Kategorie: Zu zweit auf See

Kalte Weihnachten

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Liebe Leser,

eigentlich sollte nun hier von Weihnachten unter Palmen zu lesen sein, von 20 Grad Lufttemperatur und T-Shirt-Wetter. Wer den letzten Blogeintrag auf YACHT-Online gelesen hat (hier ist der LINK), hat schon erfahren, dass wir Weihnachten stattdessen in der norddeutschen Kälte verbracht haben. Nachdem wir “Maverick” vergangenen Sonntag in Quinta do Lorde festgemacht haben, ging Dienstagmorgen unsere Maschine nach Hamburg.

Wie es immer so ist, habe ich natürlich schon ein paar Sprüche gehört, “um die Welt will er segeln, aber zur Weihnachtsgans fliegt er nach Hause …” ; )Und es mag wirklich verwirrend sein, dass wir plötzlich wieder in Deutschland sind. Eigentlich haben wir aber schon seid der Abfahrt geplant, dass wir Anfang Dezember von den Kanaren nochmal nach Hause fliegen, um letzte Arztbesuche zu erledigen. Cati braucht wegen einer chronischen Krankheit ein aktuelles Blutbild (das eigentlich schon einen Monat überfällig ist) und ich – mal wieder – einen Zahnarztbesuch. Wie bei der ersten Reise hatte ich während der Portugal-Etappe ständig mit Zahnschmerzen zu kämpfen, die nun beseitigt werden sollen. Außerdem stehen ein paar letzte Impfungen an, die ich vor der Abreise wegen bestimmten Intervallen nicht mehr abholen konnte. Dass wir nun statt von den Kanaren mit Ryanair (100 Euro hin und zurück, ohne Gepäck) stattdessen von Madeira (220 Euro, hin und zurück, mit Gepäck) geflogen sind, liegt an den vielen Verzögerungen während der ersten 2000 Seemeilen. Aber nun scheint das Schiff wirklich eingefahren zu sein. Auf dem Weg nach Madeira hat es sich wirklich wunderbar gemacht und es ist nichts kaputt gegangen.

Am 7. Januar fliegen wir zurück zum Boot und werden trotzdem ein paar weitere Ersatzteile im Freigepäck haben. Dann ist geplant, eine weitere Woche auf Madeira zu verbringen, eine Geschichte zu produzieren und ein wenig Büroarbeit zu machen (ich muss ja regelmäßig Geld verdienen …), bevor wir dann Mitte Januar weitersegeln. Wahrscheinlich stoppen wir auf den Kanaren gar nicht mehr, sondern nehmen gleich Kurs auf die Karibik. Wir werden berichten …

Bis dahin wünschen wir allen Leser – leicht verspätet – noch eine gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir sind sehr gespannt auf 2015 und wohin uns unsere Kurse führen werden. Vielen Dank an euch, die ihr uns im Internet begleitet, unterstützt und ein stückweit mitsegelt. Es macht uns wirklich große Freude, euch an Bord zu haben! ; )

Johannes (und Cati)

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Mit dem Wind nach Süden …

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Liebe Leser,

vergangene Woche haben wir mit dem günstigen Nordwind einen ordentlichen Sprung nach Süden geschafft. Während unsere Freunde mit dem Katamaran “Kalao” bereits am Dienstag Viana do Castelo verlassen haben, um in Tagesetappen nach Süden zu hüpfen, wollten Thomas von der “Lilly-Marie” und ich lieber noch einen Tag länger warten, bis der angesagte Starkwind in der Nacht zum Mittwoch verflogen und wir den etwa 200 Meilen langen Trip nach Lissabon in einem Rutsch angehen können.

Nordwind der Stärke vier bis fünf, drei Meter hohe Welle – perfekt für unsere schweren Schiffe. Rauschefahrt unter Schmetterling mit stundenlangen Durchschnittsgeschwindigkeiten von fast 7 Knoten(!). Unglaublicherweise sind die Hallberg-Rassy 352 und unsere Contest 33 am Ende mit nur etwa 20 Minuten Differenz in Lissabon angekommen. Sicher wäre Thomas eine Stunde früher da gewesen, wenn ich nicht am Ende noch ein bisschen abgekürzt hätte …

Seit einer Woche liegen wir nun in der wunderschönen Marina Oeiras im Westen Lissabons, haben uns die Stadt ausgiebig angeschaut und warten nun auf günstiges Wetter für die Fahrt nach Madeira. 550 Seemeilen entfernt. Eigentlich wollten wir gestern ablegen, aber der Wetterbericht sagt nun für das kommende Wochenende für das Seegebiet zwischen Lissabon und Madeira in den Spitzen zwischen 45 und 50 Knoten Wind vorraus, bei bis zu acht Meter hohen Wellen. Also sitzen wir hier auf der Kaimauer auf der Lauer – und planen derzeit die Abfahrt für Montag.

Vorgestern ist dann auch noch “Kalao” mit Laurent eingelaufen – und unsere kleine Langfahrtseglerfamilie ist wieder komplett. Thomas nennt uns “Freaks zur See”: Alle zu spät dran, aber alle voller Optimismus, dass wir es bald ins Warme schaffen. Und im Moment sieht das ja ganz gut aus. Casablanca in Afrika wäre zum Beispiel nur noch 330 Seemeilen entfernt – also muss es doch langsam wirklich mal warm werden …

Alles weitere – unter den Bildern.

Viele Grüße!

Johannes

 

 

Karibische Geburtstagsparty in Portugal

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Liebe Leser,

gestern haben wir unsere “Maverick too” auf ihre Partytauglichkeit getestet und meinen 29. Geburtstag mit den Crews der Hamburger Yacht “Lilly-Marie” und den beiden französischen Yachten “Noordvaarder” und “Kalao” gefeiert. Cati und ich hatten erst ein wenig Sorge, ob acht Erwachsene und drei Kinder im Salon des kaum zehn Meter langen Bootes Platz finden würden. Aber mit einem Kinderspielzimmer im Vorschiff hat es dann gut geklappt. Da “Lilly-Marie” ebenfalls die Karibik als Ziel hat, haben wir der Geburtstagsfete ein Motto gegeben und eine karibische Nacht veranstaltet.

Als Hauptgericht gab es Roti – das eigentlich aus Indien kommt, aber in modifizierter Version als karibisches Fastfood dort an jeder Ecke zu bekommen ist. In der Basis handelt es sich dabei um einen Eintopf aus Hähnchenfleisch, normalen und Süßkartoffeln, Möhren und Erbsen. Das ganze mit viel Curry und Kurkuma gekocht und in einen Weizenfladen eingerollt. Zum Nachtisch gab es eine Eigenkreation: “Rum-Salad mit Obst”.

Es war ein wirklich einmaliger Geburtstag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Tolle Menschen, deren Wege sich ganz zufällig vor Portugal gekreuzt haben. Vielen Dank an alle, die dabei mitgewirkt haben! ; )

Im Moment verfolgen wir hier sehr gespannt das Wettergeschehen und planen am Dienstagmorgen Segel zu setzen. Auf dem Atlantik weht es wieder etwas mehr, als wir gebrauchen können. Aber zumindest aus Norden. Wir können uns also auf eine Rauschefahrt einstellen.

 

Bom Dia, Portugal!

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Liebe Leser,

die vergangene Woche konnten wir eine Menge Meilen machen. Es war zwar nochmal ein harter Kampf am Cabo Vilano, bis wir die Nordwestecke Spaniens gerundet hatten – aber danach ging es mit jeden neuen Segeltag ein Stück weiter nach Süden. Süüüüüüden!

Eigentlich wollten wir die 85 Seemeilen von La Coruña bis nach Muros in einem Stück abreissen, aber das Gestampfe gegen Wind und Wellen hat uns so müde und mürbe gemacht, dass wir noch einen Zwischenstopp im kleinen Hafen Camariñas eingelegt haben, nach etwa 50 Seemeilen. Als wir dort gegen 22 Uhr angekommen sind, waren im Ort schon fast alle Lichter aus. Nur im Clubhaus des Yachtclubs brannte noch Licht. Ein paar Spanier saßen auf der Veranda und tranken einige Biere. Unter ihnen der Hafenmeister, dessen Feierabend eigentlich schon lange eingeläutet war. Trotzdem kam er gleich im Nieselregen über die Stege gesprintet, um unsere Leinen anzunehmen. Als Cati ihn dann nach dem Papierkram fragte (der in Spanien für gewöhnlich sehr umfangreich ist), winkte er ab. “Ihr wollt doch morgen früh weiter. Da lohnt das nicht. Kommt auf dem Rückweg nach Deutschland nochmal länger ran … dann passt das” – und schon war er verschwunden. Wir durften also eine Nacht kostenlos liegen.

Am nächsten Tag sind wir dann bei sehr leichten Winden die übrigen 36 Seemeilen bis nach Muros motort. Ein kleiner Fischerort am Fjordartigen Einschnitt Ría de Muros e Noia. Vermutlich hätten wir dort gar nicht hingefunden, wenn dort nicht die Hamburger Yacht “Lilly-Marie” mit Thomas, Jola und ihrer Tochter Lilly-Marie gelegen hätte. Die drei sind ebenfalls sehr spät im Jahr gestartet und waren bis jetzt immer genau eine Tagesreise vor uns. Nie hat es geklappt, dass wir zusammen in einem Yachthafen liegen. Um die drei kennenzulernen haben wir aber vor vier Wochen von Viveiro aus einen Ausflug nach La Coruña gemacht.

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Als wir La Coruña dann auf eigenem Kiel erreicht haben, waren sie gerade zwei Tage zuvor weitergesegelt und wir haben ihren Liegeplatz gehütet. Nun endlich gelang es, “Maverick” und “Lilly Marie” mal nebeneinander liegen zu haben. Am späteren Nachmittag ist dann auch noch die französische Familie auf dem Katamaran “Kalao” eingelaufen, die sowohl uns als auch den “Lilly Marie”s in La Coruña gegenüber gelegen hat. Auch Laurent ist mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern auf dem Weg nach Süden. Die Wiedersehensfreude war groß – wir haben bis in den frühen Morgen zusammengesessen, Vino Tinto getrunken und über das Leben, die Segelei und weitere Törnziele geplaudert. Die Ziele waren überraschend dieselben – und so war kurzerhand eine Flottille gebildet.

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Zwei Tage später sind wir dann mit allen drei Schiffen gen Süden aufgebrochen. Endlich waren die Wind- und Wetterbedingungen einmal wirklich perfekt. Nordwind der Stärke drei, Sonne, 18 Grad. Herrliches Segeln. Zum ersten Mal haben wir unseren Gennaker auspacken können und “Maverick” ist so sportlich gesegelt, wie vermutlich in ihrem ganzen Leben noch nicht. Der längere Mast, den wir installiert haben (gebraucht von einer Bavaria 34 übernommen) verlangt zwar frühes Reffen – aber bei solchen Segelbedingungen bekommt das Boot ein ganz neues Segelpotenzial. Zickzack durch die vorgelagerten Inseln hindurch, vor dem Wind kreuzend. Eine Regatta, die einen Mordsspaß bereitet hat.

Natürlich hat der Kat am Ende gewonnen. Gestern sollte es eine Revanche geben, aber der Wind schlief ein und wir mussten die 36 Seemeilen über die spanisch-portugiesische Granze bis nach Viana do Castelo mit arabischen Winden – aus dem Dieseltank – zurücklegen. Heute ist hier wieder viel Wind angesagt. Draußen soll es mit bis zu sieben Beaufort wehen und bis Samstag sind 4,5 Meter hohe Wellen angesagt. Das wollen wir lieber noch abwarten und dann vielleicht Sonntag weiter in Richtung Porto.

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Die Wartezeit ist aber keine vertane Zeit. Die Stadt ist wunderschön und typisch portugiesisch. Morgen werden wir mit allen drei Crews (9 Personen!) an Bord der “Maverick” in meinen Geburtstag hinein feiern. Am Samstag werde ich 29 Jahre alt …

Mit der Crew der “Lilly-Marie” und der “Kalao” unternehmen wir inzwischen jeden Tag etwas. Von Erkundungstouren durch den Ort bis hin zum gemeinsamen Abendessen. Dabei lernen wir neue, interessante Speisen kennen. Auf dem Weg nach Baiona hat Laurent einen Bonito gefangen, den es am Abend als Sushi gab. Das rohe Fleisch schmeckte mir hervorragend, Cati eher weniger. Dafür haben ihr die Miesmuscheln als Beilage geschmeckt, mit denen ich nicht so recht warm geworden bin. Am Abend vorher gab es sogar “Pulpo”, Tintenfisch, den es in Galizen an jeder Ecke gibt. Sehr lecker – und sehr spannend, Laurent beim Kochen zuzusehen.

Drei Yachten, die einfach die letzten im Jahr zu sein scheinen, die nach Süden wollen. Zudem eine extrem lustige Konstellation: Zwei deutsche, eine französische Crew in Spanien bzw. Portugal. Die Grundsprache ist englisch, das Laurent wirklich perfekt beherrscht. Cati ist fast permanent von den drei Mädels umgarnt und wird so beim Spielen und Malen mit ihnen an ihre alten französisch-Vokabeln erinnert. Wir haben eine Menge Spaß und scheinen wirklich endlich im Langfahrtseglerleben angekommen zu sein.

Johannes

 

Neuer Blogeintrag auf YACHT.de

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Wir melden uns aus La Coruña. Morgen soll es aber schon weiter gehen. Alles weitere in einem neuen Blogeintrag – diesmal auf www.yacht.de

Johannes

 

Morgen gehts weiter …

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Liebe Leser,

nach einer langen Regenzeit in Viveiro werden wir morgen früh endlich gen Westen aufbrechen. Es ist zwar immer noch Westwind angesagt, aber nur noch der Stärke 3 bis 4. In den vergangenen Tagen waren es 5 bis 7. Also wollen wir diese kurze Wetterbesserung nutzen, um nach La Coruña zu kommen. Dienstag knallt es dann nochmal ganz ordentlich, bevor der Wind Mittwoch wieder abflaut und sogar auf Ost dreht. Eine gute Chance, um das Kap zu runden und Kurs Süd zu nehmen. Natürlich ist für die folgenden Tage dann Südwind angesagt – wieder direkt von vorn. Aber vielleicht schaffen wir es trotzdem in kleinen Tagestörns nach Süden zu hüpfen.

Die Wartezeit in Viveiro war lang und strapazierend. “Schiffe werden im Hafen bei schlechtem Wetter immer kleiner”, hat unser Nachbar Bert von der “Heimkehr” geschrieben. Das haben wir genauso empfunden. Deshalb können wir es auch kaum erwarten, morgen wieder die Segel zu setzen. Trotz des vielen Regens gab es aber auch immer mal kurze, lichte Augenblicke. Wir haben hier in der vergangenen Woche sicher zehn Regenbögen gesichtet.

Johannes

 

Viel Wind … und immer von vorn

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“Ich dachte, Ihr wollt in La Coruña überwintern?” fragt ein Leser bei Facebook. Wollen wir nicht. Erstrecht nicht in Viveiro. Wir wollen weiter, wollen in den Süden!

Zwei Wochen haben wir auf unsere Pakete mit den Ersatzteilen aus Deutschland gewartet. Pünktlich mit ihrer Ankunft hat sich dann das Wetter verschlechtert. Es regnet nun fast ununterbrochen. Einmal hat es sogar gehagelt, richtige Eisplocken lagen an Deck der “Maverick”. Und es weht gewaltig. Zu doll und immer genau auf die Nase. Manche Tage ist “Maverick” sogar im Hafen bis zu 7 oder 8 Grad weggekrängt, wenn die Böen schaurig schön im Rigg heulen. Im Hafen laufen manchmal sogar richtig große Wellen durch, obwohl wir abseits des Atlantiks in einem Fluss liegen.

Für heute hat sich eine kleine Chance abgezeichnet, zumindest nach La Coruña zu kommen. Also haben wir uns den Wecker sehr früh gestellt, um zeitig zu starten. Relativ schnell kam mit dem Blick auf den aktuellen Wetterbericht die Ernüchterung: Fünf bis Sieben Beaufort aus Südwest. Wie bereits die letzten Tage. Darauf haben wir echt keine Lust, denn das hieße 50 Meilen genau gegenan. Die Wellen sollen laut Windfinder eine Größe von fünf Metern haben. Morgen sogar 6,5 Meter. Momentan sieht es so aus, dass wir erst Montag weiter kommen – aber das kann sich ja bekanntlich noch alles ändern. Wir spielen im Kopf schon verschiedene Optionen durch, Zwischenstopp in La Coruña, Durchknacken nach Porto – wie weit ist es eigentlich bis nach Lissabon? Muros soll schön sein (wenn eine Marina schon “Mu-Port” heißt, kann es doch nur toll werden, findet vor allem Bordkuh Ricky), in La Coruña gibt’s aber ‘ne Waschmaschine … Hier in Viveiro gibt es keine, nur einen teuren Wäsche-Service. Weil die Klamotten schon wieder knapp werden, haben wir heute mal ein kleines Experiment gestartet. Das Ergebnis sehr ihr im Video:

Wie zu Großmutters Zeit … from Johannes Erdmann on Vimeo.

Heute vor genau zwei Monaten sind wir die Oste Richtung Elbe runtergetuckert. Genau drei Wochen liegen wir heute in Viveiro … Von acht Reisewochen haben wir fünf auf Wetterbesserung in irgendwelchen Häfen verbracht. Wird wirklich Zeit, dass wir weiterkommen …

Was ist eigentlich mit der Seekrankheit?

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Als Johannes mich zum ersten Mal auf ein Segelboot mitgenommen hat, versuchte er mir weiszumachen, dass ich mit Sicherheit gar nicht seekrank werde. Ich sei “einfach nicht der Typ dafür”! Frisch verliebt glaubt man ja so einiges – und so konnte ich tatsächlich gar nicht richtig einordnen, was mit mir passiert, als mir das erste Mal flau im Magen wurde.

Johannes Versuch, mich psychisch zu beeinflussen, hatte stückweise funktioniert, mein Magen ließ sich aber leider nicht so einfach an der Nase herumführen. Ich wusste daher schon bei der Abfahrt, dass Seekrankheit auf der Reise ein Thema werden wird. Auf den letzten Blogpost zu dem Thema habe ich wahnsinnig viele Emails und Nachrichten mit aufmunternden Worten und guten Tipps bekommen, danke noch einmal dafür! Darunter waren altbewährte Hausmittel, Empfehlungen zur Ernährung und verschiedene Medikamente.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass sich die Seekrankheit von selbst gibt, wenn wir erst eine Weile unterwegs sind. Dass es mich auf dem Weg nach Frankreich dann doch nochmal so richtig dahingerafft hat, hat mich aber sehr überrascht.  Dementsprechend habe ich natürlich etwas besorgt auf die Biskayaetappe geschaut. Das “Schlimmfühlen” ist eine Sache, aber keine Hilfe sein zu können und auch die Reise nicht zu genießen, überwiegt auf der Nervskala. Obwohl ich nicht gerne schnell Medikamente einwerfe, war meine Toleranzgrenze diesbezüglich mittlerweile gesenkt. Uli Schürg von Blue-Yachting schlug uns “Rodavan” vor. Ein Medikament, mit dem seine Familie sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Der Wirkstoff Dimenhydrinat ist mir auch von etlichen andere Lesern ans Herz gelegt worden, also habe ich in der Apotheke ein französisches Äquivalent besorgt.

Das Zeug hat wirklich Wunder bewirkt! Den ersten Tag auf der Biskaya ging es mir ausgezeichnet, ich konnte sogar auf dem Vorschiff sitzen und Delfine anfeuern, ohne dass mir schlecht geworden wäre. Nur wenn die Tageshöchstdosis erreicht wurde und der Wirkstoff langsam aus dem Körper ging, wurde mir etwas flau. Am zweiten Tag, als es merklich aufgefrischt hat, habe ich mich vorsichtshalber in der Koje verkrochen, obwohl es mir eigentlich ganz gut ging. Am dritten Tag konnte ich das Medikament teilweise sogar weglassen. Nebenwirkungen: extreme Müdigkeit! Aber eigentlich nur direkt nach der Einnahme. Wenn es nicht anders ging, habe ich halt geschlafen. Am zweiten Tag habe ich das Medikament im Magen arbeiten gemerkt – was wohl aber auch daran liegt, dass ich mich in dem ganzen Wetter nicht aufraffen konnte, vernünftig zu essen.

Ich hoffe immer noch, dass sich die Seekrankheit so einpendelt, dass ich irgendwann gar keine Hilfe benötige. Bis dahin werden wir wohl immer eine Packung im Schapp haben.

Cati

Pakete, Pakete!

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Die spanische Post ist schon ein wenig … eigenwillig. Gestern kam endlich ein erstes Paket von A.W.Niemeyer, mit unserer neuen Außenborder-Pinne. Die alte war abgebrochen, als uns das Rettungsboot an die Kaimauer in Cariño manövriert hat. Witzigerweise war das Paket mit der Pinne seit Mittwoch mit DHL-Normal unterwegs. Das Paket mit unseren Ersatzteilen für den Motor ist Donnerstag mit DHL-Express auf die Reise geschickt worden, für ein Heidengeld … Freitag sollte es hier sein – aber irgendwie ist es dann nach Santiago umgeleitet worden. Am Abend hat uns eine spanische Nummer angerufen, eine Frau von DHL, die aber kein Wort englisch sprach. Wir leider auch kein Spanisch. Irgendwann hat sie aufgelegt und am Samstagmorgen war auf der Tracking-Seite zu lesen, dass wir die deutsche DHL-Hotline anrufen sollen. Das geht aber aus dem Ausland nicht, denn es gibt nur eine 0180-Nummer. Über Umwege habe ich dann eine Festnetznummer in Bonn ausfindig gemacht, dort angerufen, mich durch ein computerisiertes Menü gewählt, viermal unsere Paketnummer diktiert (“Wir haben Sie leider nicht verstanden”), ein paar Minuten GEMA-freie Musik gehört – und immer dann, wenn wir mit einer menschlichen Stimme von DHL-Express verbunden werden sollten, sind wir aus der Leitung geflogen (dreimal …). Also haben wir einfach einen neuen Weg im diktierten Menü eingeschlagen, vorgegeben uns über neue Produkte informieren zu wollen – und tadaaa, war ein Mensch am anderen Ende – der uns dann mit DHL-Express verbinden musste ; )

Nach dem dritten Telefonat mit Bonn (inzwischen habe ich denen auch einen spanischen Kontakt hier im Hafen gegeben, damit sich der Fahrer genau informieren kann) kam heute tatsächlich ein DHL-Kurier auf das Marinagelände gefahren und hat uns das langersehnte Paket gebracht, dass unsere lieben Nachbarn in Oberndorf gepackt haben. Nun gibt es hier einiges zu basteln – und dann können wir endlich, endlich weiterfahren!

Johannes

 

 

Ausflug nach Santiago de Compostela

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Wir liegen immer noch in Viveiro und warten weiterhin auf Ersatzteile. Neben dem neuen Rohr für den Wassersammler zum Beispiel auch auf ein Schnellverschlussventil, das Johannes in die Dieselleitung einbauen will, damit der Motor endlich auf komfortable Art gestoppt werden kann. In Deutschland haben unsere Nachbarn und Freunde einige Tage rotiert, damit wir schnell wieder auf Kurs kommen und unsere Reise fortsetzen können. Drei Pakete sind zumindest schonmal in Spanien, soviel konnten wir per Online-Tracking herausfinden. Sobald alles da ist, wollen wir dann endlich die 55 Seemeilen nach La Coruña weitertuckern. Weitersegeln wäre natürlich auch toll, aber bislang hat sich hier noch kein Lüftchen geregt.

Auf der stürmischen Biskayafahrt sind leider unsere Polster im Vorschiff nass geworden. Vermutlich ist das wasserdichte Luk zum Ankerkasten doch nicht ganz so wasserdicht. Die ganzen Plünnen zu waschen und zu trocknen hat mehrere Tage gedauert. Alles im Eimer auf dem Steg, die Teile waren zu groß für unsere tolle Kurbelwaschmaschine. Und in der Marina gibt es keine Waschmaschine, auch wenn die Piktogramme in Revierführer und vorm Hafenmeisterbüro etwas anderes sagen. Wir haben einen Revierführer aus dem Jahr 2000. Darin ist die Marina gerade im Bau beschrieben und es wird versprochen, dass in den nächsten zwei Jahren alle Servicemöglichkeiten vorhanden sind ; )Macht aber nichts, auch wenn wir hier in Containern duschen, sind es die saubersten Duschen und Toiletten auf der ganzen Reise. Und ich habe es sehr genossen auf dem Steg ein bisschen mit Wasser rumzupitschern, schließlich hatten wir hier die letzten Tage bis zu 27 Grad Celsius!

Entgegen aller Hinweise im Revierführer gibt es hier auch keine Tankstelle, weder für Boote noch für Autos. Die nächste ist einige Kilometer entfernt. Ein echtes Problem, denn wir haben nicht mehr viel Diesel im Tank und der Wind war hier die letzten Tage sehr flau. Mobil müsste man sein, um Diesel zu holen und Ersatzteile fürs Boot. Johannes hat schon öfter in Spanien günstig einen Mietwagen bekommen, sein Rekord waren zwei Tage für 16 Euro. Deshalb haben wir uns gleich auf die Suche gemacht, aber Viveiro ist leider ein wenig ab von jeglichem Tourismus. Trotzdem, das wäre eine große Hilfe – deshalb ist Johannes mit dem Bus ins 100 Kilometer entfernte Lugo gefahren und hat einen Mietwagen abgeholt. Damit konnten wir zwei Tage lang nicht nur Tankstellen und Baumärkte abklappern, sondern die Wartezeit auf die Ersatzteile aus Deutschland auch noch nutzen, um zum ersten Mal auf unserer Reise auch einmal das Landesinnere zu erkunden.

Wirklich fantastisch, die ganzen Berge hier! Man fühlt sich wie im Allgäu, die Straßen scheinen manchmal einfach zu enden, wenn die Abhänge am steilsten sind. Wir haben viele leerstehende Häuser gesehen, alte Einkaufszentren, die einfach leerstehend hinterlassen wurden, Rohbauten, die man nicht fertig gestellt hat. Oftmals scheinen die Menschen nur das zweite Stockwerk eines Hauses zu bewohnen, während unten alles zugenagelt ist oder nicht mal Wände gezogen wurden. Für uns fremd, dennoch: eine traumhafte Kulisse und faszinierende Orte!

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Unser Ausflug führte uns nach Santiago de Compostela. Obwohl man da ja eigentlich zu Fuß hin geht … Spätestens seit Hape Kerkelings Buch “Ich bin dann mal weg!” ist der Ort auch in Deutschland bekannt als Ziel des Jakobswegs. Neben Jerusalem und Rom war Santiago de Compostela eins der wichtigsten Pilgerziele im Mittelalter und auch heute und außerhalb der Saison ist die Stadt voll von Touristen und Pilgern.

Die Stadt ist viel größer, als wir sie uns vorgestellt haben, aber hat uns außerordentlich gut gefallen. Viele kleine und verwinkelte Straßen mit Kramlädchen, überall bekommt man auf der Straße kleine Häppchen, um zu probieren, was in den verschiedenen Bars, Cafés und Läden Leckeres angeboten wird. Eine Sitte, die beim Spazierengehen satt macht und die wir ganz schön toll finden ; )

Natürlich haben wir auch die Kathedrale besichtigt, in der angeblich die Überreste von Jakobus zu finden sind. Die Außenfassade wird gerade erneuert, aber der Innenraum ist sehr prunkvoll. Insbesondere der Altarbereich ist sehr opulent und ganz schön gold. In der Mitte der Kathedrale hängt ein 1,60 Meter großes Weihrauchfass, dass zu speziellen Gelegenheiten bis unter die Decke geschwenkt wird. Angeblich dient der Rauch nicht nur der Liturgie, sondern auch, um den Geruch der Pilger zu überdecken …

Wir haben auf dem großen Platz vor der Kathedrale gesessen, die ganze Szenerie auf uns wirken gelassen und uns die Frage gestellt, ob die Pilger vielleicht enttäuscht sind, wenn sie ankommen. Tage- oder sogar wochenlang waren sie allein mit sich und ihren Gedanken. Hatten genügend Zeit in die Ferne zu schweifen, das Leben zu rekaputilieren. Warum man da ist, warum man das Hamsterrad des Lebens läuft. Viele kommen aus turbulenten Lebensumständen und wollen das Ganze durch den Pilgerpfad bewusst von außen betrachten. Und dann kommen sie in Santiago an – und alles, was mit dem Jakobsweg zu tun hat, ist bis zum gehtnichtmehr kommerzialisiert: Selbstverständlich gibt es rund um die Kathedrale die obligatorischen Merchandisingstände, jeder Pilger kann sich erstmal ein T-Shirt kaufen, das belegt, dass er den Jakobsweg gegangen ist. Sogar Spongebob und Hello Kitty scheinen bereits gepilgert zu sein. Aber auch in der Kathedrale selbst … die Beichtstühle haben rote Lämpchen, die anzeigen, ob sie in Benutzung sind, für 2 Euro kann man eine elektrische “Kerze” anzünden. Überall laufen Ordner mit gelben Warnwesten durch die Kirche und über Plasmafernseher und Lautsprecheranlage wurden die Besucher zu “Silencio” aufgerufen. Vielleicht ist das ja mittlerweile Standard und in Zeiten, in denen selbst für die Sixtinische Kapelle in Rom eine PR-Strategie entwickelt wird, nicht außergewöhnlich, dennoch … irgendwie alles merkwürdig.

Auf dem Rückweg haben wir noch in La Coruña vorbeigeschaut, wo eine Yacht aus Hamburg liegt, mit der wir schon seit Wochen auf Parallelkurs segeln, ohne uns mal getroffen zu haben. Die Crew der “Lilly-Marie” hat uns zu Kaffee und Kuchen eingeladen, was uns wirklich gefreut hat. Wir hoffen, dass sie noch da sind, wenn wir in den kommenden Tagen dorthin dampfen.

Viel Spaß bei den Fotos!

Cati

 

 


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Bericht zum Abschleppen auf YACHT-online

 

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Hier findet ihr den Bericht zu unserer missglückten Ankunft in Spanien: KLICK

Den nächsten gibts wieder hier auf dieser Seite …

Herzlichen Dank für die vielen, vielen Emails mit guten Wünschen, Tipps und die ein oder anderen Klicks auf die Kaffeekasse. Der GFK-Klassiker e.V. hat sogar seine Mitglieder sogar auf Facebook zum Spenden aufgerufen, damit wir unsere Reise fortführen können, weil wir ja zuerst fest davon überzeugt waren, das Abschleppen selbst bezahlen zu müssen. Doch ich hatte gestern Kontakt mit Pantaenius – “Maverick” war noch im versicherten Fahrtgebiet und wir bekommen die 1.443 Euro erstattet. Selbstverständlich überweise ich euch euer gespendetes Geld gleich morgen früh wieder zurück. Wir wollen ja kein Profit aus der Misere schlagen  ; )Herzlichen Dank nochmal für euer Engagement!

Mittlerweile haben wir das Schiff entsalzt und trockengelegt und werden hier noch einige Tage auf Ersatzteile warten, die aus Deutschland kommen. Dann kann die Reise weitergehen!

Johannes

Abgeschleppt

Einige unserer Marinetraffic-Verfolger haben es schon geahnt und befürchtet: “Maverick” ist heute früh von einem spanischen Rettungsboot ins kleine Fischerdorf Cariño eingeschleppt worden. Der Crew geht es gut, nur das Schiff hat große Probleme gemacht und heute früh gab es 30 Meilen vor La Coruña in einer für drei Tage vorhergesagten Flaute keine andere Möglichkeit, als uns hineinschleppen zu lassen. Die Rechnung haben wir schon: ein Monatsbudget ; ) Die Pechsträhne scheint nicht abzureißen. Wir haben auf der Biskaya mächtig Prügel  bekommen, ich habe in der vier Tagen keine zehn Stunden geschlafen. Nun liegen wir mithilfe der herzensguten Rettungskreuzer-Mecaniker und ein paar Regenrohre zusammengeflickter Maschine im Päckchen am Kreuzer und wollen morgen wagen mit der unzuverlässigen Maschine, unserer Segel und 2 Beaufort in den nächsten Yachthafen zu gelangen. Den genialen Platz haben wir dem Kapitän zu verdanken. Ansonsten hätte ich heute Nacht jede Stunde raus gemusst um die Leinen an der Containerpier zu verlängern. Sechs Meter Tiefenhub …

Sobald wir wieder Internet haben erzähle ich die ganze Geschichte. Hoffentlich morgen. Und eine Dusche!

die gebeutelten aber trotz allem glücklichen

johannes und Cati