Monat: September 2014

Top 10 der meistbenutzten Baustellensätze

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10. “Musst du das vorher nicht abkleben?”

9. “Katharina, geh mir nicht auf den Piss!”

8. “Brauchst du meine kleinen, zarten Frauenhände für diesen Fummelkram?”

7. “Feierabend?”

6. “Ein Kaffee wär jetzt gut …”

5. “Ich dachte, du wolltest das so und so machen?!”

4. “Boah, ist das heiß hier!”

3. “Boah, ist das kalt hier!”

2.”Ich brauche n 13er- Schlüssel! Wo ist eigentlich der 13er-Schlüssel?”

und der am häufigsten benutzen Sätze ist auf Platz

1. “Ach komm, was soll’s, das ist ja schnell gemacht!”

Frisches Wasser, ein neuer Rekord, und kein WLAN

Und weiter gehts. Henriks und meine Wege trennen sich in Köpmannebro. Für ihn gehts schon weiter Richtung Süden, doch ich möchte mir noch ein wenig den Vänern geben. Also gehts bei strammem Wind von hinten nach Norden. Es bläst mir guten 20kn. Schnelles vorankommen ist also garantiert. Und auch der Vänern zeigt dabei mal Zähne. Es steht eine wirklich ekelhafte Welle, auch wenn ich mir gar nicht so wirklich erklären kann wieso. Das Wasser ist weitgehend tief und durch die gigantischen Ausmaße des Sees müsste das Ganze bei fast 40sm Windanlaufstrecke auch deutlich langwelliger aussehen. Aber sei´s drum, der ganze Kram kommt ja zum Glück nicht von vorn.

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Ich befinde mich mitten in Schweden. Es ist Ende August. Und es ist absolut keine Sau unterwegs. Den ganzen Tag treffe ich, von Henrik mal abgesehen, kein einzigen anderen Segler. Im Bottnischen Meerbusen habe ich damit ja noch gerechnet, aber hier? Naja, stört mich nicht, macht das Einhandsegeln etwas weniger anstrengend. Am Nachmittag komme ich dann in Åmal, einer schwedischen Kleinstadt, an. Auch hier ist nicht wirklich was los. Aber die Gebäude um den Hafen herum sind ganz nett. Von der Anordnung fühle ich mich ein wenig an so eine klassische Wildweststadt erinnert. Vielleicht auch eher vom Menschenaufkommen her… Später sehe ich dann doch noch ein Boot. Jøran, der Norweger den ich schon in Forsvik im Kanal getroffen habe, kommt mit seiner Frau an. Auch er hat sich ja an Rund Ostsee versucht, es gibt also genug Gesprächsstoff für einen zweiten Abend. Unter anderem lerne ich, dass Åmal in ganz Schweden als Sinnbild für eine verschlafene Kleinstadt gilt. Es gab da mal einen Film namens “F….ing Åmal”… Das erklärt so einiges… Da hier aber nix los ist, ist die Stadt auch perfekt für einen Hafentag zum Entspannen geeignet bevor es weiter geht…

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Heute ist der Wind dann mal wieder schwachbrüstig unterwegs. Irgendwann dann sogar ganz weg. Dafür hat er 22 Grad und den Sommer da gelassen. Ha! Hab doch gesagt, dass der Sommer auch in Schweden noch nicht vorbei ist. Kurze Hose raus, Motor an, und langsam gen Süden getuckert. Und weil motoren ja langweilig ist, kommt man dabei auf dumme Ideen. Der Vänern ist doch ein Süßwassersee und Trinkwasserreservoir. Warum also nicht einfach mal…. Volltreffer! Ich zapfe mir eine schöne Flasche kaltes Quellwasser…oder so ähnlich. Bevor mir noch mehr Flausen einfallen gehts aber in den nächsten Hafen. Mal wieder einer von der guten Sorte. Dalbergså liegt kurz hinter der Mündung eines kleinen Flusses in den Vänern. Man liegt an einem Steg neben einem Wald und einigen Häusern. Die Enten ziehen über das Wasser, die Sonne brennt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Außerdem sind Jøran (+Anhang) und ich hier völlig allein. Ich schwinge mal den Kochlöffel für alle und wir genießen die Ruhe an diesem Platz. Ob es hier in der Hochsaison wohl genau so idyllisch ist? Egal, denn für uns zählt nur dieser Moment. Dalbergså ist landschaftlich völlig untypisch für Schweden.Vielleicht macht das diesen Ort nach Monaten voller Felsen und Nadelwäldern auch so außergewöhnlich. Mit der Flußmündung, dem Laubwald, den Hügeln am Horizont. Vielleicht fällt es deswegen auch so auf. Und damit stellt der Hafen einen neuen Rekord auf. Innerhalb von 5 Tagen bin ich jetzt zum 3 mal der Meinung, dass das nun aber wirklich der schönste Platz bisher sein muss. Der Gedanke so schnell wie möglich wieder hier her zu fahren verfestigt sich bei mir. Monate des Seesegelns und dann vergucke ich mich ausgerechnet in einen Binnensee! Also wirklich mal…

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So kann das nicht weitergehen. Also weiter Richtung Trollhättan-Kanal. Ich lande in Vänersborg, ganz in der Südwest Ecke des Vänern. Die Stadt scheint sehr industriell geprägt. Perfekt als Idylle Gegenprogramm geeignet. Vor dem Hafen wartet aber die ersten beiden Brücken des Kanals auf mich. Unter der ersten passe ich noch durch, aber bei der zweiten muss ich dann doch mal das Funkgerät bemühen. Nur antwortet leider keiner. Als dann ein Schwede auf der anderen Seite der Brücke ebenfalls warten muss und auf schwedisch fragt, bekommt er sofort eine Antwort. Der Teufel ist ein Eichhörnchen….

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Vänersborg ist nicht mal hässlich. Die Stadt macht einfach einen so unspektakulären Eindruck, dass ich mich gar nicht lange dort aufhalte, sondern lieber an Bord gammel. Und dann habe ich noch so ein Erlebnis der dritten Art. So dämlich, dass es schon fast wieder lustig ist. Der Hafen soll WLAN haben. Perfekt! Schließlich habe ich einen Blog zu führen. ;-) Also los und beim Hafenmeister der Code besorgt. “Kein Problem” sagt er, aber das kostet extra. Das ist nun für mich wiederum kein Problem, schließlich sind die WLANS in Schweden sehr rar und ich muss ja mal wieder ein Video hochladen. Also für den Code gelohnt und zurück aufs Schiff. Und, wie sollte es anders sein, das Netz funktioniert nicht. Also zurück zur Hafenbude gewackelt. Und da klärt mich der Kollege, der mir eben noch 50kr fürs Internet abgenommen hat, auf, “Ja, das Internet funktioniert schon seit mehreren Wochen nicht wirklich”. Ich bin so perplex, dass ich nicht mal daran denke mein Geld zurückzuverlangen. Als ich die Geschichte dann mit anderen Gastliegern teile, bekomme ich wenigstens ein Trostbier und wir alle aus dem Lachen nicht mehr raus. Das ganze hat mich irgendwie an folgende Szene aus dem “Little Britain” Spin-off “Come fly with me” erinnert: (englisch)

Und so geht der Vänern zuende. Ein ganz tolles Revier mit einzigartig schönen Häfen, frischem Wasser, keinem WLAN, und einem neuen Fan.

 

Auch der "kleine" Binnensee hat Zähne.
Aber heute kommt ausnahmsweise mal alles von hinten.
Und die Schauer bleiben vor mir.
Grafitti mal anders.
Nix los in Åmal.
Wildweststimmung.
Nur der vorbeirollende Strohballen fehlt.
Schön ist es trotzdem.
Einen Besuch in Åmal kann man empfehlen.
Morgenstimmung.
Trinkwasserprobe.
Und relaxen unterwegs.
Dalbergså ist schon wieder so ein Juwel.
Der kleine Flusshafen ist so friedlich
und landschaftlich untypisch für Schweden.
Dass er einen neuen Rekord bildet.
Lange genießen wir gemeinsam die Ruhe.
Dalbergså.
Die letzten Segelmeilen vor dem nächsten Kanal.
Die Brücken von Vänersborg.
Sand im Getriebe oder im Ohr?
Vänersborg ist eine Industriestadt....
...mit einer Hafenmeister-Knalltüte. Spaß haben trotzdem alle.
Das wars mit dem Vänern und mir fürs Erste!

Binnensegeln

Wenn ich aus dem Hafen von Sjötorp in den Horizont schaue sehe ich nichts als Wasser. Man vergisst hier leicht, dass man eigentlich auf einem See unterwegs ist. Der Vänern ist der größte See Skandinaviens, ein gigantischer Trinkwasserspeicher und ein hervorragendes Segelrevier. Von Anfang an hatte ich vor hier nicht nur durchzurasen, doch wie toll der See tatsächlich ist hätte ich nicht gedacht.

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Also los gehts. Ich verlasse Sjötorp. Der Kanal steht still und die Sonne schaut auch mal wieder vorbei. Heute ist auch nur ein kleiner Schlag vorgesehen. Muss mich ja erstmal wieder ans Segeln gewöhnen. ;-) Es geht nach Mariestad. Schon komisch. Ich hatte mich schon so dran gewöhnt, dass das Boot dauernd voller Fender, Leinen, Bootshaken und dem anderen ganzen Schleusenkram liegt. So mit Genauschoten und klarem Deck gefällt mir das Ganze gleich viel besser. Mariestad selbst ist irgendwie mehr so mäßig spannend, aber egal. Wenigstens das einheimische Bier schmeckt. Henrik, mein dänischer Kanalfreund, und ich versuchen allerdings leider vergeblich die Brauerei zur Besichtigung zu finden. Obwohl ich nur 2 Wochen im Götakanal war, ist es irgendwie komisch wieder “draußen” zu sein.

Leider hat der Sommereinbruch nur kurz angehalten. Schon am nächsten Tag regnet es eigentlich pausenlos durch. Also einen Tag Pause eingelegt, bevor es weiter auf den Vänern geht. Im Süden gibt es einen großen Schärengarten, dahin soll es heute gehen. Und weil der Wind von vorne kommt, wird die Strecke extra lang. Endlich wieder Segeln! Ich möchte die Kanalerfahrugen weißgott nicht missen, aber ich hatte schon fast vergessen wie schön es ist so lautlos dahinzugleiten. Wie soll das denn erst werden wenn ich wieder zuhause bin und nur die Wochenenden wieder ganz normal besegelt werden? Solche Gedanken bekomme ich in letzter Zeit öfter. Obwohl ich noch einen ganzen Monat Zeit habe, rückt das Ende immer näher.

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Irgendwann taucht dann ein riesiger weißer Fleck an der Küstenlinie auf. Das Schloss von Läcko. Es trohnt eindrucksvoll an der Einfahrt des Schärengartens. Schären gibt es viele, aber das Schloss hier nur einmal. Zwar stand im Revierführer was vom “eindrucksvollen Schloss”, aber das tut es sinngemäß auch oft bei jedem vorzeitlichen Reihenhaus. Aber das ist hier tatsächlich mal was besonderes. Selbst das Schloss von Vadstena stellt es in den Schatten, wenn man hier auch nicht direkt im Burggraben anlegen kann. Aber zumindest direkt davor… Auch wenn mein Kulturbedürfnis für diesen Sommer eigentlich schon mehr als gedeckt ist, schaue ich mir das Schloss auch noch an. Spätestens seit St. Petersburg mit den Massen an Gold und Kunst kann ich da eh nix mehr wirklich beeindrucken, doch die Ausstellung ist wirklich sehenswert. Das Innere wurde seit dem 17. Jhd. fast nicht verändert und es wird sich auf das Leben in einem solchen Schloss konzentriert. Und das ist wirklich mal ein Unterschied zu vielen anderen Gemäuern, wo man hauptsächlich mit Namen und Jahreszahlen aus der individuellen Geschichte bombardiert wird.

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Abends kommt dann die Ka´Li auch wieder dazu. Ansonsten ist nicht viel los. Überhaupt habe ich nur 1 anderes Segelboot heute auf dem Wasser gesehen. Ein Deutscher… Es scheint, als stellen die Schweden wirklich die Boote Punkt Mitte August in die Garage. Viel los ist auch im Hafen nicht und wir genießen einen herrlichen Abend im Cockpit am Fuße des Schlosses. Und ich bin mir sicher, dass das heute der schönste Hafen der Reise bisher ist.

Aber auch der schönste Hafen der Reise muss irgendwann verlassen werden. Heute geht es mal total raus in Blaue, denn sowohl meine als auch Henriks Karten sagen nicht wirklich viel über das Westufer des Vänern aus. Nur das kleine Bildchen im schwedischen Gästehafenverzeichnis zeigt, dass es dort einen Platz gibt, der ganz besonders nett aussieht. Bei leichtem Wind machen wir uns also auf den Weg. Irgendwas ist schon seit Sjötorp aber irgendwie anders beim Segeln. Heute, wo ich kaum auf 4kn Geschwindigkeit komme, merke ich auch was es ist: Ich hab keine Termine mehr. Wie schon mal erwähnt, war das Saisonende des Göta Kanals ja das letzte fixe Datum. Ab jetzt trödel ich nur noch vor mich rum.  Weit ist es ja auch nicht mehr bis in heimatliche Gewässer…. Als der Wind dann irgendwann mal zunimmt, hat er gleich ein kleines Gewitter im Gepäck. Super, den Hafen schon in SIchtweite, alle anderen schon trocken am Kai, und um mich herum krachts. Der begossene Pudel. Das gute an Gewitterschauern: Sie gehen vorüber.

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Vorsichtig taste ich mich in das Fahrwasser am Westufer hinein. Ein Schild verkündet, dass hier der Dalsland-Kanal beginnt. Da der gesuchte Hafen vor der Eingangsschleuse liegt, bin ich also schon mal richtig. Die letzte Meile wird vielleicht zur schönsten der gesamten Reise bisher. Die Abstände zum Ufer kann man nicht mehr in Metern, sondern nur noch in Dezimetern messen. Gleichzeitig wirkt alles wildromantisch verlottert. Ganz anders als der rausgeputzte Göta Kanal. Das letzte Hindernis auf dem Weg ist eine Eisenbahnbrücke. Die hatte uns eigentlich davon abgehalten hier hin zu fahren, aber der Fischer in Läcko hatte Recht, und sie kann sich auf Anfrage öffnen. Das geht mittels einer Gegensprechanlage. Die Dame am anderen Ende klingt zwar ganz sympathisch, plärrt aber so dermaßen laut aus dem schlecht eingestellten Lautsprecher, dass ich vor Schreck fast rückwärts über Bord falle. Dafür macht sie aber sofort auf. Keine 500m weiter, schaut es dann zunächst so aus, als ob es nicht weiter geht, aber dann sehe ich dort die Ka´Li und das heutige Ziel. Köpmannebro. Hier beginnt der Dalsland-Kanal. Der ist eigentlich kein richtiger Kanal, sondern nur einzelne Stücke die eine Seenplatte miteinander verbinden, und soll sehr schön sein. Auch mir gefällt es mir vom ersten Moment an so gut, dass ich kurz überlege einen Abstecher hier rein zu machen. Hier endet die Saison allerdings genau morgen früh. Den Plan muss ich also verschieben. So habe ich aber wenigstens einen Vorwand um noch mal hier her ins Binnenland zu kommen, denn mir gefällt es wirklich sehr. Der Hafen, eigentlich nur ein Holzsteg zum warten vor der Dalslandschleuse liegt ein einem tiefen Felseinschnitt, von 3 Seiten von hohen Bäumen umgeben.  Dadurch bekommt man von den Häusern drumherum eigentlich überhaupt nichts mit. Die Schleuse selbst macht einen ebenso verwirrterten Eindruck. Ein ganz eigenartiger und wildromantischer Platz. Es ist still, es ist einsam. Natur und Industriegeschichte direkt nebeneinander. Besser geht es nicht. Dazu eiskaltes Bier und selbstgegrillte Hamburger. Jetzt geht es aber wirklich nicht besser. Und schon wieder glaube ich, dass das nun aber der schönste Platz der Reise ist. Der Vänern gefällt mir mit jeder Minute immer besser.

 

Goodbye Göta Kanal!
Schon fast ungewohnt. Angeschlagene Genuaschoten und ein klares Deck.
Der Dom von Mariestad.
Ausgepackte Segel. Ein ungewohnter Anblick.
Mariestad. Der Sommer schaut noch mal kurz vorbei.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Mariestad.
Die Innenstadt ist wenig spannend...
Der Name ist Programm!
Dicke Schauer ziehen am nächsten Tag vorbei.
Der Kinnekulle Berg. EIne weithin sichtbare Landmarke am Vänern.
Fast schon mystisch anmutend taucht Schloss Läcko vor mir auf.
Liegeplatz in erster Reihe.
Ein traumhafter Platz.
Natur auf der anderen Seite.
In der kleinen Bucht liegt noch ein nachgebautes Wikingerschiff.
Der Schlosshof.
Läckö Slot.
Ausgestellt ist vor allem das Leben im Schloss.
Läckö Slot.
...Auch das der Bediensteten.
Das Schloss ist weitgehend im Originalzustand.
Läckö Slot.
Der Königssaal. Ebenfalls im Originalzustand.
Wirklich beeindruckend. Selbst vergleichen mit der Eremitage.
Ah, kennste!
Das Beste Exponat im Schloss.
Jagdwaffen der Rennaissance
The buffet is not included - Schade.
Das Wasser wird direkt au dem Vänern hochgeholt.
Der Schlossgarten.
Sehr nett gemacht.
Auch ein Spaziergang in die Umgebung dard nicht fehlen.
...bevor es weiter durch die Binnenschären geht.
Der Fischerort Spiken.
Klare Ansage!
Spannende Durchfahrt.
Sogar eine richtige Reperaturwerft gibt es hier im Binnenland noch!
Leuchtturm Närven.
Kennt ihr den?
Meine dänische Begleitung.
Nonsuch.
Nonsuch.
Nonsuch.
Das beste Gefühl der Welt. Mindestens.
Das hätte jetzt nicht sein müssen.
Und das soll die Einfahrt sein? Sah im Führer irgendwie netter aus...
...täuscht aber!
Der Kanal ist traumhaft verschlafen und klein.
Die Brückendame schreit mir herrlich schön ins Ohr.
Öffnet dafür aber auch sofort.
Noch ein kleines Stück...
...Durch dieses verwunschene Stück Schweden.
Dann mache ich direkt vor der Schleuse Köpmannebro fest.
Köpmannebro.
Köpmannebro.
Hier werde ich bestimmt wieder her kommen!

Musik an Bord: Bombay Bicycle Club

Auch als erklärter Freund elektronischer Tanzmusik passt an Bord meistens einfach am aller besten Rockmusik. Also möchte ich euch noch mal etwas davon vorstellen, was ich hier in Schweden aufgeschnappt habe. Es geht um die  Indie-Rockband “Bombay Bicycle Club”. Wer dahinter jetzt einen indischen Konditionssportverein oder orientalische Klänge vermutet wird allerdings eines Besseren belehrt.Die Jungs kommen aus London und machen herrlich leichten Rock, der zum In-den-Hotizont-starren und träumen einläd, ohne dabei aber einschläfernd zu wirken. Fein im Ohr und Abgang. Eine hervorragende Begleitung dazu ist ein 2014´er Becks sowie ein frischer Am-Wind Kurs. ;-)

Hört mal rein!

Bombay Bicycle Club auf Soundcloud

 

 

In der Zwischenzeit: Das Haus

Am meisten Zeit hat neben der Bootsbaustelle das Haus von Johannes in Oberndorf gekostet. Der Kauf 2012 ist, wie so oft bei Johannes, eine spontane Entscheidung gewesen und passte natürlich überhaupt nicht in den Plan. Andere Segler, die auf große Fahrt gehen wollen, stoßen alle Besitztümer ab, Johannes hat mit dem Haus Eigentum angehäuft und das auch noch mit 26 Jahren.

Warum die alte Schmiede und der Ort ihn aber angezogen haben und weshalb wir diese Entscheidung bis heute nicht bereut haben, obwohl Johannes täglich drei Stunden im Zug zur Arbeit hin und her pendeln musste, lest ihr hier (LINK).

Damit wir aber trotzdem relativ unbelastet lossegeln können, soll zumindest eine der zwei Wohnungen vermietet werden. Mit der Hilfe von Johannes Eltern Gabi und Manfred haben wir die untere Wohnung weitgehend modernisiert. Die beiden haben ihren Jahresurlaub auf unserer Baustelle verbracht und wir können nicht mit Worten ausdrücken, wie dankbar wir für ihre große Unterstützung sind!

Als weiteres Geschenk haben wir recht kurzfristig in Mellie und Daniel fantastische Mieter gefunden, die sich wie wir in die Schmiede verliebt haben und sogar die Restarbeiten übernehmen, sodass wir ruhigen Gewissens losfahren und die letzten Tage vor der Abfahrt in großen Teilen “Maverick” widmen können.

Hier die Highlights im direkten Vergleich:

Das Bad hat wohl die krasseste Wandlung durchgemacht, eine kleine Zeitreise von den 70er-Jahren in die Gegenwart. Wir haben nicht nur zwei Wände rausgehauen, Manfred hat auch überall Isolierungen angebracht, damit man im Bad nicht mehr frieren muss, und das ganze Ding gefliest. Außerdem gibt es keine Durchsicht mehr vom Flur aus.

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In den Flur haben Johannes’ Bruder Tobi, Manfred und Johannes Licht gebracht, indem sie die alte Holzvertäfelung durch eine helle Decke mit versenkten Spots ersetzt haben.

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Die alte Küche (auch im 70er-Stil) war uns zu klein und dunkel. Die neue Küche befindet sich deshalb im alten Schlafzimmer, das wesentlich größer ist und den ganzen Tag über Sonne hat. Hier musste nicht nur gefliest und eine Küchenzeile aufgebaut werden, sondern es fehlte Starkstrom und sämtliche Wasserleitungen. Weil wir an der Oste einen hohen Grundwasserspiegel haben, sind einige Wände feucht. Deshalb hat Manfred die Küchenwände mal eben trocken gelegt.

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Im Anbau mit Sauna gab es keinen richtigen Boden, also hat Manfred erstmal einen Estrich reingehauen. Außerdem konnte man bis ins Dach hochgucken, weil es keine Decke gab. Somit war der Anbau schweinekalt. Mittlerweile ist eine Decke eingezogen und auch ein Großteil der Wände ist mit Rigips verkleidet worden. Leider waren die Deckenbalken teilweise kaputt oder sogar durchgebrochen, deshalb hat Johannes eine Verkleidung gebaut. Das Dach ist mittlerweile auch nicht mehr mit einer mobilen, sondern permanenten Stütze gesichert.

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Pic of the Day: Die vergessenen Inseln: Cleopatra’s Island. Wo der Sand in der Türkei am schönsten ist.

Kleopatra sagen Historiker neuerdings nach: sooo schön wie die letzten 2000 Jahre behauptet, sei sie ja nun doch nicht gewesen. Neuere Lehrmeinungen gehen sogar davon aus, sie sei ausgesprochen hässlich gewesen. Das ist insofern bemerkenswert, weil sich der Berufsstand der Historiker bisher eher weniger mit Wortmeldungen zu DSDS-Kandidatinnen oder „Miss-Sachsen“-Wahlen hervorgetan hat.

Unstreitig ist von Kleopatra zweierlei: Dass sie erstens gleich ein Paar spektakuläre Liebschaften hingelegt hat, wie man weiß: Julius Caesar und später Marc Anton. Und dass sie zweitens genau dadurch „Haus und Hof“ verspielt hat, denn sie war die letzte Herrscherin aus dem Geschlecht der Ptolemiden. Und danach fiel das stinkreiche Ägypten an Rom, genauer gesagt: in den persönlichen Besitz des Octavian, des Cleverles, das die Welt wenige Jahre später Augustus nennen sollte.

Aber soweit sind wir mit unserer Geschichte noch nicht. Noch ist alles glücklich. Julius Caesar ist tot, der gemeinsame Sohn Caesarion lebt (noch), Marc Anton und die alleinerziehende Kleopatra haben sich gefunden. Und verbringen so eine Art „Honeymoon“ auf einer kleinen Insel im Gebiet der heutigen Türkei: auf Sehir Adasi im Golf von Gökova. Und weil der galante junge Mann seiner hübsch-hässlichen Geliebten die Welt zu Füssen legen wollte, ließ er den feinsten und weissesten Sand auf diese Insel schaffen. Wie es heißt: auf Kamelen. Und aus Nordafrika.

Und dieser Sand ist so weiß und so fein, dass er noch heute Unmengen an Sandfans anzieht, so dass sich das türkische Tourismus-Ministerium vor einigen Jahren gezwungen sah, einzuschreiten: es ließ untersagen, dass fürderhin Sand von der Insel als Souvenir mitgenommen und entfernt wird.

Wir wissen nicht, was an dieser Geschichte wahr ist. Vermutlich ist es eine Legende, aber keine richtig alte, wie die unten von Phokas, sondern eine, die man heute „moderne Großstadtlegende“ nennt. Sie wissen schon: ersonnen von irgendeiner schlauen Marketing-Abteilung. Aber: vielleicht steckt ja auch in dieser Legende – wie so oft – „ein Körnchen“ Wahrheit.

Will ich unbedingt hin! Nämlich hierher!

Die vergessenen Inseln: Agios Fokas. Oder: Eine Insel für den Heiligen der Seefahrer.

Wer sich in Monemvasia auf den Motorroller setzt und auf der Landstraße die Ostküste des Peloponnes lustvoll nach Süden knattert, der kommt dort, wo die Straße immer enger und schmaler wird und schließlich ganz endet, nach Agios Fokas, zur Insel des Heiligen Phokas. 

Nicht, dass der Heilige Phokas dort wirklich gelebt hätte: Der war eigentlich Gärtner in Sinope am Schwarzen Meer. Historisch gesehen gehört er in die Reihe der Märtyrer der großen Diokletianischen Christenverfolgung zu Beginn des 4. Jahrhundert, wie die Heilige Katharina, der Quirin und andere Prominente. Noch einmal, und paradoxerweise nur zehn Jahre, bevor das Christentum als Staatsreligion offiziell durch Konstantin eingeführt wurde, bäumte sich der römische Machtapparat auf und versuchte, das Christentum abzuschütteln wie ein gepeinigter Hund die Flöhe. Vor allem aus Staatsdienst und Verwaltung sollten Christen entfernt werden. Wer im Westen des Reiches nicht abschwor, wurde in die Bergwerke deportiert. Im Osten des Reiches aber war die Verfolgung grausam und blutig, und Phokas war vermutlich eines ihrer Opfer.

Die Heiligenlegende des Phokas ist schnell erzählt, jedenfalls die wichtigste von Ihnen: Soldaten hatten den Auftrag, Phokas zu suchen und zu töten. Müde von der Suche, kehrten sie bei einem Gärtner vor der Stadt ein, der sie aufnahm und bewirtete – Phokas. Als der erfuhr, dass die Suche ihm galt, ging er in seinen Garten, hob ein Grab aus, betete die Nacht, gab sich am Morgen den Soldaten als der Gesuchte zu erkennen. Und wurde enthauptet.

Damit endete ein Leben. Wie die Legende erzählt, mit großer Standhaftigkeit in großer Bedrängnis. Und weil die Erfindung der Spaßgesellschaft noch nicht sooo lange her ist und in der Menschheitsgeschichte „Leben in Bedrängnis“ immer ganz oben auf der Tagesordnung stand und immer noch steht: Deshalb begann das zweite Leben des Phokas mit einer Legende. Und die machte ihn zum Helfer und Patron der Gärtner und Seefahrer, die ihm auch hier, auf dem vergessenen Inselchen von Agios Fokas, einen Ort der Bitte und des Dankes erbauten. 
Und wer weiß: vielleicht trägt der Wind, der immer durch das stille Kirchlein weht und den blauen Vorhang bauscht, so manchen Wunsch an einen fernen Ort, wo er gehört wird.