Kategorie: Mare Più

Die 28. Neuerscheinung bei millemari. Aus der Werkstatt: Vom Spaß, unvernünftig zu sein und einen Verlag zu gründen.

Vor fünf Jahren gründeten wir millemari.
Zum Jubiläum gibts jetzt millemari.s
allererste Neuerscheinung als Hörbuch
– gelesen vom schlechtesten Sprecher der Welt.

Ein verregnetes Wochenende vor zwei Jahren. Susanne Guidera, die mit mir drei Jahre zuvor den Verlag millemari. gegründet hatte, kam – typisch Frau! – vom samstäglichen City-Shopping mit einem guten Mikrofon und einer faltbare Sprecherkabine zurück ins Büro. Sie meinte, statt in den Regen zu schauen, könnten wir doch einfach mal ein Hörbuch aufnehmen. Als Text sollte das erste Buch dienen, das bei millemari. erschienen war.  Band Nr. 1. Das Buch, mit dem millemari. begonnen hatte 2014: EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE.

Die Tonspur, die bei dieser mehrtägigen Sitzung entstand, lag dann erst mal zwei Jahre rum. Keiner kam dazu, was draus zu machen. 

Aber bei Dingen, an die sie glaubt, besitzt Susanne die Zähigkeit des Terriers. Als Jacopo Moratto, ihr neuer italienischer Praktikant in ihr Büro schneite, witterte sie ihre Chance. Jacopo spricht kaum Deutsch, aber weil Jacopo davon träumt, in seiner Heimat Pop-Sänger zu werden, kennt er sich mit Tonspuren aus. Also verbrachte Jacopo seine Zeit damit, die alte Tonspur zu putzen und all die gesammelten Räusperer, Hüpfer, Schlucker und Giekser des wohl ungeeignetsten Sprechers der Welt aus unserer Aufnahme rauszupolieren. Doch statt von der Tätigkeit angeödet zu sein, weil er vom Inhalt so gut wie nichts verstand, war Jacopo fasziniert von der Art des Sprechers. Er putzte und schrubbte zwei Wochen unermüdlich, bis die Tonspur sauber war. Dann überraschte mich Susanne mit all dem und schickte mir das obenstehende Cover.

Warum ich das erzähle? Es sagt mehr als alles aus, warum wir machen, was wir machen. Weil wir wie beim Segeln lieber „Einfach machen und ausprobieren“ als vom perfekten Törn auf dem perfekten Boot zu träumen. Träume sind wichtig. Aufs Meer gehen, draußen unterwegs sein, ist noch wichtiger.

Und damit ist auch schon alles über den Inhalt meines Buches gesagt.

Danke, Susanne, für 5 spannende Jahre –
th.

PS: Ich würd ja jetzt gern in gutem Marketing-Deutsch was von LIMITED EDITION und so faseln. Politik und Marketing haben die Neigung zu Unwahrheit oder gar Lüge gemeinsam. Ich lass es also lieber. Und preise lieber den ungeeignetsten Sprecher der Welt an: 

-> Hörprobe gefällig? Hier klicken!

Die 28. Neuerscheinung bei millemari. Aus der Werkstatt: Vom Spaß, unvernünftig zu sein und einen Verlag zu gründen.

Vor fünf Jahren gründeten wir millemari.
Zum Jubiläum gibts jetzt millemari.s
Neuerscheinung Nr. 1 als Hörbuch
– gelesen vom ungeeignetsten Sprecher der Welt.

Ein verregnetes Wochenende vor zwei Jahren. Susanne Guidera, die mit mir drei Jahre zuvor den Verlag millemari. gegründet hatte, kam – typisch Frau! – vom samstäglichen City-Shopping mit einem guten Mikrofon und einer faltbare Sprecherkabine zurück ins Büro. Sie meinte, statt in den Regen zu schauen, könnten wir doch einfach mal ein Hörbuch aufnehmen. Als Text sollte das erste Buch dienen, das bei millemari. erschienen war.  Band Nr. 1. Das Buch, mit dem millemari. begonnen hatte 2014: EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE.

Die Tonspur, die bei dieser mehrtägigen Sitzung entstand, lag dann erst mal zwei Jahre rum. Keiner kam dazu, was draus zu machen. 

Aber bei Dingen, an die sie glaubt, besitzt Susanne die Zähigkeit des Terriers. Als Jacopo Moratto, ihr neuer italienischer Praktikant in ihr Büro schneite, witterte sie ihre Chance. Jacopo spricht kaum Deutsch, aber weil Jacopo davon träumt, in seiner Heimat Pop-Sänger zu werden, kennt er sich mit Tonspuren aus. Also verbrachte Jacopo seine Zeit damit, die alte Tonspur zu putzen und all die gesammelten Räusperer, Hüpfer, Schlucker und Giekser des wohl ungeeignetsten Sprechers der Welt aus unserer Aufnahme rauszupolieren. Doch statt von der Tätigkeit angeödet zu sein, weil er vom Inhalt so gut wie nichts verstand, war Jacopo fasziniert von der Art des Sprechers. Er putzte und schrubbte zwei Wochen unermüdlich, bis die Tonspur sauber war. Dann überraschte mich Susanne mit all dem und schickte mir das obenstehende Cover.

Warum ich das erzähle? Es sagt mehr als alles aus, warum wir machen, was wir machen. Weil wir wie beim Segeln lieber „Einfach machen und ausprobieren“ als vom perfekten Törn auf dem perfekten Boot zu träumen. Träume sind wichtig. Aufs Meer gehen, draußen unterwegs sein, ist noch wichtiger.

Und damit ist auch schon alles über den Inhalt meines Buches gesagt.

Danke, Susanne, für 5 spannende Jahre –
th.

PS: Ich würd ja jetzt gern in gutem Marketing-Deutsch was von LIMITED EDITION und so faseln. Politik und Marketing haben die Neigung zu Unwahrheit oder gar Lüge gemeinsam. Ich lass es also lieber. Und preise lieber den ungeeignetsten Sprecher der Welt an: 

-> Hörprobe gefällig? Hier klicken!

PPS: Ganz ohne Marketing geht nicht. Vollständigkeit halber seien unsere beiden anderen Hörbücher erwähnt. Ich habe der Versuchung widerstanden, sie ebenfalls einzulesen – dafür konnte Susanne  echte Profisprecher gewinnen:


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-> Hörprobe AM BERG gefällig? Hier klicken!

Von England nach Irland und Schottland (29): Unterwegs auf dem Crinan-Kanal.

„Und wenn Ihr mit Eurem Schiff irgendwo aufsetzt: Kein Problem. Einfach anrufen!“, sagt die Schleusenwärterin an der Einfahrt in den Kanal. „Wir können jeden Abschnitt bei Bedarf fluten. Dann seid Ihr gleich wieder flott!“

Sie meint es gut mit mir. Dabei hatte ich sie bloß arglos gefragt, ob Levjes 2-Meter-Tiefgang ein Problem wären im Kanal. „Eigentlich nicht“, meinte sie, „bis 2,30 Meter geht immer. Mehr Tiefgang nur nach Anmeldung.“ Tröstlich zu wissen, dass ich die nächsten Stunden immer 30 Zentimeter unterm Kiel haben werde auf der etwa 8 Stunden langen Fahrt, die die 50 Kilometer lange Halbinsel Mull einmal quer durchschneidet.

Wie sich das anfühlt? Anfangs ein bisschen, als würde man über rohe Eier laufen, die jeden Moment unter den Füssen zerbrechen können. Aber kaum liegen die ersten beiden Schleusen hinter mir, bin ich wieder da, wo ich vor drei Jahrzehnten war: Beim Gefühl, hier auf einem Paddelboot entlangzufahren. Ein langsames Gleiten durch eine unbewegte Flusslandschaft. Mit jedem einzelnen Paddelschlag das Gefühl, ein störender Eindringling zu sein in dem tiefen Frieden, der über dem Fluss liegt. Auf seinen ersten Metern hinter den Schleusen von Crinan ist der Kanal nichts anderes als das, was ich einst auf der auf der Themse kurz vor Oxford oder auf der Loire fand: Ein friedliches Flüsschen, das sachte durch Hecken und Gesträuch kriecht – als gäbe es 50 Meter weiter entfernt kein wildes Meer, keine Strömungen, keinen Strom vor Corryvreckan.

Etwas flau ist mir anfangs schon in der 3-Meter tiefen Badewanne, sie ist eng zwischen den Sträuchern. Levje kommt mir vor wie ein Supertanker. Fragen nagen allerdings an meiner Behaglichkeit hinter dem Steuerrad. „Was mach ich,

wenn ich Levjes 11,30 Meter zwischen den Hecken drehen muss?“
Oder: „Was tu ich, wenn mir in der Enge um die Ecke ein Motorboot entgegenrauscht?“

Schnell husche ich nach unten. Da wo Leckstopfen und Signalraketen lagern, liegt auch Trump. Trump fährt seit Jahren auf Levje mit. Trump kann verdammt laut, lauter als alle, die ich kenne.


Und wenn Trump sich einmal bemerkbar macht, kann das keiner überhören. Trump ist unignorierbar, Trump ist ein Genie darin, unüberhörbar zu sein, solange, bis Gehör und Gehirn sich wund anfühlen. Das Beste: Trump „nutzt sich nicht ab“, „ist schwimmfähig“ und „rostet nicht“. Nur dass Trump umweltfreundlich ist, glaub ich noch nicht ganz.

Aber hier im praktischen Leben des Crinan-Kanals ist Trump nur bedingt eine Hilfe. Das merke ich gleichan der ersten Brücke. Sie ist zu. Und sie bleibt zu. Selbst nachdem ich dreimal kräftig in Trump gepustet habe, passiert eine Viertelstunde lang nichts. Trump verhallt einfach ungehört. Nur der schlappohrige Köter im Cottage am Ufer beginnt zu jaulen. Erst der Griff zum Smartphone bringt Bewegung in die Brücke vor uns. Ein Schleusenwärter kommt angefahren, packt seine wuchtige Kurbel aus und winscht die Brücke einfach auf zur Seite. Luxuriös, wenn das von hier ab so weitergeht auf dem 6 Seemeilen langen Kanal zwischen den Schleusen von Crinan und dem kleinen Städtchen Lochgilphead im Osten.

Sie ist mal beschaulich, die Fahrt durchs Schilf. Und dann sorgt sie wieder für erhabenen Weitblick. Das Meer, über das wir eben noch fuhren, liegt jetzt 25 Höhenmeter unter uns.

Wie die Bergwanderer werden wir belohnt mit – ja: Fernsicht. Und Weitblick. 

Als knackig sind dann doch die 16 Schleusen, die man auf dem langen Weg erst rauf über die Anhöhen der Halbinsel Mull, dann wieder runter zu bewältigen hat. Denn sooooo luxuriös, wie wir noch an der Drehbrücke dachten, ist das alles nicht, denn ab dort sind wir auf uns allein gestellt.

Drei Mann auf einem Boot sind gerade richtig, um in der Schleuse zurechtzukommen. Zwei Mann, um die Leinen des Bootes in der Schleuse zu bedienen und dafür zu sorgen, dass das Boot im rauschenden Torfwassersprudel in der Schleuse nicht hilflos vertreibt. Und ein Mann, der am Schleusentor fürs Leeren und Füllen der Schleusenkammern per Kurbel zuständig ist.

Sven übernimmt das für uns. Aber irgendwann sind wir so eingespielt, dass Sven gar nicht mehr an Bord kommt, sondern am Land den Stress mit den Schleusentore übernimmt.

Denn neben dem Bedienen der großen Kurbel fürs Leeren und Füllen ist vor allem das Öffnen und Schließen der wuchtigen Schleusentore an den langen Balkenauslegern Sklavenarbeit. Das kostet mächtig Kraft, die langen Hebelarme  im Viertelkreis zu bewegen. Schon bald bleibt Sven nur noch an Land, rennt nach hinten, um die Tore wieder zu schließen,  sobald wir draußen sind. Und spurtet dann voraus zur nächsten Kammer, um mit einem von der Straße weg requirierten Fahrradfahrer die Schleusentore aufzuwuchten. Die langen schwarzen Hebeldinger habens in sich und sorgen dafür, dass der trainierte Bergfex Sven am Abend müde auf die Koje sinken wird..

Nein. Allein mit den langen Hebeln wäre der Einhandsegler hoffnungslos überfordert. Spätestens an einer der Schleusen im hinteren Drittel denke ich an Susanne Radlach, die Einhandseglerin, die sich einhand mit ihrer Segelyacht MISTRAL über 300 solcher Schleusen (in Worten: Dreihundert!!!) einen halben Sommer vom Rhein bis zur Rhone ins Mittelmeer geschleust hatte. „Nein“, hatte Susanne Radlach unschuldig erzählt, als wir uns in einer Bucht auf Menorca letztes Jahr begegneten, „ich hab die Fahrt über die Schleusen genossen“. Dabei sah ich in Port du Rhone schon Skipper weinen, die nach 300 Schleusen so erledigt waren, dass sie den Traum von der großen Segelreise einfach in den Wind schlugen und entnervt nach Hause reisten. 

Aber anstrengend ist das mit den Schleusen allemal. Als wir aus der letzten Schleuse in Lochguilphead von der Höhe ein letztes Mal hinunterschauen aufs offene Meer, spüre auch ich die Anstrengung des Tages.

Am Ende meines Tages durch den Crinan-Kanal – und es gibt vier solcher für Segelyachten schiffbarer Kanäle durch Schottland – ziehe ich mein Fazit:
Es ist tatsächlich eine enorme Zeitersparnis, diese Abkürzung „über Land“ zu nehmen. Mit diesen 6 Seemeilen erspart man sich 100 Seemeilen um die Halbinsel Mull herum. 
Doch ich war froh um zwei Mann Begleitung, einhand wäre das gleichzeitige Schleusenbedienen, Leinenarbeit und Boot bewegen nur umständlich und zeitraubend machbar gewesen. Ich wäre in der Schleuse zum Verkehrshindernis für andere geworden. 
Die Warterei hat auch ihr Gutes: In der Enge der Schleusenkammer kommt man sich näher. Ein Plausch mit der rothaarigen Schleusenwärterin über ihr Leben als Mutter und Schleusenwärterin. Ein „Woher? Wohin?“mit dem schottischen Nachbarskipper – wie immer im Leben schafft Mühsal Gemeinsamkeit und Vertrautheit, die man so selbst im Hafen selten findet.

Manche der Schleusentore sind technisch in schlechtem Zustand – und nicht nur die, die die Jahreszahl 18-Hundertirgendwas tragen. Sie allein zu bewegen, ist gelegentlich unmöglich. Allerdings bieten jüngere „Pilots“ an Schleusen ihre Dienste an. Zum ohnehin nicht günstigen Preis von 160 Pfund für die einfache (!) Fahrt, für die wir 8 Stunden brauchten, kommen dann noch Entlohnung für die Pilots dazu.
Fazit: Wie schon der Kanal von Korinth ist auch der Crinan Kanal ein Vergnügen – wenngleich es seinen Preis hat.

Doch ich habe den Tag binnen sehr genossen. Nicht zuletzt wegen der Fernsicht. Und des Paddelboot-Feelings.

Von England nach Irland und Schottland (29): Unterwegs auf dem Crinan-Kanal.

„Und wenn Ihr mit Eurem Schiff irgendwo aufsetzt: Kein Problem. Einfach anrufen!“, sagt die Schleusenwärterin an der Einfahrt in den Kanal. „Wir können jeden Abschnitt bei Bedarf fluten. Dann seid Ihr gleich wieder flott!“

Sie meint es gut mit mir. Dabei hatte ich sie bloß arglos gefragt, ob Levjes 2-Meter-Tiefgang ein Problem wären im Kanal. „Eigentlich nicht“, meinte sie, „bis 2,30 Meter geht immer. Mehr Tiefgang nur nach Anmeldung.“ Tröstlich zu wissen, dass ich die nächsten Stunden immer 30 Zentimeter unterm Kiel haben werde auf der etwa 8 Stunden langen Fahrt, die die 50 Kilometer lange Halbinsel Kintyre einmal quer durchschneidet.

Wie sich das anfühlt? Auf den ersten Metern so, als würde ich über rohe Eier laufen, die jeden Moment unter den Füssen zerbrechen können. Aber kaum liegen die ersten beiden Schleusen hinter mir, bin ich wieder da, wo ich vor drei Jahrzehnten war: Beim Gefühl, hier auf einem Paddelboot entlangzufahren. Ein langsames Gleiten durch eine unbewegte Flusslandschaft. Mit jedem einzelnen Paddelschlag das Gefühl, ein störender Eindringling zu sein in dem tiefen Frieden, der über dem Fluss liegt. Auf seinen ersten Metern hinter den Schleusen von Crinan ist der Kanal nichts anderes als das, was ich einst auf der auf der Themse kurz vor Oxford oder auf der Loire fand: Ein friedliches Flüsschen, das sachte durch Hecken und Gesträuch kriecht – als gäbe es 50 Meter weiter entfernt kein wildes Meer, keine Strömungen, keinen Strom vor Corryvreckan.

Der Crinan-Kanal ist ein Veteran unter den Kanälen. Erdacht und ergraben, als britische Schiffe auf See gegen Napoleons Seeblockade kämpften, vor mehr als 200 Jahren. Und deshalb in weiten Teilen auch so geblieben, wie er um 1794 begonnen worden war. Mehr ein wasserspeisender schmaler und nicht tiefer Kanal durch einen königlichen Schlosspark. Etwas flau ist mir schon in der 2,50 Meter tiefen Badewanne, auf den ersten Metern ist sie eng zwischen den Sträuchern. Levje kommt mir vor wie ein Supertanker. Fragen kratzen allerdings an meiner Beschaulichkeit hinter dem Steuerrad. „Was mach ich, wenn ich Levjes 11,30 Meter zwischen den Hecken drehen muss?“
Oder: „Was tu ich, wenn mir in der Enge um die Ecke ein Motorboot mit Karracho entgegenrauscht?“

Schnell husche ich nach unten. Da wo Leckstopfen und Signalraketen lagern, liegt auch Trump. Trump fährt seit Jahrzehnten mit. Trump war immer schon da. Trump kann verdammt laut, lauter als alle, die ich kenne.


Und wenn Trump sich einmal bemerkbar macht, kann das keiner überhören. Trump ist unignorierbar, Trump ist ein Genie darin, unüberhörbar zu sein, solange, bis Gehör und Gehirn sich wund anfühlen. Das Beste: Trump „nutzt sich nicht ab“, „ist schwimmfähig“ und „rostet nicht“. Nur dass Trump umweltfreundlich ist, wie auf der Verpackungsröhre steht, glaub ich noch nicht ganz.

Aber hier im praktischen Leben des Crinan-Kanals ist Trump nur bedingt eine Hilfe. Das merke ich gleich an der ersten Brücke. Sie ist zu. Und sie bleibt zu. Wir eiern im engen Kanal herum, selbst nachdem ich dreimal kräftig in Trump gepustet habe, passiert eine Viertelstunde lang nichts. In Schottland verhallt Trump ungehört. Nur der schlappohrige Köter im Cottage am Ufer beginnt zu jaulen. Erst der Griff zum Smartphone bringt Bewegung in die Brücke vor uns. Ein Schleusenwärter kommt angefahren, packt seine wuchtige Kurbel aus und winscht die Brücke einfach auf zur Seite. Luxuriös, wenn das von hier ab so weitergeht auf dem 6 Seemeilen langen Kanal zwischen den Schleusen von Crinan und dem kleinen Städtchen Lochgilphead im Osten.

Sie ist mal beschaulich, die Fahrt durchs Schilf. Mal beschert sie erhabene Weitblicke, wenn sich zur Linken unter uns das Meer auftut, über das wir eben noch fuhren. Es liegt jetzt 20 Höhenmeter unter uns. Und die im Mittelmeer so beliebten PS-starken Schlauchboot-Monster? Sie fehlen nicht nur auf dem Crinan-Kanal. Sie fehlen auch auf den südenglischen oder irischen Flüssen wie River Dart oder River Barrow, auf denen ich fuhr – es gibt sie hier einfach noch nicht. Ist es fehlendes Kleingeld? Oder tatsächlich die Lust an der Beschaulichkeit?

Wie die Bergwanderer werden wir belohnt mit Stille. Und mit: Fernsicht. Und Weitblick. 

Als knackig erweisen sich aber die 16 Schleusen, die man auf dem langen Weg erst rauf über die Anhöhen der Halbinsel Kintyre, dann wieder runter zu bewältigen hat. Denn sooooo luxuriös, wie wir noch an der Drehbrücke dachten, ist das alles nicht, denn ab dort sind wir auf uns allein gestellt.

Drei Paar erfahrene Hände auf einem Boot sind gerade richtig, um in der Schleuse zurechtzukommen. Zwei Kräfte an Deck, um an Bug und Heck die Leinen des Bootes in der Schleuse zu bedienen und dafür zu sorgen, dass das Boot im Gesprudel des torbraunen Wassers in der Schleuse nicht hilflos vertreibt. Und ein Mann, der am Schleusentor fürs Leeren und Füllen der Schleusenkammern per Kurbel zuständig ist.

Sven übernimmt das für uns, während Ida und ich an Deck die Leinen fieren. Irgendwann sind wir so eingespielt, dass Sven gar nicht mehr an Bord kommt, sondern an Land den Stress mit den Schleusentore übernimmt. Bis zur Erschöpfung schwingt er im blauen Shirt die Kurbel oder wuchtet zwei Paar Schleusentore auf- und zu.

Denn neben dem Bedienen der großen Kurbel fürs Leeren und Füllen ist vor allem das Öffnen und Schließen der wuchtigen Schleusentore an den langen Balkenauslegern Sklavenarbeit. Das kostet mächtig Kraft, die langen Hebelarme  im Viertelkreis zu bewegen. Schon bald bleibt Sven nur noch an Land, rennt nach hinten, um die Tore wieder zu schließen, sobald wir draußen sind. Und spurtet dann voraus zur nächsten Kammer, um mit einem von der Straße weg requirierten Fahrradfahrer die Schleusentore aufzustemmen. Die langen schwarzen Hebeldinger habens in sich und sorgen dafür, dass der trainierte Bergfex Sven am Abend müde auf die Koje sinken wird..

Nein. Allein mit den langen Hebeln wäre der Einhandsegler hoffnungslos überfordert. Spätestens an einer der Schleusen im hinteren Drittel denke ich an Susanne Radlach, die Einhandseglerin, die sich ihre Segelyacht MISTRAL über 300 solcher Schleusen (in Worten: Dreihundert!!!) allein einen halben Sommer vom Rhein bis zur Rhone ins Mittelmeer geschleust hatte. „Nein“, hatte Susanne Radlach unschuldig erzählt, als wir uns in einer Bucht auf Menorca letztes Jahr begegneten, „ich hab die Fahrt über die Schleusen genossen“. Dabei sah ich in Port du Rhone schon Skipper weinen, die nach 300 Schleusen so erledigt waren, dass sie den Traum von der großen Segelreise einfach in den Wind schlugen und entnervt nach Hause reisten. 

Oder Klaus Aktoprak, der in seinem Buch Schärensegeln seine Fahrt auf dem Götakanal quer durch Südschweden beschreibt. Satte 58 Schleusen musste er einhand bewältigen und wusste hinterher, warum man den Götakanal auch „divorce ditch“ nennt, den „Scheidungsgraben“, in dem sich Mann und Frau auf einem Boot heillos über der Bedienung der Schleusen in die Haare geraten.

Anstrengend ist das mit den Schleusen allemal. Als wir am Spätnachmittag aus der letzten Schleuse in Lochguilphead von der Höhe ein letztes Mal hinunterschauen aufs offene Meer, spüre auch ich die Anstrengung des Tages.

Am Ende meines Tages durch den Crinan-Kanal – und es gibt vier solcher für Segelyachten schiffbarer Kanäle durch Schottland – ziehe ich mein Fazit:
Es ist tatsächlich eine enorme Zeitersparnis, diese Abkürzung „über Land“ zu nehmen. Mit diesen 6 Seemeilen erspart man sich 100 Seemeilen um die Halbinsel Kintyre und dessen Südende Mull of Kintyre, über dessen Strudel und Wildheit ich schrieb. 
Ich war froh um Sven und Ida. Einhand wäre das gleichzeitige Schleusenbedienen, Leinenarbeit und Boot bewegen nur umständlich und zeitraubend machbar gewesen. Ich wäre in der Schleuse zum zeitraubenden Verkehrshindernis für andere geworden. 
Die Warterei hat auch ihr Gutes: In der Enge der Schleusenkammer kommt man sich näher. Ein Plausch mit der rothaarigen Schleusenwärterin über ihr Leben als Mutter und Schleusenwärterin. Ein „Woher? Wohin?“mit dem Nachbarskipper aus Glasgow – wie immer im Leben schafft Mühsal Gemeinsamkeit und Vertrautheit, die man so selbst im Hafen selten findet.

Manche der Schleusentore sind technisch in schlechtem Zustand – und nicht nur die, die die Jahreszahl 18-Hundertirgendwas tragen. Sie allein zu bewegen, ist gelegentlich unmöglich. Allerdings bieten jüngere „Pilots“ an Schleusen ihre Dienste an. Zum ohnehin nicht günstigen Preis von 160 Pfund für die einfache (!) Fahrt, für die wir 8 Stunden brauchten, kommen dann noch Entlohnung für die Pilots dazu.
Fazit: Wie schon der Kanal von Korinth ist auch der Crinan Kanal ein Vergnügen – wenngleich es schon Anstrengung kostet und seinen Preis hat.

Doch ich habe den Tag binnen sehr genossen. Nicht zuletzt wegen der Fernsicht. Und des Paddelboot-Feelings.

Von England nach Irland und Schottland (28): Durch die Strudel von Corryvreckan.

Die Landschaft ist, als hätte Gott hier einen seiner zahllosen Versuche gemacht, seinem Traum der großen Leere Gestalt zu geben. Kein Baum. Kein Haus. Selbst das Nichts ist abwesend. Nur massige Tundra-überzogene Felsen im großen Grau, in dem ein durchziehender Frachter wie eine flüchtige, zart anrührende Begegnung wirkt, bevor er den Blick freigibt auf die Meerenge von Corryvreckan.

Corryvreckan. Wir sind von den Hebriden süostwärts zu den schottischen Lowlands unterwegs, nach Glasgow, der Stadt am River Clyde. Mit dem Stechzirkel in gerader Linie gemessen, sind das nicht mehr als 110 Seemeilen. Doch die schottischen Berge recken sich von Norden mit drei langen Landfingern nach Südwesten. Drei große Barrieren, um die es nur ein 200 Seemeilen langes Drumherum gibt. Oder ein 110 Seemeilen langes Mittendurch – durch enge Inseldurchfahrten, durch künstliche Kanäle – und durch die Meerenge von Corryvreckan.

Das Meer hat es an dieser Stelle zu einiger Berühmtheit gebracht. Die Strudel der Corryvreckan-Straße gehören „weltweit nach den Strudelgebieten Moskentraumen und Saltstraumen zwischen den norwegischen Lofoten sowie dem Old Sow in Kanada zu den stärksten Strudeln“, schreibt Wikipedia. Und dass die Strudel laute Geräusche verursachen, „die kilometerweit gut hörbar sind“. Corryvreckan – der „Kessel des gefleckten Meeres“. Schöner als auf Gälisch kann man keine Landschaft beschreiben.

Einfach ansteuern und durch fahren? Keine gute Idee. Schon an einem harmlosen, windstillen Tag kann der Strom in der ein Kilometer breiten Enge mit acht Knoten setzen. Wie hoch müsste ich Levjes 50PS starken Motor drehen, um gegen diese Strömung anzukommen? Nein. Segeln heißt, die Kräfte der Natur auf jede trickreiche Art zu nutzen. Wie man zum Anlegen den Wind nutzt, um den Bug schneller an die Pier zu treiben als die Maschine es könnte. Oder zum Still-im-Starkwind-Liegen das Beidrehen, bei dem das eigene Kielwasser jedes Mal wieder die hohen Wellen bricht. Und zum Durchfahren einer Meerenge den Strom, um schneller durchzukommen.

Von der Insel Iona kommend, haben wir uns für die Durchfahrt den ruhigsten Moment ausgesucht. Eine Stunde vor Niedrigwasser stehen wir fünf Seemeilen entfernt, um genau im ruhigen Moment in der Meerenge zu sein, wenn die Strömung dreht.

Über Iona war am frühen Nachmittag der Himmel noch strahlend blau gewesen. Nur im Osten über Corryvreckan, da wo wir hinwollten, stand ein langes Wolkenband. Jetzt ist vom Blau nichts  geblieben bis auf ein Stück oranges Schimmerns. Und vom glatten Meer auch nichts. Levje geigt und giert in der Welle herum. Es ist windstill, doch die See ist merkwürdig. Mal glatt. Mal aufgewühlt, mit sich drehenden weißen Punkten. Als ich näher hinsehe, sind es Schaumkronen, die sich in einem Wirbel drehen wie Pusteblumen. Wie lang, wie schnell muss Meerwasser kreiseln und drehen, damit handhohe Schaumhügel entstehen?

Um 18.20 Uhr sollte fast schon Stillwasser sein, wir gleiten unter Motor auf die Meerenge zu. Tatsächlich setzt der Strom immer noch mit 2,5 Knoten gegen uns. Aber das ist wohl nichts gegen das, was hier vor einer Stunde los war. Levje torkelt und yachtert immer noch wie betrunken durch die Strudel.

In einer Viertelstunde soll der Strom in der Meerenge zur Ruhe kommen. 15 Minuten soll er verharren, sagt der REEDS NAUTICAL ALMANACH, und dann wird er uns mit großer Kraft durch die Meerenge ziehen.

Eine halbe Stunde später. Der Gegenstrom beträgt immer noch 2 bis drei 3 Knoten. Die Logge zeigt 5-6 Knoten Speed an, wir sind laut GPS kaum mit der Hälfte unterwegs. Auf unserem Track auf unserem IPad sehe ich, wie die kreiselnden Strudel Levje bis zu 60 Grad aus dem Kurs versetzen. Peile ich über den Burgkorb nach vorne, treiben wir geradewegs auf die Felswand voraus zu. Aber die Kurslinie auf dem Ipad sagt, dass wir die Meerenge genau in der Mitte passieren werden. Abdrift nennt man das. Ich starre abwechselnd aufs Ipad, dann wieder auf die Felswand.

Warum kommt der Strom hier nicht zur Ruhe? Irgendwo hier unter uns ragt inmitten der 200 Meter tiefen Meerenge ein Felsmassiv bis auf 30 Meter unter dem Meeresspiegel empor. Der Unterwasserberg sorgt dafür, dass das aus der Badewanne des Jura Sounds strömende Wasser an dieser Stelle so verwirbelt wird. Nur die Trottellummen, die aussehen wie putzige schwarze Entchen und immer als Pärchen auftreten, scheinen sich in der Strömung wohlzufühlen. Sind es wirklich Paare? Oder ein Elterntier mit einem halb so großen Jungvogel, die mit hektischen Bewegungen von Levje wegpaddeln? Sie nehmen die wilden Bewegungen des Meeresals gäbe es sie nicht.

Scarba, der Berg im Norden, den wir passieren, ist eine Insel. Kurz zeigt sie ihre nassen Hänge, ihre tiefgrünen Runzeln, ihre vor Nässe speckig glänzenden Felsen, ihre graue Pelzmütze oben auf dem Gipfel,  aus der wenige Augenblicke später zarter Niesel fällt. Eben noch wünschte ich, ich könnte wieder einmal die Runen und Riefen verstehen, in denen die Erdgeschichte geschrieben steht. Doch dann ist der Berg, der eben noch leuchtete, nur noch ein grauer Schatten, im Grau sind nur noch Levjes Konturen an Deck scharf und lesbare Zeichen.

19.15. Wir sind mittendrin. Einen Augenblick ist der Strom wie abgestellt. Logge und GPS-Anzeige stimmen ausnahmsweise überein. Nur wenn ich das Teleobjektiv der Kamera ganz ausfahre und die

1.000 Meter lange Strecke vor mir verdichte, zeigt sich das Muster der sich drehenden Wirbel auf dem Wasser. Keine zwanzig Minuten währt der „slack“, das Niedrigwasser, dann zieht der Strom uns auch schon wieder mit einem Knoten aus der Meerenge heraus. Fünf Minuten später zeigt die Logge gemütliche 5 Knoten Fahrt, während das GPS 7,5 Knoten über Grund anzeigt.

Zwei Stunden später, vor der Einfahrt in den Kanal von Crinan. Ein feiner Wolkenschleier spannt sich in 50 Meter Höhe über dem Meer. Mit einem Mal ist es, als würde das Wolkenband die Welt trennen. Als gäbe es ein Oben und ein Unten in der Welt, bevor der Regen einsetzt und wir den Anker fallen lassen und uns schnell ins Innere Levjes verkriechen, um die nassen Sachen abstreifen. Ein Unten, in dem die Yachten vor Crinan vor der Einfahrt in den gleichnamigen Kanal warten. Ein Oben, in dem Gott ein weiteres Mal träumt: Seinen Traum von der großen Leere. 

Von England nach Irland und Schottland (28): Durch die Strudel von Corryvreckan.

Die Landschaft ist, als hätte Gott hier einen seiner zahllosen Versuche gemacht, seinem Traum der großen Leere Gestalt zu geben. Kein Baum. Kein Haus. Selbst das Nichts ist abwesend. Nur massige Tundra-überzogene Felsen im großen Grau, in dem ein durchziehender Frachter wie eine flüchtige, zart anrührende Begegnung wirkt, bevor er den Blick freigibt auf die Meerenge von Corryvreckan.

Corryvreckan. Wir sind von den Hebriden süostwärts zu den schottischen Lowlands unterwegs, nach Glasgow, der Stadt am River Clyde. Mit dem Stechzirkel in gerader Linie gemessen, sind das nicht mehr als 110 Seemeilen. Doch die schottischen Berge recken sich von Norden mit drei langen Landfingern nach Südwesten. Drei große Barrieren, um die es nur ein 200 Seemeilen langes Drumherum gibt. Oder ein 110 Seemeilen langes Mittendurch – durch enge Inseldurchfahrten, durch künstliche Kanäle – und durch die Meerenge von Corryvreckan.

Das Meer hat es an dieser Stelle zu einiger Berühmtheit gebracht. Die Strudel der Corryvreckan-Straße gehören „weltweit nach den Strudelgebieten Moskentraumen und Saltstraumen zwischen den norwegischen Lofoten sowie dem Old Sow in Kanada zu den stärksten Strudeln“, schreibt Wikipedia. Und dass die Strudel laute Geräusche verursachen, „die kilometerweit gut hörbar sind“. Corryvreckan – der „Kessel des gefleckten Meeres“. Schöner als auf Gälisch kann man keine Landschaft beschreiben.

Einfach ansteuern und durch fahren? Keine gute Idee. Schon an einem harmlosen, windstillen Tag kann der Strom in der ein Kilometer breiten Enge mit acht Knoten setzen. Wie hoch müsste ich Levjes 50PS starken Motor drehen, um gegen diese Strömung anzukommen? Nein. Segeln heißt, die Kräfte der Natur auf jede trickreiche Art zu nutzen. Wie man zum Anlegen den Wind nutzt, um den Bug schneller an die Pier zu treiben als die Maschine es könnte. Oder zum Still-im-Starkwind-Liegen das Beidrehen, bei dem das eigene Kielwasser jedes Mal wieder die hohen Wellen bricht. Und zum Durchfahren einer Meerenge den Strom, um schneller durchzukommen.

Von der Insel Iona kommend, haben wir uns für die Durchfahrt den ruhigsten Moment ausgesucht. Eine Stunde vor Niedrigwasser stehen wir fünf Seemeilen entfernt, um genau im ruhigen Moment in der Meerenge zu sein, wenn die Strömung dreht.

Über Iona war am frühen Nachmittag der Himmel noch strahlend blau gewesen. Nur im Osten über Corryvreckan, da wo wir hinwollten, stand ein langes Wolkenband. Jetzt ist vom Blau nichts  geblieben bis auf ein Stück oranges Schimmerns. Und vom glatten Meer auch nichts. Levje geigt und giert in der Welle herum. Es ist windstill, doch die See ist merkwürdig. Mal glatt. Mal aufgewühlt, mit sich drehenden weißen Punkten. Als ich näher hinsehe, sind es Schaumkronen, die sich in einem Wirbel drehen wie Pusteblumen. Wie lang, wie schnell muss Meerwasser kreiseln und drehen, damit handhohe Schaumhügel entstehen?

Um 18.20 Uhr sollte fast schon Stillwasser sein, wir gleiten unter Motor auf die Meerenge zu. Tatsächlich setzt der Strom immer noch mit 2,5 Knoten gegen uns. Aber das ist wohl nichts gegen das, was hier vor einer Stunde los war. Levje torkelt und yachtert immer noch wie betrunken durch die Strudel.

In einer Viertelstunde soll der Strom in der Meerenge zur Ruhe kommen. 15 Minuten soll er verharren, sagt der REEDS NAUTICAL ALMANACH, und dann wird er uns mit großer Kraft durch die Meerenge ziehen.

Eine halbe Stunde später. Der Gegenstrom beträgt immer noch 2 bis drei 3 Knoten. Die Logge zeigt 5-6 Knoten Speed an, wir sind laut GPS kaum mit der Hälfte unterwegs. Auf unserem Track auf unserem IPad sehe ich, wie die kreiselnden Strudel Levje bis zu 60 Grad aus dem Kurs versetzen. Peile ich über den Burgkorb nach vorne, treiben wir geradewegs auf die Felswand voraus zu. Aber die Kurslinie auf dem Ipad sagt, dass wir die Meerenge genau in der Mitte passieren werden. Abdrift nennt man das. Ich starre abwechselnd aufs Ipad, dann wieder auf die Felswand.

Die Strömung in der Straße von Corryvreckan, aus dem Flugzeug fotografiert und mit freundlicher
Genehmigung zur Verfügung gestellt von Autor und Blogleser Jan Zier  www.janzier.de

Warum kommt der Strom hier nicht zur Ruhe? Irgendwo hier unter uns ragt inmitten der 200 Meter tiefen Meerenge ein Felsmassiv bis auf 30 Meter unter dem Meeresspiegel empor. Der Unterwasserberg sorgt dafür, dass das aus der Badewanne des Jura Sounds strömende Wasser an dieser Stelle so verwirbelt wird. Nur die Trottellummen, die aussehen wie putzige schwarze Entchen und immer als Pärchen auftreten, scheinen sich in der Strömung wohlzufühlen. Sind es wirklich Paare? Oder ein Elterntier mit einem halb so großen Jungvogel, die mit hektischen Bewegungen von Levje wegpaddeln? Sie nehmen die wilden Bewegungen des Meeresals gäbe es sie nicht.

Scarba, der Berg im Norden, den wir passieren, ist eine Insel. Kurz zeigt sie ihre nassen Hänge, ihre tiefgrünen Runzeln, ihre vor Nässe speckig glänzenden Felsen, ihre graue Pelzmütze oben auf dem Gipfel,  aus der wenige Augenblicke später zarter Niesel fällt. Eben noch wünschte ich, ich könnte wieder einmal die Runen und Riefen verstehen, in denen die Erdgeschichte geschrieben steht. Doch dann ist der Berg, der eben noch leuchtete, nur noch ein grauer Schatten, im Grau sind nur noch Levjes Konturen an Deck scharf und lesbare Zeichen.

19.15. Wir sind mittendrin. Einen Augenblick ist der Strom wie abgestellt. Logge und GPS-Anzeige stimmen ausnahmsweise überein. Nur wenn ich das Teleobjektiv der Kamera ganz ausfahre und die

1.000 Meter lange Strecke vor mir verdichte, zeigt sich das Muster der sich drehenden Wirbel auf dem Wasser. Keine zwanzig Minuten währt der „slack“, das Niedrigwasser, dann zieht der Strom uns auch schon wieder mit einem Knoten aus der Meerenge heraus. Fünf Minuten später zeigt die Logge gemütliche 5 Knoten Fahrt, während das GPS 7,5 Knoten über Grund anzeigt.

Zwei Stunden später, vor der Einfahrt in den Kanal von Crinan. Ein feiner Wolkenschleier spannt sich in 50 Meter Höhe über dem Meer. Mit einem Mal ist es, als würde das Wolkenband die Welt trennen. Als gäbe es ein Oben und ein Unten in der Welt, bevor der Regen einsetzt und wir den Anker fallen lassen und uns schnell ins Innere Levjes verkriechen, um die nassen Sachen abstreifen. Ein Unten, in dem die Yachten vor Crinan vor der Einfahrt in den gleichnamigen Kanal warten. Ein Oben, in dem Gott ein weiteres Mal träumt: Seinen Traum von der großen Leere. 

Von England nach Irland und Schottland (27): Iona. Die vergessene Insel.

 Von den Äußeren Hebriden sind wir vor wenigen Tagen südostwärts zur Insel Iona gesegelt.
Ein Tag auf der Insel.

Einen kurzen Moment leuchtet der helle Sandstrand am Morgen durchs graue Zwielicht. Hinter dem einzigen Berg der Insel ziehen graue Regenfahnen heran – genau dahin, wo wir gerade sind. Zum Strand südöstlich des Klosters, vor dem wir ankern wollen. Es ist kühl, grau und alles andere als angenehm. Iona, die vergessene Insel, hat keinen Hafen, keinen Steg, nur einen Fähranleger. Wer hierher will auf dem eigenen Boot, muss sich seinen Platz selber suchen. Und wer als Landreisender nach Iona will, erreicht es nur als Inselhopper per Fähre von der Insel Mull aus.

Dann verschwindet der Strand auch schon hinter einer Regenwand, während der Anker fällt. Bei fast 3 Meter Tidenhub eine geeignete Stelle zu finden, ist keine leichte Übung, zumal an einem verregnten Morgen. Denn erstens soll der Anker halten, zweitens darfs des fallenden Wassers wegen nicht zu knapp über dem felsigen Grund sein. Und drittens solls nicht zu weit zum Strand zu rudern sein. Man kann nicht übers Wasser laufen, und über schartige Felsen auch nicht wirklich. Erst will der Anker nicht greifen, er kratzt nur Büschel des langblättrigen Kelp vom Grund herauf. Als er endlich hält, rauscht der Regen, wir verkriechen uns schnell für eine halbe Stunde unter Deck.

Der schottische Regen hat ein Gutes: Im Vergleich zum Landregen im Voralpenland ist er nie von langer Dauer. Wo vor den Alpen ein Regenguss schon mal drei triste Tage bescheren kann, ist über den Inseln nach einer halben Stunde das Ärgste vorüber. Nicht genug: Die Sonne zeigt sich sofort wieder – als wäre nichts gewesen. „Unbeständig“ nennen Meteorologen so ein Wetter. Als läge allein in der Beständigkeit des Landregens bei uns etwas Positives.

Wir rudern zum Strand hinüber. Im hellen Sand liegen die Felsen wie eine Zeichnung der Insel Iona im Meer. Iona ist der große Stein in der Mitte des Fotos, am rechten Bildrand  umfangen von der Insel Mull vor dem schottischen Festland, deren Klippen im Norden hoch aufragen. Ganz links oben der Stein markiert die Äußeren Hebriden, während der Blasentang die unbewohnten Inseln Tiree und Coll gut wiedergibt, über die ich im letzten Post schrieb.

Fehlt nur noch das Wichtigste auf meiner „Sandkarte“ oben. Jene Insel, der Iona eigentlich ihre Berühmtheit verdankt. Irland. Es läge ganz links außen etwa auf Höhe dieser Zeilen. Denn berühmt ist Iona, die Insel im Meer. Wer weiß denn schon, dass diese winzige Insel vor der schottischen Küste meine Landschaft vor den Alpen kulturell tiefgreifender geprägt hat als Coca Cola, MacDonalds,  Facebook, Google und Netflix das zusammen je zustande brächten?

Alles begann mit einem Boot. Einem Boot, das an einem regenverhangenen Morgen wie diesem unter Segeln den schmalen Sund an der Ostseite der Insel ansteuerte und in einem Regenschauer versuchte, nahe genug der Insel zu ankern. Die Szene mag ähnlich gewesen sein. Nur waren auf dem Boot nicht bloß drei Menschen wie auf LEVJE, sondern das Boot war voller Menschen. Sie kamen aus Irland. Und sie waren auf der Flucht.

Boote kamen in jenen Jahren ständig von Irland herüber mit Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Leben und einer besseren Zukunft waren. Es war die Zeit, in der die von den Römern errichteten Mauern und Grenzen nicht mehr hielten. Die Menschen, die aus Irland kamen, nannten sich Scoten, nach dem keltischen Stamm, zu dem sie gehörten, und sie schwappten von Irland herüber an die Irland gegenüberliegende Küste, die sie vom Norden ihrer Insel als Schemen im Dunst Tag für Tag vor Augen hatten. Dem Land gaben die Einwanderer nicht nur den neuen Namen. Scotland – das Land der Scoten. An Bord ihrer Boote, verborgen zwischen ein paar mageren Ziegen, schwindsüchtigen Säcken mit Saatgut und rostigen Werkzeugen, segelte von Irland auch eine neue Religion mit herüber, die den in den Highlands heimischen Pikten-Stämme kaum etwas sagte. Die Neuankömmlinge beteten einen Mann an, der an ein Kreuz genagelt war, und nachdem sie sich Christen nannten.

Die eifrigsten unter ihnen waren Habenichtse mit nichts in ihrem Besitz als ein paar groben Kutten, Bündeln heimlich abgeschriebener Schriftrollen und wirrem Gerede darüber, wie das Zusammenleben zwischen den Menschen besser funktionieren könnte. Einer von ihnen hieß Columban und hatte nichts besseres zu tun, als sich auf der Insel mit seinen Gefährten niederzulassen, in einer Felsspalte zu fasten und Manuskripte abzuschreiben. Und daneben eine kleine Kirche zu bauen. 

Mönche nannten sie sich. Von Iona aus besuchten sie erst die verstreut auf den Nachbarinseln lebenden keltischen Bauern. Erzählten ihnen Geschichten von ihrer an ein grobes Holzkreuz genagelten Gottheit, die mehr Kraft besitze als alle piktischen Gottheiten. Und davon, dass man einander nicht die Schädel einschlagen müsse, nur um zu überleben. Dass es ein Miteinander gäbe.


Es brauchte Jahrzehnte. Aber die Idee leuchtete ein. Aus der kleinen Kirche neben der Felsspalte, in der der Mann seine ersten Jahre gelebt hatte, wurde langsam ein Kloster. Je größer das Klöster wurde, desto weiter getrauten sich die Mönche herum. Erst hinüber zur westschottischen Festlandsküste.  Dann gründeten sie vor der Ostküste Schottlands auf der Insel Lindisfarne ein weiteres Kloster, groß wie Iona. Weil das immer noch nicht reichte, segelten die iroschottischen Mönche die Küsten entlang in die Normandie. Wanderten. Und missionierten. Kamen auf ihren Wanderungen immer weiter nach Südosten, gründeten Kirchen und missionierten in den germanischen Gebieten. Ein Winfried in Fulda, ein Kilian in Würzburg, ein Virgil in Salzburg: Sie alle waren Söhne von Iren oder Schotten von diesen Inseln, die immer weiter herumzogen und immer neue Miniaturklöster gründeten, um die herum Städte wuchsen wie Würzburg, Fulda, Eichstätt, Freising, Salzburg.

Alles begann mit einem Boot, das irgendwann in einem Regenschauer vor einem Sandstrand der Insel Iona anlegte. Und einem Mann, der durch Büschel langblättrigen Kelps ans Ufer watete und beschloss, sich auf Iona dort niederzulassen, wo man zur Insel Mull hinübersehen konnte.

Von den Dingen, die damals von Iona ausgingen, ist heute nur noch wenig zu sehen. Doch Iona ist ein besuchenswertes Eiland mit gepflegten Gärten, einem Dorfladen. Es hat sich ein bisschen was von der Spiritualität, die einst auf der Insel beheimatet war, zurückgeholt.

Ein paar Ruinen sind von damals noch da. Und eine Küste, vor der Levje schaukelt und zwischen groben Felsen immer noch hell die Sandstrände leuchten. Wenn nicht gerade der nächste Regenschauer niedergeht. 

Jetzt neu! Jetzt reinhören: millemari.’s 27. Produkt:
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Von England nach Irland und Schottland (27): Iona. Die vergessene Insel.

 Von den Äußeren Hebriden sind wir vor wenigen Tagen südostwärts zur Insel Iona gesegelt.
Ein Tag auf der Insel.

Einen kurzen Moment leuchtet der helle Sandstrand am Morgen durchs graue Zwielicht. Hinter dem einzigen Berg der Insel ziehen graue Regenfahnen heran – genau dahin, wo wir gerade sind. Zum Strand südöstlich des Klosters, vor dem wir ankern wollen. Es ist kühl, grau und alles andere als angenehm. Iona, die vergessene Insel, hat keinen Hafen, keinen Steg, nur einen Fähranleger. Wer hierher will auf dem eigenen Boot, muss sich seinen Platz selber suchen. Und wer als Landreisender nach Iona will, erreicht es nur als Inselhopper per Fähre von der Insel Mull aus.

Dann verschwindet der Strand auch schon hinter einer Regenwand, während der Anker fällt. Bei fast 3 Meter Tidenhub eine geeignete Stelle zu finden, ist keine leichte Übung, zumal an einem verregnten Morgen. Denn erstens soll der Anker halten, zweitens darfs des fallenden Wassers wegen nicht zu knapp über dem felsigen Grund sein. Und drittens solls nicht zu weit zum Strand zu rudern sein. Man kann nicht übers Wasser laufen, und über schartige Felsen auch nicht wirklich. Erst will der Anker nicht greifen, er kratzt nur Büschel des langblättrigen Kelp vom Grund herauf. Als er endlich hält, rauscht der Regen, wir verkriechen uns schnell für eine halbe Stunde unter Deck.

Der schottische Regen hat ein Gutes: Im Vergleich zum Landregen im Voralpenland ist er nie von langer Dauer. Wo vor den Alpen ein Regenguss schon mal drei triste Tage bescheren kann, ist über den Inseln nach einer halben Stunde das Ärgste vorüber. Nicht genug: Die Sonne zeigt sich sofort wieder – als wäre nichts gewesen. „Unbeständig“ nennen Meteorologen so ein Wetter. Als läge allein in der Beständigkeit des Landregens bei uns etwas Positives.

Wir rudern zum Strand hinüber. Im hellen Sand liegen die Felsen wie eine Zeichnung der Insel Iona im Meer. Iona ist der große Stein in der Mitte des Fotos, am rechten Bildrand  umfangen von der Insel Mull vor dem schottischen Festland, deren Klippen im Norden hoch aufragen. Ganz links oben der Stein markiert die Äußeren Hebriden, während der Blasentang die unbewohnten Inseln Tiree und Coll gut wiedergibt, über die ich im letzten Post schrieb.

Fehlt nur noch das Wichtigste auf meiner „Sandkarte“ oben. Jene Insel, der Iona eigentlich ihre Berühmtheit verdankt. Irland. Es läge ganz links außen etwa auf Höhe dieser Zeilen. Denn berühmt ist Iona, die Insel im Meer. Wer weiß denn schon, dass diese winzige Insel vor der schottischen Küste meine Landschaft vor den Alpen kulturell tiefgreifender geprägt hat als Coca Cola, MacDonalds,  Facebook, Google und Netflix das zusammen je zustande brächten?

Alles begann mit einem Boot. Einem Boot, das an einem regenverhangenen Morgen wie diesem unter Segeln den schmalen Sund an der Ostseite der Insel ansteuerte und in einem Regenschauer versuchte, nahe genug der Insel zu ankern. Die Szene mag ähnlich gewesen sein. Nur waren auf dem Boot nicht bloß drei Menschen wie auf LEVJE, sondern das Boot war voller Menschen. Sie kamen aus Irland. Und sie waren auf der Flucht.

Boote kamen in jenen Jahren ständig von Irland herüber mit Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Leben und einer besseren Zukunft waren. Es war die Zeit, in der die von den Römern errichteten Mauern und Grenzen nicht mehr hielten. Die Menschen, die aus Irland kamen, nannten sich Scoten, nach dem keltischen Stamm, zu dem sie gehörten, und sie schwappten von Irland herüber an die Irland gegenüberliegende Küste, die sie vom Norden ihrer Insel als Schemen im Dunst Tag für Tag vor Augen hatten. Dem Land gaben die Einwanderer nicht nur den neuen Namen. Scotland – das Land der Scoten. An Bord ihrer Boote, verborgen zwischen ein paar mageren Ziegen, schwindsüchtigen Säcken mit Saatgut und rostigen Werkzeugen, segelte von Irland auch eine neue Religion mit herüber, die den in den Highlands heimischen Pikten-Stämme kaum etwas sagte. Die Neuankömmlinge beteten einen Mann an, der an ein Kreuz genagelt war, und nachdem sie sich Christen nannten.

Die eifrigsten unter ihnen waren Habenichtse mit nichts in ihrem Besitz als ein paar groben Kutten, Bündeln heimlich abgeschriebener Schriftrollen und wirrem Gerede darüber, wie das Zusammenleben zwischen den Menschen besser funktionieren könnte. Einer von ihnen hieß Columban und hatte nichts besseres zu tun, als sich auf der Insel mit seinen Gefährten niederzulassen, in einer Felsspalte zu fasten und Manuskripte abzuschreiben. Und daneben eine kleine Kirche zu bauen. 

Mönche nannten sie sich. Von Iona aus besuchten sie erst die verstreut auf den Nachbarinseln lebenden keltischen Bauern. Erzählten ihnen Geschichten von ihrer an ein grobes Holzkreuz genagelten Gottheit, die mehr Kraft besitze als alle piktischen Gottheiten. Und davon, dass man einander nicht die Schädel einschlagen müsse, nur um zu überleben. Dass es ein Miteinander gäbe.


Es brauchte Jahrzehnte. Aber die Idee leuchtete ein. Aus der kleinen Kirche neben der Felsspalte, in der der Mann seine ersten Jahre gelebt hatte, wurde langsam ein Kloster. Je größer das Klöster wurde, desto weiter getrauten sich die Mönche herum. Erst hinüber zur westschottischen Festlandsküste.  Dann gründeten sie vor der Ostküste Schottlands auf der Insel Lindisfarne ein weiteres Kloster, groß wie Iona. Weil das immer noch nicht reichte, segelten die iroschottischen Mönche die Küsten entlang in die Normandie. Wanderten. Und missionierten. Kamen auf ihren Wanderungen immer weiter nach Südosten, gründeten Kirchen und missionierten in den germanischen Gebieten. Ein Winfried in Fulda, ein Kilian in Würzburg, ein Virgil in Salzburg: Sie alle waren Söhne von Iren oder Schotten von diesen Inseln, die immer weiter herumzogen und immer neue Miniaturklöster gründeten, um die herum Städte wuchsen wie Würzburg, Fulda, Eichstätt, Freising, Salzburg.

Alles begann mit einem Boot, das irgendwann in einem Regenschauer vor einem Sandstrand der Insel Iona anlegte. Und einem Mann, der durch Büschel langblättrigen Kelps ans Ufer watete und beschloss, sich auf Iona dort niederzulassen, wo man zur Insel Mull hinübersehen konnte.

Von den Dingen, die damals von Iona ausgingen, ist heute nur noch wenig zu sehen. Doch Iona ist ein besuchenswertes Eiland mit gepflegten Gärten, einem Dorfladen. Es hat sich ein bisschen was von der Spiritualität, die einst auf der Insel beheimatet war, zurückgeholt.

Ein paar Ruinen sind von damals noch da. Und eine Küste, vor der Levje schaukelt und zwischen groben Felsen immer noch hell die Sandstrände leuchten. Wenn nicht gerade der nächste Regenschauer niedergeht. 

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Schottland (26): Unter Segeln. Von den Hebriden zur Insel Iona.

Anfang Juni bin ich von der Isle of Wight aufgebrochen
und über die Scilly-Isles nach Dublin und Schottland.

Von den Äußeren Hebriden geht es nun zurück Richtung Festland.

Am Morgen vor dem Ablegen war noch alles klar. „Wind mit 18 Knoten aus Südwest. Regen ganztags.“ Na dann los – mit halbem Wind nach Südosten Richtung schottisches Festland.

Ganz einfach hatte das geklungen. Jetzt ist alles anders. Der Wind kommt fast von vorn, aus Südsüdwest. Ich hätte es mir denken können. Er bläst stabil mit über 20 Knoten – wenn gerade keine schwarze Wolke anschleicht und  den Windsack noch weiter aufmacht. Vor dem Regenschauer fauchen dann Böen, die LEVJE auf die Seite legten. Ida, Svens Tochter, ist seit dem Ablegen schlecht, doch sie hält sich tapfer, sagt kein Wort, ist ganz auf ihre Musik oder den Horizont konzentriert, während die Wellen unter Levje hindurch rollen.

Es ist eine unwirtliche Welt, durch die wir uns an diesem Morgen bewegen. Und trotzdem ist dies alles herrlich. Die Wellen, die gischtend unter Levje durchrollen. Die Sturmvögel, die  mit lässigem Flügelschlag zehn Zentimeter vom Want entfernt mitschweben im kräftigen Wind, als wollten sie bei uns an Deck nach dem rechten schauen, um dann locker abzudrehen. Sie bewegen sich, als wären 28 Knoten Wind nur ein Hauch. Was für eine fremdartige, was für faszinierend andere Welt, durch die wir uns bewegen.

 Ich denke an Blaise Pascal. „Es ist herrlich, im Sturm unterwegs zu sein, solange man weiß, dass das Schiff ankommt“. Aber weiß man das immer? Gerade hier? Gerade jetzt? Nichts zum Festhalten. Der Gang unter Deck ist ein Abenteuer. Doch ich fühle mich sicher. Warum nur fühle ich mich hier draußen nur immer wieder so geborgen im Unwirtlichen und dort wo es doch unwirtlicher nicht sein kann?  

Die nächste Regenwolke schleicht sich an, während wir uns den Inseln Tiree und Coll nähern. Zwei langgezogene Inseln, die  vor uns xwie langgezogene Riegel den Weg versperren. Aber zwischen den Inseln gibt es eine enge Durchfahrt, doch ist sie flach und der Wind weht auflandig. Als wir näherkommen, sieht die südlich liegende Insel Tiree fast unbewohnt aus. Ein Strand mit hellem Sand, ein verlassenes Haus darauf. Glatte Felsen, Strandgras. Mehr nicht. Der Wind frischt kurz auf 30 Knoten auf, die Wellen nehmen zu. Das hatte ich mir anders vorgestellt heute Morgen, als ich den Kurs zwischen den Inseln hindurch in die Seekarte eingab. Die flache Passage liegt in der Abschattung des Windes, dachte ich, also kommen wir bei ruhiger See durch die flache Passage. Kann man natürlich vergessen – auch das hätte ich mir denken können, dass der Wind der langen Inselküste folgt und nicht dem Wetterbericht.  Zudem setzt starker Strom nach Norden und in die Einfahrt. Jetzt umkehren? Gaaaanz blöde Idee. Und nicht nur, weil das ein Umweg von mehreren Stunden um jede der 12 Seemeilen langen Inseln wäre.

Mir sinkt das Herz in die Hose. Da mag die Seekarte mich noch so sehr mit den angegeben Tiefen beruhigen, dass hier keine Gefahr besteht, aufzusetzen. Wenn der Grund auf kurze Distanz von 100 auf 10 Meter ansteigt, weiß man nie, was auflandiger Wind und Welle dort anstellen. „Ich halte ganz südlich auf das einsame Haus am Strand zu“, sage ich Sven, der vor dem Ipad mit der Seekarte sitzt und mich durch die Engstelle lotsen wird. So machen wir das immer. Einer fährt. Der andere liefert die Ansteuerungspunkte. „Halt weiter drauf zu.“, sagt Sven, „wenn die grüne Tonne in Deckpeilung mit der kleinen Insel dahinter ist, dann halte genau auf die Tonne zu und fahr über sie drüber“. Das geht natürlich nicht. Die Tonne ist eine Stahlbombe von der Größe eines Kleinwagens, die da in den Wellen fest verankert ist. „Über sie drüber“ heißt, so nah wie möglich dran vorbei. „Auf dem Kurs ist das Wasser am tiefsten“, sagt Sven noch. Dann lege ich Ruder.

Einen Moment lang fegt noch eine Böe. Dann während wir Kurs auf die Tonne halten, ist das Wasser plötzlich still. Der Wind ist weg. Das Tosen ist vorbei. Keine Wellen mehr. Levje gleitet wie auf einem Dorfteich. Ächzend fällt das Großsegel zusammen, als wäre es wahrhaft erlöst von der dauernden Anspannung. Ich starte den Motor und steuere Levje durch die Engstelle. Den Motor brauche ich nicht, um vorwärtszukommen. Das macht die Strömung, sie schiebt uns durch die Engstelle hindurch. Der Motor hilft uns nur, den Kurs zu halten. Hätten wir ihn nicht, müssten wir jetzt rudern in der fast windlosen See. Der Strom trägt uns an der Tonne vorbei, dann sind wir durch. Die See weitet sich. Frieden und glattes Wasser und langsames Gleiten für einen Moment.

Zwei Stunden später, gegen 16 Uhr. Schreiben fällt mir schwer. Die Wellen liefern ein wirres Muster ab, sie werfen Levje wie einen Tischtennisball hin- und her. Dabei hat es guten Wind hinter Tiree und Coll, wir laufen wir mit 7 Knoten Geschwindigkeit auf eigentlich angenehmsten Kurs, auf Halbwind. Aber angenehm ist hier gerade nichts. Ein Regenschauer geht nieder, während ich fotografiere, meine Kamera wird triefnass vom Regen, von der spritzenden Gischt. Ich bin zu fasziniert von all dem, was ich da sehe.

Eigentlich sollte der Regen die Wellen plattdreschen. Aber Regen ist in Schottland meist ein 10 Minuten Schauer von feiner Gischt, ein Spray, der für Luftfeuchtigkeit 95% sorgt. Und unter Deck für klamme Kleidung und Bettdecken.

Die Wogenkämme kommen aus dem Süden. Das ist wahrscheinlich das einzige, was Schottland mit Sizilien gemeinsam hat: Regen kommt von Süden. Weil das Meer nach Südwesten offen ist, rollen die Wogen von dort als brechende Berge an, die uns mit Gischt überweht, während wir uns über die Tasse mit Brühe hermachen, die Sven heldenhaft unter Deck für uns zubereitet hat. Wo er sich vor dem Herd nur eingespreizt hat, wo selbst an Deck einen geraden Schritt zu machen gerade nicht möglich ist, selbst im kurzen Cockpit nicht. Einen günstigen Moment abpassen, losrennen – und dann vor allem festhalten. Der nächste Ausheber, eine Woge aus Süden, die an Levjes Bordwand bricht, als würde sie detonieren. Ausheber nenne ich sie, denn so eine Welle könnte Dich einfach aus dem Cockpit bis zum Seezaun raushebeln. Also: Sitzenbleiben. Nicht bewegen. Und jedes dringende Bedürfnis einfach vergessen.

Auch Sven kuckt gerade nicht glücklich aus der Wäsche. Am Horizont im Norden eine Insel, die aussieht wie ein Sombrero auf dem Wasser. Eine flache Krempe, mit einer Beule für den 

Kopf in der Mitte. „Dutchmans Cap“ heißt die Insel, des Holländers Mütze, und sie ist genauso leer und unbewohnt wie die übrigen sieben Treshnish-Inseln, zu denen „Dutchmans Cap“ gehört.

17.30. An Wildheit ist der Anblick nicht zu überbieten. Im Norden ragen die Klippen der Insel Mull in die Höhe, überragt von einer grandiosen Wolkenwalze. Wasserfälle schießen von oben herunter.  Davor erkenne ich Staffa, die Insel der aufragenden Basaltkegel. Im Südwesten liegt Iona, die lange Insel. Ein felsiges Eiland mit langem Sandstrand im Nordwesten. Ein bisschen sieht Iona aus wie Robert Louis Stevensons Schatzinsel. Eine flache Insel mit einem Berg in der Mitte, der in der imaginären Schatzkarte Robert Louis Stevenson mit „Fernrohr“ eingetragen ist. Stevenson war Schotte, ganz sicher hat er Iona gekannt. Ob ihm Iona für seine Schatzinsel Vorbild war? Immer wieder verschwindet die Insel hinter den anrollenden Hügelkämmen. 

Wir versuchen im Iona Sound zwischen der Insel und Mull zu ankern. Aber bei diesem Süd, der durch den Sound pfeift, ist an Ankern nicht mal zu denken. Verwegen und müde, wie wir gerade sind, wagen wir uns in eine schmale Felsgasse hinein, an deren Ende ein anderer Segler liegt. Ein Rattenloch, eine Mausefalle als Ankerplatz. Gefangen bei Niedrigwasser zwischen den Felsen? Nein, es fühlt sich nicht gut an. Wir tasten uns durch die Felsen zurück, segeln weiter, ostwärts, finden eine geschützte Bucht nach Norden, mit glattem Wasser und unberührt bis auf ein paar im Wasser liegenden Booten. Keine Menschenseele. Nur eine Seerobbe, die kurz auftaucht. Sich schneuzt. Und gleich wieder verschwunden ist.

Es ist herrlich, im Sturm zu Segeln. Aber noch herrlicher ist es, die Wildheit eines Tages hinter sich zu haben. Den tiefen Frieden eines Hafens, einer sicheren Bucht zu spüren: Das erfüllt mich jedes Mal mehr als das draußen in den Elementen sein. 

Vielleicht kann es ja ohne Wildheit keinen Frieden geben.

Schottland (26): Unter Segeln. Von den Hebriden zur Insel Iona.

Anfang Juni bin ich von der Isle of Wight aufgebrochen
und über die Scilly-Isles nach Dublin und Schottland.

Von den Äußeren Hebriden geht es nun zurück Richtung Festland.

Am Morgen vor dem Ablegen war noch alles klar. „Wind mit 18 Knoten aus Südwest. Regen ganztags.“ Na dann los – mit halbem Wind nach Südosten Richtung schottisches Festland.

Ganz einfach hatte das geklungen. Jetzt ist alles anders. Der Wind kommt fast von vorn, aus Südsüdwest. Ich hätte es mir denken können. Er bläst stabil mit über 20 Knoten – wenn gerade keine schwarze Wolke anschleicht und  den Windsack noch weiter aufmacht. Vor dem Regenschauer fauchen dann Böen, die LEVJE auf die Seite legten. Ida, Svens Tochter, ist seit dem Ablegen schlecht, doch sie hält sich tapfer, sagt kein Wort, ist ganz auf ihre Musik oder den Horizont konzentriert, während die Wellen unter Levje hindurch rollen.

Es ist eine unwirtliche Welt, durch die wir uns an diesem Morgen bewegen. Und trotzdem ist dies alles herrlich. Die Wellen, die gischtend unter Levje durchrollen. Die Sturmvögel, die  mit lässigem Flügelschlag zehn Zentimeter vom Want entfernt mitschweben im kräftigen Wind, als wollten sie bei uns an Deck nach dem rechten schauen, um dann locker abzudrehen. Sie bewegen sich, als wären 28 Knoten Wind nur ein Hauch. Was für eine fremdartige, was für faszinierend andere Welt, durch die wir uns bewegen.

 Ich denke an Blaise Pascal. „Es ist herrlich, im Sturm unterwegs zu sein, solange man weiß, dass das Schiff ankommt“. Aber weiß man das immer? Gerade hier? Gerade jetzt? Nichts zum Festhalten. Der Gang unter Deck ist ein Abenteuer. Doch ich fühle mich sicher. Warum nur fühle ich mich hier draußen nur immer wieder so geborgen im Unwirtlichen und dort wo es doch unwirtlicher nicht sein kann?  

Die nächste Regenwolke schleicht sich an, während wir uns den Inseln Tiree und Coll nähern. Zwei langgezogene Inseln, die  vor uns xwie langgezogene Riegel den Weg versperren. Aber zwischen den Inseln gibt es eine enge Durchfahrt, doch ist sie flach und der Wind weht auflandig. Als wir näherkommen, sieht die südlich liegende Insel Tiree fast unbewohnt aus. Ein Strand mit hellem Sand, ein verlassenes Haus darauf. Glatte Felsen, Strandgras. Mehr nicht. Der Wind frischt kurz auf 30 Knoten auf, die Wellen nehmen zu. Das hatte ich mir anders vorgestellt heute Morgen, als ich den Kurs zwischen den Inseln hindurch in die Seekarte eingab. Die flache Passage liegt in der Abschattung des Windes, dachte ich, also kommen wir bei ruhiger See durch die flache Passage. Kann man natürlich vergessen – auch das hätte ich mir denken können, dass der Wind der langen Inselküste folgt und nicht dem Wetterbericht.  Zudem setzt starker Strom nach Norden und in die Einfahrt. Jetzt umkehren? Gaaaanz blöde Idee. Und nicht nur, weil das ein Umweg von mehreren Stunden um jede der 12 Seemeilen langen Inseln wäre.

Mir sinkt das Herz in die Hose. Da mag die Seekarte mich noch so sehr mit den angegeben Tiefen beruhigen, dass hier keine Gefahr besteht, aufzusetzen. Wenn der Grund auf kurze Distanz von 100 auf 10 Meter ansteigt, weiß man nie, was auflandiger Wind und Welle dort anstellen. „Ich halte ganz südlich auf das einsame Haus am Strand zu“, sage ich Sven, der vor dem Ipad mit der Seekarte sitzt und mich durch die Engstelle lotsen wird. So machen wir das immer. Einer fährt. Der andere liefert die Ansteuerungspunkte. „Halt weiter drauf zu.“, sagt Sven, „wenn die grüne Tonne in Deckpeilung mit der kleinen Insel dahinter ist, dann halte genau auf die Tonne zu und fahr über sie drüber“. Das geht natürlich nicht. Die Tonne ist eine Stahlbombe von der Größe eines Kleinwagens, die da in den Wellen fest verankert ist. „Über sie drüber“ heißt, so nah wie möglich dran vorbei. „Auf dem Kurs ist das Wasser am tiefsten“, sagt Sven noch. Dann lege ich Ruder.

Einen Moment lang fegt noch eine Böe. Dann während wir Kurs auf die Tonne halten, ist das Wasser plötzlich still. Der Wind ist weg. Das Tosen ist vorbei. Keine Wellen mehr. Levje gleitet wie auf einem Dorfteich. Ächzend fällt das Großsegel zusammen, als wäre es wahrhaft erlöst von der dauernden Anspannung. Ich starte den Motor und steuere Levje durch die Engstelle. Den Motor brauche ich nicht, um vorwärtszukommen. Das macht die Strömung, sie schiebt uns durch die Engstelle hindurch. Der Motor hilft uns nur, den Kurs zu halten. Hätten wir ihn nicht, müssten wir jetzt rudern in der fast windlosen See. Der Strom trägt uns an der Tonne vorbei, dann sind wir durch. Die See weitet sich. Frieden und glattes Wasser und langsames Gleiten für einen Moment.

Zwei Stunden später, gegen 16 Uhr. Schreiben fällt mir schwer. Die Wellen liefern ein wirres Muster ab, sie werfen Levje wie einen Tischtennisball hin- und her. Dabei hat es guten Wind hinter Tiree und Coll, wir laufen wir mit 7 Knoten Geschwindigkeit auf eigentlich angenehmsten Kurs, auf Halbwind. Aber angenehm ist hier gerade nichts. Ein Regenschauer geht nieder, während ich fotografiere, meine Kamera wird triefnass vom Regen, von der spritzenden Gischt. Ich bin zu fasziniert von all dem, was ich da sehe.

Eigentlich sollte der Regen die Wellen plattdreschen. Aber Regen ist in Schottland meist ein 10 Minuten Schauer von feiner Gischt, ein Spray, der für Luftfeuchtigkeit 95% sorgt. Und unter Deck für klamme Kleidung und Bettdecken.

Die Wogenkämme kommen aus dem Süden. Das ist wahrscheinlich das einzige, was Schottland mit Sizilien gemeinsam hat: Regen kommt von Süden. Weil das Meer nach Südwesten offen ist, rollen die Wogen von dort als brechende Berge an, die uns mit Gischt überweht, während wir uns über die Tasse mit Brühe hermachen, die Sven heldenhaft unter Deck für uns zubereitet hat. Wo er sich vor dem Herd nur eingespreizt hat, wo selbst an Deck einen geraden Schritt zu machen gerade nicht möglich ist, selbst im kurzen Cockpit nicht. Einen günstigen Moment abpassen, losrennen – und dann vor allem festhalten. Der nächste Ausheber, eine Woge aus Süden, die an Levjes Bordwand bricht, als würde sie detonieren. Ausheber nenne ich sie, denn so eine Welle könnte Dich einfach aus dem Cockpit bis zum Seezaun raushebeln. Also: Sitzenbleiben. Nicht bewegen. Und jedes dringende Bedürfnis einfach vergessen.

Auch Sven kuckt gerade nicht glücklich aus der Wäsche. Am Horizont im Norden eine Insel, die aussieht wie ein Sombrero auf dem Wasser. Eine flache Krempe, mit einer Beule für den 

Kopf in der Mitte. „Dutchmans Cap“ heißt die Insel, des Holländers Mütze, und sie ist genauso leer und unbewohnt wie die übrigen sieben Treshnish-Inseln, zu denen „Dutchmans Cap“ gehört.

17.30. An Wildheit ist der Anblick nicht zu überbieten. Im Norden ragen die Klippen der Insel Mull in die Höhe, überragt von einer grandiosen Wolkenwalze. Wasserfälle schießen von oben herunter.  Davor erkenne ich Staffa, die Insel der aufragenden Basaltkegel. Im Südwesten liegt Iona, die lange Insel. Ein felsiges Eiland mit langem Sandstrand im Nordwesten. Ein bisschen sieht Iona aus wie Robert Louis Stevensons Schatzinsel. Eine flache Insel mit einem Berg in der Mitte, der in der imaginären Schatzkarte Robert Louis Stevenson mit „Fernrohr“ eingetragen ist. Stevenson war Schotte, ganz sicher hat er Iona gekannt. Ob ihm Iona für seine Schatzinsel Vorbild war? Immer wieder verschwindet die Insel hinter den anrollenden Hügelkämmen. 

Wir versuchen im Iona Sound zwischen der Insel und Mull zu ankern. Aber bei diesem Süd, der durch den Sound pfeift, ist an Ankern nicht mal zu denken. Verwegen und müde, wie wir gerade sind, wagen wir uns in eine schmale Felsgasse hinein, an deren Ende ein anderer Segler liegt. Ein Rattenloch, eine Mausefalle als Ankerplatz. Gefangen bei Niedrigwasser zwischen den Felsen? Nein, es fühlt sich nicht gut an. Wir tasten uns durch die Felsen zurück, segeln weiter, ostwärts, finden eine geschützte Bucht nach Norden, mit glattem Wasser und unberührt bis auf ein paar im Wasser liegenden Booten. Keine Menschenseele. Nur eine Seerobbe, die kurz auftaucht. Sich schneuzt. Und gleich wieder verschwunden ist.

Es ist herrlich, im Sturm zu Segeln. Aber noch herrlicher ist es, die Wildheit eines Tages hinter sich zu haben. Den tiefen Frieden eines Hafens, einer sicheren Bucht zu spüren: Das erfüllt mich jedes Mal mehr als das draußen in den Elementen sein. 

Vielleicht kann es ja ohne Wildheit keinen Frieden geben.

"Gleich gibts was auf die Ohren!" Die 26. und 27. Neuerscheinung bei millemari.

Soeben bei millemari. erschienen: 
Die Hörbücher AM BERG und STURM.
Jetzt kostenlos reinhören!

Kaum jemand segelt freiwillig raus bei Windstärke 8 oder 9 Beaufort. Hier berichten ganz normale Segler, die genau das erlebten, über ihre dramatischsten Stunden auf dem Meer. In Ostsee, Nordsee, Ijsselmeer und Mittelmeer. Über das, was sie richtig oder falsch gemacht haben. Und darüber, was in ihnen vorging, als sie unbeabsichtigt ihre Extremsituation zu meistern hatten. 
Mit diesem Hörbuch schrumpft die lange Fahrt am Morgen zum Boot beträchtlich!

Als Buch.
Als gebundene Geschenk-Ausgabe.
Als E-Book.
Jetzt neu als Audiobook.
-> Jetzt kostenlos eine Guten-Morgen-Geschichte anhören: Hier!

„Spannender als viele Romane!“. 
„Packender als so mancher Thriller“.

Die Bergretter sehen ihr Leben und das, was sie in den Bergen erleben, naturgemäß anders. „Ich hab eigentlich nichts zu erzählen“, antworten sie bescheiden, wenn man sie nach ihren Erlebnissen in den Bergen fragt. Aber schon nach wenigen Minuten ist klar, dass sie Geschichten erlebten, die das Leben dieser Männer und Frauen und der Geretteten für immer prägten. Hier kommt eine Sammlung ihrer spannendsten Geschichten – als Begleiter auf der Fahrt in die Berge. Oder als Gute-Nacht-Geschichte. Aber das müssen Sie selber rausfinden, wie gut Sie danach einschlafen. 

Als Buch.
Als gebundene Geschenk-Ausgabe.
Als E-Book.
Und jetzt neu als Audiobook.
-> Jetzt kostenlos eine Gute-Nacht-Geschichte anhören: Hier! 

PS: We care! Bergretter bezahlen ihre Ausrüstung, mit der sie auf Einsatz gehen, 
ausschließlich aus der eigenen Tasche. 
Mit dem Hörbuch unterstützen wir die Bergretter genauso wie mit dem Buch: 
Wir überweisen vom Nettoverlagserlös 25% an die Bergretter.

"Gleich gibts was auf die Ohren!" Die 26. und 27. Neuerscheinung bei millemari.

Soeben bei millemari. erschienen: 
Die Hörbücher AM BERG und STURM.
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Kaum jemand segelt freiwillig raus bei Windstärke 8 oder 9 Beaufort. Hier berichten ganz normale Segler, die genau das erlebten, über ihre dramatischsten Stunden auf dem Meer. In Ostsee, Nordsee, Ijsselmeer und Mittelmeer. Über das, was sie richtig oder falsch gemacht haben. Und darüber, was in ihnen vorging, als sie unbeabsichtigt ihre Extremsituation zu meistern hatten. 
Mit diesem Hörbuch schrumpft die lange Fahrt am Morgen zum Boot beträchtlich!

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„Spannender als viele Romane!“. 
„Packender als so mancher Thriller“.

Die Bergretter sehen ihr Leben und das, was sie in den Bergen erleben, naturgemäß anders. „Ich hab eigentlich nichts zu erzählen“, antworten sie bescheiden, wenn man sie nach ihren Erlebnissen in den Bergen fragt. Aber schon nach wenigen Minuten ist klar, dass sie Geschichten erlebten, die das Leben dieser Männer und Frauen und der Geretteten für immer prägten. Hier kommt eine Sammlung ihrer spannendsten Geschichten – als Begleiter auf der Fahrt in die Berge. Oder als Gute-Nacht-Geschichte. Aber das müssen Sie selber rausfinden, wie gut Sie danach einschlafen. 

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PS: We care! Bergretter bezahlen ihre Ausrüstung, mit der sie auf Einsatz gehen, 
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Wir überweisen vom Nettoverlagserlös 25% an die Bergretter.