Kategorie: Atanga

Allein, allein

Mi., 14.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1355, 12.404 sm von HH

Rudi ist raus.
Achim’s einzig verfügbare Hilfe vor Ort hilft nicht mehr. Genau genommen hat er noch nicht einen Handschlag an Bord gerührt. Beim Kostenvoranschlag (hüstel, seinem heftigen Kostenvoranschlag) war er noch dabei und ist dann in der Versenkung verschwunden.
Seine Schätzung waren 250 Stunden Arbeit inklusive Deinstallation und Beschaffung der neuen Geräte. Er wollte der Chef sein und Achim sein Assi.

Wer sich nicht blicken lässt, ist Rudi. Zwei- dreimal hat Achim sich bei ihm einen Rat geholt, das war’s. Kein Angebot der Hilfe, kein Nachfragen. Wofür will der Mann sich denn bezahlen lassen, fragen wir uns.
Als letzte Woche das Paket kam, ist Achim zu ihm gegangen und hat ihn um einen angepassten Kostenvoranschlag gebeten. Schließlich hatte Achim bereits 150 Stunden abgeleistet. Würden sie jetzt den Aufbau gemeinsam machen, wären für Rudi nur noch 50 Stunden übrig sein, da könne es ja schlecht bei dem ursprünglichen Betrag bleiben.
Keine Reaktion. Vier Tage nicht. Stattdessen sitzt der Herr auf der Restaurant-Terrasse und schlürft Kaltgetränke. Wir haben der Versicherung geschrieben, dass Rudi nicht mehr zur Verfügung steht und wir nun alles in Eigenregie übernehmen.

Jetzt ist Achim der Chef, ich bin der Assi.
Gefährliches Parkett. „Ich habe noch eine ehrenvolle Aufgabe für Dich.“ Je ehrenvoller der Job, desto beknackter ist er. Meistens werde ich von einer Schiffs-Seite zur anderen gejagt. Dann darf ich an irgendwelchen Kabeln ziehen. „Voooorsichtig! Nicht wie ein Tier.“ Augenroll.

Oder ich muss als lebende Schraubzwinge etwas festhalten: „Richtig zupacken, du musst schon festhalten, nicht wie ein Mädchen.“ Es geht doch nichts über einen gepflegten Baustellen-Ton.
Ich wäre auch gerne Chef anstelle des Chefs.

Neben den ehrenvollen Aufgaben, bekomme ich dann noch die mit Verantwortung. Die sind auch schlimm, weil es dann für alle Zeiten jemanden gibt, der die Schuld hat.
Die toten Augen-Löcher der Navigation auf die neuen Geräte anpassen, ist so ein Job. Schablonen ausschneiden und so ausrichten, dass alle drei Geräte im gleichen Abstand zueinander und dann noch grade im Kasten sitzen. Schwarzen Edding kann man nicht erkennen, also ritze ich mit dem Zirkel die Umrandung in den Kunststoff. Das muss ja schief gehen.
Achim sägt mit der Lochsäge nach meinen Vorgaben die neuen Löcher – die Ungenauigkeiten darf ich dann mit dem Dremel ausgleichen.

 

Fusch-Beseitigung

Fusch-Beseitigung

Meine ersten selbst eingebauten Geräte - final gibt es dafür Note 2 vom Chef

Meine ersten selbst eingebauten Geräte – final gibt es dafür Note 2 vom Chef

 

„Du kannst mal eben die Kabel beschriften, damit ich den Schalter wieder richtig zusammen kriege.“ Auch so ein undankbarer Job. „Und zeichne einen Schaltplan.“
Huch? Wie meint er das denn? Ich gebe alles: Gelb gegenüber von ’schwarz 3′ und rot gegenüber von ’schwarz 4′, aber gleichzeitig rot in ’schwarz 3′. Für mich völlig logisch.
Läuft auch alles ganz gut, bis zum Wieder-Zusammenbau des Schalters. Achim macht alles so, wie mein ‚Schaltplan‘ es vorsieht. Dann kommt Mecker: „Kann es sein, dass Du was falsch beschriftet hast? Das Bugstrahlruder geht nur noch zu einer Seite.“
Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Stecke wichtig meine Nase in den Schalter und bete meinen Schaltkreis runter. Dann verweise ich auf das Beweisfotos. Peinlich, peinlich, Kabels-Jobs sind nicht mein Ding. Ein kleiner Zahlendreher beim Beschriften.

Ich halte es mit Werner: „Ein Glück, Morgen is‘ Berufsschule.“

Folgenschwere falsche Kabelbeschriftung

Folgenschwere falsche Kabelbeschriftung

 

BBQ in der Shelter Bay Marina

So., 11.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1352, 12.404 sm von HH

Das gesellschaftliche Highlight sind sonntags die Grillabende.
Die meisten Segler bleiben nur zehn Tage hier, somit haben wir fast jeden Sonntag neue Tischnachbarn.
Jeden Sonntag die gleiche Frage: „Wollt ihr auch durch den Kanal?“ „Nein, wir sind vom Blitz getroffen worden.“ Jeden Sonntag die gleiche Reaktion: „Oh, my godness.“
Und jeden Sonntag stoßen wir auf einen Menschenfreund, der Horror-Geschichten über Blitzopfer zu berichten weiß.

Ich mag es nicht mehr hören. Wir gehen trotzdem hin. Ist ja sonst nichts los hier.
Ich hatte sogar schon überlegt bei der täglichen Wasser-Gymnastik mitzumachen. Aber das ist mir dann doch zu ‚reha‘. Die Teilnehmer sind alle schon hundert.

Beim ‚pot luck‘ wird nichts abgesprochen, daher kann es passieren, dass es eine Woche sieben Nudelsalate gibt und am nächsten Wochenende gar keinen. Das stört aber nicht weiter, schmecken ja alle anders.
Zur Zeit sind fast nur Amerikaner hier. Mal ein Australier oder Kanadier dazwischen, aber kaum Europäer. Was die Amis zum BBQ mitbringen ist besser, als ihr schlecht-kochen-können-Ruf befürchten lässt. Die meisten geben sich außergewöhnlich viel Mühe. Es gibt knusprige Weißbrot-Ecken mit Birne und Ziegenkäse überbacken oder kleine Peperoni mit Parmesan. Oder feiste Muffins mit Bananen-Glasur. Mal eine Quiche oder auch Ofengemüse.
Natürlich gibt es dazwischen Schlitzohren, die eine Dose ‚baked beans‘ öffnen, erwärmen und das Ganze als Salat verkaufen. Selbstgemacht, versteht sich.

Überhaupt die Amerikaner. Die meisten sind nett und ganz normal. Ein bisschen pauschal betrachtet: wer aus Florida oder Kalifornien stammt, ist normal. Wir wurden sogar schon mal mit einem „Wir haben ihn nicht gewählt“, begrüßt. Dazwischen gibt es natürlich auch ein paar ‚Rednecks‘, die statt der Gastlandflagge, die Flagge der Konföderierten zeigen.

Und dann sind da noch die Glitter-Ami-Frauen. Alles an ihnen ist schrill: die Stimme, die schreiend pink mit Glitzer besetzten Handy-Taschen und die Klamotten. Die Haare ein wenig zu blond, der Rock ein wenig zu kurz. Ihr Jahr, als sie zur ‚Home-coming-Queen‘ gewählt wurden, liegt 40 Jahre zurück. Alle wissen es, alle sehen es, nur die Damen wollen es nicht wahr haben.
Als wandelnde Barbie-Puppen schrillen sie umher. Ihre Schiffe haben folgerichtig die passenden Namen: ‚Zucker-Bude‘ und ’süßer Triumphwagen‘.
Am Pool habe ich auch das erste Mal in Natura ein Gesicht nach einem schlechten Face-Lifting gesehen.

Ihre oberflächliche Freundlichkeit ist legender. Und Betsy ein lebendes Exemplar. Immer wenn Betsy auf eine runde Menschen trifft und ein neues Gesicht entdeckt, streckt sie ihrem Opfer die Hand entgegen: „Hi, I’m Betsy.“ Wen sie da begrüßt, ist ihr vollkommen egal. Sie schaut gar nicht hin. Am nächsten Abend hat man wieder ihre Hand vor der Nase.
Beim dritten Mal mache ich sie darauf aufmerksam. „Ach, ihr Deutschen, ihr seid immer so direkt.“
Der Beginn einer kurzen, wunderbaren, oberflächlichen Freundschaft.

Heute ist wieder Sonntag. BBQ-Tag. Ich freu mich schon auf eine Neues: „oh, my godness.“

BBQ in der Shelter Bay Marina

BBQ in der Shelter Bay Marina

***breaking news***

Do., 08.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1349, 12.404 sm von HH

FedEx hat geliefert.
Kaum hatte ich gestern geschrieben, dass bald geliefert werden soll, klopft es am Schiff.
Aber wohin jetzt mit dem ganzen Kram? Auf sechs riesige Kartons verteilt sich die Lieferung. Die passen gar nicht durch die Tür. Also auspacken.
Die Geräte-Kartons und Kabel stehen nun aufgereiht im Gang nach hinten. Wohin auch sonst? Dass man dort jetzt kaum gehen kann, verwundert wohl niemanden.

besser als dreimal Weihnachten

besser als dreimal Weihnachten

 

Der Skipper freut sich. Es scheint alles geliefert worden zu sein. Gut gemacht, Defender.

Ich freue mich auch, aber verhaltener. Ich weiß, was gleich passiert. Und richtig, nach der ersten Bestandsaufnahme dauert es keine zwei Stunden und wir sind im Durcheinander versunken. Sitzpolster zur Seite, Bodenbretter hoch und Werkzeugkästen aufgeklappt.
Nun ist auch im Salon ist kein Umdrehen mehr möglich.
Und das ist erst die erste Lieferung. Weitere 40 kg warten in Deutschland noch auf ihren Versand.  :shock:

Da freut sich aber einer

Da freut sich aber einer

90 Minuten später

90 Minuten später

FedEx Panama

Mi., 07.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1348, 12.404 sm von HH

Seit über einer Woche ist FedEx Panama jetzt überfällig. Das Tracking bekommt jeden Tag einen anderen Status. Kreativ sind sie ja bei FedEx: ‚Ware wartet auf Import Freigabe‘, ‚Zoll-Verspätung‘ und jetzt ‚Verschiffungs-Ausnahme‘.
Das ist sozusagen der Joker bei FedEx, der ‚Ben Gurion‘ unter den Ausreden. Der sticht alles.
In der FedEx Welt kann das von ‚Paket ist von Laster gefallen‘ bis zu ‚Lager ist abgebrannt‘ alles bedeuten.

Wir haben uns sagen lassen, dass FedEx in Panama City keine Lust hat, wegen eines Paketes hier raus zu fahren. Da wird schön gesammelt bis es sich lohnt.
Ich bin fest überzeugt, genau so ist das!

Wir haben beim Lieferanten nachgefragt, ob der nicht FedEx USA beauftragen könnte bei FedEx Panama nachzuforschen – prompt ändert sich der Status: ‚Lieferung Morgen‘.

Achim wird noch bekloppt durch die Warterei. Aber er nutzt die Zeit. Er schuftet jeden Tag sechs, sieben Stunden mit seinen Kabeln rum. „Schlimmer als arbeiten“, ist sein neuer Lieblings-Satz. Atanga hat bestimmt schon fünf Zentimeter weniger Tiefgang, weil er so viele Kabel-Leichen geborgen hat.

Alle Kabel, die ‚viel Strom durch den Blitz gesehen haben‘, sind raus. Alle nutzlosen Kabel sind gefunden und gezogen.

Allein den „Positions-Leuchten-Überwachung“ wieder in Ordnung zu bringen, dauert endlos.
Am Schaltkasten außen ist ein kleines Segelboot abgebildet. Wenn das Top-Licht eingeschaltet ist, leuchtet auf dem kleinen Schiffchen eine kleine Diode am Top des Schiffes. Total praktisch, man sieht sofort, auch bei gleißendem Sonnenlicht, ob und wenn ja, welche Lampe angeschaltet ist.
Diese Dioden in dem Schiffchen hat es durch den Blitz weg gebrannt. Dreizehn Kabel führen in den „Positions-Leuchten-Überwacher“. Mit nur drei verschiedenen Farben (liebe Elektro-Industrie – jeder Tuschkasten kann da mehr) und sind nicht beschriftet.
Jedes Kabel wird abgeklemmt, durchgemessen und ermittelt, wo es hinführt.

Im Grunde gilt das für jedes einzelne Kabel, was sich nun noch im Schaltkasten befindet.
Die sind jetzt organisiert und beschriftet. Was noch fehlt, ist eine Bündelung und Fixierung im Schaltkasten (Anm. der Red.: Auf diesen Satz hat Achim bestanden).

Die Arbeiten kommen langsam zum Ende, er ist bereit für das neue Zeug.
Für Morgen hat er sich schon mal nichts vorgenommen, da kommt ja die Lieferung. :lol:

Schaltkasten - jetzt aufgeräumt und mit beschrifteten Kabeln

Schaltkasten – jetzt aufgeräumt und mit beschrifteten Kabeln

Schaltkasten von außen mit Schiffchen

Schaltkasten von außen mit Schiffchen

 

P.S.: Es gibt auch was Positives: Das Wetter ist besser, deutlich gut, um genau zu sein. Die Sonne schein, kein Regen mehr und ein dauerhafter Passat-Wind fegt durchs Schiff. Wir liegen mit dem Hintern nach Osten, so dass 24 Stunden ein kräftiger Zug den ganzen Schimmel zum Schweigen zwingt.

Der Shelter Bay Marina Bus

Sa., 03.02.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1344, 12.404 sm von HH

Ich bin ja froh, dass es diesen Bus gibt, aber ein Quell der Freude ist er nicht. Langsam beginne ich ihn zu hassen.

Der Mini-Bus schafft 25 Personen und befördert neben Menschen auch Kakerlaken hin und her.
„Die laufen einem über die Füße“, aufgeregt warnt mich eine Amerikanerin gleich vor der ersten Fahrt. „Typisch Ami, immer übertreiben“, denke ich so bei mir. Ich sehe keine.
Vorsichtshalber stelle ich meinen Rucksack nicht auf die Erde.

In Woche 2 sehe ich dann beim Einsteigen das erste Mal eine huschen. Huch.
Noch wähne mich sicher, immer schön den Rucksack geschlossen halten und die Taschen auf dem Sitz.
In Woche drei scheint es Nachwuchs gegeben zu haben. Viele kleine Kakis sind nun unterwegs.
Die Taschen auf dem Sitz zu halten, ist ein Witz. Die kleinen Racker sind echte Pioniere. Krabbeln frech und munter über die Lehen, Sitze und an den Scheiben hoch.
Schuhe klatschen, verhaltenes Quicken hinter mir. Dann ein kräftiges ‚Pffffft‘. Im gut besetzten Bus sprüht eine verzweifelte Frau die Chemie-Keule aus der Dose auf die Tierchen.
Muss ja nun auch nicht sein, das giftige Zeug einzuatmen (warum hat sie überhaupt so eine Dose dabei, frage ich mich).
Wieder ein Schrei und erneutes Sprühen. Ich bitte darum mit dem Sprühen aufzuhören. Das Zeug stinkt wie Hölle und die Kakerlaken sind wahrscheinlich seit Jahren resistent dagegen.

In Woche vier ist wieder Ruhe im Bus. Vielleicht hat der Fahrer mal gründlich durch gewischt.  Ich glaube wieder dran, dass ich es schaffen kann, keines der Biester mit an Bord zu schleppen.

Abgesehen von den Kakerlaken ist die Tour unglaublich langweilig.
Zu 45 Minuten Fahrt kommt häufig noch das Doppelte an Wartezeit vor der Fähre dazu.
Ein echtes zwei-Minuten-Highlight bekommt man, wenn der Fahrer den Weg über die einspurigen Dreh-Brücken vor den Schleusen nimmt. Auf der Atlantikseite sind die auf Meeres-Niveau, auf der Gatun-Seite oberhalb der Schleusen, dann kann man mal einen Blick in die neuen, großen Schleusen erhaschen. Das war’s dann aber auch schon.
Oft sind diese Brücken gesperrt, weil grad das Schleusen-Tor geöffnet wird. Dann wartet man ebenfalls locker eine halbe Stunde.

Die neue Schleuse mit richtig großen Schiffen

Die neue Schleuse mit richtig großen Schiffen

Vormittags fährt der Bus um 7:45 Uhr. Mit Glück ist man eine Stunde später im Einkaufs-Komplex angekommen. Die meisten Läden haben dann noch geschlossen, außer dem Supermarkt.
Um 11:00 Uhr fährt der Bus zurück. Zwei Stunden Zeit für den Kauf von ein paar Lebensmitteln, hm, irgendwie zu lang und vorher bummeln, geht ebenfalls nicht, weil viele Läden erst um 10:00 Uhr öffnen. Und zum Bummeln laden die Plastik-Zeug-was-keiner-braucht-Läden auch nicht wirklich ein.

Also fahre ich meistens nachmittags. Der Bus startet um 13:00 Uhr. Wenn alles gut läuft, ist man noch vor 14:00 Uhr da und um 15:00 Uhr geht es bereits zurück.
Dauert es vor der Fähre mal wieder etwas länger, heißt es Gas geben. Plötzlich beträgt die Einkaufszeit nur noch 45 Minuten. Der Bus wartet nicht und der Fahrer muss deutsches Blut in den Adern haben, auf die Minute pünktlich wird abgelegt.

Profi-Einkäufer steuern direkt die Fleisch-Theke an. Hier verplempert man die meiste Zeit.
Erst mal eine Nummer ziehen. Auf den Bänken vor der Theke sitzen meisten drei, vier Kunden und warten. Der Schlachter hinterm Tresen hat die Ruhe weg, ist ja nicht sein Problem, wenn man den Bus verpasst.

In meiner Anfänger-Zeit habe ich nur eine Nummer gezogen.
Noch fünf Nummern vor mir, in der Zeit sollten doch Gemüse und Milchprodukte heranzuschaffen sein. Bloß die Nummer nicht aus den Augen verlieren. Den Einkaufswagen lasse ich beim Fleisch-Tresen und gehe immer mal wieder zurück.
Ewig leuchtet die 89, es geht nicht voran. Meine Kreise werden größer, ich arbeite schon mal die Non-Food Regale ab. Die 89 steht. Ich geh noch mal weg. Zwei Minuten später leuchtet die 95.
Nun stehe ich blöd da, mit meiner 94 in der Hand. Wie kann das sein? Der Trödel-Schlachter schafft doch keine vier Kunden in zwei Minuten.
Nach drei Wochen bin ich dahinter gekommen, wie viele potentielle Fleisch-Kunden es machen: Sie ziehen bei jedem Vorbeikommen an der Fleisch-Theke eine Nummer.
Sind sie gerade beim Mehl und ihre Nummer wird aufgerufen, egal, sie haben ja noch drei weitere Nummern in der Tasche. Mach ich jetzt auch so.

Die Axt im Schiff ersetzt den Tischler

Do., 01.Feb.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1342, 12.404 sm von HH

Achims Achilles-Sehne ist getroffen: Tischlerarbeiten.
Das liebt er nicht.

Die neuen Geräte (die ja bestimmt bald kommen) haben andere Maße als die alten Dinger.
Also passen die ursprünglichen Löcher in unserer hölzernen Navi-Ecke natürlich nicht mehr.
Größer sägen, kein Problem. Blöd, wenn die neuen Geräte erheblich kleiner sind. Das Loch muss zu, soll dabei aber optisch auch noch was hermachen.

In Panama City soll es Handwerker für alle Gewerke geben, erzählt man uns. Allerdings will ein Kühlschrankfritze allein für die Anfahrt 120 USD haben. Da wird ein Tischler nicht weniger nehmen. Dann muss der mindestens zweimal kommen und schon kostet eine neue Holzblende 400 USD. Irgendwo hört es ja auch mal auf.
Außerdem hat Achim nicht die Geduld auf einen Mañana-Handwerker zu warten, er möchte alles fertig haben, wenn die Geräte (die ja bestimmt bald kommen) geliefert werden.

Aber woher Holz nehmen, was optisch zur Navi-Ecke passt? Um uns herum ist Tropenwald, da wird sich doch wohl irgendwo ein Teak-Baum finden.
Es fügt sich einfacher. Das neue Ladegerät fällt ebenfalls größer als das alte aus. Damit es überhaupt an seinen angestammten Platz im Schrank verschraubt werden kann, muss in den Einlegeboden ein großes Loch geschnitten werden. Zufällig haben die Einlegeböden im besagten Schrank ein perfektes Teak-Funier. Zwar schon etwas schrabbelig und mit Bohrloch, aber es passt farblich perfekt zur Navi-Ecke.
Aber hallo, Glück muss die Sau haben.

Das untere Loch muss kleiner werden

Das untere Loch muss kleiner werden

Jetzt braucht der Tischler-Meister nur noch ( :lol: ) ein passendes Stück aus dem Einlegeboden heraus, nun, nennen wir es operieren.
Abends muss ich ihm den Mund mit Seife auswaschen, da er zu viele schmutzige Wörter benutzt.
Trotz Schablone will das Puzzle-Stück nicht richtig passen: „Mein Teil ist perfekt gesägt. Es liegt am Loch. Das Loch hat Schuld.“
In der Tat ist das Loch vorne etwas größer als hinten, da die Loch-Wand schräg ausgesägt wurde.

jetzt nur noch das Loch für das neue Gerät (was ja sicher bald kommt) hinein sägen

jetzt nur noch das Loch für das neue Gerät (was ja sicher bald kommt) hinein sägen

Und nun mit Loch für das neue Gerät

Und nun mit Loch für das neue Gerät

 

Final kann sich das Ergebnis aber sehen lassen. Wird das neue Gerät eingepasst, dann ist nicht mehr viel vom neuen Puzzle-Teil zu sehen.

Und Morgen sind die Löcher für die Navigation im Cockpit dran. Hart-Kunststoff diesmal. Die Lochsägen an Bord passen grad eben auf den Millimeter genau. :-)

Die toten Augen von London müssen größer

Die toten Augen von London müssen größer

Kabel, Kabel, Kabel

Mi., 31.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1341, 12.404 sm von HH

Nach hinten hin sind alle Kabel grau.
Diesmal liegen sie hinter unserer Wand-Vertäfelung im Schlafzimmer versteckt. Dicht an dicht in ein Rohr gestopft. Da kann man ziehen wie ein Berserker, das gewünschte Kabel zuckt nicht mal.

Raus soll das Kabel, was zum Kurzwellen-Tuner führt. Der ist ganz hinten im Schiff in der Backs-Kiste montiert und sein Plastikgehäuse durch den Blitz zersplittert. Im Inneren des Tuners hat es mehrere Schalt-Elemente gesprengt.

Wenn Achim am Tuner-Kabel zieht, bringt das richtige Kabel die Nachbarn ebenfalls zum Wackeln. Einmal stramm gezogen, muss ich in dem kleinen Loch das verdächtige Kabel wieder lockern. Achim zieht erneut, der Gegner ist erkannt. Jetzt „nur“ noch das Kabel aus dem Rohr zerren.
Nebenbei wird die Hälfte der Kabel als überflüssig identifiziert. Das schafft Platz.

Das war mal unser Schlafzimmer

Das war mal unser Schlafzimmer

Die Demontage schreitet allgemein gut voran. Aber alle Projekte dauern. Allein den Radar-Dom vom Mast zu holen ist ein Mehr-Stunden-Projekt. Das Teil wird riesengroß, wenn es mal so vor einem liegt. Unhandlich und rutschig.

Das Schiff verfällt zwischenzeitlich in schweres Chaos. Umdrehen, bewegen, gar leben und sich wohl fühlen ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Mein Tanzbereich

Pantry

Pantry

 

Sein Tanzbereich. :lol:

ehemaliger Navi-Tisch

ehemaliger Navi-Tisch

 

Dazwischen befindet sich eine, mehr oder weniger, bewohnbare Grauzone.
Überall steht etwas herum. Kaputte Teile müssen wir aufbewahren. Sie gehören faktisch der Versicherung und die entscheidet, was damit passieren soll.

Die Versicherung hat bereits letzte Woche ihr ‚okay‘ zur Bestellung der Ersatzteile gegeben.
Ein 60 Kilo Paket ist auf dem Weg. Der größte Teil kommt aus den USA von einem großen Marine-Ausstatter (Defender). Lieferzeit fünf Tage, heißt es bei der Bezahlung.
Ich lache mich schlapp, während Achim optimistisch zweimal täglich das Tracking verfolgt.
Am Montag lache ich nicht mehr, unser Zeug hat bereits den Status ‚imported in Panama‘: Lieferung erfolgt planmäßig am Mittwoch.
Heute Morgen wird mein belastetes Lieferung-nach-Panama Weltbild wieder gerade gerückt: ‚Auslieferung verspätet‘. Ohne Angabe von Gründen und ohne Angabe, wie lange die Verspätung sich zieht.

Weggesprengte Schalt-Elemente - oben rechts
Radar-Dom abgelassen an Deck

Unser Kühlschrank ist da

Fr., 26.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1336, 12.255 sm von HH

So habe ich mir das nicht vorgestellt.
Ich hatte ‚plug and play‘ erwartet.

Dass das halbe Schiff zerlegt werden muss, war nicht zu erwarten.
Fast alle Kabel, die unter der Decke entlang Richtung Kühlschrank führen, sind rot.
Es gibt so viele schöne Mädchenfarben: Mauve, Fuchsia, Koralle. Warum nutzt die Kabelindustrie das nicht? Das beraubt die Menschheit um so schöne Sätze wie „Ich verlege heute die lavendelfarbenen Kabel“.

Welches der roten Kabel mag das richtige sein?
„Zieh doch einfach am Kühlschrank-Ende und ich beobachte, welches Kabel wackelt“, versuche ich zu helfen.
Ein tötender Männerblick: „Alle Kabel sind mit einer Plastikspirale zusammen gebündelt, damit man ja nicht an einem Kabel ziehen kann. Und damit das auch wirklich nicht funktioniert, ist zusätzlich alle vierzig Zentimeter das Bündel mit Isolierband umwickelt.“
Ich höre auf mit klugen Tipps.

Damit Achim das richtige Kabel finden kann , muss die Decke in der Pantry runter.
Damit die Decke runter kommt, muss der Haltegriff neben dem Niedergang ab.
Damit der Haltegriff abgeschraubt werden kann, muss eine weitere Holzleiste weg. Die ist geschraubt und geleimt und gerade in Santa Marta frisch von mir lackiert.
Damit er das Isolierband vom Bündel puhlen kann, muss ein weiteres Deckenelement im Salon runter.

Viele, viele böse F-Wörter später hat Achim das richtige Kabel gefunden.

Wohnlichkeit jetzt auch in der Pantry

Wohnlichkeit jetzt auch in der Pantry

Na, wo ist den das rote Kabel?

Na, wo ist den das rote Kabel?

Die Küchen-Decke, mein ewiger Feind bei der Fett-Spritzer-Suche, liegt offen neben mir. Jetzt kommt Schwager Jürgen mit seinen tollen Ratschlägen ins Spiel: Ich kann den Feind putzen, ohne mir über Kopf die Arme zu verrenken.
Es ist eben nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut wäre.

Achim prökelt derweil weiter. Er versucht das richtige Kabel aus der Spiralen-Umklammerung zu ziehen. Keine Chance. Ohne die Spirale zu entfernen, wird das nichts.

Schlappe 24 Stunden später läuft der Kühlschrank und die Deckenplatten sind wieder an ihren Platz. Nebenbei wurden noch ein paar Kabel von ‚Lüfter Küche‘ und ‚Lüfter Deckshaus‘ entfernt. Keiner von uns hat je diese Lüfter zu Gesicht bekommen.
Also, es geht voran. :-) Jetzt mit kaltem Bier zum Feierabend.

Klima Katastrophe Panama

Do., 25.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1335, 12.255 sm von HH

Es regnet jeden Tag. Und wenn es nicht regnet, ist der Himmel grau bewölkt. Wind? Fehlanzeige.
Luftfeuchtigkeit 85%. Im Schiff für Durchzug sorgen? Tageweise ein Ding der Unmöglichkeit. Die Luken sind zu, weil es so schüttet. Unter Deck wächst eine Tropfsteinhöhle. Besser gesagt ein Schimmelloch. Ein shithole.

So sieht ein am Kleiderhaken vergessener Gürtel nach drei Wochen aus.

Das war mal ein Gürtel

Das war mal ein Gürtel

 

Leder ist am schlimmsten betroffen. Ein Portemonnaie, drei Tage unbenutzt auf dem Navi-Tisch liegend, bekommt einen weißen Überzug. Lederschuhe und Gürtel haben wir eingeschweißt. Das ist das einzige, was hilft.

Holz mag Schimmel auch sehr gerne.
Hinter der Tür kann man zusehen, wie der Schimmel wächst. Alle schlecht belüfteten Ecken sind betroffen: Hinter Türen, unter dem Salontisch und im Bad natürlich.
Bin ich hinten fertig mit wischen, kann ich vorne wieder anfangen. Merkwürdigerweise bildet sich in den Schränken kaum Schimmel. Einlegeböden und Seitenwände sind aus Sperrholz, da geht er nicht ran. Schimmel ist ein echter Echtholz-Liebhaber.

Schimmel mag Echtholz

Schimmel mag Echtholz

 

Schimmel hinter der Tür - Dauer der Bildung ungefähr 14 Tage

Schimmel hinter der Tür – Dauer der Bildung ungefähr 14 Tage

Ich wische mit Brennspiritus, statt mit Essigwasser, wie meistens empfohlen. Ich komme mit dem beißendem Geruch von Essig nicht so gut klar. Außerdem bilde ich mir ein, dass ich so weniger Feuchtigkeit auf die betroffenen Stellen bringe.
Eine Testreihe mit einem Paar Schuhen hat ergeben, es ist egal, womit man wischt, es hilft sowieso nicht.
Bereits getragene Sachen, wie Jacken und Base-Caps, gehen gar nicht. Alles, was eine schweißig-salzige oder angegrabbelte Oberfläche hat, muss gewaschen werden.

Vorsichtig frage ich auf anderen Schiffen nach: „Wir? Nein! Wir doch nicht. Wir haben keinen Schimmel!“ Lügner.
Zwei Schiffe weiter bekomme ich eine ehrliche Antwort: „Wir müssen hier weg, alles beginnt sich weiß zu pudern.“ Gott, sei dank, wir sind nicht allein.

Die Trockenzeit sollte längst begonnen haben, hier in Panama.
Auf den San Blas Inseln hat sich das Wetter nach dem anfänglichen Dauerregen ja schon versöhnlich gezeigt. Jetzt gehen wir einen Schritt rückwärts.
Neuankömmlinge berichten von viel Regen auf den Inseln.

Durch den bedeckten Himmel ist es allerdings nicht mehr so brutal heiß, wie in Kolumbien. Nachts geht es runter auf 25 Grad. Es werden Laken zum Zudecken benötigt.
Ich wusste schon, warum wir nur 10 Tage Aufenthalt hier geplant haben. :mrgreen:

Lieferanten-Katastrophe Panama

Di., 23.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1333, 12.255 sm von HH

„Hier in Panama kriegst du alles“, lassen uns Insider wissen, „aber das kann dauern“.
„Und nimm bloß FedEx“, schieben sie hinterher. „Alle anderen Versender kannst du vergessen“.
Wer sich nicht dran hält und auf ‚DHL Worldwide‘ setzt, der wartet auf ein kleines Päckchen, was bereits in Panama City angekommen und verzollt ist, weitere zehn Tage.

Wir hören drauf und wählen ‚FedEx-Express‘ für den Versand unseres Kühlschrank-Kompressors.
Mit drei Tagen Lieferzeit, lockt uns ‚Marine Warehouse‘ bei der Bestellung. Diese drei Tage sind nun viermal rum.
Marine Warehouse hebt die Hand und schreibt, sie seien unschuldig. Mal ist FedEx Schuld (wie kann das sein? Das sind doch die Guten!), mal der Zoll. Wir erhalten Mails mit Fake-News: „Morgen wird geliefert.“ Dann am Tag der Lieferung: „April, April! Heute wird es nichts.“

Na, das kann ja noch heiter werden. Ich mag gar nicht dran denken, wie die ca. 70 Teile (Großgeräte, Adapter, Kabel (!) und Zubehör) auf unserer Liste hier jemals ankommen sollen.

Unser Leih-Kühlschrank der letzten zwei Wochen ist vorgestern durch den Panama Kanal verschwunden. Wir behelfen uns jetzt mit Eis, was man in Vier-Kilo-Paketen im Marina-Shop kaufen kann.
Unser Kühlschrank ist ein Edelstahlkasten, eingebaut in die Pantry-Möbel und von oben zu beladen. Er hat einen Abfluss am Boden aus dem das Schmelzwasser abfließen kann.
Das mit dem Eis funktioniert ganz gut, allerdings frisst ein frischer Beutel reichlich Volumen. Viele Vorräte passen nicht mehr dazu. Aber besser als nix.

Das Chaos hat begonnen

Sa., 20.01.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1330, 12.255 sm von HH

Die Versicherung hat ihr ‚go‘ für die Demontage der kaputten Geräte gegeben.
Zehn Minuten später reißt Achim die ersten Verkleidungen von der Decke. Gemütlich.
Aber wohin mit den 2,50 Meter langen Teilen? Wir finden keinen Platz, wo wir sie lagern könnten.
Draußen an Deck geht ebenfalls nicht – habe ich schon berichtet, dass es jeden Tag regnet und das Wetter eine Katastrophe ist?

Die Marina verleiht abschließbare Kammern und Butzen. 1,23 x 1,23 x 1,23 ist das größte Loch, was zur Zeit frei ist. Na, super.
Da fällt uns der Segelmacher ein, der etwas abseits seine Arbeits-Halle stehen hat. Dort dürfen wir für eine Woche unsere Deckenverkleidung unterstellen. Eine Woche wird nicht reichen, aber was erst mal irgendwo steht, fällt nach kurzer Zeit nicht mehr auf. Tot stellen, lautet die Devise.
Und vielleicht werden ja Lager-Räume in Kürze frei.

Schöner wohnen

Schöner wohnen

Die Liste mit den Ersatz-Geräten ist fertig und liegt der Versicherung zur Entscheidung vor.
Was noch fehlt, sind die dazu gehörigen Kabel. Achim erstellt ein Installations-Layout. Dieses bespricht und verfeinert er mit Rudi. Die Recherche, welches Gerät mit welcher Kabellänge und Kabelart (Spur-Kabel, Raynet-Kabel, Devicenet-Kabel oder Backbone-Kabel) geliefert wird, verbleibt bei ihm. Einige Geräte kommen standardmäßig mit zu kurzen Kabeln. Sollte man im Auge behalten, sonst ist man bei der Installation der Voll-Doofe. :mrgreen:

Installations Layout Atanga

Ich lege zu ‚Blitzschaden‘ noch ‚Kabel‘ als Unwort in die Auswahl für 2018.

Wo neue Kabel rein sollen, müssen zunächst die alten Kabel raus.
Hinter der Verkleidung findet Achim Kabelleichen, ohne Anfang und Ende, und Kabel unbekannter Funktion. Kabel, die hinter Deckenverkleidungen verschwinden und andeuten, dass noch mehr von der Verkleidung runter muss.

Strippen finden und ziehen

Strippen finden und ziehen

Gemütlicher Arbeitsplatz

Gemütlicher Arbeitsplatz

Außerdem zeigt unser Schaltkasten drollige Phänomene seit dem Blitz: Wenn man den Knopf für die Duschpumpe drückt, leuchten die Sicherungen bei AIS und Gaswarner auf. Das lässt auf einen Kurzschluss hinter der Wand schließen und auf Kabel, die zusammengeschmort sein könnten.
Hier möchte Achim nicht so gerne ran, sondern will das Rudi überlassen.
„Ein ‚paar Geräte‘ installieren ist eine Sache“, sagt er, „aber da soll ein echter Fachmann ran“.

 

Panama Kanal – jetzt geht es in den Pazifik

Di., 16.01.2018, Panama/Kanal, Tag 1326, 12.255 sm von HH

Auf einer normalen Langfahrt-Yacht richten es sich zwei Menschen häuslich ein. Platz für drei weitere Übernachtungsgäste ist da nicht vorgesehen. Birgit und Bernd schaffen es trotzdem, Ferry und Achim bequem im Salon unterzubringen. Für mich bleibt ein Platz im Cockpit. Der wird mir kuschelig hergerichtet: wenn man will, dann geht alles.
Die Nacht ist trotzdem kurz und unruhig. Für alle.

Der Advisor kommt etwas zu spät, aber um 7.00 Uhr geht es los. Ein super Frühstück mit Ei, Wurst, Toast und Speck gibt es unterwegs. Birgit verwöhnt alle Gäste und schöpft aus dem Vollen.
Fünf Stunden dauert die Fahrt durch den Gatún-See.
Dieser See ist beim Bau des Panama-Kanals durch den Stau des Rio Chargres entstanden. Kurz vor der Mündung des Rio Chagres in die Karibik gab es eine natürliche Engstelle zwischen zwei Bergen. Diese nur zwei Kilometer breite Lücke wurde durch einen künstlichen Damm geschlossen. Der Chargres staute sich zurück und bildet heute den Gatún-See. Auf der 29 Kilometer langen Strecke zwischen den Schleusen musste nur vereinzelt die Fahrrinne ausgebaggert werden.

Aus unerfindlichen Gründen bleibt das Hubschrauber-Motorboot zurück. Auf der Schiffs-Liste unseres Advisors ist die Yacht vermerkt und vorgesehen, um erneut ein Dreier-Päckchens zu formen. Aber sie kommt nicht.
Somit bilden die ‚Rebell‘ und die ‚Seven Seas‘ heute alleine ein Paket.

Im Zweier-Paket auf dem Weg zur ersten Pazifik-Schleuse

Im Zweier-Paket auf dem Weg zur ersten Pazifik-Schleuse

Wieder binden wir uns kurz vor der Schleuse zusammen. Beide Segelboote sind in etwa von gleicher Größe und Gewicht, also müssen beide Skipper Gas geben und lenken.
Der Chef Advisor befindet sich auf der ‚Rebell‘ und übernimmt das Kommando über beide Schiffe.
Er gibt genaue Anweisungen, wer mehr Schub geben soll und welches Segelboot dagegen halten muss.

Die Jungs mit ihren Affenfäusten stehen schon bereit. Ferry und Achim bedienen die Leinen. Alles geht glatt über die Bühne, keiner bekommt den Stein an den Kopf.

Bei dem dicken Pott, der hinter uns in die Schleuse kommt, übernehmen kleine Elektro-Lokomotiven die Aufgabe der Leinenhalter. Winden an den Loks straffen Drahtseile zwischen Schiff und Lok.
Diese Loks übernehmen komplett die Führung der großen Schiffe.
Als Winzling hinter so einem Frachter wünscht man sich, dass die Bremsen der Loks auch wirklich funktionieren.

Der Frachter wird mit Schleppern in die Schleuse gebracht

Der Frachter wird mit Schleppern in die Schleuse gebracht

Hier haben die Loks die Arbeit übernommen

Hier haben die Loks die Arbeit übernommen

 

Hoffentlich halten die Bremsen

Hoffentlich halten die Bremsen

Viel Platz ist nicht übrig

Viel Platz ist nicht übrig

Zwischen der ersten und zweiten Schleuse liegen knapp zwei Seemeilen, die wir als Verbund zurück legen. Die beiden letzten Schleusen liegen wieder unmittelbar hinter einander.
Das bergab schleusen ist nicht halb so spannend wie bergauf. In der Schleusenkammer wird ein ‚Stöpsel gezogen‘, der das Wasser unspektakulär abfließen lässt.

Erst wenn sich das letzte Tor zum Pazifik öffnet, wird es noch mal spannend. Die Vermischung von Salz-und Süßwasser kann zu heftigen Turbulenzen führen. Bei der Fahrt der ‚Rebell‘ bleibt alles ruhig, so dass sie ihren Eintritt in den neuen Ozean ausgiebig genießen können.

Hinter der letzten Schleuse trennen wir uns von der ‚Seven Seas‘, die ‚Rebell‘ spendiert für alle noch ein leckeres Mittagessen und der Advisor wird von seinen Leuten abgeholt.
Ferry, Achim und ich gehen in der nächsten Marina von Bord. Es ist später Nachmittag und wir haben noch mindestens zwei Stunden Fahrt zur Atlantik-Seite zurück.

Liebe Birgit und Bernd, Euch wünschen wir eine tolle und sichere Reise in den Pazifik und danke für den Job auf Eurer ‚Rebell‘.

Das Tor zum Pazifik, was für Atanga noch eine lange Zeit verschlossen bleibt

Das Tor zum Pazifik, was für Atanga noch eine lange Zeit verschlossen bleibt