Monat: August 2019

Bootssport erleben im Rahmen von „Rhein in Flammen“

Die Initiative tourt weiter und ist am 10. und 11.8.19 im Rahmen von Rhein in Flammen zu Gast in Koblenz.  Interessierte können hier kostenlose Schnupperfahrten buchen, das Ruder selbst in die Hand nehmen und so Bootssport hautnah erleben.

Für die kostenlosen Probefahrten stehen am Samstag von 11-19 Uhr und am Sonntag von 10-18 Uhr folgende Boote zur Verfügung:

YAMAHA
YAM 310 TAf mit F15 / max. 3 Personen

YAMAHA
YAM 380TAf mit F25 PS / max. 3 Personen

SUZUKI
RAJO GFK Konsolenboot mit Suzuki DF100ATL

SUZUKI
SUZUMAR RIB 3,5m mit Suzuki DF15AS

MERCURY
QUICKSILVER 470 HD mit Mercury 15PS EFI

MERCURY
Schlauchboot RIB 320 mit Mercury 15PS EFI

Erleben Sie den Spaß beim Bootssport live und lassen Sie sich mit Familie und Freunden den Wind so richtig um die Nase wehen. Es stehen verschiedene Bootstypen zur Verfügung.
Erfahrene Instruktoren begleiten Sie und zeigen Ihnen, wie einfach der Einstieg in den Bootssport ist. Der ADAC bietet gerade zum Einstieg in den Bootssport hilfreiche Informationen zu Themen wie

Sportbootführerschein,
Gebrauchtbootkauf,
Internationaler Bootsschein,
ADAC Wassersportversicherungen,
Tipps zum Trailern,
ADAC Yachtcharter
u.v.m.

Unser ADAC Experte für Themen rund um den Wassersport ist ebenfalls vor Ort und beantwortet gerne Ihre Fragen, Bootssport erleben und die ADAC Sportschifffahrt finden Interessierte direkt am Deutschen Eck.

Geländeplan Rhein in Flammen

 

Von England nach Irland und Schottland (23): Ankommen auf den Hebriden. Ankommen auf South Uist.

Anfang Juni bin ich von der Isle of Wight aufgebrochen
und über die Scilly-Isles nach Dublin und Schottland.

Von Islay und der Isle of Mull geht es jetzt westwärts hinaus auf die Äußeren Hebriden.

Als wir uns gestern dem Hafen von Loch Boisdale auf South Uist näherten, hatte ich von der kleinen Siedlung am Ufer den Eindruck, mich einer grönländischen Walfängerstation zu nähern, die nur saisonweise bewohnt ist. Zwei Handvoll weißer Häuser am Horizont. Vom Regen glänzende Felsflanken. Zu Füßen eines wolkenumwaberten Berges ein winziger Hafen mit ein paar Stegen, an denen eine Handvoll Segler liegen. Eine Fähre, die am Ufer vertäut auf die Rush Hour wartet, die niemals kommen wird. Jedenfalls nicht hier.

Loch Boisdale ist der einzige Hafen auf der Insel South Uist, die sich schmal etwa 30 Kilometer links und rechts einer Straße nach Norden zieht. Sie ist die zweitgrößte der Inseln auf den äußeren Hebriden. Und die wiederum markieren das äußerste nordwestliche Ende Schottlands, das 60 Seemeilen, über 100 Kilometer weit draußen wie eine Riffkette das Festland vor den Nordwest-Winden schützt.

Es ist kurz nach 19 Uhr, als wir im Hafen festmachen. Donald, der Hafenmeister von Loch Boisdale, ist noch da. Er sitzt allein in seinem blauen Container auf dem Hafengelände, während die meisten seiner Kollegen drüben auf dem Festland schon um fünf Feierabend gemacht haben. „Ich habe etwas ungewöhnliche Arbeitszeiten hier“, sagt Donald, „bin morgens um sechs hier und abends von fünf bis sieben.“ Ungewöhnlich sind an Donald nicht nur seine Zeiten, sondern auch die klaren Ansagen – wie die, die an der Bürowand hinter ihm hängt:

Das ist knochentrocken, doch präzise ausgedrückt. Ihre Abgeschiedenheit scheint die Insulaner jedenfalls nicht zu Freunden verbaler Umschweife zu machen. Man sagt, was man denkt. 

Als Donald uns mit seinem Hafen vertraut gemacht hat, versorgt er uns auch mit dem Passwort zum Hafen-Wifi. Die Handy-Anzeige links oben ist auf der Insel von einem stolzen „G4“ zu einem dürren „E“ geschrumpelt, was das Herunterladen eines aktuellen Wetterberichts über Mobilfunk unmöglich macht. Geht nicht, gibts tatsächlich. Also wandern Sven, Ida und ich langsam die gewundene Straße, auf der kein Auto unterwegs ist, vom Hafen Richtung Ort, zum einzigen Restaurant in Loch Boisdale, dem Loch Boisdale Hotel. An der einzigen Kreuzung hat der einzige Laden noch auf, ein Souvenirladen, dessen freundliche Besitzerin uns in unverständlicher Sprache, doch unmissverständlicher Gestik die 50 Meter weiter zum Restaurant weist. Ich habe noch nicht recht verinnerlicht, dass „Sich verirren“ in den Straßen Loch Boisdales nicht zu den drohenden Gefahren gehört. 

Aber dafür ist das, was sich am nächsten Morgen am Himmel über Loch Boisdale tut, einfach umwerfend. Es hat Aprilwetter im Hochsommer. Eine Regenfront steht über einem der Berge im Norden wie der Rauch über einem Vulkan. Als ich mich umdrehe und hinausblicke in den Osten vor den Hafen, von wo wir gestern herkamen, ist dort nur die raue, leere Insellandschaft unter dem schnell wechselnden Aprilhimmel zu sehen, als wäre die Insel noch gar nicht entdeckt.  

Doch am meisten wundere ich mich über mich selber. Ein Zuviel an Leere, an Abgeschiedenheit kann durchaus auf die Stimmung schlagen. Doch ich bin zufrieden hier. Nichts da von „Was mach ich hier eigentlich?“ Die Landschaft ist mir auf unbeschreibliche Weise vertraut und fremd zugleich. Doch davon mehr in meinem nächsten Post.

Eine neue Ankerkette

Fr., 02.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1888, 18.355 sm von HH

Auf Hao hatte Achim routinemäßig unsere Ankerkette kontrolliert. Warum macht der Mann so etwas? Einige Glieder zeigen sich verhaltensauffällig: durch Lochfraß. Der in der Literatur beschriebene Verfall einer Edelstahlkette hat jetzt unser schönes Teil erwischt. Es bilden sich Löcher im Edelstahl, die zum Bruch der Glieder führen können. Manchmal kann man diese gefährlichen Löcher nicht erkennen, aber bei uns besteht kein Zweifel.
Die Kette war von Spitzenqualität. Noch angeschafft vom Voreigner von Atanga, aber sie hat deutlich Jahre auf dem Puckel – 15 Jahre, mal viel, mal wenig genutzt. Leider begünstigt warmes Wasser den Verfall von Edelstahl.
Da unser gesamter Haushalt an dieser Kette hängt, soll ein Ersatzkettchen her.

Die meisten Sachen auf Tahiti sind teuer, sehr teuer, daher wählen wir eine verzinkte Kette statt Edelstahl. Achtzig Meter sollen es ein – ungefähr 180 Kilo. Die Ankerkette zu wechseln, während das Schiff am Anker und an der Kette hängt, ist umständlich und schwere Arbeit (Zweitanker ausbringen, Kette in Dinghi, von Dinghy Kette an Bord usw.) Also soll eine neue Kette her, während wir noch an Land stehen. Aber wie kommt die Kette aus Papeete zu uns?
Der wenig freundliche Herr B., der Mann bei dem man auf Tahiti alles (!) für sein Schiff bekommt, ist wenig kooperativ: „Ich liefer nicht nach Pheaton! Ihr müsst schon hierher kommen. Um nach Papeete zu segeln, braucht ihr keine Ankerkette!“ Augen roll. Kunde droht mit tausend Dollar Auftrag für eine ‚Markenkette‘ made in France von Lofran.

Also organisieren wir Marc. Marc ist ein Junge für alles in der Phaeton Bay. Er kümmert sich um leer stehende Schiffe, hat diesen drolligen Wäsche-Service, bei dem die Preise steigen, wenn man viel Wäsche abgibt. Und Marc hat ein Auto. Für 50 USD fährt er mit Achim nach Papeete und ein paar Stunden später sind die beiden mit der Kette wieder zurück. Der Rest ist an Land ein Kinderspiel: Die Ankerwinsch zieht die neue Kette an Deck. Anker umschäkeln. Fertig.
Herr Balzer hat Achim noch mit auf den Weg gegeben: „Wenn ihr viel ankert, sehen wir uns in drei Jahren wieder. Länger hält eine Kette hier nicht!“
Na, Prost Mahlzeit, da sind wir anderes gewohnt.

Da liegt er nun, unser 800 Euro Eisenhaufen

Safety Day in der ancora Marina

Am 17. August 2019 findet in der ADAC Stützpunktmarina ancora Marina  Neustadt von 10 bis 18 Uhr erstmals der CKA Safety Day statt. Der Club der Kreuzer-Abteilung (CKA) informiert in Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen in Workshops nund Vorträgen über das richtige Verhalten bei Notsituationen auf dem Wasser und Sicherheitsmaßnahmen an Bord. Der Service-Club für Wassersportler richtet sich mit seinem vielfältigen Programm an alle Wassersportinteressierte und Bootseigner, die neben Erste-Hilfe-Fortbildung auch Leckage- und Brandabwehr trainieren können. Das Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit der DSV Kreuzer-Abteilung und der Schadenabteilung von Pantaenius Yachtversicherungen entwickelt.

Wie funktioniert eine Rettungsinsel? Welches Signal nutze ich, um im Notfall auf mich aufmerksam zu machen? Was bietet eine elektronische Seekarte? Auf diese und weitere Fragen finden Besucher des CKA Safety Day in diversen Vorträgen und anschaulichen Simulationen Antworten, wie man sich in Notsituationen am besten verhält. Christian Bahrs, Vorstand des Club der KreuzerAbteilung: „Panik ist der größte Feind bei Notfällen – denn je weiter man sich vom sicheren Hafen entfernt, desto schwieriger ist es, schnelle Hilfe zu erhalten.

Notsituationen kann man jedoch trainieren, deshalb haben wir den CKA Safety Day ins Leben gerufen.“ Trainieren und mitmachen, üben und Ausprobieren, ist deshalb das Motto der Veranstaltung, zum Beispiel beim Thema Brandbekämpfung: Die freiwillige Feuerwehr zeigt unterschiedliche Löschmittel, demonstriert wirkungsvolle Löschmethoden und informiert über Brandschutz. Zudem lädt sie die kleinsten Besucher zu Stockbrotgrillen ein.

Wie ein Leck schnell und effektiv abgedichtet wird, üben Teilnehmer an Bord der MERI CRASH. Denn auf der präparierten Yacht der Segelschule Well Sailing werden Lecks nicht simuliert, sondern finden kontrolliert statt. Wer sich über den sicheren Zustand des Riggs informieren möchte, um für alle Wetterbedingungen gewappnet zu sein, findet beim Rigg-Spezialisten Ulrich Dohrmann Antworten. Die Firma Bernhard Apparatebau präsentiert zudem ihre neuesten Secumar Automatikwesten und liefert wertvolle Tipps zum richtigen Umgang.

Der CKA Safety Day bietet jedoch noch mehr: „Open Ship“ – Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) öffnet dem Publikum die Schotten seines Seenotkreuzer HANS HACKMACK und dem Seenotrettungsboot HEINRICH WUPPESAHL und informiert gleichzeitig über Sicherheitsvorkehrungen an Bord.

Welche Gefahr von großen Frachtern ausgehen kann, weiß Simona Dittrich Knüppel, von der DSV Akademie. Die Nautikerin kennt den Blick von der Brücke und zeigt auf, worauf Skipper achten sollten, auch wenn sich einem ein Meer aus Windrädern nähert.

Der Besuch des CKA Safety Day sowie die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos, weitere Informationen zum Programm gibt es online unter clubderkreuzerabteilung.de.

Nützliche Informationen zum Thema:

Sicherheit an Bord: Rettungshelfer

Navigation: Sicher auf Kurs bleiben

Richtiges Verhalten im Notfall

Was tun im Schadensfall?

Wassersport ohne Risiko

Länderspezifische Sicherheitsausrüstung

Von England nach Irland und Schottland (22): Unterwegs zu den Hebriden. Wie warm ist es in Schottland im Juli?

Meine diesjährige Segelreise führt mich seit Juni  

die englische Südküste vom Solent nach Westen zu den Scilly Isles. Von dort kam ich in einem langen Schlag Irland und segelte über Dublin hinauf zur schottischen Westküste, 

um hinaus auf die äußeren Hebriden zu segeln.

Sven stöhnt. „Diese Hitze“, sagt er betrachtet missmutig das Thermometer. Es zeigt 29,7 Grad. Auf dem offenen Meer. Am frühen Nachmittag. Svens Tochter Ida hantiert zum dritten Mal mit der Flasche Sonnenöl herum und verzieht sich hinter die Fender unters schattenspendende Solarpanel, um sich vom warmen Teakdeck den Rücken wärmen zu lassen und Hemingway auf dem Iphone zu lesen. Schottland im Juli, unterwegs zu den Äußeren Hebriden.

Loch Aline mit Blick zur Insel Mull…

Dabei sah es heute Morgen noch ganz anders aus an unserem Ankerplatz im Loch Aline, einem seeartigen Einschnitt gegenüber den Bergen der hoch aufragenden Insel Mull. Mull ist gälisch, es bedeutet Vorgebirge. Und Gebirge heißt nachts kalt. 8 Grad zeigte das Thermometer beim Aufwachen am Morgen im See, genau die Temperatur, bei der ich unter meiner Bettdecke in Levjes Heckkammer beginne, mich klein zu machen, um Wärme zu sparen. Weitere Messpunkte meines Körperthermometers: Bei 6 Grad beginnt meine Nasenspitze merklich kalt zu werden, bei 3 Grad will die Nasenspitze dem Rest schleunigst unter die Bettdecke folgen. Aber das hatte ich bislang noch nicht.

Auch die Regentage fallen bisher harmlos aus. Da es häufig der Südwest ist, der den Regen bringt, kommt warme Luft mit dem Regen, es wurde in den letzten drei Wochen nie kälter als 16-20 Grad. Zu schaffen machen bei Regen die 95% Luftfeuchtigkeit, bei den nach Tagen auf dem Boot Kleidung und Betten leicht klamm werden. Für eine halbe Stunde die Heizung laufen lassen – und gut ists.

… und der Blick vom Ankerplatz nach Norden.

Früh am Morgen ging es raus, vorbei an Tobermory, dem Fischerort im Norden der Insel Mull mit der farbenprächtigen Häuserzeile. Aber um in Tobermory anzulegen oder gar dazubleiben ist es noch zu früh. Jetzt sind wir auf dem Weg von Mull zur Insel South Uist. Von den Inneren Hebriden-Inseln hinaus auf die Äußeren. Nach langen Tagen zwischen den Inseln liegt das offene Meer vor uns. Wir sind jetzt draußen auf dem Meer, wo im Süden und Südwesten nur noch der freie Atlantik ist.

„Wo wohl im Südwesten das nächste Land kommt?“, tagträumt Sven in der Hitze, der das Thermometer gegen das Ipad getauscht hat. „Das nächste Mal Land im Südwesten … liegt 3.770 Seemeilen weiter und heißt Trinidad vor der Küste Venezuelas. Viel heißer als hier kanns da auch nicht sein.“

Am Nachmittag kommt zaghaft der Wind zurück. Zaghafte 10 Knoten vom Süden – doch es reicht, um den gelben Blister zu setzen, der sich bläht und fast die perfekte Kurve bildet. Schottland ist häufig Seesegeln, schwache Winde scheinen im Juli und Anfang August nicht ungewöhnlich – aber so angenehm hatten wir es auf dem offenen Meer nicht erwartet. Wir gleiten ins Blaue, vorbei an der gescheckten Insel Skye, vor der ein Trawler seine Kreise zieht.

Heiß wird es allerdings nicht bleiben. Die Insel Uist im Nordwesten haben wir uns als Ziel für die nächsten Tage ausgekuckt, weil in vier Tagen ein Tief mit kräftigem Südwest erwartet wird. Den Südwest wollen wir dann nutzen, um mit halbem Wind Richtung Festland zurückzukehren. Vier Tage, um auf den Äußeren Hebriden zu sein. Wie sich das wohl anfühlt? 

Wir schießen mit 6,5 Knoten ins Blaue, nur am Horizont, dort wo wie Echsenrücken die Berge von South Uist und der südlichen Nachbarinsel Barra aufragen, sieht man Wolken, als wäre der Sommer dort zu Ende. 

Tatsächlich habe ich bei der Ankunft in Loch Boisdale, dem Hauptort der Insel South Uist, das Gefühl, irgendwo mitten im Nordmeer vor einer einsamen Walfängerstation gelandet zu sein. Loch Boisdale im Hafen: Eine Handvoll Segler. Eine verlassene Fähre. Loch Boisdale der Ort: Eine Handvoll Häuser. Stille. Und keine Menschenseele zu sein. Mal sehen, wie es uns hier ergehen wird.


Freud und Leid auf dem Ship-Yard

Do., 01.Aug.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1887, 18.355 sm von HH

Die erste heiße Dusche seit acht Monaten. Ach, was rede ich, die erste Dusche überhaupt seit acht Monaten. Der Duschraum hat Aufputz-Leitungen und einen blinden Spiegel. Das Wasser kommt als Strahl ohne Brause einfach aus der Wand. Aber es ist heiß und in unendlicher Menge verfügbar. Es ist herrlich ohne Waschbewegungen einfach nur unter dem heißen Wasser zu stehen. Eine typische Männer-Werft-Dusche wird zur Wellness-Oase.

Das war’s aber auch schon an Genuss. Der Rest ist eine schwierige Angelegenheit. Milliarden Mücken wollen uns leer saugen. Tagaktive Quälgeister, die sogar im strahlenden Sonnenschein über uns herfallen. Ohne dauerhafte Salbung mit Antimücken- Gift würden wir getötet werden.
Der Weg zur Toilette ist lang und unbeleuchtet. Querfeldein führt ein Schleichweg am Ship-Yard und den Marina-Liegern vorbei. Rattengroße Krebse haben dort ihre Löcher gebuddelt. Nach Regen verwandelt sich der Weg in einen rutschigen Schlammpfad. Von den nachtaktiven Mücken auf dem Weg dorthin will ich gar nicht reden. Also verlässt im Dunkeln keiner mehr das Schiff, es komm der berüchtigte Pipi-Eimer zum Einsatz. Wichtig nur, dass man morgens bei der Entleerung mit dem brisanten Inhalt nicht stolpert. :mrgreen:

Das Werft-Internet ist nicht an Bord verfügbar. Durch die Installation eines einfachen Repeaters wäre die Sache behoben, so empfängt nur ein elitärer Teil der Land-Steher das (gute) Netz. Es gibt auf dem Gelände keine „nette“ Sitzecke mit ein paar Tischen, so dass wir auf einem Steg auf der Erde sitzend müssen, um Empfang zu haben. Nach Einbruch der Dunkelheit ein Selbstmord-Unterfangen. Da hilft es auch nicht, den Laptop als Hotspot (danke nochmal für den guten Tipp) einzurichten.

Die Dusche ist nach einer Woche noch immer heiß und ein Genuss, aber leider wird dort nicht mehr sauber gemacht. Der Werftbetrieb hat so eine Art Betriebsferien, denn die halbe Belegschaft erscheint seit Montag nicht mehr zur Arbeit. Einschließlich der Putz-Fee. Geschätzt nutzen dreißig Menschen zwei Toiletten und zwei Duschen. Wie die Waschräume nach einer Woche aussehen, kann sich jeder vorstellen. Zumal es häufig regnet und alle mit ihren Matsch-Füssen in die Nasszellen latschen. Der Müllsack quillt über von benutztem Klopapier.

Mit den Betriebsferien ist auch der Mittags-Service ‚Essen-auf-Rädern‘ eingestellt worden. Das ist schade. Aus einem Kofferraum raus konnte man von ‚Mama Tahiti‘ frisch gekochte Hausmannskost kaufen: Curry-Eintopf mit Huhn, Kartoffeln und Reis. Für 5 Dollar kein Fastfood-Mist, sondern gutes Essen. Ein Imbiss in Laufnähe fehlt leider. Eine Bude in der man abends ein kaltes Bier, Pommes und ein halbes Hähnchen bekommt. Es gibt nur ein Nobelrestaurant, in dem man sich mit Dreck unter den Fingernägeln nicht blicken lassen kann. Die müden Knochen, die abends nach dem Sofa schreien, müssen erst noch vor dem Herd stehen und was kochen.

Eine Waschmaschine existiert in der Marina ebenfalls nicht. Es gibt wohl einen Wäsche-Service, aber von der Preispolitik fühle ich mich auf den Arm genommen. Je mehr Wäsche man abgibt, desto teurer wird das Kilo. Außerdem ist der Typ schwer zu fassen zu kriegen. Also wasche ich mit der Hand. Zwischen Alex, der sein Schiff schleift und Gilbert, der sein Schiff mit Grundierung spritzt. :mrgreen: Aber so viel Süßwasser habe ich nie wieder zur Verfügung. Nur zum Tankauffüllen ist es nicht geeignet. Wenn es geregnet hat, kommt Sand mit aus der Leitung.

Werft-Romantik

 

Auch Werft-Romantik

Wir sind nicht das Prinzenpaar, aber ein sauberer Waschraum, Licht auf dem Weg zur Toilette und ein Internet-Empfang auf allen Stehplätzen wäre schon schön. Wer Puff-Preise verlangt, kann nicht nur Brause ausschenken. Wo bleibt der Champagner?

Achim hat jetzt das Schließen der Löcher übernommen

SV Atlantis – Ingrid + Ernst-Friedrich Bartels NZ

ZWEIHUNDERT MAILS IN ACHT JAHREN!

Whangarei NZ

SV Imagine – Veronika + Wolfgang Wappl AT

NACH DREI WELTUMSEGELUNGEN SCHON WIEDER IN POLYNESIEN

EINE ÜBERRASCHUNG IN WORT UND VIDEO

Ja Donnerschlag, das nenn´ ich eine tolle Überraschung!

Zwei entspannte Österreicher, eine schicke Imagine Yacht, und die berühmten Damen, derentwegen man den halben Spielball umrundet … um endlich mal in Natura bewundern zu können, welche unglaublichen Bewegungen diese Palmen Damen … mit der Körpermitte anzustellen in der Lage sind. Fast will es nicht glauben … könnte schwindelig darüber werden … muss vermutlich Jahre lang trainiert worden sein, ggf. mussten dabei sogar Bandscheiben entfernt werden, um solche Amplituden machen zu können.
herzlich
Peter 01.08.2019

Lieber Peter,
Du bist zwar vielleicht nicht selbst hierher gesegelt, hast aber so vielen Leuten die Fahrt hierher (& noch viel weiter) so viel einfacher & angenehmer gemacht, das zählt für die nächste Reinkarnation viel mehr! (;-))
Einstweilen
Fair winds
Wolfgang und Veronika

SV Carpe Diem – Fritz Erkelenz GER

WO IST FRITZ GEBLIEBEN – WO WURDE DIE CARPE DIEM GESICHTET?


Kürzlich erhielt ich den Anruf von Harry in Horta, ob ich etwas von Fritz Erkelens gehört hätte. Die CARPE DIEM sei vor einigen Monaten von Mindelo mit Nordkurs ausgelaufen next Port Horta, wo er bis heute nicht eingetroffen ist. Verschiedene Telefonate ergaben keine besseren Informationen, weshalb nun bei MCS ein SEARCH REQUEST eingestellt wurde.

SV Pico Ingrid+Fritz Erkelenz DE

Fritz hat über Jahrzehnte begeistert Seereisen mit seiner Frau Ingrid gemeinsam unternommen. Leider ist Ingrid in 2013 verstorben, Fritz wurde zum Einhandsegler … hatte die PICO ( eine Reinke S10 ) verkauft und ist seitdem mit CARPE DIEM, einer Reinke S11, unterwegs.

Unser aller Hoffnung gilt einem Lebenszeichen!
Hamburg 3.8.2019
Peter Foerthmann

Von England nach Irland und Schottland (21): Von Islay nordwärts. Wie ein Fluss im Gebirge.

Meine diesjährige Segelreise führt mich seit Juni  

die englische Südküste vom Solent nach Westen zu den Scilly Isles. Von dort kam ich über die irische See nach Dublin und weiter an die schottische Westküste, wo ich unterwegs zu den Hebriden bin.

Ein Samstag Nachmittag gegen 16 Uhr, irgendwo vor der schottischen Westküste. Zuhause wäre ich an einem Samstag wie diesem wahrscheinlich zum Sperrmüll gefahren. Wäre einkaufen gewesen, für ein nettes Abendessen zu zweit oder mit Freunden. Der Samstag wäre klar gewesen. 

Jetzt kann ich nicht einmal sagen, wo wir genau sind. Ich kann zwar meine Position auf Grad und Sekunde genau angeben oder in der Seekarte nachsehen, aber da lese ich nur Namen von Inseln, von denen ich noch nie gehört habe. Recht voraus liegt die Insel Seil. Die  Insel rechts heißt Luing. Links sind Scarba und Lunga. Südlich von Scarba sind kleine Wogen in die Seekarte eingezeichnet. Und fettgedruckt THE GREAT RACE. Das verstehe ich. Es ist eine Warnung, dass in dieser Durchfahrt starke Stromschnellen sind. Schottland pur, irgendwo dort, wo die Lowlands in die Highlands übergehen und aus Hügeln Berge werden.

Der Vormittag war turbulent. Nach dem Ablegen von der Whisky-Insel Islay, deren Namen vor ein paar Jahrzehnten auch noch keiner kannte, kam ein frischer Nordwest auf. Er schob uns mit 25, 30 Knoten entlang der Insel Jura nach Nordosten. Jura, wo George Orwell in einem einsamen Bauernhaus hier irgendwo im Norden der Insel sein Manuskript Nineteen Eighty Four schrieb, 1984.  Ein Sozialist, der im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte und jetzt mit dem Überwachungsstaat, der daraus in Stalin-Russland entstanden war, rigoros abrechnete. Er war schon krank, als er im Norden von Jura kurz nach dem Krieg ankam. In der nur mit Torfbrocken heizbaren Bauernkate  von Barnhill auf Jura wurde er vollends krank, schrieb unentwegt weiter, bis man ihn in eine Klinik nach Glasgow einlieferte. Es dauerte über ein Jahr, bis er 1948 sein Manuskript an den  Verlag senden konnte. Aus dem Zahlendreher entstand der Welterfolg, aber den erlebte George Orwell nicht mehr. Barnhill und sein Haus muss man hier irgendwo oben an der Küste von Jura sehen.

Jura links. Die Isle of Anna rechts. Der Wind mal mit 15 Knoten, mal mit 35 Knoten. Im langen Sound of Jura fühlte sich Segeln wie ein launisch-stürmischer Herbsttag auf den heimatlichen Seen in Oberbayern.  Ich stand stundenlang am Steuer und vergaß die Welt und das, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte an diesem Samstag Vormittag: Abspülen, Schreiben, ein Rührei in die Pfanne hauen. Sogar dass ich einen Pullover anziehen wollte in der kalten Brise vergaß ich, ich stand in Hemd und Hose am Steuer, wenn Levje sich querlegte, und badete in den erfrischenden Böen des Nordwest. 

Jetzt am Nachmittag hat sich meine Welt auf drei Farben reduziert. Auf die stahlblaue Farbe des Meeres. Auf das satte Grün der Inseln. Auf das duftige Graurosa der Wolken, die keine 100 Meter über die Inseln zu schweben scheinen und es nicht schaffen, das zarte Blau des Himmels zu verdrängen.

Dann ist schlagartig der Wind weg. Die Segel flappen, doch statt des Windes ist plötzlich ein kräftiger Strom da. Nur aus der falschen Richtung. Wo wir eben noch mit 7 Knoten dahinglitten, setzt jetzt Strom. Erst mit 4, dann mit 5 Knoten in der Durchfahrt. Wo Jura endet und die Insel Scarba beginnt, wird die Durchfahrt enger. Die Gegenströmung setzt jetzt mit 5 Knoten aus Norden.

Die Oberfläche des Meeres hat sich verändert und sieht aus wie ein Spiegelei: Glänzend glatte Wölbungen wie Dotter, wo breite Wirbel aus 40 Meter Tiefe vom Meeresgrund heraufgedrückt werden. Und rund um die Dotteraugen gezackte Zipfelmützen und Schaumkronen auf dem Meer. „Wir bewegen uns wenigstens in der richtigen Richtung“, sagt Sven, als er aufs GPS schaut, das gerade 1 Knoten Speed over Ground anzeigt, während die Logge 6,5 Knoten angibt. Man wird bescheiden, was das Vorwärtskommen bei diesen Bedingungen angeht. Bescheiden und demütig.

Dann zeigt das GPS plötzlich 0. Das Wasser rauscht mit 5,5 Knoten an Levje Bordwänden entlang. Wir stehen unter vollen Segeln bei 15 Knoten Wind im Strom. Und jetzt?

Sven gibt als erster klein bei. Er startet den Motor. Bei 1.800 Umdrehungen Marschfahrt zeigt das GPS endlich eine Reaktion: 1,2 Knoten. Das ist die Geschwindigkeit, mit der sich  mein Einkaufswagen samstags im Dorfladen selbständig macht. „Wenigstens bewegen wir uns in der richtigen Richtung.“

Ein Leuchtturm kommt auf der winzigen Insel voraus in Sicht. Ein gedrungener weißer Turm mit Laterne, zwei Gebäude, eine Mauer, die aussieht, als umfasse sie einen Friedhof. Sonst nichts. Fladda heißt die Insel, das kommt wohl von den Wikingern und heißt „flache Insel“. Tatsächlich ist Fladda nicht größer als ein Fußballfeld, und die Häuser auf der Insel scheinen in Privatbesitz. Wie man auf der winzigen Insel wohl lebt, wo das Meer kraftvoll dahinströmt wie ein Fluss im Gebirge, wenn der auch noch zweimal am Tag vehement die Richtung wechselt? Das einsame Leben dort, nur ein paar Meter über dem Meeresspiegel, es kann einem ganz schön was abverlangen, denke ich mir, während ein Wirbel eine große gelbe Qualle an die Oberfläche spült und ich dem norwegischen Segler nachblicke, den die Strömung rasend schnell an uns vorbei nach Süden trägt.

Immer wieder bin ich fasziniert von der Landschaft, ihrer Leere, ihrer Weite. Manchmal ist sie nur leer und grau. Dann wieder liegt sie vor mir wie ein hautfaltiger Nacktmull in grün, der im Wasser vor sich hin döst. Wären nicht die drei, vier Segler, denen wir an diesem Tag begegnen und die Fähre, die zwischen dem Leuchtturm der Insel Lismore und der vorgelagerten Insel mit der rotweißen Bake durchgeht: Die Einsamkeit meines Nachmittags wäre vollkommen.

Aber wohin mit uns am Samstag Abend, für die Nacht? Den letzten Hafen Oban haben wir längst rechts liegen lassen, vor lauter Begeisterung. Die Buchten um Jura und die nördlichen Inseln sind „Mausefallen“, man kommt nur mit der Flut in die Bucht hinein, bei Ebbe ist man eingesperrt und dazu verdammt, wie in einer Badewanne auf die nächste Flut zu warten. Weiter also, weiter bis fast die Sonne untergeht und wir den Loch Aline erreichen. Ein See, der sich hinter der Burgruine auftut und den man durch eine flache Durchfahrt erreicht. Langsam, ganz langsam steuere ich Levje durch die enge, flache Einfahrt, während Sven unten Pasta kocht. Ein idealer Ankergrund, der bombenfest hält, während eine Seerobben mir beim Ankern kurz zuschaut und sich dann gelangweilt im Wasser schneutzt. 

Was für ein Samstag.