Monat: Januar 2017

Die BOOT 2017: Mareike Guhr. Weltumseglerin. Vier Monate danach.

Ein kleiner Konferenzraum  auf der BOOT in Düsseldorf. An der Wand hängen Seekarten von Atollen. „Cocos (Keeling) Islands“ steht auf einer. Darunter sitzt Mareike Guhr im blauen Hemd, Weltumseglerin und Trägerin des diesjährigen TO-Preises. Sie lacht ein ums andere Mal, ein energiegeladenes Bündel von Frau. Ihr Gesicht ist immer in Bewegung ist offen, herzlich, sympatisch. Nein, nicht bloß offen. Der Welt offen.

„Mein Vater war Zahnarzt. Als ich zwölf war, nahm er ein Entwicklungshilfeprojekt auf den Seychellen an. Meine Schwester und ich begleiteten ihn. Vielleicht war meine Schwester damals wirklich noch zu klein – doch mich hat das alles sehr beeinflusst. Irgendwie hat das meinen Horizont erweitert. Irgendwie hat dies Reisen mir auch damals schon eine andere Einschätzung der Welt vermittelt. Und eine Offenheit, die man nur durch Reisen bekommt.“

Später war sie bei der YACHT und schrieb als Journalistin für WELT und HAMBURGER ABENDBLATT. Aber selbst Ihr Leben in Hamburg am Wasser trieb ihr nicht die Sehnsucht nach Mehr aus. Sie tagträumte von der Südsee, von Tahiti, den Tuamotus. „1999 war das dann soweit. Via Charter kam ich nach Tahiti und war dort unterwegs. Irgendwie ergab es sich, dass ich dahin kam, wovon ich geträumt hatte. Und das war nur der Pazifik. Tuamotus, Marquesas – nach Tahiti wurde mein Wunsch noch stärker, dorthin zu gelangen, wohin ich mit einem Charterboot nicht kommen kann.“

Es sollte allerdings noch dauern, bis ein richtiger Törn im Pazifik daraus werden sollte. Sie schaffte den Absprung erst nach einem einschneidenden Erlebnis. „Was den Ausschlag gab, dass ich lossegelte? Das war der Tod einer Freundin. Ich war erschüttert. Und ich fragte mich danach: Hab’ ich überhaupt noch die Zeit, das zu tun, was ich eigentlich will? Der Tod jener Freundin war ein klarer Warnschuß. Eine Erinnung daran, dass ich nur dies eine Leben habe. Und dass ich jetzt leben muss, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe mir danach die klare Aufgabe gegeben: Ich will das tun. Ich will meine Reise jetzt realisieren.“

Sie realisierte. Und segelte auf einem 15-Meter-Katamaran, der nicht ihr eigener war, um die Welt. Und während sie davon erzählt, dass es den Anschub brauchte, fällt der eine Satz: „Jeder Mensch hat die PFLICHT, glücklich zu werden. Weil er nur dann wirklich Wirkung erzielen kann. In der Welt.“

Was sie denn als schönsten Moment ihrer vierjährigen Reise empfunden hätte? „Der schönste Moment ist das Losfahren. Der Punkt, wo es losgeht. Wo mit einem Mal die Anspannung der Organisation, der Vormonate abfällt. Ich hätte kein Interesse, nur auf dem Wasser zu sein. Das Losfahren ist immer wieder das Beste. Der Aufbruch.
Das schönste sind auch die Nachtwachen. Die viel intensivere Wahrnehmung. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich als das intensivere Erleben auf meinem Boot bezeichne.“

Und wie geht es ihr jetzt, wieder an Land? „Ich bin jetzt seit drei bis vier Monate wieder da. Großes Entsetzen. Über das echte Miteinander, das es hier nicht mehr gibt. Dass es zuviele Dinge sind, die auf mich einstürzen. Es sind soviele Dinge – nicht nur solche, die auf mich einstürzen, sondern auch Projekte, in die ich mich selber wieder reinziehen lasse und die mich gefangen nehmen. Lebt man in diesem Land, ist es schwierig, sich dessen Rhytmus zu entziehen. Der Wunsch wieder loszufahren, wird jedenfalls stärker; stärker als ich es wollte. Ich bin so anders als meine Schwester. Sie hat zwei Kinder, ist Grundschulllehrerin, es ist ein gutes Leben und doch so anders als meins. Denn ich bin das totale Gegenteil.“

Und immer ist es ein Hauch von Trauer, der über all ihrer Energie und ihrem fröhlichen Gesicht liegt. Trauer, als hätte sie tatsächlich vor langer Zeit jemanden verloren, der eine wichtige Rolle in ihrem leben spielte. Als wüsste sie , was „jemand verlieren“, „von etwas Abschied nehmen“ bedeutet. Und spricht auch darüber, obwohl wir uns kaum kennen. In diesem Fall vom Abschied von ihrem Boot, dem Katamaran MEDIANOCHE. Was sie da bewegt, kann nur verstehen, wer selber länger auf einem Boot unterwegs war. Und für den das eigene Boot nicht bloß mobile Behausung, sondern vom Gefährt zum Gefährten wurde. Mareike sagt das so: „Zu den emotional wichtigen Dingen bei so einem Törn gehört auch die Liebe zu seinem Boot. Bei mir war das MEDIANOCHE. Sie war ja nicht mein Boot, ich musste es zurückgeben. Das fällt mir schwer. Und es fiel mir schwer, MEDIANOCHE zu verlassen.“

Und jetzt? Auf ihrer Webseite steht, Wilfried Erdmann habe sie zum Langfahrtsegeln gebracht. Er habe gesagt: „Fahr los. Und such Dir eine schöne Insel. Irgendwo. Und dann: Schreib ein Buch.“ Hoffen wir tatsächlich, dass Mareike Guhr ein Buch schreibt. Es wäre sicher ein ganz und gar Ungewöhnliches.

Nicht so lang wie die Reise von Mareike Guhr. 
Aber macht mindestens soviel Mut wie Mareike Guhr:
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 Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

Filmtrailer ansehen. Bestellen. Hier.

Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München – Antalya, bitte. 
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.

Die BOOT 2017: Mareike Guhr. Weltumseglerin. Vier Monate danach.

Ein kleiner Konferenzraum auf der BOOT. An der Wand hängen Seekarten von Atollen. „Cocos (Keeling) Islands“ steht auf einer. Und drunter sitzt Mareike Guhr, Weltumseglerin und Trägerin des diesjährigen TO-Preises. Und immer ist es ein Hauch von Trauer, der über ihrem fröhlichen Gesicht liegt. Mareike Guhr ist offen, herzlich, sympatisch. Nein, nicht bloß offen. Weltoffen.

„Mein Vater war Zahnarzt. Als ich sechs Jahre alt war, nahm er ein Entwicklungshilfeprojekt auf den Seychellen an. Meine Schwester und ich begleiteten ihn. Vielleicht war meine Schwester damals wirklich noch zu klein – doch mich hat das alles sehr beeinflusst. Irgendwie hat das meinen Horizont erweitert. Irgendwie hat dies Reisen mir auch damals schon eine andere Einschätzung der Welt vermittelt. Und eine Offenheit, die man nur durch Reisen bekommt.“

Später war sie bei der YACHT und schrieb als Journalistin für WELT und HAMBURGER ABENDBLATT. Aber selbst Ihr Leben in Hamburg am Wasser trieb ihr nicht die Sehnsucht nach Mehr aus. Sie tagträumte von der Südsee, von Tahiti, den Tuamotus. „1999 war das dann soweit. Via Charter kam ich nach Tahiti und war dort unterwegs. Tuamotus, Marquesas. Irgendwie ergab es sich, dass ich dahin kam, wovon ich geträumt hatte. Und das war nur der Pazifik.“

Es sollte allerdings noch dauern, bis ein richtiger Törn im Pazifik daraus werden sollte. Sie schaffte den Absprung erst nach einem einschneidenden Erlebnis. „Was den Ausschlag gab, dass ich lossegelte? Das war der Tod einer Freundin. Ich war erschüttert. Und ich fragte mich danach: Hab’ ich überhaupt noch die Zeit, das zu tun, was ich eigentlich will? Der Tod meiner Freundin war ein klarer Warnschuß. Eine Erinnung daran, dass ich nur dies eine Leben habe. Und dass ich jetzt leben muss, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe mir danach die klare Aufgabe gegeben: Ich will das tun. Ich will meine Reise jetzt realisieren.“

Sie realisierte. Und segelte auf einem 15-Meter-Katamaran, der nicht ihr eigener war, um die Welt. Und während sie davon erzählt, dass es den Anschub brauchte, fällt der eine Satz: „Jeder Mensch hat die PFLICHT, glücklich zu werden. Weil er nur dann wirklich Wirkung erzielen kann. In der Welt.“

Was sie denn als schönsten Moment ihrer vierjährigen Reise empfunden hätte? „Der schönste Moment ist das Losfahren. Der Punkt, wo es losgeht. Wo mit einem Mal die Anspannung der Organisation, der Vormonate abfällt. Ich hätte kein Interesse, nur auf dem Wasser zu sein. Das Losfahren ist immer wieder das Beste. Der Aufbruch.
Das schönste sind auch die Nachtwachen. Die viel intensivere Wahrnehmung. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich als das intensivere Erleben auf meinem Boot bezeichne.“

Und wie geht es ihr jetzt, wieder an Land? „Ich bin jetzt seit drei bis vier Monate wieder da. Großes Entsetzen. Über das echte Miteinander, das es hier nicht mehr gibt. Dass es zuviele Dinge sind, die auf mich einstürzen. Es sind soviele Dinge – nicht nur solche, die auf mich einstürzen, sondern auch Projekte, in die ich mich selber wieder reinziehen lasse und die mich gefangen nehmen. Lebt man in diesem Land, ist es schwierig, sich dessen Rhytmus zu entziehen. Der Wunsch wieder loszufahren, wird jedenfalls stärker; stärker als ich es wollte. Manchmal wünschte ich, ich wäre
meine Schwester. Sie hat zwei Kinder, ist Grundschulllehrerin, es ist ein gutes Leben und doch so anders als meins. Denn ich bin das totale Gegenteil.“

Ein trauriges Erlebnis war auch ihr Abschied von ihrem Boot, dem Katamaran MEDIANOCHE. „Zu den emotional wichtigen Dingen bei so einem Törn gehört auch die Liebe zu seinem Boot. Bei mir war das MEDIANOCHE. Sie war ja nicht mein Boot, ich musste es zurückgeben. Das fällt mir schwer. Und es fiel mir schwer, aus der Eignerschaft auszusteigen.“

Und jetzt? Auf ihrer Webseite steht, Wilfried Erdmann habe sie zum Langfahrtsegeln gebracht. Er habe gesagt: „Fahr los. Und such Dir eine schöne Insel. Irgendwo. Und dann: Schreib ein Buch.“ Hoffen wir tatsächlich, dass Mareike Guhr ein Buch schreibt. Es wäre sicher ein ganz und gar Ungewöhnliches.

Nicht so lang wie die Reise von Mareike Guhr. 
Aber macht mindestens soviel Mut wie Mareike Guhr:
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Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.

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und die Kunst, wieder sehen zu lernen
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Filou und die Straßenhunde

So langsam kehrt wieder Alltag hier ein. Filou macht sich gut in Kapandriti und wir haben angefangen, alles was noch auf uns zu kommt, zu organisieren. Wie wir ja bereits vor kurzem erwähnt haben, wird es auch finanziell eine neue Hürde für uns, Filou aufzunehmen. Unterbringung, neue Ausrüstung und Tierarztbehandlungen kosten Geld, dazu die anstehende Überführung von Nomade und das alles nur mit Sabrinas Gehalt, während ich Schiff und Hund nach Hause holen werde. Keine leichte Aufgabe.
Es gab dazu aber auch schon Hilfsangebote und wir finden das ziemlich toll von euch, dass ihr Filou und uns unter die Arme greifen wollt.
Allerdings lehnen wir dankend ab, denn wir sind ziemlich sicher, das wir das hin bekommen werden und es gibt da jemanden, der eure Unterstützung viel, viel dringender benötigt als wir!

Stefan hat gleich mehr als ein Dutzend Hunde von der Straße zu versorgen. Er wohnt in Porto Cheli, hat dort ein großes Grundstück gemietet und rettet Straßenhunde und Katzen. Er päppelt sie auf, bringt sie zum Tierarzt, vermittelt sie in gute Hände und organisiert Transporte. Die Lage in Griechenland ist, was Tierschutz angeht, leider wirklich schlimm. Ein Hundeleben ist hier wenig wert. Welpen werden einfach lebend in Mülltonnen geworfen, störende Hunde vergiftet oder erschossen und fast täglich habe ich irgendwo einen überfahrenen Streuner auf der Straße gesehen. Die Tiere werden oft nicht alt und die, die das eine Weile überleben sind, vor allem in den kleineren Orten, meist ausgehungert und am Ende, gerade jetzt, gegen Ende des Winters.

Ich habe Stefan in Kilada getroffen und er hat mir dort mit Filou geholfen, mir gute Tipps gegeben und heraus gefunden, wo sich Filou tagsüber aufhält. Nebenbei bemerkt konnte er sich an einige Details aus Nomades Kajüte erinnern. Er arbeitet nämlich hauptberuflich als Mechaniker bei einer Bootswerft in Porto Cheli und hat vor Jahren einmal an Nomade gearbeitet. Die Welt ist manchmal wirklich klein.
Jedenfalls hat er in Griechenland alle Hände voll zu tun. Denn die Sache mit den Hunden macht er in seiner Freizeit, zusammen mit seiner Frau, 7 Tage die Woche.
Am liebsten hätten wir auch Filou bei ihm gelassen, weil es dem Hund den weiten Weg erspart hätte, aber Stefan ist momentan bis an die Belastungsgrenze mit Hunden ausgefüllt.

Wenn ihr also helfen wollt, dann besucht mal Stefans Facebookseite:
Porto Heli’s Strassentiere
Dort findet ihr recht weit oben verschiedene Möglichkeiten, seine Arbeit mit ein paar Talern zu unterstützen.

Oder noch besser: Wenn ihr einen Hund sucht, es gibt bei ihm jede Menge dankbare Tiere, die ein zu Hause suchen.

Roderich Brottka 10.01.1942 – 15.01.2017

NACHRUF AUF EINEN AUFRECHTEN SEGLER

Mein erstes Treffen mit Roderich liegt Jahrzehnte zurück, als er Erleichterung beim Steuern seiner Moody suchte. Das Problem wurde damals subito gelöst und wir hatten danach über viele Jahre nur noch wenig Kontakt miteinander.

Unser gemeinsamer Verein, der TO, hat uns wieder zusammen gebracht. Auf jener legendären ausserordentlichen Hauptversammlung im Februar 2012 sollte in Cuxhaven ein neuer Vorstand gewählt werden. Es wollte der Zufall, dass unser beider Stühle nebeneinander standen. Kein Zufall hingegen, dass wir in Bezug auf unsere Standpunkte zu diesem Verein uns auf gerader Linie befanden. Roderich, als Kriminalbeamter a.D. war ein Mann mit eisernem Rechtsempfinden, auf dessen Gradlinigkeit man Hochhäuser hätte bauen können. Die Vorgänge in „seinem“ Verein, dem er Jahrzehnte lang als Stützpunktleiter Wilhelmshaven die Treue gehalten hatte, liessen ihn nicht zur Ruhe kommen. Es war in einem Masse engagiert und aufgebracht über die Vorgänge, dass wir Tage und Stunden miteinander verbrachten, um zu beraten, was zu tun sei, um endlich Veränderungen zu bewirken. Gerichtstermine haben wir gemeinsam wahrgenommen und uns unermüdlich ausgetauscht, wie es denn wohl möglich sei, diesen „seinen“ Verein in ein besseres Fahrwasser zu verholen. Roderich´s Krankheit, die ihn seit einigen Jahren in ihre Fänge genommen hatte, hat seinen Lebensmut geschmälert und am Ende zum Erliegen gebracht. Bei unserem letzten Telefonat im Dezember 2016 deutete er an, dass ihn der Mut verlasse …

In Gedenken
Peter Foerthmann

Herz vs. Kopf

Eigentlich sollte hier jetzt ein Bericht über Nicos Woche auf Nomade kommen, denn in den letzten Tagen war er in Kilada, um vor Ort bereits einiges zu erledigen und erste Dinge auf dem Schiff für die Überführung vorzubereiten.
Doch schon am ersten Tag war der Inhalt unserer Gespräche nicht Nomade, sondern der „Nachbar“, wie wir ihn am Anfang genannt haben.
Zugegeben, sehr vertrauenserweckend sah er nicht aus, wie er da auf seiner alten Matratze auf dem Werftgelände gelegen hat, abgemagert und mit skeptischem Blick. Es ist ein Streuner, der sich dort seinen Schlafplatz gesucht hat, auf einer weggeworfenen Matte, in einem alten Bananaboot.
Als ich das erste mal von ihm gehört habe, dachte ich eher daran, dass es gefährlich sein könnte, wer weiß schon, wie so ein Straßenhund reagiert? Mitleid hatte ich allerdings mit ihm, dieses Leben hat er sich nicht ausgesucht.
Nico ist noch am ersten Abend so schwer verliebt, dass er mich fragt, was ich von ihm halte, ob er ihn mal füttern soll? Mein Herz sagt sofort „Ja!“, aber mein Verstand setzt sich noch durch und ich versuche ihn mit Argumenten aufzuhalten…nicht dass der Streuner sich an ihn gewöhnt, anhänglich wird und dann enttäuscht ist, wenn er dann doch wieder alleingelassen wird nach ein paar Tagen.
Insgeheim informiere ich mich allerdings schon, wie das denn so ist, einen ehemaligen Streuner aufzunehmen, der Papierkram der notwendig ist, Untersuchungen die gemacht werden müssen. Jede freie Minute nutze ich zum recherchieren.
Und immer wieder der Gedanke: Aber er ist so groß, und alles ist so plötzlich, können wir das wirklich?
Klar ist, er kann nicht in ein paar Tagen auf dem Rückflug mit nach Deutschland. Allein die Tollwutimpfung muss 3 Wochen vor der Einreise gemacht werden, einen Chip und einen Ausweis müsste er erst bekommen. Also doch die Idee aus dem Kopf schlagen, dachte ich erst. Aber einen Hund wollten wir ja sowieso wieder…nur nicht jetzt schon und eigentlich einen kleineren. Ein wildes Hin und Her, Gefühle und Argumente liefern sich eine Schlacht.
Wir denken darüber nach ihn aufzunehmen, wenn er im März noch dort zu finden ist, sobald Nico das nächste mal auf Nomade ist. Das hätte allerdings bedeutet, dass er bis dahin auf sich allein gestellt ist und das Risiko ist groß, dass er nicht mehr bis dahin durchhält, er war doch jetzt schon so dünn und der Winter ist noch längst nicht vorbei.
Dieser Hund lässt mich einfach nicht mehr los. In meinem Kopf gehe ich immer wieder die Möglichkeiten durch und im Internet suche ich nach Lösungen, doch es erscheint alles irgendwie nicht machbar.
Nico besorgt trotzdem schon mal Futter und der Streuner zeigt sich erstaunlich ruhig, zwar mit anfänglicher Skepsis, aber er gewinnt zusehends Vertrauen. Bei mir gewinnt immer mehr das Herz die Oberhand.

Jedes weitere Bild was ich sehe bestärkt mich darin weiter nach einer Lösung zu suchen.
Um dem Verstand nun die letzten Argumente zu nehmen, suche ich weiter im Internet, finde tatsächlich ganz in der Nähe von Kilada ein deutsches Paar, das sich um Straßenhunde kümmert und sehr aktiv im Tierschutz ist. Nach einem ersten Kontakt geht alles sehr schnell. Bei ihnen kann der Streuner zwar nicht unterkommen, denn sie sind selber bis an den Rand ihrer Kapazitäten ausgefüllt, aber sie kümmern sich, zusammen mit einer Tierschützerin hier aus Deutschland, um einen Platz in Griechenland für ihn, damit er dort bleiben kann, bis wir ihn mit an Bord nehmen können.
Puh, plötzlich war eine Lösung zum greifen nahe, nur wie sollte Nico, der zum ersten mal Kontakt zu einem Straßenhund hat, es schaffen ihn in den wenigen Tagen soweit an sich zu gewöhnen, dass er in einer Box, im Auto, über 200km weit zur Pflegestelle mitfährt? Das war die einzige Chance, die es gab, die Zeit war knapp und mehr konnte ich von hier aus nicht tun.
Es war nicht leicht, aber Nico ist es schließlich gelungen, den Hund an sich zu gewöhnen und er ist nun in Kapandriti, bei einer sehr guten Pflegestelle. Er ist jetzt kein Straßenhund mehr, sondern wartet darauf zu uns zu können.
Nach langem Überlegen haben wir uns für den Namen Filou entschieden, denn das ist er wirklich, ein kleiner Lausbub, der sich in unser Herz geschlichen hat und wir hoffen, dass er bald das Leben an Bord von Nomade mit uns kennenlernen kann. Bis dahin wird er in der Pflegestelle aufgepäppelt und ärztlich versorgt, bekommt die nötigen Papiere und muss leider noch etwas warten, bis wir ihn dort abholen können. Ich freue mich schon riesig darauf, ihn dann endlich kennenlernen zu können, denn ich kenne ihn bisher nur von Fotos und Videos, aber trotzdem habe ich ihn jetzt schon ins Herz geschlossen.



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Vortrag und Auftritte auf der BOOT 2017 – Ein Blick hinter die Kulissen


Sieht entspannter aus als es war

Auf der diesjährigen BOOT in Düsseldorf war ich für einen Vortrag und zwei Live-Auftritte eingeladen. Was auf der Bühne dann (hoffentlich) immer locker und ganz entspannt aussieht, verhält sich hinter den Kulissen dann doch immer viel aufwändiger. Daher möchte ich in diesem Blogbeitrag einfach mal einen Blick hinter die Kulissen geben. Was steht also an? Erstens ein Vortag für meinen Verlag millemari auf der Bühne des Segel Centers. Auf Facebook hatte ich schon ein paar Bilder von der Bühne gesehen. Sehr groß, viele Zuschauer, beim Ansehen der Bilder leicht einsetzendes Lampenfieber…kenne ich alles, sollte ich aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zweitens ein 30-minütiger Auftritt beim Marina Verbund Ostsee und drittens ein weiterer, dieses Mal einstündiger Auftritt bei dem italienischen Marina Verbund FVG. Die beiden Auftritte bereiten mir keine Sorgen. Mit Dara McNamara an meiner Seite sind wir ein eingespieltes Team mit großem Repertoire. Da muss auch nichts mehr geprobt werden. Die Technik bringen wir selber mit. Kennen wir, funktioniert, klingt gut! Also beginne ich mit den Setlisten für die beiden Auftritte. Die sind schnell geschrieben und damit ist dieser Punkt abgehakt. 

Zurück zum Vortrag. Eine Woche vor der Messe telefoniere ich mit dem Techniker der Segel Center Bühne. Fazit: Alles kein Problem. Ich möchte bitte meinen eigenen Laptop mitbringen, damit meine PowerPoint Präsentation mit eingebundenen Video/Audio Daten auch sicher läuft. Für die zwei Livesongs nehmen wir unsere eigene, bewährte Technik und er legt dann einfach nur die Summe auf seine Anlage. Soweit so gut. Allerdings benötigt er das Video als HDMI-Signal. Mein Laptop hat aber nur einen VGA -Ausgang. Einen Adapter zur Wandlung bestelle ich daraufhin bei Amazon für €8.-. Kann ich bestimmt immer wieder gut gebrauchen. Problem gelöst. Denke ich aber leider nur…

Der Problemfall

 
Als nächstes steht der Reiseplan und die Lade- und Parksituation auf dem Programm. Aus Erfahrung weiß ich, dass man hier am ehesten Probleme bekommt. Der Reiseplan ist simpel. Wir fahren mit meinem Auto und übernachten auf dem Hinweg bei einem sehr guten Freund nur 30 Minuten entfernt vom Messegelände. So kommen wir entspannt an und können direkt nach der Messe wieder zurück nach Hamburg fahren. Denn am Tag nach der Messe habe ich in Hamburg noch einen Auftritt. Die Lade/Parksituation gestaltet sich aber deutlich schwieriger. Ich telefoniere mit Greta vom Segel Center. Ergebnis: Ich darf gegen Kaution für eine Stunde zum Ausladen auf das Gelände, muss dann allerdings draußen parken. Wer die BOOT kennt, weiß das das mit viel Zeitaufwand verbunden ist. Riesenparkplätze weit weg von den Hallen, Shuttlebusse, lange Wege. Wird schon klappen. Ein großes Problem stellt allerdings der Abbau dar. Denn man kann lt. Plan nur bis 1800h auf das Gelände fahren. Unser Auftritt geht aber von 1700h bis 1800h. Vorher geht auch nicht, da nach einer Stunde Aufenthalt die Kaution weg wäre. Das lässt sich im Vorfeld auch per Telefon nicht klären, muss sich also vor Ort irgendwie lösen lassen. 

Zurück zum Vortrag. Der ist auf der HANSEBOOT schon gut angekommen, war allerdings etwas zu lang. Mit zwei Live Songs wird es auch nicht besser, also kürze ich ihn noch hier und da etwas und mache, wie üblich, einen Probevortrag für meine Frau. Alles passt, ich liege zeitlich gut im Rennen. Nur merkwürdig das der Ton aus dem TV und nicht aus der Anlage kommt. Das muss wohl am HDMI -Adapter liegen? Kann man sicher im Laptop schnell umstellen, denke ich mir. Einen Tag vor der Abreise packe ich langsam alles zusammen. Es gibt immer so viel zu bedenken. Anfahrt, Tickets, Texte, Leadsheets, Notenständer, Kabel, Batterien, Klamotten, Bargeld für die Kaution, USB-Sticks, Backups, CDs und DVDs. Ausdrucke des Vortrages falls die PowerPoint nicht im Referentenmodus läuft…wie auf der HANSEBOOT. Die Liste ist endlos und es dauert auch immer einen ganzen Tag bis ich wirklich alles zusammenhabe. 

Der Reisetag ist entspannt, wir kommen gut durch und werden bei meinem Freund in Essen regelrecht verwöhnt. Tolles Essen, guter Wein, schöne Gespräche…wir haben uns lange nicht gesehen. Die Zeit verfliegt nur so und wir sind erst gegen zwei im Bett. Und um 0800h schon wieder auf den Beinen, denn ich möchte früh auf der Messe sein. Denn ich hasse Hektik vor dem Vortrag! Etwas schwer vom Wein kommen wir langsam in die Gänge, und ich erfahre, das wir erst ab 1000h auf das Gelände fahren können. Mit Ausladen, Aufbau und Auto wegbringen wird das nun schon eng. Mist. Es klappt aber alles reibungslos und um 1030h steht schon die Anlage auf der Bühne, der Sound stimmt, die PowerPoint läuft…einzig der Ton aus dem Laptop ist nicht vorhanden. Und er lässt sich nicht, wie gehofft, schnell in einem Menü umschalten, sondern geht stur über HDMI raus. Ich probiere hektisch herum, aber dann kommt schon Meno Schrader auf die Bühne und ich muss verschwinden. Jetzt wird es eng. Gut, erst einmal das Auto vom Gelände bringen, denn in 50 Minuten beginnt ja nun auch schon mein Vortrag. Hatte ich schon gesagt, dass ich Hektik vor Vorträgen hasse? Bei der Ausfahrt des Geländes frage ich nun auch nach, wie ich den nach 1800h wieder einladen soll. Antwort: Ich benötige eine Nachtarbeitsgenehmigung die mir am Tor 2 im Messebüro ausgestellt werden könnte. Ich weiß weder wo sich das Tor 2 befindet, noch was ich für diese Genehmigung benötige aber die Zeit drängt. Wird schon werden. Ich finde ein Parkhaus nicht so weit weg vom Messegelände stelle schnell mein Auto ab und hetze vorbei an den endlosen Hallen von Nummer 8 bis Nummer 15. Mir tun jetzt schon die Füße weh. Auf dem Weg google ich nach dem HDMI Ton Problem. Ich finde jede Menge Einträge dazu, allerdings keine Lösung. Das Problem scheint also bekannt zu sein, aber nicht einfach zu beheben. Langsam beginne ich Ausweichszenarien durchzudenken. Meine Filmausschnitte laufen nun derzeit ohne Ton; soll ich ihn einfach nachsprechen? Oder die Sequenzen einfach stumm laufen lassen und sie hinterher erläutern? Ich habe die Präsentation ja auch als Backup auf einem Stick. Vielleicht läuft sie beim Techniker? Nicht schön das alles.

Zurück in der Halle treffe ich die ersten bekannten Gesichter. Hallo hier, hallo da. Immer ruhig und höflich. Doch ich habe nur noch 15 Minuten bis zum Vortrag und werde langsam etwas nervös J Ich eile mit meinem Stick zur Technik, und natürlich laufen die Videos nicht auf seinem Laptop. Arrggghhhh. Doch der Kollege ist ganz entspannt und sagt: „Wir haben doch noch 10 Minuten.“ Zum Glück sitzt der gerade Vortragende auf einem Boot neben der Bühne, so das wir an meinen Laptop kommen. Aber es will einfach nicht klappen. Interne Ausgänge, ein extra Audiointerface…alles bleibt stumm. Na dann. Ich entscheide mich dafür die Filmpassagen in Echtzeit zu synchronisieren. Wird schwierig, aber vielleicht findet es das Publikum ja auch unterhaltsam. Ich gehe zu Dara, hole mein Instrument und atme ein paar Mal tief durch um mich für den Vortrag zu entspannen. Der in zwei Minuten beginnt. Wir platzieren uns auf der Bühne, stellen die Mikros auf und plötzlich sagt der tiefenentspannte Techniker: „So, es läuft!“. Der Ton ist da. Yes, yes, yes!!! Auf den wahrlich letzten Drücker. Jetzt bloß nichts anmerken lassen. Ruhig sprechen. Immer langsam. Mir gelingt ein perfekter Einstieg in den Vortrag und wir spielen den ersten Song.  „Ich geh‘ segeln“, die Leute tanzen, bleiben stehen, die Stimmung ist gut. Der Rest des Vortrages läuft von alleine. Ich habe viel Zeit, da wir extrem pünktlich angefangen haben, muss nicht hetzen und komme exakt um 1159h zum Ende. Das hat dann doch noch richtig Spaß gemacht. Nun kann ich endlich auch alle richtig begrüßen, einige Fragen beantworten und noch ein paar Bücher und DVDs verkaufen. Und die Zeitschrift „Production Partner“ nimmt Kontakt auf. Sehr cool, die habe ich bei ROLAND immer gerne gelesen.  Der schwierigste Part ist damit überstanden. Ich bedanke mich noch einmal bei der Technik und frage nach. In irgendeinem Untermenü musste er erst etwas aktivieren, damit es dann in einem weiteren Untermenü anwählbar wird um es dann wiederum im Soundmenü als Wiedergabegerät einstellen zu können. Sollte ich mir nächstes Mal besser vorher ansehen.

Es läuft…auf der Bühne des Segel Centers

Um die beiden nächsten Auftritte mache ich mir keine Sorgen mehr. Lampenfieber kenne ich nur vor Vorträgen mit all ihren Unwägbarkeiten. Das nächste Problemthema ist also erst der Abbau. Und die Nachtarbeitserlaubnis. Das Wort klingt schon nach Schwierigkeiten! Aber zunächst einmal ziehen wir weiter zum Stand des Marina Verbundes Ostsee. Wir werden hier im Sommer eine kleine Tour durch die Häfen des Verbundes machen, die sich von Südschweden bis an die polnische Grenze verteilen. Ich freue mich da schon wie ein kleines Kind darauf. Mit meinem Boot von Hafen zu Hafen zu fahren, dort Musik machen und auch noch Geld dafür bekommen. Von mir aus kann die Tour gerne über 5 Jahre gehen JIch hole Stefanie von meinem Label auf die Messe und wir werden herzlichst vom Marina Verbund empfangen. Kaffee, Süßigkeiten, eine kleine Bühne. Großartig. Wir haben eine Stunde Zeit für Aufbau und Relaxing. Es kommen wieder ein paar bekannte Gesichter vorbei und wir klönen in der Lounge am Stand. Der Auftritt läuft dann sehr gut, es ist allerdings um diese Uhrzeit recht schwierig das Publikum zum Anhalten zu bekommen. Zu viel gibt es noch zu sehen, zu weit sind die Wege. Die Balladen gehen ein wenig unter im Gewusel. Also machen wir lieber ein paar schnelle Nummern und am Ende haben wir doch eine hübsche, kleine Crowd zusammen. Ein gelungener Tourauftakt für den Sommer. Ich freu‘ mich echt darauf!


 Gute Laune am Stand des Marina Verbundes Ostsee

Bevor wir weiterziehen muss ich mich jetzt aber um den Abbau kümmern und laufe über das endlos scheinende Gelände bis ich endlich einen Eingang in ein offiziell anmutendes Gebäude finde. Irgendwann finde ich dann auch eine Information und die sehr nette Dame schleppt mich in ein Security Büro. Hier werde ich nach Anliegen, Stand und Firmenname befragt und habe 2 Minuten später die Nachtarbeitserlaubnis in der Hand. Kein Antrag, keine Kosten. Wunderbar. 


Die Nachtarbeitserlaubnis…nur statt luvgier haben sie Lufftgitr geschrieben 

Damit sind nun alle Probleme gelöst und wir ziehen weiter zum Stand des italienischen Marina Verbundes FVG. Dort soll von 1700h bis 1800h eine kleine Standparty mit Preisverlosung stattfinden und wir liefern dazu die Musik. Klingt toll und ich freue mich darauf. Italiener verstehen es zu feiern. Wir werden wieder sehr, sehr warmherzig empfangen bauen unsere Sachen schnell auf und haben danach 90 Minuten Leerlauf. Endlich Zeit zum Essen. Leider ist es genauso schlecht, wie teuer.  Und dann setzt am Stand auch noch ein toter, müder Punkt ein. Wir probieren beide nicht von den Barhockern zu fallen und vermeiden den Gedanken an die lange Rückfahrt nach Hamburg. Sind uns nur einig direkt nach Auftrittsende sofort loszufahren. 


 Dolce Vita bei FVG Marinas Network

Aber dann sagt Susanne uns auch schon an, von irgendwo her taucht Prosecco auf, und mit einem Mal ist der Stand voller netter Menschen. Teils bekannte, teils neue Gesichter und eine nette Party ist in Gange. Es ist angenehm voll, die Italiener sind zufrieden und tanzen, der Sound ist gut. Es macht wirklich Spaß und ich träume davon nach der Ostseetour dann direkt die Italientour durch die Häfen des Verbundes anzuhängen! Ich liebe Italien! Wie cool wäre das denn bitte? Nach dem Auftritt quatsche ich noch ein wenig hier und da, verkaufe auch noch ein paar CDs und werde vom Verband TransOcean kontaktiert. Den kenne ich nur aus Büchern von Langfahrern und bin direkt ein wenig stolz, das sie auf mich aufmerksam geworden sind. Bin mal gespannt, was sich da noch ergibt!  Ich gehe das Auto und habe enorme Schwierigkeiten es in dem nun fast leeren Riesenparkhaus wiederzufinden. Ich bin vorhin in der Eile einfach losgelaufen ohne mir die Platznummer zu merken. Anfängerfehler! Ich will schon umdrehen, da finde ich mein Auto doch noch in der letzten Ecke. Problemlos geht es auf die Messe, wir bekommen auch noch nette Hilfe von zwei Segelrebellen beim Einladen und sind schnell auf der Autobahn. Wir halten nur für einen riesengroßen Kaffee und sind um 2230h bereits wieder in Hamburg. Ich falle tot ins Bett und wache am nächsten Morgen mit einer fetten Erkältung auf. Heute Abend ist noch ein Auftritt mit Biggs B Sonic im Weinland am Hamburger Hafen, den schaffe ich auch noch und dann ist Musikerwochenende. Der Auftritt macht Spaß und kommt gut an, ich kann zwar weder sprechen noch mitsingen, aber das machen die beiden Jungs aus der Band schon selber sehr gutJUm Mitternacht sitze ich dann in einem Chinarestaurant auf der Reeperbahn vor einer Hühnersuppe und freue mich auf den Montag. Endlich frei. Nach einem sehr erfolgreichen Wochenende.

Die BOOT 2017: Emily. Das Meer. Und das Plastik.

Menschen am Meer. Live auf der BOOT 2017.

Es ist ungewöhnlich, was Emily Penn da macht. Und WIE sie es macht. Sie rebelliert nicht. Sie radikalisiert nicht. Sie leistet keinen Widerstand. Emily kämpft einfach gegen all das Plastik, das weltweit in den Meeren schwimmt. Ihre stärkste Waffe ist nichts anderes als ihr Lächeln. Das Lächeln einer 29jährigen.

Ungewöhnlich ist auch Emily Penn’s Geschichte. Sie ist geboren in Wales, jener gebirgigen Gegend ganz im Westen Englands, wohin sich die letzten Kelten zurückzogen und walisische Kämpfer sich bis ins Mittelalter gegen die englische Vormacht stemmten. Als Emily fünf Jahre alt war, setzte sie sich im Sommerurlaub am Meer in einen Optimisten und beschloss zu lernen, wie man den segelt, ohne im Meer zu ertrinken. Sie lernte das so gut und so intensiv, dass sie begann, Regatten zu segeln. Erst Optimist. Dann 29er.

Die Regatta auf dem Meer, der „Sea Contest“, bestimmte ihr Heranwachsen. „Ich war immer auf dem Boot, es gab keine sechs Tage, in denen ich nicht einmal auf dem Boot gewesen wäre“, sagt sie heute. Aber irgendwann war damit Schluß. Sie wollte anderes. „Irgendwas mit dem Kopf machen war plötzlich reizvoller, sagt sie heute. Was anderes als Boote und Wasser. Sie wählte Architektur. Aber kaum dass sie ihren Bachelor hatte, war das Wasser 



wieder da. „Ich bekam ein Angebot, bei einer Weltumsegelung als ‚Operations manager‘ an Bord mit einzusteigen. Also machte ich das. Und segelte ein halbes Jahr mit. Von England nach Australien und Neuseeland. Trotz meiner ganzen Segelei in meiner Kindheit und Jugend hatte ich keinen Schein. Das holte ich in Australien nach, wo ich für ein halbes Jahr blieb.“ Und dann: reizte sie die Südsee. Und auf dieser Reise per Schiff passierte es. Emily beschreibt es so: „Ich suchte das Paradies. Aber plötzlich sah ich das Plastik. All die kleinen Plastikfetzchen, die da im Meer treiben. Ich hatte das Paradies gesucht. Aber gefunden hatte ich das Plastik.“

Es war die Initialzündung. In Tonga angekommen, begann sie zweierlei. Als Lehrerin zu unterrichten. Und Gruppen zu organisieren, die gemeinsam den Plastikmüll vom Strand aufsammelten. „Das war vor allem eine mentale Sache“, sagt Emily. „Solange man denkt, der Plastikmüll am eigenen Strand käme von woanders, fühlt man sich machtlos. Aber ich fand heraus, dass der Plastikmüll auf Tonga zu 80% domestic war und aus Tonga selber stammt. Das hatte damit zu tun, dass die Einwohner von Tonga in den letzten 50 Jahren ihre Ernährung umgestellt hatten. Statt Nahrung von der Insel gab es jetzt Nahrung aus der Plastikfolie. Die Tongaer wussten einfach nicht, wohin mit der Verpackung nach dem Verzehr.. „Recycling“, „Nachhaltigkeit“, das war Lichtjahre entfernt. Das Plastikproblem auf Tonga war ein Problem, das erst die neue Zeit auf die Insel gebracht hatte. Plastik war ein Problem des Fortschritts.

Und an diesem Punkt unterscheidet Tongaer wenig von Europäern. Und Europäer wenig von Tongaern.

Man schätzt, dass pro Jahr knapp 10 Millionen Tonnen Kunststoffmüll ins Meer gelangen. Abfall, der mit den großen Meeresströmungen treibt. Langsam unter der Einwirkung von Sonnenlicht und Salzwasser zerbröselt und sich in immer kleinere Folien- und Hartplastikpartikel auflöst. Teile, die über Kleinlebewesen, Vögel und Fische wieder zurück in den Nahrungskreislauf gelangen.

Es waren 56 Tonnen Plastik die Emily auf Tonga einsammelte. Das Gewicht von 56 Kleinwägen, das Emily und ihre freiwilligen Helfer in Form angespülter Splitter, Fetzen, Flipflops, Tüten und Flaschen einsammelte. „Tonga war der Anfang. Ich wollte eine Lösung finden für das Problem, die nicht nur darin bestand, es aufzuräumen, wenn es irgendwo an Land gespült wurde. Ich musste an die Wurzel des Übels. Und die hieß: Nur wenn WIR komplett Plastik vermeiden, fällt es nicht mehr an am Strand.“ 

Das ist der eine Weg, den Emily einschlug. Der andere: Mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Mit den Verursachern. „Aber da lernt man schnell, dass es keinen Sinn macht, an Türen zu klopfen, die sich niemals öffnen werden.“ Heute sucht sie Kooperationspartner anderswo. „Ich suche den Kontakt zu großen Firmen, die erkannt haben, dass es für ihre Marke wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was schiefläuft in der Welt. Deshalb halte ich meine Vorträge wie hier auf der BOOT: Und gestern wurde ich angesprochen von einer solchen Firma: ‚Wir brauchen jemand wie sie. Wir wollen Sie unterstützen.‘“

Wo sie denn in 5 Jahren sein möchte, frage ich Emily. Wenn sie einen Wunsch frei hätte an die gute Fee: Was würde sie sich von ihr wünschen? Einen Moment denkt Emily Pen nach, ohne dass ihr Lächeln verschwindet. „Wir haben viele Universitäten. Und gute. Die bereiten mehr junge Leute als je zuvor für ihren Job aus. Aber es reicht nicht, junge Leute nur gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Was wir brauchen, ist eine ganz andere Universität. Eine, die sich  nur auf die Lösung unserer großen Probleme konzentriert. Eine Universität, die gleichzeitig in die großen Konzerne hineinwirkt, Querverbindungen schaftt und Unterstützung findet, um die großen Probleme anzugehen. Und das wiederum geht nur mit, nicht gegen die Unternehmen.“

Hoffen wir einfach, dass es die gute Fee gibt. Und dass sie einfach Emily Penn’s Wunsch hört. Es wäre gut für das Meer. Und vor allem für uns.

Wer mehr wissen möchte: emilypenn.co.uk

Nicht so klug wie Emily Penn. Doch schön zu lesen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

JETZT als erschienen als PRINT oder als eBook ab € 9,99

unter millemari.de/Ein-sommer-lang-sizilien.

sowie in jeder Buchhandlung oder bei AMAZON.

Die BOOT 2017: Emily. Das Meer. Und das Plastik.

Menschen am Meer. Live auf der BOOT 2017.

Es ist ungewöhnlich, was Emily Penn da macht. Und WIE sie es macht. Sie rebelliert nicht. Sie radikalisiert nicht. Sie leistet keinen Widerstand. Emily kämpft einfach gegen all das Plastik, das weltweit in den Meeren schwimmt. Ihre stärkste Waffe ist nichts anderes als ihr Lächeln. Das Lächeln einer 29jährigen.

Ungewöhnlich ist auch Emily Penn’s Geschichte. Sie ist geboren in Wales, jener gebirgigen Gegend ganz im Westen Englands, wohin sich die letzten Kelten zurückzogen und walisische Kämpfer sich bis ins Mittelalter gegen die englische Vormacht stemmten. Als Emily fünf Jahre alt war, setzte sie sich im Sommerurlaub am Meer in einen Optimisten und beschloss zu lernen, wie man den segelt, ohne im Meer zu ertrinken. Sie lernte das so gut und so intensiv, dass sie begann, Regatten zu segeln. Erst Optimist. Dann 29er.

Die Regatta auf dem Meer, der „Sea Contest“, bestimmte ihr Heranwachsen. „Ich war immer auf dem Boot, es gab keine sechs Tage, in denen ich nicht einmal auf dem Boot gewesen wäre“, sagt sie heute. Aber irgendwann war damit Schluß. Sie wollte anderes. „Irgendwas mit dem Kopf machen war plötzlich reizvoller, sagt sie heute. Was anderes als Boote und Wasser. Sie wählte Architektur. Aber kaum dass sie ihren Bachelor hatte, war das Wasser 



wieder da. „Ich bekam ein Angebot, bei einer Weltumsegelung als ‚Operations manager‘ an Bord mit einzusteigen. Also machte ich das. Und segelte ein halbes Jahr mit. Von England nach Australien und Neuseeland. Trotz meiner ganzen Segelei in meiner Kindheit und Jugend hatte ich keinen Schein. Das holte ich in Australien nach, wo ich für ein halbes Jahr blieb.“ Und dann: reizte sie die Südsee. Und auf dieser Reise per Schiff passierte es. Emily beschreibt es so: „Ich suchte das Paradies. Aber plötzlich sah ich das Plastik. All die kleinen Plastikfetzchen, die da im Meer treiben. Ich hatte das Paradies gesucht. Aber gefunden hatte ich das Plastik.“

Es war die Initialzündung. In Tonga angekommen, begann sie zweierlei. Als Lehrerin zu unterrichten. Und Gruppen zu organisieren, die gemeinsam den Plastikmüll vom Strand aufsammelten. „Das war vor allem eine mentale Sache“, sagt Emily. „Solange man denkt, der Plastikmüll am eigenen Strand käme von woanders, fühlt man sich machtlos. Aber ich fand heraus, dass der Plastikmüll auf Tonga zu 80% domestic war und aus Tonga selber stammt. Das hatte damit zu tun, dass die Einwohner von Tonga in den letzten 50 Jahren ihre Ernährung umgestellt hatten. Statt Nahrung von der Insel gab es jetzt Nahrung aus der Plastikfolie. Die Tongaer wussten einfach nicht, wohin mit der Verpackung nach dem Verzehr.. „Recycling“, „Nachhaltigkeit“, das war Lichtjahre entfernt. Das Plastikproblem auf Tonga war ein Problem, das erst die neue Zeit auf die Insel gebracht hatte. Plastik war ein Problem des Fortschritts.

Und an diesem Punkt unterscheidet Tongaer wenig von Europäern. Und Europäer wenig von Tongaern.

Man schätzt, dass pro Jahr knapp 10 Millionen Tonnen Kunststoffmüll ins Meer gelangen. Abfall, der mit den großen Meeresströmungen treibt. Langsam unter der Einwirkung von Sonnenlicht und Salzwasser zerbröselt und sich in immer kleinere Folien- und Hartplastikpartikel auflöst. Teile, die über Kleinlebewesen, Vögel und Fische wieder zurück in den Nahrungskreislauf gelangen.

Es waren 56 Tonnen Plastik die Emily auf Tonga einsammelte. Das Gewicht von 56 Kleinwägen, das Emily und ihre freiwilligen Helfer in Form angespülter Splitter, Fetzen, Flipflops, Tüten und Flaschen einsammelte. „Tonga war der Anfang. Ich wollte eine Lösung finden für das Problem, die nicht nur darin bestand, es aufzuräumen, wenn es irgendwo an Land gespült wurde. Ich musste an die Wurzel des Übels. Und die hieß: Nur wenn WIR komplett Plastik vermeiden, fällt es nicht mehr an am Strand.“ 

Das ist der eine Weg, den Emily einschlug. Der andere: Mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Mit den Verursachern. „Aber da lernt man schnell, dass es keinen Sinn macht, an Türen zu klopfen, die sich niemals öffnen werden.“ Heute sucht sie Kooperationspartner anderswo. „Ich suche den Kontakt zu großen Firmen, die erkannt haben, dass es für ihre Marke wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was schiefläuft in der Welt. Deshalb halte ich meine Vorträge wie hier auf der BOOT: Und gestern wurde ich angesprochen von einer solchen Firma: ‚Wir brauchen jemand wie sie. Wir wollen Sie unterstützen.‘“

Wo sie denn in 5 Jahren sein möchte, frage ich Emily. Wenn sie einen Wunsch frei hätte an die gute Fee: Was würde sie sich von ihr wünschen? Einen Moment denkt Emily Pen nach, ohne dass ihr Lächeln verschwindet. „Wir haben viele Universitäten. Und gute. Die bereiten mehr junge Leute als je zuvor für ihren Job aus. Aber es reicht nicht, junge Leute nur gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Was wir brauchen, ist eine ganz andere Universität. Eine, die sich  nur auf die Lösung unserer großen Probleme konzentriert. Eine Universität, die gleichzeitig in die großen Konzerne hineinwirkt, Querverbindungen schaftt und Unterstützung findet, um die großen Probleme anzugehen. Und das wiederum geht nur mit, nicht gegen die Unternehmen.“

Hoffen wir einfach, dass es die gute Fee gibt. Und dass sie einfach Emily Penn’s Wunsch hört. Es wäre gut für das Meer. Und vor allem für uns.

Wer mehr wissen möchte: emilypenn.co.uk

Nicht so klug wie Emily Penn. Doch schön zu lesen:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

Mit Anhang für Segler mit „Do’s & Don’ts“, Häfen, Marinas, Internet.

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Im Glüxpiraten Segeltalk


Danke an die Glüxpiraten für dieses tolle Interview!! Ich hätte noch stundenlang weitermachen können… Tolle Idee, und es gibt viele interessante Podcasts kostenlos auf der Seite der Glüxpiraten. Unbedingt mal reinhören!

http://gluexpiraten.de/gst009-interview-mit-claus-aktoprak/

DIE BOOT 2017. Der große Traum. Vom neuen Boot.

Live von der BOOT in Düsseldorf ein paar Eindrücke.

Nein. Sozialist war ich nie. Eher von der Sorte „Leben und leben lassen“. Aber wenn ich so durch Hallen mit den GFK-gewordenen Träumen der Serienhersteller schlendere, dann komme ich doch auf der diesjährigen BOOT etwas in die Krise. Eine nette 37er? Findet man noch bei dem mittlerweile etwas angestaubt wirkenden HALLBERG-RASSYs. Oder bei den – naja – etwas niedrigpreisigen DUFOURS. Schreitet man durch die Halle, gibts den Kunden fürs mittlere Segment wohl nicht mehr wirklich. Oder man überlässt ihn den kleineren Werften, den SARRES, den SIRIUS‘, den SCHÖCHLs.

Stattdessen suchen die großen Massenhersteller der vergangenen Jahre ihre Zukunft in schierer Größe. Man findet bekannte Namen, versehen mit großen Zahlen. Ein namhafter Franzose mit 63 Fuß. HANSE mit deutlich über 60 Fuß. OYSTER sowieso seit je her. JEANNEAU mit 64 Fuß. Kann das gutgehen? Wenn Hersteller, die man für ihre Billigproduktion schätzte (gerade letzterer), plötzlich am großen Kuchen des neuen Geldes mitknabbern wollen? Oder geht nur noch da was?

60-Fuß-Yachten von bekannten Serienwerften also überall. Steht es so um die Welt? Nach „Make America great again?“ nun auch „Make boats great again?“

„Gekauft wird ein Boot mehr und mehr auf der Messe, nicht mehr auf dem Wasser.“, sagt der Vertriebsmann eines der vertretenen Hersteller. Gekauft wird nach Raumeindruck, heißt das. Nach dem, was man auf einer Messe als echt großzügige Innenraumgestaltung empfindet. Nicht danach, was man eigenhändig noch zwischen den Dalben eines nordadriatischen Hafens anlegen kann. Nein, Größe ist gefragt. Aber – wenn ich den Gedanken weiterspinne – was sagt das über den Zustand der Welt? Vorbei mit „Wohlstand für alle?“ Oder frißt einfach nur ein gewaltiges Überangebot auf dem Gebrauchtbootmarkt die Kunden weg, bevor sie auf der BOOT sich für einen der neuen Familiensegler zwischen 35 und 40 Fuß entscheiden können? Ich wünschte, ich wäre klüger und wissender, als ich es bin. Dann wüsste ich auch: Wohin diese Welt geht. Nein. Mich machen all diese 60 einfach nur ratlos, was da gerade passiert in der Welt.

Und dann das da: Eine ranke Schönheit. 50 Fuß lang. Kielhöhe knapp vier Meter. Zwei dürre Ruderflossen im Heck, die aussehen wie die kurzen Stummelflossen der gierig-schönen Jäger, die ich des Sommers gelegentlich an der Schleppangel habe: der schnellen blauen Makrelen. Schlanker Decksaufbau. Alles, aber auch wirklich alles an dieser Schönheit signalisiert Schnelligkeit. Und noch einmal: Wir reden über 50 Fuß Länge. Satte 15 Meter. Aber das: Ist erst der Anfang.

Denn das Ganze ist Spielzeug der Extraklasse. Accessoire, was es nicht auf den Edelmeilen der Welt zu kaufen gibt. Und beim Ferrari-Händler um die Ecke auch nicht. Ein edler Rennschlitten für die kleine sommerliche Ausfahrt zu zweit mal schnell die Adria runter. Und dann rechts abbiegen nach Sizilien. „Die macht 20 Knoten – wenn Du es willst“, sagt Fortunato, und er muss es wissen, denn er macht den Vertrieb an der Adria.

Wer nun erwartet, dass im Inneren der Swan geschmackloser Protz herrscht: Weit gefehlt. Die Doppelkabine im Bug ist schlicht. Einfache Holzoberflächen. Die großen Schubladen unter dem Bett mit Ledergriffen – wie zu Studentenzeiten. Aber nicht aus Kostengründen, nein nein. Gewicht ist bei dieser Schönheit alles. Wir werden noch öfter darauf zu sprechen kommen.

Und was ist das da, was da vorne in der Eignerkabine ledergesäumt von der Decke hängt? Ein  Hängeklo? Ein tragbarer Schrankkoffer? Irgendwas, um jemand Ungeliebten ganz kurz mal wegzustellen? Nein. Es ist der Schrank für die Dame des Hauses, ein Leichtgewicht wie vermutlich sie selbst. Und wenns mal wirklich auf jedes Gramm ankommt: Dann hängt man das Ganze einfach aus.

Es geht weiter in der Welt der Wunder, die SWAN da in Schiffsform auf die Messe gestellt hat. Ein Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, na klar. Und? Was wiegt es? Sie haben 30 Sekunden. Nein falsch. Das zentimeterdicke Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, ist ungefähr so schwer wie eine Frisbee-Scheibe. Es wiegt keine 30 Gramm. Das ganze Wunderwerk ist vom Innenausbau dünnste Furniere auf leichtestem Trägermaterial. Außenwände und Schiffsrumpf komplett in Kohlefaser. Aber wir wollen ja nicht angeben – drum ist weißes Gelcoat drauf. Und so wiegt das ganze Mirakel in weiß gerade mal ein Drittel dessen, was eine handelsübliche 15-Meter-Serienwerft auf die Waage bringt.

Einen kleinen Punktabzug, aber nur einen klitzekleinen, gibts dann auch nur für die Bordküche. Die erinnert in etwa an eine moderne Office-Teeküche, und das nicht nur, was ihre Größe angeht. Sie ist nicht nur so klein gehalten, damit im schweren Seegang wirklich keiner beim Kochen umfallen kann, sondern – ja: Gewicht! Nein. Geschlemmt wird hier an Bord nicht. Sondern im Hafen.

Aber fragen wir jetzt nach solchen Petitessen, in welchen Adriahäfen man denn das 4-Meter-Tiefgang-Schmuckstück an welchem Schlängel rückwärts einparken kann. Fragen wir nicht, was diese nackte Schönheit denn kosten mag. Damit befassen wir uns nicht. Sagen wir einfach: Dass SWAN da etwas WIRKLICH Beeindruckendes und Innovatives geschaffen hat.

Nein. Sozialist war ich nie. 

PS: Das netteste Detail des Schiffes, was mich am meisten entzückte, das entdecke ich dann am Bug. Wo die Kräfte der SWAN zusammentreffen im Bug ist alles Edelstahl. Bis auf eines: Die Ankerkette. Die ist verzinkt. Weil… ja, vermutlich weil: Edelstahlketten zwar schöner in den Ankerkasten fallen, aber deutlich bruchanfälliger sind als verzinkte. Nein. Wie hübsch.

Jetzt neu. Und nein. Mein neues Buch ist braver als dieser Artikel:

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
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DIE BOOT 2017. Der große Traum. Vom neuen Boot.

Live von der BOOT in Düsseldorf ein paar Eindrücke.

Nein. Sozialist war ich nie. Eher von der Sorte „Leben und leben lassen“. Aber wenn ich so durch Hallen mit den GFK-gewordenen Träumen der Serienhersteller schlendere, dann komme ich doch auf der diesjährigen BOOT etwas in die Krise. Eine nette 37er? Findet man noch bei dem mittlerweile etwas angestaubt wirkenden HALLBERG-RASSYs. Oder bei den – naja – etwas niedrigpreisigen DUFOURS. Schreitet man durch die Halle, gibts den Kunden fürs mittlere Segment wohl nicht mehr wirklich. Oder man überlässt ihn den kleineren Werften, den SARRES, den SIRIUS‘, den SCHÖCHLs.

Stattdessen suchen die großen Massenhersteller der vergangenen Jahre ihre Zukunft in schierer Größe. Man findet bekannte Namen, versehen mit großen Zahlen. Ein namhafter Franzose mit 63 Fuß. HANSE mit deutlich über 60 Fuß. OYSTER sowieso seit je her. JEANNEAU mit 64 Fuß. Kann das gutgehen? Wenn Hersteller, die man für ihre Billigproduktion schätzte (gerade letzterer), plötzlich am großen Kuchen des neuen Geldes mitknabbern wollen? Oder geht nur noch da was?

60-Fuß-Yachten von bekannten Serienwerften also überall. Steht es so um die Welt? Nach „Make America great again?“ nun auch „Make boats great again?“

„Gekauft wird ein Boot mehr und mehr auf der Messe, nicht mehr auf dem Wasser.“, sagt der Vertriebsmann eines der vertretenen Hersteller. Gekauft wird nach Raumeindruck, heißt das. Nach dem, was man auf einer Messe als echt großzügige Innenraumgestaltung empfindet. Nicht danach, was man eigenhändig noch zwischen den Dalben eines nordadriatischen Hafens anlegen kann. Nein, Größe ist gefragt. Aber – wenn ich den Gedanken weiterspinne – was sagt das über den Zustand der Welt? Vorbei mit „Wohlstand für alle?“ Oder frißt einfach nur ein gewaltiges Überangebot auf dem Gebrauchtbootmarkt die Kunden weg, bevor sie auf der BOOT sich für einen der neuen Familiensegler zwischen 35 und 40 Fuß entscheiden können? Ich wünschte, ich wäre klüger und wissender, als ich es bin. Dann wüsste ich auch: Wohin diese Welt geht. Nein. Mich machen all diese 60 einfach nur ratlos, was da gerade passiert in der Welt.

Und dann das da: Eine ranke Schönheit. 50 Fuß lang. Kielhöhe knapp vier Meter. Zwei dürre Ruderflossen im Heck, die aussehen wie die kurzen Stummelflossen der gierig-schönen Jäger, die ich des Sommers gelegentlich an der Schleppangel habe: der schnellen blauen Makrelen. Schlanker Decksaufbau. Alles, aber auch wirklich alles an dieser Schönheit signalisiert Schnelligkeit. Und noch einmal: Wir reden über 50 Fuß Länge. Satte 15 Meter. Aber das: Ist erst der Anfang.

Denn das Ganze ist Spielzeug der Extraklasse. Accessoire, was es nicht auf den Edelmeilen der Welt zu kaufen gibt. Und beim Ferrari-Händler um die Ecke auch nicht. Ein edler Rennschlitten für die kleine sommerliche Ausfahrt zu zweit mal schnell die Adria runter. Und dann rechts abbiegen nach Sizilien. „Die macht 20 Knoten – wenn Du es willst“, sagt Fortunato, und er muss es wissen, denn er macht den Vertrieb an der Adria.

Wer nun erwartet, dass im Inneren der Swan geschmackloser Protz herrscht: Weit gefehlt. Die Doppelkabine im Bug ist schlicht. Einfache Holzoberflächen. Die großen Schubladen unter dem Bett mit Ledergriffen – wie zu Studentenzeiten. Aber nicht aus Kostengründen, nein nein. Gewicht ist bei dieser Schönheit alles. Wir werden noch öfter darauf zu sprechen kommen.

Und was ist das da, was da vorne in der Eignerkabine ledergesäumt von der Decke hängt? Ein  Hängeklo? Ein tragbarer Schrankkoffer? Irgendwas, um jemand Ungeliebten ganz kurz mal wegzustellen? Nein. Es ist der Schrank für die Dame des Hauses, ein Leichtgewicht wie vermutlich sie selbst. Und wenns mal wirklich auf jedes Gramm ankommt: Dann hängt man das Ganze einfach aus.

Es geht weiter in der Welt der Wunder, die SWAN da in Schiffsform auf die Messe gestellt hat. Ein Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, na klar. Und? Was wiegt es? Sie haben 30 Sekunden. Nein falsch. Das zentimeterdicke Bodenbrett, das ich da in der Hand halte, ist ungefähr so schwer wie eine Frisbee-Scheibe. Es wiegt keine 30 Gramm. Das ganze Wunderwerk ist vom Innenausbau dünnste Furniere auf leichtestem Trägermaterial. Außenwände und Schiffsrumpf komplett in Kohlefaser. Aber wir wollen ja nicht angeben – drum ist weißes Gelcoat drauf. Und so wiegt das ganze Mirakel in weiß gerade mal ein Drittel dessen, was eine handelsübliche 15-Meter-Serienwerft auf die Waage bringt.

Einen kleinen Punktabzug, aber nur einen klitzekleinen, gibts dann auch nur für die Bordküche. Die erinnert in etwa an eine moderne Office-Teeküche, und das nicht nur, was ihre Größe angeht. Sie ist nicht nur so klein gehalten, damit im schweren Seegang wirklich keiner beim Kochen umfallen kann, sondern – ja: Gewicht! Nein. Geschlemmt wird hier an Bord nicht. Sondern im Hafen.

Aber fragen wir jetzt nach solchen Petitessen, in welchen Adriahäfen man denn das 4-Meter-Tiefgang-Schmuckstück an welchem Schlängel rückwärts einparken kann. Fragen wir nicht, was diese nackte Schönheit denn kosten mag. Damit befassen wir uns nicht. Sagen wir einfach: Dass SWAN da etwas WIRKLICH Beeindruckendes und Innovatives geschaffen hat.

Nein. Sozialist war ich nie. 

PS: Das netteste Detail des Schiffes, was mich am meisten entzückte, das entdecke ich dann am Bug. Wo die Kräfte der SWAN zusammentreffen im Bug ist alles Edelstahl. Bis auf eines: Die Ankerkette. Die ist verzinkt. Weil… ja, vermutlich weil: Edelstahlketten zwar schöner in den Ankerkasten fallen, aber deutlich bruchanfälliger sind als verzinkte. Nein. Wie hübsch.

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Ein neues Buch bei millemari.: EIN SOMMER LANG SIZILIEN.




In den nächsten Tagen berichte ich live von der BOOT in Düsseldorf.

Aber heute: Stelle ich zunächst mein neues Buch vor.
Live aus dem B&B Hotel in Duisburg.

Es ist kalt. Es ist die letzte Woche im Januar. In Düsseldorf ist die BOOT. Und ich bin eben zusammen mit Susanne von millemari. in Duisburg im B&B Hotel eingetrudelt. Es ist 22 Uhr. Und der Blick aus dem Hotel macht die Jahreszeit auch nicht besser.

Unendlich weit weg scheint der letzte Sommer, in dem ich mit LEVJE Sizilien umrundete. Und weil das alles soweit weg ist, bestellt die freundliche Tanja Rosenbaum, Vielleserin und Hotelchefin, für uns erstmal Pizza beim Bringservice. Und etwas Wein. Ein klein wenig Sizilien in Duisburg – wo Sizilien doch weiter nicht weg sein kann.

Und für alle, die das Meer lieben und denen es gerade genauso geht, ist mein Buch. Ein bisschen Sehnsucht nach dem Sommer, dem Blau des Meeres im Süden Siziliens. Ein bisschen Segelgeschichten – darüber wie es ist, von Korfu herüberzusegeln, einen langen Schlag im November, ein Segelabenteuer. Wie es ist, den Winter in einem kleinen Ort in Sizilien zu verbringen. Und im Frühjahr übers Meer ins keine zehn Stunden entfernte Malta aufzubrechen. Wie einen dieses Sizilien allerorten empfängt: Mit seinen Bars. Mit seinem Barock. Mit seiner Einfachheit. Und vor allem: Mit seinem Essen, seiner Lebensart, seinen Menschen. Wie es ist, fünf Monate Zeit zu haben, um jede der Küstenstädte rundrum intensiv zu erleben.

Sizilien, so schreibe ich an einer Stelle, ist eine Reise in das alte Italien. Und das gilt im Guten wie im Schlechten. Das alte Italien, weil Shopping-Malls, Fastfood und Massentourismus noch Lichtjahre entfernt sind. Das alte Italien, weil hier Schönheit und Grobheit, Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Aufrichtigkeit und Selbstsucht eng beieinander liegen wie kaum woanders. Sizilien, an der Peripherie Europas gelegen, ist mehr Europa als anderswo.

Ich gebe zu: Ich habe mich bisschen vernarrt in dieses Sizilien, das manchmal entwaffnend herzlich, manchmal spröde ist. Doch eines war mein Segelsommer in Sizilien immer: Es war spannend und überraschend wie dieses Meer, das Sizilien umgibt: „Du weißt nie, was Du kriegst.“

Und nun ist die Pizza da, in Duisburg, im Winter, nachts um halb elf. Und morgen: Da schreibe ich von der BOOT. Aber nicht, ohne an Sizilien zu denken. Und das Meer.

Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers 
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.

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