„Outsider“: Legendärer Auftritt zur boot
Doch die Prominenz schaut auf sie mit ganz anderen Augen. Sie sehen eine Ikone, eine Siegerin, ein Vorbild für eine ganze Generation. Am 21. Januar treffen sich deutsche Segel-Größen zur boot in Halle 17 und feiern das Comeback der „Outsider“. Boot-Director Petros Michelidakis kann seinen Stolz nicht verbergen, als er die kleine Feierstunde eröffnet: „Wir stehen vor einer Legende.“ Eine Legende, die in den vergangenen Jahren in den USA ein trauriges, kaum beachtetes Dasein geführt hat. Doch im November 2019 kehrte sie zurück nach Deutschland, wurde von der boot, die den Bau 1980 finanziert hatte und auch erste Namensgeberin („Düsselboot“) war, wieder ins Herz geschlossen und zur Bootsausstellung gebracht. „Wir haben sie ganz bewusst so ausgestellt, wie wir sie vorgefunden haben“, sagt Michelidakis und übergibt das Mikrofon dann an Michael Schmidt, Albert Schweitzer, Abdul Adib und Tim Kröger, die sofort in Erinnerungen schwelgen.
Petros Michelidakis, Tim Kröger, Michael Schmidt, Abdul Adib und Albert Schweitzer (von links) schwelgten in Erinnerungen. Foto: segel-bilder.de
Boot-Legende Adib erinnert sich an die erste Stunde des Projekts vor rund 40 Jahren, als wäre es gestern gewesen: „Ich kam zur hanseboot nach Hamburg. Und der Erste, der mir über den Weg lief, war Michael Schmidt. ‚Abdul, wir müssen reden!‘, sagte Schmiddel. Und dann haben wir bis zu meinem Abflug zusammengesessen und gearbeitet.“ Schmidt kam mit der Idee vom Bau eines Admiral’s Cupper um die Ecke. Angeblich soll der Riss dafür auf einem Bierdeckel entstanden sein. „Das weiß ich nicht mehr. Der Riss war mir eigentlich auch egal. Wir wollten ein Boot bauen und gewinnen“, erklärt Schmidt. Dafür brauchte er Partner, und die aufstrebende Düsseldorfer Bootsausstellung unter Führung von Abdul Adib passte ihm genau ins Konzept: „Ich habe die boot als neuen Star am Himmel gesehen und wollte mit denen verbunden sein. Außerdem konnten sie gut feiern, das gefiel mir.“
Im Zustand, wie sie in den USA wiederentdeckt wurde, wurde die “Outsider” nach Düsseldorf gebracht. Foto: segel-bilder.de
Schmidt gelang es, Adib zu überzeugen. Der hatte allerdings
dickere Bretter zu bohren: „Ich kam voller Stolz zurück nach Düsseldorf, aber
der Vorstand war überhaupt nicht begeistert.“ Schließlich stieg die
Messeführung aber ein ins Sponsoring, das es damals indes so gar nicht geben
durfte. So wurde der Bau der Yacht angeschoben, die unter dem Stander des
Düsseldorfer YC segeln sollte und den Namen „Düsselboot“ erhielt, da das
boot-Logo noch nicht auftreten durfte.
„Es war eine Initialzündung im deutschen Segelsport“, sagt Tim Kröger. Und das gleich mehrfach: Für das Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk war es das erste Aufsehen erregende Projekt, die Yachtwerft Wedel von Michael Schmidt machte sich mit dem Sandwich-Bau einen Namen und einige Innovationen sind bis heute im Segelsport gängig. „Das German Main-Sheet-System wurde hier entwickelt“, berichtet Kröger, und Segelmacher Albert Schweitzer erklärt: „Das Groß war das damals größte in Deutschland gebaute. Es wurden extra verschiedene Tuche getestet und die Lieken zwei- bis dreilagig verstärkt.“
Der Glanz vergangener Zeiten ist verblasst, doch die Erinnerungen sind geblieben. Foto: segel-bilder.de
Die jungen Wilden schockten mit der „Düsselboot“ das Segel-Establishment, qualifizierten sich 1981 für den Admiral’s Cup und präsentierten sich dort als schnell und – fast erfolgreich. Im Channel Race verlor die „Düsselboot“ ihren Mast, doch die guten anderen Rennen sorgten dafür, dass es für das Team noch zum dritten Platz reichte. Zwei Jahre später gelang dann der große Coup. Gemeinsam mit der „Pinta“ und der „Sabina“ gewann die nun unter dem Namen „Outsider“ segelnde Yacht den Admiral’s Cup. Nicht mit im Team war die hochgewettete „Container“. Sie hatte in der Ausscheidung der „Pinta“ Segel geliehen und hatte sich damit selbst ins Abseits manövriert. „Aber ‚Pinta‘ und ‚Container‘ waren 1983 die dominierenden Yachten. Es hätte sie nicht gegeben, wenn die ,Düsselboot‘ nicht gewesen wäre“, erinnert sich Schweitzer.
Risse und Absplitterungen zeugen vom bewegten Leben der “Düsseldoot/Outsider”. Foto: segel-bilder.de
Für 1983 war zudem ein echter Bauboom in der deutschen
Seesegel-Szene entstanden. 14 Neubauten gingen damals in die AC-Ausscheidung.
Tim Kröger: „Der Samen ist 1981 aufgegangen. Damals wurde der deutsche Bootsbau
initiiert.“ Und Michael Schmidt kann sich heute noch diebisch darüber freuen: „Wir
sind in die konservative Yachtszene eingebrochen – als Mitglieder der DKP
Altona“, erzählt er mit einem Grinsen. „Hans-Otto Schümann kam damals in Blazer
und weißer Hose und mit drei Flaschen Wein zu uns und fragte, ob er an unserer
Teamparty teilnehmen könne.“ Und da er gehört habe, dass das Team nicht so viel
Geld habe, hätte er auch gleich noch 15.000 D-Mark bereitgestellt. Außerdem
wollte Schümann zurück auf die Regattabahn. Nach dem AC-Sieg 1973 hatte der
Grandseigneur des deutschen Segelsports eigentlich mit dem Regattasport
aufgehört. Doch Schmiddel und Co begeisterten ihn so, dass er neue
„Rubin“-Yachten bauen ließ. 1985 gewann die „Rubin VIII“ von Schümann gemeinsam
mit der „Diva“ und der „Outsider“ erneut den Admiral’s Cup.
„Für uns war diese Partnerschaft damals ein Novum“,
berichtet Abdul Adib. „Aber es war unglaublich. Wir waren mit dem Projekt der
,Düsselboot‘ der Zünder für die Entwicklung des deutschen Hochsee-Segelsports.“