Monat: Oktober 2018

SV Atanga – Sabine + Joachim Willner DE

LAS PERLAS UND DIE PERLENINSELN

WEITERLESEN

Aschenputtel auf Langfahrt

Sa., 13.Okt.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1597, 13.337 sm von HH

In knapp zwei Monaten soll es losgehen. Richtung Südsee. Zeit, dass wir uns mit der Proviantierung beschäftigen. Was man immer wieder hört, sind Geschichten über die schlechte Versorgung im Südpazifik. Zwischen Südamerika und Neuseeland sieht es im Lebensmittel-Bereich finster aus. Vollkornmehl oder Körner gehören zur Kategorie ‚garantiert nicht erhältlich‘.

Okay, das sieht in Bahía nicht viel besser aus. Es gibt ab und an Vollkornmehl im Supermarkt. Dann aber in homöopathischen Mengen. Mit Chance sind mal zwei Kilo zu ergattern. Dann bleibt das Regal wochenlang leer.
Rechnerisch benötigen wir 40 Kilo für zwei Jahre Südsee. Allerdings kann Vollkornmehl nicht so lange gelagert werden. Es wird ranzig. Körner dagegen sind nahezu unbegrenzt haltbar.

Eine Getreidemühle haben wir an Bord. Ein Gerät von dem ich dachte, es verschimmelt ungenutzt im Schrank. Bislang war Vollkornmehl – Weizen und auch mal Roggen- gut zu bekommen.
Vor ein paar Tagen haben wir die Handmühle das erste Mal betrieben. Sieht locker aus, ein bisschen an der Kurbel zu drehen. In Wahrheit verbraucht man mehr Kalorien als eingefahren werden.  Eine halbe Stunde haben wir uns abgewechselt beim Drehen und hatten ein Kilo Mehl und lahme Arme.
Aber es funktioniert. Unser geliebtes Vollkorn-Mischbrot ist gesichert.

Mühsahmes Geschäft

Mühsames Geschäft

Jetzt brauch ich nur noch große Mengen Körner. Ein paar Kilo Roggen habe ich für genau diese Zeit weggebunkert. Weizen finde ich auf dem Markt. Der einzigen Quelle für Getreide.
Der sieht frei von Tieren aus, den kaufe ich. An Bord kommt er in Quarantäne, ob sich nicht doch noch Motten oder Käfer entwickeln. Nein, alles gut (hätten sich Tiere gezeigt, hätte ich den Weizen in der Pfanne erhitzt. Bei spätestens 60 Grad ist für Eiweiß Feierabend).
Aber der Weizen ist unsauber gedroschen. Etliche Körner sind noch von den Spelzen umschlossen und ich finde kleine Strohhalme und Grannen in der Tüte. Jetzt kommt Aschenputtel ins Spiel: Das Gute ins Töpfchen, das Schlechte ins Kröpfchen.
Was für eine öde Arbeit. Ob ich mir zu viel Arbeit mache? Und man den Spreu mitessen kann? So richtig finde ich keine Antwort im Netz darauf, also sortiere ich weiter. Das erscheint mir sympathischer. Sind ja nur ein paar Kilo. ;-)

Die Spreu vom Weizen trennen

Die Spreu vom Weizen trennen

Überhaupt ist Bahía ein schlechter Ort für die große Proviantierung. Obst, Gemüse und Fisch gibt es für wenig Geld in sensationeller Qualität. Reis, Weißmehl, Hülsenfrüchte und alle anderen Grundnahrungsmittel ebenfalls. Bei Konserven, Wein, Fleisch und Milchprodukten sieht es schlecht aus. Vieles ist gar nicht zu bekommen und importierte Waren, wie Salami, sind frech teuer.
Aber gut, wir müssen es nehmen, wie es ist.

Stapellauf für die Hamburg Boat Show

Die erste Hamburg Boat Show zelebriert im Oktober den Wassersport

Mit glänzenden Beschlägen und polierten Planken legt die Hamburg Boat Show (HBS) von Mittwoch, 17. bis Sonntag, 21. Oktober 2018 ab zu ihrer Jungfernfahrt. Ihre Premiere feiert die Messe von der Branche für die Branche mit rund 300 Ausstellern und der ganzen Bandbreite des Wassersports auf dem Messegelände in der Hansestadt.

 „Die Hamburg Boat Show ist ein Treffpunkt für die Wassersport- Community. Sie bietet alles, was Boot- und Board-Fans begeistert. Vom Anfänger bis zum Profi – jeder, der das Wasser liebt, kommt hier voll auf seine Kosten“, erklärt Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauerverbandes (DBSV), der die neue Messe veranstaltet. Ein Ankerpunkt der Premiere werden die beiden großen Promenadenstege in Halle B6 sein, an denen allein schon 20 Motor- und Segelboote in direkter Nachbarschaft liegen. Darüber hinaus präsentiert sich eine Vielzahl an Booten an individuellen Ständen in den Messehallen. Ergänzt wird die Marken- und Bootsvielfalt durch einen großen Board-Bereich mit Testbecken und eine Halle mit Zubehör und Ausrüstung.

Von der Jolle übers Dickschiff, vom Sportschlaucher bis zur Motoryacht – Bootfans werden auf der neuen Wassersportveranstaltung in Hamburg fündig. Aber auch Wasseranbeter, für die Bretter die Welt bedeuten, kommen im Board-Bereich auf ihre Kosten. Vielfältig sind vor allem die Marken, die auf der neuen Bootsausstellung vertreten sind: 

„Von A wie Absolut über H wie Hanse bis Z wie Zodiac – das Angebot für die Besucher ist umfassend. Die Hamburg Boat Show ist mehr als eine reineProduktschau. Mit zahlreichen Fachinformationen und –vorträgen liefert die Veranstaltung Input für Bootsfahrer und Board Fans“, ergänzt Dirk Kreidenweiß von der Messe Friedrichshafen, der mit seinem Team für das operative Geschäft verantwortlich ist. Selbst aktiv werden die Besucher in Halle B7, wo beim Stand-Up-Paddling im Testbecken oder auf der stehenden Welle Wassersport hautnah erlebt werden kann.

Unter die Haut gehen auch die kurzen Filme der Ocean Film Tour, die Sehnsucht nach dem Meer verbreitet. Wem das Messeprogramm tagsüber noch nicht genug ist, kann sich zum Abend hin in wechselnden Hallen zur Afterworkparty mit seinen Kunden, Freunden und Bekannten verabreden, sich austauschen und feiern.

Drei Bühnen präsentieren zahlreiches Fachwissen für Bootsbesitzer. Wassersportwissen aus erster Hand vermittelt die Hamburg Boat Show in allen drei Hallen: Während in Halle B5 das

Forum „Refit for you“ Informationen rund um die Themen Bootsrestaurierung und -aufwertung liefern, dreht sich in Halle B6 im „Segel und Reise Info-Center“ alles um den Urlaub auf dem Wasser und den Sport am Wind.

Erfahrungsberichte, Trendthemen wie Foiling und nützliche Tipps auf dem Wasser unter gehisstem Segel machen Lust auf mehr. Für alle, die dann noch immer Wissensdurst verspüren, hält das Forum „Know how for you“ in Halle B7 Hilfreiches, Interessantes und Nützliches rund ums schwimmende Gefährt bereit. Von der Segelreparatur, über Elektroboot-Themen bis hin zur Pflege der Motoryacht – Bootsfahrer können hier zahlreiche praktische Ideen mit nach Hause nehmen.

Die Hamburg Boat Show öffnet ihre Pforten vom 17.10. (Mittwoch), bis 21.10.2018 (Sonntag) jeweils von 10 bis 18 Uhr, am Freitag von 10 bis 20 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt an der Tageskasse 14€, ADAC Mitglieder erhalten dort 2€ Ermäßigung. Das Online-Ticket ist für 12€ erhältlich.

Die ADAC Sportschifffahrt ist ebenfalls mit einem Stand (Halle B6, Stand 412) auf der Messe vertreten. Die ADAC Experten beraten zur Bootsregistrierung (Internationaler Bootsschein) und zu den ADAC Wassersportversicherungen. Zusätzlich erhalten Bootsurlauber die Bootstouristischen Informationen im ADAC Tourset Format und eine Einführung in das neue ADAC Skipper-Portal mit über 2800 Hafenbeschreibungen, einem Routenplaner für Binnenwasserstraßen und einem Ratgeber mit Infos zum Gebrauchtbootkauf, Yachtcharter, Führerscheinen & Co.

Bewuchs-Wahnsinn unter Wasser

Mo., 08.Okt.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1592, 13.337 sm von HH

Die Pfähle auf denen die Marina gebaut ist, strecken bei Ebbe ihren warnenden Polizeifinger in die Luft: seht her, das passiert hier unter Wasser. Wir ignorieren das zunächst. Wissen wir doch beide, was das für Atanga bedeutet. Unsere Wasserlinie setzt regelmäßig etwas Schleim an, den Achim vom Dinghy aus entfernt. Danke Thomas für die schönen Fotos.

Super Job

Super Job

Arbeit im Liegen

Arbeit im Liegen

Achim zieht die unbequeme Variante der nassen vor. So recht mag keiner in den Fluss springen. Unterhalb des Wasserpasses macht das Antifouling einen guten Job. Soweit wir etwas in der schlammigen Brühe erkennen können, sind keine Muscheln am Rumpf.

Allein Propeller und Welle sind ungeschützt dem Bewuchs ausgeliefert (Es gibt Antifouling auch dafür. Aber durch die schnellen Drehungen von Welle und Schraube bewährt sich das nicht recht). Wenn die Pfähle der Marina zwei Monate nach einer Muschel-Ernte so aussehen, wie mag es dann unserem Propeller nach vier Monaten ergehen? Achim geht tauchen.

Muschelbewuchs an den Pfählen der Marina - nach zwei Monaten

Muschelbewuchs an den Pfählen der Marina – nach zwei Monaten

Das funktioniert nur bei Stillwasser vor dem Hochwasser. Sonst ist die Strömung zu heftig. Und es ist der Zeitpunkt des klarsten Wassers. Achim berichtet, er sieht trotzdem nichts. Der schwarze Schiffsrumpf ist als dunkler Schatten zu erkennen. Das ist seine Orientierung. Details erkennt er keine. Die Schraube kann er nur ertasten. Was er fühlt ist ein einziger Klumpen an Muscheln, Pocken, Kraut und sonstigem Bewuchs. Der Propeller ist komplett verschwunden. Die Welle ist auf ein undefinierbares Rohr von zwanzig Zentimeter Durchmesser angewachsen.
Viel Zeit zum Arbeiten bleibt nicht, vielleicht dreißig Minuten. Schnell setzt wieder die Strömung ein. Dann muss er sich mit einem Arm an der Welle festklinken und mit der anderen Hand versuchen, das Teufelszeug vom Propeller zu kratzen.

Ich höre ihn im Schiff schaben und klopfen. Meine einzige Referenz, dass er überhaupt noch da ist.
Bereits zweimal ist er tauchen gewesen. Und noch lange nicht fertig. :shock:
Die gute Nachricht lautet, dass der Rumpf tatsächlich kaum bewachsen ist. Danke Antifouling.

Barcolana, die 50.

Nur noch wenige Tage bis zur Jubiläums-Barcolana vor Triest. In diesem Jahr feiert die Regatta der Superlative ihre 50. Auflage. Am zweiten Oktoberwochenende treffen sich traditionell Ambitionierte und Liebhaber des Segelsports am Ufer der Piazza dell’Unità d’Italia, um von dort aus an die langgezogene Startlinie zu gehen. In diesem Jahr werden weit mehr als die im letzten Jahr gemeldeten 2101 Teilnehmer erwartet.

Dabei besteht die Maxi-Regatta nicht nur aus der Jubiläumsregatta am 14. Oktober, sondern aus immerhin 14 separaten Regatten. Von der Optimist-Regatta „Barcolana Young“, die am 6.-7. Oktober stattfand, und an der mehrere Hundert Teilnehmer zwischen 8 und 15 Jahren teilnahmen, über die „Barcolana Chef“, an der mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Köche zunächst an Land ihr Können zeigen, um dann am 11. Oktober auf dem Wasser gegeneinander anzutreten, bis zur Star-Boot-Regatta „Fine Art Sail“, bei der die Segel von bekannten Künstlern designt wurden – bei der Barcolana wird selbst die eingefleischstete Landratte zur Wassernixe oder besser gesagt zum Segelsportbegeisterten.

Für die eigentliche Jubiläums-Regatta am 14. Oktober werden weit mehr als 2000 Boote erwartet. Schon jetzt, einige Tage vor Einschreibungsschluss wurde die Startnummer 1858 vergeben. Da im Oktober die Bora häufig durch das Regattafeld pustet und noch vor wenigen Tagen 30 Knoten Wind angesagt waren, warten gewiefte Barcolana-Segler gerne mit der Einschreibung bis zum letzten Tag. Schließlich will man vor allem eines haben: Spaß.

https://skipper.adac.de/wp-content/uploads/video_49edizione-copia.mp4

 

Auch in diesem Jahr sind die Marinas von FVG Marinas Network gut auf den Ansturm der Teilnehmer vorbereitet. Allen Segel- und Motorbooten, die an der Jubiläums-Barcolana teilnehmen oder einfach nur den Start von Bord aus beobachten möchten, erhalten einen Rabatt von 25% auf den Tagesliegepreis oder die monatliche Liegegebühr. Die Aktion gilt für Aufenthalte von mindestens 4 Tagen bis zum 31. Oktober 2018, je nach Verfügbarkeit. In einigen teilnehmenden Marinas werden auch Sonderkonditionen für Serviceleistungen wie Kranen oder Arbeiten am Unterwasserschiff angeboten. Mehr über die Rabatte erfährt man auf der Webseite von FVG Marinas Network. Einige der Marinas im Revier sind auch über das ADAC Skipper-Portal bequem online buchbar, in den Stützpunktmarinas der ADAC Sportschifffahrt winken attraktive Vorteile und Rabatte für Clubmitglieder.

Damit bleibt eigentlich nur noch zu wünschen übrig, dass die diesjährige Barcolana vor Triest ein voller Erfolg für alle teilnehmenden Boote vom Optimist bis zum Traditionsschiff und vom „Brotzeitschifferl“ bis zur Maxi-Yacht wird.

Anstreichen nach dem Tidenkalender

Do., 04.Okt.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1588, 13.337 sm von HH

Im Prinzip liegen wir im Chone Fluss recht ruhig. Nur zwei Stunden um Hochwasser wird es kappelig. Anstreichen während dieser Phase: schwierig. Ein Schupser einer Welle und schon hat man übergemalt. Ich klebe nicht gerne ab. Meine Klebung wird meisten schief und am Klebeband bleibt eine Lackkante stehen. Gefährlich auch das, mit frischem Lack vollgeschmierte Klebeband, was feucht abgerissen werden soll. Garantiert weht das aus und saut irgendwelche Tampen mit Lack voll. Also pinsel ich lieber freihand meine Kanten.
Dafür brauche ich ablaufendes Wasser. Nach 11:00 Uhr geht es aber auch nicht mehr. Dann kommt der (extrem zuverlässige) Mittags-Wind, der Staub von den dicken Straßenbauarbeiten an Land zu uns rüber weht. Mit dem haben wir sowieso schon zu kämpfen. Das ganze Schiff ist staubig. Der Dreck findet seinen Weg bis in die Schränke. Den will ich auf keinen Fall in meinem frischen Lack wieder finden.

Trotz schwieriger Terminfindung und widriger Umstände, klappt die Anstreicherei zufriedenstellend. Ich bekomme unfallfrei Farbe auf Achims gespachteltes Brett. Wie durch ein Wunder hat unser amerikanischer Nachbar Allan noch eine Tube weißes Sika liegen, die er nicht mehr braucht. Wir können das neu aufgebaute Brett (optisch ansprechend) abdichten.
Hurra!

Vorher der hässliche Schwan

Vorher der hässliche Schwan

 

Nachher oben und unten schön versiegelt mit Sika

Nachher oben und unten schön versiegelt mit Sika und lecker lackiert

Jetzt nur noch hinter der Sprayhood pinseln, wo neulich noch das Loch nach außen klaffte.
Hier werde ich nichts mit meiner Freihand-Malerei. Der Winkel zum Brett ist kleiner als 90 Grad. Ich muss abkleben. Malerband befestige ich nah an der Kante und den Rest decke ich mit Zeitungspapier ab.
Das Brett bekommt zwei Anstriche. Und jetzt mache ich einen wirklich dummen, dummen Fehler. Ich lasse meine Klebung zudammen mit dem Lack trocknen. Aus Doofheit? Aus Bequemlichkeit? Weil ich Abkleben nicht mag? Aus extremer Trotteligkeit? Ich weiß es nicht. Dabei weiß ich doch, dass man das nicht macht. :roll:

Da wo das Malerband klebte, ist die Welt in Ordnung. Abreißen, die Lackkante mit einem Messer glätten, fertig. Kommt ja noch eine Versiegelung mit dem Sika rüber. Sieht bombig aus.
Aber es gibt Stellen, da ist der Lack unter die Zeitung gekrochen. Ich versuche noch was zu retten. Keine Chance. Eine hauchdünne Papierschicht scheint für immer verwachsen mit dem Untergrund. Grün-blaue Werbung auf weißem GFK. Sogar ein paar spiegelverkehrte Buchstaben kann ich noch erkennen. Ich möchte weinen.

Stunden später, unter Zuhilfenahme von diversen Messern, Kratzern und einem Ceranfeld-Schaber, ist mein Schaden behoben. GFK ist zum Glück ein geduldiges Opfer für solche Sauereien. Ähnlich wie von Glas kann man Verunreinigungen fast unsichtbar herunterkratzen und polieren.
Hab ich schon gesagt, dass ich Abkleben nicht mag?

Das Loch gefüllt mit Matte und Harz

Das Loch gefüllt mit Matte und Harz. Kann das je wieder schön aussehen?

Loch weg, verklebte Zeitung weg, schwarze Fugen weg, Riss weg. Projekt abgeschlossen!

Visum-Verlängerung mit Hindernissen

Mo., Okt.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1584, 13.337 sm von HH

Wir sitzen mal wieder im Bus nach Portoviejo. Heute soll mein Visum verlängert werden.
Der Tag fängt fragwürdig an: mit uns im Bus fährt Til Schweiger. Spanisch sprechend. Allerdings grottenschlecht synchronisiert. Während der Nuschelkopp Schweiger die Zähne kaum auseinander bekommt, spricht der Synchronsprecher verständliche Sätze. Mund und Stimme passen nicht zusammen. Warum nur zeigen die im Bus nicht einen ihrer üblichen blutrünstigen C-Movies? Muss es der Schweiger sein?

Noch vor Ende des Films müssen wir raus. Wir trotteln den bekannten Weg zum Immigration Büro. Der zweite Schock des Tages, Eingang und Fenster sind dicht verrammelt. Wir schauen uns hilflos um. Und nun? Aber auf die Südamerikaner ist Verlass. Ein Typ mit einem mobilem Kopierer sieht unsere Ratlosigkeit und zeigt uns den Weg zum neuen Büro, keine hundert Meter weiter. Die Immigration ist frisch in ein neues Gebäude umgezogen.

Dort finden wir unsere Immigration-Schönheit von den letzten beiden Treffen. Sie erkennt uns ebenfalls wieder und begrüßt uns mit den Worten: „No hay internet.“ Es gibt kein Internet! Vielleicht heute Nachmittag. Und nun? Sie schickt uns erst mal zur Bank, damit wir die Gebühren (129 USD) einzahlen können. Sollte das Internet dann noch immer nicht funktionieren, können wir doch einfach Morgen wieder kommen. Sie ist die einzige, die darüber lacht.

Wir fahren mit dem Taxi zur Bank, bezahlen und kehren zur Immigration zurück. Noch immer kein Internet. Der Warteraum vor dem Büro der Schönen ist inzwischen proppevoll. Alle warten auf das Internet. Ich bin für einen Stadtbummel, Achim will bleiben. Seine Strategie: den Druck erhöhen durch Anwesenheit. Er wartet an einer Stelle vor ihrer Glastür, dass sie ihn dauerhaft sehen kann. Ich verstecke mich zwischen den anderen Wartenden.
Nach einer halben Stunde knickt sie ein und übergibt Achim ein Formular, was ich ausfüllen und unterschreiben soll. Als ich es bei ihr abgebe, errechnet sie manuell, dass meine zweimal 90 Tage am 30. Dezember abgelaufen sind. Wir haben also schon mal ein Datum. Ganz ohne Internet.
In zwei Stunden, um 15:00 Uhr, sollen wir wieder kommen, dann läuft ihr System garantiert und ich bekäme meinen Verlängerungs-Wisch. Oder eben doch erst Morgen, wiederholt sie ihren schlechten Scherz. :lol:

Wir fahren mit dem Taxi zu einem großen Supermarkt. Auf Schätzchen-Jagd gehen. Der Supermarkt in Bahía ist leider begrenzt sortiert. Wir werden fündig, beide Rucksäcke sind voll, neunzig Dollar soll ich zahlen. „Deine Kreditkarte funktioniert nicht.“, meckert die Kassiererin. Ich bitte sie, es noch einmal zu versuchen und packe im Geiste schon die Rucksäcke wieder aus. „Haben wir überhaupt noch so viel Bargeld mit“? Auch der zweite Versuch bringt keinen Erfolg. Achim und ich kramen unser Bargeld zusammen. Puh, es reicht.

Bei der Immigration erwartet uns unsere Freundin. Freudestrahlend überreicht sie mir meine Visumsverlängerung. Ein schönes Ende eines wechselhaften Tages.
Heute Morgen kocht ‚Gestern‘ noch einmal hoch: Wir erhalten eine Mail von unserer Bank, dass gestern zweimal für 90 USD eingekauft wurde. Wenn wir das nicht waren, sollen wir uns melden, allerdings müsse dann meine Kreditkarte gesperrt werden. Oh, nein, bitte nicht!
Die Bank kriegt ganz schnell eine Antwort: Im Prinzip sind wir Verursacher dieser Buchung, jedoch…
Unbürokratisch erhalten wir Bescheid, der doppelte Betrag wird gar nicht belastet und meine Kreditkarte bleibt erhalten. So, nun aber bitte Ende mit diesem Tag.