Monat: April 2020

SV Selene – Claudia Windisch + Martin Küttner GER

GARTEN EDEN DOMENICA – TROTZ CORONA

WEITERLESEN

Wanderer III – Kicki Ericsson + Thies Matzen GER

58 JAHRE – 300.000 SM OHNE WINDFAHNE UM DIE WELT UNTERWEGS

Thies and Kicki, winners of the OCC Award of Merit, are the current owners of Wanderer III designed by Laurent Giles, British built, and launched in 1952. She has been sailing the world’s oceans almost constantly ever since.

SV Wahkeena – Albert Lankhorst GER

REINKE EURO – PACIFIC SEIT CA 30 JAHREN IM EINSATZ

Hallo Herr Förthmann, habe eine noch handgefertigte Pazifik von Ihnen. Zuerst einmal 1000 Dank für dieses Gerät, das uns 5 mal Karibik und zurück gesteuert hat, und schon davor auf einer LM 30 gute Dienste geleistet hat.


Jetzt ist sie auf unserer Reinke Euro montiert, eines der wenigen Ausrüstungsteile, die immer (!) ihren Dienst getan hat und noch tut. Bei Flaute und Motorfahrt sind wir allerdings auf unseren schwachen Raymarine Pinnenpiloten (ST 4000) angewiesen. Vier von dessen Antrieben haben wir schon verschlissen, und nur von Hand zu steuern geht es, wenn wir mal gegen Wind und See steuern müssen.
Unsere Reinke Euro wiegt 7,5 to, ist pinnengesteuert, hat diese Twinkiele und einen nach steuerbord aus der Mittellinie versetzten Saildrive. Der Propeller strömt also das große Spatenruder schräg an, was kein Problem ist; aber was wäre, wenn ich den kleinen Tillerpiloten an die Windfahne setzen würde und ihn steuern ließe? Wie würde sich das Hilfsruder – schräg vom kräftigen Motor angeströmt – verhalten? Halten Flansch und Hilfsruder das aus und ist die Reaktion schnell genug?
Für ihre fachkundige Meinung wäre ich dankbar, vielleicht kann ich mir dann die Umrüstung auf einen Pelagic Pinnenpiloten o.ä. sparen.
Liebe Grüße aus Santa Cruz de Tenerife
Albert Lankhorst

MEIN ANTWORT
Moin in die Sonne,
Danke für den netten Schnack. Ca 60% aller Windpilot Segler fahren einen kleinen Tillerpiloten auf die Windfahne, eine prima Sache … funzt auch bei Ihnen – garantiert.

Allerbest
Peter Foerthmann

Pacific

Klassenreise unter Segeln

Schule auf dem Schiff Ocean College

Windjammer-Romantik: Die Pelican unterwegs auf hoher See – gesteuert von Jugendlichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. © Ocean College

Segeln, Corona und das Leben der Anderen (4): "Herr Beständig, wann kann man in Kroatien wieder Segeln?"

In den vergangenen Jahren habe ich auf meinen Segelreisen viele Menschen kennengelernt. Wie geht es diesen Menschen in ihren Ländern heute, das habe ich mich die vergangenen Wochen immer wieder gefragt. Karl-Heinz Beständig bereist für seinen Handbuch-Bestseller 888 HÄFEN UND BUCHTEN seit bald vier Jahrzehnten die kroatischen Küsten. Heute ein Telefonat mit ihm, wie der Sommer in Kroatien wird. Und warum er glaubt, dass wir im Sommer wieder dort segeln werden.

Grüße aus einem Land mit Ausgangsbeschränkungen ins andere: Buchautor Karl-Beständig schickt zusammen mit Jonas,
einem Fan des kroatischen Fußballstars Luka Modrić, ein Winken nach Kroatien….

Thomas Käsbohrer: Guten Tag, Herr Beständig. Wie geht es Ihnen vor dem Osterfest? 

Karl-Heinz-Beständig: Mir geht es gut. Ich lebe sehr bescheiden.

tk: Ist die Covid-19-Zwangspause für Sie eher Qual oder Befreiung?

Karl-Heinz-Beständig: Die Freiheit liebe ich sehr – aber Freiheit hat immer auch mit Verpflichtung zu tun. Ich muss mich jetzt halt etwas einschränken – die meisten Maßnahmen in Deutschland sind sinnvoll. Und die Menschen halten sich, soweit ich das beobachten kann, zu 95% an die Vorschriften.

tk: Woran fehlts Ihnen gerade?

Karl-Heinz-Beständig: Eigentlich an nichts, ich sitze gerade im Garten hier in meinem Zuhause in Nordbayern an der thüringischen Grenze, wo ich lebe, wenn ich nicht im Herbst für die Recherchen zu meiner nächsten Ausgabe der 888 Häfen auf meinem kleinen Schiff segle.

Wirtschaftlich mache ich mir etwas Sorgen. Und das nicht nur wegen meiner Bücher. Normalerweise verkaufe ich in einem Monat 1.000 Exemplare. In den letzten 4 Wochen hab ich gerade mal 10 Exemplare verkauft…

tk: … das sieht bei millemari., unserem Segelbuchverlag, gerade nicht anders aus. Reisen ist gerade out – da können wir uns für unsere Sturm- und Abenteuer-auf-dem-Meer-Geschichten Leser wünschen, soviel wir wollen.

Wie siehts gerade in Kroatien aus?

Karl-Heinz-Beständig: Es gibt – Stand Karfreitag – in Kroatien bisher 1.500 Infizierte und 20 Todesopfer. Es gibt einige Hotspots. Vor allem Zagreb ist betroffen – und das gleich zweifach. In der Panik des schweren Erdbeben vor wenigen Wochen mitten in der Epidemie gerieten natürlich alle Vorschriften unter die Räder. Wer morgens um halb sieben aus einem schwankenden Gebäude um sein Leben auf die Straße rennt, den kümmern Mindestabstände nicht mehr. Durch die vielen Nachbeben gab es Schieflage in der Einhaltung der Vorschriften. Das hat die Infektionszahlen in der Hauptstadt deutlich steigen lassen.

Auch die Insel Murter ist zur Zeit ein Hotspot und abgeriegelt.

Insgesamt bessert sich die Situation in Kroatien – die Neuerkrankungen nehmen offensichtlich ab. Istrien, das nördlichste und anfangs am heftigsten betroffene Gebiet hat die Beschränkungen vergangenen Mittwoch gelockert. 

tk: Wie sieht die Prognose für Kroatien aus?

Karl-Heinz-Beständig: Die Behörden gehen davon aus, dass Ende April der Höhepunkt der Epidemie erreicht wird. Und wenn dieser Höhepunkt da ist, sollen, so die Schätzungen, nur 30-40% der Intensivbetten belegt sein. Kroatien ist sehr zuversichtlich, dass die vorhandenen Kapazitäten reichen. Im Mai rechnet der kroatische Gesundheitsminister mit den vorerst letzten Todesopfern der Epidemie. 

tk: Das sind ungewohnt präzise Aussagen von Politikern. Ist das glaubhaft? Ging Kroatien denn anders vor als beispielsweise Deutschland?

Karl-Heinz-Beständig: Methodisch tat man in Kroatien dasselbe wie bei uns. Nur härter. Schneller. Die Kroaten waren die ersten, die harte Maßnahmen wie Grenzschließung, Haus-Quarantäne für Bewohner und Hospital-Quarantäne etwa für auf dem Wasser Einreisende sowie strikte Ausgangsbeschränkungen einführten. Sie waren sehr schnell mit der Einführung eines individuellen elektronischen Passierscheins, den man brauchte, wenn man aus Arbeitsgründen auf die Straße musste. Ohne den Passierschein konnte man seinen Wohnort nicht verlassen oder mal eben von Pula nach Porec fahren. Aber weil man sich den sofort im Internet runterladen konnte, kamen Berechtigte wie zum Beispiel Pendler reibungslos durch jede Straßenkontrolle. Kroatien ist IT-technisch mindestens so gut aufgestellt wie Deutschland.

Auf meine Frage, welche Geschichte er positiv mit Kroatien verbindet, schickt mir Karl-Heinz Beständig diese Geschichte der Strandung einer Yacht vor Veli Rat im Norden Dugi Otoks, deren Crew sich
an Land rettete und unter Segeln in einem selbstgebauten Zelt im Hintergrund die Nacht abwetterte… 

… Kroatien befand sich damals wenige Monate im Krieg, doch kroatische Bewohner zögerten nicht und bewiesen mit einem rasch herbeigeholten Bagger ungewöhnliche Hilfsbereitschaft und Improvisationskunst,
gerade dann, als ihr eigenes Land auseinanderbrach. 

tk: Renata Marevic berichtete im vorletzten Interview auf diesem Blog, dass die kroatische Bevölkerung ungewohnt hinter den Maßnahmen ihrer Regierung stünde…

Karl-Heinz-Beständig: … was ja keineswegs immer so war. Kroaten waren mit ihren Regierungen selten glücklich, man wählte schnell jemanden ab und danach genau die andere Richtung. Sie hatten ganz wenig Vertrauen in ihre Politiker. Das ändert sich inzwischen, ähnlich wie in Deutschland. 

tk: Wie ist die Versorgungslage in Kroatien?

Karl-Heinz-Beständig: Soweit ich das weiß, gut. Die kroatische Bevölkerung kauft nicht so ein wie wir. Man kauft die Grundnahrungsmittel, Mehl, Zucker und dergleichen. Jeder, der dort in der Nachsaison unterwegs war, kennt das: Sind die Touristen weg, wird das Angebot heruntergefahren und die leeren Regale mit Tüchern verhängt. Die LIDL-Märkte haben dort ganzjährig unser breites Angebot, aber viele kleinere Lebensmittelmärkte haben außer der Saison nur ein reduziertes Angebot, die meisten Einheimischen haben in der Regel nicht viel Geld.

tk: Womit rechnen Sie wirtschaftlich für Kroatien?

Karl-Heinz-Beständig: Die Arbeitslosenzahlen werden steigen, wahrscheinlich noch stärker als bei uns. Das liegt vor allem daran, dass viele Kroatinnen und Kroaten im Ausland arbeiten. Wenn die jetzt gekündigt werden, kehren viele ohne Arbeit nach Kroatien zurück.

Wie vermutlich bei uns wird wohl auch Kroatien 3-4 Jahre brauchen, um aus der Krise zu kommen. Der Tourismusminister rechnet mit 75% Einbruch im Tourismus in diesem Jahr.

Dabei lief es bis Anfang März im Tourismus gut. Dem Vernehmen nach waren die Charter-Vorbuchungen gut, das ging bis zur AUSTRIA BOAT SHOW in Tulln Anfang März. Die Vercharterer gingen auch während der Messe größtenteils noch davon aus, dass Kroatien profitieren, dass es ein gutes Jahr werden würde.

tk: Wenn kaum noch jemand kommt: Könnte es denn in Kroatien auf dem Meer ein traumhafter Sommer werden wie in den späten 90ern?

Karl-Heinz-Beständig:  Das kommt ganz darauf an, wie schnell Kroatien das Virus in den Griff bekommt. Sobald die Grenzen offen sind, werden Gäste sehr willkommen sein. Die Hotelketten haben große Probleme, weil Touristikunternehmen den Großteil ihrer Buchungsverträge gekündigt haben. Die Flugverbindungen an die Küste sind bis auf Weiteres unterbrochen, nur Split wird noch regelmäßig angeflogen. Flughäfen wie Pula, Zadar oder Rijeka entlang der Küste sind geschlossen. Ryanair will diese Flughäfen erst wieder 2021 anfliegen. Urlaubsgäste, die bevorzugt per Flugzeug anreisen – das sind überwiegend Pauschalreisende – werden sich also heuer sicherlich zurückhalten.

Auch der Kreuzfahrt-Tourismus dürfte es schwer haben – worüber manche Städte wie Dubrovnik nicht unfroh sein dürften.

Die kleinen Pensionen werden halbwegs durchkommen, weil sie auf ihre Stammgäste setzen können.

tk: Und die Segler und Motorbootfahrer?

Karl-Heinz-Beständig: Bei den Wassersportlern sehe ich diese Zurückhaltung nicht. Die warten ja nur darauf, dass es wieder losgeht. Ich bekomme Anrufe von Leuten, die mich fragen: Wann darf ich denn wieder rein nach Kroatien? Ich will nach meinem Boot sehen…

tk: Was rechnen Sie für die Sommermonate?

Karl-Heinz-Beständig: Ich vermute, dass die ersten Reisenden etwa Anfang Juni kommen können, sofern es keinen Rückschlag gibt. Im Juli und August könnte es im besten Fall wieder so laufen wie im Vorjahr. Gäste aus stark betroffenen Nachbarländern wie Italien werden voraussichtlich eher ausbleiben aufgrund der Schwere der Epidemie im eigenen Land. Für manche, die Kroatien wegen Überfüllung gemieden haben in den letzten Jahren dürfte das ein Grund sein, wiederzukommen.

tk: Wie werden Reisen in diesem Sommer aussehen?

Karl-Heinz-Beständig: Es wird sicherlich noch einige Unsicherheiten geben. Covid-19 ist ja weiterhin vorhanden und flackert vielleicht in Wellen wieder auf. Dann könnte die Zahl der Erkrankungen zumindest auf lokal begrenzter Ebene wieder nach oben gehen. Einige der jetzigen Vorsichtsmaßnahmen – Mindestabstand zu Anderen – sollte man einstweilen auch in Kroatien im öffentlichen Raum beibehalten. Schutzmasken im Urlaubsgepäck sind kein Fehler.

tk: Müsste man damit rechen, hinzureisen und plötzlich nicht mehr zurückzukommen, weil meine Urlaubsregion plötzlich wieder Ausgangsbeschränkungen hat?

Karl-Heinz-Beständig: Das glaube ich nicht, dass man Angst haben muss, nicht mehr zurückkehren zu können.

tk: Was wünschen Sie sich denn für diesen Sommer?

Karl-Heinz-Beständig: Ich wünsche mir, dass die Leser meines Buches Kroatien treu bleiben. Kroatien hat gerade in den vergangenen Wochen gezeigt, dass das Land sehr handlungsfähig in der Krise ist und zudem Kurs hält auf dem Weg in die Rechtsstaatlichkeit – in Ungarn oder Polen ist das keine Selbstverständlichkeit. Kroatien dürfte letztlich gestärkt aus der Krise hervorgehen. Die Bevölkerung war immer ungeduldig mit ihren Regierungen. Jetzt ist das Vertrauen gewachsen. Geduld ist jedoch nach wie vor nötig – nicht nur in Kroatien.

tk: Wo kann man sich zuverlässig über die aktuelle Lage in Kroatien informieren?

Karl-Heinz Beständig: Die neuesten COVID-19-Statistiken finde ich auf Total Croatia (hier klicken). Die politische Entwicklung verfolge ich auf der deutschsprachigen Seite des kroatischen Fernsehens (hier klicken).

tk: Vielen Dank für unser Telefonat. Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

„Wo wir doch nicht segeln können“:
Neben vielen Anderen steuerte auch 
Karl-Heinz Beständig eine von 24 Abenteuergeschichte für mein Buch bei:


https://millemari.de/shop/buecher/auf-see/

Segeln, Corona und das Leben der Anderen (4): "Wann kann man in Kroatien wieder Segeln, Herr Beständig?"

In den vergangenen Jahren habe ich auf meinen Segelreisen viele Menschen kennengelernt. Wie geht es diesen Menschen in ihren Ländern heute, das habe ich mich die vergangenen Wochen immer wieder gefragt. Karl-Heinz Beständig bereist für seinen Handbuch-Bestseller 888 HÄFEN UND BUCHTEN seit bald vier Jahrzehnten die kroatischen Küsten. Heute ein Telefonat mit ihm, wie der Sommer in Kroatien wird. Und warum er glaubt, dass wir im Sommer wieder dort segeln werden.

Grüße aus einem Land mit Ausgangsbeschränkungen ins andere: Buchautor Karl-Beständig schickt zusammen mit Jonas,
einem Fan des kroatischen Fußballstars Luka Modrić, ein Winken nach Kroatien….

Thomas Käsbohrer: Guten Tag, Herr Beständig. Wie geht es Ihnen vor dem Osterfest? 

Karl-Heinz-Beständig: Mir geht es gut. Ich lebe sehr bescheiden.

tk: Ist die Covid-19-Zwangspause für Sie eher Qual oder Befreiung?

Karl-Heinz-Beständig: Die Freiheit liebe ich sehr – aber Freiheit hat immer auch mit Verpflichtung zu tun. Ich muss mich jetzt halt etwas einschränken – die meisten Maßnahmen in Deutschland sind sinnvoll. Und die Menschen halten sich, soweit ich das beobachten kann, zu 95% an die Vorschriften.

tk: Woran fehlts Ihnen gerade?

Karl-Heinz-Beständig: Eigentlich an nichts, ich sitze gerade im Garten hier in meinem Zuhause in Nordbayern an der thüringischen Grenze, wo ich lebe, wenn ich nicht im Herbst für die Recherchen zu meiner nächsten Ausgabe der 888 Häfen auf meinem kleinen Schiff segle.

Wirtschaftlich mache ich mir etwas Sorgen. Und das nicht nur wegen meiner Bücher. Normalerweise verkaufe ich in einem Monat 1.000 Exemplare. In den letzten 4 Wochen hab ich gerade mal 10 Exemplare verkauft…

tk: … das sieht bei millemari., unserem Segelbuchverlag, gerade nicht anders aus. Reisen ist gerade out – da können wir uns für unsere Sturm- und Abenteuer-auf-dem-Meer-Geschichten Leser wünschen, soviel wir wollen.

Wie siehts gerade in Kroatien aus?

Karl-Heinz-Beständig: Es gibt – Stand Karfreitag – in Kroatien bisher 1.500 Infizierte und 20 Todesopfer. Es gibt einige Hotspots. Vor allem Zagreb ist betroffen – und das gleich zweifach. In der Panik des schweren Erdbeben vor wenigen Wochen mitten in der Epidemie gerieten natürlich alle Vorschriften unter die Räder. Wer morgens um halb sieben aus einem schwankenden Gebäude um sein Leben auf die Straße rennt, den kümmern Mindestabstände nicht mehr. Durch die vielen Nachbeben gab es Schieflage in der Einhaltung der Vorschriften. Das hat die Infektionszahlen in der Hauptstadt deutlich steigen lassen.

Auch die Insel Murter ist zur Zeit ein Hotspot und abgeriegelt.

Insgesamt bessert sich die Situation in Kroatien – die Neuerkrankungen nehmen offensichtlich ab. Istrien, das nördlichste und anfangs am heftigsten betroffene Gebiet hat die Beschränkungen vergangenen Mittwoch gelockert. 

tk: Wie sieht die Prognose für Kroatien aus?

Karl-Heinz-Beständig: Die Behörden gehen davon aus, dass Ende April der Höhepunkt der Epidemie erreicht wird. Und wenn dieser Höhepunkt da ist, sollen, so die Schätzungen, nur 30-40% der Intensivbetten belegt sein. Kroatien ist sehr zuversichtlich, dass die vorhandenen Kapazitäten reichen. Im Mai rechnet der kroatische Gesundheitsminister mit den vorerst letzten Todesopfern der Epidemie. 

tk: Das sind ungewohnt präzise Aussagen von Politikern. Ist das glaubhaft? Ging Kroatien denn anders vor als beispielsweise Deutschland?

Karl-Heinz-Beständig: Methodisch tat man in Kroatien dasselbe wie bei uns. Nur härter. Schneller. Die Kroaten waren die ersten, die harte Maßnahmen wie Grenzschließung, Haus-Quarantäne für Bewohner und Hospital-Quarantäne etwa für auf dem Wasser Einreisende sowie strikte Ausgangsbeschränkungen einführten. Sie waren sehr schnell mit der Einführung eines individuellen elektronischen Passierscheins, den man brauchte, wenn man aus Arbeitsgründen auf die Straße musste. Ohne den Passierschein konnte man seinen Wohnort nicht verlassen oder mal eben von Pula nach Porec fahren. Aber weil man sich den sofort im Internet runterladen konnte, kamen Berechtigte wie zum Beispiel Pendler reibungslos durch jede Straßenkontrolle. Kroatien ist IT-technisch mindestens so gut aufgestellt wie Deutschland.

Auf meine Frage, welche Geschichte er positiv mit Kroatien verbindet, schickt mir Karl-Heinz Beständig diese Geschichte der Strandung einer Yacht vor Veli Rat im Norden Dugi Otoks, deren Crew sich
an Land rettete und unter Segeln in einem selbstgebauten Zelt im Hintergrund die Nacht abwetterte… 

… Kroatien befand sich damals wenige Monate im Krieg, doch kroatische Bewohner zögerten nicht und bewiesen mit einem rasch herbeigeholten Bagger ungewöhnliche Hilfsbereitschaft und Improvisationskunst,
gerade dann, als ihr eigenes Land auseinanderbrach. 

tk: Renata Marevic berichtete im vorletzten Interview auf diesem Blog, dass die kroatische Bevölkerung ungewohnt hinter den Maßnahmen ihrer Regierung stünde…

Karl-Heinz-Beständig: … was ja keineswegs immer so war. Kroaten waren mit ihren Regierungen selten glücklich, man wählte schnell jemanden ab und danach genau die andere Richtung. Sie hatten ganz wenig Vertrauen in ihre Politiker. Das ändert sich inzwischen, ähnlich wie in Deutschland. 

tk: Wie ist die Versorgungslage in Kroatien?

Karl-Heinz-Beständig: Soweit ich das weiß, gut. Die kroatische Bevölkerung kauft nicht so ein wie wir. Man kauft die Grundnahrungsmittel, Mehl, Zucker und dergleichen. Jeder, der dort in der Nachsaison unterwegs war, kennt das: Sind die Touristen weg, wird das Angebot heruntergefahren und die leeren Regale mit Tüchern verhängt. Die LIDL-Märkte haben dort ganzjährig unser breites Angebot, aber viele kleinere Lebensmittelmärkte haben außer der Saison nur ein reduziertes Angebot, die meisten Einheimischen haben in der Regel nicht viel Geld.

tk: Womit rechnen Sie wirtschaftlich für Kroatien?

Karl-Heinz-Beständig: Die Arbeitslosenzahlen werden steigen, wahrscheinlich noch stärker als bei uns. Das liegt vor allem daran, dass viele Kroatinnen und Kroaten im Ausland arbeiten. Wenn die jetzt gekündigt werden, kehren viele ohne Arbeit nach Kroatien zurück.

Wie vermutlich bei uns wird wohl auch Kroatien 3-4 Jahre brauchen, um aus der Krise zu kommen. Der Tourismusminister rechnet mit 75% Einbruch im Tourismus in diesem Jahr.

Dabei lief es bis Anfang März im Tourismus gut. Dem Vernehmen nach waren die Charter-Vorbuchungen gut, das ging bis zur AUSTRIA BOAT SHOW in Tulln Anfang März. Die Vercharterer gingen auch während der Messe größtenteils noch davon aus, dass Kroatien profitieren, dass es ein gutes Jahr werden würde.

tk: Wenn kaum noch jemand kommt: Könnte es denn in Kroatien auf dem Meer ein traumhafter Sommer werden wie in den späten 90ern?

Karl-Heinz-Beständig:  Das kommt ganz darauf an, wie schnell Kroatien das Virus in den Griff bekommt. Sobald die Grenzen offen sind, werden Gäste sehr willkommen sein. Die Hotelketten haben große Probleme, weil Touristikunternehmen den Großteil ihrer Buchungsverträge gekündigt haben. Die Flugverbindungen an die Küste sind bis auf Weiteres unterbrochen, nur Split wird noch regelmäßig angeflogen. Flughäfen wie Pula, Zadar oder Rijeka entlang der Küste sind geschlossen. Ryanair will diese Flughäfen erst wieder 2021 anfliegen. Urlaubsgäste, die bevorzugt per Flugzeug anreisen – das sind überwiegend Pauschalreisende – werden sich also heuer sicherlich zurückhalten.

Auch der Kreuzfahrt-Tourismus dürfte es schwer haben – worüber manche Städte wie Dubrovnik nicht unfroh sein dürften.

Die kleinen Pensionen werden halbwegs durchkommen, weil sie auf ihre Stammgäste setzen können.

tk: Und die Segler und Motorbootfahrer?

Karl-Heinz-Beständig: Bei den Wassersportlern sehe ich diese Zurückhaltung nicht. Die warten ja nur darauf, dass es wieder losgeht. Ich bekomme Anrufe von Leuten, die mich fragen: Wann darf ich denn wieder rein nach Kroatien? Ich will nach meinem Boot sehen…

tk: Was rechnen Sie für die Sommermonate?

Karl-Heinz-Beständig: Ich vermute, dass die ersten Reisenden etwa Anfang Juni kommen können, sofern es keinen Rückschlag gibt. Im Juli und August könnte es im besten Fall wieder so laufen wie im Vorjahr. Gäste aus stark betroffenen Nachbarländern wie Italien werden voraussichtlich eher ausbleiben aufgrund der Schwere der Epidemie im eigenen Land. Für manche, die Kroatien wegen Überfüllung gemieden haben in den letzten Jahren dürfte das ein Grund sein, wiederzukommen.

tk: Wie werden Reisen in diesem Sommer aussehen?

Karl-Heinz-Beständig: Es wird sicherlich noch einige Unsicherheiten geben. Covid-19 ist ja weiterhin vorhanden und flackert vielleicht in Wellen wieder auf. Dann könnte die Zahl der Erkrankungen zumindest auf lokal begrenzter Ebene wieder nach oben gehen. Einige der jetzigen Vorsichtsmaßnahmen – Mindestabstand zu Anderen – sollte man einstweilen auch in Kroatien im öffentlichen Raum beibehalten. Schutzmasken im Urlaubsgepäck sind kein Fehler.

tk: Müsste man damit rechen, hinzureisen und plötzlich nicht mehr zurückzukommen, weil meine Urlaubsregion plötzlich wieder Ausgangsbeschränkungen hat?

Karl-Heinz-Beständig: Das glaube ich nicht, dass man Angst haben muss, nicht mehr zurückkehren zu können.

tk: Was wünschen Sie sich denn für diesen Sommer?

Karl-Heinz-Beständig: Ich wünsche mir, dass die Leser meines Buches Kroatien treu bleiben. Kroatien hat gerade in den vergangenen Wochen gezeigt, dass das Land sehr handlungsfähig in der Krise ist und zudem Kurs hält auf dem Weg in die Rechtsstaatlichkeit – in Ungarn oder Polen ist das keine Selbstverständlichkeit. Kroatien dürfte letztlich gestärkt aus der Krise hervorgehen. Die Bevölkerung war immer ungeduldig mit ihren Regierungen. Jetzt ist das Vertrauen gewachsen. Geduld ist jedoch nach wie vor nötig – nicht nur in Kroatien.

tk: Wo kann man sich zuverlässig über die aktuelle Lage in Kroatien informieren?

Karl-Heinz Beständig: Die neuesten COVID-19-Statistiken finde ich auf Total Croatia (hier klicken). Die politische Entwicklung verfolge ich auf der deutschsprachigen Seite des kroatischen Fernsehens (hier klicken).

tk: Vielen Dank für unser Telefonat. Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

„Wo wir doch nicht segeln können“:
Neben vielen Anderen steuerte auch 
Karl-Heinz Beständig eine von 24 Abenteuergeschichte für mein Buch bei:


https://millemari.de/shop/buecher/auf-see/

Mehr Augenmaß, bitte!

Sa., 11.Apr.20, Franz.Polyn./Gambier/Insel Mangareva, Tag 2141, 20.254 sm von HH

Vorgestern ist eine erneute Verlängerung der Quarantäne bekannt gegeben worden: Lockdown bis 29. April! Wir dürfen weiterhin tagsüber nur einzeln an Land, maximal eine Stunde täglich und nur im Umkreis von einem Kilometer von Zuhause (Zuboote).
Die Regeln, die in Frankreich bestehen, gelten auch hier. Dabei haben wir es noch ganz gut. In Tahiti dürfen die Segler nicht mal ihre Propeller reinigen. Eine Tätigkeit, die zur Erhaltung der Seefähigkeit eines Segelbootes gehört. Eine Verbot ohne Augenmaß für die Belange von Seglern.
Die Anzahl der Corona Infizierten nimmt leider auch in Französisch Polynesien zu. Es gibt eine offizielle Zahl von gut fünfzig Fällen. Jeden Tag werden in der Länder-Statistik zwei, drei Fälle mehr gemeldet. Betroffen sind zwei Inseln: Tahiti und Moorea (wobei Moorea nicht mehr erwähnt wird, daher wohl nur noch Tahiti).
Alle anderen Atolle in Französisch Polynesien sind Corona frei. Das letzte Flugzeug in Gambier – hier bei uns- , was eine infizierte Peron hätte mitbringen können, ist vor drei Wochen gelandet. Die Bevölkerung vor Ort könnte also zur Normalität übergehen. Aber der ‚Haut commissaire‘, der ‚Hohe Kommissar‘ in Tahiti sagt: „Nein, die Regeln, die in Frankreich bestehen, gelten auch hier.“ Eine Entscheidung ohne Augenmaß für die Situation auf den kleinen Inseln.

Die Schule in der Gemeinde vor unserer Haustür ist weiterhin geschlossen. Der Lehrer erteilt Aufgaben übers Internet – nur hat nicht jeder Haushalt einen Anschluss. Im lokalen Fernsehsender werden Sportübungen gesendet, die die Kinder vor dem Gerät nachturnen sollen. Mir erzählte ein Anwohner, dass die Polizei nachts patrouilliert und die Ausgangssperre von 20:00 Uhr bis 5:00 Uhr überwacht. Wenn ich durchs Dorf gehe, dann sehe ich zwar mehr Erwachsene auf der Straße als vor drei Wochen, aber keine Kinder. Die werden weiterhin in den Häusern verschlossen gehalten. Nur vereinzelt können wir vom Wasser aus ein paar spielende Kinder in den Gärten am Ufer sehen.

Auch über Deutschland lesen wir von merkwürde Maßnahmen. Dass Spaziergänger nur noch links herum um einen See laufen sollen, dass ein Eis ‚to go‘ verkauft werden darf, aber der Buchladen daneben keine bestellten Bücher durch einen Schlitz in der Eingangstür übergeben darf. Dass eine Frau zu Ostern ihre Mutter nicht besuchen darf, die sie unter der Woche zweimal zum Arzt und zum Einkaufen fährt. Reiter dürfen ihre Pferde ausführen, Golfer keine Bälle schlagen und Segler dürfen in einigen Bundesländern nicht mal alleine auf ihren Booten arbeiten. Auch in Deutschland vermissen wir ein gesundes Augenmaß.

Bei uns und auch auf den Marquesas kommen weiterhin neue Segelboote an. Aus Mexiko, aus Galapagos oder Panama. Sie stehen vierzehn Tage unter Quarantäne nach einer Anreise von zwanzig Tagen oder mehr. Ich will es nicht überstrapazieren, aber wo besteht hierbei ein gesundes Augenmaß? Die Neuankömmlinge melden Mangel an Diesel, Mangel an Essen und/oder Wasser an. Jedes Boot hat wundersamer Weise mindestens zwei gravierende Probleme, die eine Weiterfahrt nach Tahiti verhindert. Das zieht allerdings nicht gut, die Regeln vom ‚Haut commissaire‘ sind deutlich: die Crews dürfen sich proviantieren und nötige Reparaturen vornehmen, müssen dann aber zügig nach Tahiti weiter. Ob ein Schaden so gravierend ist, dass er eine Weiterreise verhindert, soll an Hand von eingesendeten Fotos in Tahiti entschieden werden. Man schickt gesunde Crews an den einzigen Ort in Französisch Polynesien mit Corona -Fällen. Ist das gesundes Augenmaß?
Warum die Behörden das möchten? Es heißt, damit die Regierung weiß, wo sich alle Schiffe befinden – das weiß sie sowieso. Jede Crew hat sich bei der Neuankunft auf einer Insel zu melden und bewegen darf sich seit Wochen niemand mehr.
Ein weiteres Argument sollen die Einwohner sein, die sich durch den Aufstau und dadurch hohe Anzahl an Booten gestört, gar bedroht, fühlen. Das kann man gelten lassen, wer plötzlich doppelt so viele Schiffe wie in anderen Jahren vor der Haustür hat, mag sich belästig fühlen. Hier sind wir Segler gefordert uns mit gesundem Augenmaß in die lokalen Regeln einzupassen.

Rikitea wird lebendiger ;-)

 

 

Sint Maarten – Ned Antilles – Colvic 19

CHARLES DOANE – WAVETRAIN – UPDATE ST MAARTEN NED. ANT.

St. Maarten – Colvic

Wann geht’s wieder aufs Wasser?

Ein schöner Klassiker aus dem Foto-Vortrag von Sören Hese beim FKY Wintertreffen 2019 © Sören Hese

Wann geht es wieder aufs Wasser © Sören Hese

Ostern 2020

OSTEREIER PARADOX

Ostern 2020

Erst Gorch Fock, dann abgewickelt

Elsflether Werft

Die Elsflether Werft wird abgewickelt © CC BY-SA 3.0