Kategorie: Zu zweit auf See

Reportage in der ZDF-Mediathek

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Liebe Leser,

vielen Dank für die vielen hundert Mails und Facebook-Nachrichten zur Sendung am vergangenen Sonntag. Echt unglaublich, wie viele von euch sich den Wecker um 8.30 Uhr gestellt haben. Wir haben sogar Fotos bekommen, wie ganze Familien noch recht schlaftrunken vor der Glotze sitzen und unsere Reportage erwarten. Nun sind wir gespannt zu erfahren, wie die Einschaltquote war. Denn davon hängt letztlich ab, ob es weitere Teile geben wird. Ihr habt jedenfalls (genau wie wir und das Filmteam) euer bestes Gegeben. Wahnsinn, wie oft ihr den Beitrag bei Facebook geteilt habt! So haben den Beitrag dreimal mehr Leute gelesen, als den besten Post zuvor.

Vielen Dank auch für die vielen Mails an die Zuschauerredaktion. Mit Lob zum Film und Kritik daran, dass er nicht in der Mediathek steht. Auch das hat viel bewirkt – denn seit gestern ist das Video genau dort zu finden.

Viele Grüße!

Johannes und Cati

 

Bequia und die Sonnensegler

Liebe Leser,

hier in Bequia ist es wunderschön. Im nächsten Blogpost werde ich ein paar Bilder anfügen. Eigentlich ein Ort zum Verweilen. Aber leider ist Bequia auch ein heisses Pflaster geworden. Auf Noonsite liest man eine Menge über Diebstahl und Dinghyklau. Vorgestern wurde ein holländisches Pärchen, das nicht weit von uns ankert, auf dem Weg zurück zum Beiboot überfallen. Rucksack weg, Kamera und Pässe weg. Und noch viel schlimmer: Die Bilder der letzten vier Jahre. Das ist meine persönliche Horrorvorstellung, dass eine der Festplatten kaputt geht oder gestohlen wird. Wir haben immerhin schon mehr als 36.000 Fotos geschossen …

Deshalb setzen wir erstmal Segel und machen uns auf den Weg nach St. Lucia. Ihr könnt uns auf Marinetraffic verfolgen.

Damit es euch bis zum nächsten Blogeintrag nicht langweilig wird, gibt es heute einen Filmtipp von den Sonnenseglern. Nico und Sabrina sind genau wie wir im letzten Sommer gestartet und wollten über den Atlantik segeln. Während wir allerdings Ende Oktober noch über die Biskaya sind, waren die beiden vernünftiger und haben ihre “Eos” in Frankreich eingewintert. In ein paar Monaten segeln sie von dort aus weiter. Der Film der ersten Etappen ist sehr gut geworden. Viel Spaß beim Anschauen!

Mit Wind und Sonne um die Welt – Teil 1 – Raus aufs Meer from Nico Weinmann on Vimeo.

Mustique – “fremde Erinnerungen”

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Liebe Leser,

wir wünschen euch allen einen schönen letzten Osterfeiertag!

Nach zwei Nächten in den Tobago Cays haben wir am Karfreitag hinüber nach Mustique verholt. Die Strecke nach Norden führt uns ja nun erstmal gegen den Nordostpassat und seine Wellen, was viel Zeit und Kraft kostet. Außerdem haben wir irgendwo auf dem Vordeck ein kleines Leck, wahrscheinlich am Ankerkasten, wodurch wir wieder einmal bei Amwindkursen etwas Wasser schaufeln. Nach der Etappe von Grenada nach Union Island musste mein Kojenpolster aus dem Vorschiff sogar erstmal zwei Tage in der Sonne liegen. Catis hat witzigerweise nichts abbekommen.

Die Tage in den Tobago Cays waren toll. Wir sind viel geschnorchelt und haben eine Menge Tiere gesehen. Aber dann juckte es uns doch beiden in den Fingern, weiterzufahren.

Die 20 Meilen nach Mustique haben wir trotz Gegenwind in nur viereinhalb Stunden hinter uns gebracht und liegen nun in der Britannia Bay an einer Muring. Ankern ist hier nicht erlaubt, jede Yacht muss an eine Tonne. Was aber eigentlich nicht schlecht ist, denn hier liegen viele Korallenklötze auf dem Sandgrund, die durch die Anker beschädigt werden könnten. Als ich das letzten Mal hier war, im März 2006, wusste ich nicht, dass ein Muringplatz Pflicht ist. Also habe ich einfach meinen Anker in ein Sandfeld geworfen. Der Muringvermieter kam mit dem Schlauchboot vorbei, hat mich angeschaut und wohl Mitleid bekommen, also durfte ich Ankern. Heute werden pro Nacht 200 EC-Dollar (also etwa 75 Euro) fällig. Unheimlich viel Geld für eine Nacht. Ist die Summe bezahlt, kann man allerdings noch zwei weitere Nächte gratis bleiben. Die Betreiber des Muringfelds hätten also auch schreiben können “drei Nächte Minimum” …

Grund für die saftige Summe: Mustique ist eine Privatinsel. Neben den 500 festen Einwohnern und ihren Hütten ist die Insel überzogen von Privatvillen. Viele können gemietet werden (HIER ein Preisüberblick), andere gehören Rock- und Filmstars. Das letzte Mal war ich nur für eine Nacht hier und habe nicht viel von der Insel gesehen. Deshalb hatte ich gehofft, dass wir diesmal ein wenig mit der Kamera durch die Wälder laufen könnten. Aber der Muringvermieter macht er derartige Pläne zunichte. “Es ist Ostern, deshalb sind 95 Prozent der Villenbesitzer über die Feiertage her und der Bereich, in dem ihr herumlaufen könnt, ist nur auf die Britannia-Bay beschränkt. Überall sonst riegelt die Security alles ab.” Schade.

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Eigentlich war uns Mustique durch den Muringplatz sowieso zu teuer und wir wollten weitersegeln. Aber dann bekamen wir eine Email und hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Blogleser Sven ist hier früher in den 90igern öfter mit einem Freund gewesen und erinnert sich immer noch gern an Nächte in der berühmten “Basils Bar“. Eine Holzkonstruktion auf Pfählen, die hier in die Bucht hinaus gebaut ist. Die Freunde müssen wohl einige Nächte dort verbracht haben, für ihn eine unvergessliche Zeit. Also hat er uns dort auf einen Sundowner eingeladen. Aus der Ferne, denn er befindet sich in Deutschland. Das ist der Grund, weshalb wir nun hier sind. Ich habe versprochen, ein paar Bilder zu machen, wie es dort heute aussieht.

Dabei haben wir hier einen der schönsten Orte der bisherigen Reise gefunden. Wir bleiben gleich drei Tage (ist ja eh bezahlt …) und genießen jeden Augenblick. Das Schiff liegt sicher in ruhigem, klaren Wasser, täglich gehen wir eine Weile schwimmen und Schnorcheln. Cati schwimmt jeden Morgen und jeden Abend 20-mal ums Boot. Die Leute sind unheimlich nett, es gibt einen Bäcker und einen kleinen Obst- und Gemüsestand mit frischen, relativ günstigen Produkten. Der Supermarkt (etwa 60 Quadratmeter groß) ist gut ausgerüstet. Es gibt viele amerikanische Produkte – klar, die Stars haben besondere Wünsche – teilweise sogar günstiger als auf den anderen Inseln.

Gerade liegt neben uns eine deutsche Charterboot-Flottille in der Bucht, weshalb gestern ungewohnt viele deutsche Stimmen zu hören waren. Kurz nachdem die Flottille hier eingelaufen ist, lag auch gleich ein Schlauchboot mit netten Bloglesern aus dem Ruhrgebiet an der Reling. Abends haben sie uns gleich noch zum Cocktail an Land eingeladen.

Wir haben also eine wirklich schöne, entspannte Zeit hier auf Mustique. Der beste Platz der Bucht scheint allerdings ein Geheimtipp zu sein, den uns der Muringvermieter gegeben hat. “Es gibt hier drei große Restaurants. Basils Bar, das Cotton House und das Firefly.” Allesamt mit Gerichten, die bei 30 Euro beginnen.” Doch dann machte er eine Pause und fügte hinzu: “Doch es gibt da noch ein lokales Restaurant, ‘the View’. Dort gehen die Bewohner der Insel hin. Heute Abend ist Barbecue. Das Abendessen kostet etwa 5 Euro …” Ein toller Tipp, denn “the view” verdient seinen Namen. In den Bergen nördlich der Bucht gelegen bietet es einen fantastischen Ausblick über das Muringfeld. “Den Tipp gibt er bestimmt den Charterseglern nicht, die hier für eine Nacht liegen”, sage ich zu Cati. Und tatsächlich, am nächsten Abend erfahren wir von Charterseglern, das er ihnen nicht davon erzählt hat.

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Mustique ist wirklich eine Perle. Wir sind gern hier und genießen unsere drei Tage. Stars haben wir noch nicht gesehen oder noch nicht erkannt. Obwohl gestern jemand erzählte, dass er Mick Jagger vor der Bar auf und ab laufen sehen hat. War ihm wohl aber zu voll dort. “Basils Bar” wurde übrigens seinem Ruf gerecht: Gestern Abend waren wir dort, um den von Sven bestellten Cocktail zu trinken. Sonntagabend ist dort immer Jazz-Night. Was für ein fantastisches Flair: Der warme Passatwind weht durch die offene Bretterkonstruktion, melodische Klänge schallen durch die Bucht. Dazu ein leckerer “Rum Runner”. Ein Erlebnis, an dem wir ohne Blogleser Sven vorbeigesegelt wären. Danke für den Tipp!

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Das hat uns eben auf folgende Idee gebracht: Wenn wir in irgendeine Gegend kommen, in der ihr schonmal wart und mit der ihr schöne Erinnerungen verbindet – schreibt uns davon! Wart ihr in einem kleinen Lokal, das keiner kennt und in dem karibischtypisches Essen gekocht wird? Habt ihr einen besonders schönen Strand gefunden? Oder jemand besonderes kennengelernt, der hier wohnt?

Sofern wir es mit der Routenplanung verbinden können, machen wir gern einen Abstecher und schauen uns um, machen Fotos. Wir nennen das “Erleben fremder Erinnerungen”. Und wir sind gespannt, wohin ihr uns führen werdet!

Johannes

 

 

Ostersonntag, 8.30 Uhr, ZDF-Info.

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Liebe Leser,

wir haben schon ein paarmal in Blogposts darauf hingewiesen …

Auf den ersten Etappen unserer Reise wurden wir von einem Kamerateam begleitet, das eine Serie fürs ZDF produzieren möchte. Arne, Oli und Ole (bzw. Kollegen in Vertretung …) haben uns bei den Vorbereitungen begleitet und waren bei der Abfahrt in Oberndorf dabei. Später haben sie uns dann in England, Spanien und auf Madeira besucht. Wir wurden mit einigen Videokameras und GoPros ausgestattet und haben das Material unterwegs selbst produziert und regelmäßig Videotagebuch geführt. Dabei sind so einige Stunden an Material zusammengekommen. Was später aussieht wie eine lockere Reportage, war eine Menge Arbeit auf beiden Seiten. Das Kamerateam hat sich große Mühe gegeben, uns authentisch zu begleiten und uns aus ungewohnten Perspektiven aufzunehmen. Mal aus dem Kofferraum im Wagen vor uns am steilen Abhang in Madeira, mal per Kameraflug mit einer Drone in Oberndorf und auf Madeira. Regisseur Arne hat später Tage im Schnitt verbracht. An Bord fiel es mir manchmal auch gar nicht so ganz leicht, bei rauem Wetter aufs Vordeck zu klettern und ein paar gute Schüsse zu machen, wenn man eigentlich mit Schiff und Wetter genug zu tun hat. Und natürlich auch die Termine für die Treffen einzuhalten.

Doch nun ist der Film im Kasten. Die Pilotfolge wird am Ostermontag um 8.30 Uhr auf ZDF-Info ausgestrahlt. Wir haben sie selbst noch nicht gesehen und hoffen sehr, dass wir sie irgendwie zugespielt bekommen. Aber wir haben einen Rohschnitt bis nach Spanien gesehen und fanden das Ergebnis super ; )

Wenn die Einschaltquote stimmt, geht die Serie weiter. Also, wenn ihr Sonntagmorgen noch nichts vorhabt und ohnehin gern früh aufsteht: Einschalten! Mitreisen! Wir freuen uns darüber!

Hier der Link zur ZDF-Presseseite.

Viele Grüße,

Johannes und Cati

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Tobago Cays

Liebe Leser,

wir sind auf den Tobago Cays angekommen. Das Paradies, nach dem sich alle Segler sehnen. Und es ist auch wirklich schön hier. Drei oder vier Meter (wir haben kein Echolot …) tiefes Wasser mit Sandgrund zum Ankern und ein schmaler, schöner Sandstrand.

Allerdings bin ich auch ein bisschen verblüfft, wieviel sich in den vergangenen neun Jahren geändert hat, seit ich mit der ersten “Maverick” hier war. Die Landzunge aus feinstem weißen Sand an der Insel Baradal war damals noch dreimal so breit – und alle Palmen sind offenbar im letzten Hurrikan verschwunden. Ein trauriges Bild, wenn man es anders kennt. Es bleibt die Frage: Wie ist das passiert? Globale Erwärmung etwa, oder einfach nur ein Sturm, der die Inselgruppe ungünstig getroffen hat?

Tobago Cays 2006 und 2015:

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Wir haben es hier trotzdem genossen, haben Iguanas bestaunt, sind am Riff geschnorchelt (ein paar Bilder anbei) und haben uns den Sand durch die Zehen rieseln lassen. Cati wollte unbedingt eine große Meeresschildkröte sehen und war schon ganz traurig, dass und noch keine vor den Bug gepaddelt ist. “Siehst du auf den Tobago Cays”, habe ich ihr versprochen. Damals habe ich hier Anker geworfen, als neben mir solch eine Schildkröte abgetaucht ist. Aber diesmal kam keine. Den ganzen Tag nicht.

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Cati war schon ganz betrübt, als wir gegen 16 Uhr zurück an Bord gefahren sind. Plötzlich höre ich ein fiependes Geräusch aus dem Cockpit. Was ist das? Wale? Ultraschall? Ich klettere an Deck und sehe Cati mit großen Augen und ausgestrecktem Zeigefinger im Cockpit stehen. “Fieep. Fieep!” Sie will jauchzen vor Glück, aber bekommt keinen Ton raus, nur das fiepen. Ich folge ihrem Finger – und da paddelt doch gerade eine große Schildkröte in fünf Meter Entfernung an “Maverick” vorbei. “Rein ins Wasser”, rufe ich. Cati will mir nicht glauben. “Ich kann doch nicht mit der Schildkröte schnorcheln”, sagt sie. “Na klar. Schnell, sonst ist sie weg!”. Also hüpfen wir ins Wasser und paddelt mit der Schildkröte um die Wette. Sie hat einen Durchmesser von gut 80 Zentimetern und schwebt ganz knapp über dem Grund, reisst sich ab und zu ein Grasbüschel vom Meeresgrund ab.

Anbei ein paar Fotos.

Johannes

 

Buchtipps und neuer Blog

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Liebe Leser,

Cati und ich haben einen Haufen Bücher an Bord, durch den wir uns vor allem während der Atlantiküberquerung gegraben haben. Ich hatte die vergangenen Jahre durch die vielen Jobs und Aufgaben kaum mal Zeit zu lesen und war selbst während meiner täglichen Pendelfahrten nach Hamburg zu schlapp dazu. Aber ich habe gesammelt, für die große Reise. Immer wenn mir eine seltene, fast unbekannte Segelgeschichte untergekommen ist, habe ich das passende Buch dazu über ein Antiquariat gekauft. Meist auf Englisch. Cati hingegen liest alles, was Buchstaben hat. Sie ist wohl die einzige, die Jimmy Cornells neue Auflage von “Segelrouten der Welt komplett von vorn bis hinten durchgelesen hat. Zugegeben, das war ihre Aufgabe, als Praktikantin im Delius Klasing Verlag ; ) Aber ich musste ihr auch hier an Bord manchmal den Reeds-Almanach wegnehmen, sonst hätte sie den durchgelesen.

Wir haben eine neue Seite namens “Buchtipps” zusammengestellt und werden dort regelmäßig wechselnd ein paar Bücher vorstellen, die wir gerade gelesen haben. Manchmal können das sogar bekannte Bücher sein, oft auch eher unbekannte. Viel Spaß beim Stöbern!

Außerdem habe ich vor ein paar Tagen einen neuen Blogeintrag mit dem Thema “Verweilen oder weitereilen” bei YACHT-online veröffentlich. Ein eher nachdenkliches Stück über unsere Art zu reisen … oder zu hasten. Hier der Link. Ich habe dazu schon ein paar Meinungen per Email oder ins Gästebuch bekommen. Gern mehr davon!

Grundsätzlich würden wir uns ja sehr gern mehr Zeit lassen und einfach mal irgendwie ein oder zwei Wochen hängen bleiben. Allerdings haben wir ja einen immer enger werdenden Zeitplan, der dabei Probleme macht – wir müssen ja im Juni ausserhalb der Hurrikan-Einzugsschneise sein. Außerdem bin ich ja auch immer irgendwie gezwungen, die Augen nach einem Job offen zu halten. Das ist der Nachteil, wenn man ohne Rücklagen losfährt. Empfehlen kann ich das nicht. Manchmal beneide ich die anderen Segler sogar, die einfach so dahin leben, sorgenlos sind. Wir haben unsere Reisen schließlich genau gleich lang vorbereitet, dieselbe Anzahl von Jahren am Boot geschuftet. Aber wir haben dafür das Privileg, in jungen Jahren loszufahren.

Und es geht ja schon immer irgendwie. Irgendwie. Cati hat vorgestern auf das Nachhaken vieler Leser endlich mal die Finanztabelle aktualisiert. Ein Thema, das unheimlich viele interessiert. Allein fünf Prozent der Zugriffe unserer Website gehen auf diese Seite. Klingt nicht viel, sind aber 6000 Seitenaufrufe im Monat.

Wir wollten die Bilanz lieber gar nicht sehen, die Karibik ist sooo teuer. Beispiele: 300 Gramm Käse = 7,50 Euro. 400 Gramm Hähnchenbrust = 11 Euro. Das Geld, das wir während der Atlantiküberquerung gespart haben, sind wir nun im März übers Budget gegangen … Wir bekommen viele Mails und Tipps, dass wir einen Teil der Seite kommerziell machen sollen, um Geld zu verdienen. “Bei den Zugriffszahlen muss doch jeder nur einen Euro im Monat zahlen und ihr habt keine Sorgen mehr”, klingt das immer. Aber das wollen wir nicht. Wir haben Angst, damit euch Lesern vor den Kopf zu stoßen. Und irgendwie kommen wir ja bisher immer irgendwie hin. Die Abhängigkeit von so vielen Variablen beeinflusst natürlich unsere Routenplanung und unseren Zeitplan. Auf St. Lucia werden wir zum Beispiel ein paar Tage länger bleiben müssen, damit ich dort arbeiten kann. Und dann endlich, endlich hinüber nach Martinique. Dort wird mit Euro bezahlt und es gibt Supermärkte mit europäischen Preisen, yeah! Da wird gebunkert.

So, das war es nun aber auch mal mit dem Thema Finanzen. Ich hab das Gefühl ich rede hier schon viel zu oft darüber. Aber andererseits bekommen wir gerade dazu extrem viele Fragen. Das lag mir nun noch auf dem Herzen, auf die Mails mit dem Kern “hetzt doch mal nicht so, lasst euch Zeit” hin …

Wir setzen gleich die Segel und genießen erstmal drei, vier Tage die Salt Whistle Bay, die Tobago Cays und Mustique. Denn dafür sind wir ja losgefahren.

Johannes

 

 

Das besondere Boot

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Wir sind wieder zurück in Clifton Harbour auf Union Island, nicht einmal eine Woche nach unserer ersten Ankunft. Und wir haben viele Mails erhalten. Die Leser sind gespannt, wo wir die vergangenen Tage verbracht haben. Was ist das nun also für ein Boot, das Johannes seit so langer Zeit beschäftigt und das einen Umweg von 100 Seemeilen rechtfertigt, obwohl wir doch eigentlich in den Norden wollen?!

Auf facebook wurde spekuliert, ob es sich vielleicht um “Dove” handelt, mit der Robin Lee Graham als 16-Jähriger zur Weltumsegelung aufgebrochen ist. Oder aber um die Megayacht “Rising Sun” von Multi-Milliardär Larry Ellison, Gründer der Firma “Oracle” und Geldgeber des gleichnamigen America’s-Cup-Teams.

Das Schiff, das Johannes seit 12 Jahren beschäftigt ist jedoch nicht berühmt und eigentlich auch nicht wirklich bekannt. Hier ist seine Geschichte:

Im Jahr 2003 hat der 16-jährige Johannes in der “Bootsbörse” eine Anzeige entdeckt, die sein Interesse weckte. Eine 70-Fuß Brigantine stand in der Karibik zum Verkauf, gebaut Mitte der 70er Jahre und zwar aus Ferrozement. Das alles zu einem kleinen Preis. Für einen Schüler natürlich trotzdem außerhalb aller Möglichkeiten. Johannes fragte sich, wie ein solches Schiff dort hingekommen sein mag, was es für eine Geschichte in sich trägt und weshalb es jetzt so günstig zum Verkauf steht. Damals war Johannes gerade auf zwei Traditionsschiffen mitgefahren und infiziert worden. Also schrieb er an die angegebene Kontaktadresse eine Email und erkundigte sich nach den Hintergründen und Fotos von der Brigantine. Obwohl Johannes ganz offensichtlich kein potenzieller Käufer sein konnte, antwortete der Eigner in einer sehr netten Mail und sendete ein Foto und Zeichnungen. Johannes wurde eingeladen mitzusegeln, sollte er mal in der Gegend sein. In der Schule malte sich Johannes aus, wie er das Schiff kaufen und in der Karibik segeln würde. Wäre er doch nur schon älter …

Fast drei Jahre später, unterwegs auf seiner ersten Reise, segelte Johannes sämtliche Buchten St. Maartens auf der Suche nach dem Schiff ab. Hier, so seine Erinnerung, sollte sie damals gelegen haben. Er hatte das Bild, das ihm das Eignerpaar geschickt hatte, noch genau vor Augen. Aber sie schien verkauft und fortgesegelt zu sein, sie war zumindest nirgendwo zu finden.

Das Schiff beflügelte Johannes Träume. Über viele Jahre hinweg begleitete es ihn. Schon kurz nachdem wir uns kennen gelernt hatten, habe ich das erste Mal von ihr gehört. Über die Jahre hat er immer wieder mal nach ihr recherchiert, den Sohn des ersten Eigners ausfindig gemacht, herausgefunden, dass sie zwischendurch umgetauft und mit ihr Charter gefahren wurde. Der Verdacht, dass sie umgeriggt wurde, erwies sich lange Zeit später als falsche Fährte. Angeblich sollen sogar Drogen mit dem Schiff geschmuggelt worden sein. Das Schiff selbst aber blieb unauffindbar.

Vor drei Wochen hat Johannes sie dann ganz zufällig auf einer kleinen Dingitour entdeckt. „Ich hab’ sie gefunden!“, sagte er grinsend, als er zurück an Bord kam. „Nein!“, staunte ich fassungslos. Beim Vergleich mit alten Bildern verflog jeglicher Zweifel. Die gleichen Linien, die Rüsteisen an der gleichen Stelle, es war tatsächlich das Schiff von damals. Sie lag an der gleichen Stelle wie auf dem Foto, das ihm das Eignerpaar 2003 zugeschickt hatte. Allerdings musste man schon zweimal hingucken, denn die Zeit ist an ihr nicht spurlos vorüber gegangen und wir konnten vom Dingi aus grüne Pflanzen an Deck erkennen. Anscheindend hatte die Natur schon Besitz ergriffen. Ohnehin befand sie sich in bester Gesellschaft dafür. Rund um sie herum und in der Nachbarbucht lagen etliche Wracks, die auf Tiefe gegangen oder vom Eigner zurück gelassen waren. Eigentlich ein trauriger Anblick. Aber ich konnte in Johannes Gesicht lesen, dass gerade ein Traum für ihn in Erfüllung gegangen war.

Doch an Bord konnten wir niemanden ausmachen. Es schien als wären die Eigner nicht zuhause. Die Zeit drängte, wir wollten noch so viel von der Karibik sehen, waren aber schon so spät dran. Also setzten wir Segel und nahmen Kurs Nord. Doch das Schiff ließ Johannes – wieder einmal – nicht los. Über Kontakte auf Grenada versuchte er den Eigner zu kontaktieren.

Schließlich saßen wir in einem französischen Café in Union Island. Gerade angekommen und einklariert, auf dem Weg zu den Tobago Cays. Das Handy bimmelte. “Ich werd verrückt”, sagte Johannes langsam, ungläubig. “Ich habe gerade eine SMS vom Eigner bekommen.”

Keine 24 Stunden später liefen wir mit geblähten Segeln auf Südkurs. Später würden wir die Strecke noch einmal gegenanbolzen müssen, um zurück nach Union Island zu kommen. Aber das war erstmal egal. Wir mussten zurück nach Grenada. So nah würde Johannes dem Schiff so schnell nicht mehr kommen.

Wieder einen Tag später lernten wir die Eigner kennen. Das erstaunliche jedoch: Wir hatten die wohl eindrücklichste persönliche Begegnung dieser Reise, wobei das Boot sogar eher Nebensache blieb. An allen drei Tagen, die wir auf Grenada ankerten, wurden wir zum Eignerpaar eingeladen. Wir hörten die spannendsten Geschichten, die nur das Leben schreiben kann und lernten zwei Menschen kennen, die viel gesehen und das Träumen niemals verlernt haben. Der Eigner, ein richtiger Seemann, hatte ebenfalls noch die Verkaufsanzeige von 2003 in seinen Akten. Johannes konnte einige Lücken in der Schiffsgeschichte schließen. Im Gegenzug bekam er Geschenke aus den sorgfältigen Archiv, das die beiden angelegt hatten. Der Eigner konnte sich noch sehr gut an die erste Email von Johannes erinnern. Er hat gesagt, es habe ihn berührt, wie ein so junger Bursche nach dem Boot fragt. Zum Abschied schenkten uns die beiden alte Segelbücher für Johannes, der dafür eine Leidenschaft hat, und mir einen Holzfisch von einem alten Segler und einen Aloekaktus, der auf der Brigantine herangezogen wurde. Im Gemüsegarten, dessen Grün uns vom Dingi den Eindruck vermittelt hatte, als sei das Schiff sich selbst überlassen worden. Wir konnten uns mit Vinho Verde aus Portugal bedanken, der noch seit Viana do Castelo an Bord lagert. Eine Geste, die die Augen des alten Seemanns zum Leuchten brachten, hatte er doch vor langer Zeit mal in Portugal gelebt.

Und so hat uns die alte Brigantine zu der schönsten Geschichte dieser Reise geführt. Wir haben nie ihr Deck betreten, weder Fotos noch Videos gemacht. Diese Begegnung ist einfach nur für uns. Und wohl in vier Herzen abgespeichert.

Beim Anblick von Johannes und dem Eigner habe ich gesehen, dass zwar die Suche, aber noch lange nicht die Geschichte zuende ist.

Kurzer Umweg

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Eine kurze Meldung, damit sich all die Mitverfolger bei Facebook und Marinetraffic nicht wundern: Wir gehen gleich nochmal kurz auf Kurs Süd. An Bord ist alles in Ordnung und wir haben auch nicht etwa unsere Schlappen am Steg in St. Georges stehen lassen ; )

Johannes hat im Süden Grenadas ein Schiff entdeckt, das ihn in den vergangenen 12 Jahren sehr beschäftigt hat. Es liegt jetzt nur 50 Seemeilen entfernt, aber je weiter wir nach Norden segeln, desto kleiner wird die Wahrscheinlichkeit es wiederzusehen. Cati weiß, wie sehr das Schiff Johannes bewegt – und er würde keine Ruhe bekommen, ehe er es nicht besucht hat. Also hat sie den Umweg vorgeschlagen. Schließlich muss man seine Träume leben – und was macht da ein Umweg von 100 Seemeilen?

Für etwa zwei Tage segeln wir dorthin zurück – und dann wieder nonstop nach Union Island, um an unsere Route anzuschließen.

Noch ein Vorteil dieser Detour: Wir treffen unsere Freunde von der “Maya” wieder und können die Tobago Cays zusammen erleben! ; )

Vielen Dank fürs Lesen!

 

Spaziergang über die Insel Carriacou

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Liebe Leser,

mein südlichster Wendepunkt auf der letzten Reise war Union Island, ganz im Süden der Inselgruppe namens “St. Vincent and the Grenadines”. Deshalb waren Grenada und die Inseln nördlich davon für mich genauso Neuland wie für Cati. Die nächste Insel ist nun Union Island, wir erreichen meine alte Route.

Vorher haben wir aber vergangenen Montag erstmal in die Hauptstadt St. Georges verholt, um unsere Vorräte aufzustocken. In Le Phare Bleu gab es nämlich nur einen kleinen Tante-Emma-Laden mit dem nötigsten, also Getränken, Brot, Wurst und Käse, aber kaum mehr. In der Hauptstadt hingegen ist die Versorgung sehr gut. Grund genug also, unsere Langfahrtseglerfamilie (die inzwischen auf fünf Yachten angewachsen war) zu verlassen und die Segel zu setzen.

In St. Georges haben wir neben einer holländischen Yacht festgemacht, deren Blog ich schon seit längerer Zeit verfolge. Leon und Frieda sind etwa in unserem Alter und stammen aus Holland. Mit ihrer “Puff” (die den Beinamen “the magic Dragon” trägt) sind sie einige Monate vor uns gestartet. Als ich noch im Büro saß, habe ich jede Woche auf ihre neuen Einträge hingefiebert und jedes Bild auf der Route Holland – Spanien aufgesogen. Dann sind wir selbst gestartet und in ihrem Kielwasser gesegelt. Nun haben sich die Kurse der fast gleich großen Yachten ganz zufällig auf Grenada gekreuzt. Wir sind gegen 16 Uhr eingelaufen und kurz nach dem Festmachen hatte Cati schon den Kaffee auf dem Herd. Nach einem Cappuccino an Bord der “Maverick” (“Was ist das eigentlich mit euch Deutschen, dass ihr nachmittags immer einen Kaffee trinken müsst?” ;-)) waren wir zusammen in einem nahen Fastfood-Imbiss und haben für wenig Geld zusammen ein kleines Potpourri der karibischen Küche gefuttert. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, mit den Händen essen und die vielen Knochenstücke, die vorsichtig aus dem Haufen heraus operiert werden müssen. Überhaupt scheinen die Tiere in der Karibik häufig so wie sie sind im Mixer und dann im Kochtopf zu landen. Aber man gewöhnt sich an alles. Nach dem Essen wurden wir dann noch zu zwei Cocktails auf die holländische Stahlyacht eingeladen und sind anschließend, karibik-typisch, bereits um 22 Uhr in der Koje verschwunden.

Am nächsten Tag waren beide Crews mit ihren Dinghys auf Einkaufstour. Wir haben uns mit den Basics für die vor uns liegenden Wochen versorgt. Eigentlich wollte ich auch noch ein paar Fotos für eine YACHT-Geschichte und einen neuen Blogeintrag ins Internet laden, aber den ganzen Tag über ist die Verbindung immer wieder zusammengebrochen.

Mittwochmittag haben wir dann endlich Abschied von Grenada genommen. Nachdem “Puff” schon morgens um neun abgelegt hat, sind wir gegen Mittag hinterher getuckert. Zum Segeln war im Lee der Insel leider zu wenig Wind. Eigentlich sollte das Ziel der Etappe die Tyrrel-Bay auf Carriacou sein, aber gegen 15 Uhr haben wir uns dann entschlossen, die unbewohnte Insel Ronde Island anzulaufen, die auf halber Strecke liegt. Der Anker fiel auf etwa fünf Meter Wassertiefe, hinter zwei britischen Yachten. Die erste Nacht vor Anker. Eine Nacht, der noch viele dutzende folgen sollen, denn von nun an soll nur noch geankert werden. Allerdings war es auch sehr rollig, denn gut geschützt ist die Bucht nicht.

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Am nächsten Morgen sind wir dann wieder Ankerauf gegangen und haben die letzten 12 Meilen nach Carriacou zurückgelegt. Wieder ein Meilenstein: Das erste Mal vor Anker in türkisem Wasser. Cati ist gleich hineingesprungen, ich hinterher. Mit Schnorchel und Brille. Der Anker liegt auf vier Meter Tiefe, perfekt in den Sandboden eingegraben. Hier können wir entspannt liegen.

Eigentlich wollten wir am Samstag weiter nach Union Island segeln. Eine Distanz von wieder nur 12 Meilen. Doch Samstags nehmen die Zollbüros und Einwanderungsbehörden hohe Zuschläge fürs Ein- und Ausklarieren. Union Island gehört bereits zur nächsten Inselkette, deshalb müssen wir uns hier ab- und dort anmelden. Nachdem der Außenborder Samstagmittag schon an Bord gewuchtet war, haben wir uns dann also doch zum Bleiben entschlossen. Lieber das Geld sparen und zwei Tage länger hier sein.

Eine gute Gelegenheit, ein bisschen mehr von der Insel sehen und endlich einen Blogeintrag zu senden. Blöderweise ist das Internet hier sehr instabil. Trotz perfektem Empfangs ist keine Bandbreite hinter dem Signal. Das merkt man aber immer erst, wenn die 8 Dollar für 24 Stunden schon bezahlt sind ; )

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Gestern sind wir also mit dem Dinghy an den Strand gefahren und haben uns zu Fuß auf den Weg nach Norden gemacht. Einerseits um das Geld für den Bus zu sparen – andererseits, um Fotomotive zu entdecken, an denen wir ansonsten vorbeigefahren wären. Einige Kilometer Fußmarsch in der Sonne, die die Strapazen aber wert waren. Zuerst haben wir auf halber Strecke den Paradise Beach besucht. Dann sind wir weiter nach Hillsborough gelaufen, die Hauptstadt der Insel.

Etwa 1,5 Kilometer vor der Stadt kam plötzlich ein großer, schwarzer Hund von einem Schrottplatz aus auf uns zugerannt. Ein Streuner, offenbar noch relativ jung und unglaublich neugierig. Durch die Größe waren wir natürlich erstmal ein bisschen eingeschüchtert, vor allem als er Anstalten machte, an mir hochzuspringen. Aber er war keineswegs aggressiv, sondern total aufgeregt, dass da jemand des Weges entlang gelaufen kommt, während alle anderen einfach vorbeifahren. Wir waren da, um mit ihm zu spielen – das war für ihn eine ganz klare Sache. Also lief er immer wieder um uns rum, hüpfte, kläffte, freute sich, wedelte mit dem Schwanz.

Wir haben versucht, ihn zu ignorieren, sind einfach weitergelaufen. Aber das machte ihn aufgeregter. Nun kannte er unseren Weg und rannte fröhlich vor uns her. Neugierig in jede Ecke schauend und andere Hunde wegbellend. Wir schöpften ein wenig Vertrauen in das große Tier – das allerdings auch gleich wieder wich, als er sich einfach ein kleines Schaf am Wegesrand griff, ihm in den Nacken biss uns es in den nächsten Acker pfefferte. Allerdings wohl auch spielerisch und sehr vorsichtig, denn das Schaf stand danach gleich wieder auf, als wäre nichts gewesen. Da fielen mir dann auch die großen, langen, weißen Zähne auf, die schon gefährlich wirkten. Wieder lief “Rambo” freudig um uns herum, schien es aber besonders auf mich abgesehen zu haben. “Jetzt hast du einen Hund”, lachte Cati. Und tatsächlich, er war nicht mehr loszuwerden. Ein armes Tier eigentlich. An seinen Beinen waren einige schlecht verwachsene Wunden zu erkennen, die er mit seinen jungen Jahren bereits an sich trägt. “Den müssen wir jetzt wohl mitnehmen”, meinte Cati, die schon immer einen Hund haben wollte. Natürlich nicht ganz ernst. Denn schon beim Einklarieren auf Union Island wäre seine Reise ohne Papiere zuende. Außerdem haben wir schon eine Kuh an Bord.

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Aber wie loswerden? Hillsborough lag plötzlich vor der Nase. Zumindest für karibische Verhältnisse eine Großstadt. Der Hund hielt einen Augenblick inne, wartete auf uns. Offenbar war die Stadt für ihn Neuland. Aber wir gingen weiter, also rannte auch er wieder vergnügt los und vor uns her, in jede Ecke schauend, sein neues Revier markierend. “Was hat der eigentlich getrunken? Er markiert schon den dreißigsten Baum!” staunten wir. Inzwischen hatte “Brutus” noch mehr Vertrauen gewonnen, kam immer näher und machte erneut Versuche, an mir hoch zu springen. Schaute mich aus treuen Augen an. Wären doch nur die großen Zähne nicht. Ich hätte ihn am liebsten einmal durchgestrubbelt. Aber wir mussten ihn loswerden. “Da ist ein Supermarkt, schnell rein!” rief ich Cati zu. “Waldi” blieb am Eingang stehen. Offenbar wusste er, dass er dort nicht hinein durfte. Wir mussten ohnehin noch ein bisschen einkaufen und ließen uns eine Menge Zeit zwischen den fünf Regalen mit ihren 80 verschienenen Waren. Als wir eine Viertelstunde später wieder vor die Tür traten, war der Hund weg. “Geschafft”, flüsterte ich. Und merkte im selben Augenblick, wie mir kaltes Wasser von hinten gegen die Beine flog. “Da ist er wieder”, rief Cati und lachte sich kaputt, “er war kurz im Meer baden!”

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“Struppi” freute sich mehr denn je uns zu sehen und lief wieder treu und plitschnass neben uns her. Er begleitete uns sogar in unseren nächsten Zufluchtsort, eine örtliche Fastfoodbude. Statt Döner oder Hamburger isst man hier Roti. Karibisch-Indische Teigfladen, gefüllt mir einem Stew aus Kartoffeln, Curry und Fleisch. Extrem billig und lecker, meist aus Holzbaracken oder Straßenständen verkauft. Bei mir war sogar noch ein kleiner mit Käfer eingebacken, ohne Aufpreis. Der Hund folgte bis an den Tresen. “Is that your dog?” fragte uns die einheimische Dame hinter der Kasse. “No, he followed us inside”, erklärte Cati – worauf die Verkäuferin den Hund kurzerhand aus dem Laden beförderte. Kaum vor der Tür hing er uns aber wieder an den Hacken, folgte bis vor einen Eisenwarenladen und anschließend weiter. Wir waren inzwischen auf dem Rückweg zur Tyrrel Bay.

Plötzlich hielt “Rocky” (wir hatten uns immer noch auf keinen Namen verständigt) inne, stocksteinernen Blickes. Wie eingefroren. Direkt vor uns, neben einem Gitter, das vor dem Eingang eines mittlerweile geschlossenen Ladens hing. Dahinter saß eine kleine, getigerte Katze, die ebenso eingefroren auf unseren “Blacky” starrte. Sich wohl bewusst, dass sie hinter dem Gitter in Schutz war. Keiner der beiden rührte sich, als spielten sie ein Spiel, wer wohl zuerst blinzelt. “Das ist die Chance”, rief ich Cati zu. Schnell weiter. Im passenden Augenblick kam einer der kleinen Toyota-Busse, die hier in Linie fahren. 60 PS und 1000 Watt in der Soundanlage. Die neun Sitze sind häufig mit 16 Personen besetzt. “Schnell, rein da”, schob ich Cati vorwärts. Schiebetür auf, schwupps ins Auto, Schiebetür zu. Ich drehte mich um. Unser “Bandit” war inzwischen 100 Meter hinter uns, noch immer vollkommen vertieft in die Katze. Er hatte unsere Flucht gar nicht mitbekommen. Schnell ließ der kleine Bus die Stadt hinter sich und setzte uns 20 Minuten später in der Tyrrel Bay ab, für 3,50 EC-Dollar. Umgerechnet 1,30 Euro.

Was der Hund wohl dachte, als er sich umgedreht hat und wir weg waren? Wir denken noch oft über ihn nach und ich bin kurz davor, nochmal nach Hillsborough zu laufen und ihn mal richtig durchzuknuddeln. Egal, ob er Flöhe hat. Aber dann wäre er wohl noch schwerer wieder loszuwerden. Und wir müssen morgen weiter. Hinüber nach Union Island und dann die Inselkette hinauf nach Norden. So ist das Fahrtenseglerleben. Freundschaften schließen und wieder aufgeben. Nur mit Hunden hatte ich das noch nie.

 

Neuer Blogeintrag auf YACHT.de

Bildschirmfoto 2015-03-20 um 13.16.30

Liebe Leser,

wir haben den Absprung von Grenada geschafft und sind nun in der Tyrrel-Bay auf der Insel Carriacou angekommen. Ein herrlicher Ort. Vor allem ankern wir das erste Mal seit der Abfahrt in türkisem Wasser. Während der Werftjahre hat Cati immer wieder erzählt, dass sie jeden Morgen ein paarmal ums Boot schwimmen will, wenn wir erst in der Karibik sind. Das ist nun endlich soweit! Gestern haben wir den halben Nachmittag schwimmend und tauchend unter dem Boot verbracht. Cati hat den Spiegel geputzt und ich das Unterwasserschiff von einigen ersten Muscheln befreit. Eine saß genau auf dem Paddelrad der Logge.

Wir werden hier wohl nur für zwei Tage bleiben. Ich muss mal wieder etwas arbeiten, um Geld zu verdienen, aber das Internet ist hier derart langsam, dass ich fast sechs Stunden an diesem neuen Blogpost auf YACHT-online gesessen habe. Es gibt einen Hotspot im Ankerfeld, aber der hat 8 Dollar gekostet und funktioniert so gut wie nicht. Deshalb werden wir nun bald weiter nach Norden hüpfen und hoffen auf besseres Internet. Natürlich hätten wie auch nichts dagegen, mal ein paar Wochen unbeschwert und vor allem offline durch die Gegend zu segeln – aber das Netz ist gerade für mich zum arbeiten sehr wichtig. Der Job von unterwegs macht es uns ja erst möglich, in so jungen Jahren unterwegs zu sein.

Vielen Dank übrigens an alle, die uns zur gelungenen Atlantiküberquerung etwas in die Kaffeekasse geworfen haben! Wir haben uns jedem ein paar Flossen zum Schnorcheln dafür gegönnt. Außerdem einen Ventilator, der uns bereits im Windstillen St. Georges sehr geholfen hat. Und ein paar Tage nach dem Anlegen haben wir uns einen leckeren Hamburger gegönnt. Was waren wir vielleicht auf Fleisch-Entzug … Ich will jedem persönlich Danken, wegen des langsamen Internets ist es mir aber noch nicht gelungen.

Toll, wie ihr alle mitfiebert und uns unterstützt! Die Karibik ist ganz schön teuer. Aber zumindest fallen ja jetzt die Liegegebühren weg, wir ankern nur noch.

Nun erstmal viel Spaß beim Blogeintrag auf YACHT-online. Hier ist der LINK.

Johannes

 

 

 

Sweet Grenada

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Das Land hat uns wieder, voll und ganz! Wir schlafen normal und sind geduscht, Johannes hat sogar schon wieder das Bastelfieber gepackt. Schön, dass es mittlerweile keine Reparaturen, sondern nur noch Ergänzungen sind, wie heute zum Beispiel eine Arbeitsleuchte im Cockpit oder ein dicker Riegel, damit wir das Boot auch von innen verschließen können. Und natürlich genießen wir die Zeit mit unseren Freunden von der “Maya”, die uns einen so tollen Empfang bereitet haben. Mit den Söhnen Samy und Adam planschen wir im marinaeigenen Pool, kosten Herberts Gin Tonic und es tut mir einfach richtig, richtig gut mit Asma mal wieder eine Frau zum Quatschen und Blödsinn machen zu haben ; ) Die vier hatten sich für ein paar Tage einen Mietwagen geliehen und uns kurzerhand zum Sightseeing eingepackt, sodass wir die wunderschöne Insel auch an Land erkunden konnten.

Sonntags gibt es hier immer ein besonderes Schmankerl. Auf der kleinen Insel “Hog Island” in der benachbarten Bucht findet ein Barbecue statt. Alle Yachties und viele Einheimische kommen mit dem Dingi, essen Mitgebrachtes oder dort Gebrutzeltes und neben der Strandbar spielt die Liveband des Schweizer Marinabetreibers, Dieter Burkhalter. Die Band mit ihren tollen Einheimischen Sängerinnen ist der Hammer! Am besten gefällt uns ihr Lied “This is home”, das von ihrem Zuhause Grenada handelt. Gänsehaut-Feeling macht sich jedesmal breit, wenn sie es spielen – ob am Strand, in der Marinabar oder beim Dingikonzert. Da muss man sich schon mehrmals zwicken um zu glauben, dass man tatsächlich hier ist.

Hier ein kleines Video:

 

Monday = Funday

Eigentlich wollten wir ja nur ein paar Tage hier in der Marina “Le Phare Bleu” im Süden Grenadas liegen, um unsere Wunden zu lecken, Wäsche zu waschen und die Tanks zu füllen. Aber es ist hier einfach herrlich und darüber hinaus auch noch echt bezahlbar. Wir zahlen umgerechnet nur 19,50 Euro pro Nacht. In England haben wir selbst in schlechten Marinas das doppelte bezahlt. Und aller Luxus ist inklusive: Dazu zählt neben der kostenlosen Benutzung des Hotelpools und des phänomenalen Internets hier auch die kostenlose Nutzung der Hobie-Cat-Strandkatamarane.

Da ich Cati das Segeln auf einer Hurley 22 beigebracht habe, ist sie immer nur Dickschiff gesegelt. Nie auf einer Jolle. Ganz klar, dass wir uns gestern mal einen Strandkat ausborgen mussten, um ein bisschen durch die Bucht zu fegen. Viel Spaß bei Anschauen des Videos!

Johannes