Monat: April 2016

Saisonanfang – Wenn das Normale zum Besonderen wird.

Für jeden Segler, ganz gleich ob Auf einer kleinen Alsterjolle oder der 14m Hochseeyacht,  ist der Saisonanfang die eigentlich glücklichste Zeit im Jahr. Und der Tag des Einkranens so als ob Weihnachten, Ostern und  Geburtstag auf eine Tag fallen. Einen Samstag. Mit Sonnenschein und Sportschau noch dazu.  Auch wenn das Wetter im Frühjahr eigentlich so überhaupt nicht mitspielt. Vor allem aber können in den ersten Wochen im Wasser die banalsten Dinge zu echten Glücksmomenten werden. Aber eins nach dem anderen.

Bei mir und Nonsuch war das auch dieses Jahr kein Stück anders. Der Winter war mal wieder viel zu lang. 5 Monate Sauregurkenzeit in der meine Beziehung zu meinem Boot auf die wochenendlichen Kurzbesuche in der Halle begrenzt waren. Kühlschrankkalt ist es dort meistens, und die Winterstürme an der Nordsee lassen das dünne Blechdach beben. Und doch zieht es mich meistens schon Mitte März an den ersten schönen Tagen des Jahres ins Wasser. Völlig egal ob sich noch kein einziges Blatt an den Bäumen zeigt, aber sobald das Thermometer das erste Mal tagsüber zweistellig wird, ist der Winter per ordre de Mufti beendet. Selbst bei kalten Spätwinterwetter zieht es mich raus aus dem Wasser. So bin ich oft noch fast allein wenn ich in der Hallt das Schiff für die kommende Saison fertig mache.

IMG_4362

Wie wird beim Saisonanfang nun aber das Normale zum Besonderen? Nun, bei mir kam dieses mal dazu, dass meine Werft Wort gehalten hat das Schiff bis zu einem gewissen Freitag im März ins Wasser zu setzen. Das hiess in diesem Fall: Freitagabend im Stockdunklen spät in der Nacht. Früher gings halt nicht… Die letzten Pinselstriche an den Pallstellen wurden so zur Nacht-und-Nebel-Aktion. Doch irgendwann spät Abends glitt meine treue Sirius dann in das mittlerweile pechschwarze Wasser. Der Moment als der Kiel die Oberfläche durchstoß, war wegen der Dunkelheit nicht mal mehr zu erkennen. Aber mal im Ernst, welcher Winterlagerbetreiber zeigt solch einen Einsatz für seine Kunden?

IMG_4424

Und dann der magische Moment: Monatelang hat sich das Schiff keinen Millimeter bewegt wenn man zum Arbeiten oder zum In-Erinnerungen-Schwelgen (meist eher Zweiteres) an Bord rumgehampelt ist. Doch nun gibt das Deck unter meinem Gewicht wieder nach, als ich raufklettere. Ungewohnt unsicher sind so die ersten Schritte an Bord. Was in wenigen Wochen schon wieder zu den normalsten Bewegungen gehört, wird am Saisonanfang immer was ganz Besonderes und ist mit dem Reiz des Neuen belegt. Und das jedes Frühjahr aufs Neue. Völlig egal, dass es schon weit nach 21:00 und saukalt ist. Endlich wieder im Wasser! Doch wie man sich einfach nur über ein schaukelndes Boot freuen kann, wird schon mir selbst wohl bald wieder unverständlich sein.

Und in den nächsten Tagen geht es so weiter. Nonsuch ist ohne ihren Mast noch nicht mal ein richtiges Schiff. Aber einfach nur wieder über die Stege eines Yachthafens zu bummeln oder an Bord zu sitzen und den plätschernden Wellen am Heck zu lauschen löst kleine Glücksgefühle aus. Man stelle sich nur mal vor, man würde so Mitte Juli mal eben ne Stunde ablegen, nur um unter Motor ohne Mast (und ohne Bier an Bord) eine kleine Hafenrundfahrt zu drehen. Komische Blicke wären einem sicher, und selbst man selbst würde das im Zweifel ohne Ziel und Mast auch für ein ziemlich sinnloses Unterfangen halten. Aber jetzt ist mir das egal. Endlich wieder auf dem Wasser! Endlich wieder Bewegung im Schiff, Wind  und das Grinsen so breit wie eine Kreissäge im Gesicht. Das Normale wird für einige wenige Wochen zum Besonderen.

P1100197

Mein Winterlager an der Nordsee verlasse ich seit Jahren meist gleich im Frühjahr in RIchtung Ostsee. Das heisst, der erste Törn des Jahres führt häufig direkt durch den Nord-Ostsee-Kanal. Das heisst schnurgerade Strecke und 10 lange Stunden und Motor. Für viele mehr Arbeit als Vergnügen. Ich glaube aber das meine bereits mal erwähnte Vorliebe für den Kanal aber eben auch daher kommt, dass ich ihn immer zum Beginn der Sommersaison durchfahre. Das eben beschriebene Gefühl setzt sich fort. Endlich wieder eine Nacht an Bord in einem fremden Hafen, endlich wieder viele Stunden am Tag “Auf See”, endlich wieder Leben. Wenn man Mitte Juli nur endlich an der Ostsee für seinen Urlaub ankommen möchte, kann einem der NOK schon eher wie 10 Stunden auf der A7 vorkommen…

Die Bewegungen an Bord werden schon wieder sicherer. Überhaupt fühlt man sich schon nach wenigen Tagen an Bord wieder wie zuhause. Für den letzten Teil des ersten Törns von Kiel an die Schlei wird es dann auch das erste Mal ein wenig unnormal. Bestes Sommerwetter und eine leichte raume Brise bescheren mir einen Traumsegeltag wie er im Juli besser nicht sein könnte. Nur eine Sache ist anders. Treiben lassen bekommt eine ganz nee Bedeutung. Den ganzen Tag geht es nur mit 1-2kn vorwärts. Wenn es dann mal 3 werden bricht an Bord schon hektische Betriebsamkeit aus. Ich geniesse jede einzelne Minute noch mehr als ohnehin schon. Endlich wieder auf dem Wasser!

P1100239

Auch die Fahrt von Schleimünde nach Kappeln habe ich schon x mal hinter mich gebracht. Meistens ist es voll, der Wind kommt von vorne, kurzum: es nervt und ist einfach nur Weg. Heute ist der Weg das Ziel. Endlich wieder hier! Endlich wieder im Sommerrevier! Die langweiligste Strecke des Jahres wird zum Highlight.

Auch die nächsten Wochenenden schlurfe ich meistens nur ziellos durch den Hafen und habe es nicht eilig woanders hinzukommen. Zu sehen wie der Heimathafen aus dem Winterschlaf erwacht ist doch auch schön. Ungewöhnlich nur für jemanden, der normalerweise so schnell so weit weg wie möglich möchte. Nur irgendwie reicht mir dieser Saisonanfang, der die normalsten Abläufe und Eindrucke zu ganz Besonderen macht, für den Moment aus. Schon bald wird es mich wieder wegziehen, der Gang aus Boot wird wie selbstverständlich aus dem Instinkt kommen, oder wahrscheinlich ärgere mich über irgendein nicht funktionierendes Teil. Aber in diesen Tagen ist mir das völlig. egal. Weihnachten + Ostern + Geburtstag = Saisonanfang auf dem Wasser.

Delegiertenversammlung IBMV: Verband will für mehr Rücksicht werben

Auf der Delegiertenversammlung betont Präsident Paul Minz den Erfolg ausgehandelter Kompromisse

Altenrhein (IBMV) – Unter dem Beifall von rund 50 Delegierten beschwor der Präsident des Internationalen Bodensee Motorbootverbandes (IBMV), Paul Minz, den bestimmenden Leitsatz, der auch für die kommende Saison gelte: „Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet.“ Unter dieser Prämisse habe sich der Verband in der Vergangenheit für tragfähige Kompromisse stark gemacht und damit dazu beigetragen, dass Behörden auf restriktive Regelungen und verschärfte Kontrollen verzichtet hätten. Die Freiheit auf dem Wasser werde dadurch nicht weiter beschnitten. „Das gelingt natürlich nur, wenn wir als Vertreter der motorisierten Fraktion auf dem Wasser unsere Verantwortung auch ernst nehmen“, sagte Minz in Altenrhein.

Paul Minz wirbt für mehr Rücksichtsnahme auf dem See.

Paul Minz wirbt für mehr Rücksichtsnahme auf dem See.

Der Präsident nannte als gelungene Beispiele guter Verbandsarbeit insbesondere den ausgehandelten Kompromiss in Sachen Vogelschutzgebiet Bayerischer Bodensee. „Ein umfassendes Ankerboot haben wir in den Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium Schwaben abwenden können.“ Mit der erzielten Regelung, bestimmte Teilbereiche vom Ankern auszusparen, werde man sowohl Mensch als auch Tier gerecht.

Auch der Einsatz in Sachen Wassersport und Gnadensee habe sich gelohnt: Durch aktive Aufklärungsarbeit sowie einen Informations-Flyer sei es dem IBMV gelungen, die Lage auf dem Gnadensee zu beruhigen und ein drohendes Wassersportverbot aufgrund einzelner Raser zu verhindern.

„Unverzichtbares Instrument, um auf dem See Präsenz zu zeigen und aktiv Einfluss zu nehmen, ist der Seedienst des IBMV“, unterstrich Paul Minz. Mit eigenen Booten spricht der Verband Wassersportler an, klärt auf und weist auch auf Fehlverhalten hin. Freundlich, aber bestimmt: Ernst Kojalek, als langjähriger Leiter des Seedienstes, zog für das Jahr 2016 positiv Bilanz: „14 Mitgliedsclubs haben sich aktiv am Seedienst beteiligt.“ Insgesamt hätten 539 beteiligte Personen 338 Einstätze gefahren und dabei 3127 Stunden ehrenamtliche Arbeit für mehr Sicherheit und Rücksichtnahme auf dem Bodensee geleistet.

„Aber die Arbeit wird auch in der kommenden Saison nicht weniger werden“, sagte Paul Minz und verwies auf die wachsenden Probleme mit Lärm in Verbindung mit Partys in Ankerbuchten. „Wir müssen darauf achten, dass wir die Interessen von Menschen in Feierlaune und  Uferanwohnern in Einklang bringen. Dafür wollen wir uns stark machen, um die Freiheit auf dem Wasser zu erhalten.“ Der Präsident warb unter den Mitglieds-Clubs des Verbandes um aktive Unterstützung. Und als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zum IBMV, verteilte er die neuen Verbands-Wimpel mit den Landesfarben von Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Der IBMV vertritt als internationaler Verband die Interessen von rund 3600 motorisierten Bootsfahrern am Bodensee in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ein schöner Tag in Pauillac

IMG_4864 Pinne gebrochen(Das Folgende hat sich am 13.04. abgespielt.)

Eigentlich war alles vorbereitet für einen Törn nach Begles. Aber es sollte mal wieder anders laufen als geplant.
Der wohl kürzeste Törn mit Eos liegt hinter mir. Leinen fest nach… vielleicht 100 Metern.
Es lief zunächst ab wie im Bilderbuch, trotz ordentlich Strömung aufs Heck. Hab die Ruderpinne fixiert und so ausgetrimmt, dass Eos mit nur einer Leine schön gerade in ihrer Box geblieben ist. Wetter perfekt, Nico hellwach, Bukh auf Betriebstemperatur. Letzte Leine gelöst, Rückwärtsgang rein und die Pinne ausgeklinkt. Der Strom hat heftig geschoben, aber Eos ließ sich wunderbar in die richtige Richtung steuern. Als genug Fahrt im Schiff war und ich weit genug aus der Box raus war, hab ich ausgekuppelt und noch etwas nachgesteuert, dann gab es einen Knall!
Ich hatte die Pinne in der Hand und das ausgerechnet in diesem Hafen! Viel Zeit blieb nicht, sie hat sich sofort weggedreht. Binnen Sekunden ging es wieder vorwärts, oder besser gesagt, seitwärts und Eos hatte Kollisionskurs mit einer Dehler 39 CWS. Der Supergau nahm im Hirn bereits Gestalt an. Ich hab mich nach Abwägung aller Möglichkeiten in dieser einen Sekunde dann spontan für Vollgas entschieden. Eigentlich bin ich sonst der Meinung: Wenn ein Hafenmanöver schief geht, am besten nicht mit dem Gashebel versuchen das Boot doch noch in die richtige Richtung zu zwingen. Meistens gehen solche Manöver dann mit hoher Geschwindigkeit schief. Also besser irgendwo langsam herantreiben, in Ruhe überlegen und eventuell mit Leinen arbeiten.
Heute habe ich es anders gemacht. Volle Fahrt voraus, bloß weg von der Dehler. Unglaublich, wie schwer sich so eine Eos plötzlich steuern lässt, wenn der Hebelarm am Ruder nur noch 20 Zentimeter beträgt. Aber es ging und bevor ich jetzt hier noch ausführlich werde, ich hab sie ohne Kratzer in die Box gebracht. Hab sie sogar noch aufstoppen und sauber ausrichten können. Eos mit den Leinen danach auf die richtige Seite zu bringen und wieder festzumachen hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert.
Obwohl so ein Schaden natürlich übel ist, war der Törn trotzdem einer der besten. Es hätte nämlich alles weitaus schlimmer kommen können!
Die Actioncam lief  übrigens am Geräteträger und hat alles gefilmt!

Warum die Pinne gebrochen ist? Sie war innen morsch.
Merde!

Nach einem Kaffee hab ich mich an den Rechner gesetzt und gegoogelt. Welches Holz brauche ich, was kann ich hier bekommen. Dann noch schnell eine Zeichnung gemacht und oben drauf auf Französisch „Eschenholz“ geschrieben.
Ich wollte mit meiner Zeichnung eigentlich nur kurz bei meinen Nachbarn vorbei schauen und danach in der Capitainerie fragen.
Gerade so vom Ponton runter gekommen bin ich, da grüßt mich ein älterer Herr und fragt, wie es mir geht (ich hatte ihn ein paar Tage zuvor kurz gegrüßt). Ich sage, dass alles gut ist, ich aber ein Stück Eschenholz für eine neue Pinne suche. Keine 5 Minuten später saß ich mit in seinem Auto und wir waren auf dem Weg zum Schreiner Guillet, am anderen Ende von Pauillac. Der Schreiner war leider nicht da und er konnte ihn auch per Telefon nicht erreichen. Also sind wir weiter zum Baumarkt gefahren und haben zusammen nach einem Stück Holz gesucht und gefragt. Es gab aber leider nur Bauholz, mit zu vielen Ästen. Also wieder zurück zum Hafen. Allein die Fahrt war schon ein Erlebnis. Mit Autos kannst du mich ja eigentlich seit Jahren überhaupt nicht mehr locken, aber dieses Schätzchen hatte was. Ein 1970er Rover 3500 V8 in fast perfektem Zustand und mit einem Sound…
So, jetzt aber weiter mit dem Holz. Ich war kurze Zeit später in der Capitainerie. Die nette Mitarbeiterin hat gleich jemanden losgeschickt, um so ein Stück Holz im Lager des Hafens zu besorgen. Leider stellte sich nach einer Weile heraus, dass kein Eschenholz dabei war, aber ich könne gerne mal selber mit im Schuppen schauen, ob vielleicht ein anderes Stück Holz dabei ist, was für eine neue Ruderpinne geeignet ist. Also auf zum Schuppen, kurz gesucht und ein gutes Stück Nadelholz gefunden. Keine Äste, recht schwer und nicht gerissen.

Was das ganze am Ende gekostet hat? Ein Merci Beaucoup, oder zwei, oder Drei!

Anschließend habe ich mir von der S/Y IZAR noch zwei Hobel geliehen und es ging los. Schneiden, Hobeln, Bohren, Schleifen, Versiegeln, Essen, Schlafen, Lackieren, Einbauen…

Freitag will ich hier weg!

Wobei… So langsam gefällt es mir richtig gut in Pauillac.

IMG_4869 neue Ruderpinne
IMG_4873 neue Ruderpinne
IMG_4877 neue Ruderpinne
IMG_4884 Ruderpinne

Ein Weinmann in Pauillac

IMG_20160412_191534 Weingüter PauillacAm 12.04. wird Pauillac von mir erkundet. Die Ländereien hinter dem Ort beherbergen einige der berühmtesten Weingüter der Welt. Der Boden ist so wertvoll, dass kaum ein Quadratmeter ungenutzt bleibt.
Den Ausflug genieße ich. Wunderbares Wetter, endlich mal wieder ein wenig die Gegend zu Fuß erkunden und vorbei an Châteaus, die Familien wie Rothschild oder Latour gehören.

Ich schreibe diesmal mal nicht viel, denn ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Am nächsten Tag will ich weiter.

Eigentlich…

In Pauillac

IMG_4628 Eos SchlickrutscherAls ich letzte Woche Dienstag hier in Pauillac angekommen bin, da hätte ich die Möglichkeit gehabt gleich am nächsten Tag weiter nach Begles zu fahren. Es wäre allerdings sehr knapp geworden. Zum einen, weil mehr Schlamm im Hafen liegt als erwartet und damit das Zeitfenster zum Auslaufen so kurz vor Springtide verkleinert wird, zum anderen, weil ich erst kurz vorm Dunkelwerden in Begles angekommen wäre, vorausgesetzt, alles wäre nach Plan verlaufen.

Gebracht hätte es mir jedoch wenig, denn spätestens in Begles wäre für eine Woche Schluss gewesen, da die Gezeiten nicht zu den Betriebszeiten der ersten Schleuse gepasst hätten. Einen Anleger gibt es vor dieser Schleuse nicht. Man muss sich dort eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft melden, dann wird die Anlage für einen vorbereitet und man fährt direkt aus dem Fahrwasser in die Schleusenkammer.
Da muss also auch wieder alles passen. Hätte es aber eben nicht, denn die Garonne, wie auch die Gironde, ist bis weit ins Land durch Gezeiten beeinflusst. Da geht es nur mit dem Strom und nicht dagegen. Theoretisch wäre eine Nachfahrt auf der Garonne um Springtide herum noch möglich gewesen, oder andere „Experimente“. Theoretisch! Denn Nachtfahrten auf dem Fluß sind nicht ganz ohne. Das kann man auf Flüssen in seinem Heimatrevier machen, wenn man es kennt wie seine Westentasche. Wobei einem hier auch noch eine Menge Treibholz, in Form von ganzen Baumstämmen, entgegen kommt. Die sieht man Nachts schlecht.

IMG_4709 Treibholz

Der Tidenhub beträgt in Pauillac bei Springtide über 6 Meter. In Bordeaux ebenfalls und auch in Castets-en-Dorthe, an der Schleuse zum Kanal, etwa 150 Kilometer hinter der Mündung, hat der Atlantik noch nicht ganz an Einfluss verloren.
Es werden enorme Wasser- und Schlickmengen bewegt und in den Häfen kommt man mit dem Ausbaggern kaum hinterher.
Was hier, am größten Mündungstrichter Europas, an Wasser ins Meer fließt ist nicht wenig. Allerdings wird die Menge des abfließenden Süßwassers, vom einströmenden Meerwasser bei Flut, um das bis zu 30-fache übertroffen. Das ganze Seegebiet hat daher wenig Eigenschaften eines Flusses. Zumindest hier in Pauillac ist das in Bezug auf die Seefahrt noch Meer, auch wenn das Wasser eine andere Farbe hat, als direkt am Atlantik.

Also bin ich vorerst in Pauillac geblieben, habe Barbara und Michael kennengelernt und schöne Stunden bei den beiden an Bord ihrer S/Y IZAR verbracht. Mal war ich zum Tee an Bord, mal zum Abendessen eingeladen.
Die IZAR ist eine Bruce Roberts 53 und die beiden haben schon viel mit ihr gesehen. Sie sind von der Türkei aus durchs Mittelmeer gesegelt, dann über Gibraltar um die iberische Halbinsel herum.
Biskayaüberquerung, Irland, Schottland, Norwegen und wieder zurück in die große Bucht hier am Atlantik.
Es sind interessante Geschichten, die erzählt werden. Geschichten ohne Seemannsgarn und Geschichten, die inspirieren und Mut machen.
Irgendwann muss ich mich losreißen, es wird spät. Und wenn ich als Nachteule spät sage, dann ist es wirklich spät.

Ansonsten ist hier an meinem Ponton wenig los. Ich liege am anderen Ende des Hafens. Nachdem Eos in der ersten Nacht ziemlich früh trocken gefallen ist, habe ich sie in diese Ecke verholt. Hier wurde gerade erst ausgebaggert und Eos hat selbst bei Springniedrigwasser noch genügend davon unter den Kielen.
Ein wenig Aufmerksamkeit hat sie auch von mir bekommen. Ich habe den Ölwechsel und die Inspektion ein paar Motorstunden vorgezogen und eine neue Trinkwasserpumpe eingebaut. Bei der Alten hatte sich der Druckschalter verabschiedet. Vor dem Einbau habe ich der neuen Pumpe allerdings ein Relais spendiert, ein Tipp von einem Bootsnachbarn aus dem Mahnensee. Im Originalzustand muss der Druckschalter die gesamte Last der Pumpe schalten und geht dabei relativ schnell hopps. In der umgebauten Version schaltet der Druckschalter nur noch mit minimalem Strom ein Relais, welches dann die Pumpe ein- und ausschaltet. Das sollte nun ein wenig länger halten.

Mit Englisch hatte ich übrigens auch hier wieder überhaupt keine Probleme. Fast jeder, dem ich begegnet bin kann Englisch. Zweimal wurde ich sogar mit meiner Muttersprache überrascht. Mein Französisch ist leider nach wie vor eingerostet. Mehr als ein paar Brocken sind da nicht drin. Aber immerhin habe ich es hin bekommen in Begles anzurufen und mich auf Französisch nach dem Hafen und den Liegeplätzen zu erkundigen. Es war ein langes, holpriges Telefonat aber ich weiß nun wo ich dort festmachen kann.

Videoupdate #23

EINMAL MÜNCHEN-ANTALYA – heute live bei GEOBUCH München. Oder: Vom langsamen Reisen.

Reste des antiken Theaters im südtürkischen Myra:
Die Mienen der Schauspieler.

Es gibt vielfältige Gründe, warum wir reisen. Und warum wir hinterher darüber den Mund aufreißen über das, was wir erlebt haben, noch mehr. Egal, wie immer man reist, ob pauschal oder „all inclusive“ oder „individual“: Irgendetwas verändert sich. Der Alltag ist, zumindest am ersten Tag danach, ein anderer. Wir sehen unsere Welt danach mit anderen, weit aufgerissenen Augen – auch wenn der Effekt im Büro oder sonstiger Alltagsroutine nach einem Tag meist verschwunden ist. „Unsere“ Welt hat uns dann wieder.
„Urloub“: Im Deutsch des Mittelalters ist das Wort eng verwandt mit „sich Erlaubnis nehmen“. Der Urlaub war …

also noch nie die Regel, wollte man ihn, musste man sich „Erlaub“-nis holen – von wem auch immer. Mir hat das eigentlich nie eingeleuchtet, schon als Kind nicht, am Ende der großen Sommerferien. Ich habe mich lange gefragt und tue das bis heute: „Wie stellt man es an, eigentlich immer Urlaub, ja: „Erlaubnis“ zu haben?“

Genug der Wort- und Gedankenspiele, der Bekenntnisse. Heute Abend werde ich über meine Reise von München nach Antalya erzählen:

Bei GEOBUCH am Viktualienmarkt, ab 19.30 Uhr am heutigen Donnerstag, 7.4.2016.

Und das ist für mich schon ein besonderes Highlight. Denn schließlich ist GEOBUCH immer ein traditioneller Ort des Aufbruchs, ein Ort, an den ich ging bei x Reisevorbereitungen. Wenn Sie also,
wie das Pärchen, das ich vergangene Woche bei meinem Vortrag in der Berliner URANIA kennenlernte und das von Berlin nach Antalya mit dem Motorrad möchte, wenn Sie also das Fernweh plagt und zwickt: Dann freue ich mich, wenn Sie heute Abend im Publikum sitzen.

Denn ums Fernweh, um Nisomanie (die Inselsucht) und Leben am Meer wird’s gehen.
Und darum, dass wir unserem Fernweh öfter mal „Erlaubnis“ geben sollten.

Und für alle, die Fernweh & Meeres-Sehnsucht jetzt gleich befeuern wollen:


Ein Mann verliert seinen Job.

Aber statt zu resignieren, begibt er sich einfach auf sein kleines Segelboot.

Und reist in fünf Monaten: Von München nach Antalya.
Was passiert, wenn wir unser angestammtes Leben ändern?

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Demnächst Vorträge in:
            Donnerstag, 31.3.2016, 19:30 Uhr: URANIA, Berlin                                                                                     
     An der Urania 17, 10787 Berlin, Tel. 030 218 90 91
Donnerstag 7.4.2016, 19:30 Uhr: GEOBUCH, München
Rosental 6, 80331 München, Tel. 089 265030
Kommenden Sonntag der Film im Kino in:
Sonntag 10.4.2016, 11:00 Uhr: Kino im ANDREASSTADEL, Regensburg  

Im Download. Als DVD. Hier.

                        

Auf Sizilien. Im späten Winter.

Und irgendwie hatte ich es wieder nicht hingekriegt. Hatte es einfach nicht gemacht. Hatte das, was wichtig ist, einfach aus den Augen verloren. Ich hatte mir vorgenommen: „Im Winter mindestens einmal pro Monat am Meer.“ Auf LEVJE, die jetzt im Süden Siziliens im Hafen von Marina di Ragusa liegt. Nicht weniger als eine Woche. Mindestens. 

Aber wie das Leben so läuft: Ein netter Winter in Oberbayern. Eine spannende Aufgabe in Berlin.  Und weg ist der gute Vorsatz… 

Aus „Mindestens einmal monatlich“ wurde flugs „kein einziges Mal in vier Monaten.“ Mein Leben war spannend. Doch ich scharrte mit den Hufen, endlich, endlich in diesem Winter wieder auf mein Schiff zu kommen. Ich spürte, wie mein Schiff an den Leinen ruckte, ein Lebewesen erwacht in den Winterstürmen Siziliens. Nachts lag ich wach: „Schwimmt sie noch?“

Heute war es soweit. Früh aufgestanden, die letzten Dinge im Seesack verstaut, proppenvoll mit Werkzeug, Schrauben, Bolzen, Plastikflaschen voll „Harz & Härter“. Zwei Beutel mit Ostereiern, meine Lieblingssorte, die mir Katrin neben den Seesack legt. Minuten später stehe ich allein am Bahnhof, en Seesack geschultert, mein Schritt ist federleicht, obwohl der Seesack zusammen mit dem kleinen Rucksack für meine elektronische Ausrüstung mehr als 20 Kilo wiegt. Rollkoffer? Nein. Ich spüre es nicht, das Gewicht, weil andere Gewichte heute morgen von mir abfallen, während ich im lichtlosen Grau auf dem Bahnsteig stehe, beim Umsteigen nehme ich zwei Stufen auf einmal. Das Herz: es hüpft.

Der kleine Militärflughafen weit weit im Westen, von dem die Maschinen mit der aufgemalten gelben Harfe abheben. Noch nie bin ich mit RYANAIR geflogen, es ist eine verflixte Gängelei, vorher und während wir abgefertigt werden. Gedrängel und Gegängel im Wechsel, eingepfercht sein – da hilft auch kein noch so flotter Marketing-Refrain. Ein Massenprodukt, das mit Massen gefüllt sein will, sonst funktioniert es nicht, ich überlege, wie man – eingepfercht und nicht nur der Beinfreiheit beraubt, dieser Art von Massentransport, es ist ja nichts anderes, Positives abgewinnen könnte. Ich schließe die Augen. Schlafen ist gut. Der Blick aus dem Fenster auf die Weite der Berge – ja der entschädigt.

Anflug auf Palermo. Als die Wolken aufreissen, sagt jemand hinter mir: „Merkwürdig. Ich sehe Schnee. Und Berge.“ Doch was aus der Luft wie Schnee aussieht, ist Gischt. Wind, der tief unter uns auf dem Meer Wellen aufwirft, Gischt, die von hoch oben weiß aussieht, wenn Kämme brechen.

Und tatsächlich. In Palermo weht es. Wie fast immer, liegt der Flughafen einer Insel am Meer, beim Aussteigen warnt der Purser, dass man aufpassen solle, „heavy gusts outside“. Als ich aussteige, galoppieren graue Wolkenfetzen über den Berg, der archaisch hinter dem Rollfeld aufragt. Pfützen, die flirren, als lägen sie unter einem Triebwerk. Der Autoverleiher, ein netter Rothaariger, der versucht, mir noch für 170 € eine Extra-Versicherung anzudrehen. Nettes Palaver. Italien.

Ich rolle durch die Dämmerung. In Palermo Stau, es ist sechs, dann auf der Autobahn Richtung Süden. Windboen treiben meinen Kleinwagen immer wieder aus der Spur, aber sie lassen etwas nach. Regenschauer, kein Mittelmeer-Regen, eher feines Gesprühe. Meerwetter. Atlantikwetter. Zwischen den Bergen kurz der Vollmond, der zwischen jagenden Wolken sich zeigt. Als ich ihn sehe, weiß ich wieder, wie richtig es ist, immer wieder aufzubrechen, genau das und dies hier zu suchen, und wenn es nur für Tage, Stunden ist. Freude, die beim Anblick des Mondes wie ein Blitz durch mich zieht. Die letzten Kilometer, ein Gekurve durch düstere Wälder von Schilf, lange Halme, die sich im Wind biegen, wenn der Scheinwerfer des Wagens sie fasst.
Als ich endlich den Hafen erreiche, ist es mondlos, wolkenverhangen, Finsternis. Eigentlich wollte ich noch etwas essen gehen, aber die Sorge um mein Boot treibt mich gleich zum Hafen, jetzt um neun ist eh fast alles zu. Marina di Ragusa, Ferienort. Winterschlaf. Fetzen von Planen, die von Zäunen wehen.

Dann stehe ich endlich vor LEVJE. Sieht alles gut aus, von der Pier. Die Persenning bläht sich und bauscht im heftigen Nordwest, ein Brausen in den Masten. Ein paar ausgerissene Zeisinge, es muss heftig geweht haben hier die letzten Monate, die Trikolore, die ich neu im Herbst aufzog, sie ist in der Dunkelheit reduziert auf „Uno Colore“. Der Rest: verweht, vom Wind zerzaust, zerfasert, zerstoben.

Ich klettere an Bord. Fühlt sich so gut an, der gewohnte Tritt am Bug in den Bügelanker, in einem Schwung hinauf mit dem Seesack auf den Rücken in den Bugkorb, LEVJE schwingt freundlich in einer Böe nach Steuerbord. „Guten Tag.“ Mein Gesicht ein dümmliches Grinsen, ich freue mich einfach nur, als wäre es Weihnachten, wieder hier zu sein. Schnell das Steckschot geöffnet. Ich tappe im Dunkel nach unten, jedes Mal erwarte ich, im Dunkel mit den Füßen in eisiges Schwappen zu tauchen, weil ein Bordverschluss leise aufgab, im Winter. Aber alles ist trocken. Ich taste im Dunkel nach dem Hauptschalter, drehe kurz den Knochen. Licht springt an, ich habe beim Weggehen vorbereitet, dass alle Lichter gleichzeitig angehen. Mein erster Blick: Alles gut, alles trocken. Batterien so la-la. Nur die Kartoffeln in der Bilge habe Triebe bekommen, ich dachte ja im späten Dezember, gleich wär’ ich wieder da. Alles trocken. Alles gut. Freude packt mich, wieder auf meinen Boot zu sein, Freude, tief kindlich und kindisch zugleich, ich streichle LEVJEs Mastfuß, wie immer, wenn ich komme, wenn ich gehe. 

Die Beziehung eines Menschen zu seinem Gefährt: Sie ist bemerkenswert immer dann, wenn es nicht um „ es Haben“, sondern um „damit etwas Machen“ geht. Natürlich handelt es sich ja alles nur um ein paar industriell gefertigter und montierter Teile, Glas, Harz, Härter, Alu und Holz, im Wesentlichen. Aber zu jedem wichtigen Gefährt hatte ich auch immer eine besondere Beziehung. Mein erstes Fahrrad, auf dem ich nach der Schule, wenn das Wetter es zuließ, jeden Nachmittag aufbrach, um irgendwo im Dorf herumzustreunen, nach Erfahrungen, Abenteuern zu suchen, hieß „Emma“. So wie die Lokomotive von Lukas in dem Buch, das ich Nachmittags auf den heißen Pflastersteinen liegend wieder und wieder verschlang. Das erste Motorrad, das den Radius deutlich vergrößerte, die „wilde Wutz“. Der kleine rote Golf. Vielleicht ist das so: Ein Gefährt wird zum Gefährten, wenn man mit ihm ganz neue Schritte ins Leben geht. Neue Wege beschreitet. Wenn man ihm neue Erfahrungen verdankt, Weite im Kopf. Und Stunden des Glücks.

Ich schaue mich unter Deck um. Die Fenster blieben im prasselnden Winterregen alle dicht. Draussen macht der Wind Geräusche wie ein dahinbrausender Zug, der sich in die Kurve neigt. Ein schrilles Pfeiffen zwischen den Wanten. Ein dumpfes Wummern vom Meer hinter der Mole. Hundertfaches Sirren und Schwirren in der Luft. Ein Rauschen und Branden, Levje, die in den Böen hin und herschwingt, dazwischen der brummende Ton einer Orgel. Levjes Mastfuß, der vibriert. Die Tausenderlei Töne, die schwächer werden, nur um gleich wieder anzuschwellen, das Sirren und Schwirren und Brummen und Pfeiffen, das über allem liegt im Dunkel. Und ich mittendrin, geborgen, behütet in der Unwirtlichkeit, in der mein kleines Schiff schwingt, während ich Wasser für einen Topf mit Penne aufsetze und mir eine der letzten griechischen Bierdosen öffne: Bin glücklich während ich im Cockpit sitze, und hinausschaue in die brausende Finsternis. 

„Das Leben eines Menschen ist, was seine Gedanken daraus machen.“ Der alte Kaiser, der das schrieb, hatte recht – im Guten wie im Schlechten. Ich stelle mir vor: Wie er diese Zeile im matten Licht einer Öllampe seinem Sekretär diktierte – der alte Kaiser lebte meist im Militärlager, ein Kaiser zwar, aber im Zelt, die zwanzig Jahre seiner Regierung fast nur in widrige Grenzkriege im Norden verwickelt. „Das Leben eines Menschen ist, was seine Gedanken daraus machen.“

_________________________________________________________________________________

Mehr Geschichten vom Autor von MARE PIU: 

Ein Mann verliert seinen Job.

Aber statt zu resignieren, begibt er sich einfach auf sein kleines Segelboot.

Und reist in fünf Monaten: Von München nach Antalya.
Was passiert, wenn wir unser angestammtes Leben ändern?

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Demnächst Vorträge in:
            Donnerstag, 31.3.2016, 19:30 Uhr: URANIA, Berlin                                                                                     
     An der Urania 17, 10787 Berlin, Tel. 030 218 90 91
Donnerstag 7.4.2016, 19:30 Uhr: GEOBUCH, München
Rosental 6, 80331 München, Tel. 089 265030

Demnächst der Film in:
Sonntag 10.4.2016, 11:00 Uhr: Kino im ANDREASSTADEL, Regensburg                           

MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE: Die SWR 2-Sendung jetzt als Podcast hören.


MEIN BOOT IST MEIN ZUHAUSE ist der Titel des bei millemari. kürzlich erschienenen Buches darüber, wie man seinen Wohnsitz in Deutschland auf ein Boot verlegt. Und mit welchen Tricks und Kniffen man sich das Wohnen und Leben auf einem Boot erleichtern kann.

Mal kritische, mal hintergründige Fragen stellte der Journalist Burkhard Müller-Ullrich vom SÜDWESTFUNK seinen drei Gästen, die er zu seiner Sendung KAJÜTE STATT KAMIN. WIE WOHNT MAN AUF DEM WASSER? eingeladen hatte. Jeder der drei Gäste hatte im vergangenen Jahr mindestens neun Monate auf seinem Boot verbracht, hatte – der eine mit mehr, der andere mit weniger Kompromisslosigkeit – seinen Traum vom Leben auf dem Wasser erfüllt. Nicht aus Not, nicht aus Verzweiflung. Denn jeder der drei Gäste ist steht mitten im Leben, geht einer geregelten Tätigkeit „an Land“ nach. Das Boot also nicht als Sehnsuchtsort, sondern als bewusst gewählte Lebensform.

Wie die Diskussion lief, welche Aspekte beim Leben auf dem Boot zu beachten sind, können Sie jetzt selbst hören. Einfach reinklicken. Hier.

Und wer danach nicht glaubt, wie schön das Leben im Winter auf dem Boot sein kann, dem empfehle ich den einen oder anderen Post auf MARE PIU:

Weiterlesen bei: Im Winter am Meer. Sizilien und Mallorca.
Weiterlesen bei: Warum manche Menschen gern im Winter auf dem Boot leben.
Weiterlesen bei: Wie ist es eigentlich, den Winter auf dem Boot zu verbringen?
Weiterlesen bei: Was es kostet, den Winter auf dem Boot zu verbringen?
                                __________________________________________________

Soeben bei millemari. erschienen:


Sehenswerte Bilder und Texte aus diesem Buch haben wir 
auf unserer millemari.-Bestellseite für Sie zusammengestellt. 
Klicken Sie rein.

… nicht vergessen: Wenn Ihnen dieser Post gefiel, klicken Sie bitte unten auf „Tolle Geschichte.“

Der Segler im Winter: Mallorca.

Und? Wissen wir noch, wie das ist, jetzt im späten Winter am Meer? Könnten wir das einfach beschreiben, wie das zugeht am Himmel und aussieht und sich anfühlt, wenn die Sonne das Meer alleine zurücklässt? Hätten wir sie noch alle drauf, all die Farben, wie sie sich über den langen langen Sonnenuntergang dahinziehen? Wissen wir noch, wie das ist, wenn der Himmel im Abendlicht
zu einer Kinoleinwand wird, über die ein Film ganz anderer Art flimmert? Versuchen wir mal, diesem Kinofilm beizuwohnen.

Zur Erinnerung: Jetzt im Winter, am späten Nachmittag, versinkt die Welt am Meer im Blau noch mehr als am Land. Und nur, was aufragt aus dem Meer, was sich dem letzten Licht des Abends entgegenstellt, ein Fels, ein wackeliger Steg, zwei gekreuzte Bretter, das leuchtet plötzlich auf wie eine rätselhafte Hieroglyphe.

Das leise Rauschen am Strand. Ein kalter Wind im Gesicht, der Frösteln macht. Geruch nach frischem  Tang. Wolken, die wie feine Finger über die ganze Weite des Himmels ausgreifen. Schwere Schuhe, die im Sand versinken. Der rote Turm, von dem niemand Ausschau hält und der doch dasteht: als würde er auf etwas sehnsüchtig warten, etwas heiß ersehntes, was übers Meer kommen wird. Ganz sicher.

Und während wir langsam zurück stapfen durch den Sand und der Erdboden immer mehr im Dunkel versinkt und der Himmel duftig immer heller wird und heller, bis er nur noch ein einziges Leuchten ist, weil der Rest der Welt im Dunkel versinkt, schießt mir ein Satz durch den Kopf, den ich im Flugzeug las, über den Wolken, und den ich festhalten möchte auf diesem Blog, weil er so passt, zu all dem:

„Man ist ja auch immer das Gegenteil dessen, was man ist.“

PS: Der kluge Satz: Der stammt von Künstlerin-Sängerin Laurie Anderson. Und er war an diesem Wochenende in ihrem Interview im lesenswerten SZ-Magazin LOS GEHTS. EIN FRAUENHEFT ÜBER DEN AUFBRUCH zu lesen.
Und der Himmel im Winter am Meer? Der ist ganz sicher noch da, wo er immer ist.
Der Himmel: Er kommt für alle, die nicht warten wollen, am Ende in meinem Buch und auch im Film EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE ausgiebig vor. Der Film läuft an diesem Wochenende
                      am Samstag, 19.3. im KURTHEATER in Tutzing
                      und am Sonntag 20.3. als Matinee im BREITWAND in Herrsching.

Und wer wiederum darauf nicht warten will: Den Film gibts samt Trailer bei www.segelfilme.de.

Mare Più. 2016-04-09 17:27:00

Im Nachhinein und Hinterher klingt alles wie erfunden. Und doch ist jedes Wort wahr: Mein Film entstand wahrscheinlich genau in dem Moment, in dem mich zum ersten Mal die Faszination des „Auf dem Meer unterwegs seins“ voll erwischt hatte.

Es war 1998. Die Eltern meiner damaligen Freundin – Segler, Abenteuer-Urlauber alter Couleur mit drei Töchtern – hatten mich eingeladen. 1998 Segeln in
der südlichen Türkei. Ich willigte ein, nichtsahnend, was auf mich zukäme. Wir legten ab, und kaum hatten wir die Hafenmole von Marmaris erreicht, entfuhr mir ein Schrei, so wie ich am Vorstag stand. Ein Jubel. Irgendwie war es um mich geschehen. Etwas war in mein Leben getreten, was mich nie wieder verlassen würde.

Was es war: Dem versuche ich bis heute auf die Spur zu kommen. Seither bin ich segelnd auf dem Meer unterwegs. Die ersten 17 Jahre knappste ich die Zeit neben meinem Beruf ab. Von sechs Wochen Urlaub verbrachte ich jedes Jahr sieben auf dem Meer. Mindestens. Nach meinem zweiten oder dritten Törn trabte ich los und kaufte eine Kamera. Ich wollte einen Film machen, erzählen, was „das da draußen für eine phantastische Landschaft ist. Ich wollte weniger von dem erzählen, was Sportgazetten und Webseiten beherrscht, das „Schneller! Höher!! Weiter!!!“ von Regatten und Rennen. Nichts vom Kick, den „Speed“ vermitteln kann. Nichts über Beschleunigung. Stattdessen interessierten mich: Geschichten. Kleine Geschichten, wie man sie an jedem Wegrand findet.

„Freunde der Fünf-Meter-Wellen-Action,
Fans rauschender Gleitfahrten mit überspülten Decks,
Liebhaber hektischer Filmschnitte:
Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein:
Dies ist kein Film für Euch!“
DIE SEGELREPORTER im Dezember 2015
über meinen Film.

Nein. Mein Film sollte über anderes gehen: Über das Langsame. Über die Schönheit, die man findet, wenn man die Nacht allein in einer einsamen Bucht verbringt. Über den Frieden, der sich an unwirtlichen Orten einstellt, wo man niemals vermutet hätte, ihn finden zu können. Zehn, zwanzig Seemeilen von der Küste entfernt, weit weit weg, wenn Land am Horizont verblasst. Irgendwo auf einer Ägäisinsel, wenn man hoch über dem Meer den Grat im Wind entlang wandert. Im Sonnenuntergang in der Wüste. Im Laden des lachenden, 92jährigen Herrn Michelakis auf Amorgos, der ähnlich wie das Haus meiner Großmutter mehr mit einer vergessenen Galaxie gemein hat als mit „Shop“ und „Shoppen“.

Allesamt sind dies vordergründig unwirtliche Orte. Und Reiseziele, die man in keinem Ferienprospekt fände. Es ist das, was überall sichtbar abseits am Wegrand liegt.

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele,
auf die man bei üblicher Herangehensweise
schwerlich gekommen wäre.“
DIE YACHT im Juni 2015 über EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE. 

Der Film ist da. Und jetzt?
Habe ich natürlich Angst, dass die Zuschauer ihn nicht gut finden könnten. Mein Alptraum geht so: Am kommenden Sonntag, wenn der Film vorbei ist und im Kino P das Licht im Saal wieder angeht, schaue ich in die Gesichter der Zuschauer – und schaue in verhärtete, zu Stein gewordene Gesichter. Köpfe, die verneinend hin und hergehen. Es ist nicht auszuschließen. Es wäre mir arg. Denn: Mit seinen Kunden darf man alles machen, alles. Nur eines nicht: Sie langweilen.

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015
über das Buch EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE.

Aber lassen wir uns einfach überraschen, was da kommt. Denn schließlich gilt: „Ein Boot im Hafen ist sicher. Aber dafür ist ein Boot nicht gemacht.“ So lautet das Schlusswort meines Films. Und das gilt auch für einen Film, an den man immer gedacht, ihn nie gemacht oder gar gezeigt hat.

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“
RATGEBER.REISE. im Juni 2015

Und auch wenn dieser Film vordergründig ein Segelfilm ist, auch wenn mein heimlicher Held in diesem Film das Meer ist und jeder Moment im Film sich um die Sehnsucht nach dem Meer dreht: Es ist ein Reisefilm. Ein Film darüber, was passiert, wenn wir uns aufmachen. Was mit uns passiert, wenn wir unser Zuhause verlassen, aus unserer gewohnten Umgebung einfach herausgehen.

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens
ist seine Ruhe. Eine Ruhe, die der Film
mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern 

von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“

SEGELREPORTER im Dezember 2015

Was erwartet man sich, wenn man einen Film macht? Die Mühen auf sich nimmt, Menschen motiviert, verpflichtet, dabei mitzumachen? Ruhm? Ehre? Geld? Sicher nicht. Dafür ist dieser Film mit einfachen Mitteln gedreht. Filmmusik, Schnitt und Ton haben echte Film-Profis übernommen, das ja. Sie werden im Kino P auch mit dabei sein.
Nein. Was ich mir wünsche, ist, dass dieser Film sein Publikum erreicht – diejenigen, denen er ein Lächeln entlockt. Das wäre schon sehr viel.

EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA läuft zunächst in folgenden Kinos – ich hoffe, es werden noch mehr:

Sonntag, 14.2.2016    11.00 und 18.00 Kino P, Penzberg
Sonntag, 21.2.2016    10.30 Kino im Griesbräu, Murnau
Sonntag, 21.2.2016    13.00 KurTheater, Tutzing

sowie in Ausschnitten auf folgenden Veranstaltungen

Samstag, 13.2.2016    15.00 F.R.E.E. München auf dem MITTELMEER SKIPPER-TREFFEN.
Donnerstag, 31.3.16   19.00 URANIA Berlin

Zum Trailer des Films? Gehts hier lang!

Special Thanks an die vielen Menschen, 
ohne die EINMAL MÜNCHEN – ANTALYA, BITTE
nie entstanden wäre. Und an
Susanne Guidera, www.concepts4u.de 
für ihre perfekte Pressearbeit 
für Buch und Film.

Der Segler im Winter: Unterwegs in Berlin.

Nein, am Meer liegt es nicht. Und Sterne hat es auch keine abbekommen im Gault Milliau. Es ist einfach nur eines von diesen Lokalen irgendwo in Berlin, in einer Seitenstraße, irgendwo in Schöneberg.

Ein Restaurant ist es im eigentlichen Sinn, wegen der langen Speisekarte hätte es die Bezeichnung allein schon verdient, aber dafür fehlt dann wieder der Hauch von Noblesse und Tütteltüh, der im Wort „Restaurant“ nun mal
mitschwingt. Gäbe es dies Wort noch unter den ungezählten Worten, die das Deutsche kennt für „Orte, an denen man isst“: Würde ich DIE FEINBÄCKEREI am ehesten als „Taverne“ nennen.

Eine Taverne: Eben so ein Ort wie DIE FEINBÄCKEREI. Ein Ort, an dem man an einem klammkalten Wintertag gerne durch die bimmelnde Eingangstür (sie bimmelt nicht wirklich!) ins warme Innere tritt, sich durch den schweren Filzvorhang, der Unbill, Kälte draußen hält, ins Innere wühlt. Den schweren Mantel ablegt und sich nach anstrengendem Tag einfach der wohligen Wärme am Wirtshaustisch ergibt. Und sich die Speisekarte angelt. Was die wohl hergibt? Davon später.

Mein Faible für Berliner Institutionen dieser Art rührt von einem Niederländer, ausgerechnet. Es war Cees Nooteboom, der in seinem in wunderbarer Sprache gereiftem Roman ALLERHEILIGEN genau dieser Sorte von Berliner Taverne ein Denkmal setzte. Vier Intellektuelle aus drei Ländern, die in eiskalter Winternacht in einer pfälzischen Weinstube in Berlin aufeinandertreffen. Und über Pfälzer Saumagen, Hefe, Rotschimmelkäse, Blut- und Leberwürsten und Pfälzerwein über den Zustand der Welt und der Wurst im besonderen sinnieren. Dies Sinnieren lässt Cees Noteboom lange währen: Eine traurige russische Physikerin im Pelz kommt darin vor, ein deutscher Bildhauer, der der Tafelrunde mit gewichtigem Wort vorsteht, und der Held des Romans Arthur Dahne, Niederländer wie sein Schöpfer, ein Mann, der Frau und Kind bei einem Flugzeugabsturz verlor, und damit alles. Drei, vier Gestalten, gespült vom Leben an irgendein Gestade, irgendwie am Ende ihrer Geschichte und doch im Lot – ich liebe die Helden des Cees Nooteboom. Und nicht einmal der Tod eines weiteren Gastes, der in ihrem Beisein selig lächelnd über seinem Glas Pfalzwein entschläft, könnte sie noch aus der Bahn werfen.

So ein Ort ist DIE FEINBÄCKEREI. Und solche Orte gibt es nur in Berlin. Die Speisekarte verkündet Handfestes: Kässpatzen. Und gschmelzte Maultaschen. Und Maultaschen in Mangold und getrockneten Tomaten. Und Maultaschen in Gorgonzolasauce. Am Ende „Ebbs zum Veschbra“ und: „Ebbes Siass!“ Davor noch einmal Kässpatzen, in dreierlei Variation. Und „Saidewirscht“ – Spätzle und Linsen und Wiener. Und dann: Auch Spätzle mit Bratensoße – was ich als Kind oft aß, ich mochte nun mal kein Fleisch, meine schwäbische Großmutter, die mir den Teller vorsetzte und zu den streng blickenden Eltern hin raunzte: „Duand‘ des Buale edd so ploga!“ Mehr Geborgenheit, mehr Heimat kann es in einem Leben nicht geben.

Womit wir dann auch beim Thema wären. An den Wänden wartet DIE FEINBÄCKEREI mit allerhand Fotografien auf. Sie alle drehen sich um eine Kindheit in Deutschland nach dem Krieg – eben in einer Feinbäckerei. Ich kann nicht sagen, wo der Ort dieser Feinbäckerei ist: Ob in Berlin oder irgendwo im Nachkriegs-Schwaben. Aber die Feinbäckerei: Sie spielt auf jedem Foto eine Rolle. Sie ist der heimliche Held auf jeder Fotografie, der Ort, an dem – wer auch immer – genau dies getan hat: „Die glücklichen Spiele der Kindheit gespielt.“ Vor dem Laden auf der Straße herumgelungert, die ersten Schritte gemacht im Leben, wirklich die allerersten.







Herumgehangen in der Backstube bei den Gesellen. Der Vater voll Stolz, hält ihn bang, er könnte fallen, der Sohn. Vor dem Laden dann wieder herumgehangen mit 15, mit 16, Tante und Schwester vor der Ladentüre, es ist Sommer, die langen, langen Beine in einer noch kürzeren Hose, damals Mangel, heute uncool. Und der blecherne grüne Kasten mit den Pfefferminzbonbons darin, VIVIL, wer hatte sich das bloß ausgedacht, mit Pfefferminzbonbons aus grünen Blechkästen gnadenlos das ganze Land überziehen?

Nein, nein: Cees Nooteboom hat da schon Recht. Dem Segler im Winter in einer Welt, die irgendwie jeden Tag aufs Neue außer Rand und Band zu geraten scheint, kann ein Ort, an dem es etwas zu Essen gibt, schon etwas Geborgenheit und Trost schenken. Aber nur, wenn die Kneipe im Winter und in Berlin steht.

DIE FEINBÄCKEREI mit ihrer lesenswerten Speisekarte und ihren vielen Kässpatzen? Die gibt es wirklich. Hier.