Monat: März 2018

Darf ich vorstellen?

Sa., 03.Mrz.2018, Panama/Shelter Bay, Tag 1372, 12.404 sm von HH

Das ist ‚Gonzo‘ unser neues Crew Mitglied. Wir haben ihn nach dem hibbeligen blauen Trompeter aus der Mupped Show benannt, weil er so hektisch von einem Ort zum anderen springt.

Gecko Gonzo

Gecko Gonzo

Gonzo ist winzig, grad vier Zentimeter groß und wohnt im Bad. Er hat es aber auch schon bis in die Pantry geschafft. Gonzo ist herzlich willkommen. Im Augenblick hat es zwar gar keine Mücken hier in der Marina, aber man weiß ja nie. Vier Tage Regen und die Situation sieht anders aus. Und Fruchtfliegen wird er wohl auch verschlingen können.

Dann entdecke ich ‚Grobi‘ und ‚Kermit‘ unter der Gräting im Cockpit.
Nanu, hoffentlich gehen uns nicht bald die Mupped-Namen aus. Grobi ist noch ein Baby, vielleicht zwei Zentimeter lang.
Und wo kommen die überhaupt alle auf einmal her? Sie werden wohl kaum mit ihren kleinen Stummelbeinchen entschieden haben, ‚da gehen wir mal 150 Meter den Steg bis zur Atanga, Tampen hoch und ziehen ein‘.
Wie müssen sie mit einem Karton oder im Rucksack eingeschleppt haben.

Drei Geckos sind genug. Bleibt abzuwarten, ob ‚Kermit‘ jetzt vielleicht ein Mädchen ist. Ich habe gelesen, dass sich Geckos prächtig vermehren…

Speichermedium

Welcher Filmemacher träumt nicht davon, wenigstens ein Mal mit echtem Film zu drehen? Also, mit einer Kamera zu arbeiten, in der sich wirklich noch etwas dreht. Gut, in alten Videokameras mit Magnetbandkassette dreht sich auch etwas. Aber die meine ich nicht. Die Rede ist von einer Filmkamera, die fotografischen Film belichtet.
Ok, wahrscheinlich träumen die älteren Filmemacher, die damit früher gedreht haben, nicht unbedingt davon und sind froh, dass es heute leichter geworden ist, Filme zu machen.
Mich interessiert das Thema allerdings schon sehr lange, weil es für mich eben völliges Neuland ist und durch die unterschiedliche Ästhetik zwischen analogem und digitalem Film einen starken Reiz ausübt.
An 35mm Film denken wir dabei aus Kostengründen am besten erst mal nicht. Auch nicht an 16mm, wobei so ein Maschinchen schon das ein oder andere mal den Weg in meine Traumwelt gefunden hat. Bleiben wir realistisch. Also, Super 8.
Eine solche Kamera in exzellentem Zustand liegt seit einer ganzen Weile in meinem Ausrüstungsschrank. Genauer gesagt handelt es sich um eine Braun Nizo S800. Ein High End Model aus den 70ern mit Schneider-Kreuznach Objektiv und allen technischen Finessen, die seinerzeit möglich waren. Das gute Stück kostete 1971 „schlappe“ 2.200 Deutsche Mark. Inflationsbereinigt entspricht das einem heutigen Wert von etwa 3.600 Euro. So eine Maschine konnten sich damals nicht viele Menschen leisten.
Ich habe für diese Kamera in Bestzustand mit Originaltasche exakt Zweiunddreißig Euro bezahlt. Das Angebot beinhaltete bereits den umgebauten Belichtungsmesser, weil es dafür heute keine Quecksilberbatterien mehr gibt. Sechs Eneloop-Akkus zur Stromversorgung waren auch noch dabei. Sprich, solche Kameras bekommt man heute hinterhergeschmissen.

Gedreht habe ich bis jetzt noch nicht damit. Nicht, dass ich nicht wollte, im Gegenteil. Ich bin das ein oder andere Mal mit dem Gerät in der Hand durchs Haus gelaufen und habe „Film machen“ geübt, nur eben ohne Film und das hat einen ganz entscheidenden Grund: Eine einzige Super 8 Filmrolle von Kodak kostet mehr, als ich für die Kamera bezahlt habe. Aktuell wird dafür etwa 38 Euro verlangt. Autsch!
Mit einer solchen Filmrolle kann man bei einer Bildwiederholrate von 18 Bildern pro Sekunde gerade mal etwas mehr als 3 Minuten drehen. Die 18 Bilder pro Sekunde waren bei Super 8 der Standard. Da meine Nizo S800 allerdings auch 24 Bilder pro Sekunde beherrscht, würde ich natürlich damit drehen. Also, nur noch 2,5 Minuten Laufzeit pro Rolle, gesetzt den Fall, ich verhunze nicht ein einziges Bild und gesetzt den Fall, ich drehe nicht eine einzige Zeitlupe. Denn das kann die Nizo S800 ebenfalls. Bleiben also realistisch etwa 2 Minuten Film pro Rolle, ungeschnitten.

Hat man nun so eine Filmrolle abgedreht, muss sie natürlich auch noch entwickelt werden. Das kostet dann um die 18 Taler pro Rolle. Danach hält man einen Negativfilm in der Hand. Den könnte man nun bereits digitalisieren (was sehr aufwändig ist und auch wieder kostet), um ihn anschließend am PC zu schneiden. Projizieren kann man so einen Negativfilm noch nicht, dazu muss er zunächst in einem aufwändigen Verfahren auf Farbpositive umkopiert werden. Soweit ich weiß, gibt es aktuell nur ein Kopierwerk im Land, das diese Technik beherrscht und über die Preise sprechen wir besser erst gar nicht.
Es gibt noch einige weitere Möglichkeiten, bis hin zur Eigenentwicklung von Schwarzweißfilm…

Ich habe mich jetzt nach langer Grübelei jedenfalls für 3 Rollen Kodak VISION3 50D entschieden und halte diesen Schatz seit heute Mittag in den Händen. Eigentlich würde ich am liebsten gleich die Verpackung aufreißen und loslegen, aber Stopp! Das Zeug ist für mich kostbar wie Gold.

Ich werde nie wieder über Preise für Speicherkarten jammern.

Achso, ich habe ja noch gar nicht erzählt, was ich mit dem Filmmaterial überhaupt machen will. Die Nizo und die Filme kommen mit auf die nächste Reise mit Nomade. Ich möchte damit unterwegs, neben dem (digitalen) Film und den Videoupdates, einen Kurzfilm drehen.
Für 6 Minuten Rohfilm ist also, unabhängig vom Ausgang der Crowdfunding-Kampagne, gesorgt.