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Sightseeing auf den Azoren

Liebe Leser, für einen Segler ist es immer mehr als ungünstig Termine zu machen. Irgendetwas kommt immer dazwischen, sei es das Wetter oder eine unvorhergesehene Reparatur, das Warten auf notwendige Ersatzteile oder die Gesundheit. Möchte uns jemand zu einem bestimmten…

Manöver für Einhandsegler – Folge 13 – An- und Ablegen an einer Schäre

 
VIDEO Einhand durch die Schären #13 – Anlegen an einer Schäre

In Folge 13 meiner Videoreihe zu Einhandmanövern geht es nun endlich um das Festmachen an einer Schäre. Ein alleine relativ komplexes Manöver, gilt es doch einen Weg auszukundschaften, den Heckanker sicher auszubringen und mit Schärennägeln oder langen Leinen an Bäumen das Boot zu vertäuen. Und das alles einhand? Wie das geht, erfahrt ihr in dieser Folge.

Es gibt viele Handbücher für Bootsmanöver aller Art. Doch sehr wenige für Einhandsegler. So saß ich am Start meiner langen Soloreise 2014 durch die Schären ein wenig auf dem Trockenen. Ich wusste nicht wirklich, was mich dort erwartet und wie ich ohne Crew mit allen Situationen umgehen sollte. Aber so ein Schärentörn einhand wurde ja schon oft vor mir unternommen und musste also machbar sein. Von daher  verließ ich mich auf die Methode „Learning-by-doing“. Die hat am Ende funktioniert, war aber anfangs oft unschön. Denn trotz guter Vorbereitung hat man einfach immer zu wenig Zeit und zu wenig Hände. Und dabei geht es buchstäblich um Sekunden. Im Prinzip habe ich daher probiert jedes Manöver auf seine elementarsten Bestandteile herunterzubrechen und so einfach wie möglich zu halten. Und siehe da, irgendwann hatte ich meine Rezepte für alle Situationen gefunden, auch wenn dazu viel herumprobieren gehörte. Und so konnte ich dann am Ende auch endlich Einhand an einer Schäre anlegen. Ein Szenario welches mir anfangs kaum alleine zu bewältigen schien. Schon während der Reise habe ich angefangen meine Manöverrezepte auch auf Video festzuhalten. Zunächst wollte ich diese in meinen Film „Zeitmillionär“ integrieren, das hätte den Film aber extrem lang gemacht und auch sehr speziell für Nichtsegler. 

Filmtrailer „Zeitmillionär“

Daher habe ich nun, zusammen mit ein paar zusätzlichen Erklärungen auf dem Trockenen, eine Reihe von Videos erstellt, die sich speziell an Einsteiger im Einhandsegeln und an potenzielle Schärensegler richten. Und diesen dabei helfen soll, ihren eigenen Stil zu finden. Denn mit Sicherheit hat jeder Segler sein eigenes Rezept und so sind diese Videos auch nicht als Lehrvideos zu verstehen, sondern nur als Anregungen. Jedes Boot und jeder Mensch ist anders. Ich bin mit diesen Methoden jedenfalls einhand heil durch über einhundert Häfen und fünfzig Schleusen gekommen. Aber auch für Segler, die mit Crew unterwegs sind, kann es nicht schaden sich auch einmal mit Einhandmanövern zu beschäftigen. Man kann ja nie wissen, in was für Situationen man gerät. Aus Zeitgründen, und da es alles andere als einfach ist sich bei den Einhandmanövern auch noch selbst zu filmen, sind die Elemente teils etwas wild zusammengeschnitten und wackelig. Geben aber damit auch gut die zeitkritischen Situationen an Bord wieder und sind auch noch vollkommen kostenlos.

Übrigens: Den Film Zeitmillionär gibt es als Download oder DVD hier

https://millemari.de/zeitmillionaer-von-claus-aktoprak/

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Mare Più. 2016-06-19 23:21:00

Wieder einmal hilft mir LEVJE, mein Boot, das Land zu entdecken. 

Zurückgekehrt aus der Türkei, beschließe ich beim Aufwachen, doch mal die Motorbilge zu kontrollieren. Das kann man auf LEVJE machen, indem man sich im Bett einfach nach links dreht, so als wollte man beim Aufwachen seine Gefährtin liebevoll betrachten. Dann öffnet man eine kleine Klappe, und schon kann man hinunterschauen in den Motorraum und ….  –  Mist! Wieso steht da jetzt eigentlich Wasser drin????

Wasser im Schiff ist blöd. Vor allem, wenn es dort ist, wo es gar nie sein soll. Meine Laune geht auf minus 15 Grad, ich überlege, während mir nach Fluchen zumute ist, beim Zähneputzen, wie ich das Leck finde. Und das Problem löse.

Hauptverdächtiger ist der Wassersammler aus Edelstahl. Also schraube ich flux Auspuff, Krümmer, Schläuche, Dieselfilter, siebenerlei Schlauchschellen ab. Und keine Dreiviertelstunde später habe ich den Übeltäter ausgebaut in der Hand. Tatsächlich. Eine rostige Stelle. Angefressen. Aus der es seffzt und seicht und trielt. Wie das? Ist doch Edelstahl?

Das gute an der Malaise ist: Ist doch Edelstahl! Man kann es also schweißen. Ich muss jetzt nur auf Gozo, der kleinen Nebeninsel Maltas, jemanden finden, der das kann. Ich packe mir das baumstammdicke Teil in eine große Tasche und trotte zum Hafen. In der Ecke, in der die Fischer ihre ranzigen Kähne aus dem Wasser hieven und überholen, ist tatsächlich jemand. Und die Antwort, die ich von ihm erhalte, liest sich wie eine Ereignisfeld-Karte: 

„Gehe nach Victoria, in den Hauptort der Insel Gozo. 
An der Straße nach Marsalforn gibt es einen Schlosser. Er baut Boote. Und er heißt Frankie. Er schweißt Edelstahl.“

Keine halbe Stunde später, in der der Bus hinauf ächzt und mich und meinen Freund, den Wassersammler, hinaufkarrt zum höchsten Punkt der Insel, zur Hauptstadt Victoria, stehe ich vor Frankie. Der verblüfft mich, weil er sofort weiß, warum das Teil angefressen ist. „Zu viel Elektrizität im Wasser. In den Häfen ist zu viel Elektrizität. Von anderen Booten. Das erzeugt galvanische Effekte. Und die fressen dann den Edelstahl. Oder was immer.“

Right or wrong: Da hat einer nachgedacht über das, was im Wasser so vor sich geht. 
Und während Frankie sich an die Arbeit macht, streune ich ein bisschen in seiner Werkstatt hin und her. Und bin begeistert. Frankies Werkstatt ist so ganz anders als die Werkstätten, die ich kenne. Keine tolle STANLEY-Werkzeugkiste. Keine tollen „WÜRTH-wir-machen-ihr-leben-leichter“ Werkzeugschränke mit Vollauszügen. Nichts. Gar nichts dergleichen.

Das Gehäuse eines alten Schiffsgetriebes am Boden, wer weiß, wie lange schon. Da liegt es, wie ein leeres Schneckenhaus, wenn der Schneck, das Leben, längst ausgezogen und fort ist.
Vier Edelstahltrommeln von Waschmaschinen in der Ecke. Wer weiß, was Frankie daraus bauen wird?

An der Wand: ein fünfblättriger Bootspropeller. So einen habe ich ja noch gesehen. Eine Schiffsschraube, die aussieht wie eine PRIL-Blume aus den siebzigern, wie irgendetwas, das aus einer anderen Zeit stammt. Hineinragt in die unsere. Und hier einen Ort gefunden hat, wo sie einfach nur sein darf. Zweckfrei. Jahrzehnte. An der Wand hängen. Und von den Zeiten träumen, als fünfblättrige Bootspropeller einfach hip und der letzte Schrei waren.

Hölzerne Schablonen, oben in der Ecke. „Die sind noch von meinem Vater. Er war Bootsbauer hier in Malta und hat hier in dieser Werkstatt die traditionellen Holzboote gebaut. Sie heißen Luzzu oder Dghajsa.“

Treibriemen, die von der Decke hängen, für alles mögliche. Um alles mögliche oder unmögliche damit anzutreiben.

Überall im Raum verteilt Maschinen. Um aus Stahlteilen etwas heraus zu drehen, Späne wegschälend freizulegen, zu schweißen. Eine alte englische Drehbank aus der Zeit, als die Engländer, Kolonialherren über die Insel, plötzlich abzogen. Die Insel sich selbst überließen. Die Werften, die zweihundert Jahre die Menschen beschäftigt hatten, plötzlich sich selber überließen, sie nicht mehr benötigten. Was man alles wissen muss, um die Drehbank einzusetzen.

Eine Muschel unter dem eingestaubten Blatt einer uralten Säge. Wer weiß, wen sie woran erinnern soll. Stahlteile. Soweit das Auge reicht.

Frankie erzählt. „Mein Boot habe ich mir selber gebaut. Aus GFK. Es ist ein einfaches 
Fischerboot, mit dem ich zum Angeln rausfahre, wenn es hier nichts zu tun gibt. Es ist nicht groß, gerade mal sieben Meter. Aber es reicht, um …. zu fangen. Wo kommst Du eigentlich her?“

Als Frankie erfährt, dass ich Deutscher bin, nimmt er mich am Arm: „Das hat mein Vater im Krieg aus einem abgeschossenen deutschen Flugzeug. Es ist der leergeschossene Gurt eines deutschen Kampffliegers, der oben an der Straße nach Ta’Pinu abstürzte.“

Leer geschossene Patronen eines Kampfflugzeugs. Und plötzlich ist sie da, die Geschichte, wie sich deutsche und italienische Flieger vom nahegelegenen Sizilien aus aufmachten, manchmal 10 mal, 20 mal am Tag die Insel Malta angriffen. Die hundert Kilometer übers offene Meer hinüberflogen, die Inseln zwei Jahre lang bombardierten, um sie niederzuzwingen, damit noch verwegener, noch monströser: Die deutsche Armee in Nordafrika ihren Nachschub bekam und Richtung Ägypten marschieren konnte. Was wollten, all die Georgs, die Hansens, die Sebastians und Rolfs denn in Nordafrika? So ganz werde ich es nie verstehen. 

Teile aus einem englischen Flugzeugwrack. Das Rad, um die Sauerstoff-Zufuhr zu öffnen, wenn das Flugzeug in zu große Höhen aufgestiegen war. Teile aus einer anderen Welt. Frankie’s Werkstatt: Ein Museum dessen, was einmal war. Und heute Teil unserer Geschichte ist. Teile, die still an der Wand hängen und vielleicht dort an der Wand hängen bleiben, bis Frankie eines Tages seine Werkstatt aufgibt. Und im boomenden Malta an die Stelle seiner Werkstatt irgendetwas anderes dort gebaut werden wird.

Und während ich meinen Gedanken nachhänge, ist Frankie schon beim nächsten Teil. Eine verbackene Wasserpumpe aus einem Trawler will wieder gängig gemacht werden. Frankie macht sich mit Liebe an das Teil heran. Spannt es in einen Schraubstock. Und klopft mit einem kleinen Hammer auf Schrauben und Muttern, um sie zu lösen. Ich aber lasse Frankie weiterarbeiten. Lasse ihn ankämpfen, den Mann mit den klugen, wissenden Augen, gegen den Zerfall, die Enthropie, das Vergehen, das sich noch gegen jedes vom Menschen geschaffene Teil richtete. Für kurze Zeit wird Frankie in seiner Werkstatt den Kampf gewinnen.

In Macon

Ich war gerade eben, mit Phil Collins im Ohr, erneut in der Capitainerie und hab verlängert: „One more night…“
Mittlerweile macht der Hafenmeister schon jeden Tag seine Scherze und heute meinte er, nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte, ich solle noch kurz warten. Dann ging er nach hinten und kam mit einem großen Karton zurück. Ob ich den für all die Rechnungen haben möchte, fragte er. Dabei hat er sich fast scheckig gelacht. Und ich muss sagen, auch ich kann so langsam über dieses anhaltende Hochwasser nur noch lachen. Anders lässt es sich kaum noch ertragen.

Ich bin übrigens mittlerweile seit ein paar Tagen in Macon. Wunderschöner Hafen, nette Menschen, schöne Umgebung.

Nach dem letzten Hochwasser konnte ich an gerade mal 4 Tagen fahren, bevor die nächste, noch schlimmere, Hochwasserwelle da war. Es ging allerdings nur sehr zäh vorwärts, weil immer noch eine Menge Wasser die Rhone hinunter geflossen ist.
Am ersten Tag bin ich so lange wie möglich gefahren und hab abends an einer Kaimauer mit Hilfe der Erdnägel in einem engen, abgelegenen Kanalstück festgemacht. Drei Schiffe kamen in der Nacht mit hohem Tempo vorbei und obwohl ich Eos mit fast allem was zur Verfügung stand abgefendert hatte, ist ein Fender abgerissen und die Reling hat die Spundwand geknutscht. In der Kajüte sah es anschließend aus wie auf einem Schlachtfeld. Auf Seegang war ich irgendwie nicht eingestellt.
Am nächsten Tag bin ich ebenfalls lange gefahren, um so weit wie möglich nach Norden zu kommen. Es ging raus aus der Rhone! Endlich! Vor der letzten Schleuse hat man mich nochmal zappeln lassen. Keine Reaktion auf meinen Funkspruch, keiner ging ans Telefon, keine Änderung der Lichtsignale. Irgendwann bin ich nach oben gelaufen um zu schauen, ob vielleicht ein Schiff nach unten geschleust wird. Aber kein Schiff da. Also wieder zurück zum Boot und hartnäckig gefunkt. Irgendwann hat der Schleusenwärter dann geantwortet und die Schleuse vorbereitet. Nach einer Stunde!
Dann bin ich in die Saone abgebogen und durch Lyon. Mehr als eine Vorbeifahrt, wenn auch eine sehr schöne, war es nicht. Abends dann ein schöner kleiner Anleger bei einem verlassenen Yachtclub und am folgenden Tag erneut früh los, um Macon zu erreichen. Dort kam ich bei weiter steigendem Pegel quälend langsam voran und hab am erstbesten Stadtanleger festgemacht. Nur noch schnell was essen und ab in die Koje!
Am 4. Tag habe ich Eos die knapp 2 Meilen weiter bis zum Hafen in Macon durch den Wald aus Treibholz auf der Saone gefädelt.
Und hier ist nun wieder Stillstand. Keine Bewegung mehr im Hafen, seit Tagen. Die Schleusen sind dicht und die Sperrtore an den Wehren geöffnet. Eine Crew hat bereits den Plan, Nord-Schweden noch in diesem Jahr zu erreichen, aufgegeben und auch das Boot neben mir ist mittlerweile verlassen.

Morgen will ich vielleicht weiter, erzähle ich jeden Tag dem Hafenmeister. Auch darüber lacht er sich jedes mal kaputt und zeigt auf das Angebot für den Jahresvertrag.

Morgen will ich vielleicht weiter…

Manöver für Einhandsegler – Folge 12 (plus 9 & 10) – Mit Heckanker am Steg & An- und Ablegen längsseits

VIDEO Einhand durch die Schären #12 – Vor Heckanker am Steg

VIDEO Einhand durch die Schären #9 – Längsseits Anlegen

VIDEO Einhand durch die Schären #10 – Längsseits Ablegen

Dieses Mal gibt es drei Folgen im Paket:

In Folge 12 meiner Videoreihe zu Einhandmanövern geht es um das Festmachen an einem Steg, wenn weder Heckbojen noch Pfähle vorhanden sind. In den Schären gibt es diese Situation recht häufig auf kleinen Inseln oder in kleinen Häfen. Oder die Heckbojen sind bereits alle belegt. Dann ist es üblich sich noch an den Kopf des Steges einfach vor Heckanker zu legen. Was gibt es zu beachten und wie geht man sicher das der Anker auch hält?

In den Folgen 9 & 10 geht es um das An- und Ablegen längsseits. Eigentlich ist das einhand recht einfach (leichter geht es nur noch mit Schwimmstegen), aber gerade bei zwei dieser Manöver habe ich mir die bisher einzigen Macken in mein Gelcoat gefahren.
Siehe dazu
http://luvgier.blogspot.de/2014/11/aus-fehlern-lernen-folge-1.html
und
http://luvgier.blogspot.de/2014/11/aus-fehlern-lernen-folge-2.html
Daher poste ich diese beiden Videos hier, obwohl es sich nicht um typische Schärenmanöver handelt und auch die Ausführung nicht ganz rund läuft. Aber so ist eben die Realität und bisher bin ich mit dieser Videoreihe von Hohn und Spott verschont geblieben :-)

Generell gilt es zu beachten, das man möglichst gegen Strom und Wind anlegt (Strom hat dabei Vorrang). Sollte das nicht gewünscht sein ist beim Anlegen mit Strom und Wind immer zuerst die Achterleine zu belegen, sonst kann es zu sehr unschönen Erlebnissen kommen! Hier könnte man sich auch die Manöver mit einer Mittelklampe sehr viel einfacher machen (die gibt es auch zum mobilen Aufsetzen in die Genuaschiene). Aber zunächst war ich dafür zu geizig und mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt ohne zu arbeiten. 

Es gibt viele Handbücher für Bootsmanöver aller Art. Doch sehr wenige für Einhandsegler. So saß ich am Start meiner langen Soloreise 2014 durch die Schären ein wenig auf dem Trockenen. Ich wusste nicht wirklich, was mich dort erwartet und wie ich ohne Crew mit allen Situationen umgehen sollte. Aber so ein Schärentörn einhand wurde ja schon oft vor mir unternommen und musste also machbar sein. Von daher  verließ ich mich auf die Methode „Learning-by-doing“. Die hat am Ende funktioniert, war aber anfangs oft unschön. Denn trotz guter Vorbereitung hat man einfach immer zu wenig Zeit und zu wenig Hände. Und dabei geht es buchstäblich um Sekunden. Im Prinzip habe ich daher probiert jedes Manöver auf seine elementarsten Bestandteile herunterzubrechen und so einfach wie möglich zu halten. Und siehe da, irgendwann hatte ich meine Rezepte für alle Situationen gefunden, auch wenn dazu viel herumprobieren gehörte. Und so konnte ich dann am Ende auch endlich Einhand an einer Schäre anlegen. Ein Szenario welches mir anfangs kaum alleine zu bewältigen schien. Schon während der Reise habe ich angefangen meine Manöverrezepte auch auf Video festzuhalten. Zunächst wollte ich diese in meinen Film „Zeitmillionär“ integrieren, das hätte den Film aber extrem lang gemacht und auch sehr speziell für Nichtsegler. 

Filmtrailer „Zeitmillionär“

Daher habe ich nun, zusammen mit ein paar zusätzlichen Erklärungen auf dem Trockenen, eine Reihe von Videos erstellt, die sich speziell an Einsteiger im Einhandsegeln und an potenzielle Schärensegler richten. Und diesen dabei helfen soll, ihren eigenen Stil zu finden. Denn mit Sicherheit hat jeder Segler sein eigenes Rezept und so sind diese Videos auch nicht als Lehrvideos zu verstehen, sondern nur als Anregungen. Jedes Boot und jeder Mensch ist anders. Ich bin mit diesen Methoden jedenfalls einhand heil durch über einhundert Häfen und fünfzig Schleusen gekommen. Aber auch für Segler, die mit Crew unterwegs sind, kann es nicht schaden sich auch einmal mit Einhandmanövern zu beschäftigen. Man kann ja nie wissen, in was für Situationen man gerät. Aus Zeitgründen, und da es alles andere als einfach ist sich bei den Einhandmanövern auch noch selbst zu filmen, sind die Elemente teils etwas wild zusammengeschnitten und wackelig. Geben aber damit auch gut die zeitkritischen Situationen an Bord wieder und sind auch noch vollkommen kostenlos.

Übrigens: Den Film Zeitmillionär gibt es als Download oder DVD hier

https://millemari.de/zeitmillionaer-von-claus-aktoprak/

http://shop.segel-filme.de/zeitmillionar-komplett-hd-filmdownload-bundle.html

Atlantik, die zweite! Catis Sicht …

Da haben wir also erneut den Atlantik übersegelt. Zumindest fast, denn es fehlt natürlich noch das nicht gerade kleine Stück von den Azoren zum europäischen Festland. Je nach dem wie es das Wetter zulässt, werden wir direkt nach England oder…

Wie kommt man da hoch?

IMG_6467 Baumstämme auf der RhoneKommt man da überhaupt noch hoch, bei solchen Bedingungen? Gemeint ist die Rhône, mit ihrem stetig stärker werdenden Gegenstrom. Eigentlich sollte es mit jedem Kilometer flussaufwärts besser werden, sprich die Fließgeschwindigkeit sollte nachlassen. Würde auch so sein, aber eben nur, bei gleichbleibendem Pegel. Der Pegel ist aber leider nicht konstant, sondern steigt durch die enormen Regenmengen immer weiter an. Und so kommt es, dass es nicht besser, sondern immer schwieriger wird, bergauf zu fahren.
Meine Gedanken kreisen deshalb ständig um die Frage: „Wie komme ich mit Eos da hoch?“
Vor allem, wie komme ich da hoch, ohne zu viel Risiko einzugehen.

Von den Crews, die ich in den Häfen und an Kais treffe, kommen die meisten von Norden und fahren bergab. Ich frage deshalb so oft es geht nach den Bedingungen für meinen nächsten Abschnitt. Was ich dann zu hören bekomme ist selten positiv. Von bis zu 6 Knoten Fließgeschwindigkeit an Engstellen wird da berichtet. Man erzählt mir von viel Treibholz und einem verbogenen Propeller.
Hört sich nicht gerade berauschend an.

Trotzdem werfe ich am 30. Mai den Bukh wieder an und löse nach wirklich langer Warmlaufphase die Leinen. Ich warte deshalb so lange, weil ich den Motor nur wenige Meter hinter dem Steg bereits mit voller Drehzahl belasten muss, um nicht von der Strömung auf die Flachstelle geschoben zu werden. Nach dieser etwas heiklen Ecke geht es endlich wieder vorwärts. Allerdings nur mit gerade mal 1,2kn über Grund. Die paar Meter bis zur nächsten Schleuse ziehen sich wie Kaugummi. Danach geht es, wie fast immer, zunächst ein wenig zügiger weiter. Das liegt daran, dass unmittelbar oberhalb der Schleusen das Wasser am höchsten aufgestaut ist und in der Regel die größte Wassertiefe herrscht. Teilweise zeigt das Echolot bis zu 30 Meter unter dem Kiel an. Bei so einem riesigen Querschnitt ist die Fließgeschwindigkeit entsprechend niedrig. Aber das ändert sich recht schnell und mit jedem Kilometer auf dem Weg zur nächsten Schleuse wird der Gegenstrom stärker.
Dass Eos bei 6kn, mit denen uns das Wasser manchmal entgegen kommt, nicht rückwärts fährt, liegt nur daran, dass ich sie sehr dicht am Ufer halte. Dort fließt das Wasser langsamer als in der Mitte. Ebenso ist es in Kurven auf der Innenseite deutlich langsamer. Und so hangel ich mich entlang. Wechsel häufig die Seiten, suche die optimale Linie und lasse meine Augen in einem Kreis über Wasseroberfläche, Echolot und Geschwindigkeitsanzeige wandern. So wie ich es im Rhein gelernt habe. Das hilft hier sehr. Oft bin ich mit Eos sogar schneller als deutlich größere Boote oder kann wenigstens mithalten.
Manchmal werfe ich auch zusätzlich den kleinen Außenborder an, den ich mittlerweile an einem Hilfsspiegel am Heck montiert habe. Das bringt etwa 0,3kn. So manches Mal das Zünglein an der Waage.
Und so geht es im Schneckentempo bergauf. Etappe für Etappe schleiche ich auf der 2m Tiefenlinie am Rand entlang. Ich stehe fast die gesamte Zeit an der Ruderpinne, um ja nicht irgendeine Untiefe zu übersehen und auf Grund zu laufen. Aber es geht, Eos und ich kommen da hoch!

Zwischenzeitlich „feiere“ ich abends, an einem kleinen Ponton im Strom meinen Geburtstag mit einem Kuchen aus der Dose und komme am 2. Juni sicher in Condrieu an. Ein Hafen, der Schutz vor dem weiter steigendem Wasser bietet. Weiterfahren ist ab hier unmöglich. Es kommen Massen an Wasser, Baumstämmen und Müll die Rhône runter.
In Condrieu ist deshalb seit einer guten Woche Stillstand. Es fahren keine Sportboote mehr und auch die Berufsschifffahrt ist deutlich reduziert.

IMG_6469 Kühlschrank

CD Releaseparty "Zeitmillionär" am 29.6.2016, 19:30h in Hamburg




Nach knapp 2 Jahren Arbeit wird meine erste eigene CD nun endlich veröffentlicht. 19 Songs die ich während meiner 6 monatigen Auszeit auf einem Segelboot, beeinflusst vom Jahrhundertsommer auf der Ostsee und vielen Reisen in die USA, komponiert habe. Eingespielt wurden die Songs nach meiner Rückkehr von sage und schreibe 30 internationalen Musikern in Hamburg . Das Album wurde in Folge noch sehr liebevoll gemischt und gemastert um alle Nuancen dieser handgemachten und sehr aufwändigen Studioproduktion hörbar zu machen. Ab Anfang Juli wird die CD nun im Handel sein. Und um das gebührend zu feiern lädt mein Label woold records am 29.6.2016 zu einer großen Party ins Cafe Prüsse direkt an der Alster ein. Denn meine Musik gehört einfach ans Wasser. 

  
Was erwartet euch?

– Zunächst natürlich die erste öffentliche Performance vieler Titel der CD auf einer Bühne direkt über der Alster. Von den 6 Sängerinnen und Sängern, die auf dem Album mitgewirkt haben, werden 4 an dem Abend zu hören und zu sehen sein. Plus viele der an der Produktion beteiligten Musiker. Jeder Songwriter träumt wohl davon seine Songs endlich einmal vor großem Publikum präsentieren zu dürfen, und mir geht es natürlich nicht anders. Dazu dann noch die Atmosphäre eines hoffentlich wunderschönen Sommerabends an der Alster. Gänsehautmomente garantiert!

  – In der zweiten Performance des Abends wird dann live gerockt. Zu meinen engsten „Friends“ zählt auch die energetische und gut gebuchte Rockabilly Band „BiggsBSonic“, bei der ich den Kontrabass bearbeite. Ebenfalls mit einer eigenen CD am Start bildet diese Formation dann bei Bedarf das musikalische Rückgrat meiner Live Auftritte. Jeweils ergänzt durch weitere „Friends“. Und da von denen an diesem Abend ja jede Menge anwesend sind, kann man einzigartige musikalische Erlebnisse und Kombinationen erwarten. 

– Dann möche ich noch einige Ausschnitte aus dem Film „Zeitmillionär“ zeigen, die dazu motivieren sollen auch endlich einmal seine Träume zu leben und sein altes Leben für einige Monate zu verlassen. Gewissermaßen eine Kurzanleitung zum Aussteigen. 

– Wer dazu noch Fragen an mich hat, allgemeiner oder auch speziell seglerischer Natur, kann diese am Eingang auf einen Zettel schreiben und sie werden im Laufe das Abends dann beantwortet.

– Dazu gibt es natürlich die leckeren Gerichte und Getränke auf der Karte des Cafe Prüsse plus die einmalige Aussicht auf die Alster.

Die ganze Feier ist bewusst öffentlich gehalten und kostet keinen Eintritt, denn sie soll eine echte Einladung für alle Interessenten sein. Dafür können jedoch keine Plätze reserviert werden und frühes Erscheinen sichert die besten Aussicht.

Fünf Tage, vier Nächte in der Türkei.

Für ein paar Tage habe ich nun Malta verlassen. Ein Magazin hat mich beauftragt, etwas über die Küste der südlichen Türkei zu schreiben. Also habe ich LEVJE, die Gute, einfach 1.400 Kilometer weiter westlich im Hafen von Mgarr zurückgelassen und bin in die Türkei geflogen. In vier Tagen nun – vom äußersten türkischen Südwest-Zipfelchen, von Bodrum aus, 600 Straßenkilometer nach Osten an der Südküste der Türkei entlang. Genau die Strecke, die ich vor zwei Jahren mit LEVJE segelte – nur diesmal zu Land.

Und weil ich heute Vormittag Ince Seawitch, einer Seglerin, von Finike und dem dortigen Restaurant NESELI BALIK vorschwärmte, bin ich heute Abend, als ich in Finike eintraf, einfach dorthin gegangen.

Finike. Eine Marina, ein kleiner Küstenort 100 Kilometer vor Antalya. Im Norden und Osten der Stadt liegen große Orangenhaine, die im zeitigen April nach Orangenblüten duften. Weshalb ich beschlossen habe: Hier leben nur Orangenbauern. Aber das stimmt nicht. Im Städtchen sind es vor allem kleine Ladenbesitzer und Handwerker. Wenn ich in die Stadt gehe, komme ich mindestens an drei, vier kleinen verglasten Buden vorbei, garagengroß, mit zwei Rasierstühlen darin und einem Schild davor: „Berber“. Barbier.

Weil Finike auch ein netter Mädchen-Name sein könnte und weil ich das Leben unter den erfrischend einfachen Orangenbauern viel angenehmer finde als das in manch teurer Touri-Burg, drum war ich mit LEVJE für einen Winter hier. Zwar ist es so, dass Orangenbauern gerne essen – an Restaurants gibt es in Finike keinen Mangel. Aber ein gutes Restaurant, meinte Ince Seawitch, das gäbe es in Finike nicht. Sie hat recht. Bis aufs NESELI BALIK. NESELI BALIK, gesprochen Nä:scheljih Ba:lik, heißt auf Deutsch eigentlich „Zum lustigen Fisch“, und allein das ist schon bemerkenswert. Können. Fische. Wirklich. Lustig. Sein? So abwegig ist das nicht. Vielleicht werden sie einfach weggefangen, bevor sie richtig loslachen? Und sehen deshalb so todernst aus, wenn sie in der Fischvitrine des NESELI BALIK nach Art und Gattung, gereiht zu einer appetitlichen Mandala, liegen.

Von meinem unnachgiebig klugen Strategieberater-Freund Andreas habe ich gelernt: „Ein gutes Produkt muss die Erwartungen des Kunden übertreffen. Nur dann ist es erfolgreich.“
Das NESELI BALIK ist immer voll. Man kann zwar drin sitzen. Aber meist sitzt man draussen, in der Gasse, unter freiem Himmel. Es gibt keinen Wein im NESELI BALIK, auch kein Bier. Damit ist man ernst in Finike, in dem die Lautsprecher der Muezzine (es gibt hier deren fünf, sechs) lauter aufgedreht sind als anderswo, das muss schon sein. Trotzdem finde ich an Finike sehr angenehm, dass die, von denen ich denke, sie seien Orangenbauern, trotz Lautstärke in beruhigender Selbstverständlichkeit weiter ihren Geschäfte nachgehen, als sei nichts. Über die Türkei muss ich öfter staunen.

Auch die Speisekarte ist überaus schlicht gehalten im NESELI BALIK. Ein Flippchart, Überbleibsel aus irgendeinem Strategie-Workshop („Fehlt eins, Andreas?“), das ohne Beine auf dem Boden steht und einen gelben Zettel trägt, auf dem steht, was es heute Abend denn so gibt. Als da wären:

Wolfsbarsch mit Salat. 17 türkische Lira. Also Fünf Euro.
Mehräsche mit Salat. Auch fünf Euro.
Kennichnicht. Ist aber auch mit Salat. Und kostet auch nur fünf Euro.
Gemischte Fischlein. Mit Salat. Fünf Euro.

Und dann noch das Kleingedruckte. Ein paar Leckereien wie

***?
***?
Frittierter Kalmar.
Frittierte Muscheln.
Fischsuppe (nicht frittiert!)
Kartoffeln auf irgendwie.

Und dann ein Fischbrötchen, das es für zwei Euro gibt, das aber als die „Mutter aller Fischbrötchen“ durchgehen könnte.

Wem das nicht reicht: der tritt an die vor dem Haus stehende Vitrine. Und sucht sich was aus. Der Orfoz, der Zackenbarsch, er schaut mich etwas beleidigt, wie Zackenbarsche nun mal sind, doch erwartungsvoll an. Aber ich allein bin zu klein für ihn.


Und dann gehts auch schon los mit uns. Vorspeise Oliven. Bröseliger Käse vom Markt hier in Finike, über den ich schrieb. Scharf gewürzte Tomatenpaste. Salat. Und: frittierte Muscheln auf Spießchen. Mit einem kleinen Schälchen frisch angemachten Joghurts, zum Eintunken der klirrend heißen Muscheln. Eine Art „Abklingbecken“. 

Erwähnte ich jetzt eigentlich schon, dass ich jetzt gerne einen Schluck eiskalten Weißweins hätte? Man kann es nicht oft genug wiederholen, allein: es hilft nichts. Meine Muscheln schwimmen im Wasser. Was aber nichts macht. Sie sind ein Gedicht.

Und während ich mich andächtig den frittierten Muscheln widme, betritt einer wie ich die Bühne, ein Fremder unter den Orangenbauern, genau wie ich. Ein Junge noch, Koreaner, begeistert empfangen von den jungen Wirtsleuten des NESELI BALIK, von deren dreien wortreich an der Vitrine auf Englisch beraten. Wo doch in Finike bis eben nicht einer Englisch konnte?

Und während ich noch über das Sprachenwunder von Finike grüble, kreuzt mein zweiter Gang vor mir auf: Ein Berg frittierter Fischlein. Alle knusprig gebacken. Ich kenne nicht einen von ihnen. Werde sie aber gleich kennenlernen.

Das mit dem eiskalten Weißwein ist aber auch gar zu blöd.

Und so sitze ich, Fremder unter Fremden und mit fremden Sachen vor mir, als der Lautsprecher über der Gasse zweimal knackt. Und der Muezzin anhebt, um sein eineinhalb Jahrtausende altes Gebet in den Himmel über Finike zu schicken.

Ich? Bin glücklich. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass das mit dem „Erwartungen übertreffen“ zwar goldrichtig, aber so einfach nicht ist. Denn zunächst ist da ja mal gar nichts mit „übertreffen“:

Die Speisekarte im NESELI BALIK ist lausig kurz.
Das mit der „großen Auswahl wie nie“ vergessen wir im NESELI BALIK auch ganz schnell.
„Hätten Sie hier auch…?“ ist auch nicht drin.
Der Wein… Ach, lassen wir’s.

Was ist es nun also, was hier übertroffen wird?

Ganz einfach. Das NESELI BALIK ist ein netter Ort. Es bietet mir an diesem Abend ein Zuhause. Klar bin ich hier, weil ich Hunger hatte. Aber in einem einfach guten Restaurant kriege ich mehr als eine Antwort auf „Hunger“. Der Mensch lebt nun mal nicht vom Brot allein. Ja doch: Ich fühle mich an diesem fremden Ort irgendwie geborgen. Geniesse das Essen. Und freue mich über die einfach guten Dinge, die ich da sehe. Geschichten von Männerfreundschaft und Zusammenhalt, die an der Wand hängen. Ernste, stolze Gesichter, ein Gruppen-Selfie aus einer anderen Zeit, mit Mädchen darin, als hätte es jemand eben auf der Straße fotografiert und hinein kopiert ins Foto:

Es ist halb elf. Eine alte Frau aus der Küche bringt türkischen Kaffee. In dem engen, kleinen Raum, der Küche, arbeiten fünf Frauen, sie plappern fröhlich unter ihren Kopftüchern. Die jungen Wirtsleute, Brüder, verschwistert, verschwägert, eine Bande, die wie Kletten zusammenhält, räumen die Tische ab. Es lehrt sich, das NESELI BALIK. Solange, bis nur noch die leeren Tische und Bänke in der Gasse stehen.

Doch halt. Einer ist noch, der hier auch etwas gefunden hat, das seine – Fremder unter Fremden – Erwartungen übertraf. Einsam sitzt er, der Junge aus Korea. Und genießt ein Shrimp nach dem anderen, andächtig, versonnen, einem frühen koreanischen Glück nachsinnend. Wie er so dasitzt, auf dem Foto unten, verstehe ich: Warum sie für ihn schlagartig Englisch können.

Ist schon ein schöner Ort. Das NESELI BALIK, das Wirtshaus „Zum lustigen Fisch“, in Finike.

Mare Più: heißt „mehr Meer“. 
Und wenn Sie mehr Geschichten 
über die Menschen am Meer lesen wollen:


Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
• Türkei
zu bereisen. Und in fünf Monaten: Von München nach Antalya zu reisen.

Jetzt lesen. Als eBook. Als Print. Hier bestellen.

Auch als Film:  



Im Download. Als DVD. Hier.

Demnächst auch in den CINEPLEX-Kinos 
in Aichach und Germering bei München.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“

RATGEBER.REISE. im Juni 2015

Kurzurlaub in Cruas

IMG_0687 Straße nach SüdenVor ein paar Wochen auf dem Heimweg sind mir schon einige Tramper aufgefallen, aber da ich allein unterwegs war, bin ich an ihnen vorbei gefahren.
Dieses mal habe ich jedoch nach einer Gedenksekunde angehalten, als ich die beiden jungen Frauen direkt hinter der ersten Mautstelle habe stehen sehen.
Auf ihrem Schild stand „Lyon“, da komme ich auf jeden Fall hin, die beiden waren mir direkt sympathisch und Englisch konnten sie auch sehr gut. Beste Voraussetzungen, denn es war ein weiter Weg nach Lyon.

Die bisher eintönige Fahrt hatte mich mittlerweile etwas müde gemacht, aber Julianne und Angelique haben mit mir über Gott und die Welt gequatscht und schon war ich wieder munter. Die beiden waren im Kurzurlaub und nun auf dem Heimweg.
Als ich erzähle, dass ich mir für diese Fahrt etwas Sorgen gemacht habe, was das Tanken angeht, da durch Streiks bereits jede dritte Tankstelle in Frankreich geschlossen war, erfahre ich, dass die Situation auf dieser Strecke noch nicht so angespannt sein soll. Tatsächlich war keine Tankstelle an der Autobahn geschlossen, lediglich an einer sollte ich die (begrenzte) Menge im Voraus wählen und bezahlen.
Die Zeit verging viel schneller für mich, als auf den Strecken, die ich allein gefahren bin. In Valence habe ich die beiden Tramperinnen wieder abgesetzt.

In Cruas angekommen, musste ich mich erst mal akklimatisieren. Bei winterlichen 6°C und dickem Nebel bin ich frühmorgens am Niederrhein losgefahren und bei gefühlten 36°C und strahlendem Sonnenschein in Südfrankreich angekommen.
Bis auf einen Tag, sollte das Wetter dann auch so sommerlich bleiben. Die Gegend hat mir sofort gefallen, kleine Dörfer mit engen Gassen, der Liegeplatz mit Blick auf die Rhône, links und rechts umgeben vom Mittelgebirge und wie sollte es auch anders sein, einem Jakobsweg in direkter Nähe.

Da Nico sowieso nur mehr schlecht als recht gegen die starke Strömung ankam, haben wir entschieden diese Tage einfach mal zu genießen. Ein Filmabend, Eisessen im Cockpit, Wanderungen, eine Einladung aufs Nachbarschiff und die Erkundung eines mittelalterlichen Dorfes, haben für reichlich Abwechslung gesorgt.

IMG_0730 CruasDie Ruinen des Mittelalterdorfes sind schon teilweise so weit restauriert, dass sie wieder bewohnbar sind. Die Gemeinde Cruas hat sich das große Ziel gesetzt, in einem 25-30 Jahre dauernden Projekt, das alte Dorf wieder zu beleben, aber es so ursprünglich wie möglich zu belassen. Es war spannend, durch diese dicken, alten Mauern zu wandern und sich vorzustellen, wie es mal ausgesehen hat. Im Gegensatz zur mittelalterlichen Stadt in Carcassonne gibt es hier noch keinen Tourismus. Man kann die alten Gebäuden betreten und alles in Ruhe anschauen.

Nachdem wir unsere Kräfte gut aufgetankt hatten und Eos wieder mit Diesel und Proviant ausgestattet war, haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Nico mit Eos auf der Rhône und ich mit dem Auto auf der Strasse.

Wenns mal wieder länger dauert

IMG_6159 RhoneMeine Laune am Tiefpunkt, der Bukh am Drehzahllimit, Eos nicht weit entfernt von ihrer maximal erreichbaren Rumpfgeschwindigkeit. Trotzdem schwankt die Anzeige auf dem GPS Navigator zwischen 0.0 und 0.1 kn über Grund! So präsentierte sich mir die Rhône stellenweise am ersten Tag.

Zunächst läuft alles noch ganz gut. Leinen entspannt im Kanal gelöst, die erste große Schleuse zur Kleinen Rhône ohne Wartezeit passiert und in eben diesem ruhigen Flussabschnitt, mit gerade einmal 1,5 kn Gegenstrom, sehr gut bergauf gefahren. Hier bin ich noch mit der gleichen Drehzahl wie im Kanal unterwegs gewesen und kam damit vorwärts.
Vorbei war der Spaß dann ab der Einmündung zur Rhône. Obwohl ich sofort auf die Kurveninnenseite bin, kam ich nur noch mit etwa 1,5kn vorwärts. Meine Idee, den Autopiloten endlich wieder für mich fahren lassen, verworfen. Von Hand so nah wie möglich am Ufer entlang steuern war jetzt angesagt, um nicht auf der Stelle zu stehen.
An einer der Brücken habe ich dann etwa eine Viertelstunde gebraucht, um durch zu kommen, an der nächsten stand Eos bereits 100m davor auf der Stelle. Auf der nicht erlaubten Seite ging es dann doch. Wartezeit an der folgenden Schleuse über 2 Stunden. Das Schleusen selbst ist um einiges leichter als in den kleinen Kanalschleusen, denn hier gibt es Schwimmpoller. Per Funk anmelden (nicht zwingend notwendig), rein fahren, anlegen und mit der Mittelleine festmachen, mehr nicht.
Spät Abends mache ich Eos an einem ungeschützten Ponton quer zur Strömung für 25 € die Nacht fest, ohne Quittung. Aber die Dusche war Klasse. Meine erste, seit… ? Ja, seit wann eigentlich? Irgendwo im Canal-du-Midi hatte ich zuletzt geduscht, danach gab es diesen Luxus nicht mehr. Jene Dusche hier wurde mir vom Hafenmeister auch stolz präsentiert und als Preisargument in den Vordergrund gestellt.

Dieser Start in die Rhône hat mir gründlich die Laune verdorben. Die Pegel fingen nach einer etwa zweiwöchigen, sehr ruhigen Phase genau an dem Tag an zu steigen, als ich in den Fluss abgebogen bin. Zum Glück wusste ich zu dieser Zeit noch nicht, das dieses ansteigen nicht auf ein paar Tage begrenzt war, sondern bis in den Juni weiter gehen würde und dort nach unzähligen Unwettern in halb Europa seinen traurigen Höhepunkt finden sollte…

Also bin ich am nächsten Tag weiter, bis zu einem geschützten Hafen, in einem alten Seitenarm. Dann kam der Mistral. Sturm bei blauem Himmel. Absolut faszinierend, aber auch nur ein zwei Tage lang, dann nervt der Mistral einfach nur noch und macht krank. Hervorgebracht wird dieser berühmte Wind durch ein Hochdruckgebiet auf dem Atlantik und ein Tiefdruckgebiet über Zentraleuropa. Die Gegenläufige Drehung der beiden riesigen Windsysteme führt zu einem starken bis stürmischen Wind, der von Nord nach Süd durchs Rhônetal fegt. Er ist unglaublich konstant, kaum böig und während es rund um die Uhr ununterbrochen stürmt, brennt dabei am Tag die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Er trocknet alles aus. Die Böden und auch die Atemwege der Menschen. Am dritten Tag ist die Luftfeuchtigkeit selbst in der Kajüte im Keller und ich bin erkältet. Bei blauem Himmel und 20°C.

Nach ein paar Tagen ist er endlich wieder weg, der Mistral und ich nutze diese kurze Verschnaufpause, um in den folgenden zwei Tagen den nächsten Hafen zu erreichen. Am ersten Tag komme ich in 13 Stunden 35 Seemeilen weit und mache ziemlich müde an einer Art Stahlgerüst mitten im Strom fest. Beim dritten Versuch gelingt das Anlegemanöver ohne Kratzer. Leinen fest für eine Mütze schlaf, während draußen die Gewitter toben.
Am nächsten Tag ein paar Meilen weiter nach Cruas. Ein richtiger Hafen. Und auch noch der bisher beste, seit ich Port Medoc verlassen habe. Der Hafenmeister ist zwar anfangs ein wenig streng und spricht kein Wort Englisch, dafür ist hier aber alles in einem absoluten Top Zustand zum fairen Preis. Hier trauen sich nicht mal die Enten, auf den Steg zu kacken.

Ich bezahle zunächst nur für zwei Tage und will den nächsten Mistral abwarten. Als der Mistral dann wieder nachlässt kommt das Wasser. Also, noch mehr Wasser.
Mit Eos hätte ich, auch wenn ich wollte, keine Chance bei so einer starken Strömung den Hafen sicher zu verlassen, denn die kurze Einfahrt liegt auf der Außenseite und bereits bei meiner Ankunft hatte das Wasser hier eine so hohe Geschwindigkeit, dass ich Eos nur mit sehr wenig Überschuss an den Untiefen vorbei dort rein fahren konnte.
Also buche ich eine Woche und warte darauf, dass Sabrina mich in ihrem nächsten Kurzurlaub hier besuchen kommt.
Bis dahin repariere ich ein paar Kleinigkeiten an Eos und verbringe die Tage oft an Bord bei meinen neuen Bootsnachbarn Peter & Dagmar.
Die beiden sind mit ihrer Motoryacht hier, kommen gerade aus dem Mittelmeer und warten ebenfalls auf besseres Wetter. Ich habe sie bereits im letzten Hafen kennengelernt. Sie sind auch auf dem Heimweg, müssen allerdings noch etwas weiter nach Norden als ich. Helgoland ist der Heimathafen von Pedas Dream, so heißt das Schiff.

Neben Pedas Dream wirkt Eos doch etwas winzig.

 

Manöver für Einhandsegler – Folge 7 & 8 & 11 – Wenden, Beiliegen & Ankern

VIDEO Einhand durch die Schären #7 – Wenden

VIDEO Einhand durch die Schären #8 – Beiliegen

 
VIDEO Einhand durch die Schären #11 – Ankern

In Folge 7 meiner Videoreihe zu Einhandmanövern geht es um das Wenden. Beim Wenden gibt es eigentlich nur sehr wenig zu beachten, aber man kann sich einhand auch hier die Arbeit etwas erleichtern. Jeder erfahrene Segler oder gar Regattasegler wird mich hier sicher auslachen, vor allem wegen des dummen Gesichts  gegen Ende des Clips, als überraschend eine Bö einfällt und mich kameralässig auf der falschen Seite sitzend, die Pinne merkwürdig in der Hand erwischt und schön aufschreckt. Aber das ist eben die Realität :-)

In Folge 8 geht es um das Beiliegen. Dieses Manöver ist mittlerweile zu einem Standardmanöver bei mir geworden, bringt es bei viel Wind und Welle doch ganz wunderbar Ruhe (zum Beispiel für das Reffen) ins Boot und das ist einhand stets willkommen.

Folge 11 ziehe ich einfach mal etwas vor. Hier geht es um das Ankern, welches sich einhand vom Ablauf nicht wesentlich von einem Crewmanöver unterscheidet. Aber es gibt eben auch hier ein paar Dinge zu beachten um alleine zurechtzukommen.

Es gibt viele Handbücher für Bootsmanöver aller Art. Doch sehr wenige für Einhandsegler. So saß ich am Start meiner langen Soloreise 2014 durch die Schären ein wenig auf dem Trockenen. Ich wusste nicht wirklich, was mich dort erwartet und wie ich ohne Crew mit allen Situationen umgehen sollte. Aber so ein Schärentörn einhand wurde ja schon oft vor mir unternommen und musste also machbar sein. Von daher  verließ ich mich auf die Methode „Learning-by-doing“. Die hat am Ende funktioniert, war aber anfangs oft unschön. Denn trotz guter Vorbereitung hat man einfach immer zu wenig Zeit und zu wenig Hände. Und dabei geht es buchstäblich um Sekunden. Im Prinzip habe ich daher probiert jedes Manöver auf seine elementarsten Bestandteile herunterzubrechen und so einfach wie möglich zu halten. Und siehe da, irgendwann hatte ich meine Rezepte für alle Situationen gefunden, auch wenn dazu viel herumprobieren gehörte. Und so konnte ich dann am Ende auch endlich Einhand an einer Schäre anlegen. Ein Szenario welches mir anfangs kaum alleine zu bewältigen schien. Schon während der Reise habe ich angefangen meine Manöverrezepte auch auf Video festzuhalten. Zunächst wollte ich diese in meinen Film „Zeitmillionär“ integrieren, das hätte den Film aber extrem lang gemacht und auch sehr speziell für Nichtsegler. 

Filmtrailer „Zeitmillionär“

Daher habe ich nun, zusammen mit ein paar zusätzlichen Erklärungen auf dem Trockenen, eine Reihe von Videos erstellt, die sich speziell an Einsteiger im Einhandsegeln und an potenzielle Schärensegler richten. Und diesen dabei helfen soll, ihren eigenen Stil zu finden. Denn mit Sicherheit hat jeder Segler sein eigenes Rezept und so sind diese Videos auch nicht als Lehrvideos zu verstehen, sondern nur als Anregungen. Jedes Boot und jeder Mensch ist anders. Ich bin mit diesen Methoden jedenfalls einhand heil durch über einhundert Häfen und fünfzig Schleusen gekommen. Aber auch für Segler, die mit Crew unterwegs sind, kann es nicht schaden sich auch einmal mit Einhandmanövern zu beschäftigen. Man kann ja nie wissen, in was für Situationen man gerät. Aus Zeitgründen, und da es alles andere als einfach ist sich bei den Einhandmanövern auch noch selbst zu filmen, sind die Elemente teils etwas wild zusammengeschnitten und wackelig. Geben aber damit auch gut die zeitkritischen Situationen an Bord wieder und sind auch noch vollkommen kostenlos.

Übrigens: Den Film Zeitmillionär gibt es als Download oder DVD hier

https://millemari.de/zeitmillionaer-von-claus-aktoprak/

http://shop.segel-filme.de/zeitmillionar-komplett-hd-filmdownload-bundle.html