Monat: Mai 2019

Yacht Artikel Osterinsel

Yacht Artikel Osterinsel

Mi., 28.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Otepa, Tag 1822, 17.889 sm von HH

In eigener Sache ein kleiner Hinweis: Ich durfte für die Yacht erneut einen Artikel schreiben. Diesmal über unsere Anreise und den Aufenthalt auf der Osterinsel. Ab sofort ist das Heft am Kiosk erhältlich. :-)

Themen im aktuellen Heft

Ich freue mich natürlich riesig über die Veröffentlichung und zitiere Carlos Ruiz Zafón. Besser kann man es nicht ausdrücken!
„Ein Schriftsteller vergisst nie, wann er zum ersten Mal für eine Geschichte ein paar Münzen oder Lob empfangen hat. Er vergisst nie, wann er zum ersten Mal das süße Gift der Eitelkeit im Blut gespürt und geglaubt hat, wenn er nur seine Talentlosigkeit vor den anderen geheim halten könne, werde ihm der Traum von der Literatur ein Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit am Ende des Tages und schließlich das heißersehnte verschaffen: seinen Namen auf ein paar kläglichen Blättern gedruckt zu sehen, die ihn mit Gewissheit überleben werden.“

Parles vous pommes frites?

Mo., 20.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Otepa, Tag 1814, 17.889 sm von HH

„Ich hasse Französisch“, mit diesen Worten werden wir von Manumea begrüßt. Nicht gerade die Anrede, die wir von einem Französisch-Lehrer erwartet haben. Manumea schenkt uns ein zahnloses Lächeln, er ist eindeutig Polynesier und scheint Tahitianisch zu bevorzugen.
Er führt uns in einen Schulungsraum der Mormonen-Kirche. Hierher hatte man uns für ein Treffen mit Manumea geschickt.

So geht es nicht weiter, haben wir beschlossen, dass wir noch nicht mal die einfachsten Sätze auf Französisch auf die Reihe bekommen. Wir sind auf der Suche nach jemanden, der etwas Englisch (oder Deutsch – hahaha) sprechen kann und Lust hat, uns Unterricht zu geben.
Am Vormittag waren wir zum College von Hao geradelt. Hier werden die Kinder von 11 Jahre bis ca. 17 Jahre unterrichtet. Das College ist Schule und Internat zugleich, denn aus den umliegenden Atollen kommen die Kinder auf das einzige College im Umkreis von wer weiß wie viel Kilometern. Wer danach noch eine weiterführende Schule besuchen möchte, muss nach Tahiti. Das College von Hao erscheint uns die richtige Anlaufstelle für unser Anliegen.

Als wir dort eintreffen, ist gerade Unterricht. Weder Lehrer, noch Kinder sind zu sehen. Wir finden in der Kantine eine Frau, die eine andere Frau holt, die Englisch spricht. Die Dame empfiehlt uns die Mormonen-Kirche. Dort würde man auch Personen helfen, die Englisch lernen wollen. Die freundliche Frau verschwindet und kommt mit einem Namen für uns zurück. Kurzerhand hat sie beim Vorsteher der Kirche angerufen und einen Termin für uns vereinbart. Somit treffen wir um 15:00 Uhr auf eben den Manumea, der Französisch hasst.

Irgendjemand hat Manumea erzählt, dass er für uns ein paar Sätze ins Französische übersetzen soll. Dass wir einen Lehrer suchen, ist über das stille Post System von Frau im College zu Chef von Manumea verloren gegangen. Manumea ist unglaublich nett, aber auch unglaublich ungeeignet für das was wir möchten. Er hasst nicht nur Französisch, er kann es auch gar nicht mal so gut, wie wir feststellen. Die Tür vom Schulungsraum steht offen. Ein Mann kommt herein, hört einen Augenblick zu, was Manumea so erzählt und korrigiert nebenbei an der Tafel einige Schreibfehler von Manumea. :shock: Ich streiche heimlich alles durch, was ich mitgeschrieben habe.
Achim versucht aus ihm ein „I am, you are, he/she is…“ auf Französisch herauszulocken. Das klappt mit einiger Mühe, aber Manumea scheitert an der Frage nach dem ‚to be‘. Was Achim damit meint, versteht er nicht. Dass sich zwischendurch ein Mädchen zu uns setzt und bedenklich ihr Haupt wiegt oder andere Kinder im Hintergrund kichern, ist ebenfalls nicht hilfreich. Nach 45 Minuten ist klar, so wird das nichts. Unter solchen Umständen werden wir Französisch ebenfalls bald hassen. Wir bedanken uns artig bei Manumea, der sich freut, uns geholfen zu haben. Wenn wir noch mehr Unterstützung brauchen, sollen wir jederzeit wieder kommen.
Nett ist er ja, unser Manumea.

Unser Französisch-Hasser

Hao Nordtour

Sa., 18.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Otepa, Tag 1812, 17.889 sm von HH

Hao ist ein schmaler Schlauch. Durchgehend nur 200 Meter breit und über 16 Kilometer lang. Auf der Höhe des Dorfes wurde aus Korallen-Geröll ein flacher Deich gebaut, um den Ort vor Überflutung bei heftigen Südwinden zu schützen.

Die wilde Außenriffseite mit Korallen-Geröll und Deich

In unserem kleinen Hafen hören wir die Brandung vom Außenriff rauschen, in zwei Minuten sind wir zu Fuß auf der anderen Seite. Auf dem Riffdach tummeln sich Schwarzspitzen-Riffhaie. Egal wo, egal wann wir anhalten und Ausschau halten, sehen wir einen dieser Riff-Rocker. Im Hafenbecken zieht ein Ammenhai seine Kreise. Haibesuch im Badezimmer sozusagen. Silberfischchen in XXL-Format.

 

 

Ammenhai im Badezimmer

Unser privater Ammenhai

Die raue Außenriffseite ist nicht zum Baden geeignet, aber auf der Lagunenseite lädt türkis Wasser zum Reinspringen ein. Ein Riff liegt direkt neben dem Hafen. Die Sicht zum Schnorcheln ist allerdings noch ausbaufähig.

Wir radeln Richtung Norden. Vier lange Kilometer an der Landepiste des kleinen Flughafens vorbei. Die Landebahn hat Überlänge, da sie zu Zeiten der Space-Shuttle-Missionen als Notlandebahn diente. Auf der Osterinsel sind wir auf die erste Notlandebahn gestoßen, die eine Mindestlänge von 2,3 Kilometer haben müssen. Köln/Bonn hat übrigens ebenfalls eine solche Notlandebahn.
Viermal in der Woche kann man von hier nach Tahiti fliegen.

Gestern in Dänemark

Im Norden hören die Palmen auf und Nadelbäume überwiegen. Es mutet wie ein Ausflug in die Lüneburger Heide an. Wären da nicht die Haie hinter den Kiefern. An der Nordspitze von Hao befindet sich der Pass durch den wir rein gekommen sind. Heute strömt das Wasser aus der Lagune raus. Und es strömt schnell. Die Berichte über zwanzig Knoten Strömung zu Spitzenzeiten mehren sich. Selbst die Versorgungs-Schiffe kommen dann nicht mehr rein. Der Pass von Hao soll der heftigste in den Tuamotus sein. Heute hat sich das Feld mit dem Kabbel-Wasser außerhalb der Lagune verschoben. Eine dreiviertel Meile zieht sich die Strömung auf die See hinaus.

Aufgespülte Landzunge am Pass-Eingang



Die Passdurchfahrt

 

Die stehenden Wellen vor der Pass-Einfahrt

Wir sind jetzt dreihundert Meilen nördlicher, also näher am Äquator, als auf den Gambier Inseln, und die Temperaturen sind deutlich gestiegen. Dass Wasser ist zwei Grad wärmer, hat jetzt 27,4 Grad und eine jederzeit Wohlfühl-Temperatur. Die Tage sind sehr warm, die Nächte mild.
Alle paar Tage kommt ein Regenschauer vorbei, aber schnell scheint wieder die Sonne.
Aber es geht eindeutig auf Winter zu. Die Sonne steht bereits um 15:00 Uhr sehr tief, verliert dann sofort an Kraft. Um 17:00 Uhr geht die Sonne unter, um 18:30 Uhr ist es zappenduster.
Wir halten es wie die Einwohner: früh schlafen gehen, denn um 5:00 Uhr geht die Sonne auf und die herrlich kühlen, ersten zwei Stunden des neuen Tags warten auf uns.

Lagunen-Strand in Hao Dorf

Auf de nach oben offenen Skala für Traumstrände ist auf Hao noch Luft nach oben. Aber das macht nichts. Es wäre ja schlimm, wenn wir jetzt schon im optischen Paradies angekommen wären.

Kirchentag

Fr., 17.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Optea, Tag 1811, 17.889 sm von HH

Zufällig kommen wir an der Kirche der Mormonen vorbei, einem schlichten Gebäude mit betoniertem Basketball-Platz davor. Frauen schmücken den Platz mit Palmenwedeln und Stühle werden aufgestellt. Sofort kommt jemand auf uns zu: „Heute Abend um 18:00 Uhr geht es los“.

Wir wissen zwar nicht, was passieren wird, sind aber pünktlich zur Stelle. Wir vertrauen darauf, dass es keine langatmige Gebets-Mühle wird. Die Dekoration spricht dagegen.
Einer der Kirchen-Zugehörigen heißt uns herzlich willkommen. In gutem Englisch wird uns ein Platz zugeteilt. „Heute Abend führen alle Glaubensgemeinschaften der Insel Tanz und Gesang vor“, erklärt er uns. „Wir mormonische Gemeinde haben die anderen eingeladen, um die verschiedenen Religions-Gemeinschaften zusammen zu bringen.“
Ein ökumenischer Kirchentag auf polynesisch sozusagen. :-)

Die Kostüme sind heute nur angedeutet. Etwas Farnkraut über der Jeans, ein dicker Blumenkranz auf dem Kopf, fertig. Einige der kurzen Auftritte sind etwas laienhaft, werden aber immer mit viel Freude und Leidenschaft vorgebracht. Aber auch „Profis“ sind dabei, wir erkennen alte Bekannte aus Gambier wieder. Einige der Tänzerinnen und Sängerinnen haben wir dort beim großen Festival bereits gesehen. Ganz besonders entzückend fällt die Mädchentruppe der Protestanten aus. Zuckersüß schwingen die kleinen Prinzessinnen ihre Hüften. Freitagabendunterhaltung für das Dorf.

Schwer zu tragen am Blumenkranz haben die Kleinsten

Die Sängerin der Katholiken kennen wir bereits aus Gambier

Vier Glaubensgemeinschaften gibt es auf Hao. Man mag es bei tausend Einwohnern gar nicht glauben: Katholiken, Protestanten, Siebenten-Tag-Adventisten und die Mormonen. Alles christliche Gemeinschaften. Allerdings gehören die Mormonen von Hao der Untergruppe ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage‘ an, die von den Katholiken und Protestanten nicht als christliche Religion anerkannt wird. Der Grund ist nicht die berüchtigte Polygamie, die die Mormonen, bis auf einige Splittergruppen in den USA, längst abgelegt haben. Sondern, dass die Mormonen nicht an die Dreifaltigkeit von Gott, Jesus Christus und Heiligem Geist glauben, sondern dass in ihrem Glauben drei verschiedene Personen nebeneinander stehen und dass Gott einst ein Mensch gewesen sei.

An diesem Abend spielte Religion keine Rolle. Außer einem kurzen Gebet zu Beginn und am Ende war es nur ein gelungene Abwechslung für die Dorfbewohner. Die Ansprache vom Moderator wurde viel belacht, seine Scherze kamen gut an beim Publikum. Den meisten Applaus bekamen übrigens die Damen, die am schnellsten die Hüften kreisen lassen konnten.

Wenn der Vater mit dem Sohne einmal ausgeht

Peter Foerthmann – der Zwilling

PETER ALS HOLZLEICHE IM EIGENEN KOFFERRAUM UNTERWEGS

Holzkopf Peter

SV Maselle Gabrielle Heggli + Thomas Guerra CH

STRANDUNG IN DEN BAHAMAS – KEINEN HAT´S INTERESSIERT

Lieber Peter, Nachdem wir Kuba fast umrundet hatten, legten wir einen Stop in Fort Lauderdale ein, ein guter Ort um die Schapps und den Kühlschrank mit Lebensmittel zu füllen und Teile für Maselle zu kaufen. Gabrielles Schwester kam an Bord und wie segelten mit ihr zu den Abacos.
Viviane brachte ausser Schweizer Schokolade und Käse auch Zeitungsartikel mit. So erfuhr ich, dass das GGR zu Ende ist, gewonnen von einem alten französische Seebären mit holländischem Namen. 

Wir haben in der Nacht vom Montag auf den Dienstag (13.5/14.5) ein seglerisches worst case szenario mit glimpflichem Ausgang erlebt und ich bitte dich, unseren Bericht auf deinem Blog zu veröffentlichen.

Am Montag Nachmittag ankerten wir ca. 3 Seemeilen östlich von Marsh Harbour in der Nähe des Mermaid Reefs. Wir schnorchelten, assen unser Nachtessen im Cockpit und genossen den lauen Abend. Ein schwaches Windchen blies aus Südwest, in der Ferne sahen wir Wetterleuchten.
 
Wir spüren einige Regentropfen und hoffen, obwohl das Gewitter so weit von uns entfernt ist, dass wir weder Blitze sehen, noch Donner hören, Regenwasser sammeln zu können. Wir versuchen eine Blache aufzuspannen und geben gleich wieder auf, da uns starke Böen das Teil fast aus den Händen reissen. Der Wind erreicht Sturmstärke und ist auflandig. Wir lassen den Motor an und versuchen, den Anker hochzuholen. Gabrielle ruft mir zu, dass die Ankerwinsch nicht gehe. Ich checke den Schütz, alles ok. Zurück an der Pinne gebe ich Vollschub, während sich meine Frau weiter mit Winsch und Anker abmüht. 

Wir driften. Schon berühren wir das erste Mal den Grund, dann ein zweites Mal, wir holpern weiter, Maselle legt sich auf die Seite, es rumpelt und schüttelt und wir bleiben etwa 20 Meter quer vor dem Ufer liegen. 

Der Wind ist so schnell wieder weg, wie er gekommen ist. Kein Häuchlein weht mehr, das Meer ist glatt, der Mond scheint. Das Ganze hat wenige Minuten gedauert, aber ein seglerischer Albtraum wird wahr, wir sind gestrandet. Neben uns liegt ein Katamaran auf den Steinen, wir haben Glück, denn hinter uns ist statt dessen Sandstrand. Zwei Teile, wir vermuten die ausgeschäumte Kiele des Kats, driften an uns vorbei. Es herrscht Ebbe.

Was tun? Wir setzen ein Pan Pan ab. Keine Reaktion. Wir hören, wie der Katamaran mit einem anderen Boot in Funkkontakt steht. Bestandesaufnahme: Niemand ist verletzt, kein Wasser dringt ins Schiff (Gabrielle hat schnell das Ventil der Spüle geschlossen), das Rigg ist unbeschadet.
Wir packen unsere Ausweise, Wertsachen und elektronische Geräte in wasserdichte Säcke. Dann bringen wir einen Zweitanker mit dem Dinghy aus. 
Wir versuchen weiter Funkkontakt herzustellen. Endlich meldet sich ein Segler, geankert in Marsh Harbour. Er fragt, ob wir und das Boot ok seien. Er könne aber leider nicht helfen, da er nur ein Segelschiff habe.

Wir sind auf uns alleine gestellt, Hilfe ist nicht in Sicht. Es gelingt uns mit der Genuawinsch, die Ankerwinsch hat sich verabschiedet, den Bug zum Meer zu drehen. 

Die nächsten Stunden verbringen wir mit funken, das Dinghy mit Wasser zu füllen und mit dem Spifall zu heben, damit die Auflagefläche des Kiels verringert wird, Anker ausbringen und winschen. Es gelingt uns nicht, trotz steigender Tide, Masellle auch nur einen weiteren Zentimeter zu bewegen. 

Nach Mitternacht kommt der Kat frei. Wir funken ihn an und bitten ihn, uns zu helfen oder es zumindest zu versuchen. Er antwortet, dass er ein Leck habe und sich zuerst darum kümmern müsse. Wir sehen, wie er ankert. Nach einer Weile gehen seine Lichter aus. Gute Nacht!

Um viertel vor vier in der Früh, kurz vor Hochwasser, nach sechs Stunden Abmühen, meldet sich Lucky Strike auf unseren wiederholten Hilferuf. 35 Minuten später ist Truman mit seinem Sportfischerboot da. Zwei starke Dieselmotoren ziehen uns sanft zurück ins tiefe Wasser. Die Bergung kostet uns 400$, die wir gerne bezahlen.

Wir hatten Glück, wir sind auf Sand und nicht auf Felsen gelandet, die Nacht war warm und windlos. Maselles tiefgehender Kiel verhinderte, dass wir noch weiter ans Ufer geschoben wurden. Deshalb berührte der Rumpf nur kurz den Grund. Eine kleine Schürfung auf Höhe der Wasserlinie ist leicht zu reparieren. Der Kiel ist auf den untersten 30cm backbordseits bis aufs Eisen abgeschmiergelt. Da wir den Kiel sowieso sanieren wollten, machen wir das nun in diesem Sommer und nicht erst in zwei Jahren. Die Entlüftung des Dieseltanks ist steuerbords, wir sind backbordseits aufgelegen, also blieb sie hoch über dem Wasser. Ausser einer Yogamatte ging nichts verloren. Nichts ging zu Bruch.

Wir, nur wir sind verantwortlich und haben einen Fehler gemacht, der nicht passieren darf und trotzdem geschah.

Was uns aber noch vielmehr ärgert, ja gerade zu in Rage bringt, ist die ausgeblieben Hilfe der anderen Cruisers. Für uns ist Hilfe eine Selbstverständlichkeit. Zum Glück beschränkte sie sich bis jetzt aufs Abschleppen oder aufs Hochtauchen über Bord gefallener Gegenstände. An unserem Ankerplatz lagen zwei Motorboote, etwa 45-50 ft. lang. Einer hat uns etwa anderthalb Stunden mit seinen zwei starken Suchscheinwerfern angestrahlt, dann wurde es ihm wohl zu langweilig und er löschte die Lichter.

Am nächsten Morgen kam der andere Motorbootfahrer mit seinem Beiboot vorbei und fragte, ob alles ok sei. 

Meine Schwägerin anterworte ihm, ja schon. Sie fragte ihn, ob er unsere Hilferufe nicht gehört hätte. Darauf folgte Schweigen. Er habe uns wohl gehört, sagte er dann, aber uns sei doch geholfen worden. Sicher doch, nach über sechs Stunden. Ich war im Schiff und wollte dieses Arschloch (das muss nun einfach gesagt werden) nicht sehen. Wäre ich rausgegangen, hätte ich ihn vielleicht verprügelt. 

In Umkreis von 15 Seemeilen hatte es sicher 100 bis 200 amerikanische Schiffe. Jeden Morgen um acht wird übers Cruisers Net geplaudert, wo man die besten Conch fritters isst und an welchem Strand Yoga unterrichtet wird. Wenn aber Not am Mann ist, meldet sich keine Sau. Wir wissen, dass viele Amis das Funkerät im Dauerbetrieb haben und haben zwischen durch einen Funkspruch mitbekommen, dass „there is a boat in trouble“. Aber niemand ist vorbei gekommen. Eine warme Suppe, Kaffee oder Tee, physische Präsenz hätte uns aufgemuntert.

Es schockiert uns, dass niemand bereit war, sein warmes Bett, seine Komfortzone zu verlassen und uns zu helfen.

Zum Schluss ein weiterer (vergeblicher?) Aufruf.
Shit happens. Wer sich aufs Wasser begiebt, dem sollte klar sein, dass er vielleicht mal Hilfe braucht oder Hilfe leisten kann/muss. 
Versicherungen decken viel ab, schlussendlich aber zählt der Mensch.

Du siehst oder liest, Peter, dass es uns nicht langweilig wird.
Für Gabrielle und mich war es klar, während wir uns mit der gestrandeten Maselle abmühten, dem Katamaran zu helfen, falls wir vor ihm frei gekommen wären. 

Wir möchten unser Erlebnis, diesen Bericht!, als Denkanstoss verstanden wissen.

Wir sind nun im Norden von Eleuthera, werden zu den Berries, eventuell nach Bimini und sicher nach Beaufort NC weiter segeln, wo wir Maselle in der Bock Marine auswassern werden.

Die nächste Mail wird hoffentlich wieder etwas erfreulicher.

Liebe Grüsse 
Thomas und Gabrielle
SV Maselle aus den Bahamas

Hao

Do., 16.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Optea, Tag 1810, 17.889 sm von HH

Atanga hat eine Leinenverbindung zum Land. Das erste Mal seit 13 Monaten, dass wir einfach von Bord gehen können. Das erste Mal seit 13 Monaten, dass Atanga wirklich ruhig liegt. Auch mal schön, nicht erst ins Dinghy klettern zu müssen.
Wir liegen in einem alten Hafenbecken, das vom französischen Militär errichtet wurde. Hao diente den Franzosen als Stützpunkt, um zu den beiden Atollen für ihre Atombomben-Tests zu gelangen. Vor knapp 20 Jahren zogen die Soldaten ab. Hao sind eine Landepiste, ein Krankenhaus und eben diese kleine Hafenanlage geblieben. Natürlich haben wir keinen Strom- oder Wasseranschluss, aber überdimensionale Poller zum festmachen.
Hinter uns liegt ein Franzose, draußen vor Anker noch ein kanadischer Segler. Das war’s an Touristen auf Hao. Der mitteljunge Mann ist alleine unterwegs; mag mit uns aber nicht wirklich sprechen. Er versteht Englisch, aber wie bei fast allen Franzosen hat seine Muttersprache den so Gaumen verformt, dass er nicht in der Lage ist, eine andere Sprache zu sprechen. :lol:

Atanga und der Franzose

Atanga und der Franzose

Altes Hafenbecken vom französischen Militär zurück gelassen

Altes Hafenbecken vom französischen Militär zurück gelassen

Der Hafen liegt etwas außerhalb vom Dorf, nur noch ein paar Familien wohnen uns gegenüber. Zu Fuß brauchen wir wohl 20 Minuten in den Ort. Sofort sind unsere Räder am Start . Hao ist ein Fahrradparadies. Auf Betonpisten oder festgetrampeltem Korallenschutt ohne die Spur eines Hügels kommen wir bequem voran.
Ungefähr tausend Einwohner leben auf Hao. Es geht deutlich beschaulicher zu als auf Mangareva. Dort stand vor jedem Haus ein dickes Auto, hier geht man zu Fuß oder ist mit dem Rad unterwegs. Die Perlen-Zucht bringt den Gambiers ein gutes Einkommen. Auf den Tuamotus verdienen die Menschen nur Geld durch Kobra-Produktion. Kobra ist das getrocknete Fruchtfleisch der Kokos-Nuss. Auf den unbewohnten Inseln des Atolls erfolgt die Ernte.

Das Dorf ist mindestens genauso adrett und sauber, wie auf Mangareva. Nirgends liegt Müll, den ganzen Tag sieht man jemanden harken oder fegen. Und die Menschen sind zauberhaft. Anders kann man es nicht nennen. Es wird gewunken, gegrüßt und gelächelt. Ein Opa gabelt uns im Dorf auf und zeigt uns die Geschäfte. Dass er kein Englisch kann, stört ihn nicht. Er hält eine dicke Frau in einem Auto an und gibt uns an sie weiter. Er weiß, dass sie Englisch sprechen kann.

 

Auf dem Weg zurück zum Schiff finden wir eine Kokosnuss, die ich mir unter den Arm klemme. Da werden wir von drei junge Frauen angerufen. Aufgeregt winken sie, dass wir zu ihnen rüber kommen sollen. Die drei hocken unter einem Baum und sind dabei Kokosnüsse zu schlachten. Die jungen, grünen Trinknüsse. Meine Nuss wird mir weggenommen. Die drei schütteln fachkundig ihren Kopf, die ist nix. Sie kichern über unsere Dummheit. Ein paar Brocken Englisch helfen bei der Verständigung. Anders als unser französischer Mitsegler scheuen die jungen Frauen sich nicht alles herzu kramen, was sie können.
Sofort haben wir jeder eine geöffnete Nuss in der Hand, die sollen wir probieren. Ein Viertelliter Flüssigkeit steckt in einer unreifen Nuss. Leicht süßliches, etwas kokos-parfümiertes Wasser. Köstlich. Für uns werden mehr und mehr Nüsse geöffnet. Eine weitere sollen wir mit zum Schiff nehmen. Ich laufe schnell zu Atanga, um uns mit ein paar Pampelmusen zu revangieren, während Achim die Mädels unterhält und sich die Tricks zum Öffnen der Nuss zeigen lässt.
Als wir am nächsten Tag Dorothe im Supermarkt wieder treffen, werden wir mit Küsschen rechts und links begrüßt, so als kennen wir uns Jahrzehnte.

Bermudas – Azoren: Achter Tag auf See

Die letzten Tage waren recht ereignislos. Mal abgesehen von einem dicken Tief, das am vergangenen Mittwoch über uns hinweg gezogen ist und der Crew ein paar Sorgesfalten auf die Stirn gebracht hat. Der Wind war gar nicht so schlimm, nur…

Fahren mit dem Bootsanhänger – Tipps vom ADAC

Wer ein Boot mit Auto und Anhänger selbst transportieren möchte, muss vorab einiges beachten. Je nach Gesamtgewicht, die das Gespann erreicht, ist ein normaler B-Klasse-Führerschein (bis 750 Kilo) nicht ausreichend, sondern man benötigt die Klasse B 96 oder BE.

Reine Bootsanhänger sind nach §3 Absatz 2/ 2e der Fahrzeugzulassungsverordnung nicht zulassungspflichtig. Aus dieser Tatsache heraus resultiert auch, dass Bootsanhänger nicht versicherungspflichtig sind. Die Trailer müssen außerdem alle 2 Jahre zur Hauptuntersuchung, die Anhänger-Betriebserlaubnis, der Prüfbericht und Bescheinigung der Zulassungsstelle muss man auf Reisen immer dabeihaben.

Die Haftpflichtversicherung fürs Auto übernimmt möglichen Schäden, die im angekuppelten Zustand passieren. Ist der Trailer abgekoppelt, besteht hier kein Versicherungsschutz für entstehende Schäden durch den Trailer. Hier empfiehlt es sich, den Trailer separat zu versichern. Dies ist z.B. im Rahmen der ADAC Wassersport-Haftpflicht für ein Boot ohne Mehrkosten möglich. Wer kein eigenes Boot mit Versicherung hat, kann eine separate Schutz für den Trailer über eine Kfz-Versicherung abschließen.

In jedem Fall sollte der Deckungsumfang für den Anhänger bei der Versicherung des Zugfahrzeuges oder bei der Bootshaftpflicht-Versicherung vorab geklärt werden.

10 Tipps der ADAC Versicherung AG:

Das Boot muss auf dem Anhänger so gesichert werden, dass es selbst bei einer Vollbremsung oder plötzlichen Ausweichbewegungen nicht verrutschen, umfallen oder herabfallen kann.
Auch in der Bootskajüte und an Deck müssen alle losen Gegenstände gesichert sein, der Anhänger darf keinesfalls überladen werden, denn dies beeinträchtigt die Fahrsicherheit.
Die Schiffsschraube muss immer abgedeckt werden, damit niemand durch die scharfen Kanten verletzt werden kann.
Die Reisegeschwindigkeit ist eine andere als mit dem Auto alleine. Die meisten Anhänger sind nur für 80 km/h zugelassen. Wer schneller fährt und einen Unfall hat, muss mit Einschränkungen bei der Versicherungsleistung rechnen.
Überstehende Ladung, wie der Mast, der mehr als einen Meter herausragt, muss auch beim Boottransport grundsätzlich deutlich gekennzeichnet werden. Hier haben viele Länder in Europa andere Vorschriften als Deutschland.
Wer lange nicht mehr oder noch nie mit Anhänger gefahren ist, sollte unbedingt vorher auf einer großen Fläche oder einem Verkehrsübungsplatz bzw. Fahrsicherheitszentrum üben, um ein Gefühl für das neue Fahrzeugverhalten zu bekommen.
Rangieren und Rückwärtsfahren haben es in sich. Im Hinterkopf sollte man immer haben, dass sich der Hänger beim Rückwärtsfahren anders verhält, als man es erwartet: Er bewegt sich in entgegengesetzter Richtung des Lenkradeinschlags.
Vorsicht auch bei starkem Wind oder beim Befahren von Brücken! Große Fahrzeuge haben eine größere Windangriffsfläche als kleine. Auch leere Anhänger sind windanfälliger als Anhänger mit voller Ladung.
Falls der Hänger doch mal ins Schlingern gerät sollte die Geschwindigkeit per getretener Kupplung, bzw. bei Automatik durch Gas-Wegnehmen verringern, anstatt der Pendelbewegung hektisch entgegen zu lenken.
Die Auswahl der Route ist für eine entspannten Fahrt ebenfalls entscheidend. Für Einsteiger sind breite und große Straßen sicherlich empfehlenswert. Serpentinen, schmale Tunnel, enge Gassen Anfänger sind immer eine Herausforderung. Hilfreich kann es deshalb sein, sich die Gesamtmaße des Fahrzeugs mit Anhänger und Boot auf einen Zettel am Armaturenbrett bereitzustellen.

Weitere Tipps zum Trailern hat die ADAC Sportschifffahrt auf einer eigenen Webseite zusammengefasst.

Tag 5 ==> Hao – Eine Punktlandung

Di., 14.Mai 19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Hao/d’Optea, Tag 1808, 17.889 sm von HH
Der Skipper sagt, um 10:00 Uhr müssen wir da sein, also sind wir um 10:00 Uhr da. Wie am Lineal gezogen verläuft unsere Kurslinie bis vor die Pass-Haustür von Hao. Ein hipphipphurra auf die Steuerfrau und Bestimmerin der Segelführung. :-) Blöd nur, dass der Skipper in der letzten Nacht seine Berechnungen (noch einmal) umgeworfen hat. Sollankunft nun um 12:15 Uhr. So kann ich nicht arbeiten.
Der Pass von Hao ist gut betont. Zwei riesige Tonnen zeigen das Tor durch das wir fahren müssen. Das Tor hat eine Breite von ungefähr 150 Meter. Das sollte man treffen. Die komplette Einfahrt etwa doppelt so breit. Ich steh am Ruder. Einparken darf ich Atanga nicht, aber wenn’s heikel wird, muss ein Depp ans Rohr, der die Schuld bekommt, wenn was schief geht. Achim hält Ausguck. Schon von weitem können wir die stehende Welle hinter den Tonnen erkennen. Hebel auf den Tisch, Augen zu und durch. Die Strömung ist mit uns (sämtliche Literatur berichtet davon, dass es in Hao nur ausgehende Strömungen gibt). Mitlaufende Strömung gilt als kritischer als entgegensetzender Strom, da man bei zu viel Speed die Manövrierfähigkeit verlieren kann. Unsere Strömung bleibt harmlos. Erst zwei Knoten, dann drei Knoten. Aber das Wasser in der Einfahrt kocht. Eine hässliche Hacksee steht vor uns. Es wackelt, wir tauchen mit dem Bug ordentlich ein, das war’s. Schon spuckt uns das Alien-Wasser in die Lagune. Ruhe im Schiff. Ich muss mir die feuchten Handflächen an der Hose abwischen. Nochmal hipphipphurra. Der erste Pass (Gambier zählt nicht, die Pässe dort sind Kilometer breit und warten nicht mit solchen Effekten auf) in der Südsee ist geschafft.
Ob wir nun zur rechten Zeit am Pass-Eingang waren, bleibt im Dunkeln. Auf unserem Weg zum Dorf -sechs Meilen in die Lagune hinein- kommt uns ein Segler entgegen. Als wir auf dem AIS sehen, dass er durch den Ausgang ist, fragen wir ihn über Funk, wie die Bedingungen bei seiner Ausfahrt waren. Er berichtet von 4,5 Knoten Strömung, die ihm entgegen kam. 90 Minuten nach unserer Durchfahrt. Somit war 10:00 Uhr schon mal besser als 12:15 Uhr. Aber was wir daraus lernen, wissen wir noch nicht. Und wie, und wann, wir hier wieder raus kommen, ebenfalls nicht. :mrgreen:

Tag 4 ==> Hao

So., 12.Mai 19, Pazifik, Tag 1806, 17.768 sm von HH
Der Törn bleibt angenehm. Halber Wind, zwischen 3 und 4 Windstärken. Sonne und Schafwolken. Das Schiff wackelt nicht, die Luken sind geöffnet – schöner kann Segeln nicht sein. Noch 83 Meilen to go. Eine letzte Nacht auf See liegt vor uns. Wir segeln bereits mit Vollzeug, mehr Speed ist also nicht raus zu holen aus unserem alten Mädchen. Allerdings droht nachts schwächerer Wind.
Damit ist das Ankunfts-Roulette eröffnet: Bei Tageslicht anzukommen, reicht diesmal nicht als Aufgabe. Wie schon beschrieben, soll die Einfahrt in den Pass möglichst bei Stillwasser – bei slack water- erfolgen, damit man nicht im Pass gegen eine unmögliche Strömung stecken bleibt. Stillwasser ist Morgen früh um 10:00 Uhr. Soll sein, muss ich sagen. So genau weiß man es nicht. Es gibt verschiedene Regeln, um slack water time zu schätzen: Fünf Stunden nach Mondaufgang. Oder vier Stunden vor Monduntergang. Oder auch drei Stunden nach Durchgang des Mondes über den Meridian. Aha. Uns stehen drei Quellen mit Angaben zum Mondaufgang zur Verfügung. Alle drei nennen andere Zeiten. Das schränkt die Auswahl an Stillwasser-Möglichkeiten schon mal auf drei ein. Eine weitere Regel klingt simpel: Stillwasser ist eine Stunde nach Hoch- oder Niedrigwasser. ‚Navionics‘ und ‚wxtide‘ -seriöse Hilfsmittel für jeden Segler- sind sich leider nicht einig. Die Abweichungen für Hoch- und Niedrigwasser betragen mehrere Stunden. Ergibt zwei weitere Möglichkeiten.
Achim rechnet sich seit Tagen den Wolf. :mrgreen: Zettel mit Grafiken, Tabellen und Mond-Zeiten pflastern den Navi-Tisch. Der Taschenrechner glüht. Er sagt 10:00 Uhr. Mir kommt es wie eine Lottozahl vor. Also lautet die Devise wie immer – ankommen bei Tageslicht, der Rest ergibt sich.
Tag 4 Meilen: 108. Noch 83 Meilen bis Hao.

Bermuda – Azoren: Dritter Tag auf See

Wir haben eine anstrengende Nacht hinter uns. Dabei fing es so herrlich an: Achterlicher Wind von zehn Knoten schob uns unter Parasailor (125 qm) in die Nacht hinein. Nach den stockdunklen Nächten der Etappe nach Bermuda ist nun auch der…