Kategorie: Zu zweit auf See

Kanisterschleppen …

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Hier kommt der wahre Sport am Motorbootfahren: Das Kanisterschleppen ; ) Morgen früh starten wir nach La Coruña – und weil wir die herbstliche Biskaya so schnell wie möglich hinter uns lassen wollen, habe ich heute nochmal richtig vollgetankt. Mit 100 Litern im Tank und 30 in Kanistern haben wir eine theoretische Reichweite von 470 Seemeilen. Bis La Coruña sind es “nur” 335 Seemeilen Luftlinie, aber der Sprit ist hier billig und es kann sein, dass wir die letzten 100 Meilen motoren müssen. Ein Hochdruckgebiet soll sich am Mittwoch über der Bucht breit machen, sagen die Grib-Files von Wetterwelt. Kein optimales Segelwetter also, aber perfekte Konditionen um die Biskaya im Oktober sicher hinter sich zu bringen.

Die letzten Tage war es hier windig, grau und regnerisch. Deshalb freuen wir uns sehr über dieses Wetterfenster – und darauf endlich nach Spanien zu kommen.

Vielen Dank an alle Mails und Anrufe zu dem Motorproblem. Ich habe viele gute Tipps bekommen und werde einiges davon ausprobieren.

Wir melden und (hoffentlich) das nächste mal aus Spanien!

Johannes

 

Frage an alle Motorexperten …

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Nachdem wir auf den letzten Blogpost von Cati insgesamt acht E-Mails mit extrem guten Tipps zum Thema Seekrankheit bekommen haben (DANKE an alle! :-)) hier mal eine Motorfrage, die mich schon seit längerer Zeit beschäftigt.

Wir haben im Sommer einen generalüberholten Volvo Penta MD-11c eingebaut. Der alte Motor war im Grunde dergleiche, ebenfalls ein MD-11c, sogar ein paar Jahre jünger, hatte aber keine Zweikreiskühlung wie der neue.

Um den alten Motor abzustellen hab es einen Zughebel, wie man ihn von den meisten Yachten kennt. Habe ich am Hebel gezogen, wurde über einen Bowdenzug eine Wippe am hinteren Teil des Motors betätigt, über den ein Pin in den Motor gedrückt wurde, um die Einspritzpumpe zu unterbrechen.

Beim neuen Motor gab es diesen Pin nicht mehr. Das Loch war einfach mit einer lose angesetzten Schraube verschlossen. Also bin ich davon ausgegangen, dass der Voreigner den Pin demontiert hat – denn er hatte auch schon Getriebe und die Motorelektrik separat verkauft. Ich habe also den Pin und Wippe vom alten Motor abgebaut und am neuen montiert. Der Motor sprang beim ersten Versuch hervorragend an, ließ sich aber nicht mehr abstellen. Der Pin hatte keine Wirkung.

Wenn der Motor noch kalt ist und die Motorverkleidung demontiert, ist es möglich den Gashebel am Motor mit aller Kraft gegen den Anschlag für das Standgas zu drücken, dann geht er aus. Ist der Motor warm, braucht man nicht nur sehr viel Kraft, sondern auch gute Handschuhe.

Seit wir Oberndorf verlassen haben ist der reguläre Weg den Motor abzuschalten deshalb für mich folgender: Ich schraube die Luftfilter ab, ziehe mir gute, gummierte Handschuhe an und drücke die Handballen auf die Luftansauglöcher. (Gut, dass wir keinen Dreizylinder haben, sonst müsste Cati mitmachen).

Was als Provisorium halten sollte, ist nun zur Dauerlösung geworden. Zwischendurch hatte ich auch schon einen Draht am Gashebel befestigt, um ihn von außerhalb des Motorkastens abschalten zu können. Aber die benötigte Kraft lässt sich kaum aufbringen und der Draht muss immer so viel Spiel haben, dass er nicht gegen den Bowdenzug des Gashebels arbeitet. Also keine gute Lösung.

Meine Erklärung: Der Vorbesitzer hatte ganz sicher eine Zweihebelschaltung und der Motor wurde ohne die Funktion gebaut, ihn über den Pin an der Einspritzpumpe abzuschalten. Wahrscheinlich hat der Vorbesitzer den Gashebel an der Zweihebelschaltung immer soweit zurück gezogen, dass er nicht mehr genug Gas hatte und aus ging.

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Wir haben nun eine modernere Einhebelschaltung und offenbar ist das Problem, dass neue Technik auf alte Hardware trifft.

Ich bin nun ganz sicher kein Motorexperte. Deshalb die Frage an euch: Hat jemand eine Idee, wie ich den Motor auf elegantere Art und Weise aus bekomme? Schreibt mir doch gern an [email protected]

Johannes

 

 

Fronkreisch, Fronkreisch

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Da sind wir also mal wieder in einem Land, das wir gar nicht auf der Liste hatten: Vorgestern Abend haben wir Camaret-sur-Mer erreicht. Noch immer ist die Wetterlage für eine Biskayaüberquerung bescheiden, wir haben deshalb schon mal Liegegeld für eine Woche im Voraus bezahlt. Genug Zeit, mein sehr eingerostetes Schulfranzösisch auffrischen zu können. Immerhin hat es gereicht, um die nette Dame im Marinabüro auf französisch zu fragen, ob sie englisch spricht. Tat sie. Klappt doch!

Wir hatten ab England viel Regen, aber super Wind. “Maverick” ist mit zweifach gerefftem Groß und voller Genua im Durchschnitt 7 kn gerannt! Ab Mitternacht ist der Wind dann leider eingeschlafen und wir mussten den Rest mal wieder motoren.

Das sagt zumindest Johannes, denn von der Überfahrt habe ich leider herzlich wenig mitbekommen. Direkt nach dem Ablegen musste ich unter Deck in die Koje verschwinden. Die Seekrankheit hat mich mehr denn je dahingerafft. Ich hatte gehofft, dass es schon so langsam besser wird. Seit ich in der allerersten Nachtfahrt von Cuxhaven nach Ijmuiden einmal über der Reling hing, hatte sich die Seekrankheit zumindest nur auf Unwohlsein, Müdigkeit und Paralyse beschränkt. Dieses Mal konnte der Eimer nicht nah genug sein. Das macht mich traurig und wütend zugleich! Ich komme mir vor wie ein Kind, unfähig allein irgendwas zu tun. Ich kann die schönen Momente auf See nicht genießen, weil ich sie schlicht nicht mitbekomme, und ich bin Johannes keine Hilfe – im Gegenteil! Dieses Mal war er hart damit beschäftigt mir gut zuzureden und mir mit allem zu helfen. Um Mitternacht hat er mir gut zu einer Banane zugeredet. Um drei Uhr, als der Wind schon sehr leicht war, fühlte ich mich so weit ok, dass ich unbedingt Wache gehen wollte, damit Johannes endlich auch mal eine Mütze Schlaf bekommt. Keine Stunde später wurde er unschön von mir geweckt – da war die Banane wieder.

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Ich frage mich, wie Paare es schaffen mit Kindern unterwegs zu sein, sich selbst und auch noch die Kinder zu versorgen! Auch wenn ich mich in den Momenten wirklich hundselend fühle, nagt an mir noch schlimmer das schlechte Gewissen und die Angst für Johannes eine Belastung zu werden. Vielleicht bin ich zu ungeduldig mit mir. Eins ist aber sicher: ich lasse mir die Freude am Unterwegs sein durch diese bescheuerte Seekrankheit nicht vermiesen! Non!

Wie wunderschön der “Notnagel” Frankreich ist, zeigen wieder die Bilder.

Cati

 


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Planänderung

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Nach mehr als einer Woche in Dartmouth ist immer noch kein Wetterfenster für den Sprung nach Spanien in Sicht, dashalb legen wir heute ab, um zwischen zwei Tiefdruckgebieten nach Frankreich zu huschen. 145 Seemeilen und eine Nachtfahrt liegen vor uns. Von dort sind es dann nur noch knapp über dreihundert Meilen nach Spanien.

Im Moment regnet es in Strömen. Merde! ; )

Vielen Dank an alle mitmachenden Mails zum letzten Blogpost – und auch für euern Beitrag in die Kaffeekasse! Ihr habt uns da echt über eine Durststrecke hinweg geholfen. In Spanien wird alles besser (und billiger) … Wir haben uns auf jeden Fall sehr gefreut und werden auf alle Mails antworten. Bisher hat es die Internetverbindung nur nicht möglich gemacht, weil England WLAN-technisch noch im vergangenen Jahrhundert steckt ; )

Wir melden uns aus Frankreich!

Johannes und Cati

Von Yarmouth nach Dartmouth

Heute habe ich mal wieder einen Artikel für YACHT-online geschrieben, den ihr hier finden könnt: LINK

Ein paar Bilder der letzten Tage gibts hier. Erklärungen wieder als Bildunterschrift …

Johannes


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Die Wiege des Blauwassersegelns

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“Maverick too” liegt in Yarmouth, auf der Isle of Wight. Ein kleines Dörfchen, von dem bestimmt die wenigsten Leser bereits einmal gehört haben, geschweige denn schon einmal dort gewesen sind. Der Ort, der vor etwa 900 Jahren gegründet worden ist, hat eine Menge zu bieten. Urige Pubs zum Beispiel, eine tolle Seebrücke und sogar ein altes Castle von Henri dem Achten. Was mich allerdings mit Yarmouth verbindet, ist eine Dienstreise, die mich im vergangenen April hierher geführt hat. Denn nur 200 Meter Luftlinie von unserem Liegeplatz entfernt steht ein altes Coastguard-Cottage, das niemand geringerem gehört hat, als Susan Hiscock. Zusammen mit ihrem Mann Eric ist sie als eine der Blauwasserpioniere bereits in den fünfziger Jahren um die Welt gesegelt. Die ersten Langfahrtbücher und -ratgeber, nach deren Lektüre sich viele Menschen auf die Ozeane gewagt haben, stammen aus ihrer Feder. Jede ihrer Reisen und Weltumsegelungen hat hier in Yarmouth begonnen. Von ihrem berühmtesten Schiff, der “Wanderer III”, hängt hier im Yachtclub ein Modell an der Wand. Direkt neben den Medallien, die die beiden für ihre fantastischen Abenteuer gewonnen haben.

Noch faszinierender allerdings war es, einen Blick in das Cottage zu werfen, in dem Susan nach Erics Tod (Mitte der 80er Jahre) gewohnt hat. Alle Logbücher, alle Dias, alle Seekarten, Gästebücher und hunderte Andenken aus 40 Jahren Blauwassersegelns liegen dort. Erics Nichte hat das Cottage nach Susans Tod (Mitte der 90er Jahre) übernommen und nichts daran geändert. Es fühlt sich an wie ein lebendiges Museum, denn es ist keine Ausstellung, sondern ein Überbleibsel auf dem Leben der beiden. In der aktuellen YACHT 21/2014, die zufälligerweise heute am Kiosk erschienen ist, habe ich von dem Besuch berichtet.

Erics Nichte lebt nicht auf der Insel, die Tür zum Cottage ist bei unserem Besuch also leider verschlossen. Aber wir sind auch nicht deshalb hierher gekommen, sondern weil ich den Ort so kniffig fand. Vorhin haben wir in dem Bootsladen, in dem Eric in den 50er Jahren seine “Wanderer III” ausgerüstet hat, zwei emaillierte Müslischalen gekauft. Sowas hat uns bisher auf See immer gefehlt. Und mich würde es nicht wundern, wenn genau solche Schalen auch schon bei Susan und Eric an Bord Verwendung gefunden hätten …

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Alles weitere unter den Bildern.

Johannes

 

 


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In Brighton

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Liebe Leser,

fünf Tage haben wir in Ramsgate damit verbracht, letzte Baustellen an Bord der “Maverick” zu beseitigen. Dafür gab es dort gute Gelegenheit, denn neben uns lag die “Heimkehr”, das Schiff unserer lieben Nachbarn Bert und Marlene aus Oberndorf (www.heimkehr-hamburg.de). Nach vier Monaten in England waren sie nun auf dem Rückweg nach Hause und haben uns ihr schwimmendes Werkstattschiff für viele Tage zur Verfügung bestellt. Ich war echt baff, was für Mengen an Ersatzteilen und doppelter Ausrüstung sich an Bord des Schiffes fanden – und an Bord der “Maverick” verbaut worden. Nicht selten haben wir bis spät in den Abend gebastelt. Einen Gaskasten zum Beispiel, in dem die Gasflasche nun sicher und selbstlenzend gelagert werden kann. Herrlich, mit einem funktionierenden Backofen an Bord  ; ) Außerdem einige Leckagen an Deck beseitigt.

Seit vorgestern sind wir nun wieder unterwegs nach Westen. Der erste Trip hat uns 80 Seemeilen bis Brighton geführt.

Blöderweise hat unser elektrischer Raymarine-Autopilot (Typ SPX 5) auf dem Weg den Dienst quittiert. Ich habe ihn heute früh auseinandergenommen. Erkenntnis: Getriebeschaden. Die kleinen Plastikzahnräder hat es einfach zerlegt – und das schon nach nur 600 Seemeilen. Sehr, sehr ärgerlich, denn die ganze Woche sind nur leichte Winde angesagt. Bei Motorfahrt und beim Schwachwindsegeln müssen wir nun also von Hand steuern. Bei unseren 14-Stunden-Trips (wie gestern) ist das mühselig, denn “Maverick” läuft nicht immer gern geradeaus.

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Mal sehen, ob wir irgendwo ein Ersatzgetriebe bekommen. Hier in England soll es 200 Euro kosten. Die Frage ist, wie lang das dann hält? Eigentlich wäre ein richtiger Autopilot die bessere Lösung gewesen, als unser an der Steuersäule montierter Radpilot. Aber dafür fehlte am Ende dann doch das Geld.

Johannes

Erste Etappe nach Ijmuiden

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Zwei Tage haben wir in Cuxhaven umgestaut und gebaut. Cuxhaven befindet sich zwar nur etwa 40 km von Oberndorf entfernt, aber trotzdem war es für den Kopf extrem wichtig, dass wir diese Restarbeiten nun “unterwegs” erledigen konnten.

Johannes hat zum Beispiel noch eine megastarke Bilgepumpe installiert, die im Notfall pro Minute 250 Liter Wasser aus dem Boot befördern soll. Außerdem hat er die Kraft, die durch unsere Oberwanten auf das Deck einwirken, auf das Schott umgelenkt. Unsere Püttinge sind alle nur durch das Deck gebolzt und mit einer Edelstahlplatte abgefangen, nun haben wir bei den Oberwanten noch Verlängerungen mit Wantenspannern. Und dann waren noch so viele Kleinigkeiten zu erledigen, für die vorher keine Zeit war, wie z.B. den Kühlschrank anzuschließen.

Ungewöhnlicherweise herrscht schon sein vielen Tagen Ostwind. Einfach perfekt, um von Cuxhaven nach England segeln zu können. Diese Gelegenheit wollten wir auf keinen Fall ungenutzt lassen und deshalb nonstop nach Ramsgate segeln, wo wir mit unseren Nachbarn Bert und Marlene verabredet sind. Mit Rückenwind ging es Mittwoch morgen an der Kugelbake vor Cuxhaven vorbei, Sonnenschein, keine Wolke, Traumbedingungen! Der Wind ist dann etwas abgeflaut, aber trotzdem genug zum Segeln. Die Nordsee hat es uns wirklich leicht gemacht, sich nach zwei Jahren an Land an das Schaukeln zu gewöhnen. Wir beide sind gerade in den letzten Wochen sowas von übersättigt gewesen an Stress und absurden Gedanken, was noch alles zu erledigen sei, dass es sich noch etwas komisch anfühlt einfach nur zu segeln. Wir sitzen da und genießen, überlegen, was man als nächstes essen könnte und können noch gar nicht richtig begreifen, dass unsere Reise tatsächlich begonnen hat.

Zum Abend hin sind die Wellen mittlerweile so hoch, dass unser elektrischer Autopilot es nicht mehr schafft sie auszusteuern. Unsere Monitor-Windsteueranlage funktioniert auch noch nicht, es war noch keine Zeit für das Feintuning. Johannes bleibt nichts anderes übrig, als die Nacht von Hand durchzusteuern. Ich bin dabei überhaupt keine Hilfe, mich hat die Seekrankheit nun doch dahingerafft, und alle Leckerkeiten, über die ich mich tagsüber so gefreut habe, landen auf dem Seitendeck. Johannes ist plötzlich wieder Einhandsegler. Und ich fühle mich deshalb noch mieser.

Irgendwie hat es Johannes dann im Dunkeln doch noch geschafft, die Monitor richtig einzustellen, sodass er zumindest alle paar Minuten unter Deck zur Ruhe kommen konnte. Dennoch: eine ziemlich lange Nacht!

Am zweiten Tag war es wetter- und windmäßig wieder super, wir konnten deshalb eine Menge Schlaf aufholen. Meine Seekrankheit hatte sich auch wesentlich gebessert. Als es dunkel wurde, waren wir sogar sehr zuversichtlich, diese Nacht abwechselnd Wache gehen zu können. Kaum habe ich mich aber hingelegt, ertönt Alarm von Deck: Wir haben einen Wantenspanner verloren! In Cuxhaven haben wir alle Wanten nochmal nachgestellt und mein Vater hat sie alle gesichert und getaped. Nur die ganz oben, von erstem zu zweitem Salingspaar, die haben wir nicht nochmal kontrolliert. Ein echt schwerer Fehler! Als wir vor ein paar Wochen den Mast zum ersten Mal gestellt haben, haben wir diese Wanten nicht gesichert, weil wir sie ja noch einmal nachstellen wollten vor der Abfahrt. Das haben wir nicht gemacht, was uns nun den Wantenspanner gekostet hat und wir sind uns sehr bewusst, dass es auch ganz anders hätte ausgehen können. In rauem Wetter hätten wir ganz sicher den Mast verloren …

Glücklicherweise hat sich “nur” eins der oberen Zwischenwanten gelöst, das schlackerte jetzt einfach so um den Mast und dängelte ganz ordentlich. Wir haben sofort die Segel runtergenommen, um das Rigg nicht noch zusätzlich zu belasten und binnen Sekunden hatte Johannes die Entscheidung gefällt, nach Ijmuiden zu motoren. Wir haben tags zuvor einen ziemlich weiten Schlag auf die Nordsee gemacht und wären mittlerweile in der Lage gewesen, Ramsgate “auf einer Backe” zu erreichen, also ohne noch einmal den Kurs ändern zu müssen. Wir waren also auf dem Weg hinaus auf die Nordsee. Hätten wir den Wantenspanner zwei Stunden später verloren, hätten wir also nach England motoren müssen, keine Chance mehr umzukehren. Und Gott sei Dank hatte der Wind so weit abgeflaut, dass auch die Wellen immer kleiner wurden. So verlief die Motorfahrt nach Ijmuiden relativ unspektakulär.

14 Stunden sind wir durch die absolute Flaute motort, um bei bestem Sonnenschein in Ijmuiden anzukommen. Hier ist schon Winterbetrieb, die Männer müssen die Damentoilette benutzen, damit nicht so viel schmutzig wird, und wir sind den ganzen Tag in T-Shirt und kurzer Hose rumgelaufen.

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Thema Nummer eins war natürlich, wo wir schnellstmöglich einen Wantenspanner auftreiben. Johannes hat erstmal probiert, ob nicht der Spanner von der Seereling passt … und auch den direkt im Hafenbecken versenkt. Schließlich haben wir einen Tipp bekommen und nach einer halben Stunde Fußmarsch konnten wir im Segler-Dorado tatsächlich einen passenden Wantenspanner kaufen, obwohl wir einen ganz speziellen mit Feingewinde brauchten!

Morgen kann es also nach Ramsgate weiter gehen. Wir schätzen, dass wir Sonntag nachmittag ankommen werden. Für morgen ist leider so gut wie kein Wind angesagt.

Wenn wir drüben angekommen sind, dann werden die Berichte hier auch wieder regelmäßiger. Bisher war einfach noch so viel zu tun, ab England ist dann Müßiggang angesagt!

 


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Wir sind unterwegs!

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Letzten Sonntag, kurz nach 16.00 Uhr haben wir an unserem Steg in Oberndorf die Leinen losgeworfen und sind nun tatsächlich auf großer Fahrt! Damit schließt sich hoffentlich das große Reparaturkapitel – ab jetzt soll es hier Reisebilder zu sehen geben!

Wie es sich für uns gehört, haben wir mit mehr als vier Stunden Verspätung abgelegt. Zum eigentlichen Starttermin um 12.00 Uhr steckte “Maverick” mit dem Kiel im Osteschlick fest, Niedrigwasser. Uns herzlich willkommen, wir waren noch lange nicht mit dem Verladen fertig. In den Tagen zuvor hatten wir es noch nicht einmal geschafft unsere Klamotten zu sortieren und festzulegen, was überhaupt mit soll. Ab mittags wurde unser Deich immer voller. Viele Menschen, die uns eigentlich verabschieden wollten und nun Kisten mit Ausrüstung, Klamotten und Lebensmittel zum Steg schleppen mussten. Was dabei alles an Bord gelandet ist und was nicht, das müssen Johannes und ich in den nächsten Tagen noch herausfinden ; )

Die Hilfe von allen Seiten an diesen hektischen Tagen war wirklich unglaublich. Herausragend zu erwähnen sind Christine und Andreas, die auf Wilfried Erdmanns Website von unserer Abreise gelesen haben. Wir kannten uns nicht persönlich, was die beiden aber nicht davon abhielt, aus Dinslaken anzureisen, sich für zwei Tage ein Hotelzimmer zu nehmen und uns das ganze Wochenende zur Hilfe zu stehen, damit wir am Sonntag ablegen können. Ob das Montieren des Salontischs oder das Putzen der Bilge – ihr wart euch für keine Arbeit zu schade. Deshalb danken wir euch ganz besonders – ihr habt uns einen ganze Menge Arbeit abgenommen! Wahrscheinlich wären wir ohne euch gar nicht mehr an dem Sonntag losgekommen …

Übrigens gibt es bei YACHT online einen sehr schönen Bericht über unsere Abfahrt. Außerdem könnt ihr unsere Route dank unseres AIS bei Marinetraffic.com verfolgen, solange wir uns in Küstennähe befinden.

Und besonders wichtig: Danke an alle lieben Verwandten, Freunde, Nachbarn und auch Leser dieses Blogs, die uns bei der Abfahrt geholfen haben.

 

2 Tage: Neu eingekleidet!

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Vielen Dank an SLAM für das tolle Ölzeug! ; )

7 Tage: Zwischenstand auf “Maverick”

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Mehr als irgendwelche Nebenaktivitäten interessiert wohl der aktuelle Stand auf der “Maverick”. Und es ist auch eine Menge passiert! Johannes hat in den letzten Tagen mehr als 100 m Kabel durch das Schiff gezogen, fast alles ist auch schon angeschlossen. Er hat außerdem ein tolles Ladegerät von victron energy verbaut, das auch gleichzeitig ein Inverter ist. Damit haben wir 230 V-Steckdosen an Bord, eine prima Sache um Kameras und Festplatten mit Strom und den Blog mit Bildern und Filmen zu versorgen.

Leider kommt das Fotografieren etwas kurz, es bleibt einfach keine Zeit, die Zwischenschritte festzuhalten. Manchmal sitzt Johannes auch an den unzugänglichsten Stellen, dass es physisch einfach unmöglich ist, noch die Kamera zu halten. Seit wir uns kennen, hat er insgesamt vielleicht drei, vier blaue Flecken gehabt. Jetzt ist kann er tagtäglich eine neue Schramme oder einen Bluterguss vorweisen, die er sich beim Bauen zuzieht.

Außerdem hat Johannes einen Ladebooster, und dimmbare Courtesy-Lights, die den Fußboden beleuchten, und ein Solarpaneel verbaut. Dabei ist erst das Locktite über Bord gegangen und dann ein Beschlag, von denen er zwei brauchte und exakt zwei hatte. Also hat er sich was neues geklöppelt aus einer Edelstahlleiste. Ist eigentlich sogar noch besser als der fertige Beschlag ; )

“Maverick” ist letztes Wochenende zu großen Teilen isoliert worden. Die Firma armacell hat uns Material zur Verfügung gestellt und auch mit uns verklebt, damit wir in der karibischen Hitze nicht ganz so doll schwitzen müssen. Davon haben wir auch Fotos ; ) Wenn etwas mehr Zeit ist, gibt es dazu noch einmal mehr.

Seit gestern Abend steht die Baustelle allerdings halbwegs still. Johannes hat Nebenwirkungen von seiner Gelbfieberimpfung bekommen. Ihn hats ziemlich dahingerafft, mit Schüttelfrost, Schweißattacken und völliger Schlappheit. Am schlimmsten ist wohl, dass er untätig im Bett liegen muss und ihm dabei tausend Gedanken an Schaltpläne, Laminierarbeiten und Kabel durch den Kopf schwirren. Angeblich soll der Spuk nach einem Tag erledigt sein. Wir hoffen das Beste …

Mit der Queen Mary 2 über den Atlantik

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Es ist uns fast peinlich, diesen Post zu verfassen – aber die YACHT-Leser wissen es ja ohnehin schon seit einigen Wochen: Letzte Woche haben wir den Atlantik überquert. Allerdings nicht mit der “Maverick”, sondern mit einem etwas größeren Schiff: Der “Queen Mary 2″.

Natürlich haben wir das nicht zum Spaß gemacht (obwohl es schon seeeeehr angenehm war ; ), sondern wir sind im Rahmen einer Leserreise von der YACHT mitgefahren. Als Johannes im vergangenen November das Angebot bekommen hat, stand die eigene Reise auf “Maverick” noch in weiter Ferne und natürlich haben wir uns gedacht: Wann hat man schon nochmal die Gelegenheit dazu, auf demselben Wege in die USA zu kommen, wie die Auswanderer vor 100 Jahren? Amerika genauso erleben, wie die Menschen damals, die voller Hoffnung auf einen Neuanfang waren. Vom Atlantik durch die Verrazano-Narrows-Bridge in den Vorhafen, Miss Liberty auf der linken Seite, und dahinter Ellis Island. Das mussten wir einfach annehmen.

Sieben Tage hat die eigentliche Transatlantikpassage gedauert. Ziemlich schnell, wenn man bedenkt, wie lange wir mit “Maverick” vermutlich brauchen!

Auf der “Queen Mary 2″ ging es von Hamburg nach New York mit kurzem Zwischenstopp in Southampton an der englischen Südküste.  Neben 26 Teilnehmern waren auch Johannes Chef Jochen Rieker und seine Assistentin  Nadine Timm mit an Bord. Die Aufgabe von Johannes und Jochen Rieker war es, einen Teil des Programms für alle deutschsprachigen Gäste mitzugestalten und Vorträge über den Atlantik zu halten. Johannes hat natürlich von seiner ersten Atlantiküberquerung 2005/06 mit der Original-”Maverick” berichtet. Das hat er in den vergangenen Jahren ja ziemlich oft getan – aber mitten auf dem Atlantik war es natürlich etwas anderes. In Anbetracht unserer Reise wird es wohl auch vorerst das letzte Mal gewesen sein, dass er über die Reise berichtet hat. Ich finde, es gibt kein besseres Ende als mitten auf dem Atlantik.

Bei allem Komfort, den wir an Bord genießen konnten, hat diese Fahrt mal wieder absolut nicht in den Zeitplan gepasst – sicherlich auch ein Grund, warum wir die Abfahrt letztlich verschoben haben.

Die kleine Auszeit ist absolut hilfreich gewesen, um sich wieder zu resetten. Wir hatten eine Menge Schlaf nachzuholen! Man sagt sogar, dass meine Augenringe etwas kleiner geworden sind  ; ) Vor der Fahrt mit der “Queen” haben wir uns in den letzten Wochen sehr oft gestritten, wohl mehr als in den letzten Jahren zusammen. Gar nicht mal um Gravierendes, aber die Nerven sind bei beiden etwas strapaziert. Johannes geht wahnsinnig schnell in die Luft, ich bin extrem oft beleidigt. Wir werden häufig gefragt, ob wir denken, dass es mit uns gut geht oder dass wir uns schlimm auf die Nerven gehen werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es in dieser Hinsicht gar keine Probleme geben wird. Wir haben mit dem Bootsbau und der Vorbereitung so viel durchgehalten und nie hat es ernsthaft auf der Kippe gestanden. Keiner von uns würde leichtfertig “Maverick” verlassen und wir finden uns gegenseitig auch ziemlich ok ; )

Ich als Landpomeranze musste mich erstmal an die ganzen Annehmlichkeiten auf der “Queen” gewöhnen. Noch nie wurde mir im Restaurant die Serviette auf den Schoß gelegt, und ich glaube, dass Johannes und ich in all den Jahren noch nie im Anzug und Abendkleid zusammen zu Abend gegessen haben. Aber es hat was für sich und ich werde in jedem Fall bei uns an Bord einführen, dass Johannes mir am Tisch jedes Menü mit einer gigantischen Pfeffermühle würzt und mir nach dem Dessert Pralinchen reicht und zwar “one of each”!

Und dann ist da noch der Atlantik. Der präsentierte sich freundlich, kaum Welle, die auf dem großen Schiff zu merken gewesen wäre. Wenn ich im Restaurant aus dem Fenster geguckt habe, kam es mir vor, als ziehe jemand eine Tapete mit Wasser vorbei, so wie in den alten Filmen. Absolut unwirklich, wenn man so intensiv auf eine Atlantiküberquerung auf eigenem Kiel hinarbeitet. Aber wir haben Delfine gesehen, die ich ja bekanntlich sehr, sehr mag, und sogar Wale! Wow! Absolut fantastisch!

Die Fahrt hat uns in jedem Fall gut getan, wir sind begeistert von der Queen Mary 2 und würden jederzeit wieder mit ihr reisen. Aber tauschen will ich nicht! Ich will den Atlantik anfassen, die Überfahrt erkämpfen und die hohen Wellen nicht nur sehen, sondern auch im Bauch kribbeln spüren.

Nach vier Stunden in New York haben wir die Heimreise angetreten, die Stadt sparen wir uns für später auf. Der US-amerikanische Grenzbeamte war natürlich skeptisch, dass wir Visa für die USA haben. Als er unseren Plan gehört hat, hat er heimlich gegrinst, gemeint, dass die Überfahrt wohl etwas länger dauern werde und uns guten Wind gewünscht!

 

 


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