Kategorie: Atanga

Papeete – eine Wiedergutmachung

Sa., 21.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1938, 18.962 sm von HH

„Seelenlose Stadt, im Verkehr erstickender Beton-Klotz, keine besonderen Sehenswürdigkeiten“ … , ich muss schlechte Laune gehabt haben bei meinem ersten Bericht über Papeete. Wen wundert’s, wenn man zweimal durchs Industrie-Gebiet gehetzt wird?
Ich befinde mich in guter Gesellschaft: Paul Gauguin war vor 130 Jahren ebenfalls enttäuscht. Zu europäisch kam ihm Papeete vor. Zuviel der polynesischen Kultur wurde bereits durch westlichen Einfluss verdrängt. Er wechselte frustriert seinen Wohnsitz auf die Marquesas.

So weit wollen wir nicht gehen, denn sooo schlimm ist Papeete nun doch nicht. Die Stadtmarina liegt im Herzen Papeetes. Mitten drin. Mit allen Nachteilen eines ‚mitten drin‘. Wir parken direkt an der vierspurigen Promenadenstraße. Die Autos fahren quasi übers Vorschiff, während am Heck von Atanga dicke Kreuzfahrschiffe fest machen. Den ganzen Tag flanieren Touris und Einheimische am Schiff vorbei. Damit sie gute Sicht auf uns haben, ist das Geländer aus Plexiglas.
An Steuerbord gibt es eine dicke Baustelle, da das Marina-Office umgebaut wird. Das bedeutet keine Duschen, kein Internet, keine Waschmaschine. Das mit der fehlenden Dusche ist das Unerfreulichste. Schließlich fahren wir nur noch wegen der Duschen in eine Marina. Im Schiffsbad zu duschen, bringt Feuchtigkeit bei sowieso schon hoher Luftfeuchtigkeit in die Bude. Auf der Badeplattform ist es peinlich. Den Fußgängern möchten wir den Anblick von unappetitlicher Wühlerei in Bade- und Bikinihose ersparen. Bleibt noch verschämt im Cockpit-Loch hinter dem Ruder in der Hocke eine Dusche zu nehmen. Alles doof – Seglerschiksal.

Dicker Pott im Rücken

Die Vorteile liegen auf der Hand, in fünf Minuten auf dem Markt, in fünfzehn Minuten im Supermarkt. Zahnarzt gleich um die Ecke, frisches Baguette zum Frühstück.
Im Regierungsviertel ist es aufgeräumt und gedämpft. Eine wunderschöne Allee spendet Schatten und Ruhe. In schick restaurierten Kolonialbauten befinden sich diverse Ministerien.

Streetart in Papeete

Regierungsgebäude in Papeete

Es findet sich überall in der Stadt Streetart und Schuhläden zum Stöbern. Macht auch mal wieder Spaß. Und abends geht in der Marina das Unterwasser-Licht an. Dann liegen wir mondäner als in Monaco. Geht doch.

Atanga am Luxus-Steg

Der Abendverkehr rauscht an uns vorbei

April, April

Di., 17.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1932, 18.962 sm von HH

Wie vorausberechnet, erreichen wir morgens Papeete. Mit jedem Meter, den wir uns von unserem Urlaubs-Paradies entfernen, wird der Zahnkranke gesünder: „Tut schon gar nicht mehr weh“. Den Titel ‚Urlaubs-Verderber‘ verleiht er sich selber.
Wir wählen einen Platz in der Stadtmarina. Hier sind die Wege in die Stadt kurz, die zweite Marina liegt 10 Kilometer außerhalb.
Ein Platz in der Marina ist schnell gefunden; ein Formular ist schnell ausgefüllt, so dass Achim bereits mittags bei einer Zahnärztin sitzt. Die kann nichts feststellen. Kein Karies, keine Wurzelentzündung. Nichts. Die Wurzeln sehen bis in die Spitzen sauber auf dem Röntgenbild aus. Achim berichtet ihr von seiner Wunde am Fuß (die übrigens wieder etwas schlechter geworden ist). Sein unappetitlich entzündete Grieskorn am Auge, was seit zwei Tagen am blühen ist, sieht sie selber. Ihre Vermutung lautet, dass das alles zusammenhängt. Staphylo-Kokken vielleicht. Igitt. Da sie am Zahn nichts machen kann, verschreibt sie ein Antibiotikum. Okay, nützt dann wohl nichts mehr, muss er schlucken.

Jetzt heftet Achim sich endgültig den Orden ‚Urlaubs-Verderber‘ an die Brust. Ein Antibiotikum hätte er auch in Tikehau schlucken können. Aber was soll’s. Wer weiß wofür es gut ist. Wir sind zurück in der Zivilisation mit Läden, Restaurants, Unterhaltung und prall gefüllten Supermärkten.

Manta in Tikehau

 

Ein letzter Gruß aus Tikehau. Der Manta am Mantapoint. Schön war’s. :-)

Ungeplanter Aufbruch aus Tikehau

So., 15.Sep.19, Franz.Polyn./Pazifik, Tag 1932, 18.694 sm von HH
Irgendjemand moechte nicht, dass wir in den Tuamotu im Pass tauchen gehen. Zuerst auf Hao schlechtes Wetter, dann war der Tauchverein geschlossen und in Makatea und Tikehau kam Achims Wunde am Fuss. Die Stelle war nun soweit abgeheilt, dass er wieder ins Wasser darf, da kommt der Skipper mit: „Ich habe Zahnschmerzen“ um die Ecke!
Meine Diagnose lautet Wurzelentzuendung. Alle Anzeichen sprechen dafuer. Im Gesundheitszentrum hatten wir gelesen, dass sich jeder mit Zahnproblemen nach Rangiroa – ins Nachbaratoll – fliegen lassen muss.
Achim hofft zunaechst noch auf Wunderheilung: „Ist von alleine gekommen, geht auch von alleine“. Er ist tapfer und faehrt mit mir zum ‚Mantapoint‘, einem Motu mitten in der Lagune. Dort soll man mit Mantas schnorcheln koennen. Die ‚Alrisha‘, die wir in Tikekau wieder getroffen haben, begleitet uns.
Und tatsaechlich, der Mantapoint kann etwas. Am zweiten Tag habe ich das grosse Vergnuegen einen dieser Koenige der Eleganz unter Wasser an der Putzerstation zu beobachten. Achim verzichtet, allein der Gedanke, den Schnorchel in den Mund zu nehmen, graust ihn.
Die Schmerzen nehmen zu, der Wind steht guenstig, der Skipper will zum Zahnarzt. Kurzentschlossen brechen wir am naechsten Morgen auf. Direkter Weg Tahiti. Warum sollen wir den Umweg ueber Rangiroa machen? Wir wissen nicht, ob der Zahnarzt ueberhaupt vor Ort ist, wir wissen gar nichts. Nach Tahiti wollten wir sowieso zurueck (zwar erst in 14 Tagen) und dort gibt es sicher eine Auswahl an Aerzten. Also Segel setzen und los.
Jetzt sind wir bereits seit 24 Stunden unterwegs. Ruppige, unangenehme Stunden. Den Wind mit 25 Knoten in der Nacht genau auf die Nase. Seit dem Vormittag ist es etwas ruhiger und der Wind kommt halb, so dass wir gemuetlich voran kommen. Ankunft wahrscheinlich im Morgengrauen. Die Schmerzen vom Skipper halten sich zum Glueck in Grenzen. Die Angst vorm Zahnarzt wirkt schon fuenfzig Meilen vor dem Ziel heilend auf ihn ein.
Test für: ä ö ü ß

Schön – schöner – Tikehau

Mo., 08.Sep.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Tikehau, Tag 1925, 18.584 sm von HH

Wasser – fabelhaft
Strand – märchenhaft
Inseln am Horizont – traumhaft
Haie am Ufer – sagenhaft

 

Nichts für Türkis-Allergiker – Motu auf dem Saumriff

Hai auf Patrouille am Prinzesinnen-Strand

Auf Tikehau kann man nur ‚Superlativ‘ sprechen. Die klassischen Südsee-Klischees werden aufs Beste erfüllt. Ein wahrer Südsee-Traum. Und um dem Ganzen noch einen oben drauf zu setzen, ist der Strand zart rosa gefärbt. Ein echter Prinzessinnen-Strand.

Strand von Tikehau

Während wir auf die Heilung von Achims Fuß warten, ankern wir vor der ‚Hauptinsel‘ Tuherahera. Viel ist nicht los, obwohl es ein paar Pensionen mit einer Handvoll Touristen gibt. Wir finden zwei Snackbars, die aber nur tagsüber geöffnet haben. Um abends essen zu gehen, müssten wir es wahrscheinlich in einem der Gästehäuser versuchen. Darauf haben wir bislang verzichtet.
Die fünfhundert Einwohner wohnen weit auseinander gezogen in schnieken Häusern, mit schnieken Gärten und schnieke gefegter Straßenfront. Zwei kleine Läden, eine Polizeistation, die Post und eine Notunterkunft, mehr öffentliche Gebäude gibt es nicht. Vor über hundert Jahren ist Tikehau zuletzt von einem Zyklon getroffen worden. Tuherahera wurde dabei schwer verwüstet, das Dorf am anderen Ende der Insel wieder aufgebaut. Heute gibt es für den Ernstfall eine Notunterkunft auf Stelzen.

Typisches Wohnhaus auf Tikehau

Notunterkunft bei Zyklon-Warnung

nette Anwesen

Eine von zwei Dorfkirchen

Zwei bis drei Maschinen laden täglich auf Tikehau

Die Insel ist knapp drei Kilometer lang und schnell erkundet. Türkis im Norden, Türkis im Süden, Türkis im Westen. Nur der Osten ist tiefblau am Außenriff.
Am Ankerplatz scheinen die Seeschwalben von unten türkis von der Reflektion der Lagune. Türkis, soweit das Auge reicht. Wer eine ‚Türkis-Allergie‘ hat, sollte Tikehau meiden.

Und abends, wenn die Farben erloschen sind, brennt die Insel ein anderes Feuerwerk ab. Der Duft der Frangipani-Blüten wabert schwer zu uns herüber. Die Duftintensität nimmt zum Abend zu, um Nachtfalter anzulocken. Blumige Noten, wie Jasmin- und Rosenduft; Vanille und Mandel; die fruchtigen Noten haben einen Hauch Zitrone und Waldmeister. Ein sinnlicher Duft, exotisch. So muss Südsee riechen.

Frangipani – perfekte, immer fünfblättrige Blüte mit betörendem Duft.

Besuch im Medic-Center

Mo., 01.Sep.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Tikehau, Tag 1918, 18.584 sm von HH

Die Verletzung am Fuß hat Achim schon aus Tahiti mitgebracht. Ein harmloser Ratscher, der sich, wie es gerne in den Tropen passiert, entzündet hat. Wir bekommen die Entzündung aber alleine nicht in den Griff. „Du reinigst zu zaghaft und du musst die faule Haut entfernen“. Ich kann nur kluge Ratschläge geben. Um herzhaft die Wunde zu reinigen, während sich der Patient vor Schmerzen windet, bin ich zu weich.
In den letzten Tagen hat die Infektion ein schönes Loch in Achims Hacke gefressen. Jetzt müssen Profis ran, bevor ihm der Fuß abfault. Auf zum Gesundheits-Zentrum.

Tikehau hat fünfhundert Einwohner. Ein Krankenhaus oder Arzt gibt es nicht. Aber zwei Krankenschwestern, die vormittags zwei Stunden geöffnet haben. Man muss draußen vor der Tür warten. Holzbänke stehen im Schatten und Aushänge informieren über das schlimmste Krankheitsrisiko auf Tikehau: Diabetes. Die Polynesier mögen gerne Süßes und noch lieber Fettes. Pommes sind ihr absoluter Favorit. Ein beliebter Pizza-Belag sind Pommes und es gibt tatsächlich Baguette belegt nur mit Pommes, Mayo und Ketchup. Ohne Quatsch, die reine Wahrheit.

Starkes Übergewicht ist die Regel, nicht die Ausnahme. Eine Ernährungs-Pyramide erklärt gesunde Nahrung. Wo der geneigte Polynesier allerdings das empfohlene Obst und Gemüse herbekommen soll, ist mir schleierhaft. In den zwei Mikro-Läden konnte ich bisher nur Zwiebeln entdecken. Selbst nach der Ankunft des Versorgungs-Schiffes fehlt der übliche Kohl und die Möhren. Da ist es einfacher die Pommes aus der Tiefkühltruhe in die Fritteuse zu werfen und mit einer Cola runter zu spülen.

Vor der Tür des Medic-Centers warten schon die Patienten des Tages. Wir sind an fünfter Stelle dran. So denken wir. Ein Patient wird aufgerufen. Noch vier vor uns. Es geht nicht voran. Weitere Patienten treffen ein, gesellen sich zu uns auf die kleine Veranda. Es wird geschwätzt und gelacht, man kennt sich. Gesprochen wird ausschließlich Tahitianisch, Französisch scheint verpönt.
Die Patienten werden nach dem Lifo-Prinzip abgearbeitet: last in – first out. Alle, die nach uns kommen, sind vor uns dran. Die vier, die schon da waren, müssen ebenfalls warten. Das beruhigt uns. Aber ein Prinzip in der Reihenfolge können wir nicht feststellen. Nach zwei Stunden sind wir die Vorletzten sind, die aufgerufen werden.

Gesundheits-Zentrum auf Tikehau

Die beiden Krankenschwestern sind bewandert in der Behandlung von Tropen-Entzündungen. „Kein Fieber, kein Antibiotikum“, so lautet ihre Diagnose. „Nur einmal am Tag reinigen“, lautet die Therapie, „und nicht nass werden lassen“! Die Wunde wird gereinigt und hübsch verbunden. Achim bekommt noch für fünf Tage Verbandmaterial und in Parafin getränktes Wund-Pflaster mit. „Dann sollte die Entzündung verschwunden sein“. Genau wie die Einheimischen brauchen wir weder für Behandlung noch für Verbandmaterial etwas bezahlen.

Fünf Tage später ist die Infektion tatsächlich verschwunden. Jetzt ist nur noch das Loch mit gesundem rohen Fleisch zu sehen. Also weiter Bade-Verbot. Schon blöd. Da schwimmen wir in einem See aus geschmolzenem Türkis und einer von uns darf nicht hinein.

Besser geht nicht – perfektes Wasser und der Lange darf nicht rein

Einfahrt in Tikehau

Do., 29.Aug.19, Franz.Polyn./Insel Tikehau/Tuherahera Tag 1915, 18.584 sm von HH

Es sind nur sechzig Meilen von Makatea zum nächsten Atoll, nach Tikehau. Wann hatten wir zuletzt so eine kurze Distanz zu segeln? Im letzten Jahrhundert in der Ostsee vielleicht. Auch mal schön. Der Wind weht schwach, wir kriechen vor uns hin, eine wunderbare Nachtfahrt. Pünktlich zum vermeintlichen Stillwasser erreichen wir den Pass um 9:00 Uhr morgens.
Still ist hier gar nichts. Die Strömung bläst uns mit vier Knoten entgegen. Die alten Bekannten sind zur Stelle: die stehende Welle, das kabbelige Wasser, die glattgezogenen Flächen; die Strudel, die uns in die Tiefe ziehen wollen. Adrenalin strömt. Ich glaube an diese Passeinfahrten gewöhnt man sich nie. Nach zehn Minuten sind wir durch und erreichen die Lagune.

Wer sich so eine Lagune in einem Südsee-Atoll als ruhige Badewanne vorstellt, der irrt sich. Genau wie wir. Die Lagune von Tikehau hat einen Durchmesser von 20 Kilometern. Genug Anlauffläche für den Wind, je nach Stärke, eine kleine Hacksee oder richtige Wellen aufzubauen. Die kleinen Inseln, die ‚Motus‘, die im Kreis auf der Riffkante sitzen, bieten kaum Schutz vor dem Wind. Wie in Abrahams Schoß liegt und fährt man in den Lagunen nicht.

Aber das Schlimmste in so einer Lagune sind die Bommies. Wild verstreut wachsen diese Korallenberge auf dem Sandgrund der Lagune. Die Bommies haben einen Durchmesser von hundert bis wenige Meter. Viele reichen bis kurz unter die Wasseroberfläche und sind bei dem richtigen Sonnenstand gut zu erkennen. Die Farbe eines Bommys variiert, je nachdem wie weit er an die Wasseroberfläche reicht und wie tief das Wasser ist: grünlich braune Flecken im tiefen Blau, dunkle Flecken im flachen Wasser. Aber wehe, jemand knipst das Licht aus, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Dann steht man im ‚Dunkeln‘, der Bommy vor dem Bug wird unsichtbar.

Der Sandgrund ist gespickt mit Bommies – je dunkler, desto höher kommt der Korallenblock an die Oberfläche

Auf den Seekarten von ‚Navionics‘ sind Bommies nicht verzeichnet. Danach kann man nicht sicher navigieren. Aber es gibt eine weitere Methode, die neben der Augapfel-Navigation zusätzliche Sicherheit bringt. Hierfür muss man aus ‚Google-Erath‘ Satelliten-Fotos vom gewünschten Atoll erstellen und ‚geo-referenzieren‘. Diese Fotos legt man über die Karten von ‚Open-CPN‘, schließt eine GPS-Maus an den Laptop und kann dann auf Satelliten-Fotos Positions genau navigieren. Kaufen kann man solche übereinander gelegten Karten nicht. Die muss man sich aus dem Internet laden und selber zusammen stellen. Dies klingt nach viel Handarbeit, ist aber mit dem Programm ‚Ge2Kap‘ recht flink abgearbeitet.
Außerdem werden die Karten natürlich von Segler zu Segler weiter gegeben.

Bei der Navigation im Atoll steht somit ein Laptop im Cockpit. Und Achim im Ausguck. Die weißen Punkte im Blau sind gut zu erkennen. Jeder Fleck ist ein Bommy. Um die muss ich drum herum steuern. Diese Methode birgt Tücken (wie wir jetzt alle wissen :oops: ). Zum einen gibt es auf den Google Earth Karten noch immer Stellen mit Wolken. Und zum andern sind kleine Korallenblöcke in der Auflösung, die man als nicht Militär-Angehöriger erhält, kaum oder gar nicht zu erkennen.
Das Sicherste ist der Ausguck, der für dauerhafte Sonne zu sorgen hat.

Navigation mit Open CPN, Navionics und den Augen

Weißer Fleck gleich Korallenblock

Wolken an den entscheidenden Stellen

Hafen, der – Substantiv, maskulin

Mi., 28.Aug.19, Franz.Polyn./Insel Makatea/Westseite, Tag 1914, 18.515 sm von HH

Der ‚Duden‘ meint zu Hafen, dass „dies ein Liegeplatz für Schiffe sei, mit der Einrichtung zum Abfertigen von Passagieren und Fracht“. Wenn das so ist, dann verdient der Hafen von Makatea die Bezeichnung ‚Hafen‘ nicht.
Durch die Wellen vor der Einfahrt mit unseren Kajaks zu paddeln, stellt sich im Nachgang als großer Spaß heraus. Obwohl es aufregend ausschaut, wenn man vor sich die brechenden Wellen sieht und auf den richtigen Moment lauert zur Ein- oder Ausfahrt. Unsere Plastikwannen lassen sich erstaunlich trocken durch die Brecher lenken. Aber in dem ‚Hafen‘-Becken brodelt es. Aussteigen schwierig. Die anrollenden Wellen reflektieren an den Betonwänden. Nachfolgendes Wasser weiß nicht, wo es hin soll. Das Hafenbecken läuft voll – der Wasserstand zeigt. Es kabbelt. Es wackelt. Ein Steg existiert nicht. Aus dem Dinghy und Kajak kann man nur an einer rauen Betonwand aussteigen an der zwei überdimensionale Poller befestigt sind. Der Wasserstand steigt, das Kajak gerät unter den Poller, schaukelt hin und her: eine beinbrecherische Aufgabe.

Die ersten zwei Tage war das noch einigermaßen harmlos, aber am dritten Morgen ist alles anders. Der Lärm im Cockpit hat zugenommen. Brausend rollen die Wellen heran, brechen sich am Riff. Das schäumende türkise Wasser erreicht jetzt schon fast Atanga. Mit Sicherheit ist dies der abgefahrendste Ankerplatz, den wir je hatten. Etwas mulmig beobachten wir das Getöse.

So harmlos sah es bei unserer Ankunft aus und das war schon schlimm

Atanga an der Mooring

Atanga an der Mooring

was muten wir unserem Schiff und unseren Nerven zu

Aber wir wollen noch einmal an Land. Geduldig lauern wir vor der Einfahrt auf den richtigen Moment und kommen unbeschadet in den Hafen. Hinter der Ecke dann die Überraschung: die Einheimischen haben die Poller hochgezogen. Das ist ein schlechtes Zeichen, das machen die ja nicht aus Spaß. Ich riskiere den Ausstieg an einem Einschnitt in der Betonwand. „Ich kann’s nicht mit ansehen, ich kann’s nicht mit ansehen“, höre ich aus Achims Kajak. Geschafft! Den rostigen Haken, der zehn Zentimeter hervor steht, sehe ich zum Glück erst später. Ich lasse für Achim den schweren Poller ins Wasser.
Nanu? Die Fischer haben ja ihr Boot aus dem Hafen genommen. Hundert Meter oberhalb des Hafenbeckens haben sie es in Sicherheit gebracht. Na, wenn das kein weiteres Zeichen ist, dass höhere Wellen erwartet werden.

Makatea wird umrundet von einer Korallenplatte

Wir stromern am Ufer entlang. Strand gibt es auf Makatea nur wenig. Was von weitem hell leuchtet, ist eine flache glattgeriebene Korallenplatte. Den Hafen von Makatea hat man damals aus dieser Platte herausgesprengt. „Mir kommt es vor, als würden die Wellen minütlich höher werden“, findet Achim. Ich nicke. „Komm, lass uns verschwinden, bevor wir hier nicht wieder weg kommen.“

Die Einfahrt wird immer wilder

Brechende Wellen im Hafenbecken

Wir kommen trocken und ohne Blessuren aus dem Hafen zu Atanga zurück. Aber uns ist das Ganze unheimlich. Hier wollen wir nicht bleiben, die Zeichen sollten wir nicht übersehen. In zwei Tagen ist westlicher Wind vorhergesagt, dann müssen wir sowieso hier weg. Wir machen das Schiff segelfertig und hauen mittags ab. Abends beim Wetterbericht lesen wir dann von der ‚Schwell-Warnung‘ für die Tuamotu.

Atanga vor dem Riff

Luftaufnahme Makatea Hafen (Photo im Rathaus)

Inseltour auf Makatea

Mo., 26.Aug.19, Franz.Polyn./Insel Makatea/Westseite, Tag 1912, 18.515 sm von HH

Makatea ist in den Tuamotu als einzige Insel ein ‚gehobenes‘ Atoll. Die ursprüngliche Lagune wird hierbei durch das Aufleben vulkanischer oder tektonischer Aktivität über den Meeresspiegel angehoben. Im Fall von Makatea auf 60 bis 100 Meter. Nach der Hebung des Atolls ist die ehemalige Lagune trocken gefallen und Pflanzen haben sich angesiedelt.
Wie viele gehobene Atolle weist auch Makatea ein hohes Phosphat-Aufkommen auf.
Dieses Phosphat wurde von 1906 bis 1966 auf der Insel abgebaut. Zurück geblieben sind ein alter Hafen, tausende von Löchern und eine Menge Altmetall im Dschungel.

Die Steilküste von Makatea lag mal auf dem Meeresgrund

Tapu holt uns um 9:00 Uhr zur Besichtigung seiner Insel ab. Bereits seit Großvater lebte auf Makatea und war im Phosphat-Geschäft beteiligt. Heute wohnen noch 60 Menschen auf der Insel. Mit von der Partie sind Kim und David, das amerikanische Pärchen, was gestern das Rennen auf die letzte Mooring gewonnen hat. Die beiden entpuppen sich allerdings von Angesicht als ausgesprochen nett. ;-)

Eine Verladebrücken, die damals über den Hafen als beeindruckende Konstruktion errichtet war, hat man aus Sicherheitsgründen in die Luft gesprengt. Heute stehen nur noch die Stützpfeiler der Brücke auf der Riffkante. Das Eisen der Brücke rostet am Meeresgrund. Im Hafen liegen noch verstreut Deichseln, alte Loren und dutzende Eisenräder herum. Makatea ist die einzige Insel in Polynesien, die Schienen hat. Die Lokomotive, die Generatoren, Werkzeuge, die überdimensionalen Bohrer und Drehbänke wurden erst kürzlich von Tapu und seinen Kumpels vom Dschungel freigelegt.

Dampflok im Dschungel von Makatea

Hafen von Makatea – Verladestation für Phosphat

Dutzende Loren-Räder

 

Der Generator damals

Im Rathaus von Makatea gibt es eine kleine Ausstellung mit alten Fotos aus der Zeit der Phosphat-Gewinnung. Tapu ist gerade dabei noch weitere Fotos aufzutreiben. Überhaupt ist der junge Mann sehr umtriebig. Er möchte mehr Besucher auf die Insel holen. Als passionierter Kletterer macht er Werbung für Free-Climbing-Touren an den Klippen.

Die Buddelei nach dem Phosphat hat die Inseloberfläche komplett verändert. Loch an Loch an Loch. Soweit das Auge reicht, sieht Makatea wie ein Schweizer Käse aus. Mit der Schaufel haben Arbeiter aus China, Japan, Frankreich und Polynesien das weiche Phosphat aus dem harten Gestein gebuddelt. Zwischen drei und sechszehn Meter tief sind die Löcher. Auf wackeligen Brettern, die man über die Löcher legte, wurde mit Schubkarren das Phosphat zu Sammelstellen gekarrt. Eine unvorstellbare Knüppelarbeit. Bis zu zweitausend Menschen haben an der Umgestaltung der Insel mitgearbeitet.

Die Oberfläche von Makatea

Arbeiter buddeln abertausende Löcher in die Insel

Es gibt eine australische Firma, die die Phosphat-Gewinnung wieder aufleben lassen will. Weltweit gehen die Vorräte von Phosphat, was nicht mit Schwermetallen verunreinigt ist, dem Ende entgegen. Im Augenblick scheitern diese Pläne an einer Idee, wie man die Insel für schweres Gerät befahrbar machen könnte. Zur Zeit existiert nur eine Auto-Piste, für die man mühsam die Löcher mit Sand und Korallenschütt befüllte. Für Landwirtschaft ist die Insel ebenfalls ungeeignet, trotz guter Wüchsigkeit der Pflanzen. „Phosphor haben wir ja genug“, witzelt Tapu, „hier wächst alles. Aber es existieren keine Pläne und noch weniger Geld, um die Insel zu planieren.“

Die Moorings von Makatea

So., 25.Aug.19, Franz.Polyn./Insel Makatea/Westseite, Tag 1911, 18.699 sm von HH
Die Mooring, die wir erwischen, ist nichts fuer schwache Nerven. Keine siebzig Meter vom Riff entfernt. Der Meeresgrund steigt von dreitausend Meter auf null auf einer Laenge von nur hundert Metern an. Am Bug haben wir fuenfzehn Meter unter Atanga, am Heck sechzig Meter. Die Duenung bricht sich donnernd am Riff. Ein leiser Ankerplatz ist das nicht. Im Cockpit muessen wir tatsaechlich die Stimmen erheben. Wenn die Welle sich nach dem Brechen zurueck zieht, das Riff freilegt und bevor eine neuer Brecher sich formiert, bildet sich eine Kante, ja, ein Schlund, ein Vorhof zur Hoelle. „Wo wir haengen, kann sich das Wasser nicht brechen … wo wir haengen, kann sich das Wasser nicht brechen … zu tief … wo wir haengen …“ Wir versuchen uns mit Kuechen-Meeres-Physik den Platz schoen zu reden. :mrgreen: Mit schaurigem Grausen beobachten wir das Schauspiel der brechenden Wellen. Dass vor uns am Riff einige Betonpfeiler stehen (ein Relikt aus vergangenen Zeiten als hier ein Verladeplatz fuer abgebautes Phosphat existierte) und an denen die Gischt zehn Meter hoch spritz, macht den Anblick nicht besser. Aber wir bleiben. Die Mooring ist in einem guten Zustand, der Wind ablandig. Fuer kein Geld der Welt wuerden wir hier bei auflandigem Wind bleiben. Das Heck von Atanga laege direkt ueber dem Schlund. Das waere dann doch zu viel. Waehrend wir noch so ueberlegen, was alles an der Mooring passieren kann, kommt ein junger Mann auf einem SUP-Bord auf uns. Frueher wuerde man mit dem Kanu begruesst, wir haben halt moderne Zeiten. Tapu begruesst uns strahlend: „Die Moorings sind sicher, keine Sorge, nur bei Westwind, huijuijui, dann muesst ihr hier weg. In den Hafen zu kommen, funktioniert wohl mit dem Dinghy, aber man kann es nicht gut fest binden. Zuviel Schwell. Deswegen nehmen wir unser Fischerboot jeden Tag aus dem Wasser. Am besten, ihr kommt mit euren Kajaks.“ Er bietet uns gleich fuer den naechsten Tag eine gefuehrte Tour auf der Insel an. Durch den Phosphat-Abbau gaebe es etliche Industrie-Relikte zu besichtigen, eine Grotte mit christallklarem Suesswasser, wir koennen seinen Vater, den Buergermeister kennen lernen und den Strand auf der anderen Seite sehen. Wir schlagen ein, Morgen um 9:00 Uhr zur Inseltour. Jetzt bleibt uns nur noch zu ueberlegen, wie wir durch die Duenung vor der Hafeneinfahrt kommen koennen.

Segeln nach Makatea

So., 25.Aug.19, Franz.Polyn./Insel Makatea/Westseite, Tag 1911, 18.515 sm von HH
Segeln? Das war wohl ein Schuss in den Ofen. Frueh morgens gehen wir Anker auf und geraten hinter der Abdeckung von Tahiti Iti in den Windschatten der Berge – das war zu erwarten. Wir wollen Tahiti im Sueden umrunden, damit unser Segel-Winkel Richtung Norden etwas besser ist. Der Schwell kommt uns hart entgegen, ein echter Kotzkurs. Es ist so arg, dass Achim das erste Mal seit fuenf Jahren unter Deck keine Brote zum Fruehstueck schmieren mag. Mir geht es gut, ich hab ja eine Pille genommen. Nach vier Stunden ist der Spuck vorbei, hinter der Abdeckung kommt der Wind. Seicht, aber bei einem Kurs hoch am Wind ist uns das ebenso Recht. Genau drei Stunden koennen wir wunderbar segeln, dann schlaeft der Wind komplett ein. Nicht mal ein Hauch bleibt ueber. Wir sind ja hart im nehmen und duempeln auch noch mit zwei Knoten zufrieden umher, aber heute geht gar nichts. Wir starten die Maschine. Was Greta an Co2 gespart hat, blasen wir jetzt in die Atmosphaere. :mrgreen:
Am naechsten Mittag, nach 160 Motormeilen erreichen wir Makatea. Diese Insel hat keinen Pass und keine Lagune. Man kann dort nicht ankern, unmoeglich, aber es soll direkt am Aussenriff drei Moorings geben. Durch das Fernglas sehen wir, dass bereits zwei Moorings belegt sind. Bleibt noch eine uebrig! Da ploetzlich ein AIS Signal auf dem Plotter. Aus Norden naehert sich mit grosser Geschwindigkeit ein Katamaran. Das Rennen auf die letze Mooring hat begonnen. Aber wir sind chancenlos. Fuenf Minuten vor uns erreicht der Feind die letze Mooring. Wir machen lange traurige Gesichter, da sehen wir, dass sich eines der anderen Boote in Bewegung setzt. Hurra, da haben wir ja mal richtig Glueck. Zwischen uns und dem Riff kommt ein Wal vorbei. Ja, was ist denn heute los? Haben wir in einen Hundhaufen getreten oder woher kommt auf einmal dieser Segen? Zufrieden binden wir Atanga an der Mooring fest. Und Greta erzaehlen wir nichts von den 75 Liter verbrannten Diesel.

Wie ist die Versorgungslage auf Tahiti

Do., 22.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1908, 18.355 sm von HH

Wirklich hart trifft es die Drogenbeschaffung!
Zigaretten kosten 10 bis 13 USD die Packung. Okay, interessiert an Bord ja keinen mehr. :-)
Schokolade kostet 3,50 USD für 90 Gramm Milka. Wer richtige Schokolade will, muss 6 bis 8 Dollar hinblättern.
Alkohol kostet ein Vermögen! Eine Flasche Wein beginnt bei 16,00 USD. Das Zeug darunter ist untrinkbar. Wir haben es mit 12 Dollar Wein versucht, der sich als süße Plörre entpuppte.
Der Preis für Bier ist günstig, zumindest gefühlt. Aber nur, weil Französisch Polynesien ganz geschickt vorgeht: Vor Tahiti erreicht man von allen Seiten erst die kleinen Inseln. Dort kostet eine Flasche Bier 3,00 bis 3,50 USD, da tun die 2,20 Dollar auf Tahiti plötzlich gar nicht mehr weh.

Der Rest ist preislich akzeptabel. Mein Preisindex, den ich seit Kap Verden führe, sagt, dass Tahiti ist nur 66 Prozent teurer als Deutschland. Da hatten wir in der Karibik schon ganz andere Werte. Es finden sich immer mal wieder Schnäppchen. Neben der subventionierten Grundnahrungsmitteln scheint Frankreich seinen Untertanen in Übersee ein Recht auf getrocknete Tomaten in Öl einzuräumen. Ein gutes Glas ist sensationell günstig mit 2,20 USD. Noch nie eingefrorenes Fleisch kommt aus Neuseeland und liegt zwischen 12,00 und 20,00 USD fürs Kilo. Thunfisch im Supermarkt kostet 20,00 USD, auf dem Markt in Papeete nur die Hälfte.

Preisindex Französisch Polynesien

Bei Noonfood sieht es schlechter aus. Grade billige China-Plastik-Ware ist am teuersten. Ein Schneidbrett kostet 22,00 USD, eine wackelige Klobürste 8,00 USD. Wasser- und Benzinkanister sind doppelt so teuer wie überall anders. ‚Cilit Bang‘ Putzmittel haut mit 9,00 USD rein.
Essen gehen ist ebenfalls teuer. Der Preis für ein Big Mac Menü hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. ‚Wo du gern bist, weil man gut isst‘, will 10 USD für das olle Pappbrötchen haben. Ein Bier im Restaurant kostet 8,00 USD und selbst in kleinen Mittags-Lokalen verlangt man 20,00 USD und mehr für ein schnelles Essen.

Was es vor allem teuer auf Tahiti macht, ist, dass es alles (!) gibt. Zehn Sorten Emmentaler, Leerdamer, diverse Bries, Frischkäse, Schimmelkäse, Schafskäse, Ziegenkäse. Luftgetrockneter Schinken liegt neben Chorizo und zehn Sorten Französischer Salami.
Ein Einkaufsparadies.

Wer lieber regional einkauft, kann das allerdings nur beim Gemüse: Pok Choi, Kohl, Rettich, Bananen, Mangos. Der Rest wird eingeflogen. Entweder aus Frankreich oder Neuseeland. Dieses Flug-Gemüse hat seinen Preis. Im Schnitt ist der Kilopreis doppelt so hoch wie für die lokalen Produkte.

Wie geht es jetzt bei uns weiter?

Atangas Schränke sind wieder voll. Alles mit dem Fahrrad aus dem relativ nahen ‚Carrefour‘ heran gekarrt. Kaum, dass man fünfzehn Mal fährt, ist das Schiff wieder beladen. ;-)
Jetzt nur noch vorkochen und alles verstauen, denn am Samstag geht es weiter.
In das Herz der Tuamotus – nach Osten – wollen wir nicht noch einmal zurück. Das ist uns zu weit genau gegen den Wind. Aber im Norden gibt es noch zwei Atolle, die mit unter 200 Seemeilen ’schnell‘ zu erreichen sind. Wenn es gut läuft, kommt uns der Wind nicht auf die Nase. Danach kommen wir wieder runter, besuchen noch Moorea, die schöne Schwester Tahitis, um dann noch einmal in Tahiti zu stoppen.
Spätestens am 15. Oktober wollen wir dann Richtung Süden auf die Austral-Inseln und aus der Zyklon-Region heraus.

Ab in den Norden nach Tikehau

Papeete Stadtausflug

Di., 20.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1906, 18.355 sm von HH

„Seelenlose Stadt“, „im Verkehr erstickender Beton-Klotz“, „keine besonderen Sehenswürdigkeiten“, die Beschreibungen Papeetes sind einseitig und eindeutig.
Zwei Drittel aller Einwohner Französisch Polynesiens leben in der Hauptstadt.
Dem Drehkreuz für die Verteilung von Mensch und Ware auf die kleinen Inseln und Inselchen. Jeder Bleistift, jedes Kilo Mehl, der gesamte Diesel und jedes Stück Käse kommt über Papeete rein.
Unser Besuch soll ein Mix aus Sightseeing und Einkaufstour werden. Aber als erstes statten wir dem Stadthafen einen Besuch ab. Wir müssen noch einen Platz finden, wo ich im nächsten Jahr Achim unterbringen kann, wenn ich nach Hause fliege. In der Marina treffen wir Inga und Norbert. Die beiden kennen wir schon ein paar Jahre aus dem Internet, getroffen haben wir uns noch nie. sy-marisol Analog sind die beiden genauso nett wie digital. Natürlich sind sie nett, denn unsere Wege werden sich wahrscheinlich nicht wieder überschneiden.

Inga und Norbert

Danach schleppt Achim mich zum Schiffsausrüster. Ein nerviger Weg durchs Industriegebiet. Papeete zeigt sich von seiner beschriebenen Seite: Autos parken die Fußwege voll, LKWs donnern an uns vorbei. Es wird gehupt und überholt. Hao mit seinen zwanzig Autos war da entspannter. Wir sind im Zweifel, ob wir Großstadt je wieder mögen können.

Aber es gibt im Stadtkern auch ein paar ruhige Ecken. Eine wohltuende Oase ist der Markt mit Obst und Gemüse für die Einheimischen und Souvenirs für die Touristen. Alles nett dekoriert mit Stoffen im typischen polynesischem Blumendruck. Man findet auf den Straßen fliegende Händlern, die an bunten Ständen Obst, Muschelketten und natürlich Perlen verkaufen. Perlen. Perlen wohin das Auge sieht. Billig aufgezogen auf Leder-Imitat-Bänder oder exklusiv in den Schaufenstern der Juweliere präsentiert. Perlen, Perlen, Perlen.

Hübsche Ecken in Papeete

Papeete Markt

Ananas-Verkauf auf der Straße

Die Krönung ist das Perlenmuseum von Robert Wan. Der König unter den Perlen-Machern unterhält einen hübsch gemachten Show-Room in dem man alles über die Austern und die Entstehung einer Perle sehen kann. Robert Wan hat als armer Einwanderer aus China sein Geld als Autoverkäufer und Gelegenheitsarbeiter verdient. Bis er 1974 einen Enkel von Kichimatsu Mikimoto kennen lernte. Mikimoto gelang es vor über 100 Jahren die Methode zu entwickeln mit der eine Perle gezüchtet werden kann. Robert Wan investierte alles in die Perlenzucht und wurde reich. Sehr reich. Er gründete das Imperium ‚Tahiti Perle‘ und ist Besitzer der größten runden Perle, die bislang gezüchtet wurde: Durchmesser 22,93 Millimeter.

Perlenvorhang – der Anteil an Ausschuss Perlen ist riesig

Natürlich kann man neben dem Museum auch Robert Wan Perlen kaufen. Hätten wir nicht gerade die Ankerkette gekauft, so wäre sicherlich für mich ein Kettchen drin gewesen. :mrgreen: So haben wir heute mindestens 90.000 USD gespart.

Größte Perle zum Kauf im Museum – nicht schön, aber teuer 125.000 EUR