Kategorie: Zu zweit auf See

5. Tag auf See

Liebe Leser, wir haben fast 400 Seemeilen geloggt, aber noch immer etwa 500 Seemeilen bis zum ersten Wegpunkt nordwestlich der Kapverden vor uns. Immer noch spielt das Wetter gegen uns. Während wir in der letzten Nacht von einem Flautenloch zum nächsten gesegelt sind und jeweils eine halbe Stunde warten mussten, bis es dann mit 5 Knoten Fahrt weiterging, haben wir seit heute Morgen sogar absolute Flaute. Deshalb mussten wir auf arabische Winde aus dem Tank zurückgreifen. Ich habe gerade vier Stunden am Rad gestanden, einen Teil davon bei schüttendem Regen, und selbst gesteuert, denn unser elektrischer Autopilot tut seinen Dienst ja nicht mehr. Vor dem Regenguss sind mir die Worte aus dem alten Poem “The ancient mariner” eingefallen: “As idle as a painted ship, upon a painted ocean.” – So ruhig (liegt es da), wie ein gemaltes Schiff, auf einem gemalten Ozean.” Ich glaub mit diesen Worten auf den Lippen ist schon so manch ein Segler verrückt geworden ; ) Gestern Abend waren wir durch das elendige Gerolle durch den fehlenden Wind in der alten Dünung sogar richtig seekrank. Ich auch, obwohl mir das ja eigentlich sonst nichts ausmacht. Aber unter dem Strich können wir über die letzten Tage eigentlich nicht klagen, denn immer zwischen den Flautenlöchern gab es Zonen, in denen wir sehr gut vorangekommen sind. Dank der Motorfahrt heute Vormittag haben wir auch wieder ein Etmal von 95 Meilen. Trotzdem können wir es kaum abwarten, den Passat zu erreichen, nach rechts abzubiegen und das Schiff einfach laufen zu lassen. Richtung Karibik. Endlich warme Sonne und schönes Wetter. Johannes

4. Tag auf See

Liebe Leser, gerade haben wir die 300ste Meile geloggt. Damit liegen 10 Prozent der Überfahrt in Kielwasser. Wird Zeit, dass wir endlich in den Süden kommen, denn im Moment ist das Segeln hier eher trist und anstrengend. Von Boris Herrmann, der mit dem Volvo-Racer “Maserati” hier ganz in der Nähe durchgekommen ist, wurden wir gestern mit neusten Wetterdaten versorgt. Heute hat sich ein Tiefdruckgebiet nur ein paar hundert Meilen westlich von uns festgesetzt. Das ist mehr als ungewöhlich, denn eigentlich kommen die nicht so weit runter. Boris ist mit dem schnelleren Boot im Norden des Tiefs durch und hat ein paar nette Rückenwinde bekommen. Wir sind langsamer und auf dem Weg zu den Kapverden, deshalb erwischt und das Tief mit Gegenwinden. Heute früh zwischen 6 und 7 Uhr hat mich Cati aus der Koje geworfen, weil “Maverick” plötzlich nach Nordwesten fuhr. Die Windsteueranlage hat dem drehenden Wind hinterher gesteuert. Aber mittlerweile laufen wir mit 225 Grad wieder einigermaßen auf Kurs zu unserem ersten Wegpunkt, der noch 600 Meilen entfernt ist. Das Wetter ist, dem nahen Tiefdruckgebiet entsprechend, eher bescheiden. Dicke, tiefhängende, graue Wolken, aus denen manchmal auch Regen kommt. Wir sitzen fast die ganze Zeit unter Deck, im Trockenen, und warten, dass die Sonne wieder rauskommt. Vielleicht morgen. Dafür sind wir trotz aller Umwege (die Kurslinie westlich von La Palma ist ein Zickzackkurs …) gut vorangekommen, ein 120er Etmal. Groß im zweiten Reff, die Genua halb weg und trotzdem gute 5,5 Knoten. Also: Alles in Butter auf’m Kutter. Johannes

3. Tag auf See

Liebe Leser, wahrscheinlich wird unsere Reise hinüber auf die Kanaren als die Langsamste aller Zeiten in der Geschichte eingehen. Seit unserem Start am Donnerstagnachmittag begleiten uns sehr, sehr leichte Winde. In der Vergangenen Nacht der Tiefpunkt: Zeitweise nur 1 Knoten Fahrt. Gleichzeitig aber auch genug Wellen, damit es uns nicht langweilig wird. Wahrscheinlich ist es vor allem der Strömung zu verdanken, dass wir in den letzten 24 Stunden trotzdem 85 Seemeilen zurückgelegt haben. Seit dem Morgen ist der Horizont von dicken, dunklen Wolken verhangen. Etwa alle Stunde kommt auch mal für eine Viertelstunde etwas stärkerer Wind heraus. Das heißt dann: Ständiger Wechsel zwischen Vollzeug und zweitem Reff und halber Genua. Gegen Mittag haben wir das Treiben und Geschüttel satt gehabt, und haben den Motor angeworfen. Cati steuert Maverick gerade im leichten Nieselregen mit 5 Knoten gen Las Palmas. Dort werden wir ganz knapp vorbei kommen. Vielleicht sind wir sogar wieder auf dem AIS zu sehen. Aber wir segeln vorbei und nehmen Kurs auf die Kapverden. Genauer gesagt einen Wegpunkt knapp westlich davon. Wir können nur hoffen, dass wir südlich der Kanaren auf besseren Wind treffen. Die Batterien sind jetzt nach der zweistündigen Motorfahrt wieder voll und gleich werden wieder die Segel gesetzt und getrieben. Ansonsten haben wir uns aber ganz gut wieder ins Seeleben eingefunden. Gestern gab es sogar schon ein richtiges Abendessen an Bord, eine leckere Gemüsepfanne mit Reis. Die Wachwechsel klappen super, Cati war noch nicht einmal seekrank, hat aber glaube ich schon zwei Bücher durchgelesen. Ich lese gerade “Auf acht Metern um die Welt” von Sebastian Pieters. Das Buch ist gerade zur Bootsmesse in Düsseldorf erschienen und ich habe schon lange darauf gewartet. Denn ich habe Sebastian als eine meiner letzten Aufgaben als YACHT-Redakteur porträtiert. Nachzulesen in Heft 19/2014. Tolle Geschichte: Er war 22 Jahre alt und wollte unbedingt um die Welt segeln. Aber Geld und Boot fehlten natürlich. Also hat ihm sein ehemaliger Lehrer dessen acht Meter langes Sperrholz-Boot geliehen und Sebastian ist losgesegelt. Eine Tolle Geschichte, sehr lesenswert! Bin schon fast durch, schade eigentlich. Johannes

2. Tag auf See

Liebe Leser, gestern gegen 17 Uhr haben wir endlich die Leinen losgeworfen. Wir waren ganz schön verblüfft, als die Rechnung im Marinabüro vor uns lag: 19 Tage! Eigentlich hatten wir damals von Quinta do Lorde nach Funchal verlegt, um nochmal die Supermärkte abzuklappern und um ein bisschen zu arbeiten … fünf Tage haben wir geschätzt. Aber dann kam die Grippe … und einige Verzögerungen … und nun wares es fast drei Wochen. Wahnsinn. Es war ein fantastisches Bild, wie die hohe und bis in die Berge beleuchtete Insel Madeira gestern im Kielwasser verschwand. Kurz nach der Abfahrt wurde es ja bereits dunkel, aber die Insel war noch die ganze Nacht zu sehen. Anfänglich schob und der Ostwind noch mit 6,5 bis 7 Knoten nach Süden. Rauschefahrt. Aber schon drei Stunden später nahm er dann immer weiter ab und wir hatten manchmal nur noch 2,5 Knoten auf der Logge. Trotzdem haben wir nun bis zur Mittagsposition fast 80 Meilen nach Süden gutgemacht. Ein 100er Etmal ist noch zu schaffen, also sind wir zumindest nicht langsamer als die erste “Maverick” damals. Die See ist relativ glatt, aber durch den fehlenden Wind schüttelt sich “Maverick too” trotzdem ganz schauderlich. Wollen wir hoffen, dass bald mal ein bisschen Wind kommt. Ansonsten hole ich heute Nachmittag den Gennaker raus. Viele Grüße! Johannes

Letzte Vorbereitungen

DSC_8192

Liebe Leser,

wir sind startklar. Eine Arbeitsliste, die einen halben Meter lang war, ist abgearbeitet. Proviant und Wasser sind gebunkert, das Schiff ist fertig. Morgen soll es los gehen – und wir können es nun wirklich kaum noch abwarten.

Das Wetter sieht nicht sooo gut aus. Der Passat ist sehr instabil und ganz anders, als zu dieser Jahreszeit zu erwarten. Könnte sehr flau werden. Aber wir haben ja einen großen Gennaker und viel Zeit. Irgendwie werden wir da schon rüberkommen. Hauptsache los. Wir hatten zwar (von meiner Grippe abgesehen …) eine tolle Zeit in Funchal, aber wollen nun auch wirklich weiter. Es wird Zeit. Die Marina ist zwar keine zwei Sterne wert, mit brüchigen Stegen und seit zweieinhalb Wochen eiskalten Duschen – aber der Ort ist echt schön und wir haben durch unsere Promenaden-Lage hier in der Marina unheimlich viele nette Menschen kennengelernt. Im letzten Blog habe ich ja schon davon berichtet.

Vor ein paar Tagen steht dann noch ein netter Blogleser, Karsten, am Steg. “Ihr seid ja immer noch hier”, sind seine ersten Worte – und er hat ja Recht, wir wollten schon lange weg sein. Ich erzähle ihm, dass wir erst noch Unmengen von Proviant an Bord schaffen müssen. Zwei Tage später steht er wieder an der Pier: “Wir haben ab morgen einen Mietwagen und fahren gern mit euch einkaufen.” Was für ein nettes Angebot! Also rollen wir am nächsten morgen mit zwei großen, vollen Einkaufswagen aus dem örtlichen “Pingo Doce” und schaffen es, sie in einen kleinen Audi A1 zu quetschen. Eine halbe Stunde später ist alles an Bord. Dafür hätten wir von Hand sicher zwei Tage gebraucht. Danke!

Ein paar Stunden später steht ein extrem nettes Pärchen am Steg, Dominik aus der Schweiz und Steffi aus Österreich. Die beiden sind hochgradig interessiert an unserem Boot und unserer Reise, wollen viele Details wissen. Ein paar Stunden später klopft es nochmal an Deck und Dominik drückt mir eine Plastiktüte in die Hand. “Ihr lebt unseren Traum. Wir werden euch im Internet verfolgen. Und wenn ihr drüben angekommen seid, macht die auf …” In der Tüte: Eine Postkarte von der Marina Funchal und eine teure Flasche Champagner! Haben wir sowas jemals getrunken? Selbst nach zwei Jahren Refit in der Halle gabs bei uns nur billigen Sekt. Was für eine nette Geste, vielen lieben Dank euch beiden! ; )

Nun werden wir heut noch die letzten Kleinigkeiten am Boot erledigen und dann gehts morgen los zum großen Abenteuer Atlantik. Ein ganzer Monat auf See. Wir freuen uns darauf. Und auch darauf, einen Monat keine Liegegebühren mehr bezahlen zu müssen! ; )

Oben auf der Website habe ich eine Karte eingefügt und festgesetzt. Sie wird immer ganz oben auf der Website stehen und täglich die aktuelle Position anzeigen. Aber darunter erscheinen (wenn die Technik funktioniert …) ab und zu auch mal Blogeinträge von See. Leider ohne Bilder, sondern als reine Textmeldungen. Wir hoffen ihr habt Spaß dabei, uns virtuell ein wenig über den Teich zu begleiten.

Johannes

 

 

Zwei Überraschungen

DSC_8098

Die Medikamente tun ihren Dienst, die Grippe und ihre Begleiterscheinungen klingen ab und ich komme langsam zurück auf die Beine. Heute habe ich bereits einige kleine Aufgaben am Boot erledigen können. Eigentlich ging es dabei eher um die Entfernung von Provisorien, wie die selbstgebaute Spinnakerbaumhalterung aus Gurtbändern. Man möchte ja eigentlich möglichst wenig Zeit außerhalb des Cockpits verbringen. Vor allem freihändig und das dreieinhalb Meter lange Rohr balancierend. Deshalb hat mir mein Vater zwei Edelstahlbeschläge spendiert, in die ich den Baum einfach einklinken kann, anstatt ihn immer wieder an die Reling anlaschen zu müssen.

Bevor ich mich vergangene Woche in die Koje verabschiedet habe, um meine Grippe auszukurieren, haben sich noch zwei sehr bemerkenswerte Dinge ereignet, von denen ich kurz berichten möchte:

Als wir von Quinta do Lorde nach Funchal verholen haben, ist plötzlich der Wind eingeschlafen. Die Wellen wurden immer glatter, je weiter wir dem Kap bei Garajau kamen. Die Sonne stand tief am Himmel und es muss von Land aus ein auffälliges Bild gewesen sein, wie wir da so einsam im Sonnenuntergang gen Funchal getuckert sind. Kaum waren wir in Funchal angekommen, das Internet funktionierte auf Anhieb, trudelten einige Mails ein. Eine von unserem Gästebuch-Anbieter mit der Nachricht über einen neuen Eintrag:

Hi ihr beiden,
haben euch gerade vom Balkon unseres Hotels aus gesehen. Gleich ins Netz und Eure Seite gefunden. Alles Gute weiterhin für Euch.
Lg. Sabine & Fred
Ps. Waren auch mal in Australien. Aber mit unserer BMW, von Unna aus einmal um die Welt.

Wir freuen uns natürlich immer riesig über jeden Gästebuch-Eintrag (also bitte weitermachen! :-)) – aber über diesen ganz besonders. “Wie können die uns denn gesehen haben, wir waren doch relativ weit draußen?” haben wir uns gefragt.

Bei mir müssen auch gleich die Augen geleuchtet haben, “Wahnsinn, mit einer BMW sind die um die Welt gefahren”. Ich bin früher selbst einige Jahre Motorrad gefahren und habe immer von einer großen Reise mit meiner Honda und einem Zelt geträumt. Am liebsten natürlich auch um die Welt. Aber als die Reisepläne im Segelboot ernst wurden, habe ich das Motorrad damals natürlich als erstes verkaufen müssen. Zwei Träumen hinterher zu jagen geht ja nicht. Ein Gefährt, dem ich lange nachgetrauert habe, denn es war ohnehin nur noch 1000 Euro wert. Und die beiden haben es einfach gemacht, sind einmal um die Welt gefahren – und auch noch mit meinem Traummotorrad. Also gleich eine Antwortmail zurückgeschrieben und die beiden zum Kaffee an Bord eingeladen.

Zwei Tage später stehen Sabine und Fred an der Reling, und haben sogar Kuchen mitgebracht. “Als wir damals unterwegs waren und Leute kennenlernten, haben wir von denen auch immer was zu essen bekommen”, sagt Fred und lacht. In seinem Rucksack hat er ein altes Armeefernglas. “So haben wir euch dort draußen erkennen können”, sagt er. Wir sitzen im Cockpit, bei herrlichem Sonnenschein und leckerem Kaffee, plaudern den ganzen Nachmittag. Eine Anekdote ergibt die nächste, wir lachen und philosophieren über das Tolle daran, unterwegs zu sein. Fred hat sogar ein paar Bilder mitgebracht. “Wir hatten noch keine Digitalkamera”, erklärt er, “alles Dias.” Die Fotos sind so spannend, wie die vielen Geschichten. Unglaublich, was die beiden geleistet haben, in 15 Monaten um den ganzen Globus zu fahren. Jede Nacht das Zelt aufbauen, alle Habseligkeiten vom Bike, am nächsten morgen wieder aufladen. Und überhaupt: Zu zweit auf einem Motorrad, ohne Begleitteam oder sonstigen Support (etwa wie bei “Long way down“). Cati und ich sind hochgradig begeistert von diesen beiden weitgereisten, liebenswerten Menschen und ihren Geschichten. Eine echte Bereicherung der Zeit in Funchal.

Als wir so im Cockpit sitzen, die Sonne steht mittlerweile tief, kommt plötzlich ein älterer Mann mit dem Fahrrad die Promenade entlang gefahren. Die zweite Begebenheit:

Er beäugt unser Schiff, schaut auf ein kleines Päckchen, das er eben noch unter dem Arm hatte, kommt näher. “Määää-verrrr-ickkk”, fragt er? “Yes, thats our boat”, antworte ich. Wortlos drückt er mir das Päckchen in die Hand und schwingt sich wieder aufs Rad.

Nanu, wir hatten doch gar nichts auf dem Postweg? Zumindest nicht, wovon wir wüssten. Der Absender: Zwei Initialen und der Ort Wolfsburg, mein Heimatort. Dann erst fällt mir die Adresse auf: “Marina Quinta do Lorde”, also unser ehemaliger Liegeplatz. Ziel: “Madeira/Portugal” und für 3,45 Euro frankiert. Keine Postleitzahl. “Unglaublich, dass das angekommen ist”, staune ich, “die in Quinta do Lorde müssen es weitergeleitet haben.” Aber sicher nicht auf dem Postweg, denn unser Fahrradfahrer hatte mit der Post nichts zu tun. Staunend öffnen wir das Paket.

Darin enthalten sind zwei Schachteln Kaugummi-Zigaretten, Marke “MAVERICK” und “KAP HORN”, und eine kleine Flasche Sülfelder Korn. Schnaps aus einer Brennerei, die zu meiner Schulzeit alle Abifeten versorgt hat. Ich muss laut lachen, bin total verdutzt. “Wo kommt das denn her? – Aus Wolfsburg, klar, aber von wem?” Dann finde ich einen Brief. “Ich habe die beiden Packungen zufällig beim Abschicken der Weihnachtspost gefunden und dachte, ich schicke euch einen Gruß aus der Heimat. Gruß, Blog-Leser Wilhelm”. Das Datum? Vor vier Wochen abgeschickt.

madeira_079

madeira_080

“Haha, klasse!” Ich kann mich erinnern. Wir kennen uns nicht, haben aber vor Jahren mal gemailt. Ich finde nur leider die Email-Adresse nicht mehr. Also wenn du das liest, Wilhelm: Herzlichen Dank, dass du an Weihnachten an uns gedacht hast! ; )

Was die Abfahrt angeht: Wir warten gerade noch auf ein Paket von unserem Segelmacher Faber und Münker, der uns ein Sonnensegel hinterherschickt, das bis zur Abfahrt damals nicht mehr fertig geworden ist, weil ich die Maße erst jetzt unterwegs nehmen konnte. Das Segel wird wohl am Freitag hier sein und am liebsten würden wir dann gleich Freitagnachmittag ablegen. Aber blöderweise ist noch ein zweites Paket mit wichtigen Medikamenten unterwegs, das möglicherweise erst Anfang nächster Woche ankommt. Dann geht es aber wirklich los … rüber über den Teich! Wir können es kaum erwarten.

Johannes

 

Atlantiküberquerung der “Maverick too”

Liebe Leser,

auf dieser Karte könnt ihr unseren Fortschritt auf dem Weg über den Atlantik verfolgen. Sie ist oben auf der Website festgesetzt und wir werden täglich eine Positionsmeldung von See posten. Durch einen Klick auf das Segelschiff-Symbol erfahrt ihr ein paar Daten unserer Reise. Etwa unseren Kurs und die Durchschnittsgeschwindigkeit in den vergangenen 24 Stunden. Neue Blogeinträge findet ihr unterhalb dieser Karte.

Viel Spaß beim virtuellen Mitreisen!

Warten auf den Absprung

madeira_078

Über einen Monat ist es nun her, dass wir auf Madeira angekommen sind. “Maverick” ruckelt schon ordentlich an den Leinen, weil sie weiter möchte und auch wir können es kaum erwarten, den Absprung über den Atlantik zu machen. Wir hatten ja auch schon Wasser und etliche Lebensmittel gebunkert, schließlich wollte Johannes nur noch die YACHT-Geschichte fertig schreiben, die letzten Anpassungen sollten am Boot vorgenommen werden und dann: Tschüß Europa!

Die letzte Woche über hat Johannes aber leider krank in der Koje verbracht. Auf Madeira scheint gerade eine Grippe-Epidemie zu herrschen, wie dieses Journal berichtet (übrigens ist bei Min. 07:05 auch “Maverick” zu sehen). Und weil Johannes Madeira so mag, hat er diesen Trend gleich mitgemacht. Mit Fieber und Schüttelfrost war an Arbeiten nicht zu denken. Mittlerweile ist er auf dem Weg der Besserung und hat auch schon die ersten Seiten tippen können, aber er soll sich erstmal auskurieren, bis wir an die Weiterfahrt überhaupt nur denken.

madeira_075

Um mich abzulenken, habe ich uns an einem Nachmittag mit ein paar Töpfen Farbe und unzureichendem Pinselequipment auf der Hafenmauer verewigt. In Funchal und in weiteren Häfen hinterlassen viele durchreisende Segler ein Bild, das bezeugt, dass sie tatsächlich da waren. Wir finden es beide sehr schade, dass Johannes 2005 kein Bild gemalt hat, damals war ihm solch sentimentaler Kram wohl nicht so wichtig ; ) Dabei ist es unheimlich spannend zu sehen, wer hier schon alles gelegen hat, bekannte und unbekannte Namen präsentieren sich uns auf der langen Kaimauer. Manche Bilder sind älter als wir, sie wurden in den frühen 80er Jahren gemalt und haben über dreißig Jahren Wind und Wetter getrotzt. Ob unser Bild auch so lange hält?

madeira_076

madeira_077

Zur Zeit peilen wir die Abfahrt für das Ende der kommenden Woche an. Ob wir das einhalten können, hängt vordergründig davon ab, wie schnell Johannes gesund wird.

Cati

Wiedersehen mit Funchal

madeira_072

Seit gestern Abend liegen wir in der Marina Funchal und sind damit zum ersten Mal in einem Hafen, den Johannes schon 2005 auf seiner ersten Reise besucht hat. Für Johannes eine ganz besondere Erfahrung, denn manches hat sich verändert, vieles ist aber auch noch so, wie er es von damals in Erinnerung hat. Meine Erwartungen an die Marina waren recht gering, denn in vielen Revierführern wird sie gar nicht mehr gelistet und von etlichen Seiten wurde uns von dem Hafen abgeraten (zu dreckig, zu unruhig, zu überfüllt …). Im Vergleich zu Quinta do Lorde mag das wohl auch stimmen. Dort braucht man nun wirklich nicht zu befürchten, dass man auf dem Weg zur Toilette von den allgegenwärtigen Touri-Fängern zu einer Walsichtungsbootfahrt genötigt wird. Aber während wir es in den letzten Tagen in Quinta do Lorde sehr ruhig hatten, spürt man in Funchal halt das Leben. Dieser Hafen wirkt auf mich authentisch und hat irgendwie Hand und Fuß. Wir liegen an einer sehr exponierten Stelle direkt an der Hafenmole, den ganzen Tag über schlendern Touristen an der “Maverick” vorbei. Ganz oft kommen wir dabei sehr nett ins Gespräch, werden gefragt, woher, wohin … Und was die Toiletten angeht, vor denen wir so gewarnt worden sind: Wir hatten es schon wesentlich schlimmer auf dieser Reise. Nein, ich mag Funchal wirklich sehr!

Eigentlich wollten wir nach Calheta im Westen der Insel verholen, denn die Marina hat uns sehr gut gefallen, als wir dort mit dem Auto waren. Direkt gegenüber gibt es zum Beispiel einen Supermarkt, ein unschlagbarer Vorteil für die Vorbereitung unserer Atlantiküberquerung. In Quinta do Lorde gibt es nur ein Supermärktchen, das zumindest außerhalb der Saison keine frischen Lebensmittel bereithält. Funchal ist da eine Steigerung, aber auch hier werden wir einige Kilometer zurücklegen, bis wir alles an Bord haben. Das Beste an Calheta wäre der Sandstrand direkt neben der Marina gewesen. Als wir uns dann aber per Email erkundigt haben, ob es in dem Hafen auch Internet gibt, damit Johannes seinen Artikel in die Redaktion schicken kann, antwortete man uns, dass für uns kein Platz in der Marina sei. Kaum zu glauben, schließlich ist gerade Nebensaison und als wir vor nicht mal einer Woche dort waren, war der Hafen nahezu ausgestorben …

Also dann doch Funchal, wo man für unsere kleine “Maverick” auch ohne empfohlene Reservierung ganz unkompliziert noch einen Platz hatte. Vor allem ist die Marina deutlich günstiger, wir sparen fast 10 Euro täglich gegenüber Quinta do Lorde, bei der wir sogar 30 Prozent TO-Rabatt bekommen haben. Während unserer Abwesenheit war der Mehrpreis gut investiertes Geld, denn wir wussten unser Schiff sicher und haben zwischendurch sogar einmal Fotos per Email bekommen. Auf die ganze Zeit gemessen klafft nun aber ein dickes Loch in der Reisekasse und wir freuen uns auf die Regionen, in denen wir endlich bequem ankern können. Funchal ist dafür nicht mehr vorgesehen.

madeira_073

Auf dem Weg nach Funchal konnten wir auch die Segelbilder für die YACHT aufnehmen. Ganz schön viel Arbeit, ein gutes Foto zu bekommen. Johannes hat mich im Schlauchboot ausgesetzt und ist etliche Male an mir vorbeigesegelt. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack von dem Ergebnis:

madeira_074

Witzigerweise konnte Blogleser Björn beim Anflug auf die Insel zufälligerweise dieses tolle Foto von unserem Fotoshooting machen. Das Weiße über dem Triebwerk ist Johannes mit der “Maverick”, der aufgeschäumte Meeresstreifen rechts daneben bin ich im Dingi.

mav_luft2

Cati

“Maverick too”-Seite ergänzt

genn

Heute regnet es und deshalb hatten wir Zeit, die “Maverick too”-Seite zu ergänzen. Neben technischen Informationen finden sich dort jetzt auch etliche Bilder. Johannes hat für die Vorbereitungen immer gerne auf die Ausrüstungsseiten anderer Segelblogs geguckt, darum wollen wir natürlich auch verraten, was an Bord gekommen ist. Wenn es das nächste Mal regnet, folgt eine “Ausrüstung”-Seite.

Cati

 

Ausflug mit dem Schlauchboot

DSC_7809

In den nächsten Tagen wollen wir Segelaufnahmen von “Maverick” vor der Küste Madeiras für den YACHT-Artikel machen, den Johannes gerade schreibt. Bisher hatten wir noch keine Gelegenheit das Dingi und den brandneuen Motor zu testen, nur auf der Oste haben wir unser kleines “Rib’chen” schon einmal kurz gewassert. Deshalb hat Johannes das Schlauchboot gestern mal aufgepumpt um schon zu gucken, ob alles in Ordnung ist, schließlich war es die ganze Zeit auf unseren Aufbau gelascht und dem Seewasser und den Wellen ausgesetzt. Genauso unser Außenborder, den wir aus Platzgründen erstmal am Heckkorb befestigt hatten. Das gute Teil sprang auf den ersten Zug an, fantastisch.

Wir wollten nur mal eben testen, wie das so ist mit dem Schlauchi. Und irgendwie sind wir dabei am Strand um die Ecke gelandet. Das erste Mal auf dieser Reise haben wir tatsächlich faul im Sand gelegen!

Eigentlich gibt es auf Madeira keine echten Sandstrände. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und hat wunderschöne Felsküsten anzubieten, auch Steinstrände. In den letzten Jahren hat man für die Touristen Sand aus der Sahara aufgeschüttet, wie es zum Beispiel auch auf der Kanareninsel Teneriffa gemacht wurde. An einer Stelle allerdings hat Madeira einen echten eigenen Strand mit schwarzem Sand aus zerriebenem Vulkangestein. Als Johannes vor 20 Jahren mit seiner Familie Urlaub auf Madeira gemacht hat, gab es die “künstlichen” Strände noch nicht und ein einheimischer Taxifahrer hat sie zu dieser damaligen Attraktion gefahren. Unter der Weihnachtsbaum haben wir Fotoalben gewälzt und sind auch auf die alten Strandbilder von Madeira gestoßen. “Wo dieser natürliche Strand wohl sein mag?”, haben wir uns gefragt. Und Johannes Mutter Gabi wusste noch, dass östlich vom Strand nur noch Einöde war. Mithilfe des Internets und Google Earth fanden wir heraus, dass in diese Einöde die Marina “Quinta do Lorde” gebaut wurde und dass der einzige echte Strand von Madeira direkt neben “Maverick” liegt! Der Vergleich mit den markanten Felsen auf den 20 Jahre alten Urlaubsbildern brachte die Bestätigung. So ein Zufall!

Johannes hatte den Strand um einiges größer in Erinnerung. Entweder wurde in den letzten 20 Jahren eine Menge Sand abgetragen oder Johannes war damals einfach noch kleiner. In jedem Fall war es herrlich dort kurz zu liegen und das Wasser sogar recht warm. So kann es weitergehen.

Cati

 

 

Traumhafte Chaostage

JOE_7881

Liebe Leser,

nachdem wir bereits einige sorgenvolle Emails erhalten haben, was denn mit uns los sei und warum wir schon so lange nichts mehr gepostet haben, schaffe ich es heute Abend endlich mal, ein paar Zeilen zu tippen. Zuerst einmal: Uns geht es gut und wir sind am 7. Januar (mit fast sechs Stunden Verspätung …) auf Madeira gelandet. Die Weihnachtstage in Deutschland waren wunderschön, im Kreis der Familie. Die ersten Tage im neuen Jahr hingegen sehr stressig: Ersatzteilbesorgungen, Arzttermine, … Vor allem für mich. Als ich meinen bereits seit einigen Wochen Probleme bereitenden Zahn am Montagmorgen meiner Zahnärztin in Hamburg präsentiert habe, warf sie gleich ihre Planung für den nächsten Vormittag um und notierte “Erdmann – Wurzelbehandlung” im Terminplan. Auweia … Aber dann beruhigte sich der Zahn über Nacht, es wurde eine normale Füllung aus Plastik verklebt (“sie kennen das ja bestimmt vom Bootsbau …”). Dann noch schnell am Abend ein paar letzte Impfungen in Fallersleben, beim Hausarzt, und dann konnte die Reise wie geplant fortgesetzt werden.

Doch wir flogen nicht allein zurück an Bord. Relativ spontan hatte mein Vater noch zwei Flüge für sich und meine Mutter gebucht, damit wir die tolle Blumeninsel Madeira noch für ein paar Tage zusammen erleben können, bevor Cati und ich dann über den Atlantik aufbrechen und die Flüge lang und teuer werden. Auf Madeira waren wir vor fast 20 Jahren schon einmal zusammen. Damals war ich zehn Jahre alt, ist also schon eine Weile her … Doch wir alle haben den Familienurlaub damals als so ziemlich die beste gemeinsame Urlaubsreise unseres Lebens erlebt. Grund für mich im Jahr 2005 noch einmal hierher zu kommen. Doch so ganz allein und ohne Gelegenheit etwas vom Innenland zu sehen, war es nicht dasselbe. Deshalb habe ich mich riesig gefreut, dass uns die beiden hier besuchen und für ein paar Tagen in unser Bordleben hineinschnuppern.

Auf Madeira wollten wir eh etwas länger bleiben, denn hier haben wir einige Aufgaben zu erledigen. Zum einen muss ich für die YACHT ein Inselporträt schreiben, was mehrere Tage Recherche an der Küste und im Binnenland erfordert. Außerdem hat sich wieder einmal das Kamerateam angekündigt, das eine Reportage über unsere Reise produziert und uns in regelmäßigen Abständen besucht. Das Team aus Hamburg um Regisseur Arne Schröder hat unsere Vorbereitungen und die Abfahrt in Oberndorf genau begleitet, die Kameralinse in jede Ecke des Bootes gesteckt, und uns dann nochmal in Dartmouth (England) und Viveiro (Spanien) besucht. Als letzte zwei Drehtage für die Pilotfolge haben sie sich nun auf Madeira angekündigt. Den Rohschnitt haben wir bereits während unseres Heimataufenthalts gesehen und waren sehr begeistert. Der fertige, 45 Minuten lange Film wird dann im März auf ZDF-Info gesendet werden. Wir geben den genauen Sendetermin dann hier bekannt.

P1010238

Um in dem Film abzubilden, wie ich während der Reise etwas Geld verdiene, wollten mich Arne, Ole und Olli nun als letzten Part des Films bei meiner Arbeit als YACHT-Autor begleiten. Der erste Teil der Recherche bestand in einer Mietwagentour quer über die Insel, um gute Bilder der typischen Merkmale der Insel zu schießen. Das Kamerateam war immer mit dabei – mal mit dem Kameramann im Kofferraum oder im Fenster sitzend. Sie haben tolle Aufnahmen gemacht, zum Teil sogar mit einer Drohne – und wir sind sehr gespannt auf den Film : )

Als zweiten Teil der Recherchereise werden Cati und ich in den kommenden zwei Tagen mit Schlauchboot und “Maverick” an der Küste entlang segeln, um gute Segelbilder zu schießen. Danach verholen wir vermutlich in die Marina Calhetas im Westen der Insel. Dort habe ich viel Ruhe, um das Porträt zu Papier zu bringen. Die beste Auswahl der etwa 1500 Fotos, die ich in den vergangenen Tagen geschossen habe, könnt ihr dann in einer der nächsten YACHT-Ausgaben sehen.

Viel Spaß dabei!

Johannes