Monat: Februar 2020

Nach Gambier (part two) – Tag 5 – Gemein!

So.,02.Feb.20, Pazifik, Tag 2072, 20.170 sm von HH
Unser Wetterfenster ist zu. Gemein! Wir stehen sechzig Meilen vor der Einfahrt, da dreht der Wind auf Sued-Ost und draengt uns vom Kurs ab. Wir hatten das Bier schon kalt gestellt – geplante und errechnete Ankunft sollte Sonntagabend mit dem letzten Funzel-Licht sein. Stattdessen muessen wir einen Kreuzschlag nach Nord-Osten machen. Ausgetraeumt die Idee einer 5-Tages Reise.
Der Wind ist wechselhaft, mal schlappe drei Windstaerken – wir kriechen – , dann wieder preschen wir mit sechs Knoten voran im Boeenkragen vom Squall . Die liegen schoen in einer Reihe vor uns. Wir versuchen zwischen ihnen durchzukreuzen. Im heftigsten Squall steigt der Wind von 11 Knoten auf 30 Knoten an. Wow, was fuer eine Energie in diesen Zellen von wenigen Hundert Metern Durchmesser steckt. Und erst die Regenmengen. Schoen sind an dieser Stelle die Saetze vom Skipper: „Soll ich dir schon mal dein Regenzeug holen?“ Aus sicherer Deckung im Niedergang. Ich weiss nicht, wann es auf Atanga eingefuehrt wurde, dass ich meistens bei Squalls am Ruder stehe. Muss Achims Idee gewesen sein. :mrgreen:
Im Augenblick ist der Wind sehr schwach, so dass wir wohl nicht vor Mitternacht Gambier erreichen werden. Wir drehen dann bei und lassen uns bis Sonnenaufgang treiben. Eine Einfahrt im Dunkeln, trotz bekannten Track, in ein Atoll muessen wir nicht haben.
Tagesmeilen: 93 – Rest keine 20 Meilen.

Nach Gambier (part two) – Tag 4 – Einfach nur segeln

So.,01.Feb.20, Pazifik, Tag 2071, 20.077 sm von HH
Durften wir gestern mehr Segelmanöver als im gesamten letzten Jahr fahren, so herrscht heute wieder der pazifische Frieden an Bord. Die Meilen und Stunden plätschern so dahin. Zeit, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht wieder rein zu holen. Mal haben wir acht Knoten Wind, mal fünfzehn Knoten. Wir halten weiterhin nach Osten vor solange es noch geht, aber der Kurs wird bereits schlechter. Es deutet sich an, dass der Wind noch östlicher kommen wird. Zu früh! Wir würden dann westlich an Gambier vorbei schießen oder müssten gar noch einen Kreuzschlag segeln. Gott bewahre. ;-)
Wir haben noch 115 Meilen zu segeln – und dafür 28 Stunden Zeit. Bis dahin sollten wir vor der Passeinfahrt stehen, um noch im Hellen an den Ankerplatz zu kommen. Das wird eng, zumal dann, wenn wir den Kurs nicht halten können. Schau’n wir mal. Segeln ist ja wie eine Pralinenschachtel.
P.S. Wir haben heute unsere 20.000te Seemeile gesegelt (das sind schlappe 37.000 Kilometer). Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Knoten, macht das 4.000 Stunden (oder 166 Tage) auf See. Das bedeutet, dass wir bisher jährlich nur einen knappen Monat gesegelt sind. Eine guter Wert für die Crew, die lieber ankert als segelt. Prost!
Tagesmeilen: 116

Mach’s gut, Bernd

Nach Gambier (part two) – Tag 3 – Ein Meer voller Squalls

Fr.,31.Jan.20, Pazifik, Tag 2069, 19.961 sm von HH
Squalls! Im Deutschen gibt es gar kein Wort dafuer: ‚oertlich-scharf-begrenzte-Wolke-am-strahlend-blauen-Himmel-bringt-Regen-und-Wind‘. Daher sagt alle Welt ‚Squall‘ zu diesen unangenehmen Erscheinungen. Es sind keine Mini-Wirbel, die sich drehen, aber sie schenken dem Segler trotzdem Winddreher und bis zu drei Windstaerken erhoehten Wind. Schon von weitem sieht man sie ankommen. Schwarz verhangen bis zum Horizont vom Starkregen, der aus ihnen faellt. Die Vorfont bringt den Wind, dann folgt Regen und dahinter herrscht Flaute. In der Nacht sehen die Dinger vor sternenklarem Himmel aus wie ein boesartiges Geschwuer. Ein finsterer Klingonen-Nebel auf dem Monitor von Raumschiff Enterprise.
Die pazifischen Squalls mit denen wir es zu tun haben, sind klein. Meistens dauert der Zauber nur zehn Minuten. Was wir an Tag drei geboten bekommen, haben wir so allerdings noch nicht erlebt. Wie auf die Kette gezogen kommen uns die Squalls entgegen. Bis zu sechs Stueck gleichzeitig koennen wir zaehlen. Wir sind umzingelt. Entkommen sinnlos (das nuetzt auch Wharp 7 nichts mehr). Der Wind kommt erst von vorne, der Wind kommt von hinten, dann Flaute. Die Sqalls bringen alles komplett durcheinander. Wir nehmen in der Flaute die Segel runter, machen die Maschine an. Nach einer Stunde hat sich der Wind beruhigt, wir setzten erneut die Segel. Bis zum naechsten Squall. Die ganze Nacht haelt uns das Theater auf Trapp. Fuer die Manoever sind wir beide gefragt. Die Windsteueranlage muss ein- und ausgekuppelt werden. Dafuer muss man das Cockpit verlassen und das ist auf Atanga bei Todesstrafe verboten, wenn der jeweils andere schlaeft.
Nach fuenfzehn Stunden sind wir raus aus dem Squall-Guertel und haben freie Fahrt. Knappe fuenf Windstaerken bringen uns jetzt dem Ziel entgegen. Noch immer koennen wir etwas Ost vorhalten. Das ist gut, soll doch am Sonntag der Wind auf Ost drehen.
Tagesmeilen: 90

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Kakerlaken frei seit zehn Tagen!
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