Monat: August 2018

Surprise, surprise …

So.,12.Aug.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1534, 13.337 sm von HH

Ich hasse Überraschungen. Nun ja, nicht wirklich, wenn sie denn angenehm sind. An Bord sieht das anders aus. Noch nie fand ich größere Bündel Geld oder andere Schätze unter irgendwelchen Bodenbrettern, obwohl mir der Gedanke durchaus gefiele. An Bord bedeuten Überraschungen meist Arbeit und Frust.

Nachdem Bine mich an Bord zurück gelassen hat, begann ich mit einfachen Übungen, wie das Wechseln des Kühlwassers. Eigentlich kein großes Ding, wäre da nicht die Ablassschraube am Wärmetauscher, die schon sehr lange nicht mehr bewegt wurde und die aus „solidem“ Plastik gefertigt wurde. Gegen jede Erwartung brach sie nicht, obwohl es ein wenig „Gewalt“ brauchte, sie zu lösen. Um als Überraschung zu dienen reichte das jedoch nicht, dafür war es einfach zu unspektakulär.

Das sollte sich am nächsten Tag ändern. An unserem Aufbau machte seit einiger Zeit ein kleines Leck auf sich aufmerksam. Unter der Scheibe lief bei heftigen Regenschauern ein winzig kleines Rinnsal. Als positiv denkender Mensch hoffte ich auf eine defekte Dichtung. Das sollte sich sehr schnell als falsch herausstellen. Nachdem ich die Leisten, die die Scheiben in Position halten, entfernt hatte, bot sich mir ein Bild des Schreckens. Die Konstruktion auf der die Scheiben stehen, ist als Sandwich aufgebaut. Das bedeutet, dass die Außenbretter aus „richtigem“ Holz bestehen und in der Mitte Sperrholz oder irgendein anderes untaugliches Material verbaut wurde. Durch die Feuchtigkeit hat dieses Innenleben angefangen zu gammeln und hat sich dabei teilweise zu Holzmehl verwandelt.

Aufbau

Aufbau

Lochfraß

Lochfraß

Wie beim Zahnarzt muss dieses Zeug raus, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, dass Sandwich wieder mit „Wurst“ zu füllen.

Ich war so schockiert, dass ich mir erst einmal frei genommen habe, um nachzudenken. Das geschieht hier meist durch intensives auf dem Rücken liegen, während man im Internet surft.

An eine professionelle Reparatur vor Ort ist nicht zu denken. Es gibt weder die Leute, noch die Materialien. Ich werde also mein Bestes geben, dem Aufbau eine anständige Plombe zu verpassen, sodass der Aufbau wieder dicht ist.

Die finalen Spachtel-, Schleif- und Lackierarbeiten müssen dann warten, bis Bine wieder da ist. Diese Arbeiten sind auf Atanga als eindeutig „rosa“ deklariert.

Bonus-Kapitel: „Der Damokles-Kohl“

Liebe Leser, das Manuskript zu unserem Buch hatte bei der Abgabe weit über 500 Seiten. Viiiiiel zu viel. Das wäre ein mächtig dicker Wälzer geworden, der dann im Seegang womöglich aus dem Schapp gerutscht und den überraschten Segler hinterrücks erschlagen hätte ;-) Also war das Lektorat…

Sonne, wir haben ein Problem

Do.,2.Aug.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1524, 13.337 sm von HH

Und zwar ein Energie-Problem. Die Dauerwolke über der Küste bringt unser Energie-Konzept ins Stolpern. Vor unserer Rundreise haben wir gehofft, dass sich die Situation entschärfen würde. Aberjeden Tag das gleiche Bild: ein grau verhangener Himmel liegt über Atanga.
Was an Solar-Energie rein kommt, reicht für unseren Bedarf an den meisten Tagen nicht aus. Dabei läuft einer der größten Verbraucher, der Wassermacher, schon gar nicht. Den haben wir Aufgrund der geplanten Rundreisen gleich bei der Ankunft in Bahía stillgelegt. Wind-Energie kommt auch keine rein. Mehr als ein laues Lüftchen fegt nur selten über den Fluss. Somit strapazieren wir über Gebühr die Ladezyklen unserer nagelneuen Batterien. Das halten die so nicht bis Neuseeland aus.

So einen Engpass hatten wir noch gar nicht. Es muss eine Lösung her.

Auf den Nachbarbooten läuft schon regelmäßig der Motor. Das ist für uns keine Option. Die Ausbeute an Energie ist im Leerlauf nicht wirklich toll. Unsere Maschine hat mit 6300 Stunden schon überdurchschnittlich viele Stunden auf der Uhr. Hauptsächlich Stunden, die der Voreigner zur Energiegewinnung angesammelt hat. Alle hundert Stunden will unser Motor einen Ölwechsel. Das macht Arbeit und kostet ja auch Geld.
Und außerdem macht der Motor einen Höllenkrach unter Deck.

Für meine Zeit in Deutschland hat sich Achim eine umfangreiche Arbeitsliste zurecht gelegt. Es sind schon wieder Fugen vom Teakdeck fällig. Dafür braucht er den Mulitmaster, die Flex und den Schwingschleifer. Und Strom.
Bei der jetzigen Sonnen-Situation kann er das vergessen.

Da entdeckt Achim im Supermarkt einen Generator (2KW). Für einen guten Preis von 260 Euro. Wir überlegen ein paar Tage hin und her. Mitnehmen können wir ihn nicht, dafür haben wir keinen Platz. Aber vielleicht können wir ihn gebraucht verkaufen, wenn wir im Dezember Ecuador verlassen müssen? Der Kauf würde die Batterien schonen, die ja auch eine Menge Geld kosten und eine Ersatzbeschaffung wäre auf der Strecke die vor uns liegt sicherlich nicht ganz einfach.

Drei, zwei, eins…meins.

Generator

Generator

Jetzt steht das Teil an Deck. Bei Bedarf werfen wir ihn für eine Stunde an. Das reicht. Als Flüstermaschine darf man das Gerät allerdings nicht bezeichnen. Richtig gute Freunde macht man sich damit nicht auf dem Nachbarschiff. Herzliche Grüße an die Taitonga an dieser Stelle.
Die Alrisha, die Schweden und der Ami sind auf Landreise und die Franzosen sprechen sowieso nicht mit uns. Wer braucht schon Freunde? Wenn wir die Luken schließen, ist es unter Deck ganz gut zu ertragen. :mrgreen:

 

Unter Segeln: 34 Stunden über die Biskaya. Von Bilbao nach Bordeaux.

Seit Mitte Mai bin ich von Sizilien aus einhand unterwegs, um 
für mein neues Buchprojekt um die Westküste Europas zu segeln. 
Nach den Balearen, Gibraltar und Portugal segle ich heute 
von der Küste Nordspaniens nach Norden zur französischen Atlantikküste. 

Wer segelt, braucht Wind. Doch abgesehen von zwei, drei Tagen ließ er sich den Juli und den August weder in Portugal noch in Nordspaniens blicken. Bis auf wenige Ausnahmen musste ich die meiste Zeit im schwachen Wind motoren, und meine vielen Stunden unter Motor werden mir im Gedächtnis bleiben, weil statt des erhofften Windes nur ein nerviger Nordwest-Schwell unser ständiger Begleiter war, der Levje stundenlang von einer Seite zur anderen durch die Wellen geigen ließ. Schwacher Wind: 5-8 Knoten – bei ruhigen Bedingungen hätte ich vielleicht den Blister gesetzt, wieder und wieder überlegte ich das, doch es wäre sinnlos gewesen, der Nordwest-Schwell war stärker als jeder Windhauch: Er hätte jedes eingefangene Lüftchen auch gleich wieder aus dem Segel geprügelt.

Ich wartete. Auf eine Vorhersage mit 15 Knoten Wind aus der richtigen Richtung, die uns über die Biskaya nach Norden tragen könnte. Ich umschlich die Wetterseiten wie ein Wolf seine Beute. Ich lag auf der Lauer. Dann war sie plötzlich da, vergangene Woche, die richtige Vorhersage: Kommenden Dienstag 20 Stunden Wind aus West. Mit 20-25 Knoten, in Böen über 30. Danach: 10 Tage wieder schwachwindig, wie gehabt. Ich lief Sonntags in die Ría de Santoña ein, ein breites Flussdelta kurz vor Bilbao. Und wartete.

Montag Nachmittag wurde der Himmel düster. Die Luft voll Schwere und Schwüle. Die Gipfel der Berge ringsum verschwanden unter Schwaden düsterer Wolken. Es bereitete sich etwas vor.

Wer segelt, braucht Wind. Aber nicht zuviel. Der Anblick des Wetters am Abend war dramatisch. Zudem korrigierten die beiden Wetterberichte ihre Windprognose nach oben. Von 4 Uhr Morgens an 12 Stunden Wind in den oberen 20ern, Böen in den 30ern. Das kannte ich, das konnte Levje ab. Aber dies war die Biskaya. Die kannte ich nicht. Wie würden sich die Wellen anfühlen, die 500 oder 1.000 Kilometer ungehindert aus Westen anrollten? Ich habe Respekt vor dem, was ich kenne. Und noch mehr vor dem, was ich nicht kenne.

Es sind Regeln, die mir in solchen Momenten helfen. Meine alte Regel: „Entscheide nicht. Aber geh nachsehen. Streck die Nase raus. Und sieh nach, wie es draußen aussieht.“

Meine Nacht ist unruhig. Als gegen 22 Uhr der Wind einsetzt, schalte ich die elektronische Ankerwache ein. Doch wieder einmal narrt mich das Zusammenspiel von Wind und Gezeiten, sie lassen Levje so wirr um den Anker drehen und kreisen, dass mein Schlaf vier mal vom Alarm unterbrochen wird und ich aus dem Bett losrenne, weil ich denke, der Anker würde nicht halten. Doch immer, wenn ich in dieser Nacht an Deck bin und meine Peilmarke hinüber nach Santona kontrolliere, sehe ich: Das kleine Stadion von Santoña ist noch da, wo es gestern Abend war. Seitlich unter der dritten Straßenlaterne. Levjes Anker hält.

Um vier Uhr Morgens, als ich eigentlich los wollte, weht es heftig. Nein, das ist gar zu wild. Ich verschiebe meinen Aufbruch in der Dunkelheit und bleibe behäbig im Bett. Gegen sieben wird es ruhiger. Im ersten Grau starte ich den Motor, hole den Anker, fahre hinaus und setze das Groß neben dem Trawler, der wie ich im Schutz der Felsen ankernd auf den rechten Zeitpunkt wartet.

Zuerst ist alles ruhig. Der große Berg über Santoña schirmt den Westwind ab. Fast spiegelglatte See. Kaum Wind. Das war doch eben noch anders? Habe ich mir zuviele Sorgen gemacht?

Nein. Eine halbe Stunde später sind wir mittendrin. Levje legt sich auf die Seite, am Himmel jagen Wolken aus Westen, leichter Regen.

Anfangs bin ich nervös. Wird der Wind die dreißiger überschreiten? Werden die Wellen höher sein als gedacht? Doch Levje hält brav ihren Kurs. Läuft zwar schwankend, aber zielstrebig und ohne zu Mucken auf dem eingegebenen Kurs. Ich beginne, mich zu entspannen. Und meine Umwelt genauer zu betrachten.

Ich stehe auf und beobachte das Meer. Erst aus dem Cockpit von der Steuerbordbank aus. Eine dreiviertel Stunde später von der gegenüberliegenden Bank. Dann vom Sitz im Heckkorb, zu dem ich mich langsam hinaus hangle, weil Levje so durch die Wellen geigt. Dann im Stehen aus dem Cockpit heraus, wo ich über die Sprayhood hinweg einen weiten Blick habe. Gut eine Stunde stehe ich, vergesse die Zeit über dem Betrachten der Welt.

Das Meer. Erstmals voll in mein Bewusstsein trat es, als ich als 17jähriger von England zurückreiste. Ein September-Nachmittag, ich hatte gerade noch die Fähre nach Ostende erwischt, es zog mich nach oben, aufs oberste Deck des Schiffes. Da stand ich allein und ließ mich von Wind und Herbstkühle durchblasen, zum ersten Mal versunken in den Anblick, von dem ich einfach nicht genug kriegen konnte. Ich 

wurde nicht satt. Am Bild der Wellen. An den Formen und Strukturen, die Wind und Sonne auf die Oberfläche des Meeres malten. Das immergleiche und doch sich jeden Sekundenbruchteil ändernde Bild fesselte mich für Stunden, wenn nicht für die ganze Überfahrt von Dover bis Ostende. Ich vergaß die Kühle des englischen Frühherbsts, ich ignorierte die Rußflocken aus dem Schornstein des Schiffes, die um mich auf dem weißen Deck platzten. Ich stand einfach. Wurde ruhig. Und schaute hinaus aufs Meer. So wie jetzt, irgendwo zwischen Bilbao und Bordeaux.

Da stehe ich. Und bin versunken in den Anblick des Meeres. Ein Wellenkamm, der neben Levje bricht. Es sieht es so aus, als wäre das Meer nicht ein großer Organismus, sondern als würde es aus lauter kleinen Wesen bestehen. Ich ahne sie, wie jetzt, wenn der Wind ihre Spitzen von den Wellenkämmen weht und sie als tausend kleine Individuen davontanzen, als würde Leben in ihnen wohnen.

 

Ich beobachte die Wassertropfen, die wie urplötzlich zum Leben erwachte Elementarwesen nach allen Seiten davonhüpfen, sobald eine Böe sie erfasst. Ich schaue ihnen zu, wie der nach unten abgelenkte Windstrom von Levjes Vorsegel auf unsere Bugwelle das Muster eines Fächers zaubert, aus dem die Elementarwesen fortspringen. Ich beobachte die Wellen, wie sie unter Levje hindurchrauschen: Wie sie mein Schiff erst packen und fast flach auf die Seite legen. Dann unter ihm hindurchgehen, es mit sich fortreißen und auf neun, zehn Knoten beschleunigen. Es dann, als läge Levje auf einem Drehteller und wäre nichts als der Wellen Spielzeug, einfach packen und einen Viertelkreis nach links in den Wind drehen, um zuletzt gischtend auf Levjes anderer Seite aufzutauchen, wo sie mein Schiff für einen Moment fast reglos in den Wellen liegenlassen wie ein Spiel, das plötzlich nicht mehr interessiert. Um dann den Tanz von neuem zu beginnen.

Eine Böe reißt mich aus meinen Gedanken. Der Wind beschleunigt auf 26, 28 Knoten – das ist gerade soviel, wie man am Arm spürt, wenn man ihn bei Ortsgeschwindigkeit aus dem fahrenden Wagen streckt. Das mag nicht viel sein. Im Auto kann ich den Arm ja jederzeit wieder in den Wagen holen und die Scheibe hochdrehen. Hier draußen gibt es keine Scheibe, die ich schließen könnte. Es ist, wie es ist. Ein Brausen umgibt mich, es ist enorm. Würde ich mich jetzt mit jemandem unterhalten, müsste ich schon sehr laut sprechen, damit er mich verstünde. Levje legt sich in der Böe über, dreht mit dem Bug in den Wind, bis der Autopilot sie sicher wieder unter Kontrolle hat. Ich sehe dem wie von Geisterhand sich drehenden Ruderrad zu, das mich selbst bei diesen Wellen und dem Wind sicher durch die Wellen bringt.

Eine Viertelstunde später bewegt sich Levje plötzlich mit merkwürdigen Bocksprüngen über die Wellen. Was ist das nun? Eine dieser Böen hat sie anluven lassen, die Wellen kommen nun nicht mehr von der Seite, sondern von vorne, wir hoppeln wie ein wildgewordener Presslufthammer über die von vorn kommenden Wellenkämme. Zeit, mich um mein Ruder zu kümmern. Ich stelle mich kurz hinters Rad, schalte den Autopilot aus und steuere Levje von Hand wieder wieder zurück auf den alten Kurs, vor den Wind. Lein Zweifel: Gegenan heute wäre möglich. Aber eine ungute Quälerei.

Seit fünf Stunden bin ich jetzt allein hier draußen. Drehe ich meinen Kopf einmal im brausenden Wind von links nach rechts, sehe ich nichts als rollende und brechende Wellenkämme. Um mich ist im Umkreis von 50 Kilometern nur Wasser, nichts als Wasser. Wenn ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie lebensfeindlich meine Umgebung eigentlich ist. Mir sollte Angst und bang sein. Wasser. Ich kann darin nicht atmen. Ich kann darauf nicht laufen. Ich könnte es nicht trinken – der minimale Salzgehalt seiner 2% würde meinen Durst nicht löschen, im Gegenteil: Es würde meinem Körper Wasser entziehen. Mein Gehirn würde dafür sorgen, dass ich noch mehr Durst empfinde, mein Durst würde ins Unermessliche Steigen, meine Gliedmaßen würden anschwellen. 

Doch so sehr mir klar wird, wie lebensfeindlich das Meer in diesem Augenblick auch immer scheinen mag: Ich empfinde etwas ganz anderes. Ich empfinde keine Furcht, die mich doch eigentlich packen müsste. Stattdessen fühle ich tiefe Geborgenheit. Ich fühle mich nicht als Eindringling, sondern am einzig richtigen Ort auf dieser Welt, an dem ich in diesem Moment sein möchte. Für mich ist das immer wieder ein Rätsel. Vielleicht enthält das Meer, die Seeluft, einen Botenstoff, der mir dieses Gefühl gibt? Irgendein noch unentdecktes Glückshormon, ausgelöst durch das Schwanken? Irgendwelche Sterne, die mir in die Wiege legten, dass ich genau hier an diesem Ort Entspannung fände, ruhig werden und alle Fahrigkeit vergessen würde wie nirgendwo sonst? 

Wieder eine harte Böe. Doch sie kommt nicht allein. Was immer es war: Levje wird in Sekundenbruchteilen zur Seite flach aufs Wasser gedrückt. Ich sehe die Seereling, wie sie plötzlich unter einer Woge begraben ist, und gischtend durchs Wasser schneidet. Auf der anderen Seite des Schiffes sitzend sehe ich zu, wie der Festmacher, den ich oben am Seezaun verknotet hatte, schräg unter mir durchs Wasser gezogen wird. Ich schaue hinunter in die Woge unter mir, wo all das geschieht. Doch ich, der ich immer ein ängstliches Kind war, spüre keine Angst. Ich sitze auf meiner Cockpitbank und schaue fasziniert hinunter, bis sich Levje langsam wieder aufrichtet und noch eine halbe Minute später so langsam durch die Wogen kriecht, als hätte sie sich fürchterlich erschrocken. Und nicht ich.

18 Uhr. Zehn Stunden draußen. Anders als angekündigt hat der Wind Nachmittags nicht nachgelassen. Auf dem Bild in der elektronischen Seekarte ist mein Schiff als roter Pfeil eingezeichnet. Das Bild definiert meinen Standort in der Welt. Längst ist der gelbe Fleck am unteren Rand der Seekarte, der Nordspanien bezeichnete, aus dem Bild verschwunden. Doch der neue gelbe Fleck rechts oben, der Frankreich bezeichnet, er ist noch nicht da. Zwischen den dahinjagenden Wolken kommt kurz die Sonne zum Vorschein und bringt das Meer hinter uns zum Glitzern und Leuchten. Der Wind hat aufgefrischt. Levje rennt, was das Zeug hält. Schaue ich auf die Anzeige, lese ich 7, 8 oder 9 Knoten. Wir sind schnell unterwegs bei diesem Wind.

Ich sehe, wie hinter uns, wo das Meer blinkt und glitzert, eine Gischtfahne in den Himmel steigt, als entstünde dort auf dem Wasser eine Windhose. Jetzt? Bei diesem Wetter? Am Himmel ist keine Spur davon, anders als vor genau einem Jahr, als ich an einem Nachmittag über der kroatischen Insel Miljet acht Windhosen um mich zählte. Da. Wieder die Gischtfahne, die drei, vier Meter in den Himmel steigt und dann abbricht. Nein das kann keine Windhose sein. Ich sehe konzentriert hin, sehe die Gischtfahne noch sechs, acht, zehn Mal in den Himmel steigen und begreife: Es ist ein Wal, der da hinter uns durchzieht und mit seinem massigen Körper nach Westen pflügt.

Als die Sonne untergeht, ahne ich noch nicht, dass ich insgesamt 34 Stunden auf See sein werde. Am nächsten Morgen um 4 Uhr stehe ich zwar wie geplant vor der großen Bucht von Arcachon westlich von Bordeaux. Aber als ich wieder Netz habe und die Satellitenbilder der Bucht in Google Maps studiere, sehe ich, dass die große Bucht von Bojenfeldern übersäht ist und jetzt Anfang August voller Boote sein dürfte. Nichts für mich. Ich beschließe, obwohl ich hundemüde bin, die Bucht jetzt nicht anzulaufen und einfach nach Norden weiterzufahren. 

Nach insgesamt 34 Stunden und 380 Seemeilen erreiche die Mündung der Gironde, an deren Unterlauf Bordeaux liegt. Und laufe am späten Nachmittag im Hafen von Royan ein. Zu müde, um einschlafen zu können. Und nicht ohne leise Trauer, dass mein langer Schlag übers offene Meer zu Ende ist.

Ecuador – Rundreise Nord

Do.,26.Jul.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1516, 13.337 sm von HH

Achim hat Heimweh. Ich könnte noch ein paar Tage in den Bergen bleiben, freu mich aber auch auf die eigenen vier Wände. Der Heimweg über die West-Kordilleren der Anden gestaltet sich einfacher als erwartet. Wir müssen dreimal den Bus wechseln, was reibungslos klappt. Eine gut ausgebaute Straße führt über sensationelle Pässe hinunter in die Ebene. Hier ist – im vorbei fahren betrachtet -die Natur noch in Ordnung. Das erste Mal, dass wir die Anden so sehen, wie wir es erwartet haben: dünn besiedelt und ohne Ackerbau. Die flächendeckende Landwirtschaft in der ‚Avenida de los Volcanés‘ hat uns doch etwas erschreckt und überrascht.

Die Avenida de los Volcanes besteht nur aus Landwirtschaft

Die Avenida de los Volcanes besteht nur aus Landwirtschaft

Wir sind 1.300 km Bus gefahren für sensationell günstige 88 Euro für zwei Personen. Die Busse sind nicht so gut in Schuss wie in Kolumbien und lange nicht so komfortabel wie in Mexiko.
Es kommen auch ein paar Händler zu viel an Bord, um ihre fettigen Snacks zu verkaufen. Dafür wird weniger gerast als in Kolumbien. Da hatte ich auf einigen Strecken echt Angst.
Der Individual-Verkehr hält sich in Grenzen, die meisten Straßen sind gut, so dass man auch mit einem Leihwagen das Land erkunden könnte. Aber das ist teuer. Mit hundert Euro pro Tag muss man kalkulieren, kein Vergleich zu den Bussen.

Rundreise in Nord-Ecuador

Rundreise in Nord-Ecuador

Übernachtet haben wir in günstigen Hostals. Im Schnitt für 21 Euro. Dafür bekommt man ein Zimmer mit eigenem Bad, warmes Wasser, ein Frühstück (Eier nach Wahl, Brot, Saft, Kaffee oder Tee und manchmal Marmelade) und Handtücher. Die Zimmer waren alle gut bis okay. Mehr Geld auszugeben ‚lohnt‘ sich nicht, wie unsere Unterkunft in Riobamba gezeigt hat. Das Hotel hat 30 EUR pro Nacht gekostet und war weder besser gelegen, noch sauberer oder komfortabler.
In Zumbahua waren wir unzufrieden, was in erster Linie an den unfreundlichen Wirtsleuten lag. Gäste waren ihnen lästig. Das wurde durch extreme Freundlichkeit in den anderen Unterkünften wett gemacht. Gebucht haben wir über booking.com immer am Aufenthaltsort für das nächste Ziel. Reibungslose Abwicklung

Dort wo ‚Tourist‘ dran steht, wird es überdurchschnittlich teuer. Die Seilbahn in Quito kostet 15 Euro für zwei Personen, während man durch die gesamte Stadt für 25 Cent mit dem Bus fahren kann. Zur Toilette gehen (mit Papier) kostet so viel wie Bus fahren. Das Papier bekommt man abgezählt am Eingang in die Hand gedrückt. Ohne Papier-Nutzung darf man für 10 Cent zum Klo. Wobei das Papier immer in einen separaten Eimer landet, niemals in der Kanalisation.
Zur Toilette gehen kann zur Mutprobe werden, ist aber in den meisten Fällen eine akzeptable Angelegenheit.

Essen gehen ist extrem preiswert. Auf dem Land gibt es kleine Lokale, die im wesentlichen alle das selbe haben: Huhn mit Reis. ‚Pollo seco‘ genannt, wobei sich das seco -trocken- auf den Reis bezieht. Ein Hühnerbein oder auch Hühnerbrust an Bergen von Reis. Dazu gibt es eine Sauce mit oder ohne Bohnen. Das Ganze ist nicht schlecht. Aber naja, ich habe es dann an Tag drei auch über.
Mittags gibt es eine Suppe vorweg und einen Saft dazu. Oft Baumtomaten-Saft oder Tamarinde-Saft. Lecker. Kostenpunkt für ein Mittagsmenü zwei bis drei Euro.
In den größeren Städten ist die Auswahl größer, aber Helden am Herd haben wir keine gefunden. Selbst dann nicht, wenn man mehr Geld ausgibt und in ein richtiges Restaurant geht. Darüber hinaus findet man viele no-name-Fast-Food-Burger-Buden.

Ausnahmen bestätigen die Regel: wunderbar gegrillte Forelle. Merkwürdig aufgeklappt und absolut gretenfrei. Beilage: Seco und Bohnen-„pampe“. Die Forelle ist ein Gedicht gewesen.

Witzig aufgeklappte Forelle

Witzig aufgeklappte Forelle

Insgesamt ist Ecuador einfach und preiswert zu bereisen. Allerdings hilft es ein wenig Spanisch zu können. Auf Englisch trifft man kaum, mit Ausnahme von Quito. Die Ecuadorianer sind jedoch zu jeder Zeit bereit behilflich zu sein. Extrem liebenswürde, freundliche Menschen haben wir getroffen.

Ecuador-Kenner mögen sich wundern, warum wir nicht in Cuenca waren und den kompletten Süden ausgelassen haben? Warum wir nicht die Inka-Ruinen in Ecuador besucht haben?
Das holen wir im Herbst nach, in einer zweiten Runde. Wenn Achim kein Heimweh mehr hat.

Ein Kostenvergleich zu Mexiko und Kolumbien (ohne Inlandsflüge): Die Preise sind schon niedrig in Ecuador, trotz vergleichbar hohem USD-Kurs zur Zeit.
Mexiko: pro Tag 65 EUR/zwei Personen
Kolumbien: pro Tag 59 EUR /zwei Personen
Ecuador: pro Tag 50 EUR/zwei Personen

Nordspaniens wilde Küsten. Ankern in den Rías. Ein Morgen und ein nächtliches Abenteuer.

Seit Mitte Mai bin ich in von Sizilien aus einhand unterwegs, um 
für mein neues Buchprojekt um die Westküste Europas zu segeln. 
Nach den Balearen, Gibraltar und Portugal bin ich im Moment 
an der Küste Nordspaniens unterwegs. 

Es ist grau um mich, als ich die Augen aufschlage. Grau draußen vor dem Fenster. Grau um mich im Boot. Dämmerung. Das erste Licht des Tages. Zaghaftes erstes Gezwitscher eines Schilfrohrsängers vom Ufer. Das träge Gurgeln und Strömen des Gezeitenstroms unter dem Boot. Ein Hund bellt in der Ferne. Der Ruf eines Mannes auf der Flusspier.

Während ich die Augen öffne, versuche ich, Einzelheiten durch Levjes Heckfenster zu erkennen. Reihen gelber Lichter des Kais am Fluss spiegeln sich auf der leise kräuselnden Wasseroberfläche. Ich schaue auf die Stadt – wir liegen also mit dem Bug zum Meer. Es ist die Flut, sie drückt Levjes Heck in Richtung San Vicente, wo ich gestern auf dem Hügelrücken in der Abenddämmerung die Kirche mit dem eigenartigen Glockenturm sah, der aussah wie ein kriegerischer Bergfried. Ich überlege einen kurzen Moment, ob es nicht besser wäre, in meinem Bett zu bleiben, mich noch einmal umzudrehen. Aber dann siegt meine Neugier auf die Welt.

Draußen: Der Geruch der Ría de San Vicente, nach dem Leben des Flusses, nach Fischlaich und Vergehen. Über dem Sandstrand, den der Fluss am anderen Ufer schuf, die verträumte Hügellandschaft Asturiens. Flussaufwärts hinter der Brücke mit ihren unzählbaren Bögen grüne Matten im Grau. Vereinzelt weiße Gehöfte hingeworfen zwischen Hecken und Weiden. Gleich neben Levje liegt ein alte Fabrikhalle im Fluss, sein Steigen und Fallen nagt längst an ihrem grünen Mauerwerk, wo in der Abenddämmerung ein krächzendes Transistorradio gute Songs spielte, ich konnte nicht ausmachen, wer und wo der einsame Radiohörer war. Vergessen sieht das Gebäude aus, wie die zwei Werkshallen dahinter, in deren beiden Giebel ein Maler in kunstvoll an- und abschwellenden Buchstaben die Worte „Conservas Ortiz“ eingemalt hat. Eine Fischkonservenfabrik. Das muss lange her sein.

Ría. Das galizische Wort für eine weit ins Land reichende Meeresbucht, die Fluss und Meer in stetem Steigen und Fallen aus dem Festland herausschwemmten. Rías sind ähnlich wie Fjorde. Oder wie die Calas Mallorcas und Menorcas. Und doch etwas ganz anderes: Fjorde und Calas schnitt das Meer in die Felsen, die Ría entstand aus Flusstälern, die das Meer überschwemmte. Die meisten Rías gibt es Nordspanien und Portugal, die Ria de Aveiro, über die ich vor wenigen Posts schrieb, ist so eine. Rias werde ich auch im Norden Treffen, in der Bretagne, wo sie „Aber“ heißen, und in Wales und Irland. Die Ría. Ich ankere in einem Gezeitenfluss.

Die Ría kann auch so ganz anders als friedlich wie an diesem Morgen in San Vicente. Vor zwei Tagen hielt mich eine andere Ría eine Nacht lang auf Trab. Ich war in die Ría de Ribadeo nach einer wilden Fahrt von Coruna mit dem letzten Licht eingefahren, hatte die Autobahnbrücke passiert und weiter flussaufwärts einen Platz zum Ankern zwischen einer Sandbank und dem Hafen von Ribadeo gesucht. Nach einem windreichen Tag war der Wind Abend abgeflaut, der Gezeitenstrom des schnell fließenden fallenden Wassers hielt Levje kraftvoll in der Flussmitte. Doch kaum war der Mond über

dem Hügelkamm des kleinen Dorfes am anderen Ufer aufgegangen, setzte der Wind so kraftvoll ein, als hätte er nur kurz verschnauft. Er kam von dort her, woher auch die Gezeitenströmung kam: aus den Bergen. Levje lag stabil im Fluss. Ich ging fürs erste zufrieden in meine Koje.

Es waren Wellen, die mich plötzlich weckten. Levjes heftiges Auf und Ab. Das heftige Donnern von Wellen, die an Levjes Heck rumpelten. Ich schlug die Augen auf. Wieder das Donnern an Levjes Rumpf, als eine Welle gegen ihren Heck schlug, dort brach und das Boot erzittern ließ. Ich spähte nach draußen, in die Dunkelheit. Sah nichts. Sah nur, wie die Heckfenster, die einen halben Meter über der Wasseroberfläche liegen, von der nächsten Welle überspült wurden und im Wasser lagen.

Das Räderwerk der Gedanken setzte mein schlaftrunkenes Hirn träge in Gang. Im nächsten Moment rotierte es: Woher kamen die Wellen? Wir lagen in einem Fluss, fast eine Seemeile von der Mündung entfernt und in einer Flussbiegung. Hatte sich Levje losgerissen? War aufs Meer getrieben?

Mit einem Satz war ich aus dem Bett.  Mit dem zweiten im Cockpit. Levje lag brav an ihrem Platz, wo wir geankert hatten, mitten im Strom. Aber nun um 180 Grad gedreht, ihr Heck zeigte flussaufwärts. Die Flut hatte eingesetzt, ihre Strömung vom Meer her drückte das Schiff in diese Richtung. Doch der Wind aus den Bergen drückte genau in der anderen. Er war nicht eingeschlafen, er war hellwach, der Windmesser zeigte 24 Knoten, beständige sechs Windstärken mitten auf dem nächtlichen Fluss. Wind gegen Strom sorgte dafür, die steile Welle aufzubauen, die laufend an Levjes Heck donnerte und dort brach.

Doch das war nicht alles. Als ich durch die Dunkelheit am Bug die Ankerkette kontrollierte, sah ich sie straff gespannt flach unter dem Boot nach hinten verlief, als hätte sie sich am Kiel oder um den Propeller gewickelt. Nach einer Schrecksekunde in der Dunkelheit im Bugkorb und im kalten Wind dachte ich nach. Der Strom drückte das Schiff flussaufwärts. Doch der Wind drückte mit 24 Knoten von hinten genau dagegen – er war es, der das Schiff in seine merkwürdige Position gedreht hatte und Levje jetzt von hinten würgend wie ein Ringer mit aller Kraft in die eigene Ankerkette drückte.

Das Spiel währte, bis am Morgen die Flut bei mehr als drei Metern ihren Höhepunkt erreicht hatte. Das Strömen zum Stillstand kam. Und Levje frei gab und sie sich frei in den Wind drehen konnte.

Rías. Sie machen das Segeln aus an der Küste Nordspaniens. Und sie werden mein Ankerplatz bleiben, wo Meer und Fluss zusammentreffen. Hier in Nordspanien, bis zur Ría de Santoña, die vor Bilbao liegt. Und vermutlich auch bis in die Bretagne, wo der Gezeitenhub nicht nur drei Meter wie hier, sondern das doppelte, das dreifache Betrage wird.

Was ich dort wohl erleben werde?

Quilotoa – eine Gratwanderung

Mi.,25.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1515, 13.337 sm von HH

Quilotoa-Lagune

Quilotoa-Lagune

Was so eine Gratwanderung an den Tag bringen kann: der Mann, der mit mir um die Welt segelt und 16 Meter in den Mast klettert ohne mit der Wimper zu zucken, der Mann, den ich seit 19 Jahren kenne, dieser Mann mag nicht auf einem Grat wandern. Zumindest nicht, wenn es rechts und links senkrecht abwärts geht. „Umdrehen?“, schlägt er vor. Ich schüttel den Kopf: „nein“.
Grade haben wir uns die schlimmste Steigung empor gekämpft. Der Weg ist mit Rollsplitt abgestreut. Oder mit rutschigem Mullersand. Da möchte ich nicht auf dem Hosenboden wieder runter rutschen.
Mehr zu sprechen, liegt nicht drin. Mir fehlt die Luft. Der Wind haut die Lungen voll eisiger Luft. Das hilft auch nicht. Alle paar Meter müssen wir stehen bleiben und nach Atem ringen.

Der Anfang wiegt uns in Sicherheit

Der Anfang wiegt uns in Sicherheit

 

Der erste Zacken ist brutal

Der erste Zacken ist brutal

An einigen Stellen geht es rechts und links senkrecht runter

An einigen Stellen geht es rechts und links senkrecht runter

Vor uns liegt, wunderschön, die Quilotoa-Lagune. Der Kraterrand sieht wie die gezackte Kante einer halben Eierschale aus. Wie zu Pilhuhns besten Zeiten. Der Weg führt genau auf dem Saum der Eierschale lang. Harmlos sieht es aus, beachtet man den ersten Zacken nicht.
Der steigt über 400 Meter auf knapp 4000 Meter an. Wenn wir den geschafft haben, wird es leichter, stärken wir unser Entschlossenheit.

Die kleinen Piks in der zweiten Hälfte sollen uns noch fertig machen

Die kleinen Piks in der zweiten Hälfte sollen uns noch fertig machen

So kann man sich irren. Dagegen war unser gestriger Ausflug ein Pony-Geburtstag. Die Zacken nehmen kein Ende: 30 Meter hoch, 70 Meter runter, 60 Meter hoch, 60 Meter runter. Zeitweise ist der Weg gut, dann wieder voll Geröll oder es liegt eine dünne Zuckersand-Schicht auf festem Untergrund. Rutschig wie Glatteis. Natürlich ist der Krater-Grat an solchen Stellen besonders schmal. Mein Seemann kann dann gar nicht lachen. Es ist unfassbar anstrengend und unglaublich schön. Lohnt sich die Mühe? Die Frage erübrigt sich, es ist eine der hübschesten Wanderungen, die wir bisher gemacht haben.

Atempause bei jeder Gelegenheit

Atempause bei jeder Gelegenheit

Da liegt der schlimmste Teil hinter uns - und der schlimmste Teil vor uns
Der Blick auf die schneebedeckten Nachbarn
Traumhaft schöner Blümchen- und Gräserbewuchs

Atempause bei jeder Gelegenheit

Atempause bei jeder Gelegenheit

Die Lagune, die unter uns liegt, ist 1280 bei einem gewaltigen Ausbruch des Quilotoa entstanden. Der Ausbruch hatte Stärke 6 auf einer Skala bis 8. Die Lavaströme ergossen sich in den 200 Kilometer entfernten Pazifik. Zehn-Kubikkilometer Tephramassen wurden 25 Kilometer hoch geschleudert. Der Quiloto steht unter dem Verdacht für die kleine Eiszeit mit Hungersnöten in Europa verantwortlich gewesen zu sein. Jetzt liegt alles friedlich vor uns. Einige Bauern beackern die Kraterwände mit Mais und Kartoffeln. Eine Familie errichtet grade ein Wohnhaus auf dem Kratersaum. An einer Flanke sehen wir eine Wiederaufforstung mit Nadelbäumen.

Der Wert einer Immobile bemisst sich an der Lage, der Lage und der Lage
Unten an der Lagune kann man sich ein Kanu mieten
Wunderbare Wanderung

Zwölf Kilometer und sechs Stunden später ist die Umrundung geschafft. Uns sind eine Handvoll Wanderer entgegen gekommen oder haben uns überholt. Die meisten bleiben an der Aussichtsplattform an der Straße. Im kleinen Ort Quilotoa am Kraterrand, der nur aus Restaurants und Hostals für Kraterbesucher besteht, finden wir schnell einen Pick-Up, der uns für 5 USD ins vierzehn Kilometer entferne Zumbahula zurück bringt.

Hawapati – ein unmöglicher Aufstieg

Di.,24.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1514, 13.337 sm von HH

„Wir suchen uns einfach einen Feldweg und gehen auf eigene Faust los“, ist unsere Idee beim ersten Frühstück in Zumbahua. Es gibt wenig Informationen über Zumbahua zu finden.
Was klar ist: der 10.000-Einwohner-Ort liegt auf 3.600 Meter und die Häuser haben noch immer keine Heizung. Unser Hostal (unser schlechtester Griff bisher-das Zimmer ist hellhörig, winzig klein und die Wirtsleute sind unfreundlich) bewahrt seine Gäste vor dem Erfrieren durch drei Lagen Lama-Decken und einen elektrischen Radiator.

Wir treten auf die Straße und unser Problem löst sich südamerikanisch in Wohlgefallen auf. „Nach Quilotoa?“, fragt uns ein Pick-up-Fahrer. „Nein, dahin wollen wir erst Morgen. Wir suchen einen schönen Wanderweg hier im Ort.“ Der ältere Typ zeigt mit dem Finger auf einen nahen Berg. „Da müsst ihr hoch, auf den Hawapati, schöner Weg, schöne Aussicht. Kommt, steigt ein, ich nehme euch mit und zeige euch wo der Wanderweg losgeht.“

Eigentlich ist der Berg unbezwingbar

Hawapati -Eigentlich ist der Berg unbezwingbar

Bergdörfer
Getreideernte

Zu dem Angebot sagen wir nicht nein. Er fährt uns bis zum Dorfrand und schmeißt uns raus. Wir verstehen noch ‚Wasserhaus und blau‘, dann ist er verschwunden. Wir stehen am Fuß eines kleinen Hügels, vielleicht vierhundert Meter hoch. Und steil. Wir stiefeln erst mal los. Das blaue Wasserwerk finden wir noch, aber keinen Weg. Da blinzelt uns ein Guanako mit seinen langen Wimpern oberhalb des Weges an. Na, wo der laufen kann, schaffen wir das auch.

Diese Wimpern - Guanako

Diese Wimpern – Guanako

Quer durch Puna-Gräser, Wiesenblüten und Steine stolpern wir unserem vierbeinigen Führer hinterher. Als es so steil wird, dass wir schon fast nicht mehr voran kommen, treffen wir endlich auf den Weg.

Kletterei

Kletterei

Inzwischen dürften wir auf 4000 Meter sein und keine Ausrede ist zu doof, um einen Stopp einlegen zu können: Foto machen, Schuhe zubinden, Nase putzen, wieder die Schuhe und noch ein Foto. Wir pumpen wie die Maikäfer, eine Unterhaltung ist unmöglich. Achim geht so weit, dass er in ein Stachelgewächs greift, nur um sich in einer Pause die Stacheln aus der Hand ziehen zu können.

Der Griff in die Dornen

Der Griff in die Dornen

Pause

Pause

Der gefundene Weg schlängelt sich in steilen Serpentinen den Hügel hoch. Zeitweise brauchen wir die Hände, um uns am Gras hochzuziehen. So richtig ins Schwitzen kommen wir nicht. Der Wind ist ziemlich eisig und wenn die Sonne hinter Wolken verschwindet, brauchen wir die Mützen.
Aber irgendwann sind wir dann oben. Wie in den Bergen üblich, belohnt uns eine grandiose Aussicht für unser Mühen.

Ackerbau bis in die letzte Bergspitze

Ackerbau bis in die letzte Bergspitze

Für Wald ist im Tal kein Platz mehr

Für Wald ist im Tal kein Platz mehr

Allerdings auch hier Anden-übliche Bild: Jeder einzelne Quadratmeter ist beackert. Alle Bäume abgehackt. Verbaut und vor allem verheizt.
Örtlich wird Wiederaufforstung betrieben. Dabei hält Ecuador sogar einen Weltrekord mit 650.000 gepflanzten Bäumen an einem Tag. Leider wird hierfür häufig der schnellwüchsige Eukalyptus verwendet, der den heimischen Pflanzen zusetzt, da neben Eukalyptus kaum eine andere Pflanzenart wachsen mag.

Blick auf Zumbahula

Blick auf Zumbahula

Gipfelkreuz

Gipfelkreuz

Zumbahula ist ein kleines Berg-Kaff. Authentisch. Nicht gerade wohlhabend, geprägt durch harte Arbeit. Die meisten Häuser sind unverputzt, gerade halb fertig gebaut. Wäsche wird draußen im Hof gewaschen auf einem Waschbrett. Die Ernte wird per Hand eingeholt.
Der Anteil der Indigenas dürfte nahezu hundert Prozent betragen. Die Trachtenquote ist ähnlich hoch, zumindest bei den Frauen. Mit ihren Schultertüchern, Kniestrümpfen, Faltenrock und Filzhut mit Feder wirken die Damen wie vom letzten Schützenfest zurück gelassen. Sicherlich nicht eine der schönsten Outfits.
Gerne wird das Schultertuch durch neumodische Fleece-Decken ersetzt. Hier sind besonders Baby-Decken sehr populär: Bärchen auf himmelblauen Wolken oder Hello-Kitty-Motive. Das macht die Klamotten nicht schicker.

Typisches Wohnhaus - alle ohne Heizung
Eine fast hundertprozentige Trachtendichte
fast wie beim Schützenverein

SV Akka – Andrea Fuchs + Andreas Haensch GER

NACH 13 JAHREN MÖCHTEN WIR UNSEREM WIPI MAL WAS GUTES TUN

Lieber Peter,
kaum sind 13 Jahre Weltreise vergangen, da möchten wir unserem „Wipi“ mal Gutes tun …. er ist etwas wackelig geworden. Das kommt wohl mit Alter so, geht uns nicht anders. Geht aber immer noch brav seine Wachen. Wir hätten jetzt Zeit, die typischerweise betroffenen Delrinteile zu erneuern … und ich bastele so gern.  ;-)) 
Deckt sich das mit Deiner Erfahrung? Was empfiehlst Du?
Alles Gute und beste Grüße von Trinidad … Hurrikanpause
Andreas Haensch und Andrea Fuchs

SV Fairy Queen – Ronald Janssen NED

BOWMAN 45DS – CLEVER FITTING


Dear Peter, We really enjoy our Windpilot on the Fairy Queen, it steers perfect!

We now have mounted the Windpilot on a „plastic“ plate which we can slide in 2 slots. 1 when we are sailing and a „parking“ slot when we are for anchor. I think a perfect solution when a Windpilot in boats centre is not desired.
All the best,
Greetings,
Ronald
Fairy Queen

SV Annabel – Nigel Slack UK

PACIFIC LIGHT ON VEGA

Hi Peter, here’s the Pacific Lite on my Albin Vega Annabel.
It’s a great piece of kit – I use it all the time for single handed & short handed sailing. I am using it whenever there was wind to sail – it’s an essential piece of kit on Annabel!
Regards 
Nige – Annabel

SV Kati Kati – Eckehard Schulz GER

MIT JEANNEAU 26 NACH KALININGRAD

Hallo Herr Foerthmann,
den Winter über konnte ich nun meine „große Reise“ Rund Ostsee vorbereiten und Mitte Mai bin ich dann von meinem Heimatrevier aus die Flüsse Spree und Oder lang runter in Richtung Stettiner Haff gestartet.

Überwiegend habe ich als Crew immer einen Mitsegler auf der Tour dabei, idR Freunde aus allen Zeiten, die sich sofort für ein Stück Mitsegeln interessierten. Bisher war ein richtiger Segler mit Erfahrung dabei, der selbst Eigner einer neuen 35 Fuß Degerö ist. In kurzen Worten, die Windpilot funktionierte auf Anhieb sehr gut und ich werde meinen Freunden im Segelclub die selbst größere Touren machen, anhand der Plotter Aufzeichnungen zeigen können, wie gut die Windpilot steuert. Inzwischen habe ich Sie auf allen möglichen Kursen genutzt auch bei achterlichem Wind auf dem kleinen Boot, sicheres steuern – das macht Spaß. Eine Bewährungsprobe war bei Starkwind auf Kaliningrad zu, da mussten wir (ich) unterwegs noch einmal Kontakt zu Boarderguard und anderem Traffic Control aufnehmen – ich war defacto Single handed unterwegs – 1,5m Welle – Boot hat sicher Kurs gehalten.
Also alles bestens.
Mit seglerischen Grüßen von der Ostsee z.Z. Saaremaa (Estland)
Eckhard Schulz
SY KatiKati