Monat: Februar 2015

Von der Idee bis zur Produktion – Wie ein Album entsteht

Eines ist mal klar: Im Sommer hätte ich dafür nicht die Ruhe gehabt. Die Vorproduktionen für die 15 Titel die ich auf meiner Reise geschrieben habe und nun produzieren möchte sind fertiggestellt. So gesehen sind Jahreszeiten auch wieder ganz praktisch. Bei dem Wetter kann man sich wunderbar vor dem Rechner verkriechen und Fleissarbeit leisten. Jeder der schon einmal einen Song geschrieben und im Studio komplett aufgenommen hat, weiss wovon ich rede. Für alle anderen möchte ich hier einmal den übliche Ablauf schildern, auch um zu verdeutlichen wie viel Arbeit und Aufwand hinter jeder Musikproduktion steckt. Kann ein Autor, Maler, Bildhauer seine Ideen oft selbst verwirklichen und vollenden, ist man in der Musik meist auf andere Musiker angewiesen, da man einfach nicht alle Instrumente selber spielen kann. Auch benötigen andere Schaffende oft nur ein überschaubares Umfeld für ihre Arbeit. Eine gute Musikproduktion verlangt jedoch den Einsatz von einer Menge Technik in speziellen Räumlichkeiten um konkurrenzfähig zu sein und auch um einen selbst zufriedenzustellen.

Doch beginnen wir mal von Anfang an. Zunächst kommt ja die Idee für einen Song. Ich habe schon in einigen Postings die Frage gelesen, wie man denn üblicherweise anfängt. Kommt zuerst die Musik und dann der Text, erst die Melodie und dann die Akkorde? Die Antwort ist ganz einfach: Alles ist möglich.

Teilweise war eine Textzeile, die mir im Kopf rumschwirrte, der Anfang. Teilweise ein paar Akkorde auf dem Keyboard oder der Gitarre, aus denen dann mehr wurde. Teilweise eine Melodie meist schon verbunden mit ein paar Worten. Manchmal war auch schon der halbe Song im Traum entstanden und ich musste mich morgens beeilen, ihn so schnell wie möglich festzuhalten. Ein Titel entstand durch einen neuen Bass, auf dem ich etwas rumprobiert hatte. Kurz gesagt: Egal in welcher Reihenfolge, man muss immer aufmerksam in sich hineinhören und bereit sein alle Ideen sofort aufzuschreiben oder als VoiceNote aufzunehmen.In Nashville habe ich dafür einmal dieses Songwriters Journal gefunden. So ist es aufgeteilt, teils schon sehr detailliert, aber auf jeden Fall perfekt geeignet um Ideen sehr schnell festzuhalten.




Damit hat man dann die Basis, den Ursprung des Songs geschaffen. Nun muss daraus ein kompletter Song mit (je nach Genre) Intro, Versen, Chorus, Mittelteil und Outro werden. Dazu kommt dann noch der Text. Das Ganze ist ein meist längerer Prozess, denn man hat selten alle guten Ideen auf einmal. Hier hat es sich für mich bewährt zunächst einmal eine grobe Demoversion des Titels zu erstellen. Also einen Groove zu erstellen, die Harmonien mit den genretypischen Instrumenten einzuspielen und eine Gesangsspur aufzunehmen. Man sollte locker und zügig vorwärtskommen und sich nicht zu früh in Details verbeissen, andererseits lohnt sich dabei nicht allzu schlampig vorzugehen, den interessanterweise gewöhnt man sich sehr schnell an die ersten Instrumentenspuren und mag diese später nicht mehr missen.Gerade in den Arbeitspausen oder auch in den Nächten kommen häufig mehr Ideen, als wenn man probiert diese auf Krampf zu erzwingen. Sollte es also einmal haken, kann es von Vorteil sein einfach ganz andere Dinge zu tun. Dann kommen einem die fehlenden Teile oft von alleine in den Kopf. 

Die Demoproduktion kann man mittlerweile eigentlich an jedem Rechner mit Audiointerface und Sequencersoftware (Cubase, Logic etc. machen). Die Einsteigersoftware der Firmen reicht für 16 Audiospuren auch meistens aus, und mehr benötigt man auch meistens nicht. Alternativ kann man natürlich auch Multitrackrecorder diverser Hersteller benutzen. Wichtig ist es aber jetzt schon, das man mit Einzelspuren für Drums, Bass, Harmonie, Soloinstrumenten und für den Gesang arbeitet, zu diesem Zeitpunkt auch gerne (da wo es geht) noch als MIDI Daten (die sind nämlich in jedem Sequencer sehr einfach und umfangreich zu bearbeiten). Denn bevor man sich zu viel Mühe beim Einspielen von „echten“ Audiospuren macht muss zunächst die Tonart des Songs festgelegt werden. Nicht jeder Sänger kann in jeder Tonart singen, und selbst ein Halbton Unterschied kann die Stimme positiv oder negativ färben. Man kann sich also mit dem geplanten Sänger (falls man es nicht selber ist) gar nicht früh genug zusammensetzen.  


Daher muss man zu diesem Zeitpunkt dann auch den Songtext möglichst weit fertigstellen. Das kann machmal ganz schnell gehen, aber auch richtig fies lange dauern. Denn es muss ja meist eine Story in wenigen Worten erzählt werden, die sich dann oft auch noch reimen sollen. Und das Ganze soll auch noch grooven und nicht nach Kindergedicht oder Geburtstagsreimen klingen. Da kann man manchmal wirklich Stunden an nur einer Textzeile sitzen. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt lieber gleich viel zu viele Zeilen zu schreiben (auch erstmal vollkommen wahllos und ohne Struktur) um nachher aus dem ganzen Geschreibsel die besten Teile rauszusuchen. Das funktioniert oft besser als stundenlang nach dem EINEN Reim zu suchen. Der Einsatz von Reimlexika wird hier auch häufig empfohlen. Das ist für mich aber eher die letzte Notlösung, da man dann eher die ganze Story um die Reime herumbaut. Das hört man leider sehr häufig in schlechten Raptexten oder deutschem Schlager. Naja, auch ne Kunst für sich…

Ein Song ist für mich wie ein kleines Kind, das man zu Hause großzieht. Steht nun aber die grobe Songstruktur und der Text, dann muss der Titel erwachsen werden und kommt in die Pubertät. Sprich, er muss Kontakt zu anderen Musikern bekommen um mit ihnen zu wachsen und um einen eigenen Charakter zu bekommen. Übrigens gibt es auch hier gute und schlechte Einflüsse, so das man etwas wählerisch sein sollte wem man sein Kind anvertraut. Wichtig ist es nun auf jeden Fall den endgültigen Sänger  auszuwählen und diesen auf die Demoproduktion singen zu lassen. Mit Glück passt alles, mit Pech muss man noch einmal in eine andere Tonart wechseln und einige Tracks neu aufnehmen. Oft merkt man aber bei den ersten Aufnahmen auch komische Stellen im Text, fehlende Atempausen, zu viele Worte, falsche Ausstrahlung usw. usw. usw. Die Auswahl des Sängers prägt den Song extrem und auch nicht jeder ist für jeden Song geeignet. Man kann einen Titel also auch ruhig einmal mit unterschiedlichen Sängern probieren, wenn man nicht zufrieden ist. Teilweise merkt man aber in dieser Phase auch, das die ganze Idee irgendwie nicht funktioniert. Dann ist das Kind leider einen frühen Tod gestorben oder man verwertet dessen Teile später in anderen Songs (hier wird die Analogie zu den Kindern etwas wackelig). Teilweise kann auch die Hilfe von anderen Musikern einen Titel wiederbeleben. Ein anderer Groove, andere Harmonien oder Instrumente und schon passt doch wieder alles. So kommt es dann, das manche Titel sehr schnell erwachsen werden, andere teilweise Jahre in der Schublade liegen und viel Pflege brauchen. 

Enorm hilfreich ist es auch, die Songs schon einmal mit Band live zu spielen. Hier passieren oft noch die wichtigsten Veränderungen und Anregungen und man merkt was funktioniert und was nicht, oder ob das Tempo passt. Und auch das Feedback des Publikums zeigt einem, ob sich die Mühe am Ende lohnt und motiviert ungemein. Wenn aber nun alles zusammenpasst, wird es Zeit die eingangs erwähnte Vorproduktion fertigzustellen. Nur wenige Bands können es sich leisten einfach mal so ins Studio zu gehen um dann zu sehen was am Ende dabei rauskommt. Wobei das eigentlich kein schlechter Ansatz ist wirklich gemeinsam Musik zu entwickeln, so wie im Film SoundCity von Dave Grohl.

Die Vorproduktion soll den aufzunehmenden Song nun schon so exakt wie möglich wiedergeben. Soll also möglichst alle Instrumente enthalten, den finalen Gesang in guter Qualität liefern, den passenden Groove und das endgültige Tempo haben. Also im Prinzip wie der fertige Song klingen, eben nur in schlechterer Qualität. Diese Vorproduktion geht nun an alle beteiligten Musiker als Vorlage für die Studioproduktion. Studiozeit ist teuer, und man hat in der Regel nicht viel Zeit um hier noch herumzuprobieren. Je fertiger alle Titel ist und je besser alle Beteiligten vorbereitet sind, umso so zügiger und besser wird dann auch die Produktion. Die Einzelspuren der Vorproduktion nimmt man dann nach Absprache mit ins Studio. So kann man sofort anhand der Vorproduktion anfangen aufzunehmen und alle Spuren nun in Studioqualität neu zu produzieren. Es müssen dabei nicht alle Musiker anwesend sein, denn die Vorproduktion reicht als Vorlage um jeden Titel einzuspielen. Das erspart Terminstress und hilft beim zügigen Arbeiten. Üblicherweise beginnt man mit Bass und Schlagzeug und fügt dann nach und nach die anderen Instrumente hinzu. Dann noch die Vocals und die Backgroundvocals. Dann je nach Zeit ein paar Extras, die einem bei der Arbeit noch einfallen. Also aufnehmen, aufnehmen, aufnehmen bis in der Spurplanung alle Kreuze gesetzt sind. 

Nach den Recordingsessions ist meistens erst einmal etwas Pause. Danach muss dann noch jeder Song gemischt werden und dann das Gesamtwerk ins Mastering. Auch das sind noch sehr zeit- und meistens kostenaufwendige Arbeitsschritte bis dann endlich das Endprodukt fertiggestellt ist. Ich habe und werde die ganze Produktion mit der Kamera begleiten und so die Songs von der Geburt auf der Reise bis zu ihrer Fertigstellung begleiten.

„Einmal München – Antalya, bitte“ Der Film

Einige Segler dürften Thomas Kaesbohrer bereits als Blogger (Mare Più) kennen gelernt haben. Poetisch und mit viel Liebe zum Detail schreibt er dort seine Geschichten vom und über das Meer. Und über die Menschen die dort leben.

Zusätzlich zum bereits erschienenen Buch hat er nun einen Film über seine Reise von München nach Antalya produziert. Thomas bleibt sich dabei treu. Ruhig, entspannt, informativ, aber nie langweilig lässt er den Zuschauer an seiner „sinnlich-poetischen Reise mit einem kleinen Segelboot“ teilhaben. Prädikat: Sehr sehenswert.

Einen kleinen Eindruck verschafft euch der Trailer. Der komplette Film ist ab sofort bei uns im Shop erhältlich.

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Gefährliche Kombi – Weltkarte und Charterkatalog

Was bleibt einem bei diesem Wetter denn auch anderes übrig als zu träumen? Vorhin habe ich sehr günstig eine Weltkarte erstanden und mir gefiel die naive Idee, dort mit einem Edding zu markieren wo ich bereits so war. Ich denke, das hat wohl jeder schon einmal so ähnlich in der Schule gemacht. Das Ergebnis: Mickrig!

Europa ist zwar recht gut ausgemalt, aber dann wird es doch schnell sehr, sehr dünn. Dabei bin ich, wie ich dachte, eigentlich recht viel unterwegs. Die Größe der Erde wird mir immer unvorstellbar bleiben. Wenn ich alle meine Linien aneinandermale, würde es einmal um den Äquator reichen (die innerdeutschen Fahrten mal außenvorgelassen). Na toll. Das ist gar nichts. Denn selbst wenn man genau auf jedem Breitengrad einmal um die Erdkugel fahren würde, und die Erde dabei viele Male rundet, hätte man noch längst nicht alle Länder gesehen. Und wenn ich das noch schaffen will, muss ich mich wohl so langsam mal ranhalten :-)

Dazu fiel mir dann eben noch ein Charterkatalog, den ich auf der BOOT eingesteckt habe, in die Hände. Tonga, Seychellen, Bahamas, Brasilien und so weiter und so fort…und WAS? Auf St. Lucia gibt es bereits Boote ab 1.500.- Wochenpreis? Und auch auf den Seychellen gibt es nicht nur Riesenkats? Nun sitze ich hier, starre auf die Weltkarte, blätter im Katalog und überlege wann, wo und mit wem…und vor allem wovon? Wie gesagt, eine gefährliche Kombination…und auch irgendwie reisegierig!

Die vergessenen Inseln: Amorgos. Der lange Weg zum Kloster. Und das Lächeln des Abtes von Chozoviotissa.

Die Südküste von Amorgos. Mit ungeahnter Einsamkeit und Schönheit warten die östlichste Insel der Kykladen auf. Auf Amorgos erheben sich die Felsen teilweise 500 Meter über dem Meer.

Amorgos.
Ich denke oft an Amorgos.
Aus dem Meer meiner Erinnerungen an meine fünfmonatige Reise von der Nordadria bis in die Südtürkei ragt diese Insel heraus. Wie ein riesiger Felsen aus dem unglaublich tiefen Blau. Vergessene Inseln habe ich auf meiner Reise viele kennengelernt. Die Tremiti-Inseln. Milos. Ithaki. Aber auch Mallorca im Winter. Und viele, viele andere.

Was ist es, was die Erinnerung an eine Zeit, einen Ort stärker werden läßt als an manchen anderen? Vielleicht ist es das längere Verweilen an einem Ort. Vier, fünf Tage, in denen man nicht einfach nur an einem Hafen, einem Ort vorübereilt. Sondern bleibt. Eintaucht. Und sich verbindet. Oder auch nicht. Mit diesem Ort. Mit den Menschen dort. Es braucht Zeit, um sich mit einem Ort zu verbinden. Das ist das eine. Das andere: sind Begegnungen, die einen Ort kostbar machen. Gesichter. Ein paar freundlich gewechselte Worte. Ein kurzes Gespräch. Wohlwollen, Wertschätzung, die warm glimmt. Vielleicht ist es dies, was ihm festen Halt gibt, dem Anker der Erinnerung im Meer des Vergessens.

An der Westspitze von Amorgos hatte ich Luc Besson’s Wrack der OLYMPIA aus dem Film THE BIG BLUE entdeckt. Still rostet und vergeht dort in gottverlassener Bucht, was einst als Komparse in einem Meisterwerk mitspielte. Noch am selben Tag, am späten Vormittag, erreichte ich Katapola, den Hauptort der Insel, die Hafenstadt. Die Erinnerung an Luc Besson’s Film, der hier gedreht wurde, ist für die wenigen Rucksack-Reisenden, die mit der Fähre nachmittags um drei ankommen, in Blau an die handvoll Hotel- und Tavernenwände gepinselt. THE BIG BLUE-Hotel. THE BIG BLUE-Taverna. Es ist der Film, der Reisende anzieht. Es sind die Bilder von Enzo und Jaques, die hier als Kinder tauchen. Es ist auch das Bild eines weißen Gemäuers, eines Klosters in steiler Felswand, das im Film auftaucht, als es ums Sterben geht, und das heute die Reisenden anzieht: Chozoviotissa.

Es ist früher Nachmittag, als ich mich in der Augusthitze aufmache. Der Bus fährt heute nicht, der Himmel weiß: warum? Also zu Fuß. Eine Wasserflasche mit einem Bändsel umgeschnallt, in Flipflops den steinigen Weg hinauf von der Hafenbucht von Katapola. Vermutlich ist dieser schmale Eselspfad mit den ausgeschlagenen Steinstufen die älteste Verbindung, vom Hafen hinauf nach Chora führt, dem Ort, den im hohen Mittelalter die Bewohner von Amorgos an höchster Stelle anlegten, als Schutz vor den türkischen Freibeutern des Chaireddin Barbarossa – „Korsaren laufen nicht gern“ – in einem Jahrhunderte währenden, die Ägäis verheerenden Dauer-Scharmützel zwischen Venezianern und Türken. Der Weg hinauf ist steil, hin und wieder kreuzt er die Straße, an der alle paar Minuten ein Moped vorbeirattert. Oder ein Kleinwagen. Und wo die Windungen gelegentlich ein überladen qualmender LKW hinaufkeucht. Wie auch ich. Der Weg – das Ziel?


Kurz vor Chora auf dem Gipfel, fährt dann der vollbesetzte Bus zum Kloster an mir vorbei. Vielleicht soll das alles so sein. Wie Darwin über die Tugend des Seemanns sagt, „die Kunst aus jedem Geschehnis das Beste zu machen…“: Gelegentlich, gelegentlich gelingt mir auch das. Ich beschließe, daraus eine tägliche Übung zu machen. Und kaum habe ich diesen Beschluß gefasst, hält auch schon knatternd ein Motorrad neben mir. Panagiotis nimmt mich mit. Und während wir von Chora aus die andere Seite des Berges hinunterknattern, zu zweit auf winzigem Motorrad, erklärt mir Panagiotis, der aus Athen stammt, welchen Fluch die EU-Troika über sein armes Griechenland gebracht hat, allen voran La Merkel. Meine Gegenrede ist schwach. Denn Panagiotis heizt die Serpentinen hinunter, was seine Mühle hergibt, zorniger Grieche auf zornigem griechischen Moped, und ich, Deutschland, hinten drauf, wie festgebunden. Mein Kopf formuliert Schlagzeilen wie „Deutscher Segler von griechischem Mob in Leitplanke geknallt“. Und ich denke an meinen guten Darwin, der bringt mich wieder aufs Gleis: „Die Kunst, aus jedem Geschehnis das Beste zu machen…“


Panagiotis und sein Moped geben jedenfalls ihr Bestes. Und dann sind wir da. Das Kloster: ein weißes Lehmnest in der Felskante, irgendwie unerreichbar, von üppigen Bäumen umstanden, wo nichts, aber auch gar nichts wachsen und gedeihen dürfte.
Paradies ist: wenn man etwas Schönes ganz und gar nicht erwartet hat?

Es dauert noch einmal zwanzig, dreißg Minuten, bis ich die letzten Meter zum Kloster erklimme. Vor dem weißen Bau stehe. Mir eine der langen Hosen schnappe, die die Mönche für Besucher über den Zaun gehängt haben, zusammen mit Tüchern, für die Besucher, um Blößen zu bedecken. Die Hose ist viel zu weit. Und dann öffnet sich Punkt fünf auch die niedrige Pforte des Klosters, es geht eine unendlich steile Stiege hinauf, einfach in den gewachsenen Felsen an geweißter Felswand entlang. Noch eine. Und noch eine. Und dann stehe ich in dem schmalen Kirchenraum. Von der Decke hängen Kandelaber. Öl-Lichter, die ewig brennen. Heiligenbilder an den Wänden, Gläubige, die ehrfürchtig die Abbilder der Heiligen auf den Mund küssen. Steinplatten. Schmale Fenster, hinunter aufs heute glatte Meer. Gestühl aus knorrigem Holz für die Mönche, wer hat das nur hier herauf geschleppt? Und: Stille. Stille im Raum. Stille, die ich im Kirchlein der Festung von Santa Mavra auf Levkas erlebte. Stille, die mich ruhig werden läßt. Wind, der den Vorhang der Altarwand bauscht. Ewigkeit.

Der Abt betritt den Raum, einer der drei hier lebenden Möche, ein dampfendes Weihrauch-Fass schwingend. Den wenigen Besuchern liest er die Messe, ein stattlicher Mann, ganz in schwarzer Soutane, nur der braune Lederriemen um den Bauch ist Schmuck, das lange schwarz-graue Haar reinlich nach hinten gekämmt zu einem Zopf. Gestutzt der Bart. In den Augen ein Lächeln. Ein Priester von der „Ich-kenne-meine-Schäflein-ganz-genau“-Sorte, handfest. Nichts Menschliches, das ihm fremd wäre. Einer, bei denen mir schlagartig immer klar war, warum ich nicht anders kann als zu glauben. Einer, der sich an den richtigen Ort im Leben gestellt hat.

Es macht nichts, dass der Abt seine Gebete, die ich nicht verstehe, mit fester Stimme und doch monoton spricht. Monoton und statisch jedem einzelnen der Heiligen seine Fürbitte vorträgt. Litanei: Nicht nur die katholische, sondern auch die orthodoxe Kirche, und vor allem die, kennt diese Art des Gebets. Es macht nichts. Es ist irgendwie schön an diesem Ort, hoch über dem Meer. Es macht auch nichts, wenn der Abt hängenbleibt im Text, nicht weiter weiß: Eine Gläubige neben ihm, wohl aus der Umgebung, aus Amorgos, steht ihm zur Seite. Souffliert ihm gekonnt in diesem Stück, hilft ihm lächelnd, wenn er die Brücke über den Abgrund der fehlenden Worte gerade nicht findet. Teamwork von Mann & Frau im Angesicht Gottes.

Und noch etwas gefällt mir am Abt. „Tritt schnell auf. Mach’s Maul auf. Hör bald auf.“ Martin Luther hat dieses Destillat an Rhetorik-Know-How seinen Predigern mit auf den Weg gegeben. Nur wenige, die reden, kennen die Regel, oft ist „lieber lange labern“ Grundsatz. Der Abt von Chozoviotissa weiß um die Regel. Kaum dass die Messe begonnen hat: ist sie auch schon vorbei. Ich bleibe noch einen Moment im Kirchenraum, der jetzt leer ist. Leer und still. Ein bisschen Weihrauch in der Luft. Ich bin allein mit dem Winde, der durch die schmale Tür weht. Allein mit den Bildern der Heiligen.

Doch dann wartet Chozoviotissa auf mit einem Highlight: Die Mönche bitten ihre Besucher in ihre gute Stube.


Die Fenster geöffnet, unter den Portraits gewesener Metropoliten und gefallener griechischer Freiheitshelden vergangener Jahrhunderte bewirten die drei Mönche ihre Besucher in ihrer guten Stube. Es ist ein kleiner Raum, wie in einer engen Berghütte. Alles ist penibel sauber und reinlich. Ein paar einfache Stühle. Zwei Sofas darin. Ein großer Tisch. Der Blick hinunter, hinunter aus der Felswand ins unglaublich tiefe Blau. Sitzen. Ruhig sitzen. Und den Geräuschen lauschen. Dem Wind. Den leisen Stimmen der Besucher. Dem Klappern der Helfer, die den Gästen auftragen: Jeder bekommt Wasser. Ein Glas „Psimeni“, „roasted“ Raki. Und süße Loukoumi: dicke honigsüße gelbe Stücke, in Puderzucker gewälzt. Der Abt, der vor dem alten Telefon am schmalen Schreibtisch sitzt. Und freundlich mit den Besuchern spricht, das Lächeln in den Augen. Alles, alles ist: als wäre ich wieder ein kleiner Junge, bei der alten Tante, der Großmutter zu Besuch. Alles ist Wohlwollen. Wohlige Wärme. Ein Geborgensein in der Wertschätzung, die die drei Mönche ihren Gästen zuteil werden lassen in Einfachheit.

Es könnte einfach sein, in der Welt.

Epilog:
Der Wind wird in den nächsten Tagen blasen über Amorgos. Mit zehn, elf Windstärken, am kommenden Dienstag, 9.2. um fünf Uhr morgens.

Amorgos ist ein rauher Ort. 
 
Ich denke an den Abt. An die drei Mönche. Wie es Ihnen wohl ergehen mag, in ihrer Felswand? Bei so einem Wetter? Wenn ein sieben, acht Grad kalter Orkan mit zehn bis elf Windstärken über die Insel wie mit einer eiskalten Drahtbürste schrubbt? Und die engen, zugigen Steingänge des Gemäuers herunterkühlt auf Kühlschrank-Temperatur?

Ich denke an sie. Und an Amorgos.
 

 

Winterschimmel – Äußerlich und innerlich

Es sieht momentan so aus als hätte ich den Kampf gegen den Schimmel gewonnen. Vorerst, denn der Winter ist ja oft heimtückisch. Immer wenn man gerade denkt die graue Zeit wäre überstanden, legt er noch eine Schippe drauf. Und zieht sich so häufig bis in den April hin. 
 
Wenn, so ab Ende September, die ersten Gedanken an das Saisonende einsetzen, denke ich jedesmal: „Ach, so schlimm kann es schon nicht werden. Der Sommer war lang und warm, dann ist schon bald Weihnachten und die paar Wochen danach schaffst du dann auch noch!“. Und ich glaube fest daran, bis die paar Wochen nach Weihnachten sich schon nach wenigen Tagen unendlich anfühlen. Gedehnt wie Monate, ohne Licht, feucht, grau und kalt. 

Die für das Winterlager vorgenommenen Arbeiten werden prompt auf Ende März verschoben. Es ist  einfach zu kalt und ungemütlich für die meisten Arbeiten; und unter der Plane lässt sich sowieso nicht viel beschicken. Und dann steht das Boot, Woche für Woche, im Aussenlager und wartet auf meine Zuwendung während es langsam Schimmel ansetzt. Ich setze im geheizten Zuhause genauso Winterschimmel an und verschiebe selbst einen nur kurzen Kontrollgang zum Boot Woche um Woche. Die Erinnerungen und Bilder an den Sommer sind noch so präsent; in meiner Fantasie liegt das Boot warm, trocken und eingerichtet in der Sonne. 

Und dann passiert es eben. Aus Wochen werden Monate, und der erste Besuch zurück an Bord wird alles andere als angenehm. Die Plane wird entzurrt, die Leiter an das Boot gestellt und an Bord gekrabbelt. Der Schnee mit einigen Tritten von unten aus der Plane entfernt. Alles ist kalt und feucht. Vor allem das Bootsinnere. Wie unterscheiden sich doch die Bilder aus Sommer und Winter.

Und bei genauerem Hinsehen zeigen sich überall ein paar grünliche Pünktchen auf den Holzoberflächen. Einige Teile haben sogar schon einen richtigen weißen Belag; die Abflussschläuche sind grünlich überzogen. Ein zum Trocknen des Bootsinneren aufgehängter Sack mit Trockenmittel tröpfelt vor sich hin. Aus dem kurzen Kontrollbesuch wird ein ganzer Tag, den ich damit verbringe alle Oberflächen zu reinigen, Holzteile auszubauen um sie zu Hause zu trocknen. Danach wird alles klinisch rein durchgeputzt. Leider gibt es dafür nur Wasser aus dem Nord-Ostseekanal. Dann halt eben nur rein, und ohne klinisch. Unter der Plane mit geschlossenen Luken zirkuliert natürlich keine Luft im Boot. Dazu die Mischung aus kalten Nächten und teilweiser Erwärmung durch Sonneneinstrahlung. Das muss ja schief gehen. Bisher hatte ich diese Probleme im Winterlager nie, es muss also daran liegen, das ich dieses Mal viel seltener dort war. Also lasse ich die Luken nun einen Spalt geöffnet, bringe einen weiteren Eimer mit Trockenmittel an Bord und verspreche mir nun öfter nach dem Rechten zu sehen. 

Auch heute habe ich den inneren Schimmel wieder erfolgreich bezwungen und habe mich durch Schnee und Eis zum Boot gequält. Und bekomme zum Dank direkt beim Öffnen der Plane einen dicken Eisplacken quer über den Schädel. Zwei Schnüre der Plane haben sich auch durchgescheuert und müssen ersetzt werden. Der Trailer des Nachbarn ist nach hinten übergekippt und das Boot steht nun unschön auf dem Ruder. Eine sicherlich unangenehme Überraschung. Aber meine Taktik scheint aufgegangen zu sein. Der Schimmel ist besiegt oder wenigstens eingedämmt. Nun gibts es noch eine Dusche mit einem speziellen chlorfreien Schimmelentferner, den man dann später einfach abwischen kann. So sollte es vorerst gehen. Dann noch die neu lackierte Pinne und das neue Trittbrett für die Motorabdeckung montiert und schon fühlt es sich wieder so an, als würde es nun endlich bald losgehen. Eine neue Stopfbuchse wollte ich auch noch montieren, aber die Gewindegänge der Schrauben für die Halterung der Antriebswelle liegen direkt im Guss des Klemmkörpers. Da diese auch noch mit 50Nm angeknallt werden sollen, warte ich doch lieber auf Temperaturen, bei denen das Metall weniger spröde ist um die Gewinde nicht zu zerstören. Bleibt mir als nur noch ein wenig unter dem Kran zu stehen und vom Frühling zu träumen, der mich über den Nord-Ostseekanal wieder in die Kieler Förde bringen soll. Das Öffnen der Schleusentore in die Ostsee im Frühjahr ist jedesmal wieder ein unbeschreiblicher und absolut einmaliger Moment.


Doch mir bleibt nur ein kurzes Träumen, denn der mir schon bekannt nette ältere Herr fragt mich plötzlich aus dem Nichts, warum dich denn so bekloppt unter seinem Kran stehen würde? Ja, was soll ich dazu sagen? Zeit für den Heimweg und noch viele weitere Wochen Winter…aber wenn ich das Boot auf dem Foto so betrachte, bin ich doch froh über nur das bißchen Schimmel mit dem ich zu kämpfen habe.

Navigieren wie Jack Sparrow. An Gewittern und Stürmen vorbei. 6 Apps &Webseiten für den langen Törn.

Der Winter am Meer: Mallorca? Oder das südtürkische Finike? Im folgenden 6 Websites und Apps, mit denen Sie per Boot dorthin finden.

Gestern berichteten Michel und Martine, Bootsnachbarn im südtürkischen Finike, dass ihr Computer kaputt gegangen sei. Michel und Martine, Verlagsleute wie ich, sind auf ihrem 32-Fuß-Stahlschiff LA FORET D’EAU von Kanada in einem mehrere Jahre langen Törn bis in die südliche Türkei gesegelt, wo sie nun den Winter verbringen, zusammen mit 20, 30 anderen Langfahrtseglern. Wenn es nicht regnet, sitzen Michel und Martine ihre Vormittage im Cockpit ihrer LA FORET D’EAU in der Sonne, beide auf ihren Tablets lesend, schreibend. Und nun muß ein neuer Computer her. Denn ohne Computer geht’s nicht mehr. Auch beim Segeln.

 


Michel und Martine im südtürkischen Finke.

 

In einem früheren Resümee über den Anfang meiner Reise „Die ersten 10 Wochen auf See“ taucht unter den Dingen, denen ich auf meiner Reise wirklich wertvoll sind, tatsächlich auch ein Computer auf. Mein iPad. Ohne dieses iPad wäre meine Reise ganz, ganz anders verlaufen. Wie war das noch gleich, Segeln im Jahr 1999? Man hörte morgens den Wetterbericht. In der nördlichen Adria zum Beispiel RADIO ÖSTERREICH INTERNATIONAL, um 20 vor neun. Aber ja nicht verpassen! Die Backschaft wurde angeraunzt, etwas weniger mit den Tellern zu klappern, damit man etwas verstand, im Radio-Rauschen. Mit Bleistift malte man in eine vorgefertigte Karte die Stationsmeldungen ein, um sich eine Isobarenkarte daraus zu zeichnen und daraus abzuleiten: ob sich da denn jetzt wirklich hinter den Bergketten von Karst und Dalmatien eine Bora zusammenbraute. Sonst: gab’s noch RADIO SPLIT. Auch nicht per Endlos-Band, sondern zu bestimmter Stunde. Der kroatische Sprecher war unser guter Freund, und während wir lauschten, warteten wir schon sehnsüchtig auf seinen tiefen Schnaufer, mit dem er am Ende der Meldungen sein „No Warnings.“ hervorstieß. 

Wer damals segelte, war wirklich weg. Telefonieren ging zwar schon per Handy, aber in der Karibik mußte man schon noch eine Telefonzelle aufsuchen. Und erst mal auf einer Reise von Antillen-Insel zu Antillen-Insel die richtigen Münzen aus der Hosentasche filtern: „Was haben die hier noch gleich?“ Dollar? East Carribean Dollar? Francs? Oder Pfund? Und für ein Mail zwischen Frisch-Verliebten musste man schon ein Internet-Cafe aufsuchen.

 

Heute? Haben wir Notebook oder Tablet dabei. Sind immer erreichbar. Haben Auslands-Flats. Und können per wackeligem Skype auch mal aus der abgelegensten südtürkischen Bucht konferieren. Ich finde es gut. Gelegentlich überlege ich: Wäre meine Reise noch stiller geworden, wäre Internet nicht verfügbar gewesen? Wäre ich noch ruhiger geworden, ganz ohne Kontakte? Hätte ich noch mehr geschrieben? Wahrscheinlich ja. Doch selbst Mare Più, dieser Blog, wäre nicht zustande gekommen. Ich gebe gerne zu: eine Bereicherung in meinem Leben. Einfach weil ich im letzten Jahr entdeckt habe: wie gern ich eigentlich für Menschen schreibe. Und das: ging nur mit Computer.

 

Der Computer. Mehr als 30 Jahre hat es gedauert, bis aus den ersten massentauglichen DOS-PCs etwas wurde, was tatsächlich so einfach wie Messer und Gabel zu nutzen ist. Und weil ich mich dabei ertappe, wieviele Dinge ich mittlerweile auf dem Tablet regle, erledige: deshalb ein Überblick. Über Software, Apps und Websites, die ich auf meinem Törn nutze. Fast jeden Tag.

1. Navigieren wie Käpt’n Jack Sparrow: Die NAVIONICS-App.

Ich musste schon schwer durchatmen, als ich mir vor drei, vier Jahre auf mein erstes Iphone die Navigations-App NAVIONICS EUROPE herunterlud. Kann man dem sein Leben anvertrauen?

Man kann. Sie kostete 19,95€ inklusive aller Karten, fast das gesamte Mittelmeer und auch Ostsee und Nordsee. Ich wollte zusätzlich zu meinem Hort gedruckter Seekarten mal schauen, was Elektronisches so taugt. Plotter oder Handheld hatte ich nie: beides war mir in der Bedienung immer zu umständlich. „Es“ wollte was von mir, wo ich doch einfach nur schnell wissen wollte: wo ich gerade war. Und was „das da“ wieder für eine Insel ist.

 

 

Von NAVIONICS war ich vom ersten Moment an begeistert. Es bietet nicht viele Funktionen. Aber genau die, die ich brauche. Wo ich JETZT GERADE bin. Den blitzschnellen Überblick, wieviele Seemeilen es von hier nach Amorgos sind. Und welcher Kurs anzulegen ist. Wie der Hafen aussieht. Sogar die Bohrinseln und Fischfarmen, die an der italienischen Ostküste so häufig mitten im Meer liegen, sind – bis auf wenige Ausnahmen – punktgenau eingezeichnet. Besser als in gedruckten Seekarten.

 

                Zwischen Korfu und Albanien: Waypoints in NAVIONICS EUROPE.

 

Und so navigiere ich durch kroatische Inselwelt und norditalienische Lagunen, von der Schlei nach Aerø, quer durch die Ägäis, vom türkischen Marmaris nach Bodrum: immer mit dem iPhone in der Hand. Fast wie Jack Sparrow, mit seinem „Kompass der Sehnsüchte“. In der einen Hand LEVJE’s Pinne. In der anderen immer das Iphone. Mit NAVIONICS.

 

 

Für meine 2.000-Seemeilen-Reise vom slowenischen Izola ins südtürkische Finike legte ich mir ein iPad zu. Via iCloud war die NAVIONICS-EUROPE-App dann auf dem iPad. Das iPad mit einer simplen beweglichen Halterung in LEVJE’s Cockpit montiert. Man sieht das fest montierte iPad auf LEVJE oben rechts, während der Fahrt am Westpeloponnes entlang. Es funktionierte reibungslos, ich hatte auf meinem Törn nicht ein einziges Mal Probleme. 

 

Bedingung ist allerdings: Man braucht im jeweiligen Land immer Internet-Flat. Aber weil die Küsten von Slowenien über Italien, Griechenland bis in die Türkei ohne Unterbrechung mit hervorragenden Handy-Netzen ausgestattet sind (während in Deutschland im ICE von München nach Hamburg bereits hinter Pasing das Netz nur noch bruchstückhaft vorhanden ist, „Wir Weltmeister“!) ist das kein Problem. In meinen Länder-Zusammenfassungen habe ich die aktuellen Angebote zusammengefasst.

2. ANCHOR-ALARM. 

Die „Ruhiger-Schlafen“-App.

 

Mein guter Pat hat sie mir empfohlen, er segelt seit unzähligen Jahren jeden Sommer auf seinem Katamaran SKIPJACK durch die westgriechische Inselwelt.

 

Einfach und simpel: Wenn’s in der Ankerbucht pfeifft. Einfach ANKER-ALARM einschalten, „seinen Anker“ auf der Seekarte „fallen lassen“. Den Radius des Schwoi-Kreises definieren. ANKER-ALARM jodelt zuverlässig los, wenn LEVJE den definierten Schwoi-Kreis verläßt. Selbst das „Jodel“-Geräusch ist individuell einstellbar.

 

 

Nachteil: Gelegentlich sind die enthaltenen Karten nicht genau. Man ankert dann „über Land“. Aber das mit dem definierten Schwoikreis funktioniert trotzdem…

3. Estofex.

Die „Wo-gehts-gerade-ab“-Site.

 

 

Über meine bevorzugten Wetter-Websites schrieb ich in einem früheren Artikel. Es gibt viele brauchbare Wettersites, und fragt man zwei Segler im Hafen, was die denn gerade für ihren „weather forecast“ bevorzugen: erhält man meist fünf verschiedene Antworten. Jeder schwört auf sein eigenes System.

Eine gute Ergänzung zu den „klassischen“ Wetter-Seiten ist www.estofex.org, die Site des European Storm Forecast Experiment. Orange, Rote, violette Kreise verraten im obigen Screenshot vom heutigen Mittwoch, 5. Februar 2015:

 

• in welchen Gebieten mit „severe“ oder gar „extremely severe“ Wetterbedingungen gerechnet werden muß.

• gelbe Kreise, wo mit 15%, beziehungsweise 50%er Blitz-Wahrscheinlichkeit gerechnet werden muss.

 

 

Natürlich warnen am heutigen Mittwoch Vormittag die wichtigsten nationalen Revier-Wetterdienste

• wie zum Beispiel in Kroatien das Seewetteramt Split unter www.prognoza.hr

• oder in Griechenland www.hrnms.warnings

ebenso, wo gerade Starkwind-Böen und „thunderstorms“ drohen. Einen allerersten guten Überblick, ob „die Luft gerade rein ist“ und eine gute Antwort auf die Frage an den Skipper „Wie schlimm wird’s denn nun?“ liefert ESTOFEX allemal.

4. Blitzortung. 

Wo’s aktuell gerade kracht. Wo’s hinzieht.

Nach einer vernünftigen Gewitterwarnung zur See habe ich lange gesucht. Die meisten „klassischen“ Wetterdienste weisen Gewitter ungenügend aus. Sie kündigen halt „Bewölkung“ oder „Starkwind“ oder „Starkregen“ an. Oder pauschal „thunderstorms“. Wo Gewitter und Fronten aber gerade stehen, wie sie aktuell ziehen, bleibt oft verborgen.

 

 

Abhilfe schaffen Websites, die die aktuelle Blitz-Entwicklung weltweit reporten. Der Screenshot oben zeigt das aktuelle Blitzgeschehen in Europa in Echtzeit am Morgen des heutigen Mittwoch, 4. Februar 2015 auf der Website www.blitzortung.org. 

 

 

Ähnlich sieht auch www.lightningmaps.org am heutigen Vormittag aus. Anhand der gemeldeten Blitze kann man einschätzen:

• WO es gerade im Umkreis blitzt.

• OB es im eigenen Revier demnächst ungemütlich wird. 

 

Die Karten sind überdies dank großer Maßstäbe ziemlich kurzweilig: Man kann aus der fernen Türkei gut verfolgen, wenn gerade über dem norditalienischen Po alle Schleusen aufgehen. Eine gute Ergänzung zu den „Standard-Wetterdiensten“.

 5. rome2rio. 

Wie komm‘ ich eigentlich von Amorgos nach Kufstein? 

 

 

Weil der, der reist, nicht nur mit dem Boot unterwegs ist: sondern gelegentlich aus irgendeinem abgelegenen Hafen auch wo ganz anders hin muss: ist Reiseplanung oft „tricky“. Wie kommt man denn nun aus dem südtürkischen Finike, wo LEVJE gerade liegt, am einfachsten nach Hückeswagen? Oder aus der griechischen Inselwelt von Amorgos nach Kufstein?

 

Rome2rio ist eine echte Entdeckung. Von jedem Ort an jeden anderen, und wenn es möglich ist, bietet rome2rio auch die Alternativen. Allerdings ist rome2rio keine Fahrplan-App. Gezeigt werden die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel. Mit zugehörigen Circa-Preisen. Es ist einfach eine Art Routenplaner mit erster Übersicht: ob und wie man nun mit Flugzeug oder mit Bus, Bahn oder gar Taxi von A nach B kommt. Gleichgültig ob in der Türkei oder Spanien oder Bangladesh. Und was es ungefähr kostet. 

Für die exakten Fahrpläne und Flugzeiten klickt man sich auf der Website des jeweiligen Anbieters ein. Und das hat – bis auf einmal – den ganzen Sommer über geklappt.

6. www.logitravel.de. 

Auf einen Blick sehen, AN WELCHEM TAG Fliegen am günstigsten ist.

 

 

Seiten, die „günstig fliegen“ schreien, gibt es im Web unzählige. Ich habe unzählige ausprobiert. Und war oft unzufrieden mit den Ergebnissen. Und vor allem mit den Suchfunktionen. 

 

Seit einiger Zeit arbeite ich mit www.logitravel.de. Die Site hat mir jetzt schon ein paarmal echte Knaller serviert. Denn: die Website bietet dem, der flexibel reisen kann, eine tabellarische Kalenderübersicht über alle Fluglinien:

 

 

Darin sieht man sofort, ob man nach Antalya am Valentinstag für 136 € fliegt. Oder am Freitag in der Woche drauf für 71 €. Das mühselige „Wir-geben-Termine-immer-wieder-neu-ein-und-warten-dann-aufs-Christkind“ ist erledigt. 

 

Ebenso erfreulich: zumindest auf den im letzten halben Jahr abgefragten und getesteten Flugstrecken blieben die Angebotspreise bis zum letzten Tag vor dem Flug stabil. Also keine „Last-Minute-Spielchen.“

 

Aber Achtung: Nur die Website von Logitravel hat die „Kalenderfunktion“. In der App fehlt sie.