Kategorie: Atanga

Vorbereitungen für den Roadtrip und das abrupte Ende

17.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3454, 28.812 sm von HH

Bereits in Fiji haben wir uns viele Gedanken über unseren Roadtrip gemacht. Die zentrale Frage – womit wollen wir fahren? Ein Wohnmobil oder Van wäre natürlich unglaublich komfortabel, aber die sind uns viel zu teuer. Außerdem hätten wir gerne ein geländefähiges Auto. In Australien gibt es mehr Schotterpisten als normale Straßen. Mit einem Wohnmobil stößt man schnell an Grenzen, wo man noch fahren kann. Also sollte es ein Geländewagen sein. Am liebsten hätten wir einen gekauft, der bereits fertig ausgerüstet ist, aber die sind schwierig zu finden. Und schon gar nicht hier in der Provinz, sondern da, wo Backpacker ihren Urlauben beenden. Gut, wir haben dann ja unseren schönen 4×4 Toyota Landcruiser Prado gefunden. Leider komplett nackig, außer einem Dachgepäckträger.

In Australien existiert eine unfassbare Outdoor-Adventure-Road-Trip-Industrie. Jede Kleinstadt hat mehrere Läden. Riesige Geschäfte mit Artikeln von deren Existenz wir nicht mal wussten. Daneben gibt es Internetanbieter, die tatsächlich alle Angebote auch auf Lager haben und innerhalb von Tagen vor die Haustür liefern. An Bord glüht das Internet: In den Warenkorb. Ein paar Tage später fühlt es sich wie Weihnachten an.

Der absolute Clou sind Schubladen für die Ladefläche im Landcruiser. Wir kaufen ein Zweier-Set. Die Schubladen laufen auf Rollen und lassen sich während der Fahrt verriegeln. Sind mit Filz gepolstert, damit Gegenstände nicht so klappern. Das Beste ist die ausziehbare Platte der linken Lade. Dort kann man den Kühlschrank an Ringen befestigen und aus dem Wagen nach hinten ziehen, um ihn leichter befüllen zu können. Wir sind begeistert.
Leider, leider sind die Laden ein kleines Stück zu breit für unser altes Landcruiser-Model. An den Radkästen ist die Ladefläche drei Zentimeter zu schmal. Achim bastelt eine Abhilfe. Das Schubladen-Set kommt auf drei Dachlatten (am Boden vom Auto befestigt natürlich) und schon passt es dann doch, da die Radabdeckungen noch oben hin schmaler werden.

Mit Dachlatten drunter passt der Rahmen genau auf unsere Ladefläche

Das Alu-Gestell der Schubladen – die Schuladen sind 90 cm tief – 45 cm breit und 27 cm hoch – da passen halbe Schweine rein

Ausziehbarer Deckel für den Kühlschrank

Umsetzen der Befestigungs-Ösen – passt dann besser zu unserem Kühlschrank

Das war es aber auch schon an Schwierigkeiten. Der Rest läuft wie am Schnürchen. Die Batterie für den Kühlschrank und zum Laden elektrischer Geräte findet einen sicheren Platz hinter dem Beifahrersitz. Das Solarpanel zum Laden der Batterie ist faltbar und nicht  fest installiert. Das werden wir bei Bedarf „irgendwo“ auslegen oder anbinden.

Batterie in einer Box – Solarregler (blau) schon installiert

Wir haben uns für faltbare Solarpanele entschieden – sogenannte Solar Blankets

Und schlafen werden wir im Dachzelt! Wir haben uns für ein Model mit etwas größerer Liegefläche entschieden, damit auch Achim sich noch ausstrecken kann. Der ganze Kasten mit dem Boden, Zelt, Gestänge, Matratze und Leiter wiegt stolze 70 Kilo. Die Jungs auf dem Yard waren so nett das Zelt mit dem Gabelstapler aufs Auto zu heben. Ein erstes Probeliegen war bequem, aber scheußlich ungewohnt. Okay, wir haben es so gewollt. Wackelfrei steht so ein Zelt nicht auf dem Autodach. Zum Glück wiegt unsere Karre fast zwei Tonnen. Zumindest die steht stabil.
Unser normales Zelt plus Schlafmatten aus Neuseeland haben wir behalten. Das kommt ebenfalls mit. Es mag zwischendurch praktischer sein – wir wissen es noch nicht.

Fertig aufgebautes Dachzelt

Probesitzen in zwei Meter Höhe

Das Zusammenbauen bedarf etwas Übung

Zelt mit Harttop – viele Zelte haben auch eine weiche Verpackung

Eine letzte Investition – seitlich am Auto installierte Markise. Schön für Schatten und schön für mehr Spritverbrauch ;-) – aber das fällt bei dem Zelt dann wahrscheinlich auch nicht mehr ins Gewicht.

Unser neuer Tisch – mit rollbarer Tischplatte

So weit, so Vorbereitung. Es fehlten nur noch ein paar Kästen und zwei Stühle. Wir dachten sogar, dass wir Atanga eher aus dem Wasser heben lassen können, als ursprünglich vereinbart. Wir waren fertig zum Einräumen und dann ‚bäng‘. Achim erwischt es zuerst. Grausame Halsschmerzen, kein Appetit. Dafür Durchfall und zunehmenden Husten. Ich folge zwei Tage später. Bei mir ist der Husten nicht so arg, dafür sind die Nebenhöhlen zu und ich habe das zweifelhafte Vergnügen vom kompletten Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Wir haben keine Tests, aber die Diagnose dürfte eindeutig sein: Corona!
Seit über einer Woche liegen wir jetzt im Krankenlager. Es geht langsam aufwärts. Aber wir kommen noch kurzatmig von der Dusche zurück. Ein paar Tage sollten und werden wir uns noch schonen. Am 1.Dezember kommt Atanga an Land. Ab da dürfen wir nicht mehr auf dem Schiff wohnen. Bis dahin sollten wir fertig sein.

Investition
Auto – 8.463 Euro
Zelt – 950 Euro
Kühlschrank  – 271 Euro
Schubladen – 183 Euro
Solarpanel – 183 Euro
Batterie und Box – 156 Euro
Gaskocher – 141 Euro
Markise – 89 Euro
Tisch – 48 Euro
Klappspaten ;-)  – 17 Euro


13

Erster Eindruck von Australien und die ‚Down Under Rally‘

05.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3445, 28.812 sm von HH

Erster Eindruck: ganz schön trocken! Straßengrün und Wiesen sind braun. Schlimmer als am Ende eines sehr trockenen Sommers in Deutschland. Und dabei hat hier der Frühling gerade erst begonnen. „Kein Regen seit drei Monaten“, bekommen wir zu hören. „Zu warm für die Jahreszeit. Die ersten Buschbrände sind ausgebrochen.“

Zweiter Eindruck. Ganz schön platt! Der Hafen in dem wir liegen, nennt sich zwar Port Bundaberg Marina, aber  Bundaberg ist tatsächlich zwanzig Kilometer entfernt. Bis zum nächsten Ort sind es zwei Kilometer. Burnett Heads ist ein kleines Nest mit einem Supermarkt und Apotheke. Die Strecke dorthin ist einfach. Glatte Betonfahrradwege etwas abseits der Landstraße ohne den kleinsten Hügel. Mit Meerblick. Sehr schön, trotz braun verbranntem Grün.

Braun und platt

Der Burnett River – Zufahrt zur Marina

Burnett Heads – Leuchtturm

Das Dorf ist überraschend nett. Ein kleines Café sieht einladend aus, in einem Imbiss gibt es Pies und Burger für wenig Geld. Der Supermarkt hat eine brauchbare Auswahl.
Mitten im Ort stehen die ersten Känguru-Warnschilder. Wir sind verdutzt. Hier am Meer wird es ja wohl keine Kängurus geben? Albern, diese Schilder.

Die berühmten Känguru-Warnhinweise in Australien

Wir schlendern durch den Ort. Ein Ibis sucht sich im Gras etwas Fressbares. In einem Baum hüpfen kleine Papageien oder Loris, die nicht mitspielen beim Fotografieren.  Dafür zeigen sich rosa Kakadus kooperativer. Ungerührt von uns suchen sie unter einem Baum nach Futter.

 

Freundliche Atmosphäre in Burnett Heads

Ibisse laufen durch den Ort und Vorgärten

Der Rosa Kakadu – mit kleinerer Haube als der Weiße Kakadu

Und dann sitzen sie da. Zwei Stück. Unsere ersten Kängurus. Wir gucken, sie gucken zurück. Wir schleichen uns vorsichtig näher. Für vorbeifahrende Autos klar ersichtlich: Touristen unterwegs in Burnett Heads. Von den Einheimischen hält keiner an für ein Känguru. Gewöhnlich wie für uns eine Eichhörnchen im Park. Wir sind jedenfalls begeistert.

Läuft in Down Under!

Super süß – das Östliche Graue Känguru – Größe 85 bis 140 cm

Ansonsten waren wir die letzten Tage gut beschäftigt mit Rally-Veranstaltungen. Vor ein paar Wochen sind wir Mitglied der jährlichen „Down Under Rally“ geworden.  Diese Rally lockt mit diversen Veranstaltungen, guten Gewinnen und Rabatten bei örtlichen Schiffausrüstern und in der Port Bundaberg Marina. Wir werden zwar erst in einem Jahr wieder segeln, aber schnell war ausgerechnet, dass sich die Rally-Startgebühr (450 Euro pro Schiff) auch finanziell für uns lohnen wird.
Es werden für alle Crews die Kosten für die Biosecurity übernommen. Die Kontrolleure sind viertelstundenweise für ihren Aufwand zu bezahlen und eine Anfahrtspauschale wird fällig, so endet man schnell bei 300 Euro und mehr.
Für die ersten drei Monate bekommt Atanga 10 Prozent Rabatt für ihren Parkplatz und so weiter. Einen Hauptpreis haben wir zwar nicht gewonnen, aber immerhin einen tollen Revierführer, den wir gut gebrauchen können im nächsten Jahr.  Cool!

Abgesehen davon waren die Seminare gut gemacht. Viele Informationen über das Revier, Land und Leute. Abends gab diverse Treffen mit Cocktails, Didgeriedoo und Fingerfood. 66 Boote haben sich dieses Jahr eingeschrieben. Zwei Crews kannten wir sogar bereits: Venture Lady und Barracuda aus England. Zum ersten Mal in Papeete getroffen und wieder gesehen in Neuseeland. Venture Lady stand sogar mit uns auf dem Yard in Norsand. Kleine, große Seglerwelt. Nette Bekanntschaften sind dazu gekommen.
Unsere Empfehlung, wer nach Australien kommt mit dem Boot – nach Bundaberg – sollte Rally Mitglied werden. Es lohnt sich.

Weißer Rauch reinigt den Geist und die Seele

Rally Veranstaltungen unter freiem Himmel – tagsüber gute 27 Grad – abends wir es Pullover kühl

Willkommen in Australien von der Rally

P.S. Gestern haben wir unser Auto übernommen. Alles hat reibungslos geklappt. John und Suzanne haben sich als sehr großzügig erwiesen: Beide Tanks (unser Neuer hat einen extra Tank – das ist prima für lange Strecken) waren voll getankt – 159 Liter!
Und Suzanne hat Achim einen Schlafanzug für mich mit gegeben. :mrgreen: Ihr sei er zu klein. Nagelneu und nie getragen und mir würde er bestimmt passen.
Herzig, diese Australier. Läuft in Down Under.


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Unsere Pläne in Australien: Wir werden Landratten!

31.Okt.23, Australien/Bundaberg, Tag 3440, 28.812 sm von HH

Das Schiff kommt an Land und wird verkauft.
Hehe, Scherz. Es kommt nur an Land und wir kaufen ein Auto.

Wir hatten Australien nicht auf unserer Liste. Man kommt hier zwar „vorbei“ beim Segeln um die Welt, kann aber den Besuch auf ein paar Inseln im Norden begrenzen. Als der Franz Poly Plan geplatzt war, mussten wir uns umorganisieren: Nach Fiji wollten wir raus aus dem Zyklon-Gebiet, da lag Australien auf einmal auf dem Tablett.
Aus Gründen *** haben wir fünf (!) Reiseführer Australien an Bord – inklusive zweier Landkarten. Und im Marina-Büro in Whangarei lag noch „Frühstück mit Kängurus“ , ein amüsanter Schmöker über Sitten in Australien, auf dem Buch-Tausch-Tisch. Genug Lektüre also, um sich überhaupt mal mit Australien zu beschäftigen. Aus einem großen roten Fleck auf der Landkarte ist ein großer roter Fleck mit Reiseideen geworden. Endlich weiß ich, wo Adelaide liegt und das der Uluru (früher Ayers Rock) nicht mal ansatzweise in der Nähe von Alice Springs liegt. Höchstens australische Nähe.

Beim Blättern in der Literatur war schnell klar, die wahren Schätze Australiens liegen in der Mitte, im Westen und Norden. Die Ostküste, die wir jetzt erreicht haben, wartet mit Strand, Küste, Schnorcheln und Ozean auf. Schön, aber das Inland erscheint uns verlockender: Halbwüste, endlose Pisten, menschenleere Gebiete, dramatische Landschaften und das berühmte Outback. Ein unklarer Begriff, der alles bezeichnet, was nicht städtisch ist.
Was wollen wir überhaupt sehen? Wo wollen wir unbedingt hin? Die letzten Monate haben wir die Bücher gewälzt und das Internet befragt und sind zu dem Schluss gekommen, wir wollen „alles“.

Somit wird es eine große Inselrundfahrt. ;-) Wir haben ein Visum für ein Jahr, das geht sich zeitlich aus.
– November / Schiff fertig machen (Segel runter usw.)/Auto kaufen/ Hardcore Campingzeug beschaffen.
– Dezember bis Februar / Bundaberg-Sydney-Perth
– März und April /Westküste
– Mai /Flug nach Deutschland
-Juni bis August / Norden, Mitte und nach Bundaberg zurück
– September /Atanga fertig machen/Auto verkaufen
– Oktober /Weiterfahrt … wohin ist noch nicht klar
Wir haben also acht Monate reine Reisezeit. Die Strecke ergibt mit Schlenkern 20.000 Kilometer. Mindestens. Au weia. Australien ist riesig. 4.000 Kilometer breit, 3.500 Kilometer lang (ohne Tasmanien).

Die ungefähre Reiserute – Änderungen und Anpassungen noch offen (Foto credit – google maps)

Mit dieser Idee sind wir hier letzte Woche angereist und die Ereignisse überschlagen sich. In Fiji hatten wir schon immer mal geguckt und befürchtet, dass im kleinen Bundaberg (50.000 Einwohner) nicht das richtige Auto auf uns wartet und wir in die nächste Millionenstadt Brisbane fahren müssen. 350 Kilometer mit dem Zug.
Da liest Achim am zweiten Abend nach unserer Ankunft eine Verkaufsanzeige gleich um die Ecke. Fünf Kilometer entfernt. Die Eckdaten passen genau zu dem, was wir wollen: 4×4 Toyota Prado. Als Diesel und mit Automatik. Tempomat. Nicht teurer als 15.000 AUS$. Wir kontaktieren den Verkäufer.

John und Suzanne stehen am nächsten Morgen, Freitag,  auf dem Parkplatz. Ein herziges Rentner-Ehepaar. Suzanne hat Prospekte der Umgebung für uns dabei, die sie mir in die Hand drückt.
Der Wagen gefällt uns spontan. Super gepflegt, seine 22 Jahre sieht man ihm nicht an. Auch nicht die 360.000 Kilometer auf der Uhr. Nach der Probefahrt ist klar, wir wollen die Karre. Per Handschlag und nach einem Nachlass auf 14.000 Dollar sind wir uns einig.
John und Suzanne haben uns längst eingelullt. Sie machen einen so vertrauenserweckenden Eindruck, dass wir nicht tagelang vor dem Geldautomaten stehen werden, um Bargeld 500 Dollar weise pro Tag, pro Kreditkarte zu besorgen. Wir werden das Geld überweisen, vereinbaren wir. Unser Bauch sagt, das geht gut. Okay, nun kommen Trickbetrüger ja nie mit Piraten-Augenklappe oder Taliban-Bart zu ihren Opfern. Während die Männer über Ummelde-Details sprechen, geht Suzanne mit mir das mitgebrachte Familien-Album durch. Fotos von den Reisen, die sie mit dem Wagen unternommen haben. Trick or Treat?  ;-)

Unser neues Auto – falls John und Suzanne nicht doch eine Art australische Bonnie und Clyde sind

Am Montag wird Achim von John und Suzanne für Ummelde -Formalitäten  (ganz übel kompliziert in Australien) abgeholt. Die beiden haben übers Wochenende kalte Füße bekommen und wollen keine Umschreibung mehr vornehmen lassen, ohne das Geld zu haben. Ein Nachbar hat ihnen den Floh von trickbetrügerischen Ausländern ins Ohr gesetzt, die ja seriös erscheinen, aber tricky trickreich sein könnten.
Jetzt kann Achim sie einlullen. Also wird der Wagen als verkehrssicher geprüft (geht zu Lasten des Verkäufers) und dann auf Achim umgeschrieben und von ihm neu versichert. John und Suzanne dürfen ihn noch fahren bis Donnerstag. Bis dahin ist die Überweisung angekommen und ein Blinklicht, was vom „TÜV“ bemängelt wurde, repariert.

Läuft hier in down under!

*** immer, wenn wir aus Deutschland kommend viel Gepäck dabei haben durften, habe ich Reiseführer gekauft. Über Ziele, die weit in der Zukunft liegen. Gebrauchte Bücher bei Amazon, häufig schon mehr als zehn Jahre alt. Für günstige drei bis fünf Euro zu haben. Restaurant-Tipps sind mir egal. Aber Sehenswürdigkeiten und Kirchen springen nicht an die Seite. Also sind die Bücher zur Planung auch alt noch gut zu gebrauchen.


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Die Ankunft läuft wie geschnitten Brot und unsere Pazifik-Querung ist vollendet

25.Okt.23, Australien/Bundaberg, Tag 3434, 28.212 sm von HH

Als wir das langgezogene Flach vor Bunderberg erreicht haben, schwimmen zum Sonnenuntergang Delphine am Bug. Check ✓
So viele Berichte haben wir gelesen, dass sich die Grenzkontrolle aus dem Flugzeug per Funk melden soll. Hat Achim doch extra dafür die Batterie umgeklemmt. Leider kein Maverick Flugmanöver für Atanga. X
Die letzte Portion vorgekochtes Essen wird warm gemacht. Die Proviantmeisterin freut sich über die ausgezeichnete Planung. Check ✓
Statt Land in Sicht, nur Licht in Sicht. Wann sind wir zuletzt in so einen Hafen eingelaufen? Zeebrugge wahrscheinlich – 2014. Erinnert an meinen BR-Führerschein-Übungstörn. „Was ist das für ein blinkendes Licht“, hat der Segellehrer mich damals gestresst. Navigieren noch mit Papierkarte. Fernglas, Karte, Fernglas, Karte – dann die Erleuchtung: eine Ampel!
Kommen dann aber gut durch den Overkill an Blinklichtern in der Einfahrt. Check ✓
Der Anker fällt um 1:00 Uhr vor der Marina. Check ✓
1535 Meilen – erste Hälfte windig, zweite Hälfte etwas zu wenig Wind. Insgesamt ein guter Törn. Check ✓
Der billige Prosecco aus Fiji schmeckt auch um halb drei Uhr morgens. Check ✓ (Früher gab es Champagner nach langen Passagen – Zeiten ändern sich – 1500 Meilen sind halt keine echte Langstrecke mehr).
Schlimmer als auf See – um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Wir sollen uns um diese unchristliche Uhrzeit bei Bundaberg Rescue melden für die Anmeldung bei Immigration und Biosecurity. Ausschlafen wäre besser. X
6:01 Uhr – der fuselige Prosecco macht Kopfschmerzen. Memo an mich selber: nächstes Mal wieder Champagner, auch bei Kurzstrecke. Check ✓
6:30 Uhr – Frühstück mit den letzten verbotenen Eiern. Check ✓
9:10 Uhr ist das Schiff wieder in den sauberen Fiji-Abfahrt-Zustand zurück versetzt. Cockpit und Scheiben entsalzen. Check ✓
Alles aufgeräumt und Fußboden gefeudelt. Check ✓
Drei Tüten mit Müll sortiert: Recycling. Abfall. Verbotenene Lebensmittel. Check ✓
Tüten beschriftet. Check ✓
9:20 Uhr – Funk von der Marina – sie haben doch schon heute einen Liegeplatz für uns (statt ab Morgen gemäß unserer Reservierung). Check ✓
9:30 Uhr – Machen an unserem Liegeplatz fest. Immigration wartet schon auf dem Steg. Dreißig freundliche Minuten (kein Stempel mehr in den Pass, schade) später sind wir einklariert.
Check ✓
11:00 Uhr – Der gefürchtete Mann von der Bio-Sicherheit taucht auf. Auf seiner Schirmmütze steht: „Biosecurity matters“. Check ✓
11:10 Uhr – Er schreibt mit der Hand Eckdaten von Crew und Schiff in ein Formular, die wir bereits per Mail überliefert haben. Die doppelte Arbeit macht ihm aber Spaß. Gleicher Jahrgang wie Joachim, freut er sich. Er sei drei Monate älter, stellt er fest. Er hat gute Laune. Check ✓
Vom Steg gegenüber schallt laute Musik. Fleetwood Mac, erkennt unser Mann. Die Laune steigt. Er wippt mit dem Fuß. Das moderne Zeug könne man ja nicht Musik nennen. Wir nicken brav.
Check ✓
11:30 Uhr – Wir gehen alle nach unten. Kritische Holzdeko aus unbehandeltem Holz (Weihnachtsbäume usw. aus deutscher Produktion) und gesammelte Muscheln liegen offen auf dem Tisch. Der Weihnachtsbaum gefällt ihm. Ich darf alles behalten. Check ✓
Mit der Taschenlampe leuchtet er in Schapps und Schränke. Achim muss ein paar Sitzkissen hoch heben und ein Bodenbrett öffnen. Akribische Ordnung – alles klinisch rein. In unserer Bilge kann man nach der Fiji-Aktion operieren. Unser Mann ist zufrieden. Check ✓
Er wirft einen Blick in unseren leeren Kühlschrank. Ihm kommen selber fast die Tränen. Check ✓
11:45 Uhr – Inspektion beendet. Keine Beanstandungen. Nichts wird uns abgenommen.
Check ✓
Den vorsortierten Müll möge ich bitte in eine Tüte packen. Sei für ihn dann einfacher. Er zieht glücklich von dannen. Check ✓
12:15 Uhr – Wir melden und im Hafen-Office. Die Marina berechnet uns für die Müllentsorgung 20 Euro. :shock:
13:00 Uhr – Wir stopfen lustvoll Fish and Chips zum Mittag in unsere Bäuche. Check ✓

Fürs Abendessen sieht es allerdings finster aus. Das Hafen-Restaurant hat mittwochs geschlossen. Einen Laden gibt es auf dem Gelände nicht. Der nächste Ort ist zwei Kilometer entfernt. Das wird heute nichts mehr, dass wir uns dahin aufraffen. Abends gibt es also Spaghetti mit Tomatensauce. Ohne Zwiebel, ohne Knoblauch. Ohne Sahne. Man könnte gleich Ketchup nehmen.
Morgen früh dann Brot mit Marmelade ohne Butter … Check ✓

Egal, Live is wonderful.
Wir haben nun den Pazifik überquert. In einer Nussschale eigentlich, wenn man sich den großen Ozean vor Augen hält. In seiner breitesten Ausdehnung beträgt er 15.000 Kilometer = 8.300 Meilen. Tatsächlich sind wir die doppelte Strecke gesegelt. Genau 16.252 Meilen.
Wir sind glücklich und auch ein wenig stolz, das geschafft zu haben.
Double Check ✓✓

Unsere Route (und ein wenig hin und her in Franz Poly): 16.252 Meilen. Foto credit: open CPN

Atanga jetzt mit zwei Bäumen

und können trotzdem noch die kleine Fock setzten – echte Segelfreunde werden noch aus uns

Der Kleine wirkte sehr gerupft und erschöpft

Noch ein Mitreisender – die Haufen sind enorm, die so ein Vogel hinterlassen kann

Zwei Tage hatten wir eine unglaublich hohe Dünung

geschätzte vier Meter – harmlose Wasserberge

Sehr große Delphine kurz vor Bundaberg – vielleicht Riesentümmler


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Fiji nach Australien – Tag 13 – Gestörte Nachtruhen

24.Okt.23, Pazifik, Tag 3433, 28.140 sm von HH

Inzwischen haben wir keine Strömung mehr gegen uns. Im Gegenteil! Wir werden prächtig geschoben und schaffen ein etmal von 147 Meilen. Und das mit einem Püschi-Plüsch-Wind von drei bis vier Windstärken. Das klingt nach einer geruhsamen Nacht, aber nix da. Es ist mehr Aktion an Bord angesagt als bei Starkwind. In der Nacht dreht der Wind weiter auf Norden – unser Ziel-Kurs ist mit der ausgebaumten Genua nicht zu halten. Wir wechseln auf die Fock. Dann schläft der Wind ein. Wir nehmen die Segel runter, die Maschine tackert. Ein paar Stunden später ist der Wind ist wieder da, jetzt passt es wieder mit der Genua besser.
Einer alleine kann diese Manöver nicht fahren, weil das Ruder der Windsteueranlage aus dem Wasser geholt werden muss. Und unsere einzige ernst zunehmende Regel an Bord lautet: Keiner verlässt das Cockpit, wenn der andere schläft. Also wird der jeweils andere geweckt, wenn es gar nicht anders geht.

Und dann ist da noch dieser verträumte Fischer. Der fährt schon eine Weile im Zick-Zack neben uns her. Mal in die, mal in die andere Richtung. Zwischen zwei und vier Meilen Abstand.
Dann kreuzt er unseren Weg. Nicht schlimm, beobachte ich so vor mich hin, die Sache geht sich aus. Das AIS zeigt mir, dass der dichteste Punkt unserer Annäherung in acht Minuten 250 Meter betragen wird. Ich luve sicherheitshalber, soweit unsere ausgebaumte Genua das zulässt, noch etwas an. 500 Meter Abstand sind noch besser, finde ich.  Da wechselt der Verrückte unvermittelt den Kurs und fährt uns direkt vor den Bug. Mit großen Augen starre ich auf den Plotter: „Noch vier Minuten…Abstand 43 Meter“, kalkuliert das AIS. Hei, das ist knapp. Gut manövrieren kann ich nicht, wohin auch, mir gehen die Ideen aus. An den Funk geht er sowieso nicht. Der Kahn hat nicht mal einen Namen, sondern wird nur als Nummer 3741 geführt. Da wecke ich doch mal eben schnell den Skipper. Besser vier Augen können später berichten, wie es zu dem bedauerlichen Unfall kam.

Achim hat sofort die zündende Idee (jetzt weiß man auch, warum er der Kapitän ist und nicht andere Crewmitglieder :mrgreen:  ). Er schaltet die Decksbeleuchtung an. Sogleich liegt Atanga im gleißenden Licht auf dem Ozean. Der Fischerman ist zwar bekloppt, aber nicht blind. Sofort wechselt er den Kurs zurück. Und Achim wechselt ins Bett zurück.
Etwas viel Aufregung, da braucht man schon eine Weile, um wieder einschlafen zu können. Kein Wunder, dass wir heute Morgen wieder mit Ringen unter den Augen umherlaufen.

 

Gesegelte Meilen: 147
Rest Meilen: 28 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind)
Bereits gesegelte Meilen: 1463

Position: 24°17,3 S  — 153° 22,4 E

PS Diesen Bericht veröffentliche ich bereits vom Kontinent aus mit Marina WiFi ;-)
Wir sind sicher angekommen. Aus Gründen (der Skipper war’s … hehehe) ist der Bericht von See aus nicht hoch geladen worden.


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Fiji nach Australien – Tag 12 – Schub von hinten

23.Okt.23, Pazifik, Tag 3432, 27.993 sm von HH
Um 20:00 Uhr ist erneut Schluss mit Wind. Die Maschine muss herhalten. Der Gegenstrom, der uns neulich ausgebremst hat, ist eindeutig ein Tidenstrom. Alle paar Stunden wechselt er seine Richtung. Wobei an Bord – der vielleicht nicht ganz objektive – Eindruck besteht, dass der Strom mehr stoppt als Schwung nach vorne gibt. Diese Nacht ist aber alles prima. Mit bis zu sieben Knoten werden wir Richtung Australien geschoben. Das schafft Meilen vom Konto runter. Nach sechs Stunden ist der Wind wieder da. Statt aus Süd-Ost nun aus Nord-Ost. Genauso schwach wie zuvor. Mehr als 12 Knoten sind es auf keinen Fall. Ohne Schaukelei segeln wir mit vier Knoten durch die Nacht. Gegen Mittag dann wieder Flaute. Die Maschine hämmert (Und der Skipper freut sich, dass er noch einen Ölwechseln in Fiji vorgenommen hat).
Australien ist ja berüchtigt für seine giftigen Tiere an Land und im Wasser. Die ungesundesten Geschöpfe der Welt leben in Down Under. Nicht ganz wenige Menschen würden deshalb niemals Australischen Boden betreten. Wir haben grade zwanzig Meilen die eingezeichnete Grenze (wahrscheinlich wirtschaftliche Nutzung) zwischen Australien und Fiji überfahren, da tauchen die ersten giftigen Geschöpfe auf. Plötzlich treibt alle fünfzig Meter auf dem glattgezogenen Wasser ein Segel der Portugiesischen Galeere neben Atanga. Das eskaliert ja schnell hier. ;-)

Gesegelte Meilen: 101 Rest Meilen: 167 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1316 Position: 24°09,8 S — 155° 52,2 E

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7

Fiji nach Australien – Tag 11 – Der Pazifik, der Friedliche

22.Okt.23, Pazifik, Tag 3431, 27.892 sm von HH
Der Wind ist wieder schwächer – nur noch drei Windstärken. Und er kommt einen Ticken zu östlich, so dass wir wieder etwas vor dem Wind kreuzen müssen. Die imposante Dünung der letzten zwei Tage hat ebenfalls Normalmaß erreicht. Die, durch den achterlichen Wind zwangsweise entstehende Rollerei, hält sich tatschlich in Grenzen. Wir haben nichts auszustehen, außer dass es etwas länger dauert. Seit Stunden schaffen wir weniger als vier Knoten im Schnitt.
Mit so viel Schwachwind hatten wir auf diesem Törn nicht gerechnet. Das bringt die Pantry-Besatzung ins Schwitzen. Die war ja von zwölf Tagen Anreise ausgegangen. :mrgreen: Ein paar Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln sind der letzte Rest an frischen Sachen. Der letzte Apfel ist gegessen.
Zuviel wollte ich nicht bunkern, da wir ja alles weg werfen müssen bei der Ankunft. Ein Balance-Akt, der ab Morgen zur Verordnung von Dosenpfirsichen führt. Und Leute, esst mehr Eier. Es sind noch reichlich Eier da! So wie es aussieht, noch drei Tage Segelarbeit plus Einfahrt in den Fluss an dem Bundaberg liegt. Bei viel Wind muss man einen hässlichen Umweg fahren um eine eigentlich vorhandene Einfahrt in das Riff. An dem flachen Durchbruch sollen sich unangenehme Kreuzseen bilden. Der Umweg scheint für uns erspart zu bleiben, wenn der Wind so schwach bleib. Diese Einfahrt in das Riff ist der Beginn vom Great Barrier Reef. Das klingt doch ganz und gar nach Australien. Die Aufregung steigt.
Gesegelte Meilen: 102 Rest Meilen: 295 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen oder nur 20 bei wenig Wind) Bereits gesegelte Meilen: 1215 Position: 24°1,0 S — 157° 54,4 E

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12

Fiji nach Australien – Tag 10 – Winddreher

21.Okt.23, Pazifik, Tag 3430, 27.790 sm von HH
Die Nacht ist unverändert bescheiden. Der Wind kommt Weiterhin aus Südwesten mit drei, vielleicht vier Windstärken. Nur weil wir am Wind segeln, stehen die Segel. Immerhin können den Kurs halten und ersparen uns unerwünschte Extrameilen durch Kreuzschläge. Und keine nächtlichen Manöver nötig. Wir können unsere Freiwachen mal wieder durchschlafen. Puh. Die Ringe unter den Augen danken es.
Und dann endlich, mit deutlicher Verspätung, am Morgen kommt der versprochene Winddreher. Auf einmal haben wir den Wind von achtern. Aus Schräglage wird Genusssegeln – innerhalb von einer halben Stunde. Dazu legt der Wind noch ein Brikett drauf. Seit fünf Stunden zieht uns die ausgebaumte Genua mit fünf Knoten nach Westen. Die Sonne lacht, die Herzen sind froh, noch 400 Meilen bis „Buffalo“.
Es soll so bleiben, sagt die Vorhersage. Daumen drücken. Dann wären wir in vier Tagen da.
Gesegelte Meilen: 88 Rest Meilen: 407 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1113 Position: 23°21,2 S — 159° 32,6 E


7

Fiji nach Australien – Tag 9 – Neptuns Scherze

20.Okt.23, Pazifik, Tag 3429, 27.702 sm von HH
Über fünfzig Stunden segeln wir jetzt schon am Wind. Es ist anstrengend. Und unseren Schönheitsschlaf bekommen wir auch nicht, weil uns nachts ständig irgendwelche Störungen zu Segelmanövern zwingen.
In dieser Nacht schläft der Wind wieder ein. Wir nehmen die Segel runter und werfen für fünf Stunden die Maschine an. Im Morgengrauen ist der Wind wieder da. Er kommt jetzt einen Tick südlicher, so dass wir Zielkurs anlegen können. Mit Fock und Großsegel ungerefft müssten eigentlich mit vier Knoten voran kommen. Aber es hält uns etwas an der Stoßstange fest. Müde 2,5 Knoten bekommt der Kahn auf die Schiene. Gegenströmung! Wie gemein ist das denn bitte? Meine Prognose war, dass wir in zwölf Tagen in Australien sind. Zum Glück habe ich nicht gewettet.
Am Vormittag bringt ein Wolkenfeld für ein paar Stunden mehr Wind. Schon sprüht wieder Gischt ins Cockpit. Schräglage und Unbequemlichkeit für mindestens sechs Knoten Speed und wir trödeln mit 4,5 Knoten vorwärts. Ein wenig sinnvoller Einfall von Neptun. Wir sollten ihm mehr Schnaps geben. Oder noch besser, ihn selber saufen. :mrgreen:
Und damit wir uns so richtig schlecht fühlen, holt von hinten ein anderes Segelboot auf. Die Kiwi-Crew kommt auf 250 Meter an uns heran. Ein kurzer Funkkontakt und wir sind wieder allein. Der Kat ist deutlich schneller als wir. Die lange und hohe Dünung rollt noch immer aus Südwesten unter uns durch. Mit dem Katamaran als Reverenz kann man jetzt richtig gut sehen, wie erstaunlich hoch sie ist. Im Wellental bleibt nur noch die Mastspitze sichtbar.

Gesegelte Meilen: 98 (in 13 Stunden – wir haben für eine Stunde sie Uhren zurück gedreht. Eine Stunde müssen wir noch, um auf Bundaberg-Zeit zu kommen) Rest Meilen: 495 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 1025 Position: 23°16,8 S — 161° 29,4 E


8

Fiji nach Australien – Tag 8 – hoch am Wind

19.Okt.23, Pazifik, Tag 3428, 27.604 sm von HH
Wir sind weiter hoch am Wind unterwegs. In der Nacht ist der Wind auf drei Stärken zurück gegangen. Ohne den nötigen Luv-Druck liegen wir 25 Grad, ja bis zu 30 Grad, neben dem Zielkurs. Dümpeln mit drei Knoten auf ruhiger See. Am Vormittag frischt es deutlich auf. Wir sind wieder im Spiel. Die Windsee hält sich in Grenzen und wir kommen ungerefft ganz gut voran. Die Schapps von Atanga sind leer wie nie. Dort wo sonst Futter für eine Kompanie eingelagert ist oder auch mal Wein-Schmuggel im mittelgroßen Stiel, dort herrscht gähnende Leere. Hungerte Mäuse verlassen das Schiff. Einen Wassertank haben wir ebenfalls nicht gefüllt. So um viel Ballast befreit, tänzelt Atanga gut gelaunt durch die Wellen. Kein tiefes Eintauchen mit dem Bug. Es läuft prima.
Uns kommt jetzt eine coole Dünung entgegen. Lang gezogen. Klar definiert. In langen Abständen. Mindestens drei Meter hoch. So muss Dünung sein. Die merkt man gar nicht. Unbeeindruckt fährt das Schiff seinen Kurs.
Am Abend flattert ein junger Tölpel neben uns. Richtig segeln kann er noch nicht. Aufgeregt flattert er in Küken-Manier mit seinen Flügeln. Vergeblich sucht bei uns einen Landeplatz und landet dann erschöpft im Wasser. Zehn Minuten später ist er wieder da. Jetzt in Begleitung von zwei erwachsenen Tieren. Wieder landet der Kleine auf dem Wasser. Die Großen drehen ein paar Kreise um den Schwimmer.
Dann nimmt er seinen Mut zusammen und zielt genau aufs Achterschiff. Durch seine noch kleine Spannweite schafft er es ohne am Achterstag hängen zu bleiben auf dem seitlichen Solarpanel zu landen. Das ist nach unten geklappt, da die Batterie, die es füttert ja tot ist. Wackelig findet er halt auf der Kante. Er sieht zerzaust und mitgenommen aus. Und dann auch noch 150 Meilen vom nächsten Land entfernt. Er erscheint uns sehr geschwächt. Fünf Minuten putzt er sich und schon steckt sein Kopf zwischen die Flügel und er pennt ein.
Später im Dunkeln ist er dann verschwunden. Auf Wiedersehen, kleiner Tölpel. Hoffentlich wirst du nicht zu Fischfutter.
Gesegelte Meilen: 97 Rest Meilen: 576 (plus Einfahrt nach Bundaberg ca. 40 Meilen) Bereits gesegelte Meilen: 927 Position: 23°14,1 S — 163° 2,1 E

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Fiji nach Australien – Tag 7

18.Okt.23, Pazifik, Tag 3427, 27.507 sm von HH
Windvorhersagen, die gut sind, treffen nicht ein. Aber der versprochene Winddreher um 180 Grad, der steht natürlich vor der Tür. Während der Nacht wird der achterliche Wind kontinuierlich schwächer. Um 1:00 Uhr ist dann Schluss – die Segel stehen nicht mehr. Wir werfen für 6 Stunden die Maschine an. Als der Wind morgens wieder kommt, bläst er uns genau ins Gesicht. Von jetzt auf gleich mit fünf Windstärken (unser Windmesser ist ja immer noch kaputt – aber der Handmessapparat zeigt durchschnitt 17 Knoten an). Wir setzten die Fock und das Groß im Reff und segeln hoch am Wind. Unseren Zielkurs können wir leider nicht anlegen. Wir liegen 15 Grad neben dem Kurs. Mehr Höhe liegt nicht drin.
Die Wetterschmiede Australien schickt ein Hoch nach dem anderen Richtung Osten. Diese Hochs bestimmen über unglaubliche Flächen das Wetter im Westpazifik. Und wir befinden uns an der vorderen Kante so eines Hochs, das uns entgegen kommt. Leider, leider ist die Zuggeschwindigkeit niedrig, so dass die Vorhersage für uns Gegenwind von ungefähr 36 Stunden sieht. Mit-den-Augen-roll. Was aber sicher ist, dass er stetig weiter auf Süd und Süd-Ost drehen wird. Solche Hochs sind da berechenbar. Nur die Stärke ist noch unklar. An der Küste von Australien pfeift es heute ganz ordentlich.
So bolzen wir also ziemlich hart weiter westwärts. Aber! Aber bei absolutem Kaiserwetter. Mit dem Winddreher sind alle Wolken verschwunden. Stahlblauer Himmel von Horizont zu Horizont. Ohne Passat fehlen auch tatsächlich spontan die ollen Passatwolken. Tadellos. So einen Himmel haben wir lange nicht gesehen.
Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 657 Bereits gesegelte Meilen: 830 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

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17.Okt.23, Pazifik, Tag 3426, 27.389 sm von HH

Fiji nach Australien – Tag 6
Tag sechs ist Tag der Windstärke vier. Am frühen Vormittag sogar nur noch eine drei. Seit wir den Unterwassersockel wieder verlassen haben, passen die Wellen zum Glück auch wieder zur Windstärke und sind bei moderaten zwei Metern angekommen. Die Holperstrecke liegt hinter uns und Achim konnte erfolgreich den Funk auf die andere Batterie ändern. Guter Mann!
Hinter Neu Kaledonien müssen wir Kurs „West“ segeln – 265 Grad. Der Wind hat inzwischen von Süd-Ost auf 90 Grad gedreht. Er kommt somit genau von hinten. Mit dem Winddreher ist leider die Sonne wieder verschwunden. Es nieselt seit Stunden.
Platt von hinten wollen wir den Wind nicht nehmen – zu viel Rollerei. Wir bleiben bei Genua und gerefftem Groß. Wir kreuzen mit maximaler Höhe vor dem Wind. Seit Neuseeland haben wir einen zweiten Spibaum (von der Seven Seas – liebe Grüße – der Baum ist super für uns) zum Ausbaumen der Vorsegel. Bei einer Halse bleibt der ungenutzte Baum einfach stehen. Sehr praktisch. Wir sehen aus wie ein Krabbenkutter auf der Elbe. Es fehlen nur die Netze. Ein Tölpel fand uns am Abend auch sympathisch und ist auf einem der Bäume einen Augenblick mit uns gesegelt. So richtig Halt, um die Nacht mit uns zu fahren, hat er leider nicht gefunden.
Abgesehen vom Regen sind wir zufrieden wie es läuft. Ab Neu Kaledonien ist windtechnisch alles möglich. Der Wetterbericht verspricht in der nächsten Nacht noch einen Winddreher um 180 Grad.

Gesegelte Meilen: 109 Rest Meilen: ungefähr 779 Bereits gesegelte Meilen: 721 Position: 23°21,7 S — 166°34,6 E

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