SY Marlin | segel-filme - Teil 20
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Micha hat den Ocean Blues
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Moin, Moin von der MARLIN
Zehnter Tag auf See
Ich bin Ralf, Crewmitglied beim MARLIN Segeltörn „Havanna – Horta“. Was braucht ein echter Hamburger Jung für eine angenehme Atlantiküberquerung? Richtig: ein St. Pauli Kopfkissen und ein Astra. Mit der Flasche Astra ist es schwierig auf dem Atlantik. Darum habe ich einen „ORIGINAL ASTRA TOTSCHLÄGER“ dabei. Der sorgt dafür, dass es keine Fliegen an Bord gibt. Zum Tagesablauf: Schlafen, Wache, Essen, Schlafen, Essen, Dösen und dann wieder von vorne. Voll entspannend. Während der Wache schaue ich stundenlang auf das Meer und zu den Wolken. Diese Unendlichkeit ist magisch. Die Gedanken kommen und gehen ohne dass man sagen kann, worüber man nachgedacht hat. Manchmal fallen mir alte Seemannslieder ein, z.B. „Wir lagen vor Madagaskar.“ Nun, wir haben hier nicht die Pest, keiner geht über Bord und damit wir kein faules Wasser bekommen haben wir Erika und Moses. Erika ist unser Generator, sehr sensibel. Man muss sie streicheln und ihr gut zureden, dann s chnurrt sie wie eine Katze. Sie liefert Strom für Moses, unseren Wassermacher. Er ist sehr zuverlässig. Dann ist noch Johann da, unser Yanmar Motor. Gibt man ihm genug Kühlwasser und Diesel ist er zufrieden und tut seinen Dienst. Sehr wichtig ist das Essen. Das können sie alle richtig gut. Was die in der Kombüse zaubern ist der Hammer. Eigentlich wollte ich etwas abnehmen, aber das kann ich bei dem Essen knicken. Da hier keiner mein Dosen-Ravioli mag, hab ich die Backschaft und das Kaffeekochen übernommen. Noch ein paar Worte zur MARLIN und dem Skipper. Die MARLIN ist ein tolles Schiff, sehr sicher, zuverlässig und auch bei wenig Wind sehr schnell. Haben ja gerade den französischen Katamaran AMUSE versägt. Michael ist ein Skipper der klaren Worte, ein Vollprofi, der uns die Sicherheit für diesen Törn gibt. Er weiß immer genau, was getan werden muss. Vor jedem Manöver gibt es ein Briefing, wobei er jedem sagt, was zu tun ist. Steht er am Ruder, kommen seine Komm andos ruhig und präzise. Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber die Pflicht ruft. Ich muss Geschirr spülen und der Skipper ruft nach Kaffee. Vielleicht hat ja jemand Lust auf einen schönen, außergewöhnlichen Segeltörn mit der MARLIN bekommen, dann meldet Euch bei Michael, er wird sich freuen, Euch an Bord begrüßen zu dürfen. Seemannsgrüße Ralf. -
Der Himmel über der MARLIN
Neunter Tag auf See
Wetter is ja nu auf’m Kutter immer gern gesehen. Die Möglichkeiten sind weitläufig bekannt. Die zuverlässigste Methode ist dabei aus’m Fenster zu schauen. Wir treiben da auf See noch ein bisschen mehr Aufwand. Über Kurzwellenradio, PACTOR Modem und Satellit empfangen wir sogenannte GRIB Daten. Das ist ja nu inzwischen auch schon weitläufig bekannt und mit Internet, bevor man lossegelt, für drei Tage schon Recht zuverlässig. Geht also auch übers Smartphone. Leider aber nur im Hafen. Wir machen das eben auch auf See. Satellitenaufnahme und Meterologische Bodendruckkarten: Da kommen wir dann in den Bereich, wo es zumindest für mich aber erst richtig interessant wird. Ich will nämlich nicht nur das Wetter für drei Tage wissen, wenn ich lossegel, sondern auch die Großwetterlage. Diese ändert sich jeden Tag, nicht drastisch, aber eben konsequent permanent. Daher ist es praktisch den Himmel über sich zu kennen. Bestenfalls aus dem Blickwinkel des GOES Satelliten, der nicht nur das Wolkenbild über der MARLIN sieht, sondern über dem gesamten Nordatlantik. Diese drei Bilder kann man nun mit dem LunaMiniPC jeweils im Paar übereinanderlegen und bekommt so einen perfekten Überblick über das Wetter in den nächsten X-Tagen mit der Berechnung unserer zukünftigen Position und der zu erwartenden Windverhältnisse im 3 Stunden Rhythmus. Die Genauigkeit sinkt dabei ab Tag 4 drastisch ab. Macht aber nix, weil wir ja jeden Tag unsere Berechnung erneuern. So können wir immer mindestens vier T age in die Zukunft blicken und wissen somit ziemlich genau, dass wir erst am Samstag in Horta auftauchen werden und vorher noch ein Front abbekommen. Also wieder Socken und Ölzeug an. Gut das es LUNATRONIC gibt. Da kann man solche Systeme, Beratung, Training und Meer käuflich erwerben. -
Bergfest
Achter Tag auf See
Weg ist der Wind. Azorenhoch. Nicht ganz die Augsburger Puppenkistensee aber fast. Blauer Himmel und Johann schiebt. Schön ist das. Wir waschen Wäsche. Wir waschen uns. Hana rasiert Micha die Haare ab und wir trinken Mittags Rotwein, essen Tortilla und spanisches Huhn. Schön ist das. Der Klassiker. Bergfest. Wir haben die Hälfte der Strecke geschafft oder hinter uns gebracht. Ansonsten ist eigentlich nicht viel zu sagen oder passiert. Man könnte ja so viel machen, aber eigentlich, wenn es nicht grade notwendig ist, kann man es auch lassen und das Buch weiterlesen, dass man angefangen hat. Wenn der Skipper schon Bücher liest, dann hat es was. Für den Wochenanfang ist dann noch mal ordentlich Wind angesagt. Von Hinten, wie Skipperkollege Jan nett schreibt. Der läuft jeden Tag im Hamsterrad und arbeitet an seiner Normalität, an seinem Master in der Uni. Auch nicht schlecht. Dann werde ich wohl mal die Tour Azoren – Faro selbst segeln. Hätte ich ja auch an Jan abgegeben. Jetzt muss ich allerdings sagen, würde ich die Tour nicht mehr gerne abgeben, denn aus der Chaoscrew hat sich eine Traumschiffcrew entwickelt. Alle machen ihre Aufgaben so gut, dass es wirklich eine Freude ist für sie wie für mich miteinander zu segeln. Ganz ehrlich, verglichen mit meinen anderen sieben Atlantiküberquerungen, wo es immer mindestens einen gab, der eher ein Kompromiss war, so ist der Soul an Bord mit Helen, Hana, Ralf und Stephan eine Freude sondergleichen. Auch wenn Stephan und Ralf in Horta ausgewechselt werden, ich glaube das bleibt so. Meine Körpergefühl ist ebenfalls weiter gutstimmig. Ja. Ich freue mich im Juni nach Flensburg zu kommen, meine Kinder zu nehmen und mit ihnen in den Sommerurlaub zu starten. Wir haben entschieden aus einer schnellen Flugbewegung eine langsame Autobewegung mit vielen Stops zu machen um die MARLIN zu erreichen. Es verspricht, ja ich hoffe, es wird ein ganz normaler Familien-Sommer zu werden. Keep Finger crossed. -
Gegenwind
Siebter Tag auf See
Wir nehmen aber auch alles mit. Die Französische AMUSE taucht immer mal wieder auf. Ein kleines Katz und Maus Spiel. „Skipper. Da ist eine große schwarze Wolke.“ Stephan weckt mich mit einer meiner Lieblingsbegründungen. „Is klar.“ Trotzdem ziehe ich meine Musto Klamotten an, Socken!, Segelstiefel und sehe aus wie ein Monster. Da legt sich die MARLIN auch schon auf die Seite und es fängt an widerlich zu regnen. Ich hatte das ja schon in der Wetterprognose gesehen und schon gestern habe ich die Socken rausgeholt. Nach vier Monaten und 20 Tagen wieder Socken anziehen. Was für ein Gefühl. Es ist wie immer. Auf der Hälfte des Weges über den Teich trifft einen das Azorenhoch. Uns nun erst einmal mit Gegenwind. Die Segel werden kleiner und wir fallen ab. Irgendwann können wir segeln. „Die AMUSE ist wieder hinter uns!“, Ralf steht in der Tür. Ich glaub es ja nicht und schaue mir die Bescherung auf dem Bordrechner an. Klare Sache. Die AMUSE ist 11 Meilen hin ter uns und bewegt sich mit 5,5 Knoten fast auf unserem Kurs. „Nein. Wir segeln.“ Ich frage auf Funk mal nach ob unsere Freunde denn nun Motoren. „Was habt ihr denn für ein Schiff?“ „Eine 460er Outremer“ Mir fehlen die Worte. Den AIS Kurs des Cat’s würde ich eher einer X-Yacht zumuten, als einem Zweirümpfer, so am Wind müssen die französischen Kollegen arbeiten und dabei fast sechs Knoten erreichen. „O.K. Impressive!“ Ich verabschiede mich auf Funk. Na. Ob ich das glauben soll? Wir segeln Richtung SE. MARLIN ist ja nun mit ihrem gemäßigten Langkiel nicht die beste am Wind. Für mich ist das o.k. Ich kann mich noch an die IRON LADY erinnern. Mit der Regenwolke von heute morgen hat sich alles geändert. Statt tropischer Temperaturen hat uns Europa empfangen. 20 Grad Aussentemperatur. Der Skipper holt seine Funktionsunterwäsche für die Nacht und die Socken für den Tag heraus. Na wenigstens die Handschuhe bleiben uns erst einmal erspart. Heute soll es Wind aus Ost haben und Morgen sollen wir einen Tag mit dem Motor durch das Zentrum vom Hoch. Das war quasi zu erwarten und ich bin froh wenn die Bewegung des Hochs von Nord nach Süd prognostiziert ist und nicht mit uns im Kern Richtung Horta. Zum Abend hin haben wir wieder die AMUSE im Kielwasser. Die Segeln wieder etwas höher am Wind als wir und genau die gleiche Geschwindigkeit. Ich rufe nicht wieder an. „Wenn eine Outremer wirklich so hoch am Wind segeln kann, verkaufe ich die MARLIN und schaffe mir so ein Schiff an.“ Wir zupfen an unserer Fock. Hier ein bisschen, da ein bisschen. Langsam folgen uns die Franzosen. Ein Schiff = Segeln. Zwei Schiffe = Regatta. Bei uns gibt es Abendessen und danach fragt mich Helen: „Können wir für die Backschaft weniger schräg?“ Ich habe ein Einsehen. Segeldruck raus, Schräglage weg. Wir laufen immer noch fünf Knoten. Da passieren seltsame Sachen auf dem AIS. Plötzlich wir die AMUSE langsamer. Vier Knoten und der Kurs fällt deutlich ab. „Die haben ihren Motor ausgemacht. Is doch klar.“ Ralf lacht sich scheckig. „Die haben Dich am Funk verarscht. Jetzt machen die sich bettfertig und wollen keinen Krach mehr.“ Ich nicke. Ja. Sehe ich auch so. Morgen ist Bergfest -
Fünf Mimosen auf See
Sechster Tag auf See
Das mit dem Fischen hat auch direkt geklappt. Stephan hatte einen mindestens 22kg Yellowfin an der Angel. So groß, dass ich sogar die Genua mit der Elektrowinsch reingeholt habe und beigedreht habe. Dann war er aber wieder los der Yellowfin …oder das Büschel Seegras. Die Wahrheit werden wir nie erfahren. So spielen wir bei angenehmen Rückenwind Phase 10 im Pilothaus und lassen es uns gutgehen. Frisches MARLIN Wasser aus der Kühlung tut seine Wirkung. Der Abend wird spät und Stephan gewinnt der ersten Preis: Er darf alle Fenster der MARLIN von Innen und Aussen putzen. Herzlichen Glückwunsch Stephan. Schon eine tolle Erfahrung, dass man auch ohne Alkohol so viel und dauerhaft Spaß haben kann. Die Crew ist komplett schlagfertig in allen Lebenslagen. Alle teilen verbal gerne aus und alle können auch gut einstecken. Teils kommt es auch mal zu Missverständnissen, natürlich grade beim Phase 10 spielen. Deshalb haben wir uns umbenannt. Die Fünf Mimosen von der MARLIN. Nein. Alles gut. Wir verstehen uns bestens. Weit besser als geplant! Nachdem Christian weg war, gab es natürlich ein richtiges Problem mit der Wachaufteilung. Da bin ich ja kreativ. Wir segeln unsere Wachen jetzt nach Farben. Der Skipper ist immer blau! Eigentlich ja sowieso 24/7, auf Wache, möchte aber auch mit jedem mal eine Wache zu zweit schieben. Die CREW wechselt alle drei Tage ihre Farbe. Das ist das Motto und es wird angenommen. Bis jetzt hat’s super geklappt. Heute ist der erste Farbwechsel. Mal schauen wie das klappt. Auf jeden Fall ein Experiment dessen Ausgang für die Zukunft interessant ist und adaptierbar auf andere CREW’s. Ich werde berichten. Wir stecken weit südlich einen Sturmtiefs das von Neufundland direkt über unsere Köpfe nach Osten hinwegbraust. Es brettert der Wind mit 25-28 kn von raumshots aus West und wir sind die Flying Dutchman, fliegen knapp über der Wasseroberfläche in Spitzen mit 10 Knoten. Haben wir es eilig? Ralf sitzt draussen und darf frei entscheiden, ob er mal wieder einen Meter Genaua rausgibt oder dann doch Angst bekommt und wieder refft. Hana kennt das alles noch nicht so genau und geniest einfach den Wind um die Nase. Ihr ist vollkommen unklar wieviel Wind viel Wind ist. Der Vorteil des Segelanfängers. Manchmal beneidenswert. Der Wind wird in den nächsten 12 Stunden ordentlich drehen und am Ende gibt es ordentlich auf die Nase. Westwind. Gegenwind. Es bleibt also spannend. Noch 1.158 nm ToGo! -
MARLINv beat the French Cat
Fünfter Tag auf See
La Caracola. Mir ist die MARLIN viel zu langsam. Kein Wind für uns. Seit 2 Tagen dümpeln wir mit fünf bis sechs Knoten bei Vollzeug in der Atlantikdünung. Ich bekomme schon Druckstellen vom Rumsitzen. Zehn Knoten Wind, manchmal 14 Knoten Wind, schlagende Segel. Oha! Ich bekomme die Krätze. Da freu ich mich fast schon auf das Hoch am Wochenende, dass für einen Tag drehende Headwinds bringen soll. Dann durchs Hoch. Da kann man dann Wäsche waschen. Da erscheint ein Opfer auf dem AIS. Scheint wohl eine Lagoon zu sein. MARLIN zieht unter Vollzeug und elegant mit sieben Knoten an dem Genacker getakelten Zweirümpfer vorbei. Das französisch geflaggte Boot meldet sich per Funk. „You look pretty good with your wings“, kommt aus dem Lautsprecher. Wir unterhalten uns auf Englisch, der Franzose mit britischem Akzent. Da scheint plötzlich der Skipper der Lagoon wach geworden zu sein und ergreift das Mikrofon: „We are a French boat and speak French!“ Hmm. Hallooooo? Ok. Der Nette mit dem britischen Akzent darf auch noch mal. „We will see each other in Horta!“ Nun ja. Welcher Zweirümpfer wird schon gerne von nem Mono überholt? Meine CREW 45 hat Grund zu lachen. Gut das es so ist und nicht anders herum. Mit dem Wind von hinten segeln wir aufrecht. O.K. Manchmal kommt eine größere Welle und wir geigen etwas ein, trotzdem stelle ich mich in die Küche, hacke die gefrorenen Hühnerbeine mit Hammer und Messer spanisch in 2cm lange Teile und mache ein echtes Thai Curry a la O, der Thailändischen Köchin auf der LA CARDINALA, die mir das gezeigt hat. Die Tricks sind gar nicht schwierig, man muss sie eben einfach nur kennen. Green Curry ist eben nicht Green Curry. Das schmeckt auch meine CREW 45. „Oh. Ahh. Puuh. Hot!“, so legen sie los. Dann Schweigen. Dann rennt der erste runter und holt Servietten wegen der Schweißperlen auf der Stirn. „Ist lecker. Aber scharf. Darf ich mal das Wasser?“ Es bleiben nur zwei Löffel über. Die nehme ich. „Is übrigens noch Krautsalat da.“ Für die Nacht gehen wir auf stb Bug. Den Spibaum lassen wir stehen, fahren eine Q-Wende. Schwupps ist meine Koje auf Lee und ich kugel da nicht mehr raus. So war das gedacht. Der Wind schläft mal wieder ein und statt rumzugeigen, haben wir Druck im Segel und Ruhe im Schiff. Also alles gar nicht so schlecht. Nur unser Etmal macht mir Sorgen. Am 24ten werden wir definitiv nicht ankommen. Dumm gelaufen, wo ich am 25.5 meinen Frei-Tag habe. Mist. Kackeverdammtealte. Heute gibt es schon wieder Huhn. Gehackt. Ich hab noch fast frischen Koriander, Kartoffeln. Nun also Masala. Indischer Masala. Hmm. Der Freezer wird leerer. Könnte man mal mit dem Fischen anfangen. -
MARLIN hat Geburtstag! Happy birthday my dear.
Vierter Tag auf See
Den Geburtstag der MARLIN zu bestimmen ist gar nicht so einfach. Leider ist uns das Datum des Stapellaufs unbekannt. Aber schon ein paar Tage lang schaue ich auf das Stundenglas, beziehungsweise unsere elektronische Logge, die seit dem Kauf der MARLIN die Meilen des abgefahrenen Wassers unter dem Kiel misst, unweigerlich dokumentiert. So wussten wir gestern denn um 19:40 LT auf 35°06N und 60°48W, dass unsere schwimmende Dame 50.000 Meilen im Kielwasser hat. Eine historische Zahl. Wir haben the Beauty mit ca. 6.000 Meilen übernommen, somit in vier Jahren 44.000 Meilen gesegelt. Hurrah for our Queen! Hana und Helen haben an den Geburtstag gedacht und eine Flasche Prosecco für den Zeitpunkt der magischen Zahl bereitgestellt. Zugegeben, ich hatte auch daran gedacht, aber es nicht mehr geschafft im Gewusel der Abfahrtsvorbereitungen. So prosten wir fünf uns zu auf den wohl zehnten Geburtstag unseren Schiffes, dass uns zumindest gestern noch mit Volldampf Richtung Horta geb racht hat. In den heutigen Morgenstunden ist dann dem Herrn Wind die Puste ausgegangen und so segeln wir etwas langsamer platt vorm Wind und wackeln mit dem Mast in der Dünung des wundersam blauen, ach so schönen Atlantik. Es ist wie bei den zwei letzten Überquerungen des Nordatlantiks in 2014 und 2016: Nord machen um den Wind zu finden. Nord. Nord. Nord. -
Wings out and take off!
Dritter Tag auf See
Der Weg bis auf 35 Grad N war ein bisschen holprig. Jetzt haben wir die Pool Position erreicht und sind aus der Boxengasse rausgefahren. Genua ist stb ausgebaumt, Groß bb festgesetzt und die Windvorhersage bis Samstag mit uns. Jetzt heißt es Meilen machen, Meilen machen was das Zeug hält. Die bisherigen Etmale waren eher nicht erwähnenswert. Das sollte sich jetzt ändern. Noch 1.576 Meilen. Alle Systeme o.k. -
MARLIN Underway
Zweiter Tag auf See
Hat nen bisschen gedauert bis wir den Wind gefunden haben. Jetzt sind wir im Jet Stream. 18 Knoten aus West. Wir shiften mal von BB auf STB Bug. Mal mit Genua etwas schneller und schlechterem VMG, mal platt mit dem Großsegel und einem perfekten VMG. Morgen werden wir mal ausbaumen und nen bisschen Kirmes machen. Die MARLIN Komfort Stufe 3 ist immer einfach vorm Groß wenn Wind da ist. Das steht einfach so schön platt und die MARLIN kann ihre Länge und den schmalen Rumpf und den langen Kiel voll ausspielen. Das Wetter ist gütig mit uns und bisher noch wenig Squalls. Na denn: Lassen wir es einfach mal laufen. Ich mach mal keine Prognosen. Denn die neue CREW 46 liest bestimmt mit und ist neugierig ob wir rechtzeitig in Horta sein werden. Tja. Werden sie wartend auf dem Kai stehen und schon mal suchen wo CREW 45 Platz für ihr Bild findet was es zu malen gibt? Wer weiß das schon? Die Stimmung an Bord könnte nicht besser sein. Wir haben alle unseren Wachen-Rhythmus gefunden. Ich klopfe dreimal auf Holz, dass es weiter so geht. Auch ich finde zu meiner Entspannung, nach den arbeitsreichen und anstrengenden Tagen auf den Bermudas um die MARLIN letztendlich fit zu haben für den Ritt zwischen Wolken und Wasseroberfläche. Ich habe investiert und zu NAVIONICS auf dem iPad nun iSailor erstanden. Vorteil ist, dass iSailor an das NMEA Netzwerk unseres WLAN Netzwerkes zugreifen kann und das GPS des iPads nicht nutzt. Das ist bei NAVIONICS echt Mist. Ständig ist die Batterie vom iPad leer. iSailor kann entsprechend auch AIS darstellen, was NAVIONICS nicht kann. Die Nachtdarstellung ist wesentlich angenehmer als alle anderen Programme die ich bisher kennengelernt habe und entspricht 1:1 der TRANSAS Navigationssoftware mit der wir schon 2000 unsere erste Weltumsegelung mit der IRON LADY gestartet haben. Die Bedienung der App ist natürlich etwas ungewohnt. Das Setzen und Bearbeiten der Wegpunkte nervig. Module für NMEA Sensoren und Karten kosten. Das Preislevel ist gerecht. Tracking funktioniert anscheinend nur wenn iSailor im Vordergrund läuft. Finde ich jetzt ein bisschen merkwürdig. Die Optik des Bedieneroberfläche ist sehr schön gelöst. Alles in allem hat sich die Investition gelohnt.</p > -
Abgefahren. Wie geil ist das denn.
1.800 Meilen zum nächsten Hafen
“Jetzt hast Du gar keine Blutprobe mehr machen lassen.“ Ich war eigentlich froh, dass das ich das Thema Blutwerte aus meinem Kopf verdrängt hatte. Warum mußte mich Helen jetzt daran erinnern, dass es ja sein könnte, dass ich genau jetzt einen plötzlichen Rückfall haben könnte. Auf See? Weit weg von jeglicher Blutkonserven und Flughäfen um ins rettende westliche Hospital zu kommen? Ja, ich mache mir da schon meine Gedanken. „Entspann Dich mal Papa!“, sagt dann Maya immer gerne, wenn ich mich mal wieder wie eigentlich schon tot fühle. Maya ist aber nicht da. Schade eigentlich. Hätte Christian seine Entscheidung das Schiff verlassen zu wollen etwas früher bekannt gegeben, hätte man ja noch zum Beispiel Julian aufs Schiff holen können. Am Ende war es sogar für ihn zu spät dran. Fünf andere Schiffe kreisen vor der Tankstelle, als ich entscheide, dass wir genug Diesel haben. „Für die fehlenden 100 Liter stellen wir uns jetzt nicht in die Schlange!“ Ob das eine gute Entscheidung war? Ob uns vielleicht genau die hundert Liter am Ende irgendwie fehlen? Ne. Micha. Jetzt werde mal nicht paranoid. Eigentlich wollten wir erst am Montag St. George’s verlassen. Kein Wind. Jetzt sind wir alle glücklich losgekommen zu sein. Wir dümpeln mit Vollzeug. Kurs Nord. Auf 35 Grad ist Wind. Na dann. Am Abend werden wir bestimmt ein paar Stunden Motoren, die Batterien können es gebrauchen und wir brauchen ein paar Meilen Nord, um irgendwann einmal anzukommen. “Hana. Mach doch mal nen Foto von mir.“ Unaufgefordert macht ja keiner Fotos von mir. Manchmal beim Kochen. Manchmal, wenn ich selber am Steuer stehe. Dabei fühle ich mich gar nicht so hässlich. Nen bisschen zugenommen hab ich. „Bauch einziehen!“, sagt Hana im richtigen Moment und drückt oft genug ab, so dass ein gutes Foto dabei ist. So. Und jetzt gibt es Pulpo a Gallego. Habe ich gestern für die CREW erstanden. Und Salat, Salat und wieder Salat, bevor der schlecht wird. Ausserdem im Gepäck: 3×5 Yellowfin Thunfischsteaks, die gleiche Menge Hühnerbeine und einen ganzen Beutel voll mit Hühnerbrust. Der Freezer ist voll und deshalb wird auch erst einmal nicht geangelt. Erst ab Überüberübermorgen. Gemüse haben wir nur aus der Kühlkette bekommen. Wird ja alles eingeführt auf den Bermudas. Also ist der Kühlschrank voll mit Grünzeug. Mal schauen wie lang das hält. Ich schaue auf den Horizont und habe Nicolas Jaar ausgegraben, weil den haben wir 2014 mit m einen Kindern auch schon gehört auf dem Weg nach Horta. Wird schon alles gut gehen. -
St. Pauli ist auch dabei
…und Christian ist abgereist
Es war irgendwie allen an Bord klar, dass nach der Ankunft auf den Bermudas etwas passieren wird. Nun. Christian hat es denn wohl selbst erkannt, dass die schräge Segelei nicht so ganz das ist, was in seine Mobilitätsportfolio passt. Ich habe ihn nicht gebeten das Schiff zu verlassen. Ich und alle anderen haben eindeutig gesagt, dass wir ihn mitnehmen wollen. Aber es wäre eben Mitnehmen und nicht Mitsegeln geworden. Und so fällt allen ein Stein vom Herzen und mir auch. Ausser, dass uns jetzt für den Törn nach Horta ein Crewmitglied fehlt. Ich habe eine Auswahl von Kandidaten, die schon mal erfolgreich auf der MARLIN mitgesegelt sind angeschrieben, ob sie Lust haben Hand gegen Koje einzusteigen. Ist ja nun ein prima Angebot. Wie zu erwarten haben die meisten allerdings so kurzfristig keine Zeit oder bekommen es nicht hin bis Montag hier zu sein. Nun. Wir segeln auch zu fünft. Darf ich halt alleine Wache machen. Grins. Das ist Ralf. Ralf ist Motorradfahrer. Indian. Wem das was sagt, der wird wissen wie Ralf drauf ist. Gut halt. Ralf bekommt Geld, jeden Monat auf’s Konto ohne zu arbeiten. Also, das hat er hinter sich mit der Arbeiterei. Ralf ist Rentner. Ralf hatte auch mal nen eigenes Schiff und dementsprechend erwarte ich halt auch das Ralf alles weiß. Hat er schon bereut, dass er mir das mit dem eigenen Schiff erzählt hat. Grins. Alle finden Ralf toll. Ralf ist das gute Herz an Bord und bleibt immer ruhig. Fast immer. Wenn die MARLIN schnell mal nen Manöver braucht, dann wird er gern mal nen bisschen nervös. Hana meint, dass das am Alter liegt. Nicht negativ. Ist einfach so. Da komme ich ins Grübeln. Denn soviel älter als ich, ist Ralf garnicht. Bin ich auch schon alt? Klar bin ich alt. Aber zurück zu Ralf. Der kommt auch aussem Norden. Besser gesagt aus Hamburg. In Laboe stand er plötzlich vor der MARLIN. „Ich will mal mitsegeln.“ Jetzt ist er auf der MARLIN. Ralf kann f ast alles. Er kümmert sich viel um an Sachen auf’m Deck halt. Er kann steuern und wienern und vor allen Dingen guckt er nicht weg wenn er Arbeit sieht, sondern macht die wech. Toller Mitsegler. Bin froh ihn dabei zu haben. Habe ich eigentlich geschrieben, dass mir beim Feiern in Cienfuegos mein iPhone geklaut wurde. Der Klassiker? Warum geht Wnuk wie ein Anfänger auch mit dem iPhone Party machen? Peinlich. Peinlich. Nun. Klar hab ich inzwischen ein neues. Aber in Cuba kann man das nicht installieren, denn Apple hat den Zugriff auf den AppStore aus Cuba sicher gesperrt. Auf den Bermudas angekommen gibt es endlich wieder Internet. Nach drei Monaten Cuba ist das wie Weihnachten. Der Nase nach scanne ich die Umgebung nach einem Hotspot und lande bei Geza Wolf. Geza gehört das WAHOO’s. Das ist das angesagteste Restaurant am Platz in St. George’s. Geza ist Schwabe und vor 38 Jahren nach Bermudas immigriert. Mit der ganzen CREW fliegen wir hier ein. Nicht nur wegen dem schnellsten Internet in St. George’s, sondern vor allen Dingen um noch mal ordentlich fremdzugehen, Essen zu gehen. Meine CREW lädt mich ein und bevor es wieder wochenlang nur Fisch gibt, manchmal kann ich keinen Fisch mehr sehen, vertilge ich ein riesiges Cowboy Steak. OHA! Vielen Dank noch mal an meine CREW. Ganz nebenbei ist mein MacBook wieder auf dem neuesten Stand. Mein iPhone voll funktionstüchtig und ich kann endlich wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Ich bin wieder bei What’s App zu erreichen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie das ohne ist für Wochen. Dank Nathalies Vorbereitung findet unser demoliertes Jib Segel einen vorrangigen Platz bei Ocean Sails, dem ansässigen Segelmacher John. Der ist gar nicht so freundlich wie ansonsten eigentlich alle Bermudiander. Aber egal. Er holt das Segel ab und bei meinem Kontrollbesuch am Nachmittag ist es in Arbeit. Chef kümmert sich selbst um die Reparatur. Das wird nicht billig. Is klar. Er hat ja auch das Schiff gesehen. Und er weiß das wir los müssen. Nun. Ich arbeite ja auch nicht für lau. Alles gut John Du machst einen guten Job. Beim Abholen bringe ich ihm eine Flasche Havanna Club 7 Jahre mit als Anerkennung seiner Dienste und frage ihn ob er auf die Rechnung von 600 Dollar nicht noch 1000 Dollar draufschlagen will. Wäre doch viel zu billig. Nun. Ob er den norddeutschen Spaß verstanden hat, weiß ich nicht. Aber Dank des Rums wird er sich an mich erinnern, wenn ich mal wieder mit nem kaputten Segel einlaufe und genau deshalb will ich mir das mit ihm hier nicht versche rzen. Wichtiger Mann. Verproviantieren auf den Bermudas ist nicht günstig. Nichts ist hier günstig. Wenn eine Küchenrolle 6,8 $US kostet? Was kostet dann eine Verproviantierung für 14 Tage Segeln für Fünf die mal sechs waren? Nun. Man macht so eine Atlantiküberquerung ja nicht jedes Jahr, wenn man nicht grade Wnuk heißt. Da spuckt meine CREW 45 ja nicht ins Glas. Am Samstag heißt es Großeinkauf und dann? Dann heißt es mal Abfahrt. Wir liegen vor Anker und mit uns bestimmt 25 andere. Im Hafen liegt noch eine Handvoll ARC Europe Segler, die sich das nicht ohne trauen. Die wollen am Montag los. Ich auch. Obwohl. Eigentlich will ich am Sonntag Kiten gehen. Is aber kein Kite-Wind. Also können wir auch am Sonntag los. Mal schauen wie das mit dem Verproviantieren klappt.