Monat: Mai 2017

SV Shalom – Christoph Vougessis GER

VON DEN BAHAMAS ZU DEN AZOREN

Moin,Herr Foerthmann. Tag 9 auf See neig sich dem Ende zu und ich stehe genau südlich von den bermudas. Biher lief alles gut,sieht man von dem unkonstanten Wetter und einem treffen mit einem pottwal ab. Heute schwamm das riesen tier an der oberfläch,keine 5m am boot vorbei. Alleine der rücken war doppelt so gross wie shalom. Seine blasfontäne hat shalom geduscht. Hat mich an die Alsterfontäne in hamburg erinnert. Mein herz pocht immer noch wie wild. Habe gerade gedöst als es passierte. Von 0 auf 100 in einer sekunde. Buffa,mein untreuer pilotfisch hat sich dem wal angeschlossen. Shalom und ich sind wieder alleine.
Nun geht es weiter gen osten. Viele grüsse! Christoph tracking

SV Lopto – Kerstin Neermann + Helmut Siebrecht GER

VON ST.HELENA ZU DEN AZOREN – ANGEKOMMEN

Die letzten drei Tage waren so lala, es laesst sich nicht schoen reden.
Zwei Tage beidrehen und gestern, kurz vor dem Ziel noch einmal auf die Muetze. Bis zu 40 Knoten Wind. Dazu ein graues Allerlei aus Wolken und Wellenbergen. Dazwischen irgendwo LOP TO. Zunaechst warten wir beigedreht, bis die Front uns ueberholt hat, was natuerlich nachts passiert. Fronten ‚passieren ‚immer nachts. Dann segeln wir hinter der Front in Richtung Nordwest. Wir kneifen hoch am Wind. Kommen voran, aber es ist ruppig. Wir haben Nasenwind. Und das noch immer mit 25 Knoten und starken Boen. Ab und an kracht eine Welle uebers Doghouse.

Ab und an scheint LOP TO mit all ihren 16 Tonnen kurz abzuheben, dann kracht sie ins naechste Wellental. Aber sie haelt Kurs. Sie macht ihre Sache super. Unter Deck kein Knarzen, kein Knirschen. Erzaehl das einem Lagoon Segler….. Am Nachmittag wird die Welle ein wenig moderater. Wir koennen den Besan im zweiten Reff setzen und das Grosssegel vom dritten ins zweite reffen. Damit machen wir um und bei 5,5 Knoten in Richtung Hortha. Noch 99 Seemeilen. Zweistellig. Sagenhaft! Irgendwann sehen wir eine Segelyacht auf unserer Steuerbordseite. Unser AIS zeigt eine englische 17 Meter Yacht. Sie quaelt sich sehr, um uns zu ueberholen. Eine kleine Privatregatta, die Freude macht. Das hier ist LOP TO Wetter. Da laesst sie die Sau raus.

Die Stimmung an Bord, irgendwo zwischen Muedigkeit und riesiger Vorfreude. Worauf freut man sich, nach 50 Tagen? Wir traeumen von einer heissen Dusche. Ohne Zeitlimit….und von einer Nacht ohne Wache. Vorher eine schoene Flasche Rotwein und ein gutes Essen. Blick aufs Meer muss dabei nicht unbedingt sein….. Ankommensfreude – und die ist RIESIG! WEITERLESEN

ROUND BRITAIN: Ein neues Abenteuer

Im Frühling 2012 ging mein erster Törn der Saison ebenfalls nach Helgoland. Mit von der Partie war mein Vater. Die Nonsuch war zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange in meinem Besitz und im hinter uns liegenden Winter in mühevoller Kleinarbeit von mir aufgearbeitet und an meine Wünsche angepasst. Trotzdem, kein Vergleich zu ihrem Zustand heute. Auf Helgoland unternahmen wir so die üblichen kleinen Landausflüge, bis wir, genau wie vor wenigen Wochen, auf dem Oberland standen und raus auf die Nordsee blickten.

„Ein traumhafter Sonnenuntergang“, meinte mein Papa während er an seiner Kamera rumnestelte. Von ihm hab ich nämlich die Fotografiersucht übernommen.
„Schon witzig wenn man sich vorstellt, dass da so 600km erst einmal gar nichts hinter dem Horizont kommt, und dann gleich England. Wär ja auch eigentlich mal ein Ziel mit meinem neuen kleinen Schiffchen, oder?“, witzelte ich nur halb ernst gemeint rum. Die Nonsuch ist ein Kielschwerter, nur knapp unter 8 Meter lang und der Respekt vor dem Nordatlantik, den britischen Gezeiten und der Nordsee, dem „Blanken Hans“ wie es hier oben heißt, den ich als Cuxhavener Eingeborener von kleinauf gelernt habe, vielleicht doch etwas zu groß. Trotzdem, jeder kennt das Gefühl wenn man auf seinem, am besten neuen, Schiff steht und denkt die ganze Welt steht einem offen.
„Scherzkeks. Fahr doch erst mal nach Schweden oder so und schau wie der Kahn sich schlägt“, kam es von meinem Papa. Und Recht hatte er.
„Hehe hast ja Recht, war ja auch nur so ein Hirngespinst, aber man darf ja noch träumen“, entgegnete ich nur. Einige Lacher und Frotzeleien folgten noch, und wir genossen den Sonnenuntergang und liefen den Weg zurück zum Hafen.

Und genau an diese Unterhaltung musste ich vor wenigen Wochen, fünf Jahre später, bei meinem Besuch auf Helgoland denken. Ich würde wohl im Sommer durch diverse Umstände ein paar Monate Zeit haben. Sofern die Kohle reichen würde stand für mich von Anfang an fest, dass es Zeit zum Segeln sein musste. 2014 war ich mit der Nonsuch ein halbes Jahr auf der Ostsee unterwegs. Die zahllosen Begegnungen und Erlebnisse prägen mich bis heute und der Gedanke an diese Reise lässt mich immer sofort lächeln und in Erinnerungen schwelgen. Ich habe so ziemlich alles dort im Osten erkundet, bin bis hoch zum Polarkreis nach Haparanda gefahren und habe mich aber auch mit Müdigkeit auf Nachtfahrten, Nebel, viel Wind und so einigen anderen kleinen Problemchen arrangiert. Es ist wohl nicht falsch zu sagen, dass ich mich nicht nur rumgetrieben habe, sondern an dieser Reise auch gewachsen bin. Vor allem aber machen solche Reisen absolut süchtig. Und nun könnte wieder genug Zeit für eine sein. Nur wo sollte es hingehen? So überlegte ich lange hin und her, wog verschiedene Optionen ab. Bis es dann vor wenigen Wochen nach Helgoland ging.

Spätestens als ich an das Gespräch mit Papa dachte stand für mich fest: Wenn es nur irgendwie möglich sein sollte, muss es nach England gehen! Ich fühle mich deutlich erfahrener als noch vor fünf Jahren, das Schiff wurde in den letzten Jahren konstant renoviert und aufgerüstet und befindet sich in einem Top-Zustand. Mittlerweile traue ich ihm die Route in meinem Kopf ohne lange nachzudenken zu. Zumindest wenn es mal wieder richtig Sommer wird. ? Mal grob im Kopf überschlagen – „Könnte zeitlich und vom Weg her passen!“ – Und auf dem Weg zurück zum Schiff liefen in meinem Kopf schon Bilder von grünen britischen Hügeln, rustikalen Fischerhäfen, edlen südenglischen Marinas und den weißen Felsen von Dover ab. Rund England sollte es sein.

Und obwohl ich im Moment schon beruflich einen rauchenden Kopf habe, bin ich seit einiger Zeit dabei Karten, Führer und Ausrüsterkataloge zu studieren. Es geht nach Großbritannien. So viel Zeit wie vor drei Jahren werde ich leider nicht haben, aber egal, Hauptsache raus auf See. Zugegeben, das größte Schiff  ist die Nonsuch immer noch nicht, und sollte das Wetter so aussehen, dass es pausenlos nur auf die Nase gibt, dann fahre ich ob der begrenzten Zeit lieber woanders hin als nur auf Helgoland zu sitzen und auf bessere Bedingungen zu hoffen, aber Träume sind ja auch da um sie zu leben. Und meiner soll jetzt eben Rund England sein. Auch wenn der Wind vielleicht mich am Ende in eine völlig andere Richtung wehen sollte. ?

Bis es dann in wenigen Wochen losgehen kann muss noch mal richtig geackert werden und auch am Boot sind noch einige Anpassungen wieder nötig. So richtig glauben kann ich es auch noch nicht, dass ich noch einmal Zeit für eine große Segelreise haben soll, aber welche Vorwürfe könnte man sich in einigen Jahren machen wenn man so eine Gelegenheit nicht beim Schopfe greift! Dass die Zeit der Vorbereitung so kurz ist, ist mir egal, so hat man wenigstens keine Zeit um ins Grübeln zu kommen. Rund England ich komme! Wenn alles glatt läuft geht es am 1. Juli los!

Über diese Reise werde ich hier in gewohnter Manier so aktuell und ausführlich wie möglich berichten. Würde mich freuen wenn ihr mich wieder einmal  auf meinen Reisen mit Nonsuch begleitet. (Die würde sich übrigens auch freuen hat sie mir letztes Wochenende erzählt ? )

 








 

SV Nomade – Dominique Trutet FRA

SINGLE HAND ROUND ATLANTIC – BEN HUR AT THE HELM

HI Peter,
So, just a few words about my trip , alone .. or … not really as I always have my best companion, never tired, always ready to drive Nomade, my Windpilot. I left South Britannia in august last year. Spain, Portugal, Madeira, Canarias, Cape Verde, Carribean from Martinique to BVI’s, back to Guadeloupe, and now on my way back, stopped in Horta. I can say that I probably should not have been able to do this single handed trip without « Ben Hur » (This is The name I gave to my windpilot, when I was searching a word which rhymes with « regulateur d’allure » in french.) Benhur was still there.
There were sometimes exceptions like in strong winds with gusts and rough seas, navigating crosswind, it was hard to keep the boat on its course in unstable conditions, and I did it manually or sometimes with the electric pilot, but in a big majority, Benhur does the job … and I even just go to sleep at night as much as I can… let it at work.
Kind regards
Dominique WEITERLESEN

SV La Grotty – Chris Wallace + Kylie Stevenson AU

LA GROTTY – FEELING 486 – AND THE TREVALLY

Special zum Saisonstart – Gratis-Filmauschnitt aus "Zeitmillionär"

„Ich hatte wirklich komplett vergessen, wie es sich anfühlt, Zeit im Überfluss zu haben: Zeit zum Segeln, Zeit für das Songwriting, Zeit zum Tagträumen.“ Als der Kontrabassist und Songwriter Claus Aktoprak diese Zeilen in sein Logbuch schreibt, liegen sechs Monate Auszeit in den Schären in einem wahren Jahrhundertsommer vor ihm.

Er ist mit seinem 40 Jahre alten Segelboot LA MER aufgebrochen, um Abenteuer zu erleben, die fast direkt vor der Haustür auf der Ostsee warten. Nachdem er das Boot bei eBay ersteigert und selbst für den langen Törn vorbereitet hat, erkundet er als Einhandsegler die atemberaubende Natur der schwedischen Schären, der Åland-Inseln und des Göta-Kanals. Ist es diese ständig nagende Sehnsucht nach mehr Zeit wirklich wert, einmal aus allem auszusteigen und sein Leben und seinen Partner für einige Monate zu verlassen?

Der Gratis-Filmauschnitt aus „Zeitmillionär“ kann hier angesehen werden

Zeitmillionär handelt von den Emotionen einer langen Auszeit vom Alltag: Von Entscheidung und Aufbruch, von Glück und Freiheit, von Heimweh und Einsamkeit, von Furcht und Liebe. Aus jeder dieser Emotionen entstand noch während der Reise der Soundtrack zum Film. Die Kamera begleitet Claus Aktoprak nicht nur während des Törns, sondern hält auch die Entstehung der Songs von der Idee bis zur aufwendigen Produktion mit 30 internationalen Musikern in einem Studio in Hamburg fest.

Zeitmillionär ist der sehr persönliche Reisebericht eines Mannes, der auf seinem Boot unterwegs ist, um die Freiheit zu erleben und der dabei herausfindet, dass Zeit viel mehr wert ist als Geld. „Ich hätte so einen Film gerne selber bereits vor vielen Jahren gesehen. Denn dann wäre ich schon längst losgefahren.“

Film und Soundtrack sind hier erhältlich
www.luvgier.de

Der Gratis-Filmauschnitt aus „Zeitmillionär“ kann hier angesehen werden

 

Trizonia, Mesolongi, Argostoli

Trizonia, kurz vor Sonnenaufgang.Auf Trizonia wäre ich gerne noch einige Tage länger geblieben. Hier gab es zum ersten Mal seit langer Zeit eine richtig bunte Segler-Szene, mit allem was dazu gehört. Abenteurer, Aussteiger, Gemütlichkeit und natürlich auch etwas Zoff. Kein Wunder, wenn man lange dicht beieinander liegt. Aber wo gibt es den schon nicht. Mich hat er jedenfalls nicht interessiert.

Interessiert haben mich allerdings die Geschichten. Da war zum Beispiel Altan, der hier eine 20t schwere Segelyacht gekauft hat, allerdings noch nie zuvor gesegelt ist. Aber er kennt sich bereits auf See aus, denn er ist schon etliche Jahre mit Motorbooten unterwegs gewesen.
Seine Yacht hatte allerdings ein Problem, das Getriebe vom Saildrive war abgefallen. In Griechenland ist so ein Problem schwerwiegend, denn es gibt nicht viele Möglichkeiten, große Boote mal eben aus dem Wasser zu holen. Ich hoffe jedenfalls, dass er mittlerweile eine Lösung finden konnte und bald seine Heimat, einen Küstenort in der Türkei, erreicht.
Dann war ich noch zu Besuch bei Charlotte und Hans-Jörg auf der S/Y Cassiopeia Of Douglas. Ein ungewöhnliches, interessantes Berufsleben hat der sympathische Eigner einer Najad hinter sich. Als Kfz-Mechaniker angefangen, saß er nach vielen Zwischenstationen irgendwann im Cockpit eines Airbus A320 und hat den Jet auf Langstrecke geflogen. Heute ist er im Ruhestand. Und in Trizonia? In Trizonia habe ich ihn im Klettergeschirr in den Masttopp seiner Segelyacht gezogen. Dort musste er etwas reparieren. Luftaufnahmen hat er natürlich auch von dort oben mitgebracht.
Dann hatte ich noch Besuch von Heinz, der heute einen Katamaran segelt und Nomade sofort als Suncoast 42 erkannt hat. Denn vor vielen Jahren hat er selbst einmal versucht, eine Suncoast zu bekommen. Damals gab der Markt allerdings überhaupt nichts her.

Blick von oben: An Deck sind Charlotte, Altan und Nico. © Hans-Jörg Frömmer

Trizonia von oben. © Hans-Jörg Frömmer

Nach einigen Tagen, an denen ich nicht nur von Boot zu Boot getingelt bin, sondern auch wieder viel an Nomade geschraubt habe, gab es am 15. Mai einen günstigen Wetterbericht für die Fahrt nach Mesolongi.
Diesmal hat er auch gestimmt. Im Laufe des Vormittags setzte Nordostwind ein und ich bin mit viel Fahrt unter der Brücke von Patras hindurch gesegelt. Endlich lag der Golf von Korinth hinter mir. Der Rest des Törns war unspektakulär. Der Wind irgendwann wieder weg und die lange Fahrt den Kanal hoch bis Mesolongi sehr gemütlich. Hat mich ein bisschen an die Kanalfahrten in Frankreich erinnert.
In Mesolongi lag ich am Stadtkai. War mir irgendwie zu laut. Auch der ganze Ort hat mir wenig gefallen. Zwar überall wirklich nette Menschen, aber auch viel Palaver, laute Prollkisten und leider sehr viele Strassenhunde. Einige hatten Bisswunden, es gab ab und zu Zoff unter ihnen.
Der Schutz in Mesolongi ist allerdings perfekt. Durch den langen Kanal kommt absolut kein Schwell mehr im Hafen an. Das war es dann auch schon mit den Vorzügen. Also weiter!

Weiter nach Kefalonia, genauer, nach Argostoli wollte ich. Ich erspare euch die Details zum Wetter. Hat mal wieder nicht gepasst, aber egal, ließ sich trotzdem segeln und nach 59 Seemeilen war ich da, auf der größten griechischen Insel im Ionischen Meer.
Kurz nach meiner Ankunft, Sturm und Gewitter! Glück gehabt. Hätte ich an diesem Morgen ein paar Minuten länger geschlafen und einen zweiten Kaffee getrunken, es hätte mich schlimm erwischt. Selbst in dieser kleinen Bucht wurde es recht turbulent. Eine Yacht ist leider mit dem Heck auf die Pier geknallt und wurde unschön zugerichtet.
Nomade dagegen lag längsseits wie ein Fels in der Brandung da. Nur um die Fender habe ich mir wieder etwas Sorgen gemacht. Ist aber alles gut gegangen.
Nach zwei Nächten an der wirklich schönen und verhältnismäßig ruhigen Promenade in Argostoli, bin ich an den Verladekai gefahren und habe mir dort Diesel von einem Tankwagen bringen lassen. Anschließend habe ich Nomade auf die andere Seite der Bucht in eine aufgegebene Marina verlegt. Hier ist absolut nichts los. Kostet nichts, bietet nichts und Licht gibt es nachts auch keins. Hier kann ich mich in Ruhe um die letzten Reparaturen an Nomade kümmern und auf ein günstiges Wetterfenster für die nächste Etappe warten.

Das Fenderproblem für besonders scharfkantige Kaimauern ist nun auch gelöst. Habe einen alten Good Year auf einem der Müllhaufen gefunden! Loch rein gebohrt, Leine drum, fertig. Damit es keine unschönen schwarzen Reifenspuren an Nomade gibt, sind bereits Flächenfender an Bord. Die kommen dann zwischen Reifen und Bordwand.

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1 Abend am Meer. 5 Fragen ans Leben. Und 1 mögliche Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben.

Sonntag Abend, Hafenmole Marano, Norditalien: Verlagsleiterin Susanne Guidera und ich brainstormen darüber, wie wir unseren gemeinsamen Verlag millemari. im nächsten Jahr ausrichten. Nicht, dass wir nicht viel auf die Beine gestellt hätten in den vergangenen zwei Jahren. 14 Bücher sind entstanden. 2 Kino-Filme. 1 DVD. Im Vorbeigehen mal eben 8-10 Kalender. Ich habe in den vergangenen drei Jahren drei Bücher geschrieben – das letzte, eben abgegeben, wird im Frühjahr 2018  bei PENGUIN als Spitzentitel erscheinen. 

Ein kleiner unabhängiger Verlag ist entstanden, der Bücher und Geschichten über Menschen am Meer verlegt. Über berühmte Weltumsegler. Über unbekannte Segler, die entweder ganz jung oder wie ich nach Jahren „im Geschirr“ aus Lust am Neustart aufs Meer gegangen sind, um irgendwie eine andere Seite ihres Lebens und unseres Planeten zu entdecken. 

Man könnte sich eigentlich zurücklehnen. Und den lauen Abend am Meer in Marano genießen. Wenn man das könnte. Ich kann’s aber nicht. Drum sitzen wir am Meer. Und brainstormen, wie es im Frühjahr 2018 weitergeht. Projekte werden gewälzt. Ideen werden gesponnen, während sich langsam die Nacht über die Fischkutter und die Pier vor der Hafenbar IL MOLO senkt. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder an den polnischen Segler denke, dessen propperes kleines Stahlschiff gestern noch an dieser Pier in den Wellen der Lagune leise schaukelte. Und den ich beneidete.

Drei ausgeheckte Projekte und eine Nacht auf LEVJE später erreicht mich morgens um sieben ein Mail meines besten Freundes Andal aus Berlin. Er ist noch voll im Geschirr, führt eine Firma. Aber seit 27 Jahren funktioniert unsere Freundschaft, weil wir uns gegenseitig mit Fragen bombardieren. Eigentlich kreisen wir mit unseren Fragen immer wieder wie in der Strömung eines reißenden Flusses treibende junge Hunde, die nach einem roten Ball schnappen. Der kleine rote Ball: Die Frage nach dem richtigen Leben.


Heute morgen um sieben ragen Andals Fragen vor mir so hoch auf wie der Bug der COSTA LUMINOSA über dem kleinen Japaner auf der Pier in Triest. Aber Freundschaft besteht auch aus richtigem Timing. Seine Fragen kommen mir, der ich mich wirklich wie der kleine Japaner mit dem Rucksack vor dem großen Bug des Lebens fühle, gerade recht. Deshalb, weil Andals Fragen sich ja mal wieder ums richtige Leben drehen, beantworte ich sie jetzt mal öffentlich. Denn schließlich drehen sich Andals Fragen ja auch darum, ob es sich gelohnt hat, nach 28 Jahren deutlich mehr Abende am Meer statt am Schreibtisch zu verbringen.

„Denkst Du, dass ein Fischer, der jeden Morgen losfährt, einer der glücklichsten Menschen ist?“

Ok. Ich werde einen Fischer suchen. Und ihn befragen. Ein Fischer weiß das sicher am besten.

Ansonsten: Du erinnerst Dich sicher an den Satz, mit dem Dein unvollendeter Roman begann? „Kluge Menschen leben dort, wo Ihre Sehnsüchte genährt werden.“ 
Deine Romanheldin damals zog es an den Schrottplatz, immerhin. Dein Satz ist wichtig. Sehr wichtig. Ich bin letzte Woche auf einem Bagerschiff auf dem Tagliamento mitgefahren, um den zwei Männern, die tagein, tagaus die Flüsse der Lagunen und die Kanäle Venedigs ausbaggern, eine ähnliche Frage zu stellen. Ob sie nie die Wärme eines geheizten Büros vermissen würden. Nein, sagten sie. Der wochenlange Nebel im Winter wär nervig. Aber der Sommer würde sie voll entschädigen. Da wollten sie mit keinem tauschen.

„Um wieviel Prozent ist auf’s Meer losfahren besser als auf die Autobahn?“

90%. Ich habe irgendwann nachgerechnet und festgestellt, dass ich in meinen 28 Berufsjahren etwa 1,5 Millionen Dienstwagen-Kilometer zurückgelegt habe. Ich schäme mich still für meinen schauderhaften ökologischen Fussabdruck, der überwiegend dadurch entstand, dass mein Schreibtisch 67 Kilometer von meiner Behausung entfernt stand. 

Die zweite Erkenntnis: Irgendwo las ich mal, dass ein Mensch beim Fahren auf der Autobahn etwa demselben Stresspegel ausgesetzt ist wie ein Bomberpilot. Ich fürchte, die jüngeren, die kaum mehr Interesse am Besitz eines KFZ haben, haben instinktiv die Nachteile dessen begriffen, worunter wir noch Freiheit verstanden.

Die restlichen 10%? NOCH kommt man nicht ums Auto rum. Der Hafen in San Giorgio liegt 7 Kilometer außerhalb des Ortes. Ich hab noch kein Fahrrad auf der LEVJE. OHNE Auto gehts halt nicht. 

„Sollte man alle großen Einrichtungen abschaffen? Autobahnen? Frachter? Fähren? Shopping Center? Amazon? Gott?“

Ich finde nicht. Von uns beiden bist Du derjenige, der nachdrücklich daran glaubt, dass die Welt in den letzten 10, 20 Jahren eine bessere geworden ist.

Ich finde, am allerwenigsten sollte man Gott abschaffen. Die Menschheit hat dreieinhalb Jahrhunderte hingebastelt, um dessen Einfluss auf unser Leben zu verringern. Sie hats geschafft. Sich unabhängig gemacht. Leider bekommt uns das mittelmässig. Seit Gott bei den meisten aus dem Kopf ist, haben wir die Kacinskis und Orbans und Trumps und die Erdogans. Die gabs zwar immer. Es ist aber kein Zufall, dass sie gerade jetzt mehr werden. Ich habe den Eindruck, unser Wertesystem ändert sich gerade, und nicht zufällig, seit das Internet alle und jeden erreicht. Und alle alles sagen können. Das machen sich ein paar Leute zunutze. Da es ein übernational verbreitetes Phänomen ist, hat es irgendwie mit sich verändernden Werten zu tun.

„Ist mit Kielschaden in San Giorgio festsitzen nicht wie gefeuert werden?“

Also: Das ist gut! Naja, ist schon Frust dabei. Und ich merke, wie ich den polnischen Segler beneidete, der sein kleines Schiff genau hierher nach Marano an die Pier steuerte. Nein, weil ich finde, ich muss einfach jetzt was draus machen. Man muss einfach nur was tun. Es ist eine spannende Übung, etwas, das einen frustet, in etwas Positives zu drehen. Im Büro leidet man eher darunter, dass man den Dingen nicht entkommen kann. Aber hier? Mach ich halt einfach was anderes…

Danke, Anderle, für die Fragen. Und wenn ich jetzt noch die Nachteile meines freieren Daseins auflisten müsste:
– Selbständig sein ist nach Jahren fast drei Jahrzehnten „angestellt sein“ ungewohnt. Das Geld ist eben nicht am 30. jeden Monats auf dem Konto. 
– Nicht mehr in der „Firma“ sein, in einer Hierarchie oben, zwickt manchmal in der Seele. Ist aber gute Übung. Es zwingt dazu, den Gedanken der eigenen Unwichtigkeit zuzulassen.
– Das Finanzamt kommt in meinem Leben nicht mehr einmal im Jahr, sondern 12 x vor.

Trotz alldem: Wenn man die Freiheit liebt und irgendwie ständig was machen will: Sind mehr Nächte am Meer genau das Richtige.

1 Abend am Meer. 5 Fragen ans Leben. Und 1 mögliche Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben.

Sonntag Abend, Hafenmole Marano, Norditalien: Verlagsleiterin Susanne Guidera und ich brainstormen darüber, wie wir unseren gemeinsamen Verlag millemari. im nächsten Jahr ausrichten. Nicht, dass wir nicht viel auf die Beine gestellt hätten in den vergangenen zwei Jahren. 14 Bücher sind entstanden. 2 Kino-Filme. 1 DVD. Im Vorbeigehen mal eben 8-10 Kalender. Ich habe in den vergangenen drei Jahren drei Bücher geschrieben – das letzte, eben abgegeben, wird im Frühjahr 2018  bei PENGUIN als Spitzentitel erscheinen. 

Ein kleiner unabhängiger Verlag ist entstanden, der Bücher und Geschichten über Menschen am Meer verlegt. Über berühmte Weltumsegler. Über unbekannte Segler, die entweder ganz jung oder wie ich nach Jahren „im Geschirr“ aus Lust am Neustart aufs Meer gegangen sind, um irgendwie eine andere Seite ihres Lebens und unseres Planeten zu entdecken. 

Man könnte sich eigentlich zurücklehnen. Und den lauen Abend am Meer in Marano genießen. Wenn man das könnte. Ich kann’s aber nicht. Drum sitzen wir am Meer. Und brainstormen, wie es im Frühjahr 2018 weitergeht. Projekte werden gewälzt. Ideen werden gesponnen, während sich langsam die Nacht über die Fischkutter und die Pier vor der Hafenbar IL MOLO senkt. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder an den polnischen Segler denke, dessen propperes kleines Stahlschiff gestern noch an dieser Pier in den Wellen der Lagune leise schaukelte. Und den ich beneidete.

Drei ausgeheckte Projekte und eine Nacht auf LEVJE später erreicht mich morgens um sieben ein Mail meines besten Freundes Andal aus Berlin. Er ist noch voll im Geschirr, führt eine Firma. Aber seit 27 Jahren funktioniert unsere Freundschaft, weil wir uns gegenseitig mit Fragen bombardieren. Eigentlich kreisen wir mit unseren Fragen immer wieder wie in der Strömung eines reißenden Flusses treibende junge Hunde, die nach einem roten Ball schnappen. Der kleine rote Ball: Die Frage nach dem richtigen Leben.


Heute morgen um sieben ragen Andals Fragen vor mir so hoch auf wie der Bug der COSTA LUMINOSA über dem kleinen Japaner auf der Pier in Triest. Aber Freundschaft besteht auch aus richtigem Timing. Seine Fragen kommen mir, der ich mich wirklich wie der kleine Japaner mit dem Rucksack vor dem großen Bug des Lebens fühle, gerade recht. Deshalb, weil Andals Fragen sich ja mal wieder ums richtige Leben drehen, beantworte ich sie jetzt mal öffentlich. Denn schließlich drehen sich Andals Fragen ja auch darum, ob es sich gelohnt hat, nach 28 Jahren deutlich mehr Abende am Meer statt am Schreibtisch zu verbringen.

„Denkst Du, dass ein Fischer, der jeden Morgen losfährt, einer der glücklichsten Menschen ist?“

Unbedingt. Du erinnerst Dich sicher an den Satz, mit dem Dein unvollendeter Roman begann? „Kluge Menschen leben dort, wo Ihre Sehnsüchte genährt werden.“ 
Deine Romanheldin damals zog es an den Schrottplatz, immerhin. Dein Satz ist wichtig. Sehr wichtig. Ich bin letzte Woche auf einem Bagerschiff auf dem Tagliamento mitgefahren, um den zwei Männern, die tagein, tagaus die Flüsse der Lagunen und die Kanäle Venedigs ausbaggern, eine ähnliche Frage zu stellen. Ob sie nie die Wärme eines geheizten Büros vermissen würden. Nein, sagten sie. Der wochenlange Nebel im Winter wär nervig. Aber der Sommer würde sie voll entschädigen. Da wollten sie mit keinem tauschen.

„Um wieviel Prozent ist auf’s Meer losfahren besser als auf die Autobahn?“

90%. Ich habe irgendwann nachgerechnet und festgestellt, dass ich in meinen 28 Berufsjahren etwa 1,5 Millionen Dienstwagen-Kilometer zurückgelegt habe. Ich schäme mich still für meinen schauderhaften ökologischen Fussabdruck, der überwiegend dadurch entstand, dass mein Schreibtisch 67 Kilometer von meiner Behausung entfernt stand. 

Die zweite Erkenntnis: Irgendwo las ich mal, dass ein Mensch beim Fahren auf der Autobahn etwa demselben Stresspegel ausgesetzt ist wie ein Bomberpilot. Ich fürchte, die jüngeren, die kaum mehr Interesse am Besitz eines KFZ haben, haben instinktiv die Nachteile dessen begriffen, worunter wir noch Freiheit verstanden.

Die restlichen 10%? NOCH kommt man nicht ums Auto rum. Der Hafen in San Giorgio liegt 7 Kilometer außerhalb des Ortes. Ich hab noch kein Fahrrad auf der LEVJE. OHNE Auto gehts halt nicht. 

„Sollte man alle großen Einrichtungen abschaffen? Autobahnen? Frachter? Fähren? Shopping Center? Amazon? Gott?“

Ich finde nicht. Von uns beiden bist Du derjenige, der nachdrücklich daran glaubt, dass die Welt in den letzten 10, 20 Jahren eine bessere geworden ist.

Ich finde, am allerwenigsten sollte man Gott abschaffen. Die Menschheit hat dreieinhalb Jahrhunderte hingebastelt, um dessen Einfluss auf unser Leben zu verringern. Sie hats geschafft. Sich unabhängig gemacht. Leider bekommt uns das mittelmässig. Seit Gott bei den meisten aus dem Kopf ist, haben wir die Erdogans und Kacinskis und Orbans und Trumps. Ich habe den Eindruck, unser Wertesystem ändert sich gerade, und nicht zufällig, seit das Internet alle erreicht. Und alle alles sagen können. Das machen sich ein paar Leute zunutze. Da es ein weltweites Phänomen ist, hat es irgendwie mit sich verändernden Werten zu tun.

„Ist mit Kielschaden in San Giorgio festsitzen nicht wie gefeuert werden?“

Also: Das ist gut! Naja, ist schon Frust dabei. Und ich merke, wie ich den polnischen Segler beneidete, der sein kleines Schiff genau hierher nach Marano an die Pier steuerte. Nein, weil ich finde, ich muss einfach jetzt was draus machen. Man muss einfach nur was tun. Es ist eine spannende Übung, etwas, das einen frustet, in etwas Positives zu drehen. Im Büro leidet man eher darunter, dass man den Dingen nicht entkommen kann. Aber hier? Mach ich halt einfach was anderes…

Danke, mein Kleiner, für die Fragen. Und wenn ich jetzt noch die Nachteile meines freieren Daseins auflisten müsste:
– Selbständig sein ist nach Jahren fast drei Jahrzehnten „angestellt sein“ ungewohnt. Das Geld ist eben nicht am 30. jeden Monats auf dem Konto. 
– Nicht mehr in der „Firma“ sein, in einer Hierarchie oben, zwickt manchmal in der Seele. Ist aber gute Übung.
– Das Finanzamt kommt in meinem Leben nicht mehr einmal im Jahr, sondern 12 x vor.

Trotz alldem: Wenn man die Freiheit liebt und irgendwie ständig was machen will: Sind mehr Nächte am Meer genau das Richtige.

Videoupdate #39

Einhand Ablegen und Anlegen mit Nomade in Echtzeit. Alles dauert eben etwas länger.

SV 7Seas – Anett, Hendrik, Dominik, Marie, Max Pilz GER

MAX PILZ, CRUISING LIFE IS EASY

Moin zusammen, wird wohl Zeit, dass ich mal wieder von mir hören lasse, damit keiner auf die Idee kommt, dass man mich hier an Bord quält, von wegen nicht Art gerechter Baby Haltung. Ich habe mir sagen lassen, dass es Kampfmütter geben soll, die ihre Erben nur in der Wattekiste durch die Gegend tragen. Neee, das tut meine Regierung nicht! Im Gegenteil, die schleppen mich sogar auf Berge rauf, vermutlich, um zu testen, ob ich höhentauglich bin. WEITERLESEN

Frühlingserwachen auf dem Fuselfelsen

Der Saisonanfang ist ja schon für sich immer etwas besonderes. Letztes Jahr habe ich ihn mit Ostern, Geburtstag und Weihnachten auf einem Tag verglichen. Wenn dann das Wetter auch noch das erste Mal seit 5 Jahren gleich einen Saisoneröffnungstrip nach Helgoland zulässt geht es schon fast nicht mehr besser. Bis einen alte Erinnerungen noch einen neuen Plan dazu schmieden lassen….

Aber mal von Anfang an. Fast schon etwas widerwillig geht es morgens in Cuxhaven los. Die Morgen sind noch eiskalt und vor allem hat sich mein Biorhythmus noch nicht wieder an die Segelsaison gewöhnt. Obwohl ich ein ausgewiesener Langschläfer und eine Nachteule bin, bin ich an Bord im Sommer meistens schon um 7 wach und dafür spätestens um 23h in der Falle, wenn nicht noch irgendwelche feuchtfröhlichen Fachgespräche dazwischen kommen. Richtige Rentnerzeiten also. Und jetzt lässt mich die 0800 Brückenöffnung Samstag früh schon etwas grummeln. Lange dauert die Gewöhnungsphase jedoch nicht. Endlich bewegt sich das Boot wieder, der Motor läuft, die sanften Bewegungen der Nonsuch fühlen sich gleich vertraut und wohlig an. Dass die Nordsee spiegelglatt ist und die Temperaturen kaum mal über 8 Grad steigen, stört da gar nicht. Immerhin scheint die Sonne. Und endlich wieder draußen!

Gegen Mittag erhebt sich langsam die felsige Kulisse von Helgoland über den Horizont. Auch wenn man das Ganze als Elbsegler schon Dutzende Male gesehen hat, ist es doch immer wieder ein besonderes Erlebnis: Keine flache Düneninsel am Horizont, sondern auf einmal taucht ein 50m hoher Klotz von Felseninsel aus dem Dunst auf. Ein ungewöhnliches Bild an dieser Küste, denn Helgoland ist die einzige Felseninsel an der Deutschen Nordseeküste und nebenbei noch die Einzige Hochseeinsel, mehr als 30 Seemeilen von jeder anderen Küste entfernt. So kommt jedes Mal ein bisschen echte Seefahrtsstimmung auf wenn Cuxhaven am Horizont verschwindet und erst einige Zeit späte Helgoland vor einem auftaucht. Zumindest für ein paar Stunden. Und das ist der erste Grund weswegen Helgoland bei Seglern so ein beliebtes Ziel ist.

Der zweite wird an Land schnell offensichtlich. Auch die Landschaft ist in der näheren Umgebung einmalig. Der Hafen ist keine langweilige Marina sondern wird von Schiffen aller Art frequentiert. Dadurch ist die Stimmung sofort so angenehm maritim, selbst wenn 10er Päckchen hier in der Hochsaison eher Regel als Ausnahme sind. Es sieht hier auch nicht so typisch urig und antik wie z.B. oft in Dänemark aus; im Hafen eher fast schon industriell, trotzdem kommt hier draußen weit weg vom Festland sofort Urlaubsstimmung auf. Schnell fällt der Blick auch auf die kleine Nebeninsel namens „Düne“, welche als Badeinsel und Kinderstube für Hunderte Seehunde und Kegelrobben fungiert. Hier kommen vor allem die Naturfreunde auf ihre Kosten. Doch über allem thront das Oberland. Selbst Teile des Inseldorfes liegen auf dem bis zu 50m hohen roten Felsenplateau. Wer zum Brötchenholen oder in die Kirche hinauf will muss jedes Mal den Aufzug oder die Treppe nehmen. Auf dem Oberland lässt sich dann mit einer herrlichen Aussicht auf die aus der Deutschen Bucht in die weite Welt ausfahrenden Dampfer spazieren gehen. Dabei lernt man nebenbei auch noch viel über die bewegte Vergangenheit der Insel, die bis ins 20. Jahrhundert hinein zu England gehörte. Besonders eindrucksvoll sind die mittlerweile zugewachsenen Bombenkrater die von der Verwüstung in den Weltkriegen zeugen, welche fast bis zur Zerstörung der ganzen Insel und ihrer zeitweisen Unbewohntheit führten. Auch Geschichtsfreunde werden bei den zahlreichen Zeitzeugnissen hier auf ihre Kosten kommen.

Kommen wir nun zum Dritten Grund warum so viele Segler einen Trip nach Helgoland planen. Bei jeden Seefahrer an Nord- und Ostsee hat sich ein Spitzname für Helgoland eingebürgert: Der Fuselfelsen. Und das nicht nur bei Seglern. Den Namen kannste bei jeden Hafenmeister erwähnen, jeder wird sofort wissen was du meinst. Das ganze rührt daher, dass Helgoland eine steuerliche Sonderzone ist. Es gibt keine Mehrwehrtsteuer, und ich glaube einige andere Steuern fallen ebenfalls weg. So kostet der Liter Diesel beispielsweise nur 81 Cent.


Diese Besonderheit hat dazu geführt, dass fast die gesamte Insel vom Duty-Free Geschäft mit den Tagestouristen lebt. Das Dorfzentrum besteht fast ausschließlich aus Pafümerien, Schnapsläden, und Tabak-und Süßigkeitenverkäufern wie an jedem internationalen Flughafen. Nur in einer nie dagewesenen Fülle! Es soll auf der Insel vorkommen, dass die Dame des Hauses eine Parfümerie führt, er den angeschlossenen Schnaps- und Tabakladen, und dass der heimische Keller noch als Lager missbraucht wird. Selbst für den örtlichen Juwelier gilt die Mehrwertsteuerbefreiung. So kommt es dann, dass nicht nur die Tagestouristen sondern auch die Segler ihre Zollfreimengen gerne ausnutzen und ihr Schiff….ähem…“ausrüsten“. Ein weiterer Vorteil von einem Trip nach Helgoland gleich zu Beginn der Saison, können so doch die im Winterlager beim Arbeiten wegkondensierten Restvorräte wieder aufgefüllt werden. ?

Im Hochsommer, wenn bis zu 7000 Tagestouristen die Insel bevölkern, bleiben die meisten Segler tagsüber zwischen 12 und 16 Uhr einfach auf den Booten und schauen sich die danach wieder leergefegte Insel in Ruhe an. Jetzt im frühesten Frühling ist es den ganzen Tag über angenehm leer. Selbst der Bäcker hat am Sonntag noch geschlossen. So schlendern wir ganz entspannt über die Insel, freuen uns an den ersten Sonnenstrahlen des Tages und beschließen den Tag mit einem kleinen Abendessen.

Anschließend darf ein kleiner Verdauungsspaziergang nicht fehlen. Und wo ginge das auf Helgoland besser als auf dem Oberland. Also die 181 Treppenstufen hochgetigert (als ob das zur Verdauung nicht gereicht hätte!) und einmal die große Runde gelaufen. Vorbei am riesigen Leuchtturm mit dem stärksten Feuer des ganzen Landes, Kleingärten, Vogelkolonien, grasenden Schafsböcken mitten auf dem Spazierweg bis an den Rand der Klippen mit  Blick über die Felsenstele „Lange Anna“, dem Wahrzeichen der Insel, und raus aufs Meer in den Sonnenuntergang.

Doch ich war nicht zum ersten Mal hier. Wie wir so die Szenerie, die Meeresluft und das Kreischen der Möwen genießen, fällt mir ein Gespräch mit meinem Papa wieder ein, mit dem ich genau an dieser Stellle bei meinem letzten Saisoneröffnungstrip nach Helgoland vor fünf Jahren hier stand. Und just dann begann sich in meinem Kopf eine neue Idee zu formen…