Kategorie: Mare Più

Mit dem Boot zur Biennale. Oder: Was um Himmels willen hat Kunst mit Segeln zu tun?

Venedig im schönsten Sommer. Das Wasser vor dem Riva degli Sciavoni kocht und brodelt von vorbeischießenden Wassertaxis, Lastkähnen und auch von dem majestätisch die Palazzi überragenden Kreuzfahrtschiff, das langsam hinausgleitet Richtung Meer. Gleich daneben ist es still im Biennale-Park. Ein paar Kinder spielen. Ein paar Wartende vor den Kassenhäuschen. Wasserpflanzen legen ein abstraktes Ornament auf die schillernde Oberfläche des Canale, der den Park zerschneidet. 

Mit dem Boot nach Venedig? 
Um die Biennale zu sehen? Lohnt sich das? Macht Kunst Spaß? 
Und hat Kunst was mit Segeln zu tun? 
Mal sehen. Eins nach dem anderen.

Die Biennale: Man muss sie sich als eine Art Nationen-Olympiade vorstellen. Nationen entsenden die Besten. Künstler statt Sportler. Die meisten Nationen haben einen eigenen Pavillion im Park. Deutschland hat einen. Die Schweiz und Uruguay auch. Wer keinen hat – wie Chinesen, Koreaner, Mexikaner, Kuwaitis, Singapur: Der stellt eben anderswo aus. Meist im Arsenale. Aber darüber schreibe ich morgen. 

Also: Erstmal warmlaufen. Es beginnt verstörend. Gleich hinter dem Eingang ist der russische Pavillion. Nicht gerade das Land, das – dank des verkniffen intrigierenden und Strippen ziehenden Mannes an der Staatsspitze – unsere Sympathien hat. Ich hole tief Luft, und gehe hinein.

Die Biennale ist politisch – jedenfalls in dem, was der russische Pavillion mit Grisha Bruskin zeigt. Der Marsch der Werktätigkeiten, handhohe Gipsfigürchen in einem abgedunkelten Raum, dient jetzt dazu, das russische Staatssymbol, den Doppeladler, über Zahnräder am Laufen zu halten.


Das ist auf nüchternen Magen schon mal ziemlich herbe in der Aussage. Aber doch stimmt hoffnungsfroh, dass das offizielle Russland derlei künstlerische Inhalte in den internationalen Raum sendet.

Bleiern und schwer wie ein Film von Margarethe von Trotta kommt auch der deutsche Beitrag daher. Der Pavillion ist abgeschottet, von Stahlzäunen gesichert. Schilder warnen vor scharfen Hunden. Das Gebäude ist abgeriegelt. Leute in prolligen ADIDAS-Trainingshosen bewachen den Eingang. Der bleibt erstmal zu, selbst eineinhalb Stunden nach Eröffnung der Biennale. Zur Kunst? Erstmal hinten anstellen! Da ist dann die Schlange der Wartenden um das abweisende Gebäude schon 150 Meter lang – immerhin hat die Jury Anne Imhofs Performance als besten BIENNALE-Beitrag ausgezeichnet. Nur 150 Menschen werden für die mehrstündige (!) Performance zugelassen, raunt eine der wartenden Damen. Weil ich weder Lust auf scharfe Hunde noch lange Schlangen habe, sause ich weiter, und kucke mir den deutschen Beitrag im Internet an. Ich besitze nun mal die Geduld einer Ameise. Und habe für Arroganz so gar kein Verständnis.

Also eins weiter. Der japanische Pavillion zeigt im Raum schwebende Holzmodelle:


Wie nett. Das Modell eines schwebenden japanischen Schreins, der sich nach unten spiegelt. Und wie ein Raumschiff schwerelos trotz?/weil? 800jähriger Tradition den Raum durchquerend. Reflection Model (Ship of Theseus) nennt Takahiro Iwasaki sein Werk, der „Beipackzettel“ an der Wand spricht von den Katastrophen vergangener Jahre, denen der abgebildete und sich in sich spiegelnde Itsukushima-Schrein standgehalten hat. Aber auch ohne Beipackzettel ist der schwebende Schrein etwas Besonderes.


Auch bei der nachfolgenden Intsallation muss ich genau hinsehen, um was es sich da handelt. Na klar, Bücher. Sie stehen herum wie Hochhäuser einer Metropole, aus der Baukräne herauswachsen. Aus Büchern wächst was? Immer her damit! Dinge, die aus Büchern erwachsen – wo doch Smartphone, Twitter, Facebook & Co. längst den armen Dingern den Rang streitig machen.


Weiter! Im britischen Pavillion steht der geneigte Betrachter in einem Säulenwald. Und sieht daneben  zwei pittoreske rote Säulen, doppelt mannshoch. Zwei Säulen wie zwei Menschen, rot, vor einem Säulenwald, die eine, eckige, maskuline Gestalt etwas starr und mit strengem Kartonhut bekrönt. Das hat doch was. Und die andere, feminine, sich grazil windend.

Das Runde, das Eckige. Interessant wirds, wenn man der „männlichen“ und „weiblichen“ Figur auf die Pelle rückt. Und sie unter die Lupe nimmt. Da sieht man, dass Männlein & Weiblein aus allereinfachsten Alltagsmaterialien hergestellt sind. Kunst? Kommt von Können. Und in den Dingen – Schläuchen, Dachlatten – etwas anderes sehen zu können, als was alle sehen.

Einfache Schlauchreste, rot gestrichen, für die Dame…

… und kantig-ungehobelte Dachlatten für den Herrn.

Und so stolpere ich nach Phyllida Barlow mit wachsender Begeisterung durch das Museum der Phantasie, das sich da auf der BIENNALE präsentiert. Im Brasilianischen Pavillion ein Bild vom Leben, das sich mir tief einprägt.


Eingesperrt sein. Eingeklemmt sein. Ein Lebensgefühl?

Und immer, wenn ich denke, naja, diesen Pavillion einer kleinen Nation, den muss ich jetzt nicht besuchen, erlebe ich die größten Überraschungen. Im rumänischen Pavillion das anrührende Video der 90jährigen Geta Bratescu, die mit dickem Filzstift und einfachen Linien – je was eigentlich? – Sehenswertes erschafft. So entdecke ich gerade abseits der „gehypten“ Pavillions Überraschendes, Unerwartetes, Anrührendes. Dinge, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die mich bewegen, was Menschen leisten.

Zwei scheinbar welke Hände. Ein zu großer Stift. Ein weißes Blatt Papier: Ein unscheinbares Video im Eingangsbereich des rumänischen Pavillions über die konzeptionelle Arbeit der 90jährigen Geta Bratescu.

Es ist Nachmittag, als ich den BIENNALE-Park verlasse. Und am Riva degli Sciavoni entlang Richtung Arsenale schlendere, von dem ich noch nicht weiß, dass mich dort eigentlich noch Phantastischeres erwarten wird. Kunst in einem 800 Jahre alten Militärgelände? Aber darüber werde ich im nächsten Post erzählen. Noch schnell dies, für die speziellen Freunde von Nashorn-Ohren unter uns:


Es ist gegen acht, als ich wieder in der Marina von Sant’Elena zurück bin. Voller Bilder. Aber das schönste liegt vor mir: Der Vollmond, der eben im Hafen über LEVJE am Himmel erscheint:


Und da sind wir dann bei der in der Überschrift gestellten Frage: 
Ja. Besuchenswert, sehenswert ist die BIENNALE allemal. Anregend. Das Gehirn durchpustend. 

Und: Vielleicht ist Kunst ja wirklich näher am Segeln dran, als wir denken. Vielleicht ist es nichts anderes. Vielleicht hat es seinen Wurzeln in ein und demselben Winkel unseres Gehirns, unserer Seele. Vielleicht die Welt nicht nur zu sehen, wie ein Kieselstein eingeklemmt in ein gusseisernes Raster. Sondern das Raster, die Enge, die Gleichförmigkeit immer wieder zu durchbrechen. Und wenigstens für einen Moment: Die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Im nächsten Post mehr.

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE?

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit Kosten für Vaporetto verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€)) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:
• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€.

Mit dem Boot zur Biennale. Oder: Was um Himmels willen hat Kunst mit Segeln zu tun?

Venedig im schönsten Sommer. Das Wasser vor dem Riva degli Sciavoni kocht und brodelt von vorbeischießenden Wassertaxis, Lastkähnen und auch von dem majestätisch die Palazzi überragenden Kreuzfahrtschiff, das langsam hinausgleitet Richtung Meer. Gleich daneben ist es still im BIENNALE-Park. Ein paar Kinder spielen. Ein paar Wartende vor den Kassenhäuschen. Wasserpflanzen legen ein abstraktes Zeichen auf die schillernde Oberfläche des Canale, der den Park hinauf ins Stadtviertel Castelo zerschneidet. 

Mit dem Boot nach Venedig? 
Um die BIENNALE zu sehen? Lohnt sich das? Macht Kunst Spaß? 
Und hat Kunst was mit Segeln zu tun? 
Mal sehen. Eins nach dem anderen.

Die BIENNALE: Man muss sie sich als eine Art Nationen-Olympiade vorstellen. Nationen entsenden die Besten. Künstler statt Sportler. Die meisten Nationen haben einen eigenen Pavillion im Park. Deutschland hat einen. Die Schweiz und Uruguay auch. Wer keinen hat – wie Chinesen, Koreaner, Mexikaner, Kuwaitis, Singapur: Der stellt eben anderswo aus. Meist im Arsenale. Aber darüber schreibe ich morgen. 

Also: Erstmal warmlaufen. Es beginnt verstörend. Gleich hinter dem Eingang ist der russische Pavillion. Nicht gerade das Land, das – dank des verkniffen intrigierenden und Strippen ziehenden Mannes an der Staatsspitze – die Sympathien hat. Ich hole tief Luft, und gehe hinein.

Die BIENNALE ist politisch – jedenfalls in dem, was der russische Pavillion mit Grisha Bruskin zeigt. Der Marsch der Werktätigkeiten, handhohe Gipsfigürchen in einem abgedunkelten Raum, dient jetzt dazu, das russische Staatssymbol, den Doppeladler, über Zahnräder am Laufen zu halten.


Das ist auf nüchternen Magen schon mal ziemlich herbe in der Aussage. Aber doch stimmt hoffnungsfroh, dass das offizielle Russland derlei künstlerische Inhalte in den internationalen Raum sendet.

Bleischwer wie ein Film von Margarethe von Trotta kommt auch der deutsche Beitrag daher. Der Pavillion ist abgeschottet, von Stahlzäunen gesichert. Schilder warnen vor scharfen Hunden. Das Gebäude ist abgeriegelt. Leute in prolligen ADIDAS-Trainingshosen bewachen den Eingang. Der bleibt erstmal zu, selbst eineinhalb Stunden nach Eröffnung der BIENNALE. Zur Kunst? Erstmal hinten anstellen! Da ist dann die Schlange der Wartenden um das abweisende Gebäude schon 150 Meter lang – immerhin hat die Jury Anne Imhofs Performance als besten BIENNALE-Beitrag ausgezeichnet. Nur 150 Menschen werden für die mehrstündige (!) Performance zugelassen, raunt eine der wartenden Damen. Ist Kunst, wenn es Menschen ausschließt? 
Weil ich weder Lust auf scharfe Hunde noch lange Schlangen habe, sause ich weiter, und kucke mir den deutschen Beitrag im Internet an. Ich besitze nun mal die Geduld einer Ameise. Und habe für Arroganz so gar kein Verständnis.

Also eins weiter. Im japanischen Pavillion schweben Holzmodelle im Raum:


Wie nett. Das Modell eines schwebenden japanischen Schreins, der sich wie im Wasser eines Teichs nach unten spiegelt. Und wie ein Raumschiff schwerelos trotz?/weil? 800jähriger Tradition den Raum durchquert. Reflection Model (Ship of Theseus) nennt Takahiro Iwasaki seine Plastik, der „Beipackzettel“ an der Wand spricht von den Katastrophen vergangener Jahre, denen der abgebildete und sich in sich spiegelnde Itsukushima-Schrein standgehalten hat. Aber auch ohne Beipackzettel ist der schwebende Schrein etwas Besonderes.


Auch bei der nachfolgenden Intsallation muss ich genau hinsehen, um was es sich da handelt. Na klar, Bücher. Sie stehen herum wie Hochhäuser einer Metropole, aus der Baukräne herauswachsen. Aus Büchern wächst was? Immer her damit! Dinge, die aus Büchern erwachsen – wo doch Smartphone, Twitter, Facebook & Co. längst den armen Dingern den Rang streitig machen.


Weiter! Im britischen Pavillion steht der geneigte Betrachter in einem braungrauen Säulenwald. Und sieht daneben zwei pittoreske rote Säulen, doppelt mannshoch, die rumstehen, als wären sie Betrachter der Szenerie. Zwei Säulen wie zwei Menschen, rot, vor einem Säulenwald, die eine, eckige, maskuline Gestalt etwas starr und mit strengem Kartonhut bekrönt. Das hat doch was. Und die andere, feminine, sich grazil und schamhaft windend.

Das Runde, das Eckige. Interessant wirds, wenn man der „männlichen“ und „weiblichen“ Figur auf die Pelle rückt. Und sie unter die Lupe nimmt. Da sieht man, dass Männlein & Weiblein aus allereinfachsten Alltagsmaterialien hergestellt sind. Kunst? Kommt von Können. Und in den Dingen – Schläuchen, Dachlatten – etwas anderes sehen zu können, als das, was alle sehen.

Einfache Schlauchreste, rot gestrichen, für die Dame…

… und kantig-ungehobelte Dachlatten für den Herrn.

Auch das ist die BIENNALE: Ein Vexierbild der Wirklichkeit. Wo Dinge, die anscheinend im Leben eine feste Bedeutung haben wie „ein Schlauch“, „eine Holzlatte“, auch etwas ganz anderes sein können. Und so stolpere ich nach Phyllida Barlow mit wachsender Begeisterung durch das Museum der Phantasie, das sich da auf der BIENNALE präsentiert. 

Im Brasilianischen Pavillion ein Bild vom Leben, das sich mir tief einprägt.


Die Fußbodenfläche des Pavillions ausgelegt mit Stahlrosten. Und darin eingeklemmt, eingedroschen einfache weiße Kiesel. Eingesperrt sein. Eingeklemmt sein. Ein Lebensgefühl?

Und immer, wenn ich denke, naja, diesen Pavillion einer kleinen Nation, den muss ich jetzt nicht besuchen, erlebe ich eine Überraschung. Im rumänischen Pavillion das anrührende Video der 90jährigen Geta Bratescu, die mit dickem Filzstift und einfachen Linien – ja was eigentlich? – Sehenswertes erschafft. Es macht großen Spaß, ihr zuzusehen – eine ihrer Grafiken dauert nicht länger als eine Minute, besteht aus nicht mehr als vier, fünf Linien. Und doch ist das meiste in diesem Video angefüllt mit dem Nachdenken der Künstlerin. Ihrem zögernd über einem weißen Blatt verharrenden dicken Filzstift. Den sie mit der Kraft ihrer 90 Jahre ins Papier drückt. Ihr Zögern. Ihr Überlegen. Ihr „Done“, wenn sie nach einer Minute einfach – fertig ist mit einem Blatt

So entdecke ich gerade abseits der „gehypten“ Pavillions Überraschendes, Unerwartetes, Anrührendes. Dinge, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die mich bewegen, was Menschen leisten.

Zwei scheinbar welke Hände. Ein zu großer Stift. Ein weißes Blatt Papier: Ein unscheinbares Video im Eingangsbereich des rumänischen Pavillions über die konzeptionelle Arbeit der 90jährigen Geta Bratescu.

Es ist Nachmittag, als ich den BIENNALE-Park verlasse. Und am Riva degli Sciavoni entlang Richtung Arsenale schlendere, von dem ich noch nicht weiß, dass mich dort eigentlich noch Phantastischeres erwarten wird. Kunst in einem 800 Jahre alten Militärgelände? Aber darüber werde ich im nächsten Post erzählen. Noch schnell dies, für die speziellen Freunde von Nashorn-Ohren unter uns:


Es ist gegen acht, als ich wieder in der Marina von Sant’Elena zurück bin. Voller Bilder. Doch das schönste liegt vor mir: Der Vollmond, der eben im Hafen über LEVJE am Himmel erscheint:


Und da sind wir dann bei der in der Überschrift gestellten Frage: 
Ja. Besuchenswert, sehenswert ist die BIENNALE allemal. Anregend. Das Gehirn durchpustend. 

Und: Vielleicht ist Kunst ja wirklich näher am Segeln dran, als wir denken. Vielleicht ist es nichts anderes. Vielleicht hat es seinen Wurzeln in ein und demselben Winkel unseres Gehirns, unserer Seele. Vielleicht die Welt nicht nur zu sehen, wie ein Kieselstein eingeklemmt in ein gusseisernes Raster. Sondern das Raster, die Enge, die Gleichförmigkeit immer wieder zu durchbrechen. Und wenigstens für einen Moment: Die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Im nächsten Post mehr.

Wie komm ich mit dem Boot 
zur BIENNALE? 
Die Hardfacts:

Marinas für die Anreise mit dem Boot 
und in Laufweite zur BIENNALE:

Empfohlen: 
Marina Sant’Elena 
Gleich neben dem BIENNALE-Park. Zu Fuß zehn Minuten. 
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 75 €. 
Nicht billig. Gepflegt. Ruhig. 
tel. +39 041 520 26 75

Ebenfalls gut: 
DIPORTO VELICO VENEZIANO gleich nördlich.
Liegepreise: Für 37 Fuß ca. 52 €. 
Günstig. In Laufweite. Nicht ganz so gepflegt.
tel. +39 041 523 19 27

Ebenfalls möglich, 
doch mit happigen Kosten für Vaporetto zu Zweit verbunden 
(Einzelfahrt ca. 7 €/Tagesticket 20 €/Zweitagesticket 30€ pro Person) 
sind die übrigen Marinas in Venedig:

• MARINA DI LIO GRANDE, ca. 700 Meter von der Vaporetto-Station bei Punta Sabbioni. 
37 Fuß: 42 €
• IZOLA SAN GIORGIO, 1 Vaporetto-Station von San Marco entfernt. 
Spektakulär. Im Zentrum. Klein. Teuer.
• MARINA VENTO DI VENEZIA

Eintrittspreis BIENNALE für zwei Tage Giardini/Arsenale: 25€. 
Was gemessen an sonstigen Museumspreisen in Venedig geschenkt ist.

Venedig. Unter Gewittern.


Es war Katrin, meine Frau, die sagte: „Fahr endlich los. Und schreib‘. Du bist schon zu lang im Hafen.“ Vielleicht spürte sie einfach nur meine Unzufriedenheit. Vielleicht kennt sie mich besser als ich mich. Was immer es ist: Sie hatte recht.

Mit Häfen ist es wie im Leben überhaupt: Es gibt tausend gute Gründe, sie nicht zu verlassen. Nicht das zu tun, was man eigentlich für sich als das Richtige erkannte. Nicht loszusegeln. Hinaus aufs Meer nicht. Und nicht ins Abenteuer des Lebens. Scheinbar gute Gründe, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten. Statt das eine, Wichtige zu machen. Da wär noch ein Lämpchen anzubringen. Hier wär noch ein Teil zu besorgen. Dort noch ein schadhaftes Scharnier auszutauschen. Gar mancher vergisst darüber, dass er ja eigentlich lossegeln wollte, ins Leben oder hinaus aufs Meer. 

Und manchmal spielt auch einfach das Wetter nicht mit.


Es war ein Wetter, das Unwetter gebiert. Und Wolkenbrüche speit. Tornados über der Lombardei, die Häuser zerstörten. Der Scirocco, der südliche Wind, schickte erst Schwälle saunaheiß-feuchter Luft aus dem Süden über den Hafen. Um im nächsten Moment auf West zu drehen. Und kalte Luft heranzutragen. Um gleich darauf wieder Schwaden des heißen Saunabrodems aus dem Süden.

Am Nachmittag entlud sich der Himmel in heftigen Gewittern. Blitze, die nahe am Hafen krachend über dem Fluss einschlugen. Eine Yacht, die in Regenschauern langsam den Fluss hinauf irrte. Kein Wetter, in dem man einen Hafen grundlos verlässt. Ich schrubbte im Gewitterregen das Deck. Und war nach einer Minute triefnass. Für den folgenden Tag war Bora angekündigt, erst milde mit 4-5 bft. Ab 23 Uhr über Venedig mit 7 bft. Ich wollte den Wind aus Nordost nutzen, um mich davon nach Südwesten, nach Venedig blasen zu lassen.


Dann los. Am nächsten Morgen kam ich halb zehn aus dem Hafen – geplante Ankunftszeit in Venedig mit dem Wind neun Stunden später. 50 Seemeilen. Knapp 90 Kilometer. Kurz vor dem Unwetter. Kaum hatte ich den Fluss hinter mir, war draußen erstmal – gar nichts. Keine Wind. Keine Bora. Flaues Gefusel aus Südost. Und die Schönheit des Meeres, wenn man nach langer Zeit zum ersten Mal wieder draußen ist.

Aber dann war sie da, die Bora. Erst 15 Knoten. Dann 20 Knoten. Dann 23 Knoten. Keine milden 3-4 bft. Ein Spaß, die Genua auszurollen und sich vor dem Wind auf der schaukelnden, wiegenden LEVJE II nach Südwesten treiben zu lassen. Levje’s siebeneinhalb Tonnen geigten mit siebeneinhalb Tonnen sanft durch die Wellen, als wäre ich auf einem dickwandigem gusseisernen Wok  durch die Wellen unterwegs. 

Ein neues Schiff ist wie eine neue Beziehung, die man eingeht. Erst ist man richtig verknallt. Dann ist man endlich glücklich zusammen. Und dann beginnt das „sich zusammenraufen“. Vielleicht entsteht auch Liebe daraus, dies langdauernde, zusammenschweißende „Durch-Dick-und-Dünn“-Gefühl.


Venedig erreichte ich eineinhalb Stunden schneller als geplant. Der Wind blies in die Einfahrt hinein, das Bacino vor San Marco von hin- und her schießenden, preschenden Wassertaxis, Autofähren, Vaporetti und dem Nordost ein schlimmes Gebrodel. An der Tankstelle am Lido flog LEVJE so wild hin und her, dass mein Anleger misslang und LEVJE gegen die Dalben geworfen wurde und mein Kopf einen Post formulierte: „Tanken für ganze Kerle.“

Und wieder irrte der Wetterbericht. Es ging nicht 23 Uhr los, sondern 19 Uhr. Kaum im Hafen von Sant’Elena festgemacht, beschleunigte die Bora auf 28, dann über 30 Knoten. Michele, der Marinaio, hatte mich sicherheitshalber nicht mehr in die Box bugsiert, sondern gleich an der Pier vertäut, auf die nun die Bora drückte. Fünf große Fender auf eineinhalb Meter Bordwand – das musste reichen.

Der Wind legte weiter zu, im Süden ballten sich die Gebirge einer zweiten Gewitterfront und die untergehende Sonne tauchte die Häuser des Lido für einen Moment in tiefes Rot. Und während über LEVJE die Möwen reglos im Starkwind in der Luft standen; während Blitze aus dem Kraftwerk über dem Lido zuckten; während die Italienische Flagge auf der Pier gestreckt knatterte und der Regen prasselte: Kam plötzlich der Vollmond hinter dem Gewitter hervor: Als wäre alles nichts. Und aller Schrecken nichts, was man irgend ernst nehmen müsste.

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Mit mehr als 100 Learnings über richtiges Verhalten im Gewitter.

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Weiterlesen über Gewitter hier auf MARE PIU: 
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Venedig. Unter Gewittern.


Es war Katrin, meine Frau, die sagte: „Fahr endlich los. Und schreib‘. Du bist schon zu lang im Hafen.“ Vielleicht spürte sie einfach nur meine Unzufriedenheit. Vielleicht kennt sie mich besser als ich mich. Was immer es ist: Sie hatte recht.

Mit Häfen ist es wie im Leben überhaupt: Es gibt tausend gute Gründe, sie nicht zu verlassen. Nicht das zu tun, was man eigentlich für sich als das Richtige erkannte. Nicht loszusegeln. Hinaus aufs Meer nicht. Und nicht ins Abenteuer des Lebens. Scheinbar gute Gründe, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten. Statt das Eine, das wirklich Wichtige zu machen. Da wär noch ein Lämpchen anzubringen. Hier wär noch ein Teil zu besorgen. Dort noch ein schadhaftes Scharnier auszutauschen. Gar mancher vergisst darüber, dass er ja eigentlich lossegeln wollte, aufbrechen wollte ins Leben oder hinaus aufs Meer. 

Und manchmal spielt auch einfach das Wetter nicht mit.


Es war ein Wetter, das Unwetter gebiert. Und Wolkenbrüche speit. Tornados über der Lombardei, die Häuser zerstörten. Der Scirocco, der südliche Wind, schickte erst Schwälle saunaheiß-feuchter Luft aus dem Süden über den Hafen von San Giorgio di Nogaro. Um im nächsten Moment auf West zu drehen. Und kalte Luft heranzutragen. Und gleich darauf wieder Schwaden des heißen Saunabrodems aus dem Süden.

Am Nachmittag entlud sich der Himmel in heftigen Gewittern. Blitze, die nahe am Hafen krachend über dem Fluss einschlugen. Eine Yacht, die in den Regenfahnen langsam den Fluss hinauf irrte. Kein Wetter, in dem man einen Hafen grundlos verlässt. Ich schrubbte im Gewitterregen das Deck. Und war nach einer Minute triefnass. Für den folgenden Tag war Bora angekündigt, erst milde mit 4-5 bft. Ab 23 Uhr über Venedig mit 7 bft. Ich wollte den Wind aus Nordost nutzen, um mich nach Südwesten, nach Venedig blasen zu lassen.


Dann los. Am nächsten Morgen kam ich halb zehn aus dem Hafen – geplante Ankunftszeit in Venedig mit dem Wind neun Stunden später. 50 Seemeilen. Knapp 90 Kilometer. Kurz vor dem Unwetter. Kaum hatte ich den Fluss hinter mir, war draußen erstmal – gar nichts. Keine Wind. Keine Bora. Flaues Gefusel aus Südost. Und die Schönheit des Meeres, wenn man nach langer Zeit zum ersten Mal aus der Enge des Hafens wieder draußen ist, die Weite spürt. Und Platz zum Atmen hat.

Aber dann war sie da, die Bora. Erst 15 Knoten. Dann 20 Knoten. Dann 23 Knoten. Keine milden 3-4 bft. Ein Spaß, die Genua auszurollen und sich vor dem Wind auf der schaukelnden, wiegenden LEVJE II nach Südwesten treiben zu lassen. LEVJEs siebeneinhalb Tonnen geigten sanft durch die Wellen, als wäre ich auf einem dickbauchig-gusseisernen Wok durch die Wellen unterwegs. 

Ein neues Schiff ist wie eine neue Beziehung, die man eingeht. Erst ist man richtig verknallt. Dann ist man endlich glücklich zusammen. Und dann wirds ernst – es beginnt das „sich zusammenraufen“. Vielleicht entsteht irgendwann auch Liebe daraus, dies langdauernde, zusammenschweißende „Wir-durch-Dick-und-Dünn“-Gefühl.


Venedig erreichte ich eineinhalb Stunden schneller als geplant. Der Wind blies in die Einfahrt hinein, das Bacino vor San Marco ein schlimmes Gebrodel von hin- und her schießenden, preschenden Wassertaxis, Autofähren, Vaporetti und dem Nordost, der an die Tankpier schlug. LEVJE, mein gußeiserner Wok, flog so wild hin und her, dass mein Anleger misslang und LEVJE gegen die Dalben geworfen wurde und mein Kopf einen Post formulierte: „Tanken für ganze Kerle.“

Und wieder irrte der Wetterbericht. Es ging nicht 23 Uhr los, sondern 19 Uhr. Kaum in Marina Sant’Elena festgemacht, beschleunigte die Bora auf 28, dann über 30 Knoten. Michele, der Marinaio, hatte mich sicherheitshalber nicht mehr in die Box bugsiert, sondern gleich an der Pier vertäut, auf die nun die Bora drückte. Fünf große Fender auf eineinhalb Meter Bordwand, drei Springs  – das musste reichen.

Der Wind legte weiter zu, im Süden ballten sich die Gebirge einer zweiten Gewitterfront und die untergehende Sonne tauchte die Häuser des Lido für einen Moment in tiefes Rot. Und während über LEVJE die Möwen reglos im Starkwind in der Luft standen; während Blitze aus dem Kraftwerk über dem Lido zuckten; während die Italienische Flagge auf der Pier gestreckt knatterte und der Regen prasselte: Kam plötzlich der Vollmond hinter dem Gewitter hervor: Als wäre alles nichts. Und aller Schrecken der Welt nichts, was man irgend ernst nehmen müsste.

Lust auf mehr Gewittergeschichten? 



40 Segler berichten ihre Erfahrungen.
In 8 Revieren.
Auf 272 Seiten.
Mit über 100 Fotos.
Mit mehr als 100 Learnings über richtiges Verhalten im Gewitter.

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Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“

Levje. Ein Abschied. Von einem kreuzbraven Schiff.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist heiß am Pfingstsamstag in San Giorgio di Nogaro. Ein Boot ins Wasser zu lassen ist kein Pappenstiel, auch nicht für Maurizio, der sein Leben lang nichts anderes tut als tonnenschwere Boote zu Wasser zu lassen. Jeden Tag. Tagein – tagaus. Jeden Tag zwischen fünf und sechs Schiffe. Aber nicht bloß deswegen ist Maurizio mein Held – ich schrieb über ihn und das blaue Ungetüm weiter unten.

Am heutigen Tag ist meine LEVJE dran. Ein halbes Jahr stand sie jetzt im Hafen. Trotzte den Winterstürmen. Den Minusgraden. Und regenschwerem Scirocco. Als es wärmer wurde, bekam sie ihr Unterwasserschiff runter, sogar zwei Schichten Glas. Und jetzt: Ist sie hübscher, als sie je vorher war. Es ist zwei, als Maurizio seinen 140-Tonnen-Kran um die Ecke rollt, um mein 3,5-Tonnen leichtes Schiff abzuholen. Um es schwebend wie ein Luftschiff, vorbei an Werkshallen und anderen am Land stehenden Yachten langsam auf riesigen Rädern Richtung Flußhafen am Oberlauf des Corno zu rollen. LEVJE geht nun ins Wasser. Und in andere Hände über, denn ich habe sie verkauft.


Von alledem weiß Maurizio, der Kranführer, natürlich herzlich wenig. Sein Job ist es, Schiffe zu kranen. Von Februar bis Juli krant Maurizio Schiffe ins Wasser. Ich habe nachgerechnet: Es müssten so um die 500 sein. Jeden Tag zwischen fünf, sechs? Das Ganze fünf Monate mal 20 Arbeitstage lang. Und dreißig Jahre. Mit Tonnen jonglieren. Tag für Tag.

Eine Sache beginnen, wie das mit dem Anfang ist, darüber wissen wir recht gut Bescheid. „… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat uns Hermann Hesse eingebläut. Aber wie ist das mit dem Abschied? Welchen Stellenwert hat er in unserem Leben? Mir fällt der Abschied von etwas Liebgewonnenem echt schwer. Überhaupt fällt mir etwas weggeben, aus meinem Leben eliminieren sehr schwer. Dabei bin ich doch ein typischer Westeuropäer. Nenne 100.000 Dinge mein Eigen, so hat das jedenfalls Frank Trentmann ausgerechnet, und er sagt uns auch, dass es vor 500 Jahren nur 5 Sachen waren, die ein durchschnittlicher Mensch besaß. Bei 100.000 Sachen sollte es doch leichtfallen, etwas wegzugeben?

Aber nichts da. LEVJE, die wir „Liebchen“ nannten, ist in meinem Leben etwas Besonderes. Nicht bloß ein Ding. Sondern etwas, das mich in einen neuen Lebensabschnitt trug, als ein großer Abschnitt endete. Ich verdanke meinen Schiff Schritte in ein neues Leben.

Ich gebe zu: Ich bin traurig. Irgendwo auf diesen Seiten schrieb ich einmal, ein Gefährt würde zum Gefährten, wenn man damit neue Schritte ins Leben macht. Sein Leben ändert. Etwas neues unternimmt. Vielleicht steckt dahinter ja das Kalkül der Nachkriegs-Geneneration, die wir nun einmal  sind. Der Glaube, dass sich mit „etwas besitzen“, ein Fahrzeug „HABEN“, schon die rechte Unabhängigkeit sich im Leben einstellen wird. Das erste Fahrrad, mit dem ich Fahrrad fahren lernte. Das dritte Fahrrad, mit dem ich meinen Radius in die Welt vergrößerte: Meist träumend.

Und jetzt? 

Maurizio, der so alt ist wie ich?
Vielleicht war er zu Pfingsten mit seiner kleinen Tochter an seinem Lieblingsstrand von Bibione – da, wo es einsam ist. Und der Strand nicht touristisch überlaufen ist. Vielleicht hat er ein Picknick gemacht. Bis Juli wird er wird er weiter Schiffe ins Wasser kranen. Große. Und Kleine. Jeden Tag zwischen sechs und zehn.

LEVJE? 
Sie wird mit Susanne und Wolfgang diesen Sommer wohl an den Häfen der Nordadria unterwegs sein. Irgendwo zwischen Triest und Venedig. LEVJE I hat hat einiges gesehen in der Welt: Hooksiel/D. Ijsselmeer/NL. Dann Izola/SLO. Von dort durch die Ägäis nach Antalya/TR. Kreta/GR. Sizilien/I. Sie hat viel gesehen. 
Leb wohl, mein Liebchen. Gib auf Dich acht.

Ich?
Werde mich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Auf LEVJE II. Gen Süden. 
Zu gern würde ich diesen Post enden lassen wie Rollo Gebhard jedes seiner sieben Bücher: „Und dann ziehe ich weiter. Unter weißen Segeln neuen Abenteuern entgegen.“

1 Abend am Meer. 5 Fragen ans Leben. Und 1 mögliche Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben.

Sonntag Abend, Hafenmole Marano, Norditalien: Verlagsleiterin Susanne Guidera und ich brainstormen darüber, wie wir unseren gemeinsamen Verlag millemari. im nächsten Jahr ausrichten. Nicht, dass wir nicht viel auf die Beine gestellt hätten in den vergangenen zwei Jahren. 14 Bücher sind entstanden. 2 Kino-Filme. 1 DVD. Im Vorbeigehen mal eben 8-10 Kalender. Ich habe in den vergangenen drei Jahren drei Bücher geschrieben – das letzte, eben abgegeben, wird im Frühjahr 2018  bei PENGUIN als Spitzentitel erscheinen. 

Ein kleiner unabhängiger Verlag ist entstanden, der Bücher und Geschichten über Menschen am Meer verlegt. Über berühmte Weltumsegler. Über unbekannte Segler, die entweder ganz jung oder wie ich nach Jahren „im Geschirr“ aus Lust am Neustart aufs Meer gegangen sind, um irgendwie eine andere Seite ihres Lebens und unseres Planeten zu entdecken. 

Man könnte sich eigentlich zurücklehnen. Und den lauen Abend am Meer in Marano genießen. Wenn man das könnte. Ich kann’s aber nicht. Drum sitzen wir am Meer. Und brainstormen, wie es im Frühjahr 2018 weitergeht. Projekte werden gewälzt. Ideen werden gesponnen, während sich langsam die Nacht über die Fischkutter und die Pier vor der Hafenbar IL MOLO senkt. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder an den polnischen Segler denke, dessen propperes kleines Stahlschiff gestern noch an dieser Pier in den Wellen der Lagune leise schaukelte. Und den ich beneidete.

Drei ausgeheckte Projekte und eine Nacht auf LEVJE später erreicht mich morgens um sieben ein Mail meines besten Freundes Andal aus Berlin. Er ist noch voll im Geschirr, führt eine Firma. Aber seit 27 Jahren funktioniert unsere Freundschaft, weil wir uns gegenseitig mit Fragen bombardieren. Eigentlich kreisen wir mit unseren Fragen immer wieder wie in der Strömung eines reißenden Flusses treibende junge Hunde, die nach einem roten Ball schnappen. Der kleine rote Ball: Die Frage nach dem richtigen Leben.


Heute morgen um sieben ragen Andals Fragen vor mir so hoch auf wie der Bug der COSTA LUMINOSA über dem kleinen Japaner auf der Pier in Triest. Aber Freundschaft besteht auch aus richtigem Timing. Seine Fragen kommen mir, der ich mich wirklich wie der kleine Japaner mit dem Rucksack vor dem großen Bug des Lebens fühle, gerade recht. Deshalb, weil Andals Fragen sich ja mal wieder ums richtige Leben drehen, beantworte ich sie jetzt mal öffentlich. Denn schließlich drehen sich Andals Fragen ja auch darum, ob es sich gelohnt hat, nach 28 Jahren deutlich mehr Abende am Meer statt am Schreibtisch zu verbringen.

„Denkst Du, dass ein Fischer, der jeden Morgen losfährt, einer der glücklichsten Menschen ist?“

Unbedingt. Du erinnerst Dich sicher an den Satz, mit dem Dein unvollendeter Roman begann? „Kluge Menschen leben dort, wo Ihre Sehnsüchte genährt werden.“ 
Deine Romanheldin damals zog es an den Schrottplatz, immerhin. Dein Satz ist wichtig. Sehr wichtig. Ich bin letzte Woche auf einem Bagerschiff auf dem Tagliamento mitgefahren, um den zwei Männern, die tagein, tagaus die Flüsse der Lagunen und die Kanäle Venedigs ausbaggern, eine ähnliche Frage zu stellen. Ob sie nie die Wärme eines geheizten Büros vermissen würden. Nein, sagten sie. Der wochenlange Nebel im Winter wär nervig. Aber der Sommer würde sie voll entschädigen. Da wollten sie mit keinem tauschen.

„Um wieviel Prozent ist auf’s Meer losfahren besser als auf die Autobahn?“

90%. Ich habe irgendwann nachgerechnet und festgestellt, dass ich in meinen 28 Berufsjahren etwa 1,5 Millionen Dienstwagen-Kilometer zurückgelegt habe. Ich schäme mich still für meinen schauderhaften ökologischen Fussabdruck, der überwiegend dadurch entstand, dass mein Schreibtisch 67 Kilometer von meiner Behausung entfernt stand. 

Die zweite Erkenntnis: Irgendwo las ich mal, dass ein Mensch beim Fahren auf der Autobahn etwa demselben Stresspegel ausgesetzt ist wie ein Bomberpilot. Ich fürchte, die jüngeren, die kaum mehr Interesse am Besitz eines KFZ haben, haben instinktiv die Nachteile dessen begriffen, worunter wir noch Freiheit verstanden.

Die restlichen 10%? NOCH kommt man nicht ums Auto rum. Der Hafen in San Giorgio liegt 7 Kilometer außerhalb des Ortes. Ich hab noch kein Fahrrad auf der LEVJE. OHNE Auto gehts halt nicht. 

„Sollte man alle großen Einrichtungen abschaffen? Autobahnen? Frachter? Fähren? Shopping Center? Amazon? Gott?“

Ich finde nicht. Von uns beiden bist Du derjenige, der nachdrücklich daran glaubt, dass die Welt in den letzten 10, 20 Jahren eine bessere geworden ist.

Ich finde, am allerwenigsten sollte man Gott abschaffen. Die Menschheit hat dreieinhalb Jahrhunderte hingebastelt, um dessen Einfluss auf unser Leben zu verringern. Sie hats geschafft. Sich unabhängig gemacht. Leider bekommt uns das mittelmässig. Seit Gott bei den meisten aus dem Kopf ist, haben wir die Erdogans und Kacinskis und Orbans und Trumps. Ich habe den Eindruck, unser Wertesystem ändert sich gerade, und nicht zufällig, seit das Internet alle erreicht. Und alle alles sagen können. Das machen sich ein paar Leute zunutze. Da es ein weltweites Phänomen ist, hat es irgendwie mit sich verändernden Werten zu tun.

„Ist mit Kielschaden in San Giorgio festsitzen nicht wie gefeuert werden?“

Also: Das ist gut! Naja, ist schon Frust dabei. Und ich merke, wie ich den polnischen Segler beneidete, der sein kleines Schiff genau hierher nach Marano an die Pier steuerte. Nein, weil ich finde, ich muss einfach jetzt was draus machen. Man muss einfach nur was tun. Es ist eine spannende Übung, etwas, das einen frustet, in etwas Positives zu drehen. Im Büro leidet man eher darunter, dass man den Dingen nicht entkommen kann. Aber hier? Mach ich halt einfach was anderes…

Danke, mein Kleiner, für die Fragen. Und wenn ich jetzt noch die Nachteile meines freieren Daseins auflisten müsste:
– Selbständig sein ist nach Jahren fast drei Jahrzehnten „angestellt sein“ ungewohnt. Das Geld ist eben nicht am 30. jeden Monats auf dem Konto. 
– Nicht mehr in der „Firma“ sein, in einer Hierarchie oben, zwickt manchmal in der Seele. Ist aber gute Übung.
– Das Finanzamt kommt in meinem Leben nicht mehr einmal im Jahr, sondern 12 x vor.

Trotz alldem: Wenn man die Freiheit liebt und irgendwie ständig was machen will: Sind mehr Nächte am Meer genau das Richtige.

1 Abend am Meer. 5 Fragen ans Leben. Und 1 mögliche Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben.

Sonntag Abend, Hafenmole Marano, Norditalien: Verlagsleiterin Susanne Guidera und ich brainstormen darüber, wie wir unseren gemeinsamen Verlag millemari. im nächsten Jahr ausrichten. Nicht, dass wir nicht viel auf die Beine gestellt hätten in den vergangenen zwei Jahren. 14 Bücher sind entstanden. 2 Kino-Filme. 1 DVD. Im Vorbeigehen mal eben 8-10 Kalender. Ich habe in den vergangenen drei Jahren drei Bücher geschrieben – das letzte, eben abgegeben, wird im Frühjahr 2018  bei PENGUIN als Spitzentitel erscheinen. 

Ein kleiner unabhängiger Verlag ist entstanden, der Bücher und Geschichten über Menschen am Meer verlegt. Über berühmte Weltumsegler. Über unbekannte Segler, die entweder ganz jung oder wie ich nach Jahren „im Geschirr“ aus Lust am Neustart aufs Meer gegangen sind, um irgendwie eine andere Seite ihres Lebens und unseres Planeten zu entdecken. 

Man könnte sich eigentlich zurücklehnen. Und den lauen Abend am Meer in Marano genießen. Wenn man das könnte. Ich kann’s aber nicht. Drum sitzen wir am Meer. Und brainstormen, wie es im Frühjahr 2018 weitergeht. Projekte werden gewälzt. Ideen werden gesponnen, während sich langsam die Nacht über die Fischkutter und die Pier vor der Hafenbar IL MOLO senkt. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder an den polnischen Segler denke, dessen propperes kleines Stahlschiff gestern noch an dieser Pier in den Wellen der Lagune leise schaukelte. Und den ich beneidete.

Drei ausgeheckte Projekte und eine Nacht auf LEVJE später erreicht mich morgens um sieben ein Mail meines besten Freundes Andal aus Berlin. Er ist noch voll im Geschirr, führt eine Firma. Aber seit 27 Jahren funktioniert unsere Freundschaft, weil wir uns gegenseitig mit Fragen bombardieren. Eigentlich kreisen wir mit unseren Fragen immer wieder wie in der Strömung eines reißenden Flusses treibende junge Hunde, die nach einem roten Ball schnappen. Der kleine rote Ball: Die Frage nach dem richtigen Leben.


Heute morgen um sieben ragen Andals Fragen vor mir so hoch auf wie der Bug der COSTA LUMINOSA über dem kleinen Japaner auf der Pier in Triest. Aber Freundschaft besteht auch aus richtigem Timing. Seine Fragen kommen mir, der ich mich wirklich wie der kleine Japaner mit dem Rucksack vor dem großen Bug des Lebens fühle, gerade recht. Deshalb, weil Andals Fragen sich ja mal wieder ums richtige Leben drehen, beantworte ich sie jetzt mal öffentlich. Denn schließlich drehen sich Andals Fragen ja auch darum, ob es sich gelohnt hat, nach 28 Jahren deutlich mehr Abende am Meer statt am Schreibtisch zu verbringen.

„Denkst Du, dass ein Fischer, der jeden Morgen losfährt, einer der glücklichsten Menschen ist?“

Ok. Ich werde einen Fischer suchen. Und ihn befragen. Ein Fischer weiß das sicher am besten.

Ansonsten: Du erinnerst Dich sicher an den Satz, mit dem Dein unvollendeter Roman begann? „Kluge Menschen leben dort, wo Ihre Sehnsüchte genährt werden.“ 
Deine Romanheldin damals zog es an den Schrottplatz, immerhin. Dein Satz ist wichtig. Sehr wichtig. Ich bin letzte Woche auf einem Bagerschiff auf dem Tagliamento mitgefahren, um den zwei Männern, die tagein, tagaus die Flüsse der Lagunen und die Kanäle Venedigs ausbaggern, eine ähnliche Frage zu stellen. Ob sie nie die Wärme eines geheizten Büros vermissen würden. Nein, sagten sie. Der wochenlange Nebel im Winter wär nervig. Aber der Sommer würde sie voll entschädigen. Da wollten sie mit keinem tauschen.

„Um wieviel Prozent ist auf’s Meer losfahren besser als auf die Autobahn?“

90%. Ich habe irgendwann nachgerechnet und festgestellt, dass ich in meinen 28 Berufsjahren etwa 1,5 Millionen Dienstwagen-Kilometer zurückgelegt habe. Ich schäme mich still für meinen schauderhaften ökologischen Fussabdruck, der überwiegend dadurch entstand, dass mein Schreibtisch 67 Kilometer von meiner Behausung entfernt stand. 

Die zweite Erkenntnis: Irgendwo las ich mal, dass ein Mensch beim Fahren auf der Autobahn etwa demselben Stresspegel ausgesetzt ist wie ein Bomberpilot. Ich fürchte, die jüngeren, die kaum mehr Interesse am Besitz eines KFZ haben, haben instinktiv die Nachteile dessen begriffen, worunter wir noch Freiheit verstanden.

Die restlichen 10%? NOCH kommt man nicht ums Auto rum. Der Hafen in San Giorgio liegt 7 Kilometer außerhalb des Ortes. Ich hab noch kein Fahrrad auf der LEVJE. OHNE Auto gehts halt nicht. 

„Sollte man alle großen Einrichtungen abschaffen? Autobahnen? Frachter? Fähren? Shopping Center? Amazon? Gott?“

Ich finde nicht. Von uns beiden bist Du derjenige, der nachdrücklich daran glaubt, dass die Welt in den letzten 10, 20 Jahren eine bessere geworden ist.

Ich finde, am allerwenigsten sollte man Gott abschaffen. Die Menschheit hat dreieinhalb Jahrhunderte hingebastelt, um dessen Einfluss auf unser Leben zu verringern. Sie hats geschafft. Sich unabhängig gemacht. Leider bekommt uns das mittelmässig. Seit Gott bei den meisten aus dem Kopf ist, haben wir die Kacinskis und Orbans und Trumps und die Erdogans. Die gabs zwar immer. Es ist aber kein Zufall, dass sie gerade jetzt mehr werden. Ich habe den Eindruck, unser Wertesystem ändert sich gerade, und nicht zufällig, seit das Internet alle und jeden erreicht. Und alle alles sagen können. Das machen sich ein paar Leute zunutze. Da es ein übernational verbreitetes Phänomen ist, hat es irgendwie mit sich verändernden Werten zu tun.

„Ist mit Kielschaden in San Giorgio festsitzen nicht wie gefeuert werden?“

Also: Das ist gut! Naja, ist schon Frust dabei. Und ich merke, wie ich den polnischen Segler beneidete, der sein kleines Schiff genau hierher nach Marano an die Pier steuerte. Nein, weil ich finde, ich muss einfach jetzt was draus machen. Man muss einfach nur was tun. Es ist eine spannende Übung, etwas, das einen frustet, in etwas Positives zu drehen. Im Büro leidet man eher darunter, dass man den Dingen nicht entkommen kann. Aber hier? Mach ich halt einfach was anderes…

Danke, Anderle, für die Fragen. Und wenn ich jetzt noch die Nachteile meines freieren Daseins auflisten müsste:
– Selbständig sein ist nach Jahren fast drei Jahrzehnten „angestellt sein“ ungewohnt. Das Geld ist eben nicht am 30. jeden Monats auf dem Konto. 
– Nicht mehr in der „Firma“ sein, in einer Hierarchie oben, zwickt manchmal in der Seele. Ist aber gute Übung. Es zwingt dazu, den Gedanken der eigenen Unwichtigkeit zuzulassen.
– Das Finanzamt kommt in meinem Leben nicht mehr einmal im Jahr, sondern 12 x vor.

Trotz alldem: Wenn man die Freiheit liebt und irgendwie ständig was machen will: Sind mehr Nächte am Meer genau das Richtige.

Menschen am Meer: Bei der Köchin des Winzers Livio Felluga. Oder: Wie man im Friaul Risotto macht.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul, der nordöstlichsten Ecke Italiens.


Es gibt Abende, die beginnen unscheinbar wie das Knarzen einer Stiege, die man schon tausendmal betrat. Und enden fulminant wie der wirbelnde Bolero Ravels. Ein bisschen liegt es schon vom Meer weg, das Haus, in dem der Winzer Livio Felluga lebte. Ein altes Haus, irgendwo auf einem der Hügel des Friaul, im Collio, den sanften Hängen an der Grenze zu Slowenien.


Es ist eine Weingegend. Und sie bauen hier allerhand an. Den friulischen Tocai, der so hieß, bis die EU sagte, so dürfe er nicht mehr heißen, wegen des Tocai der Ungarn. Also tauften sie ihn um in „Friulano“, so heißt er jetzt und ist doch immer noch, was er einst war: ein ausgezeichneter Fischbegleiter, der mich nie enttäuschte. Aber auch an richtige „Rockertypen“ von Rebsorten wagten sie sich hier heran. Livio Felluga, der einer – wenn nicht DER – bekannteste Winzer des Friaul war, getraute sich sogar an die Refosco-Rebe, den Refosk, ein rauer Geselle, den die Slowenen hinter der Grenze servieren und der jeden braven Italiener schon beim ersten Schluck schmerzhaft das Gesicht verziehen lässt.


Aber mit Refosk begann der Abend im Haus des Winzers nicht. Sondern mit den Polpette oben. Kleinen Bällchen aus – ja was denn nun eigentlich? Fleisch wars keins. Fisch auch nicht. Aber umwerfend lecker wars, zusammen mit etwas Prosciutto crudo und dem Käse und der Quiche (die italienischen Leser werden sich jetzt entrüstet abwenden, weil es natürlich nicht Quiche, sondern irgendwie anders heißt.)

Jedenfalls waren die Polpette so beschaffen, dass der riesige Teller mit den gebackenen Kugeln sofort weg war. Ich nahm mir jedenfalls vor, die Köchin zu fragen, die plötzlich mitten im Raum und inmitten der Gesellschaft stand. Sie verstummte, die Abendgesellschaft und folgte augenblicklich der befehlsgewohnten Stimme der Köchin, die weiter Polpette auf Teller lud.


Leda sei ihr Name, sagte die Köchin mir, als ich mich später von der großen Tafel weg in ihre Küche schlich, um sie nach dem Geheimnis ihrer Polpette zu fragen. Aber als Leda begann, von sich zu erzählen, da vergaß ich, warum ich zu ihr in die Küche geschlichen war. Eigentlich dachte ich ja: Gleich wirft sie mich raus, die resolute Leda. Stattdessen erzählte sie mir Eindringling geduldig, was es als nächstes auf die Teller käme: Gratinierter Spargel. Die trug sie auf die Teller auf. Und ich, der ahnte, dass da ein Gedicht auf warmen Tellern daherkommen würde, schlich schnell hinaus auf meinen Platz am anderen Ende der langen Tafel.


Er war natürlich der Hammer, der gratinierte Spargel. Ich war platt, schon allein weil er schon nicht so fahl und bleich dem kochenden Wasser entstiegen war, wie er das oft in Deutschland tut, bemitleidenswert bleich und schlabberig, sondern in seiner vollen Kraft und mit Kräutern und Butter bedeckt. Leda wusste da etwas, was den meisten von uns abhanden gekommen war: Dass sich nämlich das Auge nicht täuschen lässt, schon gar nicht bei dem, was auf dem Teller liegt. Und dass man selbst dem Spargel seine Würde in seinem Aussehen lassen muss, will man ihn richtig geniessen. 


Kaum war das mit dem Spargel vorbei, ließ ich schnöde meine Tischnachbarn Tischnachbarn sein. Und schlich zu Leda in die Küche. Sie erinnerte mich an meine Großmutter im Gebrodel ihrer Küche, wie sie da im Risotto rührte. Und gleichzeitig die sattgelbe Polenta, die auf dem hinteren Gasbrenner riesige Blasen warf, nicht aus den Augen ließ. Was das denn für ein Risotto sei, fragte ich Leda ehrfürchtig, die mich gar nicht wahrnahm vor lauter Risotto-rühren und Risotto-kosten und -rühren und -kosten. Sie zu fragen, ob ich wohl auch mal dürfe, das traute ich mich dann doch nicht. Zu erhaben war der Moment, ich war zu ehrfürchtig, einer Meisterin des Risotto bei der Arbeit zuzuschauen. „Ich bin jetzt 73“, erzählte Leda. „Mit 18 kam ich hier ins Haus zu Livio Felluga und seiner Familie. Und seitdem habe ich für ihn gekocht. Meine Eltern hatten eine Trattoria hier im Dorf – da hab ich alles gelernt. Auch das hier.“ Was das wohl für ein Risotto sei, frage ich Leda.


„Sklobet“, sagte sie ungerührt. Und deutete auf die grünen Kräuter im Risotto, während sie beiläufig ein großes Stück Butter ins Risotto wirft und mit dem großen Holzkochlöffel weiterrührt, den ich aus der Küche meiner Großmutter kannte. „Sklobet???“, fragte ich Leda wie ein Trottel. 

„Eehhh, Sklobet, eben,“ sagte sie. „Non so la parola tedesca“ – „Ich kenne das deutsche Wort nicht, aber lateinisch heißt es ‚Silene vulgaris’“. Sprachs und rührte. Und kostete. „Aha“, sage ich, der ich mich immer wie ein König fühlte, wenn ich ‚Taraxacum officinalis‘ von ‚Anemone Silvestris‘ unterscheiden konnte. Wiki half weiter, ein bisschen jedenfalls. Aber nicht so richtig. „Taubenkopf-Leimkraut“ stand da. „Aha“. Schon mal gehört? Oder gar gegessen?? „Ist ein typisch friulanisches Gericht, man kann es nur machen, wenn die Pflanze noch nicht blühte – ich hab heute einen ganzen Eimer davon gesammelt“, erzählte Leda, während sie mit einer Hand nach der Parmesan-Reibe griff. Und gleichzeitig im Risotto immer weiter rührte. Und kostete.


Irgendwie war sie immer noch nicht zufrieden. Trotz der Berge Parmesan, die sie wieder und wieder zwischen die Risottokörner rührte. „Noch nicht richtig“, sagt sie zu sich selber, als wäre ich ein Geist und gar nicht die da, so versunken war Leda auf der Jagd nach dem richtigen Geschmack. „Muss genügen für heute“, schüttelte sie gleichmütig den Kopf, als wäre sie ein Golfer, der Tag um Tag einsam seine Runden auf dem Golfplatz dreht, auf der Jagd nach dem eigenen Rundenrekord, der heute eben wieder nicht gelang. 

Nur widerstrebend verlasse ich Leda in ihrer Küche. Eigentlich will ich ja gleich wieder zu ihr zurück in die Küche. Aber über ihrem Risotto kann ich bloß die Augen verdrehen vor Wonne. Ich zwinge mich zum langsam essen. Aber irgendwann ist „Schluss mit lustig“ und „Alles hat ein Ende“ – aber mich hält es nicht auf meinem Platz, ich bin ein schlechter Gast an der Tafel und sause wieder zu Leda in die Küche. Da ist Leda schon beim nächsten Gang. „Gleich gibts Perlhuhn mit dunkler Polenta“, schnurrt sie, als hätte sie auf mich gewartet. Perlhuhn also. Und an meinem inneren Auge ziehen meine Erfahrungen mit staubtrockenen Perlhuhn-Beinchen vorbei. In jedem meiner Lebensjahrzehnte etwa eines. Aber ich vertraue Leda – vielleicht, weil ihre zerarbeiteten, verbogenen Hände mich an die Hände meiner Großmutter erinnern. „Weißt Du, ich hab das Perlhuhn diesmal anders gemacht als sonst. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren. Ich habe es mit Essig gewaschen. Und einen Tag mit etwas Knoblauch eingelegt – nicht viel. Und jetzt habe ich es einfach mit einem Salbeiblatt in eine Scheibe frischen Lardo gewickelt, Bauchspeck. Und bei niedriger Temperatur im Ofen geschmort.“

Ob sie denn in den 55 Jahren, die sie für Livio Felluga gekocht hat, den Winzer, nicht öfter mal Lust hatte, etwas anderes zu machen?

„Das schon. Aber mir hat einfach Livio Felluga gefallen. Ich hab heimlich anderes ausprobiert. Aber es hat mir nicht gefallen. In Versuchung war ich öfter. Aber ich bin bei Ihm und seiner Familie geblieben.“

Was denn ihr Lieblingsessen sei?

„Lieblingsessen? Hab ich keins. Wenn ich allein bin, ess ich Brot mit Marmelade. Und Salat. Ich mag nicht für mich kochen. Aber wenn ich FÜR jemanden koche: dann bringe ich Höchstleistung“, sagt sie, während Flavia ihr die Teller für das Perlhuhn reicht. Flavia, die so jung aussieht. Und doch auch schon 27 Jahre neben Leda im Haushalt der Familie Felluga arbeitet.

„Ich probiere auch immer etwas neues aus – so wie heute, mit dem Perlhuhn. Das alte zu wiederholen – ist langweilig. Das Neue reizt mich – aber bei den Sachen, die ich ausprobiere, bleibe ich innerhalb der Tradition.“

„Und die Moderne?“, frage ich, während sie dem Geschmack auf ihrem Löffel nachsinnt.

„Die mag ich nicht. Schäumchen und so. Bah. Nein. Mich reizt die Tradition – und neues mit den alten Rezepten zu machen. Manches verstehe ich auch nicht. Und den Hype um die ‚Barbabietola‘, die Rote Beete, den verstehe ich ja überhaupt nicht.“

Ledas Perlhuhn? Es ist vielleicht das wundervollste Geflügel, das ich je aß. Zart und voll Geschmack und von überirdischer Art. Danach? Ganz schnell zu ihr in die Küche.

Was ich denn für ein Sternzeichen sei, fragt sie mich. „Sagittario – Schütze“, antworte ich. Da lächelt sie nur wissend, Leda della Rovere, die 55 Jahre für den Winzer Livio Felluga arbeitete. Ihr Lächeln bleibt ihr Geheimnis – so wie sie das der einfachen Polenta für sich behält.

Und sie? „Ich bin Sternzeichen Löwe“, und lacht. Da wundert mich nichts mehr – denn Löwe ist mein Aszendent.

Livio Felluga, der Winzer, für den Leda kochte, starb vergangenes Jahr am Weihnachtstag im Alter von 102 Jahren. Leda della Rovere wünsche ich ein mindestens ebenso langes Leben. Und wenn ich Glück habe: Dann stehe ich eines Tages noch einmal neben ihr, in ihrer Küche, und darf zusehen, wie sie kocht. Vielleicht erzählt ihr einer der friulanischen Freunde von diesem Post. Denn etwas hat Leda in ihrem Leben ganz sicher noch nie probiert. Internet.

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Menschen am Meer: Bei der Köchin des Winzers Livio Felluga. Oder: Wie man im Friaul Risotto macht.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul, der nordöstlichsten Ecke Italiens.


Es gibt Abende, die beginnen unscheinbar wie das Knarzen einer Stiege, die man schon tausendmal betrat. Und enden fulminant wie der wirbelnde Bolero Ravels. Ein bisschen liegt es schon vom Meer weg, das Haus, in dem der Winzer Livio Felluga lebte. Ein altes Haus, irgendwo auf einem der Hügel des Friaul, im Collio, den sanften Hängen an der Grenze zu Slowenien.


Es ist eine Weingegend. Und sie bauen hier allerhand an. Den friulischen Tocai, der so hieß, bis die EU sagte, so dürfe er nicht mehr heißen, wegen des Tocai der Ungarn. Also tauften sie ihn um in „Friulano“, so heißt er jetzt und ist doch immer noch, was er einst war: ein ausgezeichneter Fischbegleiter, der mich nie enttäuschte. Aber auch an richtige „Rockertypen“ von Rebsorten wagten sie sich hier heran. Livio Felluga, der einer – wenn nicht DER – bekannteste Winzer des Friaul war und der noch mit 90 im Geländewagen durch seine 155 Hektar Weinberge fuhr, um Reben zu kontrollieren, traute sich sogar an die Refosco-Rebe ran, den Refosk, ein rauer Geselle, den die Slowenen hinter der Grenze servieren und der jeden braven Italiener schon beim ersten Schluck schmerzhaft das Gesicht verziehen lässt.


Aber mit Refosk begann der Abend im Haus des Winzers nicht. Sondern mit den Polpette oben. Kleinen Bällchen aus – ja was denn nun eigentlich? Fleisch wars keins. Fisch auch nicht. Aber umwerfend lecker wars, zusammen mit etwas Prosciutto crudo und dem Käse und der Quiche (die italienischen Leser werden sich jetzt entrüstet abwenden, weil es natürlich nicht Quiche, sondern irgendwie anders heißt.)

Jedenfalls waren die Polpette so beschaffen, dass der riesige Teller mit den gebackenen Kugeln sofort weg war. Ich nahm mir jedenfalls vor, die Köchin zu fragen, die plötzlich mitten im Raum und inmitten der Gesellschaft stand. Sie verstummte, die Abendgesellschaft, und folgte augenblicklich der befehlsgewohnten Stimme der Köchin, die weiter Polpette auf Teller lud.


Leda sei ihr Name, sagte die Köchin mir, als ich mich später von der großen Tafel weg in ihre Küche schlich, um sie nach dem Geheimnis ihrer Polpette zu fragen. Aber als Leda begann, von sich zu erzählen, da vergaß ich, warum ich zu ihr in die Küche geschlichen war. Eigentlich dachte ich ja: Gleich wirft sie mich raus, die resolute Leda, aus ihrer Küche. Stattdessen erzählte sie mir Eindringling geduldig, was als nächstes auf die Teller käme: „Asparagi gratinati.“ Gratinierter Spargel. Die trug sie auf die Teller auf. Und ich, der ahnte, dass da auf warmen Tellern ein Gedicht daherkommen würde, huschte schnell hinaus auf meinen Platz am anderen Ende der langen Tafel.


Er war natürlich der Hammer, der gratinierte Spargel. Ich war platt, schon allein weil er nicht so fahl und bleich dem kochenden Wasser entstiegen war, wie er das oft in Deutschland tut, bemitleidenswert leblos und schlabberig, sondern in seiner vollen Kraft. Und mit Kräutern und Butter bedeckt. Leda wusste da etwas, was den meisten von uns abhanden gekommen war: Dass sich nämlich das Auge nicht täuschen lässt, schon gar nicht bei dem, was auf dem Teller liegt. Und dass man selbst dem Spargel seine Würde in seinem Aussehen lassen muss, will man ihn richtig geniessen. 


Kaum war das mit dem Spargel vorbei, ließ ich schnöde meine Tischnachbarn Tischnachbarn sein. Und schlich zu Leda in die Küche. Sie erinnerte mich an meine Großmutter im Gebrodel ihrer Küche, wie sie da im Risotto rührte. Und gleichzeitig die sattgelbe Maismehl-Polenta, die auf dem hinteren Gasbrenner riesige Blasen warf, nicht aus den Augen ließ. Was das denn für ein Risotto sei, fragte ich Leda ehrfürchtig, die mich gar nicht wahrnahm vor lauter Risotto-rühren und Risotto-kosten und -rühren und -kosten. Sie zu fragen, ob ich wohl auch mal dürfe, lag mir auf der Zunge. Aber ich traute mich nicht. Zu erhaben war der Moment, ich war zu ehrfürchtig, Leda beim Risotto zuzuschauen. „Ho 73 anni – Ich bin 73“, erzählte Leda. „Mit 18 kam ich hier ins Haus zu Livio Felluga und seiner Familie. Seitdem habe ich für ihn gekocht. Meine Eltern hatten eine Trattoria hier im Dorf – da hab ich alles gelernt. Auch das hier.“ Was das wohl für ein Risotto sei, frage ich Leda.


„Sklobet“, sagte sie ungerührt. Und deutete auf die grünen Kräuter im Risotto, während sie beiläufig ein großes Stück Butter ins Risotto wirft und mit dem großen Holzkochlöffel weiterrührt, den ich aus der Küche meiner Großmutter kannte. „Sklobet???“, fragte ich Leda wie ein Trottel. 

„Eehhh, Sklobet, eben,“ sagte sie. „Non so la parola tedesca“ – „Ich kenne das deutsche Wort nicht, aber lateinisch heißt es ‚Silene vulgaris’“. Sprachs und rührte. Und kostete. Und rührte. „Aha“, sagte ich, der ich mich immer wie ein König fühlte, wenn ich ‚Taraxacum officinalis‘ von ‚Anemone Silvestris‘ unterscheiden konnte. Wiki half weiter – ein bisschen jedenfalls. Aber nicht so richtig. „Taubenkopf-Leimkraut“ stand da. Leimkraut. „Aha“. Schon mal gehört? Schon mal gesehen?? Oder gar gegessen??? „Ist ein typisch friulanisches Gericht, man kann es nur machen, wenn die Pflanze noch nicht blühte – ich hab heute einen ganzen Eimer davon gesammelt“, erzählte Leda, während sie mit einer Hand nach der Parmesan-Reibe griff. Und gleichzeitig im Risotto immer weiter rührte. Und kostete.


Irgendwie war sie immer noch nicht zufrieden. Trotz der Berge Parmesan, die sie wieder und wieder zwischen die Risottokörner rührte. „Noch nicht richtig“, sagt sie zu sich selber, als wäre ich ein Geist und gar nicht da in ihrer Küche, so versunken ist Leda auf ihrer einsamen Jagd nach dem richtigen Geschmack. „Muss genügen für heute“, schüttelt sie gleichmütig den Kopf, als wäre sie ein Golfer, der Tag um Tag einsam bei Sonne und Regen seine Runden auf dem Golfplatz dreht, auf der Jagd nach dem eigenen Rundenrekord, der heute eben wieder nicht gelang. 

Nur widerstrebend verlasse ich Leda in ihrer Küche. Eigentlich will ich ja gleich wieder zu ihr zurück in die Küche. Aber über ihrem Risotto kann ich bloß die Augen verdrehen vor Wonne. Ich zwinge mich zum langsam essen. Aber irgendwann ist „Schluss mit lustig“ und „Alles hat ein Ende“und der Teller mit dem Risotto und dem Leimkraut ist leer – aber mich hält es nicht auf meinem Platz, ich bin ein schlechter Tischnachbar und sause wieder zu Leda in die Küche. Da ist Leda schon beim nächsten Gang. „Gleich gibts Perlhuhn mit dunkler Polenta“, schnurrt sie, als hätte sie auf mich gewartet. Perlhuhn also. Und an meinem inneren Auge ziehen meine Erfahrungen mit staubtrockenen Perlhuhn-Beinchen vorbei. In jedem meiner Lebensjahrzehnte waren es ein bis zwei solcher trockener Erfahrungen. Perlhuhn. Das will was. Aber ich vertraue Leda – vielleicht, weil ihre zerarbeiteten, verbogenen Hände mich an die Hände meiner Großmutter erinnern, denen Kässpatzen und Käsekuchen in unnachahmlichem Geschmack entsprungen waren.

Da reißt mich Leda aus meinen Gedanken: „Weißt Du, ich hab das Perlhuhn diesmal anders gemacht als sonst. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren. Es dauerte einen Tag. Ich habe es mit Essig gewaschen. Und einen Tag mit etwas Knoblauch eingelegt – nicht viel. Und jetzt habe ich es einfach mit einem Salbeiblatt in eine Scheibe frischen Lardo gewickelt, Bauchspeck. Und bei niedriger Temperatur im Ofen geschmort.“

Ob sie denn in den 55 Jahren, die sie für Livio Felluga gekocht hat, den Winzer, nicht öfter mal Lust hatte, etwas anderes zu machen? Einfach woanders zu arbeiten?

„Das schon. Aber mir hat einfach Livio Felluga gefallen. Ich hab heimlich anderes ausprobiert. Hab Gelegenheitshalber auch für andere gekocht. Aber gefallen hat es mir nie. In Versuchung war ich öfter. Aber ich bin bei Ihm und seiner Familie geblieben.“

Warum?

„Mir hat Livio Felluga gefallen.“

Was denn ihr Lieblingsessen sei?

„Lieblingsessen? Hab ich keins. Wenn ich allein bin, ess ich Brot mit Marmelade. Und Salat. Ich mag nicht für mich kochen. Aber wenn ich FÜR jemanden koche: dann bringe ich Höchstleistung“, sagt sie, während Flavia ihr die Teller für das Perlhuhn reicht. Flavia, die so jung aussieht. Und doch auch schon 27 Jahre neben Leda im Haushalt der Familie Felluga arbeitet.

„Ich probiere auch immer etwas neues aus – so wie heute, mit dem Perlhuhn. Das alte zu wiederholen – ist langweilig. Das Neue reizt mich – aber bei den Sachen, die ich ausprobiere, bleibe ich innerhalb der Tradition.“

„Und die Moderne?“, frage ich, während sie mich scheinbar vergisst, weil sie dem Geschmack auf ihrem Löffel nachsinnt und einen Moment ganz weit weg ist.

„Die mag ich nicht. Schäumchen und so. Bah. Nein. Mich reizt die Tradition – und neues mit den alten Rezepten zu machen. Manches verstehe ich auch nicht. Und den Hype um die ‚Barbabietola‘, die Rote Beete, den verstehe ich ja überhaupt nicht.“

Ledas Perlhuhn? Es ist vielleicht das wundervollste Geflügel, das ich je aß. Zart und voll Geschmack und von überirdischer Art. Ich wusste nicht, dass ein Perlhuhn so schmecken kann. Danach? Ganz schnell zu ihr in die Küche.

Was ich denn für ein Sternzeichen sei, fragt sie mich, als ich neben ihr stehe und ihr beim Verteilen des Desserts zusehe. „Sagittario – Schütze“, antworte ich. Da lächelt sie nur wissend, Leda della Rovere, die 55 Jahre für den Winzer Livio Felluga arbeitete. Ihr Lächeln bleibt ihr Geheimnis – so wie sie das der einfachen Polenta für sich behält.

Und sie? „Ich bin Sternzeichen Löwe“, und lacht. Da wundert mich dann gar nichts mehr. Nicht mehr, warum die Tischgesellschaft auf Leda hört. Nicht mehr Livio Fellugas Sohn Marco, der mir lachend später erzählt „Leda – oh ja, sie ist der Chef im Haus.“ Nicht mehr, warum Leda ausgerechnet mich still in ihrer Küche duldet. Denn Löwe ist mein Aszendent. Als ich es ihr erzähle, lacht sie schallend. Und wir nehmen uns in den Arm.

Livio Felluga, der Winzer, für den Leda kochte, starb vergangenes Jahr am Weihnachtstag im Alter von 102 Jahren. Leda della Rovere wünsche ich ein mindestens ebenso langes Leben. Und wenn ich Glück habe: Dann darf ich eines Tages noch einmal neben ihr stehen, in ihrer Küche. Und darf ihr zusehen, wie sie kocht. Vielleicht erzählt ihr einer der friulanischen Freunde von diesem Post. Denn eines hat Leda in ihrem Leben ganz sicher noch nie ausprobiert. Internet.

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Eine Vollmondnacht im Hafen. Oder: Warum kann’s eigentlich nicht immer so sein?

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist Mai in der Marina San Gorgio di Nogaro am Fluss Corno. Waren die letzten Nächte zuhause noch regenreich und kühl, so ist es hinter den Alpen warm geworden. Selbst jetzt, weit nach Mitternacht, bin ich ohne Jacke unterwegs durch den Hafen, der im Licht des Vollmonds liegt. Auf der Jagd nach guten Fotos. Auf der Jagd nach guten Gedanken.

Das eine ist dabei so schwer wie das andere. Und doch: Seit ich seit ein paar Stunden am Meer bin, am Wasser, ist alles federleicht und alle Schwere abgefallen. So, als wäre im Wasser in minimaler Dosierung ein Botenstoff enthalten, irgendein Pheromon, das aus dem Wasser aufsteigt, das ich in feinster Dosierung hier am Meer inhaliere. Und das mein Leben leicht macht, sobald ich auch nur ein Millionstel davon einatme. Wenn ich nur wüsste, was es ist? 


Vielleicht Vielleicht ist es der Anblick des für einen Moment still daliegenden Flusses, der nur für einen Wimpernschlag verharrt in dieser Nacht zwischen Ebbe und Flut? Vielleicht ist es der Gesang einer Nachtigal, der vom anderen Ufer des Corno zum Hafen herüberdringt? Die sich wiederholenden Refrains, die kehligen Lieder des kleinen Vogels, der so klein und unscheinbar auf Fotografien wirkt, dass ich mich jedes Mal wundere, woher er die Stimmkraft nimmt und singt, eine ganze Nacht lang, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Ein Lied nach dem anderen.

Vom Westen die Wolken, in lockeren Haufen. Mal lassen sie den Mond hell über dem Hafen scheinen. Und dann ist alles auch gleich wieder abgedunkelt. Und der Mond ist hinter einer dichten Decke verschwunden. Ich schlendere durch den Hafen, bin müde, und kann mich trotzdem nicht entschließen, auf Levje endlich ins Bett zu kriechen. Die Nacht im Hafen unter dem Vollmond ist zu schön. Zu außergewöhnlich. Warum kann es eigentlich nicht immer so sein?

Ja: Warum eigentlich nicht? Es ist Mitternacht – und keine andere Tageszeit ist besser dafür geschaffen, um ehrlich zu sein. Ehrlich zu sein seinem besten Freund. Ehrlich zu sein zu seinem Partner. Und: Ehrlich zu sein zu sich selber. Versuchen wir es also, wo der Vollmond gerade leuchtet. Vielleicht ist zweierlei dafür verantwortlich. Zum einen: Äußere Zwänge. Dinge, die von außen an uns herangetragen werden. Ein „Funktionieren müssen“ im Beruf, ein „Funktionieren müssen“ im Eingespanntsein in unsere Doppelt-, Drei- und Vierfachfunktionen, irgendwo auf der Landkarte zwischen „Wollen“ und „Müssen“. Da gerät manches unter die Räder.


Aber noch wichtiger ist das zweite: Dass wir einfach oft verkennen, wer der einzige Mensch ist, der uns helfen kann. Nämlich wir selber. Wie oft deuten wir reflexartig auf irgendjemand, um ihm die Verantwortung zuzuschieben für unser Unglücklichsein? Ein Boss. Ein Kollege. Unser Partner. Ein fieses Gesicht aus der weltweiten Politik, das gerade Schlagzeilen macht. Dabei sind jedes Mal wir der einzige Mensch, der tatsächlich etwas ändern könnte.

Ob die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir versuchen würden, uns zu ändern, statt sinnlos auf unserer Umgebung herumzuhacken? 

Ich weiß es nicht. Aber dass diese Nacht mit dem Vollmondnacht über dem Hafen von San Giorgio einmalig ist; dass ich sie missen würde, wenn ich nicht hierher aufgebrochen wäre, mich auf den Weg gemacht hätte: Das weiß ich ganz sicher.

Wenn Ihnen dieser Post gefiel: Liken Sie ihn – mit einem Klick hier drunter ins Kästchen bei „Tolle Geschichte“.

Eine Vollmondnacht im Hafen. Oder: Warum kann’s eigentlich nicht immer so sein?

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul.

Es ist Mai in der Marina San Gorgio di Nogaro am Fluss Corno. Waren die letzten Nächte zuhause in Deutschland regenreich und kühl, so ist es hinter den Alpen warm geworden. Selbst jetzt, weit nach Mitternacht, bin ich ohne Jacke unterwegs durch den Hafen von San Giorgio, der im Licht des Vollmonds liegt. Auf der Jagd nach guten Fotos. Auf der Jagd nach guten Gedanken.

Das eine ist dabei so schwer wie das andere. Und doch: Seit ich nun ein paar wenige Stunden am Meer bin, am Wasser, ist alles federleicht. Und alle Schwere abgefallen. So, als wäre im Wasser in minimaler Dosierung ein Botenstoff enthalten, irgendein Pheromon, das aus dem Wasser aufsteigt, das ich in feinster Dosierung hier am Meer inhaliere. Und das mein Leben leicht macht, sobald ich auch nur ein Millionstel davon einatme. Wenn ich nur wüsste, was es wirklich ist, das hier am Meer alles leicht macht? 


Ist es der Anblick des für einen Moment still daliegenden Gezeitenflusses, der nur für einen Wimpernschlag reglos verharrt in dieser Nacht, genau zwischen Ebbe und Flut? Ist es der Gesang einer Nachtigall, der vom anderen Ufer des Corno zum Hafen herüberdringt? Die sich wiederholenden Refrains, die kehligen Lieder eines winzigen Vogels, der so klein und unscheinbar auf Fotografien wirkt, dass ich mich jedes Mal wundere, woher er die Stimmkraft nimmt und singt, eine ganze Nacht lang, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Ein Lied nach dem anderen.

Vom Westen die Wolken, in lockeren Haufen. Mal lassen sie den Mond hell über dem Hafen scheinen. Und dann ist alles auch gleich wieder abgedunkelt. Und der Mond ist hinter einer dichten Decke verschwunden. Ich schlendere durch den Hafen, bin müde, und kann mich trotzdem nicht entschließen, auf Levje endlich ins Bett zu kriechen. Die Nacht im Hafen unter dem Vollmond ist zu schön. Zu außergewöhnlich. 

Warum kann es eigentlich nicht immer so sein?

Ja: Warum eigentlich nicht? Es ist Mitternacht – und keine andere Tageszeit ist besser dafür geschaffen, um darüber nachzudenken. Und ehrlich zu sein. Ehrlich zu sein wie zu seinem besten Freund. Ehrlich zu sein wie zu seinem Partner. Und: Ehrlich zu sein zu sich selber. Versuchen wir es also, wo der Vollmond jetzt gerade zwischen zwei schnell ziehenden Wolkenbänken leuchtet. 

Vielleicht ist zweierlei dafür verantwortlich. Zum einen: Äußere Zwänge. Dinge, die von außen an uns herangetragen werden. Ein „Funktionieren müssen“ im Beruf, ein „Funktionieren müssen“ im Eingespanntsein in unsere Doppelt-, Drei- und Vierfachbelastungen und -funktionen im Leben, irgendwo auf der Landkarte zwischen „Wollen“ und „Müssen“. Wir sind eingespannt im Beruf. Im Haushalt, den wir zu führen haben. Wir sind Konsumenten, die ständig wie die Ameisen neue Dinge in ihren Bau tragen. Wir sind auch „Steuerbürger“, so nannte mich ein Finanzbeamter einmal, in der dauernden Verwaltung unseres selbst. Und der über 10.000 Dinge, die ein Deutscher im Durchschnitt heute besitzt. Wo es doch vor 500 Jahren keine 10 Dinge waren, die ein durchschnittlicher Deutscher sein eigen nannte. Da gerät manches unter die Räder.


Aber noch wichtiger ist das zweite: Dass wir einfach oft verkennen, wer der einzige Mensch ist, der uns helfen in all diesen Belastungen Erleichterung bringen könnte. Der einzig, der wirklich „was ändern könnte“. Nämlich wir selber. Wie oft deuten wir reflexartig auf irgendjemand, um ihm die Verantwortung zuzuschieben für unser Unglücklichsein? Ein Boss. Ein Kollege. Unser Partner. Ein fieses Gesicht aus der weltweiten Politik, das gerade Schlagzeilen macht. Es gibt täglich viele Angebot, wem wir die Schuld zuschieben könnten. Dabei sind jedes Mal wir der einzige Mensch, der tatsächlich etwas ändern könnte.

Ob die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir versuchen würden, UNS zu ändern, statt sinnlos auf unserer Umgebung herumzuhacken? 

Ich weiß es nicht. Aber dass diese Nacht mit dem Vollmondnacht über dem Hafen von San Giorgio einmalig ist; dass ich sie missen würde, wenn ich nicht hierher aufgebrochen wäre, mich auf den Weg gemacht hätte: Das weiß ich ganz sicher.

So wandere ich dahin, zwischen den still daliegenden Booten. Ich höre immer noch die Nachtigall, als ich zurück bin, auf Levje. Ich höre sie solange, bis ich endlich eingeschlafen bin.

Wenn Ihnen dieser Post gefiel: 
Liken Sie ihn – mit einem Klick hier drunter ins Kästchen bei „Tolle Geschichte“. Ich freue mich!

Übrigens: Danke für Ihre vielen Likes zu meinem Post über 
„Maurizio und das blaue Ungetüm“. Circa 3.000 Leser haben ihn in drei Tagen gelesen. 
Eben traf ich Maurizio, er strahlte übers ganze Gesicht, als er sagte: 
„Tutti lo sanno!“ „Alle habens gelesen – alle wissen es“. Na denn…

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