Monat: September 2016

Videoupdate #25

Da war doch noch was!
Irgendwie sind die Videoupdates in letzter Zeit ein wenig zu kurz gekommen. Aber ich habe sie nicht vergessen.

AND THE WINNER IS….

Der große „Ich geh‘ segeln“ Videowettbewerb ist beendet und die Jury hat ihre Stimmen vergeben.

Der 1. Preis geht mit 360 Punkten an
Klaus Lettau-Dietz und das Video mit der Startnummer #06

Wir gratulieren zu einem tollen Wochenende Katamaransegeln in den Niederlande von Oceans-Eleven
http://www.oceans-eleven.de/

Der 2. Preis geht mit 349 Punkten an
Phillip Tiefenbacher und das Video mit der Startnummer #08

Wir gratulieren zu einem wunderbaren Mitsegeltörn auf der Kieler Förde von Yachtcharter Kiel
http://ostseecharter.info/

Der 3. Preis geht mit 261 Punkten an
Stephan Leiner und das Video mit der Startnummer #05

Wir gratulieren zu einem Skippertraining von klassisch-am-wind
http://klassisch-am-wind.de/

Der Sonderpreis der Jury geht an
Reinhardt Genies und das Video mit der Startnummer #04

Wir gratulieren zu einem Mitsegeltörn in der Wismarer Bucht von woold records und luvgier
http://www.luvgier.de

Der 4. Preis geht an
Jakob Koch und das Video mit der Startnummer #10

Wir gratulieren zu einem Jahresabo der Zeitschrift SEGELN
http://www.segeln-magazin.de/

Die Preise 5-7 gehen an
Thorsten Therford
Hans Werner-Petersen
Claudine Dörrenbacher
Wir gratulieren zu einem Medienpaket „The Sailing Bassman“ von millemari. und luvgier
https://millemari.de/

Die Preise 8-10 gehen an
Stephan Leiner
Anja Rathmer
Jennifer Franz
Wir gratulieren zu einem eBook nach Wahl aus dem Sortiment von millemari.
https://millemari.de/

Der Song „Ich geh‘ segeln“ aus dem Album „Zeitmillionär“ von Claus Aktoprak kann man u.a. hier erhalten:
AMAZON
https://www.amazon.de/gp/product/B01HL6JBPA…
iTunes
https://itunes.apple.com/de/album/zeitmillionar/id1124268144
oder direkt bei
http://www.luvgier.de

Durch die Adria. Mit der Segelyacht durch die Schluchten der Krka.

Reisen kann man auf vielerlei Arten und mit unterschiedlichen Intentionen. Von Neugier getrieben immer wieder in neue, fremde Welten eintauchen, den kurzen Kick suchen, dem bielleicht irgendwann verstehen folgt. Oder immer wieder an dieselben Orte zurückkehren, weil sie eine „sichere Bank“ sind und sich die eigene Seele dort wohlfühlt, geheimnisvoll, wie auf einen Tastendruck, als wäre man in einem früheren Leben schon mal dort gewesen und kehrte nur wieder zurück, zu seinen Ursprüngen.

Die Krka, der große Fluss mitten in Kroatien, ist für mich so eine sichere Bank. Bin ich dort, muss ich hin, wieder und wieder, die Krka hinauf bis nach Skradin. Ich kenne den Ort, als ich kurz nach dem Balkankrieg dort hin kam, gab es dort wenig mehr zu sehen als die Einschusslöcher in den Hauswänden, als orthodoxe Serben und katholische Kroaten, die bis dahin friedlich am Ort zusammengelebt hatten, plötzlich aufeinander losgingen und die Messerverkäufer auf dem alljährlichen Jahrmarkt Hochkonjunktur hatten. Das ist nun fast 20 Jahre her, und auch wenn Skradin heute ein normales Touristenörtchen ist: Die Spuren des Krieges sind immer noch sichtbar. Doch davon zu anderer Zeit.

An die Krka reise ich, weil mich nach wochen-, ja monatelangem Salzwasser-Segeln, das Süßwasser immer wieder magisch anzieht. Auf einer Strecke von 18 Kilometern zieht sich der Fluss durch den Fjord, den er sich durch eine Felslandschaft grub, und es ist jedesmal spannend, dieses Stück den Fluss hinauf zurückzulegen bis zum Örtchen Skradin, wo man nicht weiterkommt, weil hier Wasserfälle die Weiterfahrt blockieren.

Die Fahrt selbst beginnt in Sibenik. Der Fluss selbst hat sich tief eingegraben, nur wenige Meter neben der grünen Fahrwasserbetonnung im Foto oben beträgt die Wassertiefe schon 17 Meter, zur Flußmitte hin dreißig Meter. Leicht mulmig ist einem dann doch immer irgendwie, dass nur ja der Motor durchhält und nicht gerade jetzt irgendwelche Zicken macht, obwohl man unter Genua auch segeln könnte, denn irgend ein Windchen weht da oben eigentlich immer. Durch zahlreiche Windungen und Kehren geht der Fluss hinauf, vorbei an größeren und kleineren Muschelfarmen, an

denen man anhalten und Venusmuscheln oder Austern kaufen kann. Es sind kleine Anlagen, die dort im Süsswasser der Krka Meeresmuscheln züchten. Obwohl das mit dem Süsswasser so eine Sache ist. Denn zu den Wundern der tiefschürfenden Krka gehört, dass oberflächlich zwar eiskaltes Süsswasser aus den Bergen strömt. Dass die Krka aber in zwei, drei Meter Wassertiefe eine Gegenströmung besitzt, die unergründlicherweise salzhaltiges Meerwasser 18, 20 Kilometer bis hinein ins Landesinnere nach Skradin zieht. Wer in der Krka badet, dessen Körper schwimmt im kalten Süsswasser, doch die Füße unten: Die stecken im warmen Meerwasser. Ein Kuriosum, das seinesgleichen sucht. Den Muscheln scheint es zu gefallen.

Keine zwei Stunden nach dem Ablegen in Sibenik erreicht man Skradin. Man kann in die Marina gehen, die wie es scheint jedes Jahr mehr und mehr um sich greift. Oder man kann etwas abseits am

 anderen Flussufer in eine der Schilfbuchten gehen und dort seinen Anker fallen lassen. Es ist früher Abend geworden, als ich Skradin erreiche. Und ich ziehe die Schilfeinsamkeit dem Hafen vor, obwohl für die Nacht Gewitter angekündigt sind. Die Bora kann mächtig wehen in dem engen Flußtal. Aber die Aussicht, zu einem langen Schwimm einfach noch mal ins Wasser steigen und dem Einschlafen dem Rufen der Wasservögel und dem Rascheln im Schilf lauschen zu können, lässt mich den vermeintlichen Luxus der Marina schnell vergessen. Und morgen: Da gehe ich das eigentliche Geheimnis der Krka besuchen: Ihre Wasserfälle, die sich über 18 verschiedenen Kaskaden nach unten wälzen.

Gute Nacht also. Von LEVJE aus Schilfröhricht und dem Gezirpe des kleinen blauen Eisvogels.

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Mare Più: heißt „mehr Meer“. 
Und wenn Sie mehr Geschichten 
über die Menschen am Meer lesen wollen:


Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
• Türkei
zu bereisen. Und in fünf Monaten: Von München nach Antalya zu reisen.

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Auch als Film:  



Im Download. Als DVD. Hier.

Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“


RATGEBER.REISE. im Juni 2015


8 Jahre Mittelmeer – Shop Trailer

Wie fühlt es sich an auf nur 28Fuss mit der Familie im Mittelmeer unterwegs zu sein? Marian Carton zeigt es. Mit seiner Frau Annette und Sohn Tim ist er seit 2008 auf einer Etap 28i im Tyrrhenischen Meer unterwegs. Allerdings anders, als man es erwarten würde. 8 Jahre davon erzählt der Film.

Von 2005 bis 2014 lebte Marian mit seiner Familie beruflich bedingt in Rom. Er ist Cutter und Kameramann. Schon bald wuchs der Wunsch, die grenzenlose Freiheit auf dem Meer vom eigenen Boot aus zu erleben. So wurde 2007 eine Etap 28i, Baujahr 1988 angeschafft. Marian verbrachte 5 Jahre seiner Jugend auf der Baleareninsel Formentera und entwickelte ein inniges Verhältnis zum Meer. Vielleicht ist er deshalb begeisterter Apnoe-Taucher. Annette leidet stark unter der Seekrankheit und nutzt einen der Törns für einen Selbstversuch. Mit Erfolg! Sohn Tim findet sich schon in jüngsten Jahren bestens auf den 28 Fuss der „Abyss“ zu recht. Und 2013 gesellt sich auch noch Bordhund Jackie dazu und bereichert den Film tierisch.

Bemerkenswert ist, wie naturverbunden man heutzutage noch im Mittelmeer unterwegs sein kann – auch in der Hochsaison! Ein 135-minütiger Filmgenuss für alle Segel und Naturbegeisterten! Der komplette Film ist hier bei uns im Shop erhältlich.

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Die Merkwürdigkeiten des Handyzeitalters

Letztens bei der Ausfahrt aus der Schlei. Seit Tagen herrscht Starkwind aus Ost und auch heute bläst der Wind wieder mit Stärke 6. Aus Ost, also genau gegenan, wenn man die Schlei verlasssen will. Schon im letzten Jahr hatte ich hier sehr unschöne Erfahrungen gemacht, da meine Schraube bewachsen war und kaum noch Schub brachte. Nur das, zum Glück schon bei der Ausfahrt gesetzte, Großsegel gab mir die Chance mich freizukreuzen. Dieses Jahr also auf ein Neues, die Schraube hatte ich nun aber bereits vor Anker kontrolliert. Dafür erscheint mir die Welle dieses Jahr höher. Mühsamst kämpfe ich mich um 0545h mit meinen 10 PS an Maasholm vorbei Richtung Schleimünde. 

In der Nacht beruhigt sich die Ostsee meist etwas; daher der frühe Aufbruch. Rund um die Einfahrt schlagen große Brecher gegen die Mauern, und auch in der Einfahrt brechen sich Wellen. Aber es sind keine Grundseen, denn dann würde ich sofort umdrehen. Stattdessen geht zunächst das Großsegel im zweiten Reff nach oben. Mit dem Traveller sorge ich dafür das es nicht killt, aber auch noch nicht viel Druck aufbaut. Sehr langsam gleite ich nebem dem Leuchtturm vorbei durch die Enge. Zusätzlich zu den brechenden Kronen gibt es hier aber auch „stehende“ Wellen. Beim Wildwasserfahren nennt man diese, glaube ich, Walzen. Und in so einer Walze kommt „La Mer“ zum Stillstand. Ich erhöhe die Drehzahl weiter. Kein Erfolg. Direkt neben dem Leuchtturm Schleimünde stehe ich mit rappelndem Diesel auf der Stelle. Kein Grund zur Panik. 

Ich falle nun etwas ab und bekomme Druck auf das Groß. Bloß noch nicht zuviel. Denn jetzt zuviel Krängung wäre in der schmalen Einfahrt mit den nur wenigen Metern Platz nach Steuer- und Backbord fatal. Es kommt auf das genaue Zusammenspiel von Pinne und Großschot an und siehe da: Langsam geht es wieder vorwärts und ich bekomme etwas Fahrt in das Boot. Aber mit der Krängung steigt nun auch das Risiko für meinen alten Diesel, der ja nicht gerne schräg steht. Ein paar Meter noch, dann rolle ich die Fock etwas heraus, hole sie dicht, falle weiter ab, setze den Pinnenpiloten und stoppe den Diesel. Dafür muss ich in meinem Boot übrigens unter Deck. Das muss nun wirklich alles sehr schnell gehen, denn nun heißt es freikreuzen dicht an der Brandungszone, während enorme Wellen mit dem Boot spielen. Es könnte gerade so passen, aber ich habe im zweiten Reff bei diesem Seegang eine enorme Abdrift. Das Herz schlägt bis zum Hals. Jetzt mit so wenig Fahrt gegen die Brecher wenden zu müssen, könnte auch daneben gehen. Wie so oft bin ich ja alleine unterwegs. Ich kämpfe um jeden Meter Höhe und schaffe es dann endlich die Einfahrt nach Olpenitz an Steuerbord zu lassen. Das war wieder mal knapp! 

In diesem Moment klingelt mein Handy. Meine Frau. „Guten Morgen, Schatz!“, schreie ich gegen den Wind. „Wie gehts dir?“ „Ich bin grad aufgewacht und liege noch im Bett“ Und so weiter…ein ganz normales Morgengespräch eben. Wenn ich nur nicht eben gerade dieses wilde Abenteuer bestanden hätte. „Und wie geht‘s die so?“ „Ja, ich kämpfe gerade etwas mit Rasmus, aber ist grad alles gut. Ein wenig windig…ich muss jetzt auch aufhören!“ „OK, pass auf dich auf“. Ich schmeisse das Handy an seinen Platz unter der Sprayhood, während der Bug tief in eine Welle stampft und ich von oben bis unten geduscht werde. Und denke an den langen harten Ritt nach Kiel, der mir nun noch bevorsteht. Und irgendwie finde ich es schräg, das man mal eben so von Bett zu Boot telefoniert. Während der eine warm unter der Decke liegt und der andere um Boot und (ich übertreibe mal) Leben kämpft. Und während ich stolpernd und fluchend meine vollkommen durchnässten Sachen unter dem wild schaukelnden Deck wechsel, komme ich darüber aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Und habe irgendwie Sehnsucht nach dem warmen Bett.    

ADAC Marina-Portal erweitert seinen Service

Mitglieder-Bewertungen ergänzen ab sofort die Hafenbeschreibungen im ADAC Marina-Portal.

Screenshot Certosa

Ab sofort können auf dem Marina-Portal über 2600 Marinas und Sportboothäfen online bewertet werden. Was Skipper und Crews auf Törns über mehrere Wochen erleben, ist eine wichtige Ergänzung zu den regelmäßigen Berichten der geschulten ADAC Marina-Inspekteure und der Steuerradklassifikation.

Fünf Kriterien können die Skipper auf dem Marina-Portal bewerten: Hafenmeister/-büro Check-In/Check-Out, Serviceangebot für die Crew, Serviceangebot für das Schiff, Preis-Leistungs-Verhältnis und persönlicher Gesamteindruck. Zu jedem Kriterium können ein bis fünf Sterne vergeben werden. Aus den einzelnen Kriterien wird dann die persönliche Gesamtbewertung errechnet. Dabei werden alle Punkte gleich gewertet. Die Nutzer haben zusätzlich die Möglichkeit, ihre Bewertung zu kommentieren. Mit diesem neuen Angebot erweitert der ADAC seinen Service und bindet seine Mitglieder aktiv ein.

BewertungDer digitale Marinaführer wartet zudem mit 2600 Hafenbeschreibungen auf. ADAC Inspekteure haben bereits über 1400 Häfen besichtigt und klassifiziert. Zudem bietet er einen Revierführer, der kurz und prägnant alles Wissenswertes rund um die Planung eines sicheren Törns auflistet. Dazu gehören nautische Besonderheiten, Einreise-, Sicherheits- und Zulassungsregelungen und Informationen zu Sportbootführerscheinen in 20 europäischen Ländern. Ergänzt wird das Angebot durch elektronische Seekarten und einen Ratgeber, zum Beispiel mit Tipps zur Bootscharter, dem Gebrauchtbootkauf oder zum Bootstransport.

Die Perle

Seit ich denken kann ist Sylt meine Lieblingsinsel. Weite Strände, Dünen, blühende Heide und Meeresrauschen. Schöner kann es eigentlich nicht werden. Oder doch? In den kommenden Tagen würde ich eines Besseren belehrt werden und eine Insel entdecken, die von ihren Insulanern ganz unbescheiden als die Perle der Nordsee genannt wird.

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Drei Häfen habe ich auf Sylt besucht. Mittlerweile bin ich in Hörnum und plane die Insel zu verlassen. Auf zu neuen Ufern. Um den Nervenkitzel etwas zu erhöhen geht es heute das erste Mal mit Nonsuch durch ein Wattfahrwasser. Das heißt, ich folge einem Fahrwasser, auf dessen Grund bei Niedrigwasser Touristen von Föhr nach Amrum wandern und die Möwen hin kacken. Es geht also mitten zwischen den Inseln hindurch. Bei mittlerem Hochwasser sollen dort allerdings etwa 1,80m Wasser stehen. Doch wie breit wird das Fahrwasser sein? Sind die Pricken gut sichtbar und ausreichend? Meine Planungsmaschine läuft auf Hochtouren. Am Ende sollte allerdings alles ganz entspannt werden.

Auch heute hält die bullerige Mordsee sich zurück und feinstes Sommerwetter mit einer leichten Backstagsbrise begleiten mich auf dem Weg zum Anfang der Prickengasse. Wider Erwarten lassen sich die junge, dünnen Birkenstangen gut am Horizont ausmachen. Eigentlich sogar zu viele davon, denn die Reihenfolge erschließt sich nicht sofort. Navigatorische Luxusprobleme. Und außerdem ist der Anfang eines Prickenweges immer mit einer Doppelpricke bezeichnet. Und wie beim Bindfaden ergibt sich der Rest wie von selbst wenn man den Anfang gefunden hat.
Für den Anfang taste ich mich mit dem Motor ran und fahre die Pricken sauber aus. Immer schön mit etwa 10m Abstand gleiten die Stangen an mir vorbei. Langsam werde ich entspannter und das Ganze beginnt mir Spaß zu machen. Die flachste Stelle passiere ich lehrbuchmäßig noch mit auflaufendem Wasser und schon bald bin ich wieder in einem der tiefen Priele die sich zwischen den nordfriesischen Inseln wie Adern hindurchwinden und das Echolot sinkt deutlich. Könnt man echt häufiger mal machen…

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Viel zu schnell ist das kleine Abenteuer schon nach wenigen Meilen vorbei und der Hafen von Amrum taucht vor mir auf. Schon weitem sieht er so schön einzigartig aus wie die meisten Nordseehäfen, doch ahne ich noch nicht wie gut es mir hier gefallen wird….
Offiziell heißt die ganze Veranstaltung hier „Seezeichenhafen“. Die eine Hälfte bilden die Stege des Amrumer Yachtclubs und die andere wird vom Wasser- und Schifffahrtsamt mit seinem Tonnenleger, der von hier fast die gesamten nordfrisieschen Inseln mit Tonnen versorgt, dem Rettungskreuzer, einem Fischkutter und einem Ausflugsdampfer eingenommen. Dieses bisschen „echte“ Schifffahrt im Hafen sorgt für diese authentische maritime Stimmung in Häfen die ich so gern mag. Und stören tut das ganze auch nicht. Im Gegenteil: Nachdem ich mich hier eingelebt habe und nachmittags faul in der Pflicht liege, warte ich schon fast auf den Feierabend und damit die Ankunft des Tonnenlegers damit wieder etwas Leben im Hafen ist… Echt interessant übrigens immer wieder wie riesig die großen Tonnen sind wenn sie an Land liegen. Auf See hat man ja  von den Größenverhältnissen her manchmal das Gefühl man sucht einen bunten Kindereimer vom Strand…
Auch abgesehen vom Flair gefällt mir der Hafen. Sämtlicher denkbarer Service, Internet, Restaurant, alles da. Man liegt komfortabel an der Betonpier, deren gesamte Nordseite den Gästen vorbehalten ist, und so wird es hier nur im Hochsommer mal so voll, dass man mal ins Päckchen müsste. Am Betonsteg bleibt auch bei Niedrigwasser ein kleines bisschen Wasser stehen, der Rest des Bootes versinkt wie üblich im weichen Schlick. Mit Hochwasser ist der Hafen locker für Boote mit bis zu 2,40m Tiefgang geeignet. Der Kreuzer direkt nebenan hat schließlich auch 2,20m Tiefgang. Und wen ich immer noch nicht vom Trockenfallen in den Häfen überzeugen konnte, den soll noch eine weitere Story Mut machen mal einen Trip auf die nordfriesischen Inseln zu wagen: Hier in Amrum ist nämlich ein schön modernes Boot beheimatet. Eine Hanse 350 mit T-Kiel, tiefem Spatenruder und Saildrive. Und die versinkt ohne Probleme 2 mal im Tag, den ganzen Sommer lang im Dreck. Also gebt euch einen Ruck, es lohnt sich!?

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Nach einem entspannten Abend an Bord begleitet vom wunderbaren Geschrei der Wattvögel mache ich mich auf zur Inselerkundung. Als ich zurück am Hafen bin, werde ich mich komplett in Amrum verliebt haben. Und das obwohl ein Werbespruch auf Sylt „Schlafen könnt ihr auf Amrum“ lautet.

Schon auf der Seekarte erkennt man den riesigen Strand Amrums. Doch von der Promenade in Wittdün aus sieht das Ganze eher aus als stünde man mitten in der Wüste. Die Wanderer am Ufer kann man nur mit dem Fernglas überhaupt erkennen. So einen Strand habe ich selbst als Nordseekind noch nie gesehen. Und so muss eine kleine Pause am Strand auch sein. Einfach nur im Sand sitzen, die Füße im kühlen San vergraben und dem Meeresrauschen lauschen. Kann es etwas entspannteres Geben?

So kann man es auch sehen....

So kann man es auch sehen….

Bevor ich allerdings zum Faultier werde mache ich lieber noch etwas Aktivurlaub und besteige den Leuchtturm der Insel. Am besten kann man sich einen Überblick über die Insel natürlich von oben verschaffen. Also gehts im Schweiße meines Angesichts rauf auf den Leuchtturm. Der ist nämlich mit 64m immerhin der größte an der Schleswig-Holsteinischen Westküste. Belohnt wird man für die Anstrengungen der über 200 Stufen mit einem grandiosen Ausblick über das gesamte nordfrisiesische Wattenmeer. Von Keitum auf Sylt, bis zum Festland, nach Hooge, Pellworm und Eiderstedt reicht der Blick bei guter Sicht. Schön schaut die ganze Insel von oben aus. Lange Zeit lasse ich den Blick von hier oben schweifen. Gibt ja auch unendlich viel zu entdecken. „Hier würden mich selbst ein paar Hafentage nicht stören, andere zahlen schließlich viel Geld um hier Urlaub zu machen“ geht mir noch so durch den Kopf, während ich die Wendeltreppen unter Mitnahme eines schönen Drehwurms wieder herabsteige und die Insel weiter erkunde. Leider wird meine Geduld dann bald auch auf die Probe gestellt…

Einhand über die Adria: Von Italien nach Kroatien. Palagruza.

Sechs Segelstunden von Italien und von den kroatischen Inseln entfernt: Palagruza taucht am Horizont auf.

Gibt es das wirklich? Gibt es unter den Inseln des Mittelmeeres eine, die vollkommen unbesiedelt ist und fernab liegt? Nein, nicht einfach nur ein unbesiedeltes, unbehaustes Eiland, das man allenthalben achtlos passiert wie in Kroatien oder Griechenland oder der Türkei? Sondern eine Insel, irgendwie weit weit weg von allem? Wo man vollkommen unerreichbar ist? Eine Insel, irgendwie aus Raum und Zeit und Handynetz gefallen?

Zwar kenne ich die Küsten Nordafrikas und ihre Inseln nicht. Die einzige Insel im Mittelmeer, die mir dazu einfällt und die das alles in sich birgt, die am Ende der Welt liegt, ist Palagruza.

Palagruza kennt jeder Segler dem Namen nach, der im Mittelmeer unterwegs war. Dort gewesen ist kaum einer. Wer im langen Winter vom nächsten Segelsommer träumt, wer in klirrend kalten Januarnächten daheim im Hafenhandbuch schmökert oder sehnsuchtsvoll den Finger über die Seekarte an der Wand gleiten lässt, kennt Palagruza.

Palagruza, nicht mal Stecknadelkopf groß, ein Pünktchen in der Seekarte:
Auf halbem Weg von der italienischen Gargano-Halbinsel zur kroatischen Insel Vis.

Palagruza: Die Insel dort liegt, wo eigentlich gar nichts anderes mehr sein dürfte als nur noch Wasser. Sie liegt mitten in der Adria, wo sie nicht sein dürfte. Ein langer Felsklotz mit nichts anderem drum rum. Das rückt Palagruza in die Liga der wirklich einsamen Inseln. Wie Tristan da Cunha zwischen Afrika und Brasilien mitten im Atlantik. Wie St. Helena. Wie die Amsterdam-Inseln auf halbem Weg zwischen Kapstadt/Südafrika und Hobart/Australien. Eine Insel inmitten von Nichts und Nirgendwo. So eine ist Palagruza.

Meine Reise beginnt an diesem Tag im September morgens um halb fünf in Vieste, dem Hafen ganz im Osten Italiens außen am Sporn des Gargano. In der Dunkelheit tuckert LEVJE aus dem kleinen Hafen. Noch im Hafenbecken, das  etwas tückisch ist, weil nach Süden und Osten um die Leuchtturm-Insel zu voll unmarkierter, unbetonnter Flachs und Untiefen, setze ich im Dunkel das Groß, was sich als richtig erweist. Denn kaum dass wir die Mole erreichen, setzt netter Westwind ein, wo sonst eher Nordwest oder Nordost blasen. Nun also Wind aus West. Ein seltenes Glück. Halber Wind, der uns in der Morgendämmerung schnell nach Norden und von Italien weg schiebt. Zum Glück. Denn über dem Gargano steht, wie seit Tagen schon, die große Gewitterzelle. Und sorgt keine zwei Stunden später dafür, dass Vieste hinter uns in einer dichten Regenwand verschwindet.

Der Westwind setzt kraftvoll ein und kommt anfangs mordswichtig daher. Keine eineinhalb Stunden später ists auch schon wieder vorbei mit dem Spektakel. Noch ein Häuchlein von drei Knoten ist übrig, was im Dunkel 22 Knoten war. Flaute. Also Motor an. Und losgeöttelt mit 4,7 Knoten Richtung Norden, Richtung Insel Vis.

Kurz nach Mittag taucht dann Palagruza am Horizont auf. Genau genommen besteht Palagruza aus vier Inseln: Vela Palagruza, das „große Palagruza“. Mala Palagruza, das „Kleine Palagruza“ und zwei, drei kleinere Inselchen. Klippen. Überspülte Riffe.

Vela Palagruza, die Hauptinsel, erstreckt sich über fast eineinhalb Kilometer, kaum 300 Meter breit. Eine breite Felsbank, die wie ein Riegel von Ost nach West daliegt und die Weiterfahrt nach Norden zu den kroatischen Inseln einfach versperrt. Ein Leuchtturm steht an der Westspitze der Insel auf einem Felskegel in fast 100 Meter Höhe. Den Leuchtturm erbauten um 1875 die damaligen Herren der Insel, die Österreicher, bevor die Insel 50 Jahre später an Yugoslawien kam. Man kann ihn auf zweierlei Arten erreichen, nämlich zu Fuß vom Kiesstrand die steile Treppe hinauf. Oder noch auf eine andere, spannende Art: Während ich mit LEVJE die Felsbank entlang motore, langsam, langsam, denn die Seekarte ist alles andere als genau und vor der Insel liegen gemeine Untiefen, entdecke ich unterhalb des Leuchtturms zwei Stahldrähte, die einfach parallel in ein Meter Abstand vom Grund des Meeres zum Fuß des Leuchtturms auf 100 Meter steil emporsteigen. Ein einfacher Stahlkorb, der daran hängt –  das Ganze ist eine einfache Seilbahn vom Meeresspiegel aus, die den Leuchtturmwärter gewagt, doch weniger schweißtreibend als die lange steile Treppe nach oben an seinen Arbeitsplatz bringt.

Die Landungsstelle. Ein kleines Kiessträndchen, das ebenfalls steil ansteigt. Keine Menschenseele. Nur ein paar Boote. Drei Bojen, die in der Dünung schaukeln. Der Strand des Papstes. Wer weiß denn schon, was Papst Alexander III. am 9. März des Jahres 1177 bewog, genau hier seine Flotte päpstlicher Galeeren Halt machen zu lassen. Trinkwasser? Gabs hier nicht. Verrichtung der Notdurft? Geht vom Galeerenheck besser. Romantik? War noch nicht mal erfunden, ebensowenig wie Burn-out. Er unterbrach hier seine Reise. Genau im Jahr seines Triumphes über den Deutschen Friedrich Barbarossa, der keine zwei Monate später im Norden unterliegen sollte.

Palagruza, 2016: Oben Im Leuchtturm kann man sich einmieten, lese ich im Internet: Ein Zimmer, ein Bad. Mindestens vier Ferienwohnungsvermittler bieten Palagruza an: „Wegen der Entfernung zur Zivilistation ist keine Verpflegung möglich… Auf Palagruza wird Ihnen eine besondere Möglichkeit geboten: Seien Sie für zwei Wochen Robinson, erholen Sie sich von der Zivilisation, geniessen Sie die Einsamkeit, finden Sie zu Ihrem neuen Selbst.“ Ob wir dem wirklich begegnen möchten? Das Ganze ist jedenfalls für die letzte Septemberwoche schon für 490 Euro zu haben. Danach: Ist Palagruza für fünf Monate nicht mehr zu buchen. Obwohl mit einem Klima wie Kreta ausgestattet, ist es wohl die Überfahrt, die in den harten Wintermonaten nicht mehr zu garantieren ist. Wer dort ist, kommt nicht mehr weg. Palagruza ist irgendwie ungezähmt.

Mala Palagruza, das „kleine Palagruza“

Vorsichtig motore ich wieder zurück, nach Osten. Ich versuche, die Durchfahrt zwischen Vela Palagruza und Mala Palagruza zu nehmen. Die Seekarte verzeichnet hier zahlreiche Klippen und Steine, nach zehn Minuten Herantasten breche ich den Versuch, dort hindurchzukommen, ab. Nicht, weil es unmöglich wäre. Sondern weil mir zum Navigieren in diesem Gebiet ein zweiter Mann fehlt, der vom Bugkorb aus einen sicheren Weg durch die Untiefen weist. Hier auf Grund zu laufen, mit meinem Schiff Bruch zu bauen, wäre fatal. Handy-Abdeckung ist hier draußen längst keine mehr, obwohl oben auf der Insel ein Mast aufragt. Im Falle eines Missgeschicks wäre ich ganz allein auf mich gestellt. Ich bin hier in echter Einsamkeit. So scheint es jedenfalls.

Manchmal schreibt das Meer Inszenierungen, die kein Buch, kein Oscar-gekrönter Film, keine Bühne zustandebringen könnte. Beschert Momente von unglaublicher Kraft und Schönheit. Keine hundert Meter weiter entdecke ich zwischen den Felsen ein winziges Schlauchboot. Ein Mann sitzt darin, nur einer, mit großem Strohhut. Der Himmel weiß, wie er sein kleines graues Schlauchboot vertäut, verankert hat am Grund in 10, 20 Meter Tiefe. In der Einsamkeit der Klippen sitzt der Mann mit dem Strohhut auf seinem Schlauchboot und hält eine Angel seelenruhig in der Hand. Sein Gefährt kippt und wippt in den Wellen. Er sieht nicht einmal zu mir herüber, unbeirrt blickt er in dem kleinen wackligen Gefährt auf die Wasseroberfläche, dorthin, wo seine Schnur in die Tiefe führt. Der Fischerkönig am See. Unwillkürlich denke ich an dieses Bild aus dem Parzival Wolframs von Eschenbach, in dem der unerfahrene rote Ritter zum ersten Mal dem einsamen Fischerkönig auf dem See begegnet, ihn aus der Ferne beobachtet. Der Fischerkönig in seinem Boot, allein draußen.

„Einen er im Schiffe sach,
den het an im alsolch gewant,
als ob im dienden elliu lant.“

[Einen sah er auf dem Schiff,
der war gekleidet
als wären ihm alle Länder Untertan]

Anfortas, der wissende, Anfortas, der verwundete Alte, der den Jungen auf die Probe stellen wird. Und der Junge, der versagt, weil er vergisst, die eine Frage zu stellen:

„Herre, wie wiret iuch?“
[Herr, was ist Euch geschehen?]

Langsam gleitet LEVJE weiter nach Osten, Richtung Landspitze, vorbei an überspülten Klippen und Felsen. Vorsichtig halte ich Abstand, folge der 30-Meter-Tiefenlinie, die hier keine 100 Meter von den Felsen der Insel läuft. Als ich mich nach einer Weile umdrehe, ist das Schlauchboot mit dem Mann unter dem Strohhut verschwunden. So wie die Burg Montsalvaesche, als Parzival sie am Morgen verlässt.

An der Ostspitze dann etwas, was aussieht, wie eine geschützte Ankerbucht. Soll ich? Eine Nacht auf der einsamen Insel? Ankern zwischen steil aufragenden Felsnadeln? Nein. Wer weiß, wie das Wetter wird. Und zudem: Ich habe mich nicht ordentlich abgemeldet daheim. Wenn ich mich heute Abend nicht melde, dann heißt das Schindluder treiben mit den Gefühlen derer, denen ich meine Ankunft auf der kroatischen Insel Vis für heute Nacht angekündigt habe.

Nein. Ich lege Ruder Kurs Nord, Richtung des 60 Seemeilen entfernten Vis. Das ich heute irgendwann um Mitternacht erreichen werde. Der Fischerkönig, der wird mich weiter begleiten.

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Wie es ist, auf einem kleinen Segelboot
• Italien
• Griechenland
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Im Download. Als DVD. Hier.

Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

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„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
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Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
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Einhand über die Adria: Von Italien nach Kroatien. Um Palagruza.

Sechs Segelstunden von Italien und von den kroatischen Inseln entfernt: Palagruza taucht am Horizont auf.

Gibt es unter den Inseln des Mittelmeeres eine, die vollkommen unbesiedelt ist und fernab liegt? Nein, nicht einfach nur ein unbesiedeltes, unbehaustes Eiland, das man allenthalben achtlos passiert wie in Kroatien oder Griechenland oder der Türkei? Sondern eine Insel, irgendwie weit weg von allem? Wo man vollkommen unerreichbar sein kann? Eine Insel, irgendwie aus Raum und Zeit und Handynetz gefallen?

Zwar kenne ich die Küsten Nordafrikas und ihre Inseln nicht. Die einzige Insel im Mittelmeer, die das alles in sich birgt, die am Ende der Welt liegt, heißt Palagruza.

Palagruza kennt jeder Segler dem Namen nach, der im Mittelmeer unterwegs war. Wer im langen Winter vom nächsten Segelsommer träumt, wer in klirrend kalten Januarnächten daheim im Hafenhandbuch schmökert oder sehnsuchtsvoll den Finger über die Seekarte an der Wand streifen lässt, der kennt Palagruza.

Palagruza, nicht mal Stecknadelkopf groß, ein Pünktchen in der Seekarte:
Auf halbem Weg von der italienischen Gargano-Halbinsel zur kroatischen Insel Vis.

Palagruza kennt man, weil die Insel da liegt, wo eigentlich gar nichts anderes mehr sein dürfte als nur noch Wasser. Es liegt mitten in der Adria. Nichts anderes drum rum. Das rückt Palagruza in die Liga der wirklich einsamen Inseln. Wie Tristan da Cunha zwischen Afrika und Brasilien mitten im Atlantik. Wie St. Helena. Wie die Amsterdam-Inseln auf halbem Weg zwischen Kapstadt/Südafrika und Hobart/Australien. Eine Insel inmitten von Nichts und Nirgendwo. So eine ist Palagruza.

Meine Reise begann an diesem Tag im September morgens um halb fünf in Vieste, dem Hafen ganz rechts außen am Sporn des Gargano. In der Dunkelheit tuckert LEVJE aus dem kleinen Hafen. Noch im Hafen von Vieste, der etwas tückisch ist, weil nach Süden und Osten zu voll unmarkierter, unbetonnter Flachs und Untiefen, setze ich im Dunkel das Groß, was eine kluge Entscheidung ist. Denn kaum dass wir die Mole erreichen, setzt netter Westwind ein, wo meist eher Nordwest oder Nordost blasen. Nun also Wind aus West. Ein seltenes Glück. Halber Wind, der uns in der Morgendämmerung schnell nach Norden und von Italien weg schiebt. Zum Glück. Denn über dem Gargano steht, wie seit Tagen schon, die große Gewitterzelle. Und sorgt keine zwei Stunden später dafür, dass Vieste hinter uns in einer dichten Regenwand verschwindet.

Der Westwind setzte kraftvoll ein und kommt anfangs mords gewichtig daher. Keine eineinhalb Stunden später ists auch schon wieder vorbei mit dem Spektakel. Noch ein Häuchlein von drei Knoten ist übrig, was im Dunkel 22 Knoten war. Flaute. Also Motor an. Und losgeöttelt mit 4,7 Knoten Richtung Norden, Richtung Vis.

Kurz nach Mittag taucht dann Palagruza am Horizont auf. Genau genommen besteht Palagruza aus vier Inseln: Vela Palagruza, das „große Palagruza“. Mala Palagruza, das „Kleine Palagruza“ und zwei, drei kleinere Inselchen. Klippen. Überspülte Riffe.

Vela Palagruza, die Hauptinsel, erstreckt sich über fast eineinhalb Kilometer, kaum 300 Meter breit. Eine breite Felsbank, die wie ein Riegel von Ost nach West daliegt und die Weiterfahrt nach Norden zu den kroatischen Inseln einfach versperrt. Ein Leuchtturm liegt an der Westspitze der Insel auf einem Felskegel in fast 100 Meter Höhe. Den Leuchtturm erbauten um 1875 die damaligen Herren der Insel, die Österreicher, bevor die Insel 50 Jahre später an Yugoslawien kam. Man kann ihn auf zweierlei Arten erreichen, nämlich zu Fuß vom Kiesstrand die steile Treppe hinauf. Oder noch auf eine andere, spannende Art: Während ich mit LEVJE die Felsbank entlang motore, langsam, langsam, denn die Seekarte ist alles andere als genau und vor der Insel liegen gemeine Untiefen, entdecke ich unterhalb des Leuchtturms zwei Stahldrähte, die einfach parallel in ein Meter Abstand vom Grund des Meeres zum Fuß des Leuchtturms auf 100 Meter steil emporsteigen. Ein einfacher Stahlkorb, der daran hängt –  das Ganze ist eine einfache Seilbahn vom Meeresspiegel aus, die den Leuchtturmwärter gewagt, doch weniger schweißtreibend als die lange steile Treppe nach oben an seinen Arbeitsplatz bringt.

Die Landungsstelle. Ein kleines Kiessträndchen, das ebenfalls steil ansteigt. Keine Menschenseele. Nur ein paar Boote. Drei Bojen, die in der Dünung schaukeln. Der Strand des Papstes. Wer weiß denn schon, was Papst Alexander III. am 9. März des Jahres 1177 bewog, genau hier seine Flotte päpstlicher Galeeren Halt machen zu lassen. Trinkwasser? Gabs hier nicht. Verrichtung der Notdurft? Geht vom Galeerenheck besser. Romantik? War noch nicht mal erfunden, ebensowenig wie Burnout. Er unterbrach hier seine Reise. Genau im Jahr seines Triumphes über den Deutschen Friedrich Barbarossa, der keine zwei Monate später im Norden unterliegen sollte.

Palagruza, 2016: Oben Im Leuchtturm kann man sich einmieten, lese ich im Internet: Ein Zimmer, ein Bad. Mindestens vier Ferienwohnungsvermittler bieten Palagruza an: „Wegen der Entfernung zur Zivilistation ist keine Verpflegung möglich… Auf Palagruza wird Ihnen eine besondere Möglichkeit geboten: Seien Sie für zwei Wochen Robinson, erholen Sie sich von der Zivilisation, geniessen Sie die Einsamkeit, finden Sie zu Ihrem neuen Selbst.“ Ob wir dem wirklich begegnen möchten? Das Ganze ist jedenfalls für die letzte Septemberwoche schon für 490 Euro zu haben. Danach: Ist Palagruza für fünf Monate nicht mehr zu buchen. Obwohl mit einem Klima wie Kreta ausgestattet, ist es wohl die Überfahrt, die in den harten Wintermonaten nicht mehr zu garantieren ist. Palagruza: Ist irgendwie ungezähmt.

Mala Palagruza, das „kleine Palagruza“

Vorsichtig motore ich wieder zurück, nach Osten. Ich versuche, die Durchfahrt zwischen Vela Palagruza und Mala Palagruza zu nehmen. Die Seekarte verzeichnet hier zahlreiche Klippen und Steine, nach zehn Minuten Herantasten breche ich den Versuch, dort hindurchzukommen, ab. Nicht, weil es unmöglich wäre. Sondern weil mir zum Navigieren in diesem Gebiet ein zweiter Mann fehlt, der vom Bugkorb aus einen sicheren Weg durch die Untiefen weist. Hier auf Grund zu laufen, mit meinem Schiff Bruch zu bauen, wäre echt fatal. Handy-Abdeckung ist hier draußen längst keine mehr, obwohl oben auf der Insel ein Mast aufragt. Im Falle eines Missgeschicks wäre ich ganz allein auf mich gestellt. Ich bin hier in echter Einsamkeit.

So scheint es jedenfalls. Keine hundert Meter weiter entdecke ich zwischen den Felsen ein winziges Schlauchboot. Ein Mann sitzt darin, mit großem Strohhut, der Himmel weiß, wie er sein kleines graues Schlauchboot vertäut, verankert hat am Grund in 10, 20 Meter Tiefe. In der Einsamkeit der Klippen sitzt der Mann mit dem Strohhut auf seinem Schlauchboot und hält eine Angel seelenruhig in der Hand. Sein Gefährt kippt und wippt in den Wellen. Er sieht nicht einmal zu mir herüber, unbeirrt blickt er in dem kleinen wackligen Gefährt auf die Wasseroberfläche, dorthin, wo seine Schnur in die Tiefe führt. Der Fischerkönig am See. Unwillkürlich denke ich an dieses Bild aus dem Parzival Wolframs von Eschenbach, in dem der unerfahrene rote Ritter zum ersten Mal dem einsamen Fischerkönig auf dem See begegnet, ihn aus der Ferne beobachtet. Der Fischerkönig in seinem Boot, allein draußen.

„Einen er im Schiffe sach,
den het an im alsolch gewant,
als ob im dienden elliu lant.“

[Einen sah er auf dem Schiff,
der war gekleidet
als wären ihm alle Länder Untertan]

Anfortas, der wissende, Anfortas, der verwundete Alte, der den Jungen auf die Probe stellen wird. Und der Junge, der versagt, weil er vergisst, die eine Frage zu stellen:

„Herre, wie wiret iuch?“
[Herr, was ist Euch geschehen?]

Langsam gleitet LEVJE weiter nach Osten, Richtung Landspitze, vorbei an überspülten Klippen und Felsen. Vorsichtig halte ich Abstand, folge der 30-Meter-Tiefenlinie, die hier keine 100 Meter von den Felsen der Insel läuft. Als ich mich nach einer Weile umdrehe, ist das Schlauchboot mit dem Mann unter dem Strohhut verschwunden. So wie die Burg Montsalvaesche, als Parzival sie am Morgen verlässt.

An der Ostspitze dann etwas, was aussieht, wie eine geschützte Ankerbucht. Soll ich? Eine Nacht auf der einsamen Insel? Ankern zwischen den den steil aufragenden Felsnadeln? Nein. Wer weiß, wie das Wetter wird. Und zudem: Ich habe mich nicht ordentlich abgemeldet daheim. Wenn ich mich heute Abend nicht melde, dann heißt das Schindluder treiben mit den Gefühlen derer, denen ich meine Ankunft auf der kroatischen Insel Vis für heute Nacht angekündigt habe.

Nein. Ich lege Ruder Kurs Nord, Richtung der 60 Seemeilen entfernten Insel Vis. Das ich heute irgendwann kurz vor Mitternacht erreichen werde.

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im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.

Das sagt die Presse über Buch und Film:

„… ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis.“
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015

„… eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man 
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre.“
YACHT im Mai 2015 

„Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe. 
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt.“
SEGELREPORTER im Dezember 2015

„… ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend.“
LITERATURBOOT im Juli 2015

„Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist ‚Einmal München-Antalya, bitte!‘ definitiv zu empfehlen.“


RATGEBER.REISE. im Juni 2015


Interboot legt guten Start hin: 34000 Besucher am ersten Wochenende

Friedrichshafen – „Leinen los“, hieß es am ersten Interboot- Wochenende. Die internationale Wassersport-Ausstellung befindet sich in gutem Fahrwasser: 34 000 Besucher ließen sich bei 471 Ausstellern von Motorbooten, Segelbooten sowie jeder Menge Zubehör und Funsport-Produkten inspirieren. Noch bis Sonntag, 25. September, zeigt die Bootsmesse am Bodensee Neuheiten und Produkte aus der Wassersportbranche und lädt bei zahlreichen Event- und Mitmach- Aktionen zum Erlebnis im und auf dem Wasser ein.

ADAC Messestand Interboot Friedrichshafen

Die ADAC Sportschifffahrt präsentiert ihr Leistungsportfolio in der Halle A1 am Stand 22.

„Wassersport macht Spaß – davon haben sich am ersten Interboot-Wochenende zahlreiche Besucher überzeugt. Wie wichtig das Thema Wassersport und das Testen von Booten ist, hat auch der gute Besuch des Interboot-Hafens gezeigt“, erklärt Messechef Klaus Wellmann. In den acht Messehallen wurden Boote inspiziert, Fachgespräche geführt und Bekleidung und Zubehör eingekauft. „Gerade am Sonntag war wetterbedingt großer Andrang in den Messe-Hallen. Ein besonderer Besucher-Magnet ist unsere neue stehende Welle in Halle B2“, berichtet Projektleiter Dirk Kreidenweiß. Rund 130 Boote liegen direkt am Ufer des Bodensees zum Testen bereit. Am ersten Wochenende boten die Regatten und Sportveranstaltungen darunter die Liquid Quarter Mile, die Interboot Trophy und die Oldtimer Regatta an der Friedrichshafener Uferpromenade Sporterlebnisse zum Mitfiebern.

Die Interboot ist noch bis Sonntag, 25. September 2016 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Interboot-Hafen täglich bis 19 Uhr. Der ADAC präsentiert auch in diesem Jahr sein Leistungsportfolio, z.B. die bootstouristischen Informationen (BTI), sein Yachtcharter Vergleichs- und Buchungsportal und das ADAC Marina-Portal in der Halle A1 am Stand 221. Die Halle B1 ist am Donnerstag zum Sunset Shopping bis 21 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet regulär 12 Euro, ADAC Mitglieder zahlen gegen Vorlage der Mitgliedskarte 10 Euro. Die Familienkarte ist für 28 Euro erhältlich. Kinder zwischen sechs und 14 Jahre bezahlen 5 Euro. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.interboot.de und www.facebook.de/interboot.

ADAC Yachtcharter: jetzt mit Schiffstypensuche

Bei der Suche nach der passenden Charteryacht wird in den meisten Fällen zunächst das Revier gewählt, bevor das Augenmerk auf die Yacht gerichtet wird. Bei manchen Suchanfragen ist jedoch auch ein ganz bestimmter Schiffstyp gefragt, z.B. wenn ein entsprechender Schiffskauf geplant ist und das Modell zuvor im Rahmen eines Chartertörns auf Stimmigkeit zu den Bedürfnissen des neunen Eigners getestet werden soll. Für diese Klientel wartet das ADAC Yachtcharter Vergleichs- und Buchungsportal nun mit einem neuen Feature auf: mit der Schiffstypen-Suche bekommt der Charterkunde alle Schiffe des gewünschten Modells gelistet und kann so schnell sehen, wo eine Probefahrt der begehrten Yacht möglich ist.

Schiffstypensuche Yachtcharter

Bei der Suchanfrage einfach „Weltweit“ und Wunschtermin eingeben, in der Trefferliste kann dann nach Hersteller und Typ gefiltert werden.

Neben der Schiffstypen-Suche kann das Suchergebnis auch beispielsweise nach dem Revier, der Kojen- beziehungsweise Kabinenzahl oder auch nach dem Preis verfeinert werden.

Mit der ADAC Plattform können weltweit die Angebote von mehr als 10 000 Haus-, Segel- und Motorbooten an mehr als 400 Standorten verschiedener Charterflotten verglichen und gebucht werden. Die Belegungen sind tagesaktuell dargestellt, der Kunde sieht also sofort die tatsächlich verfügbaren Schiffe. Bereits heute sind mehr als 12 000 Kundenbewertungen abrufbar und geben dem Charterkunden so noch mehr Sicherheit bei der Auswahl der richtigen Flottenbetreibers.

ADAC Mitglieder erhalten bei der Buchung über die ADAC Yachtcharter-Suche einen Dauerrabatt von fünf Prozent auf den Online-Listenpreis. Außerdem profitieren ADAC Skipper ständig von Frühbucher- und Last-Minute-Rabatten sowie Sonderangeboten. Im Online-Portal des ADAC ist unter www.adac.de/yachtcharter alles Wissenswerte eingestellt.

„Just married“

Liebe Leser, wenig und unregelmäßig gibt es leider von uns zu lesen. Bis zu den Ohren stecken wir in den Vorbereitungen zu unserem Charterbusiness, das noch in diesem Jahr auf den Bahamas starten soll. Ein paar Dinge wollen wir dann…