Kategorie: Blogs

SV Palve-Ago – Thomas Gottschalk GER

HR 36 – ES FUNKTIONIERT ALLES SUPER

Moin Peter,
Es funktioniert alles super
Hier noch Bildmaterial für deine Galerie.

Vielleicht ruft dich schon bald eine Empfehlung mit einer HR 42 an.

Für heute beste Grüße und handbreit.
Bleibe bitte schön gesund.

Thomas Gottschalk

Die Geburt einer Windpilot Pacific

STÜCK FÜR STÜCK ENTSTEHEN DIE GUSSTEILE

Geburt einer Pacific

SV Droopy – Gerrit Paetow GER

AUCH EIN SABBATJAHR GEHT MAL ZU ENDE – VIEL ZU SCHNELL!
Lieber Peter,
nach einem Jahr bin ich zurück in Steinhude. Rechnungen, Versicherungsangelegenheiten und Steuern holen einen in Windeseile zurück in den Alltag. Auch fehlt mir das Leben auf Droopy und die damit verbundene Leichtigkeit. Aber wer bin ich, mich nach einem so feinen Jahr zu beschweren.

Die Cabo Rico hat sich übrigens in vielerlei Hinsicht bewährt. Gerade im Vergleich zu den vielen anderen Yachten, die man unterwegs so trifft, und derer teils struktureller Probleme, merkt man, mit welcher Qualität diese Boote gebaut wurden. Gut, dass ich in der Position bin, sie zunächst behalten zu können.

Die Fahrt von Saint Martin nach Flores gelang flott in 17 1/2 Tagen. Ich hatte einen Freund an Bord, da Matheo und Carole bereits aus der Karibik zurückgeflogen waren. Mein Sohn hatte mir vor der Transat im Dezember bereits mitgeteilt, er würde nur einmal mit mir über den Atlantik segeln. Diese Überfahrt dauerte aufgrund des spät einsetzenden Passats nahezu 27 Tage und Matheo hat seinen Beschluss daraufhin verständlicher Weise nicht geändert.

Aufgrund von Problemen mit dem Autopilot verlor ich etwas Zeit auf den Azoren. Der für den Schlag zum Kontinent angereiste Freund musste nach zwei Wochen unverrichteter Dinge zurückfliegen, da er mit einem zu kurzen Zeitfenster im Gepäck angerückt war. So segelte ich einhand zurück zum Kontinent. Vorher aber segelte ich mit Droopy noch im Angra Bay Cup, was ein riesen Spaß war.

Meine Reise endete übrigens in Lorient, wo Droopy den Fluss Blavet stromauf überwintern wird. Alleine wäre eine Reise unter Zeitdruck durch den Ärmelkanal nicht machbar gewesen, ich musste am 01.08. wieder Arbeiten.
Zu den tollen Menschen, die ich kennenlernte gehören natürlich auch einige Bekannte von dir, von denen ich drei herausstreichen möchte.

Harry Schank – Horta

Deinen coolen Kumpel Harry lernte ich in Horta kennen, wo er ungekrönter König im Hafen zu sein scheint.

Kai Brueckner GER

Dort traf ich auch auf Kai mit seiner Albin Vega, der ein sehr feiner Mensch und hervorragender Gitarrist ist. Die größten Abenteurer, die ich unterwegs kennenlernte und glücklicherweise immer wieder traf, waren Kudi und Andi auf ihrer Albin Ballad. Mit der hatten sie bereits die Erde umrundet und jeden Abend konnten sie unglaubliche und spannende Geschichten erzählen– völlig irre!

Steuerfreiheit

Rückblickend bin ich sehr dankbar, das war ein rundes Jahr!
Auf beiden Atlantikquerungen fiel übrigens mein Autopilot aus. Auf dem Hinweg aufgrund mechanischer Probleme, auf dem Rückweg aufgrund elektronischer. Beides war mit Bordmitteln nicht zu beheben.
Meine Windfahnensteuerung rettete mir beide Male den Arsch. Niemals würde ich eine lange Ozeanpassage nach meinen Erfahrungen ohne ein so feines Gerät angehen.
 
Ich hoffe euch geht es gut und wir finden mal Zeit für ein Treffen,
 
mit besten Grüßen aus Steinhude,
Gerrit SV Droopy

Moin Gerrit,
ein schöner Bericht, man fühlt die Sonne zwischen den Zeilen …
Allerbest aus Hamburg
Peter
Hamburg 11.08.2024

SV Jobber – Jutta + Thomas Zink GER

WACKELT DAS PENDELRUDER? – DANN IST AKTION ANGESAGT!
Hallo Peter, 
unser Strangpress-Pendelruderblatt wackelt mittlerweile bedenklich in seinem Kopfteil.

Ich habe kürzlich bei SV Anixi eine von Dir empfohlene Reparatur (40 mm kürzen und mit Epoxid neu einsetzen) gesehen. Unterwegs haben wir aber auch schon die beiden Teile zueinander verschweißt gesehen. Fand ich ganz gut. Spricht etwas dagegen oder müssen wir dafür etwas
beachten oder ist Schweißen an der Stelle nicht zu empfehlen?

Lieben Gruß aus Curacao,
Thomas + Jutta, SV Jobber

Pendelruder wackelt

SV Freebird – Joshua for sale € 50.000,–

DAS TRAUMSCHIFF SCHLECHTHIN
Bernard Moitessier ist vermutlich der erste Name, der Seglern einfällt, wenn es darum geht, die Gedanken hinter den Horizont schweifen zu lassen, hatte dieser berühmte Franzose doch tatsächlich die Chuzpe besessen, den sicheren Sieg beim ersten GOLDEN GLOBE RACE vor nunmehr 56 Jahren fahren zu lassen, um sein ganz eigenes Glück in der Südsee zu leben. Moitessier ist „rechts“ abgebogen und stracks in die Südsee versegelt. Damit war der Weg frei für Robin Knox-Johnston, dem der Sieg im GGR vermutlich bis heute Unsterblichkeit gebracht hat.

Die Joshua ist im Kopf von Moitessier entstanden, realisiert wurde sie von der Meta Werft in Tarare, die nach dem Bau der ersten Joshua in den Folgejahren insgesamt ca 70 dieser Schiffe in Stahl gebaut hat, nachdem Moitessier ihnen die Rechte an den Rissen übertragen hatte im Gegenzug zu einem preiswerten Schiff, mit dem er sodann hinter den Horizont zu verschwinden gedachte

Welcher Segler weltweit hat denn nicht das Buch „Der verschenkte Sieg“ unter dem Kopfkissen? Und selbst, wenn es statt dessen im Bücherregal verstaubt, der Traum ist real und treibt Segler durch´s Leben und auf See. Die Joshua führt ein Eigenleben in Köpfen und Herzen, gejagt von den Rissen der Nordmänner, die mit den Colin Archer´s der nördlichen Welten um die Wette in der Gunst der Träume segeln, weil sie ebenbürtige Seetüchtigkeit in den Genen haben. Schiffe für den Ernst auf See bestens gewappnet … wer damit unterwegs ist, kann ruhig schlafen! In Deutschland wurde die Windspiel Klasse geboren. Der Hamburger Schiffbauer Hein Garbers hat mit diesen legendären Schiffen aufsehenerregende Reisen in den dunklen Jahren der Weltgeschichte durchgeführt, hat als Blockadebrecher im Schatten der Aufmerksamkeit einer Kriegsmarine unbeschadet Reisen nach Südamerika gemacht und ist heil wieder nach Hause gekommen.

Windspiel IV

SV Windspiel – Heike + Craig Wilson GER

Klar, auch bei mir staubt das Buch vom verschenkten Sieg seit Jahrzehnten, hat in meinem Kopf enorme Spuren hinterlassen, Furchen wäre die bessere Vokabel. Ich habe im Verlauf der Jahre in toto 7 Joshua mit meinen Heckverzierungen ausgerüstet, alle an Eigner verkauft, die ich nicht habe näher kennenlernen können oder dürfen. Dann kam vor 3 Jahren Nik Suermann zu mir in die Werkstatt. Tags darauf trafen wir uns in Wedel auf seiner FREEBIRD.

Auch diese Geschichte wurde aufgeschrieben, was verdeutlichen mag, wieviel Herzblut mir diese Schiffe bedeuten.

Der Besuch von Nik hatte ungeahnte Folgen, denn kurze Zeit später eröffnete er mir, dass er seiner Lotsenbruderschaft die Gefolgschaft aufgekündigt habe, um sich für einige Zeit ausschließlich num seine Kinder zu kümmern.
Ich kürze die Geschichte ein wenig ab: Nik ist bis Tenerife gesegelt, dann sind die Jungs eingeflogen um mit Papa zu segeln.

Nik ist wieder in sein berufliches Umfeld zurückgekehrt: als Lotse kennt er den Kiel Canal wie kaum ein zweiter, was die westliche Ostsee beinhaltet. Jedenfalls ist Nik wieder „artig“ kümmert sich um die Aufzucht der Erbengemeinschaft und … träumt wieder vom Segeln. Die Freebird wurde zwischenzeitlich nach Madeira versegelt, wo sie ungter der Landebahn des Airports „schlafen“ gegangen ist.
Am Ende wurde das Schiff dort dann an Jean-Pierre und seine niederländische Frau Jos verkauft. Jean-Pierre pensionierter Professor, auch ein Mann, der nach beruflicher Karriere „endlich“ seine Lebensträume mit der Wirklichkeit vertauschen wollte. Der Verkauf in Madeira ging in Harmonie über die Bühne, man war sich einig und vereinbarte einen gemeinsamen Törn ins Mittelmeer, um sich mit dem Schiff vertraut zu machen. Der neue Eigner wollte hernach mit einem Kreis lebenslanger Freunde mit der Freebird auf grosse Reise gehen.

Leider gingen diese Pläne schief: Jean-Pierre und Jos fanden sich nur Wochen später allein auf ihrem Traumschiff und mußten sich eingestehen, dass ihnen diese Verantwortung einfach zu groß geworden ist, denn „alle Freunde hatten sich zurückgezogen“.

Der Katzenjammer fand auf der Stelle statt: Nik wurde gefragt, ob er „sein“ Schiff für einen schier unglaublichen Preis zurücknehmen würde! Und so komme ich wieder ins Spiel, denn ich habe gerne angeboten, diese schöne kleine Geschichte zu verfassen, um über diesen Blog vielleicht einen „neuen“ Liebhaber für dieses prächtige Schiffe zu suchen. Ein Schiff, das unter den Joshua´s dieser Welt vermutlich zu den bestausgerüsteten gehört, allein die neuen Masten samt neuer Segelgarderobe haben mehr gekostet, als nun das ganze Schiff kosten soll.

Hier der Dialog zwischen Nik und Jean-Pierre:

“Good day Jos and Jean-Pierre,
I spent a long afternoon yesterday at my friends house with him and his wife.

Peter owns the company Windpilot that produces wind self-steering devices  for sailing yachts. Also Freebird is equipped with one of his products. 

On his website he maintains a blog about everything associated with sailing. Especially the human factor is his specialty. Here one example, that he posted after a visit  at the boatyard where I worked on Freebird:

Nik Suermann

Yesterday he came up with the idea to write a blog with the title like “Dreams” associated with boats and voyages. He intends to focus on the experience, hopes, disappointments that lead and are part of sailing dreams. 
Between 1000 to sometimes up to 5000 people read his blog every day, and he is generally receiving lots of comments and hints and questions.

My question is if it would be ok for you if I share my details of our Freebird deal including some pictures so he can write this blog about us?

I think it is a great idea, that includes the real possibility to find the perfect new owner of Freebird. So the boat can sail again and we can let her go. 

Especially as I realize that it is  beyond my capabilities now to leave my 3 boys in this current situation here for a two or three weeks trip. 

Please think it over, ask any questions that might come up and let me know your thoughts.

I hope you are fine and happy as much as you can,
Nik”

+++Thank you Nik! We’ll talk about this and let you know as soon as possible! 
I am glad you had a nice evening with your friend

Hi again,
I made a quick Google translation in French of the text about you in Peter’s blog, Jean-Pierre read it and thinks it is a good idea to make a story about dreams! So go ahead  

I am looking forward to reading what Peter is going to write.
I am also glad that it gives you less stress by going to Madeira.

Have a nice Sunday (grey here…)

Jos ++++

Hier das Angebot:

Für weitere Information bitte Kontakt NIK SUERMANN, der mit dem Eigner in engem Kontakt steht.

[email protected]
Mobil tel. +49 151 508 584 05

Kleine Schätze in der Eintönigkeit

27.07.-29.07.24, Australien/QLD/Croydon, Tag 240-242 Roadtrip, 19.283 km total, Tages-km 320+342

Einige der größten Rinderfarmen der Welt liegen in Australien. Es sind Megafarmen. Mal ist das Weideland komplett Baum frei, mal ist es gespickt mit Buschwerk und niedrigen Bäumen. An anderen Stellen übersät von Termitenhügeln.
Seit 2.500 Kilometer fahren wir durch diese Farm-Landschaft. Für uns sind die Grenzen zwischen den ‚Stations‘ nicht zu erkennen. Ab und an sieht man ein Tor am Highway, mit einer endlosen Straße dahinter, welche zu einer dieser Megafarmen führt.

2500 Kilometer – mehr oder weniger – die gleiche Landschaft

Ablenkung bringen Abschnitte mit verrückt vielen Termitenhügeln

Als abwechslungsreich darf die Landschaft nicht bezeichnet werden. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht einschlafen. Gegen die Langeweile helfen runtergeladene Informationen über die Region, die ich Achim während der Fahrt vorlese.
Wir fahren genau durch die Gegend, in der sich 1860/62 eine ungeplante Jagd zweier Expeditionsteams abspielte. Die teure und groß ausgestattete Expedition um Burke & Wills aus Victoria gegen den Einzelkämpfer Stuart aus South Australia. Es ging darum, welche Gruppe als erstes einen Weg von Nord nach Süd in Australien finden würde, auf dem eine Telegrafenleitung errichtet werden könnte. Nordaustralien war bereits mit der Welt durch ein Unterseekabel nach Java verbunden. Jetzt sollten die Kolonien Australiens ebenfalls angebunden werden.
Stuart machte 1862 das Rennen und die Telegrafenleitung verlief ein paar Jahre später ziemlich genau auf seinem gefundenen Track. Burke & Wills scheiterten und viele Männer aus dieser Gruppe verloren ihr Leben.

Nur zehn Jahre nachdem Stuart einen Weg quer durch Australien gefunden hatte, stand die 3.200 Kilometer lange Telegrafenleitung. Die Geschwindigkeit der Erschließung Australiens macht einen schwindelig. Wir stoppen in Croydon. Ein gutes Beispiel für die schnelle Industrialisierung. Heute ist Croydon ein Nest mit 215 Einwohnern. Das war mal anders.

-1880 Die ersten Siedler lassen sich nieder
-1885 Gold wird gefunden
-1887 Die Einwohneranzahl beträgt 7.000 Personen
-1891 Croydon bekommt eine Bahnanbindung – nur 30 Jahre nach Ersterkundung des Gebietes. Erstaunlich!

Verschlafenes Nest – Croydon.

215 Leute – klar braucht es da einen Verkehrsspiegel.

Croydon ist im Grunde ein großes Freilichtmuseum. Das Hotel, der Gerichtssaal, das Hospital – alles gebaut um 1887 – und einige andere Gebäude stehen noch. Liebevoll sind in den alten Holzhäusern Infotafeln und ein paar Artefakte ausgestellt. Im Informationszentrum läuft ein Film, der weitere Auskünfte gibt. Alles ohne Eintritt. Wir finden, Croydon sollte zehn Dollar pro Person Eintritt nehmen. Ein Schatz in der Einförmigkeit.

Noch aktiv als Hotel und Restaurant.

1920 gab es bereits unvorstellbar viele Autos in Croydon – dabei wurden um 1900 nur 60.000 Stück jährlich gebaut – und das nicht gerade um die Ecke. Und alle fuhren über Schotterpisten.

Der Hauptfriedhof liegt etwas außerhalb. Alt sind die Menschen nicht geworden.
Es gab zwar ein Krankenhaus, es war aber absurd teuer, sich dort behandeln zu lassen. In der Ausstellung von Croydon hängt eine Anekdote, dass ein Mann sein gesamtes Vermögen im Krankenhaus verbraucht habe. Seiner Frau habe er einen Schilling hinterlassen: „Damit sie sich einen Strick kaufen kann.“

Eine große chinesische Gemeinde siedelte sich zum Goldrausch in Croydon an. Sie arbeiteten als Träger für die Miene, aber in erster Linie bauten sie Gemüse an.

Überall verstreut im Dorf stehen alte Maschinen.

Es muss laut gewesen sein in Croydon. Das Gold wurde unter Tage abgebaut. Das Gestein wurde auf Unternehmen verteilt, die solche Steinzerkleinerer betrieben. Davon gab es Dutzende. Tag und Nacht in Betrieb.

Arbeit mit Rindern – heute per Hubschrauber.

 

Die verbliebenen Bewohner Croydons arbeiten heute auf den umliegenden Rinderfarmen. Der Goldrausch ist lange verklungen. Einer der Flüsse, der die endlose Hochebene durchschneidet, dient uns als Mittags-Rastplatz. Wir parken auf dem alten Highway, gleich neben dem Eisenbahndamm. Ein regulärer Zugverkehr wurde eingestellt, aber mit Sonderfahrten „Sunset in Croydon“ wird die alte Trasse noch zwei Monate im Jahr genutzt.

Picknick neben dem Bahndamm

Die alte Eisenbahnstrecke und der alte Highway.

Bahnbrücke und neue Highwaybrücke

Der Gilbert River führt ganzjährig Wasser. Be crocwise!

Der heutige Highway ist wegen häufiger Überschwemmungen ebenfalls auf einer Brücke gebaut. Wir sind ‚croc wise‘ und halten sorgfältig Ausschau. Entwarnung, keine Krokodile zu sehen. Wir ströpern weiter unter alten und neuen Brücken umher und stehen plötzlich vor einem ausgebüxten Bullen. Vielleicht nicht so gefährlich, wie ein Krokodil, aber wir räumen das Feld in einem weiten Bogen.
Noch ein „Schätzchen“ in der Eintönigkeit.

Er ignoriert uns ;-)

Nicht nur zu Fuß sind die Rindviecher eine Gefahr


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Reifen – die Stunde der Wahrheit

22.07.-25.07.24, Australien/QLD/Mt.Isa, Tag 235-237 Roadtrip, 18.621 km total, Tages km 59

Mount Isa, die einzige (richtige) Stadt im Umkreis von hunderten Kilometern, hat drei Reifenhändler. Der erste nimmt nur Bargeld. Der zweite führt eine wenig bekannte Reifensorte. Beim dritten Händler werden wir glücklich.

Wir haben jetzt noch drei verbliebene Dunlop-Reifen (Grandtrek) und die Zwangs-Neuerwerbung aus der Gibb River Road. Dieser Reifen nennt sich ‚Nankang‘. Nie gehört davon. Laut Internet sind davon ganze zwei Stück in Australien lieferbar.

„Den Dunlop-Schrott, den ihr habt, verkaufe ich nicht. Nur Bridgestone oder Yokohama“, poltert der Reifenmann. „Wenigstens euer Nankang taugt etwas. Das ist im Prinzip der gleiche Reifen wie die Yokohama, nur made in Taiwan, statt in Japan. Das war mal die gleiche Fabrik. Würd‘ ich euch verkaufen, hab‘ aber nur Yokohama.“

Achim fragt nach einem Rabatt beim Kauf von vier Reifen – satte 10 Dollar pro Reifen. Das ist uns zu viel. :mrgreen:  Wir kaufen zwei Yokohama. Der doppelt geflickte Dunlop wird entsorgt, der Nankang kommt wieder nach hinten als Reserve.

Wir dürfen sofort in die Werkstatt fahren. Der junge Mann dort weiß, warum sich auf Asphalt unser Reifen so zerfleddert hat. „Der ist ja bereits über zehn Jahre alt!“ Er zeigt auf ein Herstell-Symbol. „Der hat sich im Laufe der Zeit hinter der Reserve-Radabdeckung weich gekocht“.

Zerfetzt auf Asphalt – Allrounder Dunlop

Zwanzig Minuten später hat der Bundy an der hinteren Achse zwei echte Offroader  – ‚Aggressive‘, wie es im Reifenhöcker-Jargon heißt. Und vorne den ‚Dunlop-Schrott‘.

Happy car – happy life!
Eine Autowäsche gibt es auch noch oben drauf.

 

Abends sitzen wir neben dem Auto und sprechen über unsere weitere Route. Immer wieder fällt unser Blick auf die ungleichen Reifenpaare. Achim spricht es als erstes aus. Aber er braucht nicht viel Überzeugungskraft. Mir gefällt es auch nicht. Das Vertrauen nach zwei kaputten Reifen und zwei Löchern ist nicht mehr sooo groß.
Am nächsten Morgen stehen wir wieder beim Reifenhändler vor der Tür. Den Zehner Rabatt gibt es immer noch, allerdings nur noch für zwei Reifen. Wir überlegen noch, wem wir die zwanzig Dollar Verlust vom Taschengeld abziehen sollen. ;-)

More aggressive – Yokohama – 230 Euro das Stück.

Unser Campingplatz in Mount Isa liegt an einem kleinen Bach. Ganz nett, aber nichts Besonderes. Denken wir. Mit fortschreitender Abenddämmerung tauchen plötzlich ein paar Fledermäuse auf. Unter lautem Gezwitscher hängen sie sich auf der gegenüberliegenden Bachseite in die Bäume. Es sind große Flughunde. Hunderte. Dann Tausende. Nach zwanzig Minuten sind offensichtlich alle da. Es kehrt Ruhe ein. Das Gezwitscher verebbt. Inzwischen ist es stockfinster. Ein deutlicher Geruch zwischen Guano und Ziegenstall wabbert zu uns rüber.
Am Morgen sind alle Fledermäuse wieder verschwunden.

Stellplatz direkt am Bach – keine einzige Fledermaus landet in den Bäumen auf unserer Seite – nur gegenüber. Übrigens gibt es hier keine einzige Mücke. Das ist mindestens genauso verwunderlich.

Warum die Tiere mit der Dämmerung ihren Tagschlafplatz verlassen und bei uns abhängen, eine Art Zwischenstation machen, statt in ihre Fressgründe zu fliegen, das Rätsel bleibt ungeklärt. Die Zeltplatz-Wirtin weiß es nicht. Sie berichtet mir, dass die Tiere jedes Jahr an diesen Platz kommen. Manchmal sei der Himmel schwarz und es seien hunderttausende Tiere. Äste von Bäumen würden abgebrochen unter dem Gewicht der vielen Tiere.
Sie ekelt sich vor den Flughunden. Aber die Vertreibung mit einem C-Schlauch sei nicht mehr erlaubt. Die Fledermäuse sind geschützt, denn sie leisten einen großen Dienst beim Bestäuben von Bäumen und anderen Pflanzen. Diese Sorte frisst nämlich nur Nektar, weder Früchte noch saugen sie Blut.

Fledermäuse ohne Ende. Die Welle reißt nicht ab, die sich in die Bäume gegenüber hängt.

Mount Isa ist eine Minenstadt. Gefunden wird in der Umgebung Kupfer, Zink und Silber. Das Stadtbild wird von einer großen Industrieanlage geprägt in der sich Kupferschmelzen und Schwefelsäure-Fabriken befinden.

In Mount Isa findet nur Untertage-Bergbau statt

100 Jahre Mount Isa Fabrikanlage

Unser Reiseführer findet die Landschaft ab Mount Isa nicht mehr langweilig. Und wir können nur zustimmen. Nach langer Zeit finden wir mal wieder einen netten Walk außerhalb eines Nationalparks. Sogar ein paar Aborigines-Malereien warten am Ende.

Hübsche Umgebung gleich hinter der Stadtgrenze von Mount Isa

Felsenmalerei

und ein Wasserloch warten am Ende der hübschen Strecke

Ein Hit ist die nahegelegene Uran-Mine ‚Mary Kathleen‘. 1954 wurde hier eine signifikante Menge Uran gefunden und mit Unterbrechungen bis 1982 abgebaut. Zurück geblieben ist ein wunderschönes Loch von 250 Meter Tiefe. Davon stehen etwa 40 Meter unter Wasser. Exakte Stufen sind  in den Felsen geschlagen und umrahmen das Wasserloch. Überirdisch blau schimmernd, lädt das Wasser zum Baden ein, erscheint gleichzeitig abschreckend giftig. Allerdings warnt nur ein kleines Schild davor, dass der See kontaminiert sein könnte.

Fast kreisrunde Miene Mary Kathleen

Eine Farbe nicht von dieser Welt.

Sehr beeindruckend


9

Am Scheideweg, im Stau und ein Reifenplatzer

19.07.-22.07.24, Australien/QLD/Mt.Isa, Tag 231-235 Roadtrip, 18.562 km total, Tages km 568+153+418+447

Inzwischen sind wir deutlich nach Nord-Osten gekommen und verbringen ein paar Tage in Darwin. In Darwin beginnt der Stuart Highway. Dies ist die einzige asphaltierte Nord-Süd-Querung im Zentrum Australiens und direkte Verbindung zum Uluru (früher Ayers Rock).
Nach tausend Kilometern kommt eine Abzweigung, die asphaltiert nach Osten führt. Nach weiteren tausend Kilometern steht der Uluru mitten im Zentrum. Diese Kreuzung ist unser Scheideweg: Uluru oder Ostküste? So oder so, heißt es Meilen schruppen.

An der Kreuzung haben wir die Wahl: nach Süden oder Osten. Wir wählen den Osten, denn am Uluru ist touristisch grade die Hölle los und tageweise fällt die Temperatur nachts auf -2 Grad. Im Wohnwagen okay, im Dachzelt zu kalt.

Unser Reiseführer an Bord hat zur Abzweigung nach Osten eine klare Meinung: „Der Barkly Highway ist bestimmt die langweiligste Strecke einer Australienreise.“

Wir fahren erstmal los und legen nach knapp 570 Kilometern den ersten Stopp am proppevollen ‚Daly Waters‘ Campground ein. Wir haben einen schlechten Start mit dem Platzeinweiser. Ein Eckgrundstück. Die Leiter vom Zelt und unser Tisch würden halb auf dem Weg stehen. Das gefällt uns nicht. Unwirsch wird uns ein Platz gegenüber vom Hühnerstall zugewiesen. Schon besser. Hier stehen wir nicht eng auf eng mit anderen Campern und der Misthaufen vom Emu-Gehege stört uns nicht. Zwei Esel kommen vorbei und ein teuflisch schwarzer Ziegenbock. Das gefällt uns. Allerdings nur so lange, bis der Bock auf die ausgemusterten Deko-Autos  und Hubschrauber springt.

Der Zeltplatz-Ziegenbock springt auf alles, was nicht weglaufen kann.

Am Morgen schauen die Esel noch mal vorbei – der Bock hat sich nicht blicken lassen. Somit haben wir keine Beulen im Auto.

Das Daly Waters ist der älteste Pub im Northern Territory. Das Gründerhaus steht noch und seit über einhundert Jahren hinterlassen Gäste ihre persönlichen Visitenkarten in der Kneipe: Kappen, signierte BH’s und Wappen-Abzeichen. Abends gibt es zum Bier Live-Musik. Und gar nicht mal schlecht.

Sammlung der BH’s der letzten zig Jahre mit Widmung und guten Wünschen.

Das Deutsche Eck

Die Kneipe ist voll gepflastert mit Stickern, Fotos und Visitenkarten.

Am nächsten Tag werden wir nach 150 Kilometern ausgebremst. Vollsperrung des Stuart Highways! Ein Unfall, 80 Kilometer weiter südlich, ist Schuld. Damit nachfolgende Autos nicht in der prallen Sonne stehen müssen und die Möglichkeit zum Wenden haben, wurde die Straße an einem winzigen Ort gesperrt. Die Infrastruktur in Elliott besteht aus einer Tankstelle, Internetempfang und einer (!) öffentlichen Toilette. Häppchenweise erreichen uns Informationen. Der Unfall ereignete sich bereits vor 18 Stunden und im Augenblick wird ein Kran organisiert. Zwei Orte in denen das benötigte Equipment steht, kommen in Frage. Beide über 450 Kilometer entfernt. :-o
Ein Viehlaster ist mit einem PKW zusammengestoßen. Ein Fahrer hat den Unfall nicht überlebt, der andere liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Etliche Tiere sind tot oder verletzt. Die verletzten Rindviecher werden eingeschläfert. Es gibt viel am Unfallort aufzuräumen.
Um 15:00 Uhr wird ein Viehlaster aus der Stauschlange an uns vorbei schon mal Richtung Unfallort geschleust. Um 18:00 Uhr wird dann endlich die Sperrung aufgehoben. Die Hauptader Nord-Süd war krasse 25 Stunden gesperrt.

Schwarzkopf-Python kurz vor dem Stau. Achim sieht sie auf der Straße, wendet und sie tut uns den Gefallen und ist noch nicht im Gebüsch verschwunden.

Road closed – für 25 Stunden

Vollsperrung vom Stuart Highway

So ein Viehlaster ist in den Unfall verwickelt gewesen – 120 Tiere auf drei Anhängern

Dieser Laster wurde schon um drei Uhr vorgelassen – die Rindviecher haben nichts zu saufen auf dem Truck

In einer Stunde wird es dunkel. Bald fangen die Kängurus an zu springen. Die Gefahr einer Kollision ist nicht ohne. Alle fünf Kilometer sieht man ein überfahrenes Känguru auf der Straße liegen. Die Roadtrains bremsen nicht für Tiere. Wir würden also langsamer als sonst fahren. Dagegen haben aber die Trucks etwas, die ihre zulässige Geschwindigkeit von 100 km/h nur ungerne aufgeben. Daher entscheiden wir uns für eine Nacht am Straßenrand.

Zur Dämmerung geht es dann weiter – wir wollen uns nicht zwischen die Kolonne der Road Trains quetschen – viele Camper haben so entschieden wie wir.

Landstraßen-Romantik für zig Camper (die Wohnwagen-Besitzer nutzen ihre eigene Toilette, so dass das einzige Klo sogar noch so was wie okay war).

Die Trucks dürfen 100 km/h auf dem Highway fahren – in Deutschland 60 km/h. Mit in etwa einem Drittel der Länge und etwa einem Drittel des Gewichts.

Am nächsten Tag werden wir nach 230 Kilometern ausgebremst. Ein fieses Geräusch hinten links. Sofort ist klar, wir haben schon wieder einen Plattfuß. Der Reifen ist förmlich pulverisiert.
Achim hat noch nicht den Deckel vom Reserverad runter als ein Wohnwagengespann hinter uns hält. Die beiden kennen wir doch: Es sind Kelly und Murry. Wir haben in Elliott hintereinander gestanden und gemeinsam die Nacht am Straßenrand verbracht. Beide haben eine Farm ganz im Süden von Australien. Murry, als Farmer, weiß wie man zupackt. Sofort liegt er unterm Auto und setzt den Wagenheber an. Zwanzig Minuten später ist der Drops gelutscht. Danke für Eure Hilfe!

Murry kann zupacken

Zerfetzt

„In Australien muss man zwei Reservereifen bei sich haben“. Diese Warnung erschien uns doch reichlich übertrieben. Spontan sind wir nun ohne unterwegs und haben noch gut Strecke vor uns. Bis zur nächsten Stadt mit Reifenhökern – Mount Isa – sind es 550 Kilometer.
So weit möchten wir heute nicht mehr fahren, so dass wir auf dem letzten Roadhouse vor der Stadt die dritte Nacht verbringen.

Auch das Barkly Roadhouse ist gut gefüllt.

Ohne weitere Vorkommnisse schaffen wir es dann bis Mount Isa. Achim atmet erleichtert auf.

P.S. Dafür, dass die Strecke so furchtbar langweilig sein soll, hat sie es bei mir immerhin auf einen Bericht mit 921 Wörtern geschafft. Kann dann ja nicht so schlimm gewesen sein. :mrgreen:

So sieht es über viele Kilometer rechts und links vom Highway aus.


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SV Polarlys – Dirk Heubel GER

SV POLARLYS – CA 13m – IM KATTEGATT UNTERWEGS

Moin Herr Förthmann, ss ist immer wieder ein Genuss, mit dem Windpilot das Kattegatt zu durchsegeln.
Mit besten Grüßen
Rasmus Heubel
Dirk Heubel

Allerbest, dann weiss ich jetzt auch, warum der Platz in Grauhöft nun verwaist ist … der Skipper ist nach See zu abgehauen!

Gute Reise … und nicht einschlafen, der Feind ist überall im Kielwasser.
Peter Foerthmann

SV Wallis -Sebastien Giberques FRA

ALLURES IN FRANZÖSISCH POLYNESIEN

Hello Peter, Sorry for the delayed reply, we were sailing 🙂 Let me give you more information about our setup.
Wallis is an Allures 39.9 built in 2015. The Windpilot setup was integrated from the beginning, mounted on the aft platform. I have attached a few photos of our setup.

The spare parts needed are to replace worn/missing screws: The boat is currently based in French Polynesia, but we also have a house in France (Nice). So it may be easier to ship the parts to our Nice address.
Let me know how much it would cost for the parts + shipment.
Thanks a lot
Sebastien @ Wallis

Sebastien, SVP provide full name and delivery adress as my records store 27 sailor named SEBASTIEN … very certainly the screw 438 will not need replacement as this screw will only be helpful to find / adjust rudder in good alignment … rather being an OVERLOAD PIN….

Bolt 435 can be used as the picture show … not really need to replace…please have a careful look to the upper end of pushrod 151: is it slightly bent ??? Please straighten back again …

for further queries you will realize that I am almost always just a mouseclick away from you

best from Hamburg
Peter Foerthmann

https://windpilot.com/books/

continue reading

SV Ashagena – Gerhard Hinrichs GER

IM NOTFALL KANN DIE PACIFIC PLUS ALS PACIFIC VERWENDET WERDEN

Pacific Plus – kann das Hauptruder steuern

Aborigines Felsenmalerei

12.07.24, Australien/NT/Kakadu NP, Tag 225 Roadtrip, 16.593 km total, Tages km 8

 Die Vorfahren der indigenen Völker Australiens, als Sammelbegriff  Aborigines genannt, besiedelten den Kontinent vor 40.000 bis 60.000 Jahren. Außer Felsenmalerei ist wenig Geschichte überliefert und historische Funde halten sich in Grenzen. Die ältesten, sicher datierten, Felsenmalereien in Australien sollen 17.000 Jahre alt sein.  In verschiedenen Stilen sind sie quer über den Kontinent verteilt.

Ein bedeutender Fundort liegt in Ubirr, an der östlichsten Kante vom Kakadu Nationalpark. Viele Abbildungen sind im sogenannten ‚Röntgen-Stil‘ gemalt. Die Gräten und Innereien von verschiedenen Fischsorten sind klar zu erkennen.

Verschiedene Fischarten – inklusive Gräten.

Zeichnung eines Kriegers in Ubirr – Alter zwischen 2500 und 4000 Jahre.

Langhals-Schildkröte

 

Die Felsen befinden sich in den noch überfluteten Auen vom East Alligator River.

Das Alter der Zeichnungen in Ubirr ist nicht eindeutig. Zwischen viertausend und eintausend fünfhundert Jahren lautet die Vermutung. Alte Zeichnungen wurden immer wieder übermalt. Mit jeder Zeichnung wurde eine Geschichte erzählt. War diese nicht mehr aktuell, konnte der Platz für eine neue Geschichte genutzt werden.
Der Sinn der Malerei war sowohl Lehrkunde, diente aber auch zeremoniellen Zwecken.

Bis zur Ankunft der weißen Siedler wurde hier gemalt – dies ist ein Mann mit den Händen in den Hosentaschen. Die Geschichte über „moderne“ Menschen auf Felsen nieder geschrieben.

Auf den Fotos sieht man nur eine kleine Auswahl der gemalten Geschichten. Die Vielzahl der bemalten Felsen hat uns überrascht. Ebenso die Lokalität. Tolle Felsen mit Überhängen, Stufen und schroffen Wänden. Absolut lohnenswert zu besichtigen. Eine bunt-rote Zeitreise.

 

Die heutigen Aborigines und die weißen Australier leben parallel in ihren Welten. Das Unrecht der Vergangenheit an den Ureinwohnern wird mit großzügiger Zahlung von Sozialhilfe gesühnt. Und mit billigen Tricks übertuscht.
Berge, Regionen und Nationalparks erhalten ihre ursprünglichen Namen zurück. Heilige Stätten der Aborigines werden auf ihren Wunsch zunehmend für Touristen gesperrt. Alle Broschüren der Nationalparks,  jede Erklärung seitens der Regierung oder einer Firma endet mit den Worten: „Wir erkennen und anerkennen die traditionellen Eigentümer und Hüter des Landes […].“
Ein Lippenbekenntnis, wie uns scheint. Das Wort ‚Hüter‘ verrät viel in diesem Zusammenhang. Hüten dürfen die Aborigines das Land. Wird jedoch abbaufähiges Material gefunden, sind die Besitztümer klar geregelt.

 

Graffiti

In unserem (Touristen)-Alltag finden die Aborigines praktisch nicht statt. Wir befinden uns inzwischen im ‚Northern Territory‘. Hier leben über 30 Prozent der ungefähr 600.000 Aborigines. Klar sieht man kleine Gruppen in den Straßen oder beim Einkaufen. Aber sie bleiben unter sich. Meiden Augenkontakt. Ein Kopfnicken oder Lächeln wird nicht erwidert. Interaktionen begrenzen sich leider auf recht aggressive Bettelei.

Trotz Sozialleistungen geht es den Aborigines schlecht. Viele arbeiten nicht. Das Nicht-Miteinander von Weiß und Schwarz scheint uns in einer Spirale gefangen. Kinder werden nicht zur Schule geschickt. Das führt so weit, dass Geschäfte Schilder am Eingang aufhängen ‚Kinder ohne Begleitung von Erwachsenen werden außerhalb der Ferien nicht in den Laden gelassen‘. Ohne Schule keine Bildung, keine Arbeit. Oder höchstens am untersten Ende der Tätigkeiten. Als Einkaufswagen-Schieber oder Laub-Harker.
Die Perspektivlosigkeit ihrer Zukunft und die Traumata der Vergangenheit lassen die Aborigines grimmig und übellaunig erscheinen.

Alkoholmissbrauch ist ein großes Thema. In Zusammenarbeit versuchen die Regierung und die Chiefs der ‚Communities‘  das Problem in den Griff zu bekommen. Restriktionen beim Kauf von Alkohol sollen die Lösung bringen. Dort wo man Verbote wieder aufgehoben hat, schnellte die Kriminalitätsrate sofort unter die Decke. Autodiebstahl, Einbrüche und häusliche Gewalt. Städte mit hoher Aboriginal-Dichte haben die höchste Kriminal-Statistik.

Diese Kriminalität stößt die weißen Australier ab. Je nach Erziehung warnen weiße Australier uns neutral vor Brennpunkten oder kommunizieren unverhohlen Ablehnung.
Man lebt aneinander vorbei.
Verstärkt wird die Trennung durch sogenannte ‚Communities‘. Das sind Gebiete, die als Aboriginal-Land zurück deklariert wurden. Hier sind die Aborigines nicht nur die Hüter, hier sind sie die Eigentümer. Weiße dürfen dieses Land nur mit Genehmigungen betreten. Auf uns – als Besucher – wirkt das befremdlich und scheint uns nicht dienlich, die Kluft zu überwinden. Aber eine Lösung, wie man beide Ethnien näher zueinander bringt, liegt nicht auf der Hand.

Typisches Eintritt-Verboten-Schild an einer Community.
Man kann die Abschottung aus verschiedenen Gründen nachvollziehen, aber natürlich wirkt das nicht einladend.

Der Fluss, an dem wir die Salzwasser-Krokodile gesehen haben, trennt den Nationalpark von Arnhem. Arnhem ist ein riesiges Gebiet, das den Aboriginalen gehört. Genehmigungen für eine Einreise können bis zu einem Jahr dauern (bis auf drei Spots, die von Touristenbussen angefahren werden dürfen). Der Tankzug bringt Sprit in diese abgelegene Region. Angeblich von der Regierung bezahlt, wie uns ein Campingnachbar erzählte.

Somit angeln die Weißen auf der Nationalparkseite und die Aboriginalen auf der anderen. Trennung symbolträchtig.

 

Aborigines Kunst-Galerien Talk

Mein gesamtes Reiseleben bringe ich mir ein Bild als Souvenir aus dem besuchten Land mit nach Hause. Fündig werde ich bei Straßenmalern, in Touristen-Centern oder kleinen Galerien. Dabei suche ich mir ein typisches Motiv des Landes oder eine besondere Technik aus. In Costa Rica zum Beispiel werden Federn bemalt. Mal ist mein Mitbring auf Leinen gemalt, mal auf Papier. Mit Öl, Aquarell oder Kreide.
Die gesammelten Werke unserer Reise liegen auf Atanga. Schön flach und sicher aufbewahrt zwischen alten Seekarten.

Die Bilder kaufe ich ungerahmt und die meisten haben eine Größe von DIN A5. Die Welt der Maler ist sich einig: ein Bild eines unbekannten Künstlers kostet zwischen zwanzig und fünfzig Euro – je nach Preisniveau des Gastlandes.

Nicht so in Australien. Die Preise hier sind nicht zu verstehen. Es gibt recht viele Aboriginal-Galerien. Bis zu 400 Künstler der jeweiligen Region werden in einer Galerie vertreten. Wunderschöne Bilder, viele in der bekannten Pünktchen-Malerei. Ein heiß begehrtes Sammelobjekt für mich.
Aber die Preise! Für ein kleinformatiges Bild werden vierhundert bis tausend Dollar (250 bis 600 Euro) verlangt. :shock: Wer etwas Großes haben möchte, muss mehr als 2.000 Euro hinblättern.
Mal ehrlich, was soll das? Wer kauft das? Niemand kennt die Künstler. Man kann ihnen nicht bei der Arbeit zusehen, sie stehen nicht mal hinter dem Verkaufstresen. Oder will man nicht verkaufen? Ein noch ungelöstes Rätsel unserer Tour.

Mein Fund – ein Schwirrholz. Diese Geräte gehören zu den ältesten Klangerzeugern der Menschengeschichte. Bis 80 Dezibel können damit erzeugt werden. Sogar Crocodile Dundee hat im Film mit einem Schwirrholz ‚telefoniert‘.            Der Künstler heißt ‚Murrupp‘ vom Stamm der Djirrbal/Ngadjonji, wie ein mitgeliefertes Zertifikat bescheinigt. Das hübsche Schwirrholz hat 35 Dollar gekostet. Ein überraschendes Schnäppchen.

 

 


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