzig an der Zahl) sind nur drei, vier Häuser besetzt. Den riesigen Zeltplatz teilen wir uns mit dem Aussie-Ehepaar, was wir vorher überholt haben. „Wir steigen jetzt in unseren klimatisierten Landcruiser und gehen off-roaden. Und wir steigen heute auch nicht mehr aus“, verkündet uns der ältere Haudegen, Typ Crocodile Dundee.
Richtig machen die das, finden wir. Auf dem fast baumlosen Gelände hocken wir den Rest des Nachmittags unter unserer Markise und hecheln. 39 Grad sagt die Vorhersage – 39 Grad zeigt unser Thermometer.

Stellplatz fast komplett ohne Schatten – bei den Temperaturen schon eine kleine Herausforderung

Der Sonnenuntergang mal die Berge bunt

Am nächsten Morgen gehen wir rechtzeitig los zur Wanderung in dieser wundervollen Landschaft. Es ist noch kühl: 33 Grad! :lol: Aber dank niedriger Luftfeuchtigkeit und mit viel Wasser schaffen wir eine schöne Runde. Am Nachmittag geht gar nichts mehr – die Temperatur erreicht 43 Grad.
Und die weitere Vorhersage ist nicht positiv. Eine Hitzewelle von Westen kommend, überrollt die nächsten Tage fast gesamt Australien. In Arkaroola sind Spitzenwerte von 47 Grad angesagt.

Wandern geht nur noch am Vormittag – ab Mittag wird es viel zu heiß

Die Observatorien sind unser Ziel

Kleine Observatorien – man kann Vorführungen buchen – wir leider nicht – der Mond ist fast voll und überstrahlt den Sternenhimmel

Dies ist ein Model des Ein-oder Vielzellers den der Geologe Sprigg entdeckt hat. Wir sind unten dran vorbei gegangen und haben es für Parkplatzmarkierungen gehalten. :lol:

Die letzten Ausläufer der Flinders Kette

Neben der Hitze machen uns auch die Fliegen das Leben schwer. Waren sie in den ersten Camps in den Bergen noch erträglich, so nerven sie hier schon gewaltig. Mit dem Netz überm Kopf geht es, aber beim Abendessen ist es böse. Die Fliegen setzten sich in Augen, Nase und Mund, weil sie scharf sein sollen auf das Eiweiß in unseren Körperflüssigkeiten.
Wir haben es mit einem Fleischopfer etwas abseits auf einem Teller versucht. In der Tat, das interessiert sie gar nicht. Aber unsere Nudelsauce mit Sahne, da sind sie scharf drauf.  Brrrrr. Eklig. Hunderte kommen aus allen Ecken angesaust. Mit einer Hand wedeln wir, mit der anderen versuchen wir die Nudeln in den Mund zu stopfen. Möglichst ohne Fliegeneinlage. Pfui.

Der Familienrat entscheidet, dass wir fliehen und nach nur zwei Tagen wieder abreisen. Wir fliehen den Fliegen und der Hitze, beides auf einmal ist zu viel für schwache europäische Gemüter im Outback. ;-)

Der Australische Gruß – Fliegen vor dem Gesicht weg wedeln

 

Fliegen und Kuhscheiße Talk

Die Fliegen gab es schon vor Ankunft der weißen Siedler in Australien. Brav haben sie ihre Eier in die harten Ködel von Kängurus abgelegt und sich vernünftig vermehrt. Dann kamen die Rinder. Dreißig Millionen sollen es in Spitzenzeiten gewesen sein (heute noch 22 Millionen).
Mit den Rindern kamen die Kuhfladen. Was fehlte, waren Mistkäfer. Sorgen diese Scheiße liebenden Tiere in Europa und Amerika für eine ökologisch saubere und rasche Entfernung der Fladen, so bleiben sie in Australien einfach liegen. Dreißig Millionen Kühe fladdern ungefähr dreißig Quadratkilometer mit ihrem dünnflüssigen Dung zu – täglich.
Der Australische Mistkäfer kann damit nichts anfangen. Es schmeckt ihm nicht. Fliegen hingegen lieben die weichen Kuhfladen und konnten sich unkontrolliert vermehren.
In den 60er, 90er Jahren und 2015 brachte man verschiedene Mistkäfer ins Land, um die Fliegen-Plage einzudämmen. Zum Teil mit Erfolg. Aber es dauert noch, bis sich ein vernünftiges Gleichgewicht eingestellt haben wird.

Da die Kuhfladen zu lange in Australien liegen bleiben, nützen sie nicht nur den Fliegen, sondern schaden auch den Weideflächen. Sie bedecken zu lange die Grasnarbe. Neues Gras wächst nicht nach, Flächen verdorren. Erosion folgt. Weideland ist für immer verloren.
Ein Hoch auf die euro-amerikanischen Mistkäfer. Guten Appetit – haut bloß ordentlich rein.


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Minenstadt  Blinman

19.Jan.24,  Australien/SA/Blinman, Tag 49 Roadtrip,  4.089 km total, 44 Tages-km

Nach drei Tagen im Busch soll es eine heiße Dusche geben. Wir stoppen in Blinman und landen auf dem hässlichsten Campingplatz der Reise. Abgestellt auf Schotter (28 Dollar) hinter dem „Hotel“,  was dazu gehört. Der Dorf eigene Generator wummert im Hintergrund.
In der Küche hängt ein Warnhinweis, bitte kein Leitungswasser in den Wasserkocher geben. Dieser ginge  davon kaputt. Na, das lesen meine Haare ja ganz besonders gerne. :mrgreen:
Im Duschraum riecht es nach Schwefel und sämtliches Porzellan hat schwarze Verfärbungen. Die  Armaturen sind übelst angelaufen. Dass Australien voll mit Metallen, Mineralien und Bodenschätzen ist, war klar. Aber in dieser Heftigkeit?

Blinman Hotel

Unschöner Campingplatz

Schlechtester Platz bisher

Alles andere im Dorf hat geschlossen.  Der Dorfladen. Das Café. Und die Information, die auch Touren durch die Mine anbietet. Saure Gurken Zeit. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Staubige Straßen führen durch den Ort. Eine Hauptstraße und eine Nebenstraße. Wikipedia verrät, dass in Blinman noch 43 Menschen leben.

Blinman heute – fast verlassen und aufgegeben

Alte Häuser sind verlassen in Blinman

Das war einmal anders, wie wir auf einem Rundweg rund um die alte Kupfermine erfahren. In die Mine kommen wir zwar nicht, aber der oberirdische Teil ist kostenlos zugänglich und vom Feinsten mit Schautafeln bestückt. Da hat Australien echt was drauf. Klasse.
1859 entdeckte ein Schäfer, Robert Blinman, Kupfer auf seiner Weide. Schnell wurde dieser Fund ausgeschlachtet. Mit einigen Unterbrechungen arbeitete die Mine von 1862 bis 1918 und die Bevölkerung wuchs in der Hochzeit der Förderung auf zweitausend Personen an.

Blindman Mine 1907

Zwei riesige Schlackeberge werden hier „für immer“ liegen – mit Schubkarren wurde das glühende Zeug über die Kante gekippt – wer nicht aufpasste, verbrannte jämmerlich bei dieser schweren Arbeit

Allerdings kann Blinman kein Wohnort der Freude gewesen sein. Der Schmelzofen lief 365 Tage rund um die Uhr. Häcksler, die das Gestein zermalmten, müssen einen furchtbaren Lärm gemacht haben. Der Abraum der noch glühenden Schlacke leuchtete in den Nachthimmel. Lungenkrankheiten und eine hohe Kindersterblichkeit waren zu beklagen. Nach der Aufgabe der Förderung verließen die Arbeiter diesen abgeschiedenen Ort. Zudrück  blieben ein riesiger Berg erkalteter Schlacke, ein großes Loch in den Felsen und ein paar Bauruinen. Und 43 Menschen, die heute von der Schafzucht und Tourismus leben.

Blinman Friedhof

 

Insekten Talk

Spinnen:  Es ist nicht so schlimm, wie erwartet. Darüber bin ich sehr glücklich (Achim im Geheimen auch – hehe ). Zumal die ein oder andere Spinne ja auch giftig ist. Wir hatten zwar schon ein fettes Exemplar im Türinneren vom Auto hängen. Das konnte mit Hilfe von zwei Stöckern an die Luft gesetzt werden.
Meine Anfangsidee immer alle Autotüren geschlossen zu halten, entpuppte sich als Witz. Nicht umsetzbar.  Zeitweise stehen alle fünf Klappen offen.
Ab und an huscht ein mausgroßer Widerling um die sanitären Einrichtungen. Das ist aber alles erträglich.

Ameisen: Wir wussten nicht, dass Australien von Ameisen bevölkert, ja wahrscheinlich zusammen gehalten wird. Kein Quadratmeter, der ohne Ameisen ist.

Winzlinge, die sofort zur Stelle sind, fällt auch nur ein Stück Apfel auf den Boden. Super Staubsauger. Am nächsten Morgen ist alles aufgeräumt und verputzt. Leider kriechen sie auch in jeder Mülltüte. Da kann man sie dann gut weg transportieren, wenn wir den Müll nicht auf dem Campingplatz lassen können (Nationalparks).

Etwas größere Ameisen, die über alles krabbeln, was in ihrem Weg liegt. Tische, Hände, Zelt. Die sind ebenfalls harmlos. Wohnen jetzt allerdings auch im Auto und reisen mit uns weiter. Das muss man im Auge behalten, ob Vermehrung ansteht.
Daneben gibt es noch große Krieger-Ameisen, die ganze Autobahnen in den Waldboden latschen und Ameisenhügel aus Steinen errichten. Die lassen uns Menschen ebenfalls in Ruhe.

Von zarten Armeisenfüssen gelaufene Furche

Im letzten Camp gab es Killer-Ameisen. Auch sehr kleine Exemplare. Bleibt man nur fünf Sekunden an der falschen Stelle stehen, wird man überfallen.  Oder sie belagern sofort die entsprechenden Stuhlbeine. Die Biester krabbeln hoch bis zum Knie, zunächst unbemerkt, um dann zig-fach mit ihren winzigen Zangen zuzukneifen. Da bleibt einem nur noch zu springen und die Flucht zu ergreifen. Die Macht des Kleinen über den Großen – wird viel zu wenig angewendet ;-) Komischer Weise kann man zwei Meter weiter stehen ohne, dass etwas passiert. Dort patroulieren sie an den Füßen einfach vorbei.

Fliegen Im Grunde die gemeine Stubenfliege, wie man sie kennt. Etwas kleiner vielleicht. Das sind die wahren Plagegeister denen wir bisher begegnet sind.  Sie fallen über uns Menschen her, um sich an unseren Körperflüssigkeiten satt zu trinken. Gezielt fliegen sie in Nasenlöcher oder setzten sich in den Augenwinkeln fest. Versuchen in die Ohren zu kriechen. Beim Wandern bitte nicht sprechen – schnell ist eine verschluckt (Achim :mrgreen: )
Hartnäckig verteidigen sie ihre frisch gefundene Quelle. Wenn man sie verscheucht, setzten sie sich sofort zurück an die gleiche Stelle.
Es sind hunderte Fliegen, die uns um den Kopf kreisen. Super nervig. Da man das nicht länger aushält als ein paar Stunden, hat die Australische Camping-Industrie Kopfnetzte erfunden. Achim versucht es als erster. „Dein Leben wird ein Wunderbares sein“, verspricht er mir. Ich bleibe vorerst beim Wedeln, aber dann stülpe ich mir auch ein Netz über. Und siehe – mein Leben ist ein wunderbares. Die Netze sind zwar auch etwas lästig, aber kein Vergleich zu den Fliegen.

Brille unter dem Fliegennetz wechseln – nicht so einfach


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