Monat: September 2019

TMS – tödlicher Männer-Schnupfen

Sa., 28.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1945, 18.962 sm von HH

Nur, dass es mich erwischt hat. Mit trockenem Husten, der nachts das ganze Schiff wach hält und verstopfter Nase. Macht bei 30 Grad genauso wenig Spaß wie bei 4 Grad Nieselregen. Ich kann bei Erkältung ebenso gut wie ein Mann leiden und erwarte ebenfalls, dass ich daran sterben werde. Den Tiefpunkt habe ich überstanden, es war heute schon besser.
Dem Skipper geht es inzwischen wieder prima: Fuß gut, Zahn gut, Auge gut!

Warum wir trotzdem nicht weiter fahren? Wir warten. Und zwar auf mein Geburtstags-Geschenk. Da freut frau sich aber. :lol: In die Hände klatsch. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Es gibt dieses Jahr eine neue Ankerwinsch.
Der Frachter auf dem das gute Stück geliefert wird, wird am 2. Oktober in Tahiti erwartet. Dann muss die Winsch noch durch den Zoll, aber am Freitag, spätestens Montag, können wir sie wahrscheinlich abholen. Die alte Winsch hat es hinter sich. Sie kann den Anker seit geraumer Zeit nur noch hoch ziehen, die Passfeder ist ausgejuckelt und hat auch sonst ihre Mucken. Bei den tiefen Ankerplätzen, die auf uns zu kommen im nächsten halben Jahr brauchen wir eine tüchtige Winsch.

Und wir warten auf ein neues Radar. Beim Einlaufen in Tikehau meldete das Teil unerwartet aus dem Nichts ‚Selbsttest abgebrochen‘. Was soll das nun wieder? Auf eine Nachfrage bei Raymarine erhalten wir ohne Zögern die Auskunft ‚kaputt, Hardware-Fehler‘. Das Radar wurde nach unserem Blitzschlag neu eingebaut, ist also 1,5 Jahre alt und hat noch Garantie.
Zunächst zeigt sich Raymarine etwas spröde: „Im Südpazifik gäbe es keine Händler, wir können nicht helfen, erst wenn Sie sich wieder in der Nähe von autorisiertem Personal befinden.“ Die Nummer eins in Yachtelektronik – Eigenwerbung – kann nicht helfen.
Ein paar Mails später hat Achim Raymarine weich gekocht. Aus Australien liefert man uns nun einen neuen Radar-Dom. Das Tracking sagt, er ist bereits in Neuseeland angekommen und durch die Zollabwicklung durch. Ankunft erwartet: noch diese Woche. Den kaputten Radar müssen wir mit zum Zoll nehmen, der wird vernichtet und wir halten dann einen neuen Radar in den Händen. So die Hoffnung.

Sobald wir mit Warten fertig sind, geht es weiter. Noch sind wir im Zeitplan, spätestens am 15. Oktober wollten wir hier weg. Die Zeit ist nicht verschwendet, sondern die ewigen (und ewig langen) ‚to-do-Listen‘ werden abgearbeitet.

Industrie-Romantik

Und während wir warten, genießen wir den Blick auf Moorea, die schöne Schwester Tahitis.

Pelagic – Windpilot – Nike Steiger – Mike Scheck

JAGDSZENEN AUS DEM WINDPILOT REVIER

Windpilot – Pelagic

Ein schöner Morgen auf dem Markt

So., 22.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1939, 18.962 sm von HH

oder ‚Wie ich das teuerste Fleisch meines Lebens kaufte‘. :mrgreen:
Dabei dachte ich, nach über fünf Jahren auf den Welt-Märkten alle Tricks zu kennen.

Unter der Woche ist der Markt in Papeete ganz nett, aber erst am Sonntag tobt dort das Bärchen. Die Händler und Bauern aus den umliegenden Dörfern bieten ihre Produkte an.
Man findet fertig gekochte Gerichte und die Chinesen verkaufen gegrilltes Fleisch. Knusprigen Schweinebraten in kleine Stücke gehackt.
Den will ich haben. Mit einer Preisinformation im Kopf von 1000 Franc (gleich 10 USD) pro Kilo bestelle ich ein halbes Kilo. Regina von der ‚Jasina‘ spricht Französisch und hilft beim Dolmetschen.

Fertig gekochte Mahlzeiten – leider alles in Plastik

Zahlen fliegen durch die Luft, ich verstehe nicht richtig. Der Chinese auch nicht. Er legt ein Kilo Fleisch auf die Waage. Das sagt zumindest die Waage. Der Berg sieht klein aus für ein Kilo. Das registriere ich ohne, dass die Info meinen Verstand erreicht.
Ich soll plötzlich 3000 Franc bezahlen. Hm, warum das denn, wenn ein Kilo doch nur 1000 kostet? Regina übersetzt, dass der Kilopreis 2800 Franc beträgt. Okay, ich möchte noch immer den köstlichen Schweinebraten, der mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Ich deute meinem Verkäufer, dass ich aber nur die Hälfte haben will. Wieder fliegen Zahlen durch die Luft. Die 500 Gramm irritieren, da alle anderen Kunden wohl nach einem bestimmten Geldbetrag (meistens 500 Franc) ihr Fleisch ordern, nicht nach Gewicht.
Es wird Fleisch von der Waage genommen. Der verbleibende Rest auf der Waage sieht nun endgültig mickrig aus (wieder erreicht diese Info nicht mein Gehirn).
Ich gebe einen großen 10.000 er Schein zum Bezahlen. Das ist kein Problem. Mein Verkäufer deutet einen Kollegen, den Schein wechseln zu gehen. Es wird weiterhin viel gesprochen. Viele Zahlen schwirren durch die Luft. Ich bin bei Bahnhof angekommen. Mein Fleisch wird in Papier eingeschlagen. Das Wechselgeld wird mir korrekt überreicht: 8.500 Franc.
Regina und ich schlendern weiter über den Markt. In meinem Unterbewusstsein fängt es an zu klingeln -irgendwas stimmt nicht mit dem Fleisch.

Köstliche Braten – dieser Verkaufsstand war es nicht

Zurück an Bord erzähle ich Achim, dass es abends Schweinebraten geben wird. Er nimmt das Paket in die Hand: „Warum hast du kein Fleisch für dich mitgebracht?“ Ich gucke ihn an. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du für das Häufchen 15 USD bezahlt hast?“ Ich nicke unglücklich. Um noch Salz in die Wunde zu streuen, holt Achim eine Waage. Es sind 200 Gramm inklusive Papier. Macht einen Kilopreis von 75 Dollar. Trau, schau, wem. :mrgreen:

Nachtrag zum Geschmack: Natürlich war der Braten vortrefflich. Musste er ja sein, bei so einem Preis.

Viel zu kleine Riff-Fische im Angebot – wie überall auch hier keine Nachhaltigkeit

Blumenkranz-Produktion auf dem Markt

Papeete – eine Wiedergutmachung

Sa., 21.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1938, 18.962 sm von HH

„Seelenlose Stadt, im Verkehr erstickender Beton-Klotz, keine besonderen Sehenswürdigkeiten“ … , ich muss schlechte Laune gehabt haben bei meinem ersten Bericht über Papeete. Wen wundert’s, wenn man zweimal durchs Industrie-Gebiet gehetzt wird?
Ich befinde mich in guter Gesellschaft: Paul Gauguin war vor 130 Jahren ebenfalls enttäuscht. Zu europäisch kam ihm Papeete vor. Zuviel der polynesischen Kultur wurde bereits durch westlichen Einfluss verdrängt. Er wechselte frustriert seinen Wohnsitz auf die Marquesas.

So weit wollen wir nicht gehen, denn sooo schlimm ist Papeete nun doch nicht. Die Stadtmarina liegt im Herzen Papeetes. Mitten drin. Mit allen Nachteilen eines ‚mitten drin‘. Wir parken direkt an der vierspurigen Promenadenstraße. Die Autos fahren quasi übers Vorschiff, während am Heck von Atanga dicke Kreuzfahrschiffe fest machen. Den ganzen Tag flanieren Touris und Einheimische am Schiff vorbei. Damit sie gute Sicht auf uns haben, ist das Geländer aus Plexiglas.
An Steuerbord gibt es eine dicke Baustelle, da das Marina-Office umgebaut wird. Das bedeutet keine Duschen, kein Internet, keine Waschmaschine. Das mit der fehlenden Dusche ist das Unerfreulichste. Schließlich fahren wir nur noch wegen der Duschen in eine Marina. Im Schiffsbad zu duschen, bringt Feuchtigkeit bei sowieso schon hoher Luftfeuchtigkeit in die Bude. Auf der Badeplattform ist es peinlich. Den Fußgängern möchten wir den Anblick von unappetitlicher Wühlerei in Bade- und Bikinihose ersparen. Bleibt noch verschämt im Cockpit-Loch hinter dem Ruder in der Hocke eine Dusche zu nehmen. Alles doof – Seglerschiksal.

Dicker Pott im Rücken

Die Vorteile liegen auf der Hand, in fünf Minuten auf dem Markt, in fünfzehn Minuten im Supermarkt. Zahnarzt gleich um die Ecke, frisches Baguette zum Frühstück.
Im Regierungsviertel ist es aufgeräumt und gedämpft. Eine wunderschöne Allee spendet Schatten und Ruhe. In schick restaurierten Kolonialbauten befinden sich diverse Ministerien.

Streetart in Papeete

Regierungsgebäude in Papeete

Es findet sich überall in der Stadt Streetart und Schuhläden zum Stöbern. Macht auch mal wieder Spaß. Und abends geht in der Marina das Unterwasser-Licht an. Dann liegen wir mondäner als in Monaco. Geht doch.

Atanga am Luxus-Steg

Der Abendverkehr rauscht an uns vorbei

April, April

Di., 17.Sep.19, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 1932, 18.962 sm von HH

Wie vorausberechnet, erreichen wir morgens Papeete. Mit jedem Meter, den wir uns von unserem Urlaubs-Paradies entfernen, wird der Zahnkranke gesünder: „Tut schon gar nicht mehr weh“. Den Titel ‚Urlaubs-Verderber‘ verleiht er sich selber.
Wir wählen einen Platz in der Stadtmarina. Hier sind die Wege in die Stadt kurz, die zweite Marina liegt 10 Kilometer außerhalb.
Ein Platz in der Marina ist schnell gefunden; ein Formular ist schnell ausgefüllt, so dass Achim bereits mittags bei einer Zahnärztin sitzt. Die kann nichts feststellen. Kein Karies, keine Wurzelentzündung. Nichts. Die Wurzeln sehen bis in die Spitzen sauber auf dem Röntgenbild aus. Achim berichtet ihr von seiner Wunde am Fuß (die übrigens wieder etwas schlechter geworden ist). Sein unappetitlich entzündete Grieskorn am Auge, was seit zwei Tagen am blühen ist, sieht sie selber. Ihre Vermutung lautet, dass das alles zusammenhängt. Staphylo-Kokken vielleicht. Igitt. Da sie am Zahn nichts machen kann, verschreibt sie ein Antibiotikum. Okay, nützt dann wohl nichts mehr, muss er schlucken.

Jetzt heftet Achim sich endgültig den Orden ‚Urlaubs-Verderber‘ an die Brust. Ein Antibiotikum hätte er auch in Tikehau schlucken können. Aber was soll’s. Wer weiß wofür es gut ist. Wir sind zurück in der Zivilisation mit Läden, Restaurants, Unterhaltung und prall gefüllten Supermärkten.

Manta in Tikehau

 

Ein letzter Gruß aus Tikehau. Der Manta am Mantapoint. Schön war’s. :-)

Eine ganz bestimmte Frage

Die Sommersaison neigt sich so langsam dem Ende zu. Wir merken das gerade ziemlich deutlich, denn der Betrieb auf dem See lässt sichtbar nach. Einige holen ihre Boote bereits wieder aus dem Wasser und man spürt, dass der Herbst nicht mehr weit weg ist.
Es wird also fleißig eingewintert am See, nicht jedoch an Bord der Morgenstern. Wir wintern nicht ein, sondern starten lediglich in eine neue Saison. Der Kamin ist seit gestern fertig eingebaut und steht zur Erstfeuerung bereit.

Wir werden also auch im Herbst und im Winter jede Woche am Schiff sein und es weiter verbessern und hoffentlich auch mal die Zeit finden, wenigstens eine kleine Runde auf dem See zu segeln, denn dazu sind wir in diesem Sommer leider nicht gekommen.
Dafür konnten wir allerdings viele Baustellen von der Liste streichen und sind nun endlich an dem Punkt, an dem die Altlasten nicht mehr dominieren und Zeit für Umbaumaßnahmen unter Deck übrig bleibt. Darauf freuen wir uns eigentlich am meisten. Den Salon verschönern, die neue Pantry anfertigen und das Bad mit Nasszelle beginnen.
Aktuell arbeite ich unter anderem am Sockel für den neuen Salontisch und der Abgasanlage für die Dieselheizung. Während der Woche fertige ich also in der Werkstatt weiterhin Bauteile an und am Wochenende wird das Zeug ins Schiff eingebaut. Immer und immer wieder, so lange bis alles fertig ist.

Und damit ist eigentlich auch schon eine der meist gestellten Fragen („Wann wollt ihr wieder los?“) fast beantwortet. Sobald das Schiff fertig und die Bordkasse gefüllt ist, geht es wieder los.

Erinnert ihr euch noch an den Countdown, den wir vor den letzten Reisen immer hier auf der Website hatten? Den wird es in der Form nicht mehr geben, weil einfach noch nicht absehbar ist, in welchem Jahr wir überhaupt fertig sein werden.
Deshalb haben wir uns etwas anderes einfallen lassen, damit ihr ein wenig mitfiebern könnt und einen Überblick habt, wie weit wir sind. Wie das Ding heißen soll, wissen wir gerade nicht, also immer her mit den Vorschlägen.

Jedenfalls zeigt dieses Widget an, wie weit wir mit dem jeweiligen Teilbereich des Schiffs sind. Sobald alle Balken bei 100% stehen, gehen wir wieder auf große Fahrt! Ist das ein Deal?

Schleuse Zaaren im November 2019 offen

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Eberswalde teilt in seiner Pressemitteilung vom 18.09.2019 mit, dass die Schleuse Zaaren im November zeitweise befahrbar sein wird.

„Die Schleuse Zaaren, Obere-Havel-Wasserstraße, wird nach der Sanierung der Schleusenhäupter und dem Neubau der Schleusentore vom

11.11. bis 30.11.2019
täglich (Montag bis Sonntag) von 9.00 Uhr bis 15.45 Uhr
mit Bedienung durch WSV-Personal

für die Schifffahrt vorübergehend passierbar werden. Alle weiteren Schleusen zwischen Mirow und Liebenwalde (MHW, OHW) stehen in dieser Zeit ebenfalls zur Verfügung. Hiermit ist eine Passage in Winterlager oder auf Werften zwischen Müritz und Berlin möglich.
Die Automatisierung der Schleuse Zaaren wird in den Wintermonaten 2019/2020 abgeschlossen.“

Deckweiß

Anfang September hatten wir ihn mit minimaler Verspätung endlich erreicht, den Punkt, an dem wir Morgenstern an Deck für fertig erklärt haben!

Fast den gesamten Sommer hat uns das Deck beschäftigt und unzählige Arbeitsstunden verschlungen.
Mit dem Ergebnis sind wir jetzt zufrieden. Alle, wirklich alle Altlasten sind beseitigt! Neuer Stahl wurde von oben überall dort eingeschweißt, wo bisher verrostete Durchführungen vor sich hin gammelten. Anschließend alles wieder konserviert und von unten isoliert.
Der Bugspriet ist nun ebenfalls fertig. Er hat nicht nur neues Holz bekommen, sondern auch zwei zusätzliche Streben, die für mehr Sicherheit bei Seegang sorgen.



Wie viele einzelne Makro- und Microbaustellen es an Deck insgesamt waren, wissen wir nicht. Anfang Juni hatten wir bei etwas mehr als 200 keine Lust mehr weiter zu zählen und da waren wir gerade mal am Großmast angekommen, nachdem wir am Bug gestartet sind.
Im Hafen hatte ich zwischenzeitlich den Spitznamen „Der Zahnarzt“ und wenn einer der Bootsnachbarn zum plaudern vorbei kam war oft die erste Frage: „Und? Was machst du heute? Wurzelbehandlung oder Füllung?“
Stundenlang lag ich manchmal an Deck, habe Pünktchen für Pünktchen aufgefräst und wieder versiegelt, als ginge es um den Hitzeschutzschild einer Raumkapsel.
Man hätte da auch teilweise einfach drüber streichen können und es wäre auch für ein paar Jahre Ok gewesen. Aber irgendwie hätte ich das nicht mit mir selbst vereinbaren können. Wer weiß, vielleicht haben Schiffe ja wirklich eine Seele und vielleicht haben sie sogar manchmal „Zahnschmerzen“!?

Nun ist jedenfalls wieder alles in bester Ordnung und das flugzeugträgergraue Deck gehört der Vergangenheit an.

Im nächsten Beitrag geht es dann um die meist gestellte Frage der letzten Zeit:

„Wann wollt ihr eigentlich wieder los?“

Ungeplanter Aufbruch aus Tikehau

So., 15.Sep.19, Franz.Polyn./Pazifik, Tag 1932, 18.694 sm von HH
Irgendjemand moechte nicht, dass wir in den Tuamotu im Pass tauchen gehen. Zuerst auf Hao schlechtes Wetter, dann war der Tauchverein geschlossen und in Makatea und Tikehau kam Achims Wunde am Fuss. Die Stelle war nun soweit abgeheilt, dass er wieder ins Wasser darf, da kommt der Skipper mit: „Ich habe Zahnschmerzen“ um die Ecke!
Meine Diagnose lautet Wurzelentzuendung. Alle Anzeichen sprechen dafuer. Im Gesundheitszentrum hatten wir gelesen, dass sich jeder mit Zahnproblemen nach Rangiroa – ins Nachbaratoll – fliegen lassen muss.
Achim hofft zunaechst noch auf Wunderheilung: „Ist von alleine gekommen, geht auch von alleine“. Er ist tapfer und faehrt mit mir zum ‚Mantapoint‘, einem Motu mitten in der Lagune. Dort soll man mit Mantas schnorcheln koennen. Die ‚Alrisha‘, die wir in Tikekau wieder getroffen haben, begleitet uns.
Und tatsaechlich, der Mantapoint kann etwas. Am zweiten Tag habe ich das grosse Vergnuegen einen dieser Koenige der Eleganz unter Wasser an der Putzerstation zu beobachten. Achim verzichtet, allein der Gedanke, den Schnorchel in den Mund zu nehmen, graust ihn.
Die Schmerzen nehmen zu, der Wind steht guenstig, der Skipper will zum Zahnarzt. Kurzentschlossen brechen wir am naechsten Morgen auf. Direkter Weg Tahiti. Warum sollen wir den Umweg ueber Rangiroa machen? Wir wissen nicht, ob der Zahnarzt ueberhaupt vor Ort ist, wir wissen gar nichts. Nach Tahiti wollten wir sowieso zurueck (zwar erst in 14 Tagen) und dort gibt es sicher eine Auswahl an Aerzten. Also Segel setzen und los.
Jetzt sind wir bereits seit 24 Stunden unterwegs. Ruppige, unangenehme Stunden. Den Wind mit 25 Knoten in der Nacht genau auf die Nase. Seit dem Vormittag ist es etwas ruhiger und der Wind kommt halb, so dass wir gemuetlich voran kommen. Ankunft wahrscheinlich im Morgengrauen. Die Schmerzen vom Skipper halten sich zum Glueck in Grenzen. Die Angst vorm Zahnarzt wirkt schon fuenfzig Meilen vor dem Ziel heilend auf ihn ein.
Test für: ä ö ü ß

Von England nach Irland und Schottland (30): Tarbert und das Restaurant der Frauen.

Es war die rothaarige Schleusenwärtin auf dem Crinan-Canal gewesen, die den Ort Tarbert zum ersten Mal erwähnte. Und ihre Antwort auf die Frage, wo man denn abends guten Fisch bekäme. „Tarbert“, sagt sie. „Geht ins Starfish nach Tarbert. Das ist 2 Segelstunden südlich von hier, von der letzten Schleuse. Segelt einfach den Loch Fyne hinunter, und dann liegt Tarbert an Steuerbord.“ Und weil uns noch zwei weitere Schleusenwärter, junge Kerls an der Kurbel, um die Schleusentore zu schließen und das Wasser in die Kammern sprudeln zu lassen, dieselbe Antwort geben, segeln wir nach Tarbert.

Wir sind k.o. nach dem langen Tag in den Schleusen des Crinan-Canal, doch der Loch Fyne geht behutsam um mit uns. Heute jedenfalls ist das Segeln auf dem Loch Fyne wie ein Segelsonntag auf den bayrischen Seen. Ein milder West, der Levje über den wellenlosen See sachte, doch rasch schnüren lässt, bis eine Fähre den Loch quert und vor uns in einen schmalen Kanal zwischen den Hügeln einbiegt, sonst hätten wir fast die Einfahrt nach Tarbert verpasst. Vor der Marina liegen ein paar Bojen in einer hübschen Bucht, also flugs da angelegt und für den Abend hinübergerudert und um die Bucht gewandert. 

Tarbert? Hat alles, was ein vergessenes Hafenstädtchen ausmacht. Und die Schönheit des schottischen August. Die Burg. Den Schlick. Das leuchtende Grün der Hänge, bevor der nächste feine Sprühregen einsetzt. Den Geruch nach Meer, wo der zum Hotelschiff umgebaute dickbauchige Frachter wie eine Kröte vor der Pier hockt, wenn er nicht gerade zweimal täglich von der Flut sanft angehoben wird.

Am nächsten Tag stromern wir durch den Ort. Wie immer tun es mir die Buchhandlungen an, ich kann an Gedrucktem, Geschriebenem einfach nicht vorübergehen, ohne es zu lesen, und wenn es nur eine Zeile in einer Hauswand ist. Tarberts Buchhandlungen sind wie der Ort selber, sie scheinen übrig geblieben aus einer Zeit, als es zum Schreiben noch Papier und Stifte statt Tastaturen brauchte. Die Schreibutensilien gibt es immer noch. Und daneben zwei Regale mit Büchern über Inseln: THE VOICES OF ISLAY mit Geschichten derer, die zu Zeiten der alten Whiskybrenner noch lebten. THE ISLAND OF THE TIDES, SALT ON YOUR TONGUE. Und ein Buch über die Insel Aran, an der wir morgen entlangsegeln werden. Gedrucktes Fernweh, ein leises sich Stemmen der Bücher gegen die Myriadender Bilder, die sich aus Smartphones, Tablets, Fernsehern über die Welt ergießen.

Es ist spät, als wir dann ins STARFISH kommen, das Fischrestaurant, von dem nicht nur die Schleusenwärterin von Lochgilphead schwärmt. Das STARFISH ist nun wie der Eintritt in die moderne Welt. Makrelenpaste, steht an der Tafel über der Bar. Und Hummus. Und Jakobsmuscheln auf Kohlpüree mit Curry-Öl. Und jede Menge anderer Kombinationen aus heimischem Fisch und fernen Dingen, die so gar nicht passen mögen zum verschlafenen Tarbert oder der schottischen Küche.

Wo der Koch sein Handwerk lernte? Die Frauen, die das Restaurant betreiben, sehen alle aus, als kämen sie aus der Gegend. Nicht hipp, aber kernig. Als ich die Kellnerin frage, ob keine Männer hier arbeiten würden, sagt sie: Die würden gerade an der Bar warten, bis ihre Frauen mit der Arbeit fertig seien hier im Restaurant. Aber ich hätte richtig beobachtet: Das STARFISH wurde von Frauen gegründet. Und die stellten tatsächlich irgendwann fest, dass es einfach besser funktionieren würde, wenn sie unter sich blieben. Und alles so bliebe, wie es gerade ist. Tatsächlich gehen die Frauen untereinander nicht nur achtsam um, sondern auch mit den Gästen.

Vielleicht stimmt wieder einmal der alte Spruch: „Die Dinge müssen sich ändern, wenn alles so bleiben soll, wie es ist.“ Am nächsten Tag will ich noch einmal ins STARFISH. Ich will rauskriegen, was die Geschichte des STARFISH ist und das Geheimnis der Frauen, die ihr Restaurant zu einem Erfolg machen an einem Ort, wo Verschlafenheit regiert. Doch am Nachmittag ziehen Südwest-Böen heran. Keine Chance, noch an Land zu kommen, wir bleiben, wo wir sind, wild schwingt Levje hin und her in den wütenden Schauern. Ich will weiter ins 8 Stunden entfernte Glasgow. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Restaurants muss für diesmal ungeschrieben bleiben.

Von England nach Irland und Schottland (30): Tarbert und das Restaurant der Frauen.

Es war die rothaarige Schleusenwärtin auf dem Crinan-Canal gewesen, die den Ort Tarbert zum ersten Mal erwähnte. Und ihre Antwort auf die Frage, wo man denn abends guten Fisch bekäme. „Tarbert“, sagt sie. „Geht ins Starfish nach Tarbert. Das ist 2 Segelstunden südlich von hier, von der letzten Schleuse. Segelt einfach den Loch Fyne hinunter, und dann liegt Tarbert an Steuerbord.“ Und weil uns noch zwei weitere Schleusenwärter, junge Kerls an der Kurbel, um die Schleusentore zu schließen und das Wasser in die Kammern sprudeln zu lassen, dieselbe Antwort geben, segeln wir nach Tarbert.

Wir sind k.o. nach dem langen Tag in den Schleusen des Crinan-Canal, doch der Loch Fyne geht behutsam um mit uns. Heute jedenfalls ist das Segeln auf dem Loch Fyne wie ein Segelsonntag auf den bayrischen Seen. Ein milder West, der Levje über den wellenlosen See sachte, doch rasch schnüren lässt, bis eine Fähre den Loch quert und vor uns in einen schmalen Kanal zwischen den Hügeln einbiegt, sonst hätten wir fast die Einfahrt nach Tarbert verpasst. Vor der Marina liegen ein paar Bojen in einer hübschen Bucht, also flugs da angelegt und für den Abend hinübergerudert und um die Bucht gewandert. 

Tarbert? Hat alles, was ein vergessenes Hafenstädtchen ausmacht. Und die Schönheit des schottischen August. Die Burg. Den Schlick. Das leuchtende Grün der Hänge, bevor der nächste feine Sprühregen einsetzt. Den Geruch nach Meer, wo der zum Hotelschiff umgebaute dickbauchige Frachter wie eine Kröte vor der Pier hockt, wenn er nicht gerade zweimal täglich von der Flut sanft angehoben wird.

Am nächsten Tag stromern wir durch den Ort. Wie immer tun es mir die Buchhandlungen an, ich kann an Gedrucktem, Geschriebenem einfach nicht vorübergehen, ohne es zu lesen, und wenn es nur eine Zeile in einer Hauswand ist. Tarberts Buchhandlungen sind wie der Ort selber, sie scheinen übrig geblieben aus einer Zeit, als es zum Schreiben noch Papier und Stifte statt Tastaturen brauchte. Die Schreibutensilien gibt es immer noch. Und daneben zwei Regale mit Büchern über Inseln: THE VOICES OF ISLAY mit Geschichten derer, die zu Zeiten der alten Whiskybrenner noch lebten. THE ISLAND OF THE TIDES, SALT ON YOUR TONGUE. Und ein Buch über die Insel Aran, an der wir morgen entlangsegeln werden. Gedrucktes Fernweh, ein leises sich Stemmen der Bücher gegen die Myriadender Bilder, die sich aus Smartphones, Tablets, Fernsehern über die Welt ergießen.

Es ist spät, als wir dann ins STARFISH kommen, das Fischrestaurant, von dem nicht nur die Schleusenwärterin von Lochgilphead schwärmt. Das STARFISH ist nun wie der Eintritt in die moderne Welt. Makrelenpaste, steht an der Tafel über der Bar. Und Hummus. Und Jakobsmuscheln auf Kohlpüree mit Curry-Öl. Und jede Menge anderer Kombinationen aus heimischem Fisch und fernen Dingen, die so gar nicht passen mögen zum verschlafenen Tarbert oder der schottischen Küche.

Wo der Koch sein Handwerk lernte? Die Frauen, die das Restaurant betreiben, sehen alle aus, als kämen sie aus der Gegend. Nicht hipp, aber kernig. Als ich die Kellnerin frage, ob keine Männer hier arbeiten würden, sagt sie: Die würden gerade an der Bar warten, bis ihre Frauen mit der Arbeit fertig seien hier im Restaurant. Aber ich hätte richtig beobachtet: Das STARFISH wurde von Frauen gegründet. Und die stellten tatsächlich irgendwann fest, dass es einfach besser funktionieren würde, wenn sie unter sich blieben. Und alles so bliebe, wie es gerade ist. Tatsächlich gehen die Frauen untereinander nicht nur achtsam um, sondern auch mit den Gästen.

Vielleicht stimmt wieder einmal der alte Spruch: „Die Dinge müssen sich ändern, wenn alles so bleiben soll, wie es ist.“ Am nächsten Tag will ich noch einmal ins STARFISH. Ich will rauskriegen, was die Geschichte des STARFISH ist und das Geheimnis der Frauen, die ihr Restaurant zu einem Erfolg machen an einem Ort, wo Verschlafenheit regiert. Doch am Nachmittag ziehen Südwest-Böen heran. Keine Chance, noch an Land zu kommen, wir bleiben, wo wir sind, wild schwingt Levje hin und her in den wütenden Schauern. Ich will weiter ins 8 Stunden entfernte Glasgow. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Restaurants muss für diesmal ungeschrieben bleiben.

Fünf Jahre nach dem Start – Leseprobe

Nach dem zweijährigen Refit. Minuten nach der Wasserung des Bootes Liebe Leser, gestern haben wir beim Frühstück mit Blick in die Tageszeitung realisiert: Es ist genau fünf Jahre her, dass wir die Segel gesetzt haben. Und da sind wir ein wenig…