boot Düsseldorf: Die Segeltrends 2021
Immer am Puls der Zeit mit den aktuellen Trends im Blick: Die boot
Düsseldorf, größte Wassersportmesse der Welt, ist seit 51 Jahren das
Schaufenster der Segelbranche. „Mit der boot werden vom 23. bis 31. Januar 2021 die Weichen für ein erfolgreiches Jahr und eine positive Zukunft gestellt. In 17 Messehallen werden wir nach den gültigen Hygiene- und Infektionsschutzregeln eine zwar etwas andere, doch ebenso begeisternde boot organisieren“, so Messechef Wolfram N. Diener.
Zahlreiche Neuheiten und Yachtpremieren erwarten die Besucher. Allen
widrigen Umständen des Jahres 2020 zum Trotz sind Werften, Designer
und Konstrukteure wieder den wachsenden Ansprüchen ihrer Kunden
gerecht geworden.
Unter Deck: Viel Platz und Komfort
In puncto Komfort gleicht sich der Segelyachtmarkt immer mehr dem
Segment der motorisierten Stegnachbarn an. Gefragt ist alles, was Raum
und Luxus bietet.
„Perfekte Segeleigenschaften, einfaches Handling, maximale Nutzung des
Innenraums unter Deck und größter Komfort“: Die Beschreibung der
Bavaria C38, die auf der boot 2021 Weltpremiere feiern wird, fasst die
aktuellen Kundenwünsche zusammen.
Die aktuellen Yachten bieten einerseits ein umfangreiches Platzangebot
und Komfort für viele Mitsegler, gleichzeitig sollen sie aber auch von einer
kleinen Crew problemlos zu händeln sein. Die neu verkauften Boote
werden im Schnitt jedes Jahr größer und somit auch teurer. Auch das
Design entwickelt sich stetig weiter. Unter Deck ist viel Licht gefragt –
größere Fenster für mehr Tageslicht auch im Rumpf, helle, dezente
Farben und viel Platz. Auf den Yachten soll nicht nur gesegelt, sondern
vor allem gelebt werden. Gemütliche Abende mit Freunden im Salon oder
ein BBQ an Deck – alles ist möglich. So stellt Hallberg-Rassy bei der
Einrichtung der neuen 40C zwei Optionen zur Wahl: „Groß oder enorm
groß“: mit einer größeren Arbeitsfläche, mehr Stauraum, Platz für einen
frontgeöffneten Kühlschrank, Mikrowelle und Spülmaschine.
Auch wenn viele geräumige Kabinen die Crew erfreuen, setzen die
meisten Käufer noch immer auf eine große Eignerkabine. Bavaria schafft
es, bei einer Bootsgröße von 38 Fuß im Vorschiff ein Doppelbett mit den
Maßen von 1,73 x 2 Meter unterzubringen. Die Kojen in den
Achterkabinen weisen ebenfalls für diese Bootsgröße rekordverdächtige
Maße von 1,50 x 2 Meter auf.
An Deck: Weniger Kraftaufwand, mehr Sicherheit
Gefragt sind Performance-Cruiser, die sportliches Segeln mit echtem
Urlaubsgefühl und Entspannung kombinieren können. Dehler etwa bietet
die neue 38QS mit einem aus dem Regattasport bewährten SquareheadGroßsegel an. Mehr Effizienz, besserer Trimm und weniger Krängung sollen auch beim Cruising zum Tragen kommen. Auch der Trend zu „Chines“, also konstruktiven Knicken seitlich im Rumpf, der seine Anfänge ebenfalls im Offshore-Sport gefunden hat, bleibt. Bavaria setzt bei der C38 und C42 auf einen V-Bug und ausgeprägte Chines am Heck. Diese
erhöhen die Stabilität unter Segeln bei einem Krängungswinkel von 15 bis
20 Grad und erhöhen auf Cruisern vor allem den nutzbaren Wohnraum im
Achterschiff. Der V-Bug reduziert dabei den Ruderdruck und das Boot ist
leichter zu steuern.
Für das Design holt man sich Inspiration von außerhalb. Für die optische
Gestaltung der neuen Elan GT6 ist die Werft eine Kooperation mit dem
Studio F. A. Porsche eingegangen, was man der eleganten Silhouette mit
scharfen, markanten Linien und aufwändig geschwungenen Oberfläche
des 47-Fuß Schiffs deutlich ansieht. Und die Zusammenarbeit macht sich
bezahlt. Die GT6 ist als European Yacht of the Year 2021 nominiert.
Der Trend, bis ins hohe Alter und mit kleiner Crew segeln zu wollen, setzt
sich weiter fort. Das bedeutet auch ein Umdenken im Cockpit. Schoten,
Fallen und Strecker werden noch häufiger zentral im Cockpit
zusammengeführt, so dass ein Verlassen des Steuerstandes bei den
Manövern nicht nötig ist.
Auch Hydraulik und Elektronik sorgen dafür, dass sich der Segelsport
nicht mehr primär durch krumme Rücken und Schwielen an den Händen
vom Motorbootfahren unterscheidet. Das Rundumpaket bietet zum
Beispiel die Hallberg-Rassy 57: mit hydraulischem Rollmast, elektrischer
Vorsegel-Rollanlage, elektrischen Schotwinschen, Bugstrahlruder und auf
Knopfdruck ausfahrbarer Badeplattform ist die große Yacht mit minimaler
Crew zu segeln. Optional gibt es sogar einen hydraulischen Großsegel-Unterliekstrecker, hydraulischen Vorsegel- und Großfalltrimm, ausfahrbare
Bug- und Heckpropeller stufenlos mit Dockingfunktion und eine Gangway,
die in die große Backskiste achtern eingefahren wird.
Weitere Neuerungen, Tricks und Kniffe werden nicht lange auf sich warten
lassen. Die großen Profi-Regatten wie das aktuell stattfindende Vendée
Globe und der America’s Cup im März 2021 sorgen regelmäßig für neue
Technologien im internationalen Segelsport.
Ein weiterer wichtiger Knackpunkt ist die Manövrierbarkeit im Hafen.
Joysticksteuerungen, wie sie im Motorbootbereich bereits Standard sind,
machen diese deutlich komfortabler, sind im Segelbereich jedoch noch
nicht weit verbreitet. Ob sie sich durchsetzen, werden die nächsten Jahre
zeigen.
Bénéteau hat bereits einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht.
Mit dem System Dock & Go wurde eine revolutionäre Manövrierhilfe für
Segelschiffe unter Motor entwickelt. Sie kombiniert die Motorassistenz und
die Unterstützung eines Bugstrahlers, der mit einem 360° drehenden
Saildrivesockel synchronisiert ist. Und wird auf den Oceanis Modellen von
50 bis 55 Fuß serienmäßig eingesetzt. Mit dem Joystick manövriert der
Skipper das Schiff mit nur einer Hand. Verschieben nach Backbord oder
Steuerbord bis zu 90°, Vorwärtsfahrt, Rückwärtsfahrt, Drehen auf dem
Teller: Das Schiff lässt sich auf engstem Raum bewegen und so auch die
schwierigsten Anlegemanöver meistern.
Sicherheit wird bei allem Komfort ebenfalls großgeschrieben. Auf der
neuen Dehler 38 SQ sorgen ausklappbare Fußstützen bei den
Steuerständen für bequemen und sicheren Halt bei Amwindkursen. Ein
Bugspriet mit integriertem Ankerarm und Anti-Rutsch-Oberfläche bietet
mehr Sicherheit beim Auf- und Absteigen am Steg. Stolperfallen an Deck
werden immer weiter eliminiert. Bündig montierte Decksluken oder
eingelassene Umlenker sowie versenkt montierte Traveller sind nur einige
Beispiele, die in den Serienbootsbau Einzug gehalten haben.
Die größeren Yachten sprechen in Sachen Komfort, Platzangebot und
Stabilität auf dem Wasser ein ähnliches Publikum an wie die besonders
bei Erholungssuchenden beliebten Katamarane. Hier setzen Marken wie
Moody oder Jeanneau mit dem neuen Modell Yachts 60 einen bewussten
Kontrapunkt gegen die zunehmende Konkurrenz der Mehrrümpfer.
Nachhaltig und smart
Smart Mobile wird ein immer größeres Thema, auch auf dem Segelmarkt
Nach einer Umfrage der Zeitschrift Yacht nutzen über 60 Prozent der
Segler ihr Smartphone oder Tablet zusätzlich zur Bordelektronik. Nur die
wenigsten koppeln die beiden Techniken jedoch, obwohl viele Hersteller
inzwischen entsprechende Apps anbieten.
Zusätzlich zur Navigation gibt es inzwischen viele praktische
Applikationen, die Seglern wertvolle Informationen bieten und die
Dokumentation der Törns vereinfachen. Zahlreiche Apps von der
Wettervorhersage bis hin zur Liegeplatzreservierung strömen auf den
Markt und machen das Smartphone zum Bordcomputer. Auch wenn
Segler weiterhin nicht auf einen klassischen Navigationsplatz verzichten
wollen, werden Halterungen für Smartphone oder Tablet und eine
ausreichende Stromversorgung im Cockpit immer wichtiger und mit
Sicherheit ein Trend der Zukunft.
AIS-Transponder mit WLAN wie der iAISTX von Digital Yacht bringen
Echtzeitdaten aufs Tablet. Sie sollen inzwischen vollwertige Klasse-B-AISTransponder mit eigenem GPS-Empfänger ersetzen. In der Grundversion stellt der iAISTX die empfangenen Schiffsdaten über WLAN bereit und ist mit den meisten gängigen Navigations-Apps kompatibel.
Doch auch die Werften haben den Trend zum „Smart Home auf dem
Wasser“ erkannt und integrieren smarte Lösungen in ihre Produkte: von
der ferngesteuerten Heizung, die auf dem Weg zum Boot aus dem Auto
heraus aktiviert und somit den Beginn des Wochenend-Törns gemütlicher
macht, bis hin zum umfangreichen Fernwartungs-Paket für die eigene
Segelyacht.
Auch die Themen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes werden im
Segelsport immer wichtiger. So bietet Dehler optionale Filtersysteme für
Trink- und Grauwasser, die für höchste Trinkwasserqualität und möglichst
sauberes Abwasser sorgen. Beide Systeme filtern sogar Mikroplastik
heraus.
Hersteller wie Torqeedo oder ePropulsion bieten Seglern elektrische
Antriebe für immer mehr Bootsgrößen, von der Jolle bis zur 120-FußYacht: kompakte und kräftige Außenborder, leichte und platzsparende
Pod-Antriebe, elektrische Saildrives und den weltweit ersten voll
integrierten Hybrid-Antrieb mit komplettem Energiemanagement. Die
angenehme Ruhe eines Elektromotors gehört zu den zusätzlichen
Vorteilen gegenüber Benzin-Außenbordern oder DieselEinbauaggregaten.
Vor allem bei Innenbordern sind Elektromotoren jedoch noch recht selten
vertreten, was vor allem an der noch begrenzten Batterieleistung liegt.
Gewichtsnachteile und Anschaffungskosten sind für viele Wassersportler
hier noch immer die primären Gegenargumente. Hier bleibt abzuwarten,
was sich in den nächsten Jahren auch in puncto BrennstoffzellTechnologie in der Automobilbranche tut. Erfahrungsgemäß zieht der Bootsmarkt etwas zeitverzögert nach.
Der Bootsmarkt in Zeiten von Corona
Das Corona-Jahr 2020 hat den Markt extrem bewegt. Von der totalenUnsicherheit im Frühjahr bis hin zu komplett ausverkauften
Gebrauchtboot-Stegen, verbunden mit einem Preisanstieg auf dem
Gebrauchtbootmarkt. Selbst was jahrelang bei den Maklern lag, hat 2020
einen neuen Eigner gefunden. Parallel füllten sich die Bücher der Werften
im Sommer mit Aufträgen von Privateignern aus Deutschland, Holland
und Skandinavien, während die Mittelmeerländer im kompletten Lockdown zunächst wenig Sinn für neue Boote hatten. Entsprechend fehlten die Aufträge aus dem Ausland und die großen Bestellungen der
Charterflotten.
Dass die Pandemie sehr unterschiedliche Folgen für die Werften zu haben
scheint, sieht man am Vergleich deutscher Werften mit Unternehmen aus
dem Mittelmeerraum. Während etwa in Frankreich Konsolidierung und
eine Konzentration auf Volumenmarken und Umsatztreiber Themen sind,
weht etwa in Greifswald ein ganz anderer Wind: Hanse Yachts vermeldet
ein signifikantes Plus beim Auftragseingang im ersten Quartal des
Geschäftsjahres 2020/21. „Wir stellen auch eine deutliche Zunahme von
Neu- und Erstkunden fest“, so Dr. Jens Gerhardt, CEO der HanseYachts.
„Immer mehr Kunden realisieren, dass ein eigenes Boot ein absolut
sicherer Platz ist, um mit der ganzen Familie einen luxuriösen Urlaub zu
verbringen. Ähnlich wie der Campingbranche beschert die COVID-19-
Pandemie auch der Bootsindustrie einen Nachfrageschub.“
Urlaub in Zeiten von Corona
Durch Corona ist Urlaub in Deutschland und unmittelbar angrenzenden Ländern wieder mehr in den Fokus gerückt. Charterflotten an der Ostsee
waren nach einem schwierigen Saisonstart ausgebucht. Auch auf dem
Einsteigermarkt, führerscheinpflichtig wie führerscheinfrei, wurde ein
großer Zulauf verzeichnet, der deutlich stärker als in den Vorjahren war.
Es wurden Sportbootführerscheine gemacht und auch bei
Einsteigerbooten gilt: alles, was schwimmt, wurde verkauft. Besonders
trailerbare Boote bis 7,50 Meter waren nachgefragt. Gewünscht ist
maximale Flexibilität. Das Urlaubsmodell: Das Boot steht zu Hause auf
dem Hof und wird mit dem Trailer am Wochenende an den Rhein, an die
Müritz, an die Ostsee oder nach Holland gefahren. Viele Neu-Segler
werden dem Sport treu bleiben und sich in der Regel irgendwann
vergrößern. Die Prognose für die kommenden Jahre ist also
ausgesprochen gut.
Auch die Funsportarten erleben einen wahren Boom, ausgelöst durch
Corona und die begrenzten Reisemöglichkeiten. Ersparnisse durch
ausgefallene Flugreisen ließen die Urlauber an Seen und Meer alles
ausprobieren, was die Verleiher hergeben. Besonders beliebt: schneller,
höher, weiter. Foiling ist das Trendthema der Stunde. Die Revolution
begann mit dem America’s Cup 2013: Die Katamarane begannen zu
fliegen und erreichten so unfassbare Geschwindigkeiten. Das Geheimnis
waren Hydrofoils. Ruderblätter, die die Yachten wie Tragflächen aus dem
Wasser heben und damit den Widerstand auf ein Minimum reduzieren.
Foiling hat zuerst das Segeln grundlegend verändert und findet sich heute
in fast jeder Wassersportart. Neue Jollen- und Katamaranmodelle werden
mit Hydrofoils ausgestattet, vor allem wird das Handling immer simpler
und der perfekte Flug auch für absolute Einsteiger immer leichter. Mit
Bénéteau gibt es inzwischen die erste Werft, die hochseetaugliche
Rennyachten mit Foils in Serie produziert.
Über die boot Düsseldorf 2021
Die Messe Düsseldorf hat ihr behördlich abgestimmtes
Hygiene- und Infektionsschutzkonzept „PROTaction“ schon im September
zum CARAVAN SALON DÜSSELDORF erfolgreich umgesetzt. Copyright-Hinweis: Messe Düsseldorf / ctillmann
Die boot Düsseldorf findet vom 23. bis 31. Januar in 17 Hallen des
Düsseldorfer Messegeländes statt. Unter dem Motto “Reboot your
business” werden die Aussteller auch 2021 spannende neue
Bootsmodelle sowie innovative technologische Entwicklungen
präsentieren.