Monat: Mai 2017

SV Milan – Andreas Tietzsch DE

ATLANTIC – AZOREN – LA CORUNA

Moin, moin,
jetzt kann man auf die schönen warmen Tage nur noch zurück schauen. Die Karibik liegt seit dem 01.04. und 4000sm im Kielwasser achter aus, Bermudas und Azoren lagen auf unserem Weg.
Der Atlantik hat uns facettenreich gezeigt, wie klein wir doch sind. Von Flaute bis 8 Bft. und mehr, war alles dabei. Das erforderte Abweichungen vom Idealkurs von mehr als 300sm, brachte flottes Segeln mit 4qm Segel mit über 7kn und erforderte Kochkunst bei 30 Grad Lage und mehr.
Jetzt hat uns Europa wieder!
La Coruna fühlt sich schon fast wieder wie zu Haus an.
So sehen wir den letzten 1500sm bzw. 5 Wochen zuversichtlich entgegen.
Grüße Andreas WEITERLESEN

SV Papageno – Christophe Laniece FRA

POGO 850 DURING HER ATLANTIC CROSSING

Dear Peter
I bought a pacific light form you to steer my Pogo 8.50.
I used it for two times crossing the Atlantic singelhand and I had a great pleasure and I found your pilote wonderful. I can’t imagine sailing on long trips with a windpilot.
Cordialement
Christophe Lanièce

SV Shalom – Christoph Vougessis GER

VON KUBA ZU DEN BAHAMAS

Moin Herr Foerthmann,
Ich sitze gerade auf dem Steg der palm cay marina und trinke Kaffee.
Viel ist seid Guadeloupe passiert.
Nachdem Anna sich mit dem Flieger nach Kuba aufgemacht hatte, gab es einen fliegenden Wechsel in der Manschaft an Bord. Albin, welchen ich während meines 3 monatigen Aufenthaltes auf La Gomera kennengelernt habe und welcher danach mit einem Segelboot über den Atlantik getrampt ist, hat genug von Guadeloupe und will weiter. Also biete ich ihm einen Platz an. Auf die Frage wohin ich denn segeln will meine ich, dass ich das selber noch nicht wüsste, aber Lust hätte einmal Jamaika zu sehen. „Man kann nicht die Karibik verlassen, ohne Jamaika gesehen zu haben“. Also machen wir kurzerhand Pläne für eine Überfahrt nach Jamaika. Ein Zwischenstopp ist nicht geplant. Ich überprüfe das Wetter und es sieht wirklich gut aus, um zügig gen Westen zu gelangen.WEITERLESEN

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland

Auf Einladung und unter Federführung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fand am 17.5.2017 die zweite Statuskonferenz Blaues Band Deutschland statt. Dieses Bundesprogramm, das von BMVI und BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) gemeinsam vorangetrieben wird, hat „den Erhalt der einzigartigen Wasserlandschaft Deutschlands“ und die Schaffung einer Zukunftsperspektive für die sog. Nebenwasserstraßen zum Ziel. Dabei sollen neben ökologischen Entwicklungsmöglichkeiten auch der Freizeitnutzen und der Wassertourismus berücksichtigt werden, so der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Enak Ferlemann. Neben den Rednern aus den Ministerien und Bundesbehörden kamen in der Veranstaltung die Interessenvertreter zu Wort. Als Vertreter des Wassersports/-Tourismus sprach der Präsident des Deutschen Kanuverbands e.V. Thomas Konietzko. Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie auf der Website des Ministeriums.

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland : Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland : Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Zur langfristigen Umsetzung des Bundesprogramms (Zeitraum von 30 Jahren) wird ein jährlicher Investitionsbedarf von 50 Millionen Euro angesetzt. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort werden nun regionale Entwicklungskonzepte erarbeitet. Zudem wurde ein Beirat eingerichtet, der in der Rückkoppelung mit der interministeriellen Arbeitsgruppe über die strategische Ausrichtung des Programms mitentscheiden soll. Diesem Beirat gehören u.a. Vertreter des ADAC, DOSB, DRV und DTV an.

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland

Auf Einladung und unter Federführung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fand am 17.5.2017 die zweite Statuskonferenz Blaues Band Deutschland statt. Dieses Bundesprogramm, das von BMVI und BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) gemeinsam vorangetrieben wird, hat „den Erhalt der einzigartigen Wasserlandschaft Deutschlands“ und die Schaffung einer Zukunftsperspektive für die sog. Nebenwasserstraßen zum Ziel. Dabei sollen neben ökologischen Entwicklungsmöglichkeiten auch der Freizeitnutzen und der Wassertourismus berücksichtigt werden, so der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Enak Ferlemann. Neben den Rednern aus den Ministerien und Bundesbehörden kamen in der Veranstaltung die Interessenvertreter zu Wort. Als Vertreter des Wassersports/-Tourismus sprach der Präsident des Deutschen Kanuverbands e.V. Thomas Konietzko. Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie auf der Website des Ministeriums.

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland : Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Statuskonferenz Blaues Band Deutschland : Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Zur langfristigen Umsetzung des Bundesprogramms (Zeitraum von 30 Jahren) wird ein jährlicher Investitionsbedarf von 50 Millionen Euro angesetzt. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort werden nun regionale Entwicklungskonzepte erarbeitet. Zudem wurde ein Beirat eingerichtet, der in der Rückkoppelung mit der interministeriellen Arbeitsgruppe über die strategische Ausrichtung des Programms mitentscheiden soll. Diesem Beirat gehören u.a. Vertreter des ADAC, DOSB, DRV und DTV an.

Woran kann es nur wieder gelegen haben? Mein Beitrag zum ESC 2017


Emotionen pur – Lilly Lou von „Rock the Bob“ schreibt ihre Texte noch selbst

Ich habe vom diesjährigen ESC Contest eigentlich nur drei Dinge mitbekommen.
– Den Gewinnertitel am Ende der Show interpretiert von dem portugiesischen Geschwisterpaar
– Das Unverständnis der Medien ob des vorletzten Platzes
– Den deutschen Titel bei YouTube, um mitreden zu können
Mit erscheint die Sache doch recht eindeutig. Lieber NDR, hier meine Analyse und Hilfestellung für das nächste Jahr:
Es geht bei Musik um Emotionen. Wenn ich einen Song höre der mich anspricht, macht dieser mich glücklich, bringt mich zum Weinen oder Lachen, lässt mich Tanzen (selten), mich über mein Leben nachdenken, von Urlaub träumen etc. Doch welche Emotionen habt ihr von dem deutschen Titel erwartet? Gut, das Wolle Petri Gitarrenintro ist Geschmackssache, aber ansonsten ist der Song handwerklich OK. Und wird von der mir unbekannten Lady auch ganz OK interpretiert, von einigen nicht ganz getroffenen Tönen mal abgesehen. Aber emotional bleibt nichts hängen. Weder die Musik oder die Interpretin erreichen mich. Man merkt, dass sie alles richtig machen möchte und sich viele Punkte wünscht. Perfect Life=Perfect Score? Aber mir sonst nichts weiter zu sagen hat. Solides deutsches Handwerk (in englischer Sprache) ohne emotionalen Inhalt. Dazu eine Band mit der Ausstrahlung von NASA Raumfahrttechnikern.
Um Emotionen zu transportieren müssen Interpret und Titel zusammenpassen. Auch hier verstehe ich bei dem deutschen Titel nicht, warum diese Frau mit Frisur diesen Song singt. Weil sie es kann? Warum soll ich mir das noch einmal anhören wollen und dafür Punkte vergeben? Für weitere 3 Minuten Langeweile?
Oder wähle ich dann doch lieber für Portugal? Ich verstehe zwar kein Wort (obwohl ich es gerne würde), spüre aber das der Sänger etwas zu sagen hat, er den Song wirklich fühlt und ich vor allem sofort emotional bei der Sache bin. Die Zeit bleibt stehen, die Welt dreht sich etwas langsamer und ich spüre Trauer, Sehnsucht, Verlust, Hoffnung. Auch ohne Worte. Diesen Song würde ich gerne noch einmal hören.Schade das es in unserer Radiolandschaft dafür kein Format mehr gibt. Der deutsche Song würde dort jedoch gar nicht weiter stören.
Anderes Beispiel: Lena und Satellite. Welch perfekte Kombination. Durchgeknallte Alte, durchgeknallte Interpretation und ein schräger Song. Macht gute Laune, hatte Erotik und Suchtpotential. Volle Punktzahl…bitte gleich nochmal! Derselbe Song von der diesjährigen Kandidatin oder dem Portugiesen interpretiert… hmmm, wäre wohl schwieriger gewesen.
Also lieber NDR, was wollt ihr das nächste Mal machen? Der Welt Emotionen verkaufen oder irgendwie wieder alles richtig machen? Die in Amerika produzierte Fahrstuhlmusik, die auf vielen eurer Sender läuft und nicht weiter stören soll oder der eine Song, der einmal aufhorchen lässt? Wenn ihr einen Titel mit passendem Interpreten findet, der voller Emotionen ist, dann wird Europa das schon zu würdigen wissen, glaubt mir. Denn Musik ist der Soundtrack unseres Lebens in seiner ganzen Bandbreite und nicht nur die unaufdringliche Hintergrundmusik, die uns im Formatradio präsentiert wird. Mein Leben macht mich wütend, traurig, glücklich, neugierig, aggressiv oder sentimental. Aber sicher nicht gelangweilt.

Woran kann es nur wieder gelegen haben? Mein Beitrag zum ESC 2017


Emotionen pur – Lilly Lou von „Rock the Bob“ schreibt ihre Texte noch selbst

Ich habe vom diesjährigen ESC Contest eigentlich nur drei Dinge mitbekommen.
– Den Gewinnertitel am Ende der Show interpretiert von dem portugiesischen Geschwisterpaar
– Das Unverständnis der Medien ob des vorletzten Platzes
– Den deutschen Titel bei YouTube, um mitreden zu können
Mit erscheint die Sache doch recht eindeutig. Lieber NDR, hier meine Analyse und Hilfestellung für das nächste Jahr:
Es geht bei Musik um Emotionen. Wenn ich einen Song höre der mich anspricht, macht dieser mich glücklich, bringt mich zum Weinen oder Lachen, lässt mich Tanzen (selten), mich über mein Leben nachdenken, von Urlaub träumen etc. Doch welche Emotionen habt ihr von dem deutschen Titel erwartet? Gut, das Wolle Petri Gitarrenintro ist Geschmackssache, aber ansonsten ist der Song handwerklich OK. Und wird von der mir unbekannten Lady auch ganz OK interpretiert, von einigen nicht ganz getroffenen Tönen mal abgesehen. Aber emotional bleibt nichts hängen. Weder die Musik oder die Interpretin erreichen mich. Man merkt, dass sie alles richtig machen möchte und sich viele Punkte wünscht. Perfect Life=Perfect Score? Aber mir sonst nichts weiter zu sagen hat. Solides deutsches Handwerk (in englischer Sprache) ohne emotionalen Inhalt. Dazu eine Band mit der Ausstrahlung von NASA Raumfahrttechnikern.
Um Emotionen zu transportieren müssen Interpret und Titel zusammenpassen. Auch hier verstehe ich bei dem deutschen Titel nicht, warum diese Frau mit Frisur diesen Song singt. Weil sie es kann? Warum soll ich mir das noch einmal anhören wollen und dafür Punkte vergeben? Für weitere 3 Minuten Langeweile?
Oder wähle ich dann doch lieber für Portugal? Ich verstehe zwar kein Wort (obwohl ich es gerne würde), spüre aber das der Sänger etwas zu sagen hat, er den Song wirklich fühlt und ich vor allem sofort emotional bei der Sache bin. Die Zeit bleibt stehen, die Welt dreht sich etwas langsamer und ich spüre Trauer, Sehnsucht, Verlust, Hoffnung. Auch ohne Worte. Diesen Song würde ich gerne noch einmal hören.Schade das es in unserer Radiolandschaft dafür kein Format mehr gibt. Der deutsche Song würde dort jedoch gar nicht weiter stören.
Anderes Beispiel: Lena und Satellite. Welch perfekte Kombination. Durchgeknallte Alte, durchgeknallte Interpretation und ein schräger Song. Macht gute Laune, hatte Erotik und Suchtpotential. Volle Punktzahl…bitte gleich nochmal! Derselbe Song von der diesjährigen Kandidatin oder dem Portugiesen interpretiert… hmmm, wäre wohl schwieriger gewesen.
Also lieber NDR, was wollt ihr das nächste Mal machen? Der Welt Emotionen verkaufen oder irgendwie wieder alles richtig machen? Die in Amerika produzierte Fahrstuhlmusik, die auf vielen eurer Sender läuft und nicht weiter stören soll oder der eine Song, der einmal aufhorchen lässt? Wenn ihr einen Titel mit passendem Interpreten findet, der voller Emotionen ist, dann wird Europa das schon zu würdigen wissen, glaubt mir. Denn Musik ist der Soundtrack unseres Lebens in seiner ganzen Bandbreite und nicht nur die unaufdringliche Hintergrundmusik, die uns im Formatradio präsentiert wird. Mein Leben macht mich wütend, traurig, glücklich, neugierig, aggressiv oder sentimental. Aber sicher nicht gelangweilt.

Durch den Regen in die dänische Südsee – Törnbericht

Durch manche Segeltage muss man sich durchbeißen. Und das Ziel dabei nicht aus den Augen verlieren. Mein Ziel ist es ein paar Tage die Vorsaison in der dänischen Südsee zu genießen. Der Weg dahin führt durch 40 Seemeilen Dauerregen, Wind von 5-6 Bft. samt der dazugehörigen Ostseedünung. Die Hälfte davon gegenan. Könnte nerven, tut es aber nicht. Ich will heute Strecke machen, mein Ziel ist Lyö oder Söby. Auf jeden Fall muss Aerö passiert werden. Und bei viel Wind ist das Reisetempo ja meist hoch. OK, zwei kurze Kreuzschläge muss ich einbauen, aber ansonsten bekomme ich fast immer Anlieger hin und bin mit 6 Knoten unterwegs. Und noch viel besser, hinter der einsamen Tonne im Südosten vor Als geht es vor den Wind. Eine Kursänderung von 60 Grad und mehr steht an. Da kann ich mich ernstaft 2 Stunden drauf freuen. Andersherum wäre es schlimmer, aber so heißt es durchhalten und belohnt werden. Die Klamotten halten dicht und die Kälte des Aprils ist vorbei. So what? 

Und jeder der segelt kennt das Gefühl, wenn man vom Amwindkurs auf Raumwindkurs geht. Der Unterschied beträgt eine Jahreszeit. Es regnet trotzdem weiter, aber sommerlich und ausgerefft. Mit 6,5 kn geht es weiter Richtung Südsee, die Meilen fliegen dahin. Am Kap von Aerö noch einmal hart in den Wind und die paar Meilen bis Söby erkämpfen. Zum Einreffen habe ich nun keine Lust mehr. Ich komme gerne nach einem Regentag auf dem Wasser in den Hafen. Raus aus den Klamotten, mir wird wohlig warm. Es hört sogar auf zu regnen. Ortsbesichtigung, Supermarktbesuch. Mehr geht nicht. Und ich bin mitten drin in der Südsee und kann es morgen ruhig angehen lassen. Zur Belohnung sitze ich eine Stunde am Wasser und schaue der Fähre beim An- und Ablegen zu. Langweilig? Ja! Darum bin ich hier. Habe ja grad vier Auftritte am Stück hinter mir.


 Südseestrand :-)


 Die Rapsfelder riecht man bis auf See


Söby

Der Regen lässt endlich nach
Um 0830h weckt mich der beliebteste Hafenmeister Dänemark 2012. Um die Uhrzeit macht er sich bei mir jedoch nur unbeliebt. Und labert mich auch noch zu, um seinen Titel zu verteidigen. Er hat früher als Holzhändler gearbeitet und blablabla. Mir doch egal. Mir sind Automaten lieber. Aber es gibt eine schöne Bäckerei samt Café und Dänemarkpuddingdingens. So kann der Tag beginnen. Es weht nur ein laues Lüftchen, und ich beschließe einen Schnellstart. Bedeutet: Motor an, Leinen los und ab. Anziehen, Segel auspacken etc. kann ich auf See machen. Dazu kommt es eh nicht. Flaute! Also fahre ich unter Motor nach Drejö. Inselsammeln. Hier war ich nämlich noch nicht. Netter Hafen, schöne Einfahrt, kein Wind, perfekter Anleger. Gefolgt von einer Stunde Fußmarsch über das Inselidyll. Und einer langen Kaffeepause. 

 Keiner hier


 Inselrundgang

Feierabend für heute? Laut Wetterbericht ist Südost 5-6 für abends angesagt. Der Hafen ist nach Südost geöffnet. Könnte dann schaukelig werden. Also weiter, 3 Meilen bis Birkholm. Hier auf dieser winzigen Insel wollte ich immer schon mal die Nacht verbringen. Perfekt. 

 Später bekomme ich noch Gesellschaft




 Dänische Südsee Atmo



 Die am Hafen angekündigte Dusche befindet sich auf der anderen Seite der Insel. Ist sie für alle Insulaner?

 Einwohner von Birkholm


 Club Med – Dänische Version

 Noch mehr Südsee Atmo

In der Tat hat der Wind in der Nacht stark aufgefrischt und so habe ich es nicht eilig aus der Koje zu kommen. Mangels Internet rufe ich Mike von klassisch-am-wind für einen Wetterbericht an. Samstag soll ich ja auf seinem Folkeboot-Treffen auftreten, da wird er sich schon Mühe geben. Über den Tag abflauend und westdrehend, morgen dann umlaufend mit Tendenz Ost. Mein Plan ist es morgen von Marstal aus in die Schlei zu fahren, passt also. Von Birkholm bei dem Wind nach Marstal zu fahren wäre nur unter Maschine möglich. Langweilig. Ich habe eine andere Idee. Ich umrunde Birkholm nördlich und fahre dann auf einem nicht ausgetonnten Weg bis zur Fahrrinne nach Rudköbing. Dort war ich noch nie, und es verspricht aufregend zu werden. Laut Törnführer ist die Passage bis 1,50 Meter Tiefgang machbar. Meine 1,60 bekomme ich da auch noch rüber. Laut Karte und Navionics ist die geringste Tiefe mit 2,2 Metern angegeben. Ich schaue auf den bei Navionics angezeigten Tiefenlinien dann vorbeugend auf das Echolot um Schwankungen durch Tide oder Windverhältnisse nicht zu übersehen. Das passt aber alles gut. Trotzdem passiere ich die erste flache Stelle mit dem Diesel. Sollte ich auflaufen, kann ich mich vom vorlich einfallenden Wind unter Segeln krängend sicher wieder freibekommen. Das Echolot geht bis auf 2,6 Meter. Alles easy. Weiter geht es unter Segeln. Nördlich vorbei an Styrsö. Dann wird es nochmal flach und eine Untiefe liegt im Weg. Wieder fahre ich unter Maschine. Diesmal geht die Anzeige bis auf 2,2 Meter. Der Sandboden ist so gut zu sehen, als wären es nur 60 Zentimeter. Ganz langsam krieche ich über das Flach bis die Zahlen wieder größer werden. Bei 3 Metern geht die Fock hoch, denn ich will nun vor dem Wind nach Rudköbing. Dort mache ich im Handelshafen fest und werde sehr nett von Andreas mit den Worten: „Ich habe alle deine Videos gesehen“ begrüßt. Andreas sagt, dass er von Guido und mir stark darin beeinflusst wurde, einmal eine längere Segelauszeit zu nehmen und er nun mittendrin sei. 3 Wochen sind um, 1 Woche liegt noch vor ihm. Sein Unternehmen ist in Obhut von Frau und Kindern. Klasse. Es ist ein tolles Gefühl Motivator zu sein. Leute geht Segeln, macht mal Pause, das Leben wartet nicht auf euch!! Rudköbing ist typisch dänisch. Fachwerk und kleine bunte Häuschen. Soft-Eis und Beschaulichkeit. 


 Anfahrt nach Rudköbing


 Handelshafen


 Rudköbings Straßen
Zurück am Hafen sehe ich das der Wind auf West gedreht hat. Also auf nach Marstal. Wieder vorbei an Styrnö, diesmal Ost- und Südseite. Der Wind tut mir den großen Gefallen sich der Form von Aerö anzupassen und damit immer nordwestlicher zu kommen. Ohne einen Kreuzschlag kann ich so bis in den Hafen von Marstal segeln. Hier geht meine Tour durch die dänische Südsee dann morgen zu Ende und mich zieht es in die Schlei. Wieder einmal bin ich begeistert von diesem einmaligen Segelrevier. Wenig Wellen, viele kleine Häfen und mögliche Routen. Und nach der regnerischen Anreise fühlten sich die letzten beiden Tage an, als wäre es bereits Hochsommer. Das Leben ist schön. 


 Anfahrt Marstal

Menschen am Meer: Bei der Köchin des Winzers Livio Felluga. Oder: Wie man im Friaul Risotto macht.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul, der nordöstlichsten Ecke Italiens.


Es gibt Abende, die beginnen unscheinbar wie das Knarzen einer Stiege, die man schon tausendmal betrat. Und enden fulminant wie der wirbelnde Bolero Ravels. Ein bisschen liegt es schon vom Meer weg, das Haus, in dem der Winzer Livio Felluga lebte. Ein altes Haus, irgendwo auf einem der Hügel des Friaul, im Collio, den sanften Hängen an der Grenze zu Slowenien.


Es ist eine Weingegend. Und sie bauen hier allerhand an. Den friulischen Tocai, der so hieß, bis die EU sagte, so dürfe er nicht mehr heißen, wegen des Tocai der Ungarn. Also tauften sie ihn um in „Friulano“, so heißt er jetzt und ist doch immer noch, was er einst war: ein ausgezeichneter Fischbegleiter, der mich nie enttäuschte. Aber auch an richtige „Rockertypen“ von Rebsorten wagten sie sich hier heran. Livio Felluga, der einer – wenn nicht DER – bekannteste Winzer des Friaul war und der noch mit 90 im Geländewagen durch seine 155 Hektar Weinberge fuhr, um Reben zu kontrollieren, traute sich sogar an die Refosco-Rebe ran, den Refosk, ein rauer Geselle, den die Slowenen hinter der Grenze servieren und der jeden braven Italiener schon beim ersten Schluck schmerzhaft das Gesicht verziehen lässt.


Aber mit Refosk begann der Abend im Haus des Winzers nicht. Sondern mit den Polpette oben. Kleinen Bällchen aus – ja was denn nun eigentlich? Fleisch wars keins. Fisch auch nicht. Aber umwerfend lecker wars, zusammen mit etwas Prosciutto crudo und dem Käse und der Quiche (die italienischen Leser werden sich jetzt entrüstet abwenden, weil es natürlich nicht Quiche, sondern irgendwie anders heißt.)

Jedenfalls waren die Polpette so beschaffen, dass der riesige Teller mit den gebackenen Kugeln sofort weg war. Ich nahm mir jedenfalls vor, die Köchin zu fragen, die plötzlich mitten im Raum und inmitten der Gesellschaft stand. Sie verstummte, die Abendgesellschaft, und folgte augenblicklich der befehlsgewohnten Stimme der Köchin, die weiter Polpette auf Teller lud.


Leda sei ihr Name, sagte die Köchin mir, als ich mich später von der großen Tafel weg in ihre Küche schlich, um sie nach dem Geheimnis ihrer Polpette zu fragen. Aber als Leda begann, von sich zu erzählen, da vergaß ich, warum ich zu ihr in die Küche geschlichen war. Eigentlich dachte ich ja: Gleich wirft sie mich raus, die resolute Leda, aus ihrer Küche. Stattdessen erzählte sie mir Eindringling geduldig, was als nächstes auf die Teller käme: „Asparagi gratinati.“ Gratinierter Spargel. Die trug sie auf die Teller auf. Und ich, der ahnte, dass da auf warmen Tellern ein Gedicht daherkommen würde, huschte schnell hinaus auf meinen Platz am anderen Ende der langen Tafel.


Er war natürlich der Hammer, der gratinierte Spargel. Ich war platt, schon allein weil er nicht so fahl und bleich dem kochenden Wasser entstiegen war, wie er das oft in Deutschland tut, bemitleidenswert leblos und schlabberig, sondern in seiner vollen Kraft. Und mit Kräutern und Butter bedeckt. Leda wusste da etwas, was den meisten von uns abhanden gekommen war: Dass sich nämlich das Auge nicht täuschen lässt, schon gar nicht bei dem, was auf dem Teller liegt. Und dass man selbst dem Spargel seine Würde in seinem Aussehen lassen muss, will man ihn richtig geniessen. 


Kaum war das mit dem Spargel vorbei, ließ ich schnöde meine Tischnachbarn Tischnachbarn sein. Und schlich zu Leda in die Küche. Sie erinnerte mich an meine Großmutter im Gebrodel ihrer Küche, wie sie da im Risotto rührte. Und gleichzeitig die sattgelbe Maismehl-Polenta, die auf dem hinteren Gasbrenner riesige Blasen warf, nicht aus den Augen ließ. Was das denn für ein Risotto sei, fragte ich Leda ehrfürchtig, die mich gar nicht wahrnahm vor lauter Risotto-rühren und Risotto-kosten und -rühren und -kosten. Sie zu fragen, ob ich wohl auch mal dürfe, lag mir auf der Zunge. Aber ich traute mich nicht. Zu erhaben war der Moment, ich war zu ehrfürchtig, Leda beim Risotto zuzuschauen. „Ho 73 anni – Ich bin 73“, erzählte Leda. „Mit 18 kam ich hier ins Haus zu Livio Felluga und seiner Familie. Seitdem habe ich für ihn gekocht. Meine Eltern hatten eine Trattoria hier im Dorf – da hab ich alles gelernt. Auch das hier.“ Was das wohl für ein Risotto sei, frage ich Leda.


„Sklobet“, sagte sie ungerührt. Und deutete auf die grünen Kräuter im Risotto, während sie beiläufig ein großes Stück Butter ins Risotto wirft und mit dem großen Holzkochlöffel weiterrührt, den ich aus der Küche meiner Großmutter kannte. „Sklobet???“, fragte ich Leda wie ein Trottel. 

„Eehhh, Sklobet, eben,“ sagte sie. „Non so la parola tedesca“ – „Ich kenne das deutsche Wort nicht, aber lateinisch heißt es ‚Silene vulgaris’“. Sprachs und rührte. Und kostete. Und rührte. „Aha“, sagte ich, der ich mich immer wie ein König fühlte, wenn ich ‚Taraxacum officinalis‘ von ‚Anemone Silvestris‘ unterscheiden konnte. Wiki half weiter – ein bisschen jedenfalls. Aber nicht so richtig. „Taubenkopf-Leimkraut“ stand da. Leimkraut. „Aha“. Schon mal gehört? Schon mal gesehen?? Oder gar gegessen??? „Ist ein typisch friulanisches Gericht, man kann es nur machen, wenn die Pflanze noch nicht blühte – ich hab heute einen ganzen Eimer davon gesammelt“, erzählte Leda, während sie mit einer Hand nach der Parmesan-Reibe griff. Und gleichzeitig im Risotto immer weiter rührte. Und kostete.


Irgendwie war sie immer noch nicht zufrieden. Trotz der Berge Parmesan, die sie wieder und wieder zwischen die Risottokörner rührte. „Noch nicht richtig“, sagt sie zu sich selber, als wäre ich ein Geist und gar nicht da in ihrer Küche, so versunken ist Leda auf ihrer einsamen Jagd nach dem richtigen Geschmack. „Muss genügen für heute“, schüttelt sie gleichmütig den Kopf, als wäre sie ein Golfer, der Tag um Tag einsam bei Sonne und Regen seine Runden auf dem Golfplatz dreht, auf der Jagd nach dem eigenen Rundenrekord, der heute eben wieder nicht gelang. 

Nur widerstrebend verlasse ich Leda in ihrer Küche. Eigentlich will ich ja gleich wieder zu ihr zurück in die Küche. Aber über ihrem Risotto kann ich bloß die Augen verdrehen vor Wonne. Ich zwinge mich zum langsam essen. Aber irgendwann ist „Schluss mit lustig“ und „Alles hat ein Ende“und der Teller mit dem Risotto und dem Leimkraut ist leer – aber mich hält es nicht auf meinem Platz, ich bin ein schlechter Tischnachbar und sause wieder zu Leda in die Küche. Da ist Leda schon beim nächsten Gang. „Gleich gibts Perlhuhn mit dunkler Polenta“, schnurrt sie, als hätte sie auf mich gewartet. Perlhuhn also. Und an meinem inneren Auge ziehen meine Erfahrungen mit staubtrockenen Perlhuhn-Beinchen vorbei. In jedem meiner Lebensjahrzehnte waren es ein bis zwei solcher trockener Erfahrungen. Perlhuhn. Das will was. Aber ich vertraue Leda – vielleicht, weil ihre zerarbeiteten, verbogenen Hände mich an die Hände meiner Großmutter erinnern, denen Kässpatzen und Käsekuchen in unnachahmlichem Geschmack entsprungen waren.

Da reißt mich Leda aus meinen Gedanken: „Weißt Du, ich hab das Perlhuhn diesmal anders gemacht als sonst. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren. Es dauerte einen Tag. Ich habe es mit Essig gewaschen. Und einen Tag mit etwas Knoblauch eingelegt – nicht viel. Und jetzt habe ich es einfach mit einem Salbeiblatt in eine Scheibe frischen Lardo gewickelt, Bauchspeck. Und bei niedriger Temperatur im Ofen geschmort.“

Ob sie denn in den 55 Jahren, die sie für Livio Felluga gekocht hat, den Winzer, nicht öfter mal Lust hatte, etwas anderes zu machen? Einfach woanders zu arbeiten?

„Das schon. Aber mir hat einfach Livio Felluga gefallen. Ich hab heimlich anderes ausprobiert. Hab Gelegenheitshalber auch für andere gekocht. Aber gefallen hat es mir nie. In Versuchung war ich öfter. Aber ich bin bei Ihm und seiner Familie geblieben.“

Warum?

„Mir hat Livio Felluga gefallen.“

Was denn ihr Lieblingsessen sei?

„Lieblingsessen? Hab ich keins. Wenn ich allein bin, ess ich Brot mit Marmelade. Und Salat. Ich mag nicht für mich kochen. Aber wenn ich FÜR jemanden koche: dann bringe ich Höchstleistung“, sagt sie, während Flavia ihr die Teller für das Perlhuhn reicht. Flavia, die so jung aussieht. Und doch auch schon 27 Jahre neben Leda im Haushalt der Familie Felluga arbeitet.

„Ich probiere auch immer etwas neues aus – so wie heute, mit dem Perlhuhn. Das alte zu wiederholen – ist langweilig. Das Neue reizt mich – aber bei den Sachen, die ich ausprobiere, bleibe ich innerhalb der Tradition.“

„Und die Moderne?“, frage ich, während sie mich scheinbar vergisst, weil sie dem Geschmack auf ihrem Löffel nachsinnt und einen Moment ganz weit weg ist.

„Die mag ich nicht. Schäumchen und so. Bah. Nein. Mich reizt die Tradition – und neues mit den alten Rezepten zu machen. Manches verstehe ich auch nicht. Und den Hype um die ‚Barbabietola‘, die Rote Beete, den verstehe ich ja überhaupt nicht.“

Ledas Perlhuhn? Es ist vielleicht das wundervollste Geflügel, das ich je aß. Zart und voll Geschmack und von überirdischer Art. Ich wusste nicht, dass ein Perlhuhn so schmecken kann. Danach? Ganz schnell zu ihr in die Küche.

Was ich denn für ein Sternzeichen sei, fragt sie mich, als ich neben ihr stehe und ihr beim Verteilen des Desserts zusehe. „Sagittario – Schütze“, antworte ich. Da lächelt sie nur wissend, Leda della Rovere, die 55 Jahre für den Winzer Livio Felluga arbeitete. Ihr Lächeln bleibt ihr Geheimnis – so wie sie das der einfachen Polenta für sich behält.

Und sie? „Ich bin Sternzeichen Löwe“, und lacht. Da wundert mich dann gar nichts mehr. Nicht mehr, warum die Tischgesellschaft auf Leda hört. Nicht mehr Livio Fellugas Sohn Marco, der mir lachend später erzählt „Leda – oh ja, sie ist der Chef im Haus.“ Nicht mehr, warum Leda ausgerechnet mich still in ihrer Küche duldet. Denn Löwe ist mein Aszendent. Als ich es ihr erzähle, lacht sie schallend. Und wir nehmen uns in den Arm.

Livio Felluga, der Winzer, für den Leda kochte, starb vergangenes Jahr am Weihnachtstag im Alter von 102 Jahren. Leda della Rovere wünsche ich ein mindestens ebenso langes Leben. Und wenn ich Glück habe: Dann darf ich eines Tages noch einmal neben ihr stehen, in ihrer Küche. Und darf ihr zusehen, wie sie kocht. Vielleicht erzählt ihr einer der friulanischen Freunde von diesem Post. Denn eines hat Leda in ihrem Leben ganz sicher noch nie ausprobiert. Internet.

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Menschen am Meer: Bei der Köchin des Winzers Livio Felluga. Oder: Wie man im Friaul Risotto macht.

Weil mein Schiff am Kiel undicht ist, bin ich anders als geplant nicht losgesegelt. 
Und werde ich auch die nächsten vier Wochen nicht segeln. 
Stattdessen werde ich Geschichten erzählen, die zu erzählen ich 
den Winter über keine Zeit fand. Geschichten aus den Häfen. 
In und um San Giorgio di Nogaro im Friaul, der nordöstlichsten Ecke Italiens.


Es gibt Abende, die beginnen unscheinbar wie das Knarzen einer Stiege, die man schon tausendmal betrat. Und enden fulminant wie der wirbelnde Bolero Ravels. Ein bisschen liegt es schon vom Meer weg, das Haus, in dem der Winzer Livio Felluga lebte. Ein altes Haus, irgendwo auf einem der Hügel des Friaul, im Collio, den sanften Hängen an der Grenze zu Slowenien.


Es ist eine Weingegend. Und sie bauen hier allerhand an. Den friulischen Tocai, der so hieß, bis die EU sagte, so dürfe er nicht mehr heißen, wegen des Tocai der Ungarn. Also tauften sie ihn um in „Friulano“, so heißt er jetzt und ist doch immer noch, was er einst war: ein ausgezeichneter Fischbegleiter, der mich nie enttäuschte. Aber auch an richtige „Rockertypen“ von Rebsorten wagten sie sich hier heran. Livio Felluga, der einer – wenn nicht DER – bekannteste Winzer des Friaul war, getraute sich sogar an die Refosco-Rebe, den Refosk, ein rauer Geselle, den die Slowenen hinter der Grenze servieren und der jeden braven Italiener schon beim ersten Schluck schmerzhaft das Gesicht verziehen lässt.


Aber mit Refosk begann der Abend im Haus des Winzers nicht. Sondern mit den Polpette oben. Kleinen Bällchen aus – ja was denn nun eigentlich? Fleisch wars keins. Fisch auch nicht. Aber umwerfend lecker wars, zusammen mit etwas Prosciutto crudo und dem Käse und der Quiche (die italienischen Leser werden sich jetzt entrüstet abwenden, weil es natürlich nicht Quiche, sondern irgendwie anders heißt.)

Jedenfalls waren die Polpette so beschaffen, dass der riesige Teller mit den gebackenen Kugeln sofort weg war. Ich nahm mir jedenfalls vor, die Köchin zu fragen, die plötzlich mitten im Raum und inmitten der Gesellschaft stand. Sie verstummte, die Abendgesellschaft und folgte augenblicklich der befehlsgewohnten Stimme der Köchin, die weiter Polpette auf Teller lud.


Leda sei ihr Name, sagte die Köchin mir, als ich mich später von der großen Tafel weg in ihre Küche schlich, um sie nach dem Geheimnis ihrer Polpette zu fragen. Aber als Leda begann, von sich zu erzählen, da vergaß ich, warum ich zu ihr in die Küche geschlichen war. Eigentlich dachte ich ja: Gleich wirft sie mich raus, die resolute Leda. Stattdessen erzählte sie mir Eindringling geduldig, was es als nächstes auf die Teller käme: Gratinierter Spargel. Die trug sie auf die Teller auf. Und ich, der ahnte, dass da ein Gedicht auf warmen Tellern daherkommen würde, schlich schnell hinaus auf meinen Platz am anderen Ende der langen Tafel.


Er war natürlich der Hammer, der gratinierte Spargel. Ich war platt, schon allein weil er schon nicht so fahl und bleich dem kochenden Wasser entstiegen war, wie er das oft in Deutschland tut, bemitleidenswert bleich und schlabberig, sondern in seiner vollen Kraft und mit Kräutern und Butter bedeckt. Leda wusste da etwas, was den meisten von uns abhanden gekommen war: Dass sich nämlich das Auge nicht täuschen lässt, schon gar nicht bei dem, was auf dem Teller liegt. Und dass man selbst dem Spargel seine Würde in seinem Aussehen lassen muss, will man ihn richtig geniessen. 


Kaum war das mit dem Spargel vorbei, ließ ich schnöde meine Tischnachbarn Tischnachbarn sein. Und schlich zu Leda in die Küche. Sie erinnerte mich an meine Großmutter im Gebrodel ihrer Küche, wie sie da im Risotto rührte. Und gleichzeitig die sattgelbe Polenta, die auf dem hinteren Gasbrenner riesige Blasen warf, nicht aus den Augen ließ. Was das denn für ein Risotto sei, fragte ich Leda ehrfürchtig, die mich gar nicht wahrnahm vor lauter Risotto-rühren und Risotto-kosten und -rühren und -kosten. Sie zu fragen, ob ich wohl auch mal dürfe, das traute ich mich dann doch nicht. Zu erhaben war der Moment, ich war zu ehrfürchtig, einer Meisterin des Risotto bei der Arbeit zuzuschauen. „Ich bin jetzt 73“, erzählte Leda. „Mit 18 kam ich hier ins Haus zu Livio Felluga und seiner Familie. Und seitdem habe ich für ihn gekocht. Meine Eltern hatten eine Trattoria hier im Dorf – da hab ich alles gelernt. Auch das hier.“ Was das wohl für ein Risotto sei, frage ich Leda.


„Sklobet“, sagte sie ungerührt. Und deutete auf die grünen Kräuter im Risotto, während sie beiläufig ein großes Stück Butter ins Risotto wirft und mit dem großen Holzkochlöffel weiterrührt, den ich aus der Küche meiner Großmutter kannte. „Sklobet???“, fragte ich Leda wie ein Trottel. 

„Eehhh, Sklobet, eben,“ sagte sie. „Non so la parola tedesca“ – „Ich kenne das deutsche Wort nicht, aber lateinisch heißt es ‚Silene vulgaris’“. Sprachs und rührte. Und kostete. „Aha“, sage ich, der ich mich immer wie ein König fühlte, wenn ich ‚Taraxacum officinalis‘ von ‚Anemone Silvestris‘ unterscheiden konnte. Wiki half weiter, ein bisschen jedenfalls. Aber nicht so richtig. „Taubenkopf-Leimkraut“ stand da. „Aha“. Schon mal gehört? Oder gar gegessen?? „Ist ein typisch friulanisches Gericht, man kann es nur machen, wenn die Pflanze noch nicht blühte – ich hab heute einen ganzen Eimer davon gesammelt“, erzählte Leda, während sie mit einer Hand nach der Parmesan-Reibe griff. Und gleichzeitig im Risotto immer weiter rührte. Und kostete.


Irgendwie war sie immer noch nicht zufrieden. Trotz der Berge Parmesan, die sie wieder und wieder zwischen die Risottokörner rührte. „Noch nicht richtig“, sagt sie zu sich selber, als wäre ich ein Geist und gar nicht die da, so versunken war Leda auf der Jagd nach dem richtigen Geschmack. „Muss genügen für heute“, schüttelte sie gleichmütig den Kopf, als wäre sie ein Golfer, der Tag um Tag einsam seine Runden auf dem Golfplatz dreht, auf der Jagd nach dem eigenen Rundenrekord, der heute eben wieder nicht gelang. 

Nur widerstrebend verlasse ich Leda in ihrer Küche. Eigentlich will ich ja gleich wieder zu ihr zurück in die Küche. Aber über ihrem Risotto kann ich bloß die Augen verdrehen vor Wonne. Ich zwinge mich zum langsam essen. Aber irgendwann ist „Schluss mit lustig“ und „Alles hat ein Ende“ – aber mich hält es nicht auf meinem Platz, ich bin ein schlechter Gast an der Tafel und sause wieder zu Leda in die Küche. Da ist Leda schon beim nächsten Gang. „Gleich gibts Perlhuhn mit dunkler Polenta“, schnurrt sie, als hätte sie auf mich gewartet. Perlhuhn also. Und an meinem inneren Auge ziehen meine Erfahrungen mit staubtrockenen Perlhuhn-Beinchen vorbei. In jedem meiner Lebensjahrzehnte etwa eines. Aber ich vertraue Leda – vielleicht, weil ihre zerarbeiteten, verbogenen Hände mich an die Hände meiner Großmutter erinnern. „Weißt Du, ich hab das Perlhuhn diesmal anders gemacht als sonst. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren. Ich habe es mit Essig gewaschen. Und einen Tag mit etwas Knoblauch eingelegt – nicht viel. Und jetzt habe ich es einfach mit einem Salbeiblatt in eine Scheibe frischen Lardo gewickelt, Bauchspeck. Und bei niedriger Temperatur im Ofen geschmort.“

Ob sie denn in den 55 Jahren, die sie für Livio Felluga gekocht hat, den Winzer, nicht öfter mal Lust hatte, etwas anderes zu machen?

„Das schon. Aber mir hat einfach Livio Felluga gefallen. Ich hab heimlich anderes ausprobiert. Aber es hat mir nicht gefallen. In Versuchung war ich öfter. Aber ich bin bei Ihm und seiner Familie geblieben.“

Was denn ihr Lieblingsessen sei?

„Lieblingsessen? Hab ich keins. Wenn ich allein bin, ess ich Brot mit Marmelade. Und Salat. Ich mag nicht für mich kochen. Aber wenn ich FÜR jemanden koche: dann bringe ich Höchstleistung“, sagt sie, während Flavia ihr die Teller für das Perlhuhn reicht. Flavia, die so jung aussieht. Und doch auch schon 27 Jahre neben Leda im Haushalt der Familie Felluga arbeitet.

„Ich probiere auch immer etwas neues aus – so wie heute, mit dem Perlhuhn. Das alte zu wiederholen – ist langweilig. Das Neue reizt mich – aber bei den Sachen, die ich ausprobiere, bleibe ich innerhalb der Tradition.“

„Und die Moderne?“, frage ich, während sie dem Geschmack auf ihrem Löffel nachsinnt.

„Die mag ich nicht. Schäumchen und so. Bah. Nein. Mich reizt die Tradition – und neues mit den alten Rezepten zu machen. Manches verstehe ich auch nicht. Und den Hype um die ‚Barbabietola‘, die Rote Beete, den verstehe ich ja überhaupt nicht.“

Ledas Perlhuhn? Es ist vielleicht das wundervollste Geflügel, das ich je aß. Zart und voll Geschmack und von überirdischer Art. Danach? Ganz schnell zu ihr in die Küche.

Was ich denn für ein Sternzeichen sei, fragt sie mich. „Sagittario – Schütze“, antworte ich. Da lächelt sie nur wissend, Leda della Rovere, die 55 Jahre für den Winzer Livio Felluga arbeitete. Ihr Lächeln bleibt ihr Geheimnis – so wie sie das der einfachen Polenta für sich behält.

Und sie? „Ich bin Sternzeichen Löwe“, und lacht. Da wundert mich nichts mehr – denn Löwe ist mein Aszendent.

Livio Felluga, der Winzer, für den Leda kochte, starb vergangenes Jahr am Weihnachtstag im Alter von 102 Jahren. Leda della Rovere wünsche ich ein mindestens ebenso langes Leben. Und wenn ich Glück habe: Dann stehe ich eines Tages noch einmal neben ihr, in ihrer Küche, und darf zusehen, wie sie kocht. Vielleicht erzählt ihr einer der friulanischen Freunde von diesem Post. Denn etwas hat Leda in ihrem Leben ganz sicher noch nie probiert. Internet.

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Peter Foerthmann – 70 Jahre

UNPLUGGED

Mit 70 Jahren fliegt meine Lebensdrohne in einer Höhe, bei der man Weisheit und Lebenserfahrung vermuten könnte, aber wir wissen, dass Äusserlichkeiten eines Menschen nicht zwingend Rückschlüsse auf das Funktionieren seiner Birne erlaubt. Erst im menschlichen Nahkampf nämlich offenbart sich, ob wir für das Leben genug gestählt, ausreichend versiert, genetisch solide ausgestattet, über eine sichere Kompass Nadel verfügen, einen Schubs Chuzpe natürlich nicht zu vergessen. Ach ja, und Glück – zumindest ein Quäntchen. Denn das unserer – nicht immer unbeschwerten! – Jugendzeit folgende, lebenslange soziale Kampfgetümmel selektiert gnadenlos, hinterlässt wenige Sieger und so viele Verlierer – fängt bei den kleinen Hosenscheissern an und ist in der Senioren Ranch noch lange nicht zu ende, weil erst die Qualität von Erbauseinandersetzungen den finalen Beweis zu Tage fördert, mit welchem Typus Menschlikus wir umgeben sind. Ein schneller frecher Bogen, den ich hier spanne, ich werde das sofort relativieren und konkretisieren, weil ich zum Glück noch lebendig bin, vermutlich, weil Neid und Gier in meiner Birne keine Heimat haben und ich darum unbeschwert – manchmal sicher blauäugig! – fröhlich bin.

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START BOATING – Tour 2017

Im vergangenen Jahr haben bereits 2600 Teilnehmer die Faszination Bootssport auf den zahlreichen Events von Start Boating hautnah erlebt.
Dieses Jahr geht die bundesweite Kampagne mit der hanseboot ancora boat show in Neustadt an der Ostsee vom 26. bis 28. Mai bereits in die zweite Runde!
Auch hier haben Interessierte wieder die Möglichkeit im Rahmen von kostenlosen Probefahrten die Faszination Bootssport selbst und hautnah kennenzulernen. Einfach einsteigen und ablegen lautet das Motto.

Übersicht der Bootsevents 2017 für kostenfreie Probefahrten

26.-28. Mai hanseboot ancora boat show, Neustadt an der Ostsee
10.-11. Juni Wassersportzentrum Müggelsee, Berlin
11.-13. August Rhein in Flammen, Koblenz
02.-03. September Düsseldorfer Yachtclub, Düsseldorf
29. September – 01. Oktober Interboot Friedrichshafen

Das Start Boating Journal bietet neben weiterführenden Informationen zu den einzelnen Bootsevents weitere interessante Informationen z.B. zum Chartern von Yachten und steht zum kostenlosen Download zur Verfügung  Die ADAC Sportschifffahrt unterstützt die Kampagne und steht Wassersportlern mit umfassenden Informationen zu zahlreichen Revier- und Sachthemen beratend zur Seite.